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111 Orte im Stuttgarter Umland, die man gesehen haben muss: Reiseführer
111 Orte im Stuttgarter Umland, die man gesehen haben muss: Reiseführer
111 Orte im Stuttgarter Umland, die man gesehen haben muss: Reiseführer
Ebook579 pages2 hours

111 Orte im Stuttgarter Umland, die man gesehen haben muss: Reiseführer

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About this ebook

Im Ländle trifft Traditionsverbundenheit auf Innovation und Sparsamkeit auf Genuss. Im Umland der Landeshauptstadt erinnern Römervillen und Keltengräber an die Vorzeit, beweisen Missionarsstube und Afrika-Haus Weltoffenheit, zeugen Turmuhren und Gravitationskelter von Tüftlersinn und anderen schwäbischen Tugenden. Die Orte und Landschaften rund um Stuttgart halten manche Überraschung bereit – hier warten
schiefe Türme und Amortempel, geheimnisvolle Fratzen im Wald, Vulkan-Embryos und Kunst im Quadrat auf Entdeckungsreisende.
LanguageDeutsch
PublisherEmons Verlag
Release dateAug 1, 2016
ISBN9783960410645
111 Orte im Stuttgarter Umland, die man gesehen haben muss: Reiseführer

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    111 Orte im Stuttgarter Umland, die man gesehen haben muss - Gabriele Kalmbach

    111 Orte im Stuttgarter Umland, die man gesehen haben muss

    Gabriele Kalmbach

    emons: Verlag

    Impressum

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    © Emons Verlag GmbH // 2016

    Alle Rechte vorbehalten

    Texte: Gabriele Kalmbach

    © der Fotografien: Gabriele Kalmbach, außer:

    S. 19, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg;

    S. 29, Bietigheim-Bissingen Presseamt;

    S. 47, Stadtverwaltung Bönnigheim;

    S. 49, Sigrid Haug/Schwäbisches Schnapsmuseum Bönnigheim;

    S. 61, Stadtwerke Esslingen; S. 73, Timo Denz/The Ladies Diner;

    S. 77, Peter Schwarzkopf/Fellbacher Schnittrosen Gärtnerei Perter Schwarzkopf;

    S. 131, 141, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg;

    S. 153, Stadt Marbach am Neckar

    © Covermotiv: weter777/Depositphotos.com

    Gestaltung: Emons Verlag

    Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL

    ISBN 978-3-96041-064-5

    E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag

    Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons:

    Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

    Inhalt

    Vorwort

    1_Die Baumgesichter | Aichtal-Neuenhaus

    Ein Fratzenweg im Wald

    2_Das Zuchthäusle | Aichwald-Aichschieß

    Gretchen im Knast

    3_Die Dorfkirche | Aichwald-Krummhardt

    Bauernbarock im Schurwald

    4_Der Venusberg | Aidlingen-Lehenweiler

    Wo Schafe zählen

    5_Die Schlossküche und das Badezimmer | Bebenhausen

    Technische Denkmäler des Wohnkomforts

    6_Der Schreibturm | Bebenhausen

    Im wilden Wald des Ranzenpuffers

    7_Der Flossi | Besigheim

    Immer an der Wand lang

    8_Die Stauferstele | Besigheim

    Stauferitis in Baden-Württemberg

    9_Die Fassadenmalerei | Bietigheim-Bissingen

    Bunte Quader am Hexentürmle

    10_Das Hexenwegle | Bietigheim-Bissingen

    Hochwasserschutz Marke Eigenbau

    11_Der Japangarten | Bietigheim-Bissingen

    Der Leibarzt des Tenno

    12_Das Schwätzgässle | Bietigheim-Bissingen

    Bruddeln, bruddeln, bruddeln

    13_Das Viadukt | Bietigheim-Bissingen

    Ein Eisenbahnpionier macht Dampf

    14_Villa Visconti | Bietigheim-Bissingen

    Das Haus der Köpfe

    15_Das Württemberger Wappen | Bietigheim-Bissingen

    Hirschstangen und Heidenkopf

    16_Das Fleischermuseum | Böblingen

    Fett im Geschäft

    17_Das Flugfeld | Böblingen

    Pioniertage der Luftfahrt

    18_Die Zehntscheuer | Böblingen

    Zinnfiguren ziehen in die Schlacht

    19_Museum Sophie La Roche | Bönnigheim

    Deutschlands erste Erfolgsautorin

    20_Das Schnapsmuseum | Bönnigheim

    Schwaben brennt

    21_Das Fürstengrab | Eberdingen-Hochdorf

    Luxus und Lifestyle der Kelten

    22_Kunstwerk | Eberdingen-Nussdorf

    Die Sammlung Alison und Peter W. Klein

    23_Das Bahnwärterhaus und die Villa Merkel | Esslingen am Neckar

    Weichen stellen

    24_Die Burgstaffel | Esslingen am Neckar

    Nonnen und Mönche auf dem Dach

    25_Das Dick | Esslingen am Neckar

    Cocktails im Kesselhaus

    26_Merkel’sches Schwimmbad | Esslingen am Neckar

    Wasser ist nicht nur zum Waschen da

    27_Der Schwäbische Mann | Esslingen am Neckar

    Tragende Eigenschaften – ganz familiär

    28_Sektkellerei Kessler | Esslingen am Neckar

    Gerüttelt, nicht geschüttelt

    29_Die Wasserräder | Esslingen am Neckar

    Klein-Venedig am Neckar

    30_Die Wettersäule | Esslingen am Neckar

    Strahlt der Himmel blau und klar ...

    31_Das Dulk-Häusle | Esslingen-Wiflingshausen

    Feuerkopf und Frauenliebling

    32_The Ladies Diner | Esslingen-Zell

    Pretty in Pink

    33_Die Alte Kelter | Fellbach

    Kathedrale aus Holz

    34_Das Haus der Rosen | Fellbach

    Durch die Blume gesprochen

    35_Gutenhalde | Filderstadt-Bonlanden

    Mit Salatsauce zur Million

    36_Der Tante-Emma-Laden | Filderstadt-Bonlanden

    Wenn an der Tür die Glocke bimmelt ...

    37_Der Uhlbergturm | Filderstadt-Plattenhardt

    Aussicht auf die Alb

    38_Das Afrika-Haus | Freiberg am Neckar

    Ein Kral am Neckar

    39_Das Chinahaus | Freiberg am Neckar

    Palast des Glücks über den Wolken

    40_Die Wildbienenbäume | Freiberg am Neckar

    Grüne Nachbarschaft im Ballungsraum

    41_Das Haus der schwäbischen Hausfrau | Gerlingen

    Heldinnen des Alltags

    42_Die Missionarsstube | Gerlingen

    Schnee auf dem Kilimandscharo

    43_Die Schiller-Denkmäler | Gerlingen

    Der Geruch von Äpfeln

    44_Die Linde | Hildrizhausen

    Tief verwurzelt und weit verzweigt

    45_Der Bahnhof | Holzgerlingen

    Die Schönbuchbahn

    46_Der Drehort | Ingersheim-Kleiningersheim

    Kulisse für den Heimatfilm

    47_Der Museumswengert an der Y-Burg | Kernen im Remstal

    Das Geheimnis des Ypsilons

    48_Der Semsakrebsler | Kernen im Remstal

    Seine sauren Zeiten sind vorbei

    49_Der Jakobsweg | Kirchentellinsfurt

    Auch Schwaben sind dann mal weg

    50_Die Bastion | Kirchheim unter Teck

    Schießpulver und Kanonenkugeln

    51_Die Startrampen für die Natter | Kirchheim unter Teck-Jesingen

    Raketen aus Sperrholz

    52_Das Kastell Grinario | Köngen

    Auf den Spuren der Römer

    53_Die Korber Köpfe | Korb

    Skulpturenschau im Grünen

    54_Die Fildern | Leinfelden-Echterdingen

    Auf Krautschau

    55_Die Turmuhr | Leinfelden-Echterdingen

    Pfarrer und »Uhrmensch«

    56_Die Eselsmühle | Leinfelden-Musberg

    Wasserrad und Holzbacköfen

    57_Der Engelbergtunnel | Leonberg

    Dem Gedenken Namen geben

    58_Der Glemsmühlenweg | Leonberg

    Viel mehr als Schrot und Korn

    59_Der Pomeranzengarten | Leonberg

    Bittere Orangen zur »Lust und Zier«

    60_Der Alte Friedhof | Ludwigsburg

    Ewige Ruhe für König und Kriegsopfer

    61_Die Dachterrasse | Ludwigsburg

    Feuerwerk und Lichterglanz

    62_Der Kaffeeberg | Ludwigsburg

    Muckefuck vom Karo-König

    63_Das MIK | Ludwigsburg

    Modernes Museum in barocken Mauern

    64_Palais Grävenitz | Ludwigsburg

    Liebe, Macht und Intrigen

    65_Der Platz der Synagoge | Ludwigsburg

    Abschied für immer

    66_Das Schlosstheater | Ludwigsburg

    Der schöne Schein

    67_Das Zuchthaus | Ludwigsburg

    Nicht nur Tüten kleben

    68_Das Storchennest | Ludwigsburg-Oßweil

    Im Neckarbiotop Zugwiesen

    69_Die Staustufe | Ludwigsburg-Poppenweiler

    Wasserkraft ist Energie

    70_Der Friedhof | Marbach am Neckar

    Dichter im Exil

    71_Die Holdergassen | Marbach am Neckar

    Schiller ist der Knüller

    72_Die Ölmühle | Marbach am Neckar

    Firnis und Schmierfett, Druckerschwärze und Speiseöl

    73_Der schiefe Turm | Neckartailfingen

    Auffallend schräg – auffallend robust

    74_Das Sofazügle | Nürtingen

    Mit Volldampf und Rullala

    75_Die Villa Rustica | Nürtingen-Oberensingen

    Landleben mit höchstem Wohnkomfort

    76_Die Mauern | Ostfildern

    Kunst findet im Kopf statt

    77_Der Amortempel | Ostfildern-Scharnhausen

    Carls Refugium unter Beschuss

    78_Der Vulkanembryo | Ostfildern-Scharnhausen

    Ein Möchtegern-Feuerspeier

    79_Die Bürgergärten | Ostfildern-Scharnhauser Park

    Frösche, Sitz- und Flitzhasen

    80_Die Schlüsselsteine | Pliezhausen-Rübgarten

    Zeugnisse der Geschichte

    81_Das Klohäuschen | Plochingen

    Öffentliche Arschitektur

    82_Die Sparkassen-Halle | Plochingen

    Autos in den Fluten

    83_Die Fachwerkbrücken | Remseck am Neckar

    Auf dem Holzweg

    84_Der Hechtkopf | Remseck am Neckar

    Wälder auf Reisen

    85_Die Kirchenfenster | Remshalden-Buoch

    Farbiges Glas für die Erleuchtung

    86_Das Dorf der Verfolgten | Rutesheim-Perouse

    Eine neue Heimat für Waldenser

    87_Das Klopferle | Sachsenheim-Großsachsenheim

    Ein Kobold kann auch anders

    88_Der Apothekenkeller | Schorndorf

    Pillendreher und Lakritzkocher

    89_Das Arnold-Areal | Schorndorf

    Vom Krankenhausbett zum Stahlrohr-Freischwinger

    90_Die Sky Bar | Schorndorf

    Höchst urban im Ländle

    91_Ausstieg V | Sindelfingen

    Street-Art in 3-D

    92_Der Meridian | Sindelfingen

    Unterwegs mit GPS

    93_Das Schauwerk | Sindelfingen

    Von der Fabrik zum Museum

    94_Das Webereimuseum | Sindelfingen

    Vom Webstuhl zum Computer

    95_Das Gerberviertel | Vaihingen an der Enz

    Von der Tierhaut zum Leder

    96_Das Bonbon-Museum | Vaihingen an der Enz-Kleinglattbach

    Zuckerzeug für Naschkatzen

    97_Die Steillage | Vaihingen an der Enz-Rosswag

    Steinreiches Enztal

    98_Die Galerie Stihl | Waiblingen

    Knittern, knicken, knüllen

    99_Die Grenzsäule | Waiblingen

    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil

    100_Die Neidköpfe | Waiblingen

    Zunge zeigender Abwehrzauber

    101_Der Wehrgang | Waiblingen

    Auf der Mauer, auf der Lauer

    102_Alltagskultur im Museum | Waldenbuch

    Hier geht es um das Eingemachte

    103_Das Quadrat | Waldenbuch

    Kunst hoch zwei

    104_Württembergs schönste Weinsicht | Walheim

    Spaziergang zur Himmelsleiter

    105_Der Narrenbrunnen | Weil der Stadt

    Wo Spicklingsweiber den Winter austreiben

    106_Die Stadtbefestigung | Weil der Stadt

    Zeitreise ins Mittelalter

    107_Der Arme Konrad | Weinstadt-Beutelsbach

    Net mit uns!

    108_Die Besenwirtschaft | Weinstadt-Großheppach

    Das Ende der Durststrecke

    109_Die Skulpturenpfade | Weinstadt-Strümpfelbach

    Als wären Rebstöcke nicht genug

    110_Der Jakobusaltar | Winnenden

    Ein Mittelalter-Comic vom Hühnchenwunder

    111_Der Mops | Winnenden

    Von Belgrad heim ins Schwabenland

    Bildteil

    Übersichtskarten

    Vorwort

    Jenseits des Stuttgarter Kesselrands gibt es viel zu entdecken, Zeugnisse aus lange zurückliegender Vorzeit und aus der Gegenwart, Ländliches und Exotisches, Bäuerliches und barocke Pracht, Baumriesen und historische Technik, Fachwerk und fast vergessene Kleindenkmäler, keltische Fürstengräber und römische Gutshöfe, Wacholderheiden und Wasserkraftwerke, altes Handwerk und moderne Kunst – häufig in krassem Kontrast unmittelbar nebeneinander. Historische Weinberge grenzen an Industrieanlagen, die Gründerzeitfabrik steht unweit der mittelalterlichen Stadtmauer, das Krautfeld grenzt an den Stuttgarter Flughafen.

    Mit einer Portion Neugier lässt sich im und rund um den verstädterten, dicht besiedelten und industrialisierten Ballungsraum der Landeshauptstadt eine vielgestaltige Kulturlandschaft entdecken. Wo strecken Ihnen Baumgesichter mitten im Wald die Zunge heraus oder grinsen verschmitzt? Wie haben Schwarzbrenner ihren Schnaps destilliert, und welche Ausbruchswerkzeuge halfen Sträflingen aus dem Knast? Wo sollten einst Raketen aus Sperrholz starten? Welcher Missionar sah als erster Europäer den Kilimandscharo? Was hat es mit dem »Ludwigsburger Gschmäckle« auf sich? Wo sind selbst die Toiletten sehenswert? Und in welchem Neckarort bleibt die Kirche im Dorf?

    Informative Geschichten und originelle Fotos weisen den Weg zu außergewöhnlichen oder versteckten Orten – zum Storchennest und zum Hechtkopf, zum schiefen Turm und zum Vulkan-Embryo. 111 unterhaltsame und spannende Fundstücke, das sind 111 Anregungen, Unbekanntes und Überraschendes rund um Stuttgart zu entdecken.

    Aichtal-Neuenhaus

    Zum Vollbild

    1_Die Baumgesichter

    Ein Fratzenweg im Wald

    Einstein, wie immer gut erkennbar an der weit herausgestreckten Zunge, begegnet den Spaziergängern mitten im Wald. Zahlreiche Baumgesichter, freundlich grinsend oder grimmig schauend, begleiten den Wanderer bergauf. Ob die fröhlichen, frechen, clownesken oder furchterregenden Gesichter wie Neidköpfe vor Unheil schützen (siehe Seite 208), ist allerdings nicht bekannt. Die meisten Wanderer finden beim ersten Mal gar nicht alle Gesichter. Entlang des »Fratzenwegs«, wie manche den etwa zweieinhalb Kilometer langen Waldweg hinauf zur Alten Kelter und vorbei an der Kleingartenanlage bis zum Uhlbergturm (siehe Seite 82) nennen, hat Adelbert Bachofer inzwischen drei Dutzend Fratzen erschaffen. Für jede benötigt er zwei bis sechs Stunden Arbeitszeit mit Kettensäge und Stemmeisen.

    In Neuenhaus beginnt der Weg beim Wohnhaus und Atelier des Holzschnitzers im Bonländer Weg; nicht zu übersehen sind dort die zahlreichen Werke Bachofers. Teil des Projekts ist auch der hölzerne Wandersmann am Uhlbergturm. Als der große Mammutbaum direkt neben dem Aussichtsturm 2009 gefällt werden musste, blieb nur der drei Meter hohe Stumpf zurück. Im Auftrag des Schwäbischen Albvereins hat Bachofer ihn bearbeitet.

    Info

    Adresse Bonländer Weg, 72631 Aichtal-Neuenhaus, www.aichtal.de | Anfahrt B27 bis Abfahrt Metzingen, dann B312 und L1185 Richtung Waldenbuch bis Aichtal-Neuenhaus. Start auf Höhe des »Gasthauses zum Uhlberg« (Schönaicher Straße 18). | Tipp Das Häfnermuseum in Neuenhaus erinnert an das einst hier bedeutsame Töpferhandwerk.

    Die vielfach geäußerte Sorge, ob die Bäume durch die Schnitzereien nicht beeinträchtigt werden, ist durchaus berechtigt: Die Rinde eines Baumes ist seine Schutzhülle; verletzt man sie, kann das auch den Baum beschädigen. Schnitzereien schaden dann, wenn eindringende Pilze Fäulnis verursachen. Die Open-Air-Holzschnitzkunst ist also nicht zur Nachahmung empfohlen. Bislang ist aber wohl noch kein Baum wegen des Eingriffs abgestorben.

    Den Wulst, der viele Gesichter regelrecht einrahmt, hat aber nicht Bachofer herausgearbeitet, sondern der Baum selbst. Mit diesem »Kallus« genannten Narbengewebe verschließt er seine Wunde und holt sich so über mehrere Jahre zentimeterweise Schnitzfläche zurück.

    In der Nähe

    Der Uhlbergturm (0.96 km)

    Gutenhalde (1.85 km)

    Der Tante-Emma-Laden (2.91 km)

    Der schiefe Turm (4.43 km)

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    Aichwald-Aichschieß

    Zum Vollbild

    2_Das Zuchthäusle

    Gretchen im Knast

    zurück

    Von der Anhöhe des Schurwalds bieten sich an vielen Stellen wunderbare Ausblicke bis hin zum Albtrauf. Eine schöne Aussicht hatten Frauen, die in Aichschieß im Zuchthäusle landeten, dagegen in keiner Hinsicht. Seitlich der Dorfkirche befindet sich in der Steinmauer eine winzige Zelle, in der nicht nur Verbrecher gefangen gehalten wurden, sondern auch ledige Mütter 14 Tage bei Wasser und Brot verbringen mussten. Die Tafel neben der vergitterten Tür weist darauf hin, dass der Pfarrer sie zuvor bereits »abgekanzelt« hatte. Beim tadelnden Donnerwetter von der Kanzel herab blieb es aber nicht, teils mussten unverheiratete schwangere Frauen im Büßerhemd vor der Gemeinde die »delicta carnis«, ihre fleischlichen Frevel, bereuen, und auch die Obrigkeit verhängte Strafen, von Auspeitschen über öffentliches Anprangern bis zu Geldstrafen durchaus in der Größenordnung eines Jahreslohns.

    Ob es mit dieser Art Sittenpredigt zu tun hat, dass »abkanzeln« heute nicht mehr in der neutralen Bedeutung verbreitet ist, sondern für scharf tadeln, ermahnen, ausschelten steht? Was zunächst nur »von der Kanzel herab verkündigen« bedeutete, wurde im 18. Jahrhundert im Sinne der öffentlichen Zurechtweisung negativ verengt.

    Info

    Adresse Kirchstraße, 73773 Aichwald-Aichschieß | Anfahrt B10 bis Esslingen, dann L1150 und L1201 bis Aichschieß | Tipp Die evangelische Pfarrkirche St. Gereon und Margaretha in Aichschieß besitzt frühgotische Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert.

    Welchen sozialen Druck die öffentliche Kirchenbuße und staatliche Unzuchtstrafen einst erzeugten, ist heute kaum vorstellbar. »Sünd und Schande« führten zur gesellschaftlichen Ächtung – und die ledige Mutter musste die Konsequenzen ganz allein tragen. Sodass ledige Schwangere an ihrer ausweglosen Situation verzweifelten und ihre »Missetat« durch Kindsmord zu verheimlichen versuchten. So wird auch Fausts Gretchen zur Tötung ihres Kindes getrieben: Das »arm unwissend Kind« ist die berühmteste literarische Beschäftigung mit dem Thema, mit dem sich neben Goethe und Schiller auch andere Zeitgenossen im 18. Jahrhundert beschäftigten.

    In der Nähe

    Die Dorfkirche (1.59 km)

    The Ladies Diner (4.14 km)

    Das Dulk-Häusle (4.35 km)

    Die Sparkassen-Halle (4.46 km)

    Zur Online-Karte

    Zum Kapitelanfang

    Aichwald-Krummhardt

    Zum Vollbild

    3_Die Dorfkirche

    Bauernbarock im Schurwald

    zurück

    Von außen betrachtet unterscheidet sich das kleine Gotteshaus kaum von vielen anderen Dorfkirchen. Betritt man jedoch den Innenraum, so eröffnet sich ein sakraler Raum, der den Besucher durch seine fröhliche Ausmalung in den Bann zieht. Schon durch die Größe ist das Krummhardter Kirchlein eher heimelig als imposant oder gar einschüchternd, erst recht verleihen die bunten, lebensnahen Bemalungen an den Holzbrüstungen von Gestühl und Empore und der Holzdecke dem Inneren eine warme, heitere Note.

    Die Ausschmückung der Kirche als barocker Festsaal entspricht so gar nicht dem eher strengen Geist der reformierten Kirche. Doch wo das Bilderverbot, wie es der Protestantismus calvinistischer Prägung vorschrieb, nicht ganz so streng galt, finden sich teils prächtig ausgemalte evangelische Pfarrkirchen. Im Gegensatz zum üppigen, prunkenden

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