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noch ein Bier
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noch ein Bier

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About this ebook

J.Torings Geschichten sind in weit gestreuten Lebensbereichen angesiedelt. Sie sind heiter und amüsant, warmherzig und einfühlsam, vielschichtig aber schnörkellos, berührend und bisweilen bestürzend, manchmal skurril bis ins Absurde, immer sind sie jedoch höchst unterhaltsam. Mit trockenem Humor und einer Nuance Sarkasmus verdichtet er banale Begebenheiten zu Episoden des Lebens.

LanguageDeutsch
PublisherProglen
Release dateJul 30, 2016
ISBN9786167817866
noch ein Bier
Author

J. Toring

J.Toring hat im mittleren Drittel seines Lebens beschlossen, sich auf die Suche nach einem geeigneten Alterswohnsitz zu machen. Das Klima in Österreich hat ihm nicht behagt. Januar, Februar, März hat er nur gefroren. Im März, April und Mai ist er von seiner Pollenallergie geplagt worden. Juni ist halbwegs Ok gewesen. Die Monate Juli und August sind die heißesten des Jahres, da hat er sich wohlgefühlt. Auch seinen Bronchien hat die Wettersituation behagt. Sein Lieblingsmonat ist der September gewesen, da ist er meist im Wald umhergewandert auf der Suche nach Schwammerln. Die trostlosesten Monate sind Oktober, November und Dezember gewesen: Grau, lichtlos, verregnet, nasskalt, einfach schrecklich. Er hat aufgehört zu arbeiten und hat sich aufgemacht. Er hatte genug verdient gehabt. Seine Sehnsucht nach einem ausgeglichenen Klima hat ihn in die Tropen und in Meeresnähe geführt: Karibik, Nord- und Südamerika, Indien, Malaysia, Indonesien, Philippinen und Thailand. Nach Durchsicht aller Einflussgrößen ist er schließlich in Thailand hängen geblieben. Er lebt jetzt in Roiet nahe der Grenze zu Laos und genießt das ausgeglichene Klima, die Liebenswürdigkeit der Leute und die angenehme Lebenssituation. Hier ist zumindest 10 Monate im Jahr September.

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    noch ein Bier - J. Toring

    Spucke

    Doktor Keller friert. Es hat leicht zu schneien begonnen. Er möchte nach Hause, sich ein heißes Bad einlassen, darin ausgiebig suhlen, ein Bier trinken oder zwei, raumtemperiert versteht sich, wegen seiner empfindsamen Atemwege, und sich danach ein anderes, ein höherklassiges Fußballmatch im Fernsehen ansehen. Stattdessen werden gerade seine Ohren und Zehen zu Eis. Es ist das letzte Heimspiel vor der Winterpause. Den Hut hat er sich tief ins Gesicht gezogen, tiefer geht es nicht mehr, aber für die Ohren ist kein Platz darunter. Man nennt ihn liebe- und respektvoll den Paten und genauso sieht er im Moment aus. Für den Spitznamen ist die Art verantwortlich, wie er den Hut in der kalten Jahreszeit trägt, nicht etwa seine kriminellen Neigungen. Er führt den Verein seit fünfzehn Jahren in untadeliger Manier. Eine Wollhaube, womit sich andere Funktionäre, viele Zuschauer und Spieler vor der beißenden Kälte schützen, würde er nie aufsetzen. Das ist für ihn eine Frage des Stils. Ist schon genug, dass er sich lange Unterhosen von seiner Ehefrau hat aufdrängen lassen. Sie hat sie ihm zum Geburtstag geschenkt. Er soll es darin schön warm haben am Fußballplatz. Aber diese hässlichen Dinger sieht ja ohnehin niemand, er hat seine schwarzen Socken hoch über den unteren Beinabschluss der Unterhose gezogen. Als Obmann des Vereins kann er sich nicht öffentlich lächerlich machen. Er möchte in jeder Lage ein untadeliges Vorbild sein. Dazu gehört natürlich die Demonstration einer gewissen Härte zu sich selbst. Lange Unterhosen signalisieren Verweichlichung. Spieler, die unter dem Dress noch wärmende Kleidung anziehen, zum Beispiel die dicke Wollstrumpfhose der Großmutter, werden von den Mitspielern schon vor dem Spiel mit derben Späßen fertig gemacht. Es herrscht ein strenger Kleidungs- und Verhaltenscodex in der Umkleidekabine. Er weiß das aus erster Hand. Bei der Spielerbesprechung vor jedem Match ist er immer dabei. Er sitzt still in einer Ecke und hört sich die Taktikanweisungen und Motivationsversuche des Trainers an. Dieser hat gegen seine Anwesenheit nichts einzuwenden, im Gegenteil, er ist froh, wenn ihm der Obmann durch seine Anwesenheit den Rücken stärkt. Außerdem hat der Doktor selber erst vor drei Jahren mit dem aktiven Sport aufgehört. Sein letztes Match hat er in der Reservemannschaft als Ersatzspieler absolviert. Es ist zwar Vierzehn zu Eins verloren gegangen, das eine Tor seiner Mannschaft hat aber er volley aus zwanzig Metern mit seinem linken Fuß unter die Latte geknallt, nachdem er beim Stand von Dreizehn zu Null eingewechselt worden war. Er erinnert sich immer noch sehr gerne an den verblüfften Gesichtsausdruck des hochgewachsenen Torhüters. Der Libero seiner Mannschaft, sein Freund und Stellvertreter, hat sich danach vor ihm hingekniet. Das war dem Doktor ein bisschen unangenehm gewesen. Er hat sich aber über den gelungenen Abschluss sehr gefreut, besonders auch darüber, dass seinem linken Fuß zum Karriereende ebenfalls etwas Bleibendes geglückt ist.

    Das Spiel wird härter. Es ist etwas wärmer geworden und es schneit jetzt in nassen, weißen Fetzen. Die zweite Halbzeit hat gerade begonnen. Der Doktor hat in der Pause, wie immer in der kalten Jahreszeit, wärmenden Tee für die Spieler aus der Kantine bringen lassen. Sie frieren nach der Wärme der Kabine und rennen nun doppelt so viel. Das Spiel ist ausgeglichen, doch eine Entscheidung steht kurz bevor. Das Flutlicht wird trotz der frühen Nachmittagsstunde eingeschaltet. Die Sicht ist dennoch mehr als dürftig. Der Doktor verfolgt nun das Spiel direkt von der Outlinie aus. Er wechselt mit dem Linienrichter ein paar freundliche und aufmunternde Worte. Es kann nie schaden, die Gunst der Offiziellen auf die Seite des Vereins zu ziehen, vor allem bei strittigen Entscheidungen. Der Doktor hält sich vorwiegend an der Mittellinie auf, aber wenn seine Mannschaft angreift, geht er bis auf Höhe des gegnerischen Strafraums mit. Bei Angriffen des Gegners bleibt er an der Mittellinie stehen. So genau will er das drohende Geschehen nicht verfolgen. Es schneit immer dichter. Der Schnee bleibt teilweise am Spielfeld liegen. Der Boden wird dadurch extrem unberechenbar. Der Einsatz der Spieler ist enorm. Geschont wird weder Gegner noch sich selbst. Es kommt zu vielen Zusammenstößen. Der Schiedsrichter greift hart durch. Fast jeder Zweikampf wird abgepfiffen. Der Doktor protestiert gelegentlich, aber in zivilisierter Weise. Nicht alle Entscheidungen treffen seinen Geschmack. Besonders die Pfiffe gegen seine Mannschaft entlocken ihm den einen oder anderen protestierenden Zuruf. Der Linienrichter neben ihm ermahnt ihn freundlich, auch der Spielleiter, ein alter Bekannter, droht ihm scherzhaft mit dem Finger. Von da an schweigt der Doktor. Er verzichtet sogar auf gelegentliches Kopfschütteln. Auch das könnte seiner Mannschaft Schaden zufügen. Zwei der drei Offiziellen und deren Eigenheiten kennt er schon ein halbes Leben lang. Er weiß aus vieljähriger Praxis, dass zu ungestüme Kritik oft genau das Gegenteil dessen auslöst, was es bewirken soll. Der Linienrichter an seiner Seite ist ihm bis dato unbekannt.

    Die gegnerische Mannschaft gewinnt langsam die Oberhand. Das Befürchtete geschieht schließlich. Die Mannschaft des Doktors bekommt ein, ganz objektiv gesehen, vermeidbares Tor. Der Tormann sieht dabei gar nicht gut aus. Bei gutem Willen kann man seinen missglückten Abwehrversuch dem rutschigen Terrain zuschreiben. Allerdings ist der Keeper für derartige Ausfälle bekannt, andererseits aber auch für extrem gute Leistungen. Ein Torwart muss mit milderen Maßstäben gemessen werden. Man muss dankbar sein, dass sich ein Spieler dafür findet und hergibt, sich neunzig Minuten zwischen die Pfosten zu stellen, speziell bei diesen Temperaturen. Und besonders dankbar muss man dem Ersatztorhüter sein. Der zittert bei diesem Wetter auf der Ersatzbank vor sich hin. Gute Torleute sind in dieser Liga Mangelware. Fast in jedem Match kommt es zu sogenannten Steirergoals. Manchmal entschuldigt sich der arme Tropf dann nach dem Match bei seinen Mitspielern mit einer Runde Bier. Ein Fehler auf der Torlinie führt halt unweigerlich zu einem Tor. Ein Fehler eines Stürmers führt nur zu einem Ballverlust, den können die Mitspieler wieder ausbügeln. Ein Stürmer hat noch nie eine Runde Bier spendiert, außer vielleicht zu seinem Geburtstag. Der Doktor will in der nächsten Spielsaison einführen, dass ein Stürmer, der öfter als fünf Mal pro Match einen Abseitspfiff auslöst, ebenfalls eine Bier-Buße entrichten muss. Abseits stehen oder laufen ist genauso schlimm wie ein Fehlpass. Es ist eine Frage der Intelligenz und der Übersicht. Beides sollte bei einem guten Fußballspieler reichlich vorhanden sein.

    Das Gegentor hat die Mannschaft des Doktors angespornt. Energisch bemüht sie sich nun, den Rückstand wieder wettzumachen. Aber auch der Gegner will gewinnen. Das Spiel wird mit großer physischer Härte geführt. Der Spielmacher der Mannschaft des Doktors wird oft sehr unschön gefoult. Er heißt Harry und er legt großen Wert darauf, dass sein Name nicht englisch ausgesprochen wird. Sein aufbrausendes und oft unkontrolliertes Temperament ist allgemein bekannt, so auch bei Gegenspielern und Offiziellen. In jeder Spielsaison muss er eine Sperre von zumindest drei Matches absitzen, weil er sich nicht ausreichend beherrschen kann. Aber er ist ein exzellenter Fußballer und die Drehscheibe der Mannschaft. Bis jetzt ist er nach jedem Foul vom Boden aufgestanden, hat sich den Matsch aus dem Dress gewischt und hat weitergespielt. Man sieht jedoch an seiner Körpersprache, dass er unmittelbar vorm Explodieren ist. Sein Gegenspieler provoziert ihn zusätzlich noch mit offenbar abwertenden Mitteilungen. Harry reagiert nicht darauf. Der Doktor an der Outlinie ist gespannt, wann die Situation außer Kontrolle geraten wird. Er lässt Harry nicht mehr aus den Augen. Er war schon oft im Straf- und Melde-Ausschuss, abgekürzt STRUMA, wegen Harry und hat ihn dort verteidigt. Es ist besser, wenn Harry nicht selber dort erscheint, um die Lage nicht noch zu verschlimmern. Dessen sonstigen Fähigkeiten neben dem Fußball sind nämlich als gering anzusehen. Er hat keine fixe Anstellung in einem bürgerlichen Beruf, jedoch drei unehelich geborene Söhne und deren drei Mütter mit Alimentationszahlungen zu versorgen. Der Doktor hilft ihm immer wieder mit finanziellen Zuwendungen aus.

    Jetzt passiert es. Harry wird in aussichtsreicher Position brutal zu Fall gebracht. Er windet sich vor Schmerz am Boden, hält sich das getroffene Bein mit beiden Händen. Der Gegenspieler und Übeltäter beugt sich zu ihm hinunter und sagt etwas zu ihm. Später stellt sich nach übereinstimmenden Aussagen der umstehenden Akteure heraus, dass dies die aufmunternden Worte: ‚Steh auf, du schwule Sau‘ gewesen sind. Dass Harry nicht schwul ist, geht natürlich alleine aus der Tatsache hervor, dass er der Welt drei zukünftige Fußballer beschert hat. Diese ungerechtfertigte Anschuldigung der Homosexualität zusammen mit den Schmerzen an der getroffenen Stelle bringen das bereits randvolle Fass zum überlaufen. Harry springt auf und geht entschlossen auf den Gegenspieler zu. Er humpelt leicht und wirkt dabei merkwürdig gefasst. Der Schiedsrichter schiebt bereits in berechnender Vorahnung seine Trillerpfeife zwischen die Lippen. Der Doktor rechnet ebenfalls mit allem möglichen. Der Linienrichter steht dicht neben ihm. Beide wollen das Folgende ganz genau sehen, obwohl dann in deren Aussagen vorm STRUMA diametrale Widersprüche aufscheinen werden. Das resultiert schlicht daraus, dass sie nur Harrys Rückseite sehen, als er vor seinem Gegenspieler halt macht. Dieser ist etwas kleiner als Harry und blickt in Erwartung des Kommenden zu diesem auf. Sein Blick ist fest und keineswegs eingeschüchtert, sondern spöttisch provozierend. Er weiß sich im Kreis seiner Mitspieler gut geschützt. Im Falle einer Schlägerei gäbe es genug Möglichkeiten, dem Zentrum der Gewalttätigkeiten auszuweichen. Für Raufereien sind in jeder Mannschaft Größere und Stärkere zuständig. Doch Harry verharrt nur ganz kurz vor seinem Widersacher, dreht sich um, wischt sich den Schnee vom nassen Gesicht und ergreift den Ball, um den Freistoß auszuführen. Der Schiedsrichter gibt den Ball nicht frei. Er zeigt dem Foulspieler die gelbe Karte - Verwarnung. Der Linienrichter neben dem Doktor winkt aufgeregt mit seiner Fahne. Der Schiedsrichter kommt an die Seitenoutlinie. Der Linienrichter zieht ihn weg vom Doktor, damit dieser nicht hört, was er dem Kollegen zu sagen hat. Der Schiedsrichter nickt und kehrt aufs Spielfeld zurück. Dann winkt er Harry zu sich und zeigt ihm die rote Karte - Platzverweis. Gleichzeitig zeigt er mit einer herrischen Geste unbarmherzig in Richtung Kabine. Die Körpersprache Harrys signalisiert ungläubige Empörung. Der Doktor wendet sich fragend an den Linienrichter. Dieser gibt ihm keine Antwort, vermeidet den direkten Blickkontakt und widmet sich mit eingefrorener Miene konzentriert dem weiteren Geschehen auf dem Spielfeld. Harry verlässt auf der gegenüberliegenden Seite das Spielfeld und trabt zur Kabine. Einen ihm offenbar im Wege stehenden vollen Papierkorb aus Metall kickt er mit einem wuchtigen Fußtritt mehrere Meter über eine Brüstung. Das muss wehtun. Der Grund für den Ausschluss ist im Moment unbekannt. Es gelingt im Verlaufe des Spiels dem Doktor nicht, den Linienrichter zu einer Stellungnahme zu bewegen. Dieser ignoriert ihn ab dem Ausschluss völlig. Das Match endet mit einer Niederlage. Nach dem Match stellt sich heraus, dass Harry sofort nach Hause oder sonst wohin gegangen ist. Der Doktor begibt sich in die Schiedsrichterkabine. Der Spielleiter kommt gerade aus der Dusche und teilt ihm mit, dass Harry wegen einer groben Unsportlichkeit ausgeschlossen worden sei. Er habe dem Gegenspieler ins Gesicht gespuckt. Angezeigt habe diesen Vorfall der Linienrichter, der neben dem Doktor gestanden sei. Der Spielleiter selbst habe den Vorfall nicht beobachtet. Der Linienrichter hat auf eine Dusche verzichtet und ist bereits abgezogen. Der Vorfall werde am kommenden Dienstag im STRUMA behandelt werden. Der Doktor begibt sich in die Umkleidekabine seiner Mannschaft. Dort herrscht Trauerstimmung. Die Niederlage schmerzt, der Ausschluss des Spielmachers ebenso. Das Minimum an Matchstrafen nach einem Ausschluss ist drei. Der Doktor bittet um kurze Aufmerksamkeit und fragt, ob einer der Spieler gesehen habe, ob Harry dem Gegenspieler ins Gesicht gespuckt habe. Es herrscht betretenes Schweigen. Die Spieler haben die Köpfe gesenkt und betrachten ihre nackten Zehen. Keiner will gegen einen Mitspieler aussagen. Der Doktor bedankt sich und gibt sich damit vorerst zufrieden. Vor dem Ausgang wartet er auf die Spieler. Er will besonders drei von ihnen, die in unmittelbarer Nähe des Tatortes gestanden sind, nochmals unter vier Augen befragen. Die Drei kommen gemeinsam heraus. Sie haben offensichtlich gerade über den Vorfall gesprochen und verstummen jählings, als sie den Doktor erblicken. Die Einzelbefragung erbringt zwei gesenkte Blicke zusammen mit zwei Schulterzucken und einen offenen Blick und zunächst ein klares Ja. Es könne aber auch nur die Andeutung eines Spuckens gewesen sein. Es habe dicht geschneit und das Flutlicht sei nicht besonders hell.

    Der Doktor versucht an den nächsten Tagen wiederholt, Harry telefonisch zu erreichen. Dessen Telefon ist wie so oft abgeschaltet. Das kommt auf Grund Harrys ständiger prekärer Geldnot oft vor und ist nicht weiter verwunderlich. Der Dienstag kommt, ohne dass der Doktor mit Harry hat sprechen können. Mit gemischten Gefühlen begibt er sich in den Fußballverband, wo der STRUMA tagt. Der Vorsitzende ist ein Jurist, den der Doktor schon viele Jahre kennt und wegen dessen unbestechlichem Sinn für Gerechtigkeit sehr schätzt. Der Jurist sorgt seit vielen Jahren durch seine der Schwere der Vergehen maßvoll angepassten Entscheidungen für ein Klima der ausgewogenen Rechtsprechung. Der Fall Spuckattacke Harry wird verhandelt. Die Anklage basiert im Wesentlichen darauf, was der Linienrichter beobachtet haben will. Dieser ist nicht anwesend, seine schriftliche Aussage wird verlesen. Obwohl er genauso wie der Doktor nur den Hinterkopf Harrys gesehen hat, ist er sich auf Grund der ruckartigen Vorwärtsbewegung des Kopfes sicher, dass gespuckt worden ist. Der Doktor erreicht eine Verschiebung der Verhandlung bis nach der Winterpause. Er möchte unbedingt Harry dazu befragen. Auch der angeblich Bespuckte soll geladen werden. Harry erscheint nicht zum Abschlusstraining, obwohl er einer der eifrigsten Trainingsteilnehmer der Mannschaft ist. Der Trainer kann sich nicht erinnern, dass Harry jemals gefehlt habe. Auch zur Weihnachtsfeier kommt Harry nicht. Sein Weihnachtsgeschenk, ein Trainingsanzug in den Vereinsfarben, wird im Vereinskasten der Sportanlage verwahrt. Der Doktor beginnt, sich Sorgen zu machen. Harrys Mobiltelefon ist nach wie vor tot. Niemand weiß, was mit Harry los ist. Auch seine engsten Freunde in der Mannschaft haben keine Ahnung. Immerhin kennt einer der Mitspieler die Adresse, an der Harry mit seiner noch kinderlosen Freundin wohnt. Der Doktor macht sich auf den Weg. Die junge Frau, die ihm öffnet, ist

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