Weisheiten, Sprichworte und Redewendungen: Die Götter der Germanen - Band 74
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About this ebook
Die achtzigbändige Reihe „Die Götter der Germanen“ stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar.
Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit.
Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann – schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeit der Menschen in ihr zu beschreiben,
Das Buch
Von den Germanen sind ca. 3.500 Weisheiten, Sprichworte und Redewendungen überliefert, die sehr anschaulich und detailreich die Einstellung der Germanen zu fast allen Themen des Lebens beschreiben.
Sie sind in diesem Buch nach Themen sortiert, sodaß man zu jeder Frage nachsehen kann, welche Ansicht unsere Vorfahren dazu gehabt haben. Viele dieser Erkenntnisse sind heute noch genau so gültig wie damals – und bei so mancher Weisheit muß man unwillkürlich schmunzeln ...
Harry Eilenstein
Ich bin 1956 geboren und befasse mich nun seit 45 Jahren intensiv mit Magie, Religion, Meditation, Astrologie, Psychologie und verwandten Themen. Im Laufe der Zeit habe ich ca. 230 Bücher und ca. 50 Artikel für verschiedene Zeitschriften verfasst. Seit 2023 schreibe ich an einem achtbändigen Fantasy-Roman "Maran", in den auch alle meine Erfahrungen mit Magie, Meditation, Astrologie, Religion, Psychologie und ähnlichem miteingeflossen sind. Die ersten vier Bände sind bereits erschienen. Seit 2007 habe ich meine jahrzehntelange Nebentätigkeit ausgeweitet und bin nun hauptberuflich Lebensberater. Dies umfasst die eigentlichen Beratungen, aber auch das Deuten von Horoskopen, Heilungen, Rituale, Schwitzhütten, Feuerläufe, Hilfe bei Spukhäusern u.ä. Problemen, Ausbildung in Meditation und Feng Shui und vieles mehr. Auf meiner Website www.HarryEilenstein.de finden sich ein Teil meiner Artikel und auch einen ausführlichen Lebenslauf.
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Weisheiten, Sprichworte und Redewendungen - Harry Eilenstein
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Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen"
Die Entwicklung der germanischen Religion
Lexikon der germanischen Religion
Der ursprüngliche Göttervater Tyr
Tyr in der Unterwelt: der Schmied Wieland
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Die Göttersöhne
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Die Meeres-Jenseitsgöttin Ran
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Die unbekannteren Göttinnen
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Die Riesen
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Priester – Seher – Zauberer
Rituelle Kleidung und Schmuck
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Kriegerinnen und Ekstase-Krieger
Die Symbolik der Körperteile
Magie und Ritual
Gestaltwandlungen
Magische Waffen
Magische Werkzeuge und Gegenstände
Zaubersprüche
Göttermet
Zaubertränke
Träume, Omen und Orakel
Runen
Sozial-religiöse Rituale
Weisheiten und Sprichworte
Kenningar
Rätsel
Die vollständige Edda des Snorri Sturluson
Frühe Skaldenlieder
Mythologische Sagas
Hymnen an die germanischen Götter
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die germanischen Worte für
„Weisheit und „Sprichwort
A Prinzipien
1. man weiß, was man erlebt hat
2. sich auf sich selber verlassen
3. geschehen ist geschehen
4. Unbeständigkeit/Unvorgesehenes
5. Wyrd
6. vorherbestimmter Tod
7. Führung durch die Götter
8. Zukunft und Vorherwissen
9. mit Gleichem antworten
10. Richtigkeit
11. Erste Ursache
12. Wiederholungen
13. Vergleich
14. Logik
15. Teilen und Wählen
B Ich
16. Lebenswille
17. Selbsterhaltung
18. Egoismus
19. Selbstbezogenheit
20. Extreme des Egoismus
21. Grenzen des Egoismus
22. Selbstmord
23. Identität
24. freier Wille
25. Selbstbestimmtheit
26. Souveränität
27. Prägung in der Jugend
28. Ich: Charakterprägung
29. Ich: Vorbilder
30. Ich: Gewohnheiten
31. Besonderheit
32. Verschiedenheit der Menschen
33. Selbsterkenntnis
34. Träume
C Wille
35. Selbstbeherrschung
36. Trunkenheit
37. Optimismus und Pessimismus
38. Wille und Weg
39. Ehre
40. Ruhm
41. Schande
42. Problemlösungen
43. Entscheidungen
44. Wagnis
45. Mut
46. Wut
47. Faulheit und Schlaf
48. Zaghaftigkeit
49. Feigheit
50. Kampf
51. Verrat, Hinterlist, Mißtrauen
52. Rache und Wergeld
53. Alter
54. Tod
D Sprechen
55. Grüße
56. Ehrlichkeit
57. Eid
58. Sprechen und Gerede
59. Schadenfreude
60. Beleidigungen
61. Flüche
62. Eidbruch und Meineid
63. Zurückhaltung
64. Selbstlob und Bescheidenheit
65. Weisheit und Rat
E Handeln
66. Arbeit
67. Vorsicht und Sorgfalt
68. Verläßlichkeit
69. Reinheit
70. Reisen
71. Narren
72. Motivation
73. Tugenden, Verlockungen, Laster
74. Glück
F Eigentum
75. Besitz
76. Geschenke
77. Bitten und Verlangen
78. Gastfreundschaft
79. Hilfsbereitschaft und Almosen
80. Gier
81. Diebstahl
G Gemeinschaft
82. Menschlichkeit
83. Menschenkenntnis
84. Verwandtschaft
85. Freunde
86. Gespräche mit Vertrauten
87. Frauen
88. Liebe
89. Gemeinschaft
90. Einigkeit
91. Frieden
92. Einsamkeit
H Gemeinschaftsleben
93. Macht und Gesetz
94. Trennung der Stände
95. Heilung und Gesundheit
96. Kult
97. Segen
98. Magie
99. Geister
I Tiere
100. Adler
101. Habicht
102. Falke
103. Rabe
104. Krähe
105. unbestimmter Vogel
106. Hühner
107. Fliege
108. Pferd
109. Esel
110. Rinder
111. Schaf
112. Schwein
113. Hase
114. Bär
115. Katze
116. Löwe
117. Wolf
118. Hund
119. Fuchs
120. Fisch
121. Otter
122. Seehund
123. Wal
124. Maus
125. Kröte
126. Mistkäfer
127. Laus
128. das Vieh und sein Herr
J Pflanzen
129. Pflanzen
K Trolle
130. Trolle
L Kosmos
131. Sonne
132. Nacht
M Gegenstand
133. Speer
134. Schuhe
N Sprache
135. bildhafte Argumentation
136. bildhafte Rede
137. nicht-bildhafte Redewendungen
138. Ursprung eines Sprichwortes
Themenverzeichnis
Weisheiten, Sprichworte und Redewendungen der Germanen
Vorwort
Von den Germanen sind gut 3.000 Weisheiten, Sprichworte und Redewendungen überliefert worden. Es ist jedoch nicht immer deutlich, ob eine Lebensweisheit, die z.B. von dem Helden einer Saga ausgesprochen wird, ein allgemeines Sprichwort ist oder nur die Erkenntnis eben dieses Helden. Viele der in diesem Buch aufgeführten „weisen Aussprüche kommen jedoch mehrmals vor oder werden mit den Worten „Es ist wahr, wie man sagt ...
eingeleitet, sodaß sie sicher als allgemein benutzter Kommentar zu einer bestimmten Situation erkennbar sind – eben als kollektive Weisheit.
Der größte Teil der Sprichworte und Redewendungen aus den Sagas und den Skalden-Liedern ist deutlich als germanisch erkennbar. Insbesondere zwei Texte haben jedoch auch andere Quellen bzw. sind von anderen Einflüssen geprägt worden.
Die „Geschichte der Dänen („Gesta danorum
) wurde von dem dänischen Mönch Saxo dem Schriftkundigen („Saxo grammaticus) verfaßt. Er hat sich bemüht, die Geschichte und die Bräuche seiner „heidnischen
Vorfahren möglichst genau darzustellen, aber er beschreibt sie in dem damaligen blumigen Stil des Kirchenlateins und aus der Sicht eines christlichen Mönches. Daher läßt sich nicht immer genau sagen, ob eine Formulierung Saxos ein überliefertes Sprichwort oder nur eine klangvolle, markante Formulierung ist, die Saxo selber ersonnen hat.
Die „Aussprüche des Weisen („Hugvinnsmal
) genannte Sammlung von Weisheiten ist eine Übersetzung der um ca. 250 n.Chr. verfaßten lateinischen Weisheits-Sammlung „Dicta Catonis („Catos Lehrreden
) ins Altnordische. Das um ca. 1250 n.Chr. geschriebene Hugvinnsmal hat also trotz des altnordischen Namens keinen germanischen Ursprung. Es enthält dennoch viele Weisheiten, die auch von den Germanen bekannt gewesen sind und daher damals europäisches, d.h. west-indogermanisches Allgemeingut gewesen sind.
Das Hugvinnsmal ist fast vollständig in Sechszeilern verfaßt worden, die für die Germanen sehr untypisch waren – sie benutzten fast ausschließlich Achtzeiler.
Die Strophen des Hugvinnsmal enthalten oft mehrere Sprichworte bzw. Weisheiten, die inhaltlich z.T. nur lose miteinander verbunden sind. Die betreffenden Strophen sind im folgenden in ihre Sinneinheiten aufgeteilt worden.
Auch das Havamal ist auf diese Weise in Einzel-Weisheiten zerlegt worden, um sie den verschiedenen Themen zuordnen zu können.
Die Namen der Personen, Sagas und Lieder sind zum größten Teil ins Deutsche übersetzt worden. So wird im folgenden z.B. die Vatnsdal-Saga mit „Frischwassertal-Saga angegeben, die Karlmagnus-Saga mit „Saga über Karl den Großen
, die Örvar-Odd-Saga mit „Saga über Pfeile-Odd" usw.
Die Weisheiten sind im allgemeinen nach ihrem Alter angeordnet: zuerst diejenigen, die sicher germanisch sind, dann deren Weiterentwicklungen unter christlichem Einfluß und schließlich die heutigen Formen dieser Sprichworte, soweit sie sich erhalten haben.
Die heutigen Sprichworte sind etwas weiter nach rechts eingerückt, damit man bemerkt, daß es sich nicht um germanische Sprichworte handelt, auch wenn man die Quellenangaben nicht liest.
Die germanischen Worte für „Weisheit und „Sprichwort
Der deutsche Begriff „Sprichwort" lautet im Altnordischen fast identisch: „ordskvidr = „Worte, die man (oft) spricht
. Mit „Wort ist sowohl im Altnordischen als auch im Deutschen nicht das einzelne Wort, sondern der aus mehreren Worten bestehende „Ausspruch
gemeint.
Der Begriff „Weisheit" hat im Altnordischen hingegen eine recht große Komplexität. Er ist vor allem mit neun Begriffen assoziiert:
hug – Geist, Bewußtsein, Herz
vitr – Wissen
mal – Sprache, Wissen, Weisheit
speki – Sprache, Rede
thulr – Liste von auswendig Gelerntem
rad – Rat, List
hoskr – weise, klug
sann – wahr
frod – verwandt, freundlich, weise u.a.
Aus diesen Begriffen ergibt sich, daß die Weisheit bei den Nordgermanen vor allem ein Wissen gewesen ist, das man wirkungsvoll und zu dem eigenen Nutzen einsetzen konnte. „Weisheit ist vor allem ein „Gewußt, wie!
Der größte Teil der mit der Weisheit zusammenhängenden Begriffe stammt aus der Wortfamilie „hug". Die Grundbedeutung dieses Wortes ist als Verb („huga") „sich ausdenken, an etwas denken, beabsichtigen". Damit ist eng das Verb „hyggja" für „denken, glauben" verwandt. Das dazugehörige Substantiv „hugi" bedeutet „Geist, Bewußtsein, Absicht, Wille, Herz". Eine zweite Substantiv-Form dieses Wortes lautet „hugr". Sie hat eine sehr ähnliche Bedeutung: „Geist, Bewußtsein, Stimmung, Herz, Laune, Gefühl, Verlangen, Wunsch, Ahnung, Vorahnung, Mut". „Hug" ist somit im Wesentlichen das „Bewußtsein im Herzen und seine Tätigkeiten".
Das Herz wird auch als „hug-steinn", d.h. „Geist-Stein" umschrieben. In dem Herzen wohnt auch die Seele, die „hug-skot", d.h. „Herz-Schuß genannt wird – vermutlich im Sinne von „Herz-Ziel/Absicht
. Das Bild des Seelenvogels im Herzen liegt auch der Benennung der beiden Raben „Huginn" („Bewußtheit") und „Mugin" („Erinnerung) des Odin zugrunde.
Diesen Worten stammen von dem germanischen „hugiz" mit der Bedeutung „Sinne, Geist, Verstand" ab. Die weitere Herkunft dieses Wortes ist leider unbekannt.
Ein wesentlicher Aspekt des Geistes ist der Wille:
hugar-lund – Neigung, Vorliebe
hug-leikit – Neigung, Absicht
hug-bodit – Neigung, Absicht
hugdar-erindi – eine Sache, die man im Herzen hat, d.h. die man ersehnt oder beabsichtigt
hugar-mal – eine Sache, die man im Herzen hat, d.h. die man ersehnt oder beabsichtigt
hugar-fyst – Verlangen
a-hugi – Absicht, Bestreben, Ansicht, Vorsicht, Sorge für etwas
hugar-kraptr – Geistesstärke, Willensstärke
hugar-styrkr – Geistesstärke, Willensstärke
hug-raun – Willenstest, Mutprobe
Mit dem Willen ist eng der Mut verbunden:
hug-bord – Mut
hug-hreysti – Mut
hug-dirfd – Mut
hug-rekki – Mut, Unverzagtheit
hug-fullr – mutig
hag-mannligr – kühn, mutig
hagadr – kühn, tatkräftig
hug-dirfa – ermutigen
hug-madr – kühner Mann
hug-sterkr – ein starkes Herz haben, mutig
hug-djarfr – ein starkes Herz haben, mutig
hug-rakkr – ein starkes Herz haben, mutig
hug-prudr – ein starkes Herz haben, edel
hug-storr – „Herz-groß" = einen starken Willen haben
hugum-storr – ein großes Herz haben, einen starken Willen haben
hug-prydi – Mut, Adel (im Sinn von „edel sein")
Es gibt natürlich auch den Gegenpol zu der inneren Sicherheit – die Angst:
hug-leysa – ein schwaches (ängstliches) Herz haben, ängstlich
hug-leysi – ein schwaches (ängstliches) Herz haben, ängstlich
hug-litill – ein schwaches (ängstliches) Herz haben, ängstlich
hug-veikr – ein weiches/schwaches Herz haben, ängstlich, verzagt
hug-lauss – ein schwaches (ängstliches) Herz haben, feige
huga-fullr – ängstlich, besorgt
hug-sjukr – gestreßt, ängstlich
hug-syki – Sorge
hug-sott – Sorge
hug-tregi – Sorge, Kummer
hugar-otti – Furcht, Besorgnis
hug-sykja – sorgenvoll werden
hug-blaudr – feige
hug-bleydi – Feigheit
Durch seinen Mut kann ein Mensch Aufrichtigkeit und Beständigkeit erlangen:
hug-dyggr – standfest, beständig
hug-fastlinga – standfest, beständig
hug-trur – treu, aufrecht, aufrichtig, beständig
Aufgrund dieses inneren Haltes ist solch ein Mensch auch in der Lage, ängstlichen Menschen Halt zu geben und sie zu beruhigen:
huga – beruhigen, besänftigen, beschwichtigen
huggast – Beruhigung, Besänftigung, Beschwichtigung
huggan – Beruhigung, Besänftigung, Beschwichtigung
huganar-ord – Worte der Beruhigung
huggandi – jemanden, der einen anderen beruhigt
huggari – jemanden, der einen anderen beruhigt
Das Ziel eines Mutigen ist es u.a., die Ängstlichen wieder in einen hoffnungsvolleren Gemütszustand zu versetzen:
hug-godr – von sanftem Herzen, sanftmütig, fröhlich, optimistisch
hug-gäfr – fröhlich, optimistisch
hug-hress – optimistisch, fröhlich, entspannt
hug-gödi – ein gutes Herz haben, freundlich, hilfsbereit
Dann können alle wieder entspannt sein:
hug-högr – entspannt sein
hug-lett – entspannt sein
hug-lettir – innere Ruhe, Entspannung
hug-ro – Seelenfrieden
Es sind viele verschiedene Gemütszustände möglich. Der angenehmste von ihnen ist das Wohlbefinden:
hugar-bot – Wohlbefinden, Behaglichkeit
hug-bot – Behaglichkeit, Gemütlichkeit
hug-stigin – „Geist-Steigen = wohlgemut, optimistisch, freudig, „high
sein
Doch auch den Germanen war das Herzeleid bekannt, das einem im Extremfall den Verstand rauben kann:
hugar-ekki – „Herzschmerz", Unruhe
hugar-angr – „Herz-Enge" = Herzeleid, Trauer
hug-fatt – „sein Herz verlieren", d.h. seinen Mut oder seinen Optimismus verlieren
hug-thungt – „Geist-Schwere" = Depression
hug-stolin – „Geist-beraubt" = verrückt, wahnsinnig
Ein anderer Gemütszustand, in dem der Geist aus dem Gleichgewicht geraten ist, ist die ungezügelte Wut:
hugar-valad – Wut, innere Aufruhr
hugar-ödi – Wut, Raserei
hugar-ösingr – Aufgeregtheit, Aufgebrachtsein, „völlig aus dem Häuschen sein"
Es gibt jedoch auch friedliche Gemütszustände wie z.B. Freundlichkeit und Zuneigung:
huga-godr – freundlich
hugar-latliga – freundlich, sanft
hugar-godr – ein gutes/freundliches Herz haben
hagad-samr – sanftmütig
hug-blidr – sanftmütig
hug-feldr – angenehm
hugna – gefallen, angenehm sein, zufrieden sein
hug-thekkr – „dem eigenen Herzen entsprechen", einem lieb sein, einem gefallen
hagad-liga – liebenswert
hugda – Interesse, Zuneigung
hug-thokkadr – jemandem wohl gesonnen sein
hug-ast – Herzens-Zuneigung
hug-ljufi – von Herzen geliebte Person
hugdar-madr – enger Freund, Herzensfreund
hugdu-madr – enger Freund, Herzensfreund
Daneben gibt es natürlich auch die Entfremdung, die zur Unfreundlichkeit führt:
hugar-hvarf – Entfremdung
hugar-herdi – ein hartes Herz haben
Auch der Begriff für „Falschheit wird mithilfe des Wortes „hug
gebidlet:
hug-brigdr – falsch, unstet, unbeständig
Die bekannteste Tätigkeit des Geistes ist das Denken:
hugat – offen, freimütig
hug-leida – auf etwas aufmerksam sein, etwas bedenken, etwas betrachten, über etwas nachsinnen
hug-leggja – über etwas nachdenken, sich etwas vorstellen, sich auf etwas konzentrieren
hugsi – nachdenklich, kontemplativ, meditativ, geistesabwesend, nach innen gerichtet
hugsanar-stund – Zeit, um etwas zu bedenken; Kontemplations-Zeit
hugsanar-timi – Zeit, um etwas zu bedenken; Kontemplations-Zeit
hugsanar-augu – „Geist-Augen" = innere Vision, Vorstellung, Verstand
hug-fastr – standfest, konzentriert, entschlossen
hugsa – denken, nachdenken, bedenken
hug-leiding – Nachdenken
hug-renning – „Geist-Rennen = „etwas, das im Bewußtsein umherläuft
= Gedanke, Einfall
hugsan – Gedanke, Denken
hug-festa – sich etwas merken, sich etwas einprägen, sich entschließen
hug-stödr – auf etwas fixiert sein, sich auf etwas konzentrieren, sich gegen etwas richten
hug-kvämr – sich erinnern, etwas fällt einem wieder ein
hugar-far – Haltung, Einstellung
hug-thokki – Geist, Einstellung, Verhältnis zu jemandem, Urteil, Meinung über jemanden
hugar-reikan – Umherschweifen der Aufmerksamkeit bzw. des Geistes
hugar-ruglan – Umherschweifen der Aufmerksamkeit bzw. des Geistes
hug-hvarf – Meinungsänderung
hugar-umskipti – Meinungsänderung
hug-kvämligr – erfindungsreich, passend
hug-kömligr – erfindungsreich, passend
hug-runar – Geist-Runen
Der Zusammenhang zwischen dem auswendig gelernten Wissen und dem Herzen findet sich noch in der englischen Redewendung „learn by heart („im Herzen bzw. durch das Herz lernen
) für „auswendig lernen".
Manchmal fehlt es jedoch leider auch an Verstand und Vernunft, so daß das Verhalten von Verrücktheit geprägt wird:
hugar-sturlan – Unvernunft, Verrücktheit, Wahnsinn
Der Verstand kann auch von Vorahnungen und von Inspirationen unterstützt werden:
hug-bod – Vorahnung, Neigung
Der wichtigste Helfer des Willens und des Verstandes ist die Vorsicht, durch die Schaden vermieden werden kann und die Ziele sicherer erreicht werden können.
hugalt – vorsichtig
hugall – sorgsam, vorsichtig
hagad-samliga – vorsichtig, sorgfältig
hugan – Vorsicht, Sorge (für jemanden), Sorgfalt
Diese Vorsicht wird als weise erachtet, d.h es wird jemand dann als weise betrachtet, wenn er in der Lage ist, die von ihm angestrebten Ziele zu erreichen und drohenden Schaden zu vermeiden. Der Betreffende sollte zudem in der Lage sein, auch andere zu sinnvollem Handeln anzuleiten. Vermutlich gehört zu dieser Weisheit nicht nur die äußere „Sachkenntnis", sondern auch die Kenntnis all der möglichen Regungen des Geistes. Die Weisheit ist vor allem eine Eigenschaft bzw. eine Tätigkeit des
Herzens:
hygginn – weise, vorsichtig
hagads-röda – vernünftige Rede
hug-vit – „Herz-Wissen" = Weisheit, Verstehen, Verständnis
hug-speki – „Herz-Rede" = Weisheit
Das altnordische Adjektiv „huskr" für „weise" leitet sich von dem germanischen „hurskaz" für „rasch, schnell, rege" ab, das seinerseits auf das indogermanische „kerd" für „geschickt, klug" zurückgeht. „Huskr" hat somit in etwa die Bedeutung „durch schnelle Auffassungsgabe, Geschick und Listigkeit das gewünschte Ziel erreichen".
Das altnordische Substantiv „mal", dessen weitere Herkunft unbekannt ist, bedeutet „Sprache, Maß – auch im lyrischen Sinne die in eine Versmaß gebundene Sprache. Dieses Wort hat jedoch auch die Bedeutung „weise
, woraus man schließen kann, daß Dichtkunst und Weisheit assoziiert worden sind – auch Bragi, der Gott der Dichtkunst, galt als weise. Und letztlich ist die frühe Dichtung auch eine Darstellung der Welt in mythologischen Bilden gewesen, die den Menschen zeigen sollte, „wie die Welt ist" und die ihnen dadurch Sachkenntnis vermitteln sollte.
Mit dem Adjektiv bzw. Substantiv „mal" sind die Bezeichnungen für „Rhetorik und „Weisheit der Rede
gebildet worden:
mal – Sprache, Maß, Versmaß, Dichtung, weise
malsnildar-list – Rhetorik
mal-speki – Weisheit der Rede
Das Substantiv „thulr" bedeutet im Altnordischen „Weiser, Magier. Im Germanischen bezeichnete dieses Wort noch den „Kultredner
, d.h. den Priester, der die Mythen und die kultischen Lieder vortrug. Er ist somit mit dem altnordischen „galdr", also mit dem Magier, der die Zauberlieder kennt, verwandt. Diese Herkunft von „thulr" zeigt sich auch darin, daß dieses Substantiv im altnordischen auch „Liste bedeutete. Damit sind offensichtlich die Wissens-Listen gemeint, von denen einige Bruchstücke in den altnordischen „Rätsel-Liedern
wie dem Alwiss-Lied vorkommen. Das Havamal ist ein vollständigeres Beispiel für eine solche Liste.
Die Begriffe „mal" und „thulr" sind somit sehr eng verwandt: Sie sind das in einem Versmaß („mal") gebundene Wissen, daß in einer langen Reihe von Strophen („thulr") vorgetragen wird. Der, der diese Strophen kennt, ist ein Weiser oder ein „sehr Weiser" („fimbul-thulr").
Durch Kennen dieser mythologischen Strophen wurde man zu einem Wissenden, d.h. zu einem Weisen. Daher lautet eines der Worte für „weise" im Altnordischen „vitr", d.h. „wissend".
Von ihm leiten sich mehrere weitere Begriffe ab:
vitr – wissend, weise
stor-vitr – sehr weise
vit – Bewußtsein, Klugheit, Vernunft
visdom – Weisheit, Zustand des Wissens (englisch: „wisdom")
visdoms-kona – Weise, Seherin
visdoms-madr – Weiser, Seher
visdoms-meistari – Weisheits-Meister = Magier, Zauberer
Der germanische Ursprung des Verbes „wissen" lautet „wit" oder „witen", was wörtlich „wissen, sehen bedeutet – „man weiß etwas, wenn man es sieht
(dies ist ein altnordisches Sprichwort).
Zu diesem Wort gibt es eine Reihe verschiedener Ableitungen die in der Essenz jedoch alle „wissend" bedeuten:
wit, witan, witjan – wissen, sehen
witen – wissen, sehen, achten, beachten, bewachen
witon – anweisen, bestimmen, festsetzen
wison – zeigen, weisen
wisa – weise, kundig, klug, erfahren, verständig
wita, witia, weitaga, witjaz, witagaz – wissend, klug, verständig, weise
wissaz – gewiß, sicher, wissend, weise
wissalikaz – gewiß, sicher, wissend, weise
witja – Wissen, Verstand
witam – Wissen, Verstand, Witz (im Sinne von Gerissenheit und Listigkeit)
wissin – Gewissen
wisson – Gewißheit
witon – Wissender
wiso, wison – Weiser
witnja – Zeugnis, Zeuge
witan – Weiser, Ratgeber, Zeuge
wisida, wisidaz – Weiser, Führer
witoda, witotha – Angewiesenes, Gesetz, Recht
Alle diese Worte haben ihren Ursprung in dem indogermanischen „weid" für „erblicken, sehen, finden". Dieses Verb ist ursprünglich die Perfekt-Form „woide" eines Wortes für „sehen gewesen und bedeutete somit „gesehen haben
und folglich „als Tatsache wissen".
Das germanische Sprichwort „Sehen ist besser als Reden; Sehen ist wahrhaftiger als Hören." könnte in der Form „man weiß, was man gesehen hat (o.ä.) bis zu den Indogermanen zurückreichen – zumindestens läßt die Art, in der das indogermanische Wort für „wissen
gebildet worden ist, darauf schließen, daß die Indogermanen die in diesem Sprichwort ausgedrückte Ansicht hatten.
Das nächste altnordische Wort, das mit der Weisheit verbunden ist, ist der „Rat", altnordisch „rad". Dieser Rat bedeutete jedoch nicht nur „erhabene Weisheit, sondern auch „List
– Weisheit bezeichnet bei den Germanen immer das konkrete Wissen darüber, wie man etwas erreichen kann. Auch das Substantiv „rad-speki" für „Weisheit, das wörtlich „Rat-Sprechen
bedeutet, ist die Fähigkeit, jemandem zu erklären, wie etwas funktioniert und wie er daher sein Ziel erreichen kann.
Aus der germanischen Bedeutung „Zahl" des Substantivs „radam" und der Bedeutung „Rat, Mittel, Vorrat" des ihm nah verwandten Substantivs „radaz" ergibt sich, daß das altnordische „rad" ursprünglich das „Gezählte gewesen ist. Man zählt seine Vorräte, die die einem zur Verfügung stehenden Mittel sind. Der Übergang zu der Bedeutung „Weisheit
liegt vermutlich darin, daß man auch die Weisheits-Sprüche der Wissengedichte durchnummerierte und sie im Kult aufzählte – so sind u.a. Odins Runensprüche und die Ratschläge der Groa an ihren Sohn durchnummeriert worden.
Der indogermanische Ursprung des Substantives „Rat" ist das Verb „red" für „bereiten, zurechtmachen, geraten, überlegen. Das „Zurechtmachen, Bereiten
beinhaltete neben dem Ordnen offenbar auch das Zählen – anschließend wußte man über seine Vorräte Bescheid und konnte darüber Auskunft („Rat") geben.
Ein wesentlicher Aspekt der Weisheit ist, daß sie gesprochen bzw. im Kult vorgetragen wurde:
speki – Rede, Weisheit
speki-rad – weiser Rat
spekingr – Weiser, Ratgeber, Redner
spekja – beruhigen
spekjur – Gespräch, Rede
Im Germanischen findet hat diese Wortfamilie ihren Bedeutungsschwerpunkt in der „Klugheit":
spek – beachten
spakaz – weise, klug, besonnen
spakin – Weisheit, Klugheit, Geschick, Listigkeit
spekt – Stille, Frieden, Weisheit
spakengaz – kluger/weiser Mann
spekan – krachen, sprechen
Der indogermanische Ursprung dieser Wortfamilie ist das Wort „speg" für „sehen, scharf, d.h. „scharf/klar sehen
(lateinisch: „spectare").
Ein wesentlicher Aspekt der Weisheit ist es, daß sie wahr ist – was sehr wahrscheinlich im ganz pragmatischen Sinne als „funktionierend" aufzufassen ist.
sann – wahr
sannr – Wahrheit
sann-spar – wahre Vorhersage
Im Germanischen ist die Bedeutung dieses Wortes noch etwas umfassender als im Altnordischen:
santh, sunth, santhaz – seiend, wahr, wirklich, schuldig, recht
santham – Wahrheit, Gerechtigkeit
Der Ursprung dieser Begriffe ist das indogermanische Wort „hsont für „seiend, wahr
, von dem sich u.a. auch das englische „sooth" und das lateinische „sons" mit derselben Bedeutung ableiten. Das Wort „hsont" ist das Partizp zu „hes" für „sein" (englisch: to be). „Hsont" bedeutet also in etwa, „das, was als seiend bekannt ist. Dies entspricht ganz den Vorstellungen, die den Worten „Wissen
und „Weisheit" zugrundeliegen: das, was man gesehen hat, ist real/wirklich/wahr, und derjenige, der dies weiß, ist wissend und weise.
Es ist gut, Dinge zu wissen, wie u.a. die indogermanische Ableitung „hesu" für „gut" von dem Verb „hes" für „sein" zeigt.
Zwei eher unspezifische altnordische Adjektive für „weise" sind „frod-gedjadr" und „frod-hugardr", die beide „weise, weise gesonnen, weise denkend" bedeuten. Die indogermanische Wurzel des Bestimmungswortes in diesen beiden zusammengesetzten Begriffen („frod") bedeutet letztlich „der im selben Haus wohnt im Sinne von „Verwandter
. Hier hat das „Vertrautsein mit etwas zu der Bedeutung „wahr, weise
geführt – eine weitere Variante von „was ich sehe, ist wahr".
Die Wortfamilie von „frod" findet sich ausführlich zu Beginn der Darstellung des Gottes Freyr in Band 15 beschrieben.
Die Wichtigkeit der Weisheit für die Germanen zeigt sich auch in den folgenden Personennamen, die mit einem der vielen Worte für „Weisheit, Rat" u.ä. gebildet worden sind:
Mit „Weisheit" u.ä. gebildete germanische Personennamen
Die Wertschätzung der Germanen für die Weisheit zeigt sich auch in dem mehrfach belegten Beinamen „der Weise bzw. „die Weise
.
Zusammenfassung: Weisheit
Die Weisheit ist in der Auffassung der Germanen das auswendig gelernte Wissen, das man „in seinem Herzen trägt". Dieses Wissen ist in Versform in durchnummerierten Strophen verfaßt worden, was das Auswendiglernen deutlich erleichtert.
Dieses Wissen beschreibt, wie die Dinge sind. Dieses Wissen ist vor allem die Sachkenntnis, die es ermöglicht, möglichst schnell und einfach an das angestrebte Ziel zu gelangen.
Diese Weisheits-Strophen werden u.a. im Kult von den Priester-Sängern vorgetragen. Als aus diesen Strophen später Zaubersprüche wurden, wurden diese Priester zu Zauberern.
Weisheit ist das Wissen darüber, wie die Dinge sind – und dieses Wissen ist wahr, weil man selber gesehen hat, daß es so ist.
Man kann die Weisheiten und Redewendungen wie die Personennamen, die Rätsel und die Kenningar als „Mini-Mythen" auffassen, also als kleine Gleichnisse, die eine Erkenntnis, einen Wunsch o.ä. ausdrücken.
1. Prinzipien: man weiß, was man erlebt hat
Die folgenden Sprichworte und Redewendungen beschreiben eine der am besten bekundeten Weisheiten der Germanen – offensichtlich waren sie Pragmatiker ...
„Man kann es nicht wissen, bevor man es nicht versucht hat."
anonym: Saga über Grettir den Starken
„Man wird erkennen, was man länger geprüft hat."
anonym: Malashatta-Kvädi
„Man erkennt ein Ding, wenn man es erlebt."
Snorri Sturluson: Gylfaginning (Edda)
„Was man erprobt hat, weiß man."
anonym: Saga über Grettir den Starken
„Wenig weiß man, bevor man es nicht versucht hat."
anonym: Saga über König Harald Hart-Rat
„Mehr weiß der, der mehr versucht hat."
anonym: Saga über den starken Grettir
„Was weiß der, der nichts versucht hat?"
anonym: Erreks-Saga
„Je mehr man erprobt, desto mehr lernt man."
anonym: Saga über Grettir den Starken
„Unerprobtes hat keinen Nutzen"
anonym: Saga über Sigurd Thögla
anonym: Saga über Ketil Lachs
anonym: Saga über Feuer-Njal
anonym: Sigurd-Saga
anonym: Bosa-Saga
anonym: Saga über König Harald Hart-Rat
„Man muß es versuchen, wenn man vorankommen will."
anonym: Saga über König Hrolf Stange und seine Berserker
„Wenn man sich nicht bemüht, wird man nie erfahren, in welche Richtung sich das Geschick wenden wird."
anonym: Saga über König Hrolf Stange und seine Berserker
„Dann laßt es uns versuchen."
anonym: Saga über Grettir den Starken
„Wir werden es ausprobieren."
anonym: Saga über Grettir den Starken
„Man sagt, jede Sache könne zuende geführt werden, wenn sie dreimal erprobt worden ist."
anonym: Geschichte über Egil Hall-Sohn
„Eine Sache ist erprobt, wenn sie dreimal erprobt worden ist."
anonym: Kalund-Saga
„Es ist wahr, was man sagt: Man soll die Menschen lange auf die Probe stellen."
anonym: Saga über den starken Grettir
„Man muß sich gegenseitig prüfen."
anonym: Ältere Fridthjof-Saga
„Man braucht Jahre, um einen Mann zu kennenzulernen."
anonym: Morkinskinna
„Probieren geht über studieren."
heutiges deutsches Sprichwort
„Versuch macht klug."
heutiges deutsches Sprichwort
Man weiß, was man versucht, gesehen und erforscht hat – alles andere weiß man nicht und ist unsicher.
2. Prinzipien: sich auf sich selber verlassen
Die Frage, wem man vertrauen und auf wen man sich verlassen kann, ist vermutlich in allen größeren Gemeinschaften gestellt worden.
„Vertraue Dir selber!"
anonym: Die Beschwörung der Groa
„Vertraue nie einem mehr als Dir selbst!"
anonym: Saga über Grettir den Starken
anonym: Konrad-Saga
„Ich sage Dir: Es scheint mir besser für Dich zu sein, was Du in deiner eigenen Brust trägst, als das, was er weiß und was er entscheiden will."
anonym: Konrad-Saga
„Du mußt selber am besten wissen, was wahr ist."
anonym: die sehr hilfreichen Aussprüche des Weisen
„Seinen eigenen Händen kann man am meisten trauen."
anonym: Saga über Speer-Glum
„Es ist wahr, dies alte Sprichwort, daß 'die eigene Hand die verläßlichste ist'."
anonym: Saga über Kampf-Glum
Snorri Sturluson: Saga über König Olaf den Heiligen
„Die Wölfe fressen den Auftrag, den sie erhalten."
(Was man anderen zu tun aufträgt, wird nur schlecht ausgeführt – insbesondere, wenn es um Kampf u.ä. geht. ('Wölfe' = 'Krieger'))
anonym: Saga über Feuer-Njal
Am sichersten kann man sich immer auf sich selber verlassen. Insbesondere im Kampf und in ähnlich existentiellen Situationen ist es riskant, auf die Unterstützung anderer zu bauen.
Allerdings kannten die Germanen durchaus auch die Treue und Freundschaft (siehe die Sprichworte über die Freundschaft).
3. Prinzipien: geschehen ist geschehen
Die Germanen waren recht pragmatisch, was begangene Fehler oder geschehene Unglücke anging: Da man sie nicht mehr ändern konnte, hatte es wenig Sinn, sie sich selber vorzuhalten oder in einer anderen Weise darüber zu klagen.
„Was getan wurde, ist getan."
anonym: Saga über Grettir den Starken
„Es ist sinnlos, sich über das zu sorgen, was bereits geschehen ist."
anonym: Saga des Bjarna, Kämpfer aus dem Heiß-Tal
„Es ist sinnlos, sich selbst dafür zu tadeln, was getan wurde."
anonym: Saga über Kampf-Glum
„Mit den Dingen, die bereits getan wurden, müssen wir zufrieden sein."
anonym: Saga über Fridthjof den Kühnen
„Geschehen ist geschehen."
heutige deutsche Redewendung
„Vorbei ist vorbei."
heutige deutsche Redewendung
„nicht über vergossene Milch klagen"
heutige deutsche Redewendung
Klagen und Selbstvorwürfe helfen niemandem, weshalb man lieber wieder etwas Nützliches tun und evtl. etwas aus dem Geschehen lernen sollte.
4. Prinzipien: Unbeständigkeit und Unvorgesehenes
Es ist eine allgemeine menschliche Erfahrung, daß das Leben viele unvorhergesehene Wendungen nimmt und nur wenig beständig ist. Diese Erfahrung hat u.a. auch den Titel des chinesischen Orakel- und Weisheitsbuches „I Ging („Buch der Wandlungen
) geprägt.
4. a) Wetter
„Der Nacht freut sich wer des Vorrats gewiß ist,
Doch herb ist die Herbstnacht.
Fünfmal wechselt oft das Wetter am Tag:
Wie viel mehr im Monat!"
anonym: Odins Weisheiten im Havamal
4. b) Reichtum
„Wer wenig weiß, der weiß auch nicht,
Daß einen oft der Reichtum äfft;
Einer ist reich, ein andrer arm:
Den soll niemand narren."
anonym: Odins Weisheiten im Havamal
„Volle Speicher sah ich bei Fettlings Sprossen,
Die heute am Hungertuch nagen:
Überfluß währt einen Augenblick,
Dann flieht er, der falscheste Freund."
anonym: Odins Weisheiten im Havamal
„Besitz und Gesundheit sind niemandem sicher, wie gut es ihm auch