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Kaiser Maximilian I. & die Frauen
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Ebook244 pages3 hours

Kaiser Maximilian I. & die Frauen

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Der »letzte Ritter«: seine Lieben, seine Leidenschaften

Als Kaiser, Künstler und Kämpfer war er sein Leben lang ein charmanter Herzensbrecher: Kaiser Maximilian I. Zahlreiche Frauen haben ihn geprägt: seine Mutter Eleonore von Portugal und seine kleine Schwester Kunigunde; die Liebe seines Lebens, Maria von Burgund; seine kluge und weitsichtige Tochter Margarete.
Und auch Maximilian wurde für so manche Frau zum Schicksal: Anne de Bretagne, politischer Spielball zwischen den Habsburgern und Frankreich, die unglückliche Bianca Maria Sforza sowie die Enkelinnen Eleonore, Maria, Isabella und Katharina.
Lesen Sie die spannenden Lebensgeschichten der Frauen um Maximilian I., einfühlsam erzählt von Bestsellerautorin Sigrid-Maria Größing.
LanguageDeutsch
Release dateSep 7, 2016
ISBN9783903083295
Kaiser Maximilian I. & die Frauen

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    Kaiser Maximilian I. & die Frauen - Sigrid-Maria Größing

    Der letzte Ritter

    Kaiser Maximilian I.

    Viele Beinamen schmückten schon zu Lebzeiten den Mann, der am 22. März 1459 als Sohn Kaiser Friedrichs III. und seiner portugiesischen Gemahlin Eleonore in Wiener Neustadt das Licht der Welt erblickte. Seine Zeitgenossen nannten ihn den Kaiser mit den fliehenden Sohlen, denn allzu lang hielt sich Maximilian nirgendwo auf. Viel zu viel hatte er in halb Europa zu tun, viel zu viele Interessen verlangten, dass er ununterbrochen umherzog, wobei er überall gern gesehen wurde, auch wenn er oftmals seine Zeche nicht zahlen konnte. Ein Leben lang stand er bei den Fuggern in der Kreide, die mit ihren Krediten kein Risiko eingingen. Denn Jakob Fugger war ein kluger Geschäftsmann, der sich seine Vorteile ausrechnen konnte, wenn auch nicht in barer Münze, so doch durch bedeutende Privilegien, die der König und spätere Kaiser ihm einzuräumen bereit war.

    Die Kindheit Maximilians hätte glücklich sein können, hätten nicht zwei Ereignisse stattgefunden, die den Knaben ein Leben lang prägen sollten. Aufgrund der Differenzen zwischen seinem Vater Friedrich und dessen Bruder Albrecht VI. erlebte das Kind die Belagerung der Familie in Wien, da der Oheim den Vater vom Thron stoßen wollte. Die Kaiserfamilie litt in der Wiener Burg bitterste Not und es war nur der jungen Kaiserin zu verdanken, dass es nicht zur Katastrophe kam, denn der ewig zögernde und misstrauische Friedrich III. hatte sich nicht zur Aussöhnung mit seinem Bruder entschließen können. Der Tod Albrechts beendete den unheilvollen Bruderzwist.

    Die Mutter war es auch, die Maximilian und seine Schwester Kunigunde über alles liebten. Ihr Tod war für Maximilian eine Tragödie, nicht zuletzt, da die neuen Erzieher, die sein Vater bestellte, dem Knaben die Welt nicht zu erklären versuchten, sondern ihm einbläuten. Sie erkannten nicht den freien Geist ihres Zöglings und wandten Methoden an, die nicht nur bedenklich, sondern aufgrund ihrer Brutalität regelrecht verwerflich waren.

    Maximilians Vater Friedrich III., die »Erzschlafmütze des Reiches«, wie er spöttisch genannt wurde, beschäftigte sich schon bald mit dem Gedanken, den in allen ritterlichen Tugenden gewandten Sohn möglichst gewinnbringend zu verheiraten. Das Angebot des Burgunderherzogs Karl des Kühnen, Maximilian mit seiner Tochter Maria zu verheiraten, kam ihm daher gerade recht. Karl der Kühne, einer der reichsten Fürsten Europas, bot seine Tochter allerdings nicht ohne Hintergedanken an, er wollte als Dank eine Königskrone. Es kam zu einem glanzvollen Treffen in Trier, an dem auch Maximilian teilnahm und bei dem die Hochzeit der jungen Leute beschlossen wurde. Der Plan mit der Königskrone zerschlug sich aber sehr rasch.

    Nachdem Herzog Karl der Kühne in der Schlacht bei Nancy gefallen war und der französische König Ludwig XI. seine Absicht kundgetan hatte, Maria als Braut für seinen Sohn Karl zu erwählen, schlug für Maximilian die Abschiedsstunde in Wiener Neustadt. Seine Brautfahrt führte ihn über Augsburg bis Köln, wo sich ein Ende abzeichnete. Denn seine finanziellen Mittel waren erschöpft, er war nicht mehr in der Lage, weiterzuziehen. Nur mit der Hilfe seiner zukünftigen Stiefschwiegermutter Margarete von York war es ihm möglich, seinen Weg nach Gent fortzusetzen, wo im Jahre 1477 die Hochzeit mit Maria stattfand.

    Die politische Situation in den Niederlanden war keineswegs klar durchschaubar, denn Karl der Kühne hatte rigoros seine Rechte als Herzog von Burgund durchgesetzt. Nach seinem Tod folgte ihm seine Tochter Maria nach, der die niederländischen Stände größte Schwierigkeiten machten und sie zwangen, das »Große Privileg«, durch das deren Rechte erweitert wurden, zu unterzeichnen.

    Schon in den ersten Ehejahren verwickelte der französische König Ludwig XI. Maximilian immer wieder in neue Kämpfe, da Frankreich nach wie vor am Erwerb einzelner burgundischer Provinzen interessiert war. Der junge Habsburger kam dabei in arge Bedrängnis, wie durch ein Wunder siegte er aber in der Schlacht bei Guinegate.

    Maximilian hätte trotz der Wirren und der Bedrohung durch den französischen König ein halbwegs geregeltes Familienleben mit den beiden Kindern Philipp und Margarete führen können, hätte nicht der Tod Regie geführt. Seine geliebte Gemahlin Maria von Burgund kam bei einem Jagdunfall im Jahre 1482 ums Leben, nachdem ihr kleiner Sohn Karl kurz nach der Geburt gestorben war.

    Mit dem Tod Marias veränderte sich das Leben Maximilians von Grund auf. Obwohl er in den Niederlanden zum Ritter geschlagen und zunächst allseits akzeptiert worden war, begannen Aufstände gegen den jungen Habsburger, der 1486 in Frankfurt zum erwählten römischen König und in Aachen gekrönt worden war. Die Revolten bewirkten, dass man Maximilians Gefolgsleute entweder umbrachte oder vertrieb. Ihn selbst steckte man 1488 in Brügge ins Gefängnis, und wäre nicht sein Vater aus seiner Lethargie erwacht und hätte sich mit einem Heer in Richtung Flandern begeben, wäre die Sache für Maximilian äußerst prekär geworden. Seine Kinder wurden ihm weggenommen und unter die Vormundschaft der niederländischen Stände gestellt, wobei man Margarete mit dem minderjährigen Dauphin von Frankreich verlobte und das dreijährige Kind nach Amboise an den französischen Königshof schickte.

    Maximilian, der ahnte, dass seine Zukunft nicht in den Niederlanden liegen würde, verließ das Land, in dem er seine große Liebe gefunden, aber nach kurzer Zeit wieder verloren hatte.

    Sein zukünftiges Leben war facettenreich, denn die Kämpfe gegen die französischen Könige ebbten nicht ab, nach Ludwig XI. kamen Karl VIII. und dessen Nachfolger Ludwig XII. Alle drei waren keine Freunde des deutschen Königs. Karl VIII. nahm ihm gar seine neue Braut Anne de Bretagne weg, mit der Maximilian zwar die Ehe »per procurationem« eingegangen war, sie aber noch nicht vollzogen hatte, da er zu dieser Zeit gezwungen war, im Osten gegen die Türken zu kämpfen. Karl VIII. ließ seine Ehe mit Margarete vom Papst annullieren und heiratete in aller Eile Anne. Auch sein Nachfolger Ludwig XII. machte Maximilian immer wieder Schwierigkeiten. Dieser schloss daher Bündnisse mit wechselnden Partnern, wobei die Vereinbarungen das Papier nicht wert waren, auf denen sie standen. Die Konstellationen wechselten je nach Bedarf, mit Venedig, gegen Venedig, mit Frankreich, gegen Frankreich, mit dem Papst, gegen den Papst … schließlich wusste niemand mehr, wer mit wem verbündet war.

    Auch innenpolitisch war die Lage instabil, da die Kurfürsten schon unter Kaiser Friedrich III., der 1493 in Linz starb, versuchten, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Maximilian musste dies akzeptieren, da er ständig auswärts in Kämpfe verwickelt war. Nur selten erwarb er Gebiete friedlich, wie Tirol, die Vorlande oder Teile der Schweiz, indem Herzog Sigmund von Tirol auf die Regentschaft in diesen Ländern verzichtete. Die Schweizer Gebiete stellten sich jedoch als Danaer-Geschenk heraus.

    Die größten Landgewinne erzielte Maximilian allerdings durch wohldurchdachte Heiraten. Sein einziger Sohn Philipp der Schöne vermählte sich mit Juana, der Tochter der Katholischen Könige von Spanien, wobei es das Schicksal nach dem Tod von deren Bruder und Schwestern wollte, dass ausgerechnet sie zusätzlich zum vereinigten Königreich Spanien die neu eroberten Gebiete in allen Teilen der neuen Welt erbte. Unter Karl V., dem Enkel Maximilians, kam die Universalmonarchie schließlich unter habsburgische Herrschaft, die sich wenig später in die Casa de Austria im Westen und das Haus Habsburg im Osten aufspaltete.

    Eine zweite Erfolgsgeschichte spielte sich im Osten ab. Durch die Doppelhochzeit von Wien im Jahre 1515 zwischen Maximilians Enkelkindern und den Kindern des ungarischen Königs fielen Ungarn und Böhmen kampflos an die Familie, wobei auch hier der Tod als Königsmacher fungierte.

    Mit den dazugewonnenen Gebieten kamen schwierige Aufgaben auf die Habsburger zu, denn die Türken pochten schon 1480 an die Tore des Reiches, sie fielen in Kärnten und der Steiermark ein. Maximilian befand sich in einer schwierigen Lage, denn die deutschen Fürsten weigerten sich, ihm ein Reichsheer zu Hilfe zu schicken. Es sollte noch Jahrhunderte dauern, bis man in weiten Teilen Europas erkannte, welche Gefahr die Osmanen darstellten.

    Maximilian begann unendlich vieles, seine Pläne waren weitreichend und ungewöhnlich modern. So berief er 1495 einen Reichstag nach Worms ein, wo er im Rahmen einer Reichsreform eine Steuer, den »gemeinen Pfennig«, einführte und auf Druck der Reichsstände den »ewigen Landfrieden« propagierte, was in Zusammenhang mit dem Fehdeverbot stand. Das Reich sollte in Reichskreise eingeteilt werden, und um die einfachen Menschen vor der Willkür der Gerichte zu schützen, gründete Maximilian das Reichskammergericht. Da aber die Richter denkbar schlecht bezahlt wurden, fällten sie nach wie vor Urteile, die ihnen von den jeweiligen Brötchengebern vorgeschlagen wurden, sie waren Handlanger der »Suppenessergerichte«, wie man die parteiischen Gerichte bezeichnete.

    Es war kein Wunder, dass Maximilian keine eigentliche Residenz besaß, war er doch sein Leben lang unterwegs. Man kannte den König und späteren Kaiser überall im Reich, wobei er in einzelnen Städten besonders gern zu Gast war: in Augsburg, wo man ihn schon als »Bürgermeister« bezeichnete, und Memmingen, das er seine »Ruh und Schlafzell« nannte. Auch in Innsbruck fühlte er sich wohl, hier feierte er prunkvoll seine zweite Hochzeit mit Bianca Maria Sforza von Mailand, ein Fest ohne Herz, wie sich später herausstellen sollte.

    Der Kaiser war ein Meister der Propaganda, die er selbst in Auftrag gab. Er verfolgte die Absicht, dass jedermann ihn kennen sollte. Daher ließ er sein Konterfei überall vervielfältigen und verteilen, wodurch er ungewöhnlich populär wurde. Seine Freundschaft und enge Verbundenheit mit den Künstlern seiner Zeit trug ein Übriges dazu bei, dass die Maler und Bildhauer seine Person verewigten. Denn sie waren es, die Maximilian über alles schätzte. 1512 lernte er Albrecht Dürer kennen, dem er sämtliche Steuern erließ und ihm eine Leibrente von 100 Gulden pro Jahr aussetzte, obwohl er nicht wusste, woher er das Geld dafür nehmen sollte.

    Als Dank dafür konzipierte der Meister für den Kaiser die »Ehrenpforte« oder den »Triumphzug«, wobei Dürer die Verherrlichung des Hauses Habsburg, das durch Maximilian zu europäischer Bedeutung aufgestiegen war, im Auge hatte.

    Maximilian scheiterte letztlich in den meisten seiner Vorhaben, da er nicht imstande war, das Geld, das ihm durch seine zweite Heirat reichlich zugeflossen war, zu halten. Es zerrann ihm zwischen den Fingern. Freilich unterstützte er Gelehrte wie Conrad Celtis, der ein »Collegium poetarum et mathematicorum« gründete, das der Wiener Universität angeschlossen werden sollte, er feuerte die Dichter der Zeit an, an seiner Biografie Theuerdank und dem Weiskunig mitzuschreiben, an der er selber arbeitete. Heute weiß man, dass Marx Treitzsaurwein von Ehrentreitz Teile des Weiskunig verfasste, während der Kaiser weitgehend Autor des Theuerdank war. Illustriert wurden die Werke von Hans Burgkmair. Da in dem Fragment Freydal hauptsächlich Ritterszenen vorkommen, in denen der Hauptheld Maximilian gleicht, tauchte der Verdacht auf, dass Maximilian den Auftrag zu diesem Werk gegeben hatte, um als heldenhafter Ritter in die Geschichte einzugehen.

    Der Kaiser reiste natürlich nicht allein. Wo immer es ging, begleiteten seine Musiker Maximilian, manchmal unter schwierigen Bedingungen, denn am Ende war der Kaiser aufgrund seiner Schulden nicht überall willkommen. Auf seiner letzten Reise versperrten die Stadtväter von Innsbruck die Tore, sodass der todkranke Kaiser weiterziehen musste.

    Obwohl Maximilian ab und zu gute Kontakte zu den Päpsten der Zeit unterhielt, musste er seinen Plan, sich in Rom zum Kaiser krönen zu lassen, im Laufe der Jahre fallen lassen. Immer wieder kam etwas dazwischen, wenn er einen Romzug ins Auge gefasst hatte. Zuletzt verweigerten ihm die Venezianer den Durchzug, sodass er auf die Idee kam, sich 1508 in Trient von seinem Freund, dem Bischof von Gurk und später Salzburg, Matthäus Lang, zum erwählten römischen Kaiser krönen zu lassen.

    Zum Zeitpunkt der Kaiserkrönung war Maximilian kein junger Mann mehr. Waren seine Gedanken, Ideen, Wünsche und Vorstellungen bisher ausschließlich im Diesseits verankert, so beschäftigte er sich immer mehr mit philosophischen Interpretationen des Lebens, um sich aufs Jenseits vorzubereiten. Und wie hätte er dies besser tun können als als Papst? Als dieser Plan publik wurde, stieß er auf helle Empörung der Kirchenfürsten, denn eine Verbindung von weltlicher und geistlicher Macht war geradezu ein Frevel! Auch Papst Julius II. sparte nicht mit gehässigen Anwürfen, ja er bezeichnete den Kaiser gar als »Barbaren«.

    Maximilian wurde im Vergleich zu seinen Zeitgenossen uralt. Wahrscheinlich hatte er selbst nicht geglaubt, dass er das 60. Lebensjahr erreichen würde, denn er führte schon vier Jahre vor seinem Tod eine Sargkiste mit sich. Er hatte genaue Anweisungen niedergeschrieben, wie man nach seinem Tod mit ihm verfahren sollte. Die Pläne für sein Grabmal hatten Künstler schon gestaltet, allerdings dauerte die Ausführung in der Klosterkirche von Innsbruck, wo sich die »Schwarzen Manda« und sein Kenotaph heute befinden, so lange, dass der Kaiser die Fertigstellung nicht mehr erlebte.

    Maximilian starb am 12. Januar 1519 in Wels, vermutlich an Darmkrebs. Er hatte verfügt, dass sein Leichnam gegeißelt werden sollte, außerdem sollte man ihm die Zähne ausbrechen. Im Ornat des St.-Georgs-Ordens wurde er unter den Altarstufen der St. Georgskapelle in Wiener Neustadt beigesetzt. Sein Herz brachte man in einer goldenen Kapsel nach Brügge. Im Sarkophag Marias von Burgund fand es die letzte Ruhe.

    Die portugiesische Mutter

    Eleonore

    Für den achtjährigen Maximilian bedeutete es einen der schwersten Schicksalsschläge seiner Kindheit, als seine geliebte Mutter auf dem Totenbett lag. Mit ihrem Tod schien die Sonne in seinem jungen Leben untergegangen zu sein, denn die Mutter war sein Ein und Alles gewesen, sie war es, die schützend ihre Hand über das Kind hielt, wenn der allzu strenge Vater von seinem kleinen Sohn mehr Disziplin und Lerneifer forderte. Rundherum hatte sie Freude und Frohsinn verbreitet, obwohl sie an der Seite ihres einsilbigen, meist missmutigen Ehemanns nichts zu lachen hatte.

    Noch am Ende seines langen Lebens gedachte Maximilian der Frau, die ihm das Leben geschenkt hatte und die ihm, obwohl ihr vom Schicksal nicht vergönnt gewesen war, alt zu werden, ihr gewinnend umgängliches Wesen und ihre Lust am Leben vererbt hatte.

    Eleonore von Portugal war ein bildhübsches junges Mädchen gewesen, verwöhnt, bewundert und geliebt – ein Mädchen, von dem die europäischen Prinzen träumten, obwohl Eleonore noch kaum den Kinderschuhen entwachsen war. Sie war im Luxus aufgewachsen, der portugiesische Königshof galt als einer der reichsten Europas. Der Gewürzhandel, den die Portugiesen in aller Welt betrieben, hatte über das Königshaus einen Goldregen niedergehen lassen, auf den man in ganz Europa begierig schaute.

    Eleonore war nach dem frühen Verlust ihrer Eltern zunächst unter der Obhut ihres Oheims aufgewachsen, der sich rührend und liebevoll um die Nichte kümmerte. Ihr Vater, Eduard der Bekenner, war im Kampf gefallen, wonach die Mutter, die sich in Portugal nie wohlgefühlt hatte, eines Tages spurlos verschwand, ohne sich um das Wohl und Wehe ihrer kleinen Tochter zu kümmern.

    Nachdem ihr Bruder Alphons 1449 die Herrschaft in Portugal angetreten hatte, übersiedelte Eleonore an seinen Hof, wo das halbe Kind schon bald umschwärmter Mittelpunkt war. Zahllose Kavaliere machten ihr verliebte Augen, waren charmant und ritterlich und erwiesen ihr jede nur mögliche Aufmerksamkeit. Sie konnte haben, was ihr Herz begehrte. Zu ihrem Lebensglück fehlte nur noch der entsprechende Ehemann. Diesen durfte sie selbst auswählen – ein für die Zeit ungewöhnliches Zugeständnis. Denn das Los adeliger Mädchen war keineswegs beneidenswert, meist wurden sie noch als Kind mit dem meistbietenden, im Alter oft völlig unpassenden Prinzen verlobt, dem sie schließlich nach einigen Jahren ins Brautbett folgen mussten: tragische Schicksale, die häufig mit einem frühen Tod der Bräute im Kindbett endeten.

    Eleonore sollte nicht das gleiche Schicksal teilen, sie war in der glücklichen Lage, selbst entscheiden zu können. Und sie traf eine Wahl, die sie viele Jahre hindurch bereuen sollte. Als sie nämlich erfuhr, dass der Habsburger Friedrich III. drauf und dran war, um ihre Hand anzuhalten, hörte sie aus der Werbung nur den verlockenden Klang seines künftigen Titels »deutscher Kaiser« heraus und fragte nicht weiter nach, wer der zukünftige Bräutigam war, wie er aussah, wie alt er war … Begeistert soll sie ausgerufen haben, dass sie »den« wollte und sonst keinen! Die junge Eleonore hatte in ihrer spontanen Art ihr Schicksal festgelegt, wohl aus einer augenblicklichen Laune heraus, denn hätte sie gewusst, was eine Ehe mit einem eingefleischten Junggesellen bedeutete, hätte sie sich nie und nimmer für Friedrich entschieden. Aber eine große Karriere war ihr an der Seite dieses Mannes sicher, Friedrich war bereits römisch-deutscher König und konnte, da er sehr gute Beziehungen zum Papst in Rom hatte, aller Voraussicht nach deutscher Kaiser werden. Und

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