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Das 1. Buch Mose, Kap. 1-11: Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive
Das 1. Buch Mose, Kap. 1-11: Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive
Das 1. Buch Mose, Kap. 1-11: Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive
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Das 1. Buch Mose, Kap. 1-11: Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive

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„Das 1. Buch Mose – Kapitel 1-11“ ist ein weiterer Teil aus der entstehenden Kommentarreihe von Arnold G. Fruchtenbaum. Der amerikanische Original-Band, der das gesamte Buch Genesis behandelt, umfasst 750 Seiten. Daher beschränken wir uns in der deutschsprachigen Ausgabe zunächst auf die biblische Urgeschichte.
In diesem gründlichen Werk ist es dem Autor wiederum gelungen, Hintergrundinformationen und Erklärungen zu liefern, die man kaum in einem anderen Kommentar finden dürfte. Die ersten elf Kapitel der Bibel sind im wahrsten Sinne grundlegend. An ihrer Deutung entscheidet sich ein großer Teil der gesamten Bibelauslegung. Besonders die Ausführungen Fruchtenbaums zum Schöpfungsbericht und der damit verbundenen Evolutionsthematik, die in diesem Band weiten Raum einnehmen, stärken das Vertrauen des Lesers in ein bibeltreues Schriftverständnis.
LanguageDeutsch
Release dateMar 12, 2013
ISBN9783939833956
Das 1. Buch Mose, Kap. 1-11: Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive

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    Das 1. Buch Mose, Kap. 1-11 - Arnold G. Fruchtenbaum

    10)

    1

    EINLEITUNG

    1.1 Titel

    1.1.1   Hebräisch: Bereschit

    Die hebräischen Titel der biblischen Bücher basieren oft auf deren erstem oder zweitem Wort; das 1. Buch Mose folgt diesem Muster. Der hebräische Name dieses Buches lautet Bereschit; das leitet sich vom ersten Wort im hebräischen Text des Buches Genesis ab. Bereschit bedeutet im Anfang; das ist nun die moderne hebräische Bezeichnung dieses Buches. Der ursprüngliche Name lautete Sepher Maaseh Bereschit, »das Buch der Tat im Anfang«. Mit der Zeit wurde der hebräische Titel gekürzt und lautet nun schlicht Bereschit oder Im Anfang.

    1.1.2   Griechisch: Geneseos

    Der in der Septuaginta¹ zu findende griechische Titel lautet Geneseos; das bedeutet »Ursprung« oder »Entstehung«. Geneseos ist die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Toldot, das im gesamten Buch häufig zu finden ist und meistens mit dem Wort Geschlechterfolge wiedergegeben wird. Während der hebräische Titel einfach auf dem ersten Wort des Buches basiert, bedeutet die griechische Bezeichnung »Buch der Anfänge« und betont Herkunft und Ursprung.

    1.1.3   Englisch: Genesis

    Der englische Titel (der auch im Deutschen zu finden ist) lautet Genesis. Er stammt vom griechischen geneseos und hat dieselbe Bedeutung wie die griechische Übersetzung: »Das Buch der Anfänge«.

    1.2 Autor

    Mose war der Autor des Buches Genesis. Nach dieser Aussage sind einige Klarstellungen nötig; einige Konsequenzen müssen erklärt werden. Erstens: Mose wird nie ausdrücklich als Autor des Buches genannt; sein Name kommt weder im Alten noch im Neuen Testament als Verfasser des Buches vor. Es gibt jedoch einen guten Grund für diese Auslassung. Das 2. bis 5. Buch Mose hat Mose selbst geschrieben; er war Urheber dieser Bände. Was allerdings das 1. Buch Mose anbetrifft, so war Mose vor allem Zusammensteller und Herausgeber, da er kein Augenzeuge der Ereignisse in Genesis war. Im Gegensatz dazu war er Augenzeuge von praktisch allen Ereignissen in den Büchern Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomium (abgesehen vom letzten Kapitel, das von Ereignissen nach seinem Tod berichtet). Alle Geschehnisse in 1. Mose hatten bereits vor seiner Geburt stattgefunden. Als Mose das Buch niederschrieb, griff er sowohl auf mündliche als auch auf schriftliche Überlieferungen zurück. Im Grunde stellte er elf Familiendokumente zusammen; somit ist er der Autor von Genesis – jedoch im Sinne des Herausgebers und des Zusammenstellers.

    Ein weiterer Hinweis darauf, dass Mose der Autor des Buches Genesis ist: Genesis galt schon immer als Teil der Torah; und Mose gilt als Autor der gesamten Torah (des ganzen Gesetzes). Das 1. Buch Mose bildet zusammen mit den anderen vier Mosebüchern das Gesetz des Mose. Die Bibel bestätigt, dass Mose allein der Autor der Torah ist (2Mos 17,14; 3Mos 1,1–2; 4Mos 33,2; 5Mos 1,1; Jos 1,7; 1Kön 2,3; 2Kön 14,6; Esr 6,18; Neh 13,1; Dan 9,11–13; Mal 3,22; Mt 8,4; Mk 12,26; Lk 16,29; Joh 7,19; Apg 26,22; Röm 10,19; 1Kor 9,9; 2Kor 3,15). Beide Testamente wiederholen also, dass Mose Autor der Torah – des Gesetzes – war; Genesis galt schon immer als Teil der Torah, des Gesetzes. Der Name Mose wird vier Büchern zugeschrieben; Genesis wird ihm einzig und allein deshalb nicht zugeschrieben, weil er dafür in erster Linie elf Familiendokumente zusammenstellte.

    1.3 Thema

    Das Thema des 1. Mosebuches ist Segen und Fluch. [1]² Dieses Thema wird auf vier Arten deutlich gemacht.

    Erstens: Gott erwählte ein Volk, durch das er alle Nationen segnen würde.

    Zweitens: Bezüglich des Segens gab er den Patriarchen die Nachkommen des Bundes, und diesen Nachkommen das Land Israel.

    Drittens: Bezüglich des Fluches unterwirft und enterbt er, indem er etwa die Kanaaniter aus dem Land vertreibt.

    Viertens: Bezüglich des Guten und des Bösen: Böse Taten führen zu bösen Ergebnissen, und daher bringt Gott den Fluch; gute Taten hingegen bringen gute Ergebnisse, und daher segnet Gott.

    1.4 Struktur

    Im 1. Buch Mose lassen sich drei verschiedene Strukturen erkennen; eine schließt nicht notwendigerweise die anderen aus. Diese drei Strukturen sind die zweigeteilte Struktur, die Toldot-Struktur (der dieser Kommentar folgt) und die geographische Struktur.

    1.4.1   Zweigeteilte Struktur

    Generell sind im 1. Buch Mose zwei Hauptteile zu erkennen. Der erste Teil erstreckt sich von 1. Mose 1,1 bis 11,9; darin geht es um den Ursprung der Welt im Allgemeinen und den Ursprung der Völker im Allgemeinen. Diese Struktur befasst sich in der ersten Abteilung mit vier Hauptereignissen: Schöpfung (1Mos 1,1 – 2,25), Sündenfall (1Mos 3,1 – 5,32), Sintflut (1Mos 6,1 – 9,29) und den Nationen (1Mos 10,1 – 11,9). Das Thema der ersten Abteilung ist der Anfang des Menschengeschlechts; der Stil der ersten Hauptabteilung ist historisch; die Geographie konzentriert sich auf den fruchtbaren Halbmond zwischen Eden und Haran. Die vom ersten Hauptteil abgedeckte Zeit beträgt etwa zweitausend Jahre oder mehr.

    Der zweite Teil des 1. Mosebuches ist weit länger: Er erstreckt sich von 1. Mose 11,10 bis 50,26. Während sich der erste Abschnitt auf die Ursprünge der Welt und der Nationen im Allgemeinen konzentriert, befasst sich die zweite Abteilung intensiv mit dem Ursprung einer Nation: Des jüdischen Volkes. Während sich der erste Abschnitt auf vier Ereignisse konzentriert, befasst sich die zweite Abteilung intensiv mit vier Personen: Abraham (1Mos 11,10 – 25,8), Isaak (1Mos 25,9 – 26,35), Jakob (1Mos 27,1 – 36,43) und Josef (1Mos 37,1 – 50,26). Das Thema im ersten Hauptteil ist der Anfang des Menschengeschlechts; das Thema des zweiten Hauptabschnitts ist der Beginn des jüdischen Volkes. Der Stil des ersten Abschnitts ist historisch; der Stil des zweiten Abschnitts dagegen ist biographisch. Gleichzeitig ist er zwar auch geschichtlich, jedoch aus einer bestimmten Perspektive: Nämlich der biographischen Geschichtsschreibung. Die Geographie des ersten Hauptteils ist der fruchtbare Halbmond zwischen Eden und Haran; die Geographie des zweiten Hauptteils konzentriert sich dagegen auf drei Orte: Kanaan, Haran und Ägypten. Der Zeitraum des ersten Abschnitts umfasst circa zweitausend Jahre oder mehr; die Zeit des zweiten Abschnitts deckt nur 193 Jahre ab. (Siehe Tabelle 1 auf der nächsten Seite für einen Vergleich des Materials in der zweigeteilten Struktur.)

    1.4.2   Toldot-Struktur

    Toldot ist ein hebräisches Wort, das im Allgemeinen mit »Geschlechterfolge« übersetzt wird. Wie bereits erwähnt, war Mose bei Genesis vor allem in der Zusammenstellung tätig; er stellte elf Familiendokumente zusammen. Jedes Familiendokument wird durch die eröffnende Aussage gekennzeichnet: Dies ist die Geschlechterfolge von. Somit bezeichnet der Begriff Toldot den Anfang eines Familiendokuments. Normalerweise findet man dort zwei hebräische Worte: eleh Toldot dies ist die Geschlechterfolge von. Diese beiden Worte agieren als Titel für einen neuen Abschnitt – als Titel des nachfolgenden, nicht des vorangegangenen Textes. Das wird durch die Verwendung in Ruth 4,18 offensichtlich, wo die Worte eindeutig als Titel für das Nachfolgende dienen. Die grundlegende Bedeutung des Wortes besagt: »Dies ist geworden aus…« Folgendes ging also aus der eben gemachten Aussage hervor; Folgendes ist aus einem Einzelnen geworden – im Detail geschildert, was für die Absicht des 1. Buches Mose wichtig ist. Wenn dem Wort Toldot ein Name folgt, befasst sich der Text nicht immer vorrangig mit dem Genannten, sondern immer damit, was aus dem Genannten geworden und gekommen ist. Da heißt es beispielsweise: Das ist die Geschlechterfolge Terachs. Der folgende Text befasst sich jedoch vorwiegend mit Abraham, nicht mit Terach – obwohl gezeigt wird, was aus Terach geworden ist: Nämlich Abraham. Ein weiteres Beispiel ist die Toldot Isaaks, die sich in erster Linie nicht mit Isaak, sondern mit Jakob beschäftigt. Diese Toldot sagt, was aus Isaak hervorgegangen ist – nämlich Jakob. Die Toldot Jakobs dagegen befasst sich vor allem mit Josef; denn »was aus Jakob geworden ist«, war Josef. Darum erklärt jede Toldot, was aus einer Linie gekommen ist. Jede Toldot zeigt auch eine Verengung der Linie auf den auserwählten Samen und enthält die Themen von Segen und Fluch.

    Tabelle 1: Die zweigeteilte Struktur des 1. Buches Mose

    Die Toldots beginnen in 1. Mose 2,4 nach dem einleitenden Material von Kapitel 1 Vers 1 bis Kapitel 2 Vers 3. Was nach diesem Vorwort vom Buch Genesis verbleibt, ist eine Zusammenstellung von elf Toldots. In der Einleitung befasst sich der Autor mit der Schöpfung aus dem Chaos, mit der Erschaffung des Menschen im Ebenbild Gottes und damit, wie der Mensch das Herrschaftsrecht über die Erde und das Tierreich erhält; außerdem wird geschildert, wie Gott die Schöpfung krönte, indem er sich an seiner Sabbatruhe erfreute. Dieser Abschnitt enthält drei Segnungen: tierisches Leben (1Mos 1,22), menschliches Leben (1Mos 1,27–28) und den siebten Tag (1Mos 2,3). Nach dieser Einleitung geht Mose zu den elf Toldots über.

    Die erste Toldot (1. Mose 2,4 – 4,26) ist die Toldot der Himmel und der Erde. Es geht also darum, »was aus der Schöpfung wurde«; und was aus der Schöpfung wurde, war eine Rückkehr zum Chaos. Dieser Abschnitt befasst sich mit der Erschaffung von Adam und Eva, dem Sündenfall, Gottes Fluch über die Sünde, mit der Ausbreitung der Sünde und ihren Auswirkungen auf die Nachkommen Kain und Abel. Dann beschäftigt er sich mit dem Bundesschluss von Eden und dem Bundesschluss mit Adam.

    Die zweite Toldot (1. Mose 5,1 – 6,8) ist die Toldot Adams: Es geht darum, »was aus Adam geworden ist«. Die zweite Toldot befasst sich mit dem Thema des Todes und mit Gottes großem Missfallen an der Sünde, mit dem Niedergang von Adam bis Noah und mit dem Verderben der Frauen durch die Engel. Auch hier bewegt sich der Text wieder vom Segen in 1. Mose 5,1–2 zum Fluch in Kapitel 6 in den Versen 1–8.

    Die dritte Toldot (1. Mose 6,9 – 9,29) ist die Toldot Noahs. Es geht darum, »was aus Noah geworden ist«. Hier bewegt sich das Thema vom Fluch zum Segen: vom Gericht der Flut (sie war der Fluch) zur Rettung Noahs – das war der Segen. Es gibt auch eine Bewegung vom Segen zum Fluch: von Noahs Gerechtigkeit (diese ist ein Segen) zu Noahs Trunkenheit, die zum Fluch über Kanaan führt. Dieser Abschnitt verzeichnet außerdem den Bund mit Noah.

    Die vierte Toldot (1. Mose 10,1 – 11,9) ist die Toldot der Söhne Noahs – »was aus Noahs Söhnen geworden ist«. Sie befasst sich mit der Verwirrung, der Zerstreuung und der Ausbreitung der Menschheit sowie mit der Zerstreuung durch die Sprachenverwirrung. Der Abschnitt geht vom Segen aus: die Ausdehnung der Bevölkerung. Sie bewegt sich jedoch zum Fluch: der Zerstreuung bei Babel.

    Die fünfte Toldot (1. Mose 11,10–26) ist die Toldot von Sem (»die Ausdehnung dessen, was aus Sem geworden ist«). Sie verfolgt Sems Linie von Noah bis Abraham und von der gesamten Menschheit zu einem Menschen – Abraham. Dieser Abschnitt geht vom Fluch zum Segen: vom Fluch der Zerstreuung und des Chaos zum Segen des Anfangs von Gottes Programm, um durch Abraham und den Bund mit Abraham den Segen wieder herzustellen.

    Die sechste Toldot (1. Mose 11,27 – 25,11) ist die Toldot Terachs – »was aus Terach geworden ist; nämlich Abraham«. Das ist eine lange Toldot. Sie deckt das Leben Abrahams ab, außerdem den Bund mit Abraham und Gottes Segensplan. Sie befasst sich mit der Entwicklung des Versprechens an Abraham.

    Die siebte Toldot (1. Mose 25,12–18) ist die Toldot Ismaels – »was aus Ismael geworden ist«. Die Absicht besteht darin, die nicht erwählte Linie zu beenden und mit der Linie abzuschließen, aus der nicht der Same kommen wird.

    Die achte Toldot (1. Mose 25,19 – 35,29) ist die Toldot Isaaks; »was aus Isaak geworden ist – also Jakob«. Abgedeckt wird hierbei die Entwicklung der Verheißung durch die Nachkommenschaft Jakobs; sie umfasst das Leben Isaaks und die Geschichte Jakobs sowie die Entwicklung Israels. Es handelt sich um eine Aufzeichnung der Bemühungen, den Segen zu erhalten oder zu leiten.

    Die neunte Toldot (1Mos 36,1–8) ist die Toldot Esaus, »was aus Esau geworden ist«. Wieder geht es um das Ende der nicht erwählten Linie – die Abfertigung der Linie, aus der kein Same hervorgehen soll; sie wird mit dem Bericht von Esaus drei Frauen und fünf Söhnen abgeschlossen.

    Die zehnte Toldot (1. Mose 36,9 – 37,1) ist die Toldot von Esau, dem Vater der Edomiter: »was aus Esau als dem Vater der Edomiter geworden ist«. Auch hier geht es wieder ums Ende der nicht auserwählten Nationen. Außerdem geht es um den Bericht über drei Völker: die Edomiter, die Horiter und die Amalekiter. Auch wird der Kontrast zwischen Esau und Jakob beleuchtet: Esau ist eine Nation unter der Herrschaft von Häuptlingen mit ihrem eigenen Land; doch Jakob weilt als Fremder in Ägypten, außerhalb vom eigenen Land seines Volkes.

    Die elfte Toldot (1. Mose 37,2 – 50,26) ist die Toldot Jakobs, »was aus Jakob geworden ist: nämlich Josef«. Dieser letzte Abschnitt beschäftigt sich mit Jakobs Söhnen und dem Anfang der zwölf Stämme; dem Leben Josefs; und mit der Ansiedlung in Ägypten – dem Auszug aus Kanaan nach Ägypten, um das Geschlecht zu retten. Der Abschnitt endet nicht mit der Rückkehr ins eigene Land, sondern nur mit der Hoffnung, eines Tages in der Zukunft zurückzukehren. Der gesamte Abschnitt lässt sich durch Paare charakterisieren. Insgesamt findet man davon fünf Stück: die beiden Träume Josefs daheim im Haus seines Vaters; die beiden Träume im Gefängnis; die beiden Träume des Pharao; die beiden Inhaftierungen Josefs; und schließlich die beiden Reisen seiner Brüder.

    Siehe die folgende Tabelle auf den Seiten 10–11 für eine Zusammenfassung der Struktur »Toldot«.

    Tabelle 2: Die Toldot-Struktur im 1. Buch Mose

    1.4.3   Geographische Struktur

    Die geographische Struktur teilt sich in drei Abschnitte auf. Der erste Abschnitt besteht aus den Kapiteln 1–11, wo sich die Geschichte in Babylonien zuträgt. Der zweite Abschnitt umfasst Kapitel 12–36, wo die Handlung vor allem im Land Kanaan spielt. Den dritten Abschnitt bilden die Kapitel 37–50, die sich vor allem in Ägypten zutragen.

    Im großen Mittelabschnitt (Kapitel 12–36) ereignet sich die Geschichte vor allem im Land Kanaan, dem Verheißenen Land. Kanaan grenzt an Ägypten und Haran – zwei alte geographische Gebiete, die sich hernach immer bei Israel einmischen und eine wichtige Rolle in der folgenden Geschichte Israels spielen. Der zentrale Abschnitt in der geographischen Struktur verzeichnet die Erwählung Abrahams und Israels aus den Nationen der Kapitel 1–11 (Babylonien) und 37–50 (Ägypten). Zweck und Ziel ist es, dass die heidnischen Nationen, die mit Israel zu tun haben, zur Erkenntnis des einzig wahren Gottes gelangen und infolge davon gesegnet werden. Eine richtige Beziehung mit dem Samen Abrahams bringt Segen; doch eine falsche Beziehung resultiert im Fluch.

    1.5 Wesensart

    Das 1. Buch Mose ist vor allem ein historisches Buch. Es ist jedoch nicht nur eine Chronik der Ereignisse, sondern vielmehr eine theologische Auslegung ausgewählter Aufzeichnungen über die Erzväter Israels. Somit konzentriert sich Genesis sowohl auf die menschlichen als auch auf die göttlichen Ursachen hinter den Ereignissen.

    1.6 Buch der Ursprünge

    Allein schon der Name Genesis deutet natürlich an, dass es sich um ein Buch der Ursprünge handelt. Es wird so genannt, weil es die Aufzeichnungen über die Anfänge vieler Dinge enthält. Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit: das Universum, die Erde, Mensch, Leben, Ehe, Sünde in der Menschheitsgeschichte, Sprache, Regierung, Kultur, Nationen, Israel, Religion, Bundesschlüsse, Sabbat, Opfer, Rettung, Prophetie, Typologie, Heilszeiten, Krieg, Erwählung, göttliches Gericht, Zivilisation, Beschäftigungen, Musikinstrumente, Werkzeuge.

    1.7 Erste Erwähnungen

    Viele Elemente werden im 1. Buch Mose zum ersten Mal erwähnt; es folgen weitere Erwähnungen in späteren Büchern. Auch hier erhebt die nachfolgende alphabetische Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

    1.8 Die Absichten

    Das 1. Mosebuch verfolgt mindestes sechs Absichten:

    Das Wesen des Gottes Israels soll verkündet werden, der seinen Bund hält. Das Buch lehrt, dass Gott ein lebendiger Gott ist: Herrscher, mächtig, gerecht, heilig, gut und gnädig.

    Das Wesen vom Volk Gottes innerhalb der Schöpfung wird offenbart. Gottes Volk ist im gesamten Buch das Volk Israel.

    Der Anfang der Vorstellung vom Bund innerhalb des offenbarten Willens Gottes wird vorgestellt. Von den acht Bündnissen der Bibel finden sich vier im 1. Buch Mose.

    Die historische und theologische Grundlage wird genannt, nach der Israel das auserwählte Volk ist. Seine Auserwählung basiert auf den Geschehnissen im Buch Genesis.

    Das Schicksal des Volkes Israel soll beschrieben werden. Darum verzeichnet dieses Buch die Erwählung Israels aus den Nationen, den Bundesschluss mit Abraham mit all seinen vielen Folgen sowie das Geburtsrecht des Stammes Israel.

    Genesis dient als Prolog zum 2. Buch Mose.

    1.9 Paralleldokumente

    Der Ausdruck »Paralleldokumente« bezieht sich auf archäologische Fundstücke aus dem Altertum, die Parallelen zum Zeitraum des Buches Genesis aufzeigen. Es gibt vier solcher Dokumente. Erstens die ugaritische Literatur wie beispielsweise den Codex Hammurabi, der sich in etwa aufs Jahr 1400 v. Chr. datieren lässt. Zweitens sind die Tafeln von Ebla neuere Fundstücke. Drittens wurden die Tafeln von Nuzi erstmals 1925 gefunden. Und viertens entdeckte man 1933 die Tafeln von Mari. All diese Dokumente verzeichnen sowohl Gesetze als auch Gebräuche aus der Zeit des 1. Mosebuches; sie helfen dabei, die Handlungsweise vieler Menschen in diesem Buch zu erklären. In diesem Kommentar zum 1. Buch Mose wird immer wieder auf diese Dokumente Bezug genommen.

    1.10 Zitate und Bezugnahmen

    Zitate oder Bezugnahmen aufs 1. Buch Mose finden sich in der gesamten Bibel mehr als für jedes andere biblische Buch. Adam wird beispielsweise namentlich in sechs anderen Büchern erwähnt: 5. Mose, 1. Chronik, Hiob, Hosea, Römer und 1. Korinther. Noah wird namentlich in drei weiteren Büchern des Alten Testaments erwähnt: 1. Chronik, Jesaja und Hesekiel. Auch im Neuen Testament wird Noah mehrfach erwähnt. Was Abraham angeht, so findet man seinen Namen in fünfzehn Büchern des Alten Testaments und in elf Büchern des Neuen Testaments. Jakob wird in zwanzig alttestamentlichen und siebzehn neutestamentlichen Büchern erwähnt.

    Was das Neue Testament angeht, so zitiert es mindestens 200 Mal das 1. Buch Mose oder nimmt darauf Bezug. Es gibt 165 eigentliche Abschnitte aus Genesis, die im Neuen Testament eindeutig zitiert oder angedeutet werden; etwa 100 davon stammen aus den Kapiteln 1–11. Das ist der Teil des 1. Mosebuches, den die meisten Kritiker abschaffen wollen. Aus sechs von diesen Kapiteln hat Jesus selbst ausdrücklich zitiert oder darauf Bezug genommen. Daher kann man unmöglich die ersten elf Kapitel ausschneiden, nur weil sie scheinbar moderne wissenschaftliche Theorien usw. herabsetzen. Täte man es dennoch, würde man anderen Teilen der Schrift, der biblischen Theologie und der Glaubwürdigkeit Jesu selbst großen Schaden zufügen. Wenn er sich bezüglich 1. Mose 1–11 geirrt hätte, könnte er nicht der Messias sein, der zu sein er beanspruchte.

    1.11 Das 1. Buch Mose und die Offenbarung

    Ein Vergleich zwischen dem ersten Buch der Bibel (1. Mose) und dem letzten Buch der Bibel (Offenbarung) zeigt mindestens 25 Parallelen. Die meisten dieser Ähnlichkeiten finden sich in Offenbarung 21–22, doch sind sie nicht auf diese Kapitel beschränkt. (Siehe die folgende Tabelle auf den Seiten 17–18 für einen direkten Vergleich von 25 Parallelen.)

    Tabelle 3: Gegenüberstellung vom 1. Buch Mose und der Offenbarung

    1.12 Das 1. Buch Mose und die Wissenschaft

    Die Beziehung zwischen dem 1. Buch Mose und der Wissenschaft ist ein großes Schlachtfeld. Oft wird gesagt, dass sich 1. Mose und die Wissenschaft gegenseitig widersprechen. Das ist jedoch nicht wirklich der Fall. Über spezifische Punkte wird im Hauptteil dieses Kommentars mehr zu sagen sein; eine Beobachtung lässt sich jedoch bereits hier anstellen. Genesis ist kein Lehrbuch der Wissenschaft. Doch wo immer das Buch an Wissenschaft grenzt, ist es vollkommen korrekt und höchst genau. Es konnte nie bewiesen werden, dass 1. Mose mit bekannten wissenschaftlichen Wahrheiten in Konflikt gerät. Das ist schlicht und einfach eine Tatsache. Nie konnte bewiesen werden, dass das 1. Mosebuch mit irgendeiner bekannten wissenschaftlichen Tatsache in Konflikt gerät oder ihr widerspricht. Wenn es einen Konflikt gibt, so besteht dieser nur zwischen Genesis und bestimmten wissenschaftlichen Theorien wie der Evolution. Trotzdem sind sie nicht mehr als das – Theorien.

    Eine einzigartige Vorausschau findet sich bei Robert Jastrow, dem Direktor der Abteilung für Nationale Luft- und Raumfahrt am Goddard Institute:

    In der Wissenschaft gibt es eine Art Religion. Es ist die Religion eines Menschen, der glaubt, dass im Universum Ordnung und Harmonie existiert. Jedes Ereignis kann durch das Produkt eines vorigen Ereignisses verstandesmäßig erklärt werden. Gegen diesen religiösen Glauben des Wissenschaftlers verstößt die Entdeckung, dass die Welt einen Anfang hatte – unter Bedingungen, in denen die bekannten Gesetze der Physik nicht gelten; dieser Anfang ist ein Produkt von Mächten oder Umständen, die wir nicht entdecken können. Gegenwärtig sieht es so aus, als ob die Wissenschaft nie fähig sein werde, den geheimnisvollen Schleier der Schöpfung zu lüften. Für den Wissenschaftler, der durch seinen Glauben an die Macht der Vernunft gelebt hat, endet die Geschichte wie ein böser Traum. Er hat den Berg der Unwissenheit erklommen. Er steht kurz davor, den höchsten Gipfel zu erstürmen. Und als er die letzte Klippe überwindet, wird er von einem Heer von Theologen begrüßt, die schon seit Jahrhunderten dort sitzen. [2]

    1.13 Das 1. Buch Mose und die Systematische Theologie

    1.13.1  Bibliologie: Die Lehre von der Schrift

    Das 1. Buch Mose leistet drei Beiträge zur Bibliologie: Informationen bezüglich der Schöpfung, Gottes Bundesschlüsse und Gottes Heilszeiten.

    Erstens: Im Bereich der Offenbarung liefert das Buch Genesis einen Bericht der Schöpfung, die kein menschlicher Augenzeuge gesehen hat.

    Der zweite Beitrag zur Bibliologie hat mit Gottes Bundesschlüssen zu tun. Das 1. Buch Mose verzeichnet den Anfang von Gottes Bundesbeziehung; es nennt Einzelheiten der ersten vier von Gottes acht Bundesschlüssen: den Bund in Eden, den Bund mit Adam, den Bund mit Noah und den Bund mit Abraham.

    Der dritte Beitrag des 1. Mosebuches zur Bibliologie befasst sich mit den Heilszeiten: denn Genesis verzeichnet den Anfang der Auswirkungen von Gottes Haushaltungen. Die ersten vier Heilszeiten finden sich im Buch Genesis: die Heilszeit der Unschuld, die Heilszeit des Gewissens, die Heilszeit der menschlichen Regierung und die Heilszeit der Verheißung.

    1.13.2  Eigentliche Theologie: Die Lehre von Gott

    Das 1. Buch Mose leistet elf Beiträge zur eigentlichen Theologie; diese lehrt, was das Wort Gottes darüber zu sagen hat, wer Gott ist.

    Der erste Beitrag besteht aus den Namen Gottes. Innerhalb dieses Buches werden dreizehn von Gottes Namen offenbart:

    Elohim, das hebräische Wort für Gott; es findet sich im ersten Vers der Bibel.

    Gottes persönlicher Name, der sich aus den vier hebräischen Schriftzeichen zusammensetzt, die den deutschen Buchstaben JHWH entsprechen. Zum ersten Mal erscheint der vollständige Name Gottes in 1. Mose 2,4.

    El Eljon, das bedeutet »Gott, der Höchste«; zu finden in 1. Mose 14,18–22.

    El Roi, das bedeutet »Gott des Sehens«; es findet sich in 1. Mose 16,13.

    El Schaddai, das

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