Kurfürstenklinik 17 – Arztroman: Schwester Janines Traumhochzeit
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"Mein letzter Tag bei Ihnen, Herr Dr. Winter!" sagte Miriam Fechner und sah den jungen Notaufnahmechef der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg betrübt an. "Ich wäre gern noch länger geblieben, das wissen Sie ja – aber als nächstes werde ich in Ihrer Neurochirurgie eingesetzt. Ich soll das ganze Haus kennenlernen."
"Sie waren uns eine große Hilfe, Schwester Miriam", erwiderte Dr. Adrian Winter lächelnd. "Wir sind froh, daß Sie wenigstens eine Zeitlang unser Team verstärkt haben."
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Kurfürstenklinik
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Book preview
Kurfürstenklinik 17 – Arztroman - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik –17–
Schwester Janines Traumhochzeit
Als in der Kurfürstenklinik ein Märchen wahr wurde
Roman von Nina Kayser-Darius
Die Operationslampen warfen ihr grelles schattenloses Licht auf den Tisch, ermöglichten es Dr. Winter, auch die kleinste Kleinigkeit zu entdecken.
Und es war wichtig, daß der Chirurg nichts übersah. Gesundheit und Leben hingen davon ab, wie präzise er arbeitete, wie sorgfältig er versuchte, den Krebsherd herauszuschälen.
Dr. Adrian Winter trat einen kleinen Schritt vom Tisch zurück und wandte sich einer unsterilen Schwester zu, die sich im Hintergrund aufhielt und nur eine Aufgabe hatte: sie sollte dem Operateur den Schweiß von der Stirn wischen, wenn es nötig wurde.
Und es war notwendig! Seit vier Stunden operierte Adrian jetzt schon, und noch immer war kein Ende abzusehen. Zuerst hatte er einen Notfall behandeln müssen – Milzriß bei einem Zwölfjährigen, der sich beim Rennrad-Fahren so schwer verletzt hatte.
Dann hatte er einen Herzschrittmacher eingesetzt, und nun lag Dr. Peter Steinhausen vor ihm. Adrian kannte den Kollegen noch von der Studienzeit her. Sie waren stets gut miteinander ausgekommen, hatten sich jedoch in den letzten zehn Jahren aus den Augen verloren gehabt, denn Peter hatte lange Zeit in Amerika gelebt und gearbeitet.
Bis vor einer Woche. Da hatte Peter ganz plötzlich in der Ambulanz der Kurfürsten-Klinik gestanden. Abgemagert, graugesichtig, sichtlich von seiner Krankheit gezeichnet.
»Du mußt mich operieren, Adrian«, hatte er nach der Begrüßung gesagt. »Nur deshalb bin ich noch einmal nach Berlin zurückgekehrt.«
»Aber du hast am Sinaii-Hospital in New York gearbeitet«, hatte Dr. Winter eingeworfen, »das weiß ich noch genau. Da hast du bestimmt kompetentere Kollegen als mich. Ich bin doch nur…«
»Du bist der einzige Arzt, dem ich voll und ganz vertraue. Und du bist der einzige, bei dem ich sicher sein kann, daß er mir hinterher die Wahrheit sagt.« Peter Steinhausen hatte den Studienfreund fast flehend angesehen. »Nimm dir meinetwegen noch ein oder zwei Kollegen als Assistenz, ich habe nichts dagegen. Aber ich will, daß du mir diesen verdammten Krebs aus dem Körper schneidest.«
Was gab es da noch zu sagen? Widersprechen konnte Dr. Winter nicht, das ließ ihre Freundschaft nicht zu. Und außerdem – er hatte schließlich nicht umsonst einen exzellenten Ruf als Operateur.
Also hatte er den Kranken eingehend untersucht und ihn so gut wie möglich auf den schweren Eingriff vorbereitet.
Jetzt waren schon mehr als zwei Stunden verstrichen, und der Eingriff näherte sich dem Ende. Adrian Winter hatte den ganzen Magen entfernen müssen, dazu noch die Milz und Teile des Zwölffingerdarms, denn sie waren schon mit Metastasen durchsetzt gewesen. Allzu gut sah es nicht aus, und Dr. Winter hatte jetzt schon Angst vor den Fragen, die ihm der Freund und Kollege bald stellen würde.
Was konnte er sagen? Daß es nur noch einen ganz vagen Hoffnungsschimmer gab? Daß Peter eine harte, kräftezehrende Therapie würde durchstehen müssen, um die Heilungschancen zu erhöhen?
Das wußte er bestimmt alles selbst, und Adrian Winter wurde den Verdacht nicht los, daß Peter Steinhausen heimgekehrt war, weil er wußte, daß er nicht mehr lange leben würde.
Aber – daran durfte er jetzt gar nicht denken. Er wollte für den Kranken tun, was in seinen Kräften stand.
»Der Blutdruck fällt ab!« meldete der Anästhesist. »Sie müssen sich beeilen!«
Adrian nickte nur. Noch einmal kontrollierte er den gesamten Bauchraum, bis er sicher sein konnte, keine entartete Geschwulst übersehen zu haben. Ob das aber ausreichte, konnte er nicht entscheiden. Das war ja gerade das heimtückische an der Krebserkrankung, daß man die ersten befallenen Zellen nicht erkennen konnte.
Endlich konnte Dr. Winter den Eingriff beenden.
»Der Patient kommt auf Intensiv«, ordnete er an. »Ich möchte, daß Sie sich ganz besonders um ihn kümmern.«
Dr. Ullmann, der für zwei Wochen Dr. Roloff vertrat, nickte zustimmend. Otto Ullmann war ein sehr erfahrener Anästhesist, der sich nach fast zehn Jahren im Entwicklungsdienst nun wieder in Deutschland etablieren wollte. Für die erste Zeit arbeitete er an der Kurfürsten-Klinik, was vor allem Dr. Roloff zu schätzen wußte, denn so konnte der Chefanästhesist endlich mit seiner Frau die Kreuzfahrt machen, von der diese schon so lange träumte.
Adrian Winter fühlte sich erschöpft und ausgelaugt, als er sich im Waschraum den Mundschutz abnahm und aus der befleckten OP-Kleidung schlüpfte.
Dankbar nickte er Schwester Janine zu, die ihm die Kleidungsstücke abnahm und nach draußen trug.
Erst als er geduscht hatte und wieder seinen weißen Visitenmantel trug, fühlte sich Adrian besser.
»Ich gehe kurz in die Kantine und esse einen Happen!« rief er Janine zu, die im Vorbereitungsraum den Sterilisator einräumte.
»Geht in Ordnung. Ich wünsche Ihnen guten Appetit.« Sie lächelte ihm zu, und unwillkürlich fühlte sich Adrian besser. Janine und ihr Lächeln… es sei die reinste Medizin, hatte erst vor ein paar Tagen eine alte Patientin zu ihm gesagt.
Dr. Winter konnte diese Aussage nur bestätigen. Überhaupt – Janine war ein Glücksfall für die Kurfürsten-Klinik. Sie war eine hervorragende Krankenschwester, die eine besonders glückliche Hand im Umgang mit den Patienten hatte. Außerdem hatte sie eine Zusatzausbildung als OP-Schwester gemacht, so daß sie immer wieder dort einspringen konnte, wenn mal ein Engpaß herrschte. Und das kam leider immer wieder vor.
Normalerweise arbeitete Janine auf der Chirurgie, und Adrian Winter war froh, sie in seinem Team zu haben.
»Hast du auch Hunger?« Dr. Julia Martensen kam gerade aus dem Lift und schloß sich ihrem Kollegen an. »Ich habe außer einer Pampelmuse zum Frühstück noch nichts gegessen.«
»Dann komm mit mir. Ich wollte gerade was gegen mein Magenknurren tun.« Er lächelte der dunkelhaarigen Internistin zu. »Ich lade dich sogar ein, es wird für Wochen die letzte gescheite Mahlzeit sein, die du bekommst.«
Dr. Martensen lachte. »Das behauptest du! Ich liebe die thailändische Küche, und vor allem fernab der Touristenzentren kann man sie kennenlernen.«
»Du bist das reiselustigste Geschöpf, das ich kenne!«
»Danke, ich nehme es als Kompliment.«
Sie hatten die Kantine erreicht und ließen sich an der Theke etwas zu essen geben. Da sie recht spät dran waren, war die Auswahl gering – außer Schnitzel konnte die Bedienung noch Erbsensuppe und Rahmgulasch anbieten.
Julia Martensen nahm das Schnitzel und Adrian schloß sich ihr an.
Als sie endlich saßen, kam er auf das Thema Urlaub zurück. Er wußte, daß die Kollegin, die allein lebte, schon fast die ganze Welt bereist hatte. Dabei legte sie Wert darauf, nicht als Pauschaltourist zu reisen, sondern ihre Ferien waren stets Abenteuerreisen, bei denen Julia Martensen Land und Leute wirklich kennenlernen wollte.
Diesmal stand Thailand auf