Hitlerzeit im Villgratental: Verfolgung und Widerstand in Osttirol
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Von Widerstand und Verfolgung, vom Alltag der NS-Zeit
Denkt man an die Gräuel des NS-Regimes, sind häufig Großereignisse wie etwa die "Reichskristallnacht" in München oder "Institutionen" wie das KZ Auschwitz sehr präsent. Doch auch im ländlichen Raum hatte Hitlers Herrschaft drastische Auswirkungen. Johannes E. Trojer, hat in mehreren Texten zum Nationalsozialismus dessen Auswirkungen und Verbrechen in Osttirol, vor allem im Villgratental, dokumentiert. Auch in der Enge abgeschiedener Täler regte sich Widerstand gegen die Verbrechen des Nationalsozialismus. So gab es zum Beispiel in Innervillgraten in Osttirol bei der Volksabstimmung über den Anschluss 1938 österreichweit den niedrigsten Prozentsatz der Zustimmung. Und vor allem im Kleinen spielten sich beeindruckende Szenerien ab. Trojer berichtet unter anderem vom Innervillgratner Bauern Vinzenz Schaller, der 1940 den militärischen Eid auf Hitler verweigerte und daraufhin im Gestapo-Gefängnis Berlin Moabit und später im Konzentrationslager Dachau inhaftiert wurde. Systematisch erhebt Trojer außerdem Daten und Opferzahlen und leistet damit wichtige Pionierarbeit. Er beschäftigte sich auch mit den Nachwirkungen des Nationalsozialismus, der für ihn keineswegs ein abgeschlossenes Ereignis darstellte.
Trojer: Beobachter, Chronist und Heimatforscher
Den Publizisten, Volkskundler, Schriftsteller und Gesellschaftskritiker Johannes E. Trojer zeichnet vor allem seine genaue Beobachtungsgabe aus. In diesem Buch erzählt er von Bauern, die ihre Stimme gegen das Regime erhoben, von Dorfbewohnern, die für ihre Überzeugung im Konzentrationslager endeten, und von Männern, die lieber in den Tod gingen, als für Hitler zu kämpfen. Schonungslos und exakt beschreibt er die Auswirkungen des großen Grauens, die durchaus exemplarisch verstanden werden können. Er scheut sich dabei nicht, Tabuthemen offen anzusprechen.
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Book preview
Hitlerzeit im Villgratental - Johannes E. Trojer
Johannes E. Trojer
Hitlerzeit im Villgratental
Verfolgung und Widerstand in Osttirol
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Johannes E. Trojer–Pionier der zeithistorischen Forschung in Osttirol
Vorwort von Martin Kofler
’38 (Die Glosse)
„Wir haben viele rote und schwarze Juden"
Antisemitismus in Osttirol
Ein Wunsch geht in Erfüllung
„Die gottgewollte Rasse"
„Endlich ein echtes deutsches Mädel"
Den Folterknechten die Augen ausgestochen
Spurenlesen versuchen
Kann ein Antisemit Jesus lieben?
Faktische taktische Hintergründe
Jedem Landesteil seine Ritualmordlegende
Ins Depot mit dem Kult
Hitlerzeit in Osttirol
Verfolgung und Widerstand
„Sie haben gemeckert"
„Herr Schaller wird die Freiheit nicht mehr sehen"
Die Toten des Widerstandes und der Verfolgung
Die „Euthanasie"-Toten
Tod durch den Strang
Feiglinge
„Wehrkraftzersetzung"
Die Widerstandsgruppe Winkeltal
„Kanzelmissbrauch"
„‚Judenreiner Landkreis Lienz"
„Hände weg von feindlicher Welle"
Hitlerzeit in Villgraten
„Fremdvölkische" Arbeitskräfte im Tal
„Achtung! Feind hört mit!"
„Feindsender" abhören
„Arisch und erbgesund"
NS-Veranstaltungen besuchen
Verbotene Lieder – Pflichtlieder
Die Kirchenglocken abliefern
Die Geistlichen zur Räson bringen
An abgeschafften Feiertagen gestreikt
Nur einen Spaß gemacht
Die Jugend gewinnen
Kommissarische Bürgermeister
Widerwillige Gemeindezusammenlegung
Ereignisreiche erste Wochen (Rekonstruierte Chronik des Ablaufs im Villgratental)
Freitag, 11. März
Samstag, 12. März
Sonntag, 13. März
Montag, 14. März
Dienstag, 15. März
Mittwoch, 16. März
Donnerstag, 17. März
Freitag, 18. März
Samstag, 19. März
Dienstag, 22. März
Donnerstag, 24. März
Freitag, 25. März
Samstag, 26. März
Sonntag, 27. März
Mittwoch, 30. März
Freitag, 1. April
Samstag, 2. April
Montag, 4. April
Dienstag, 5. April
Donnerstag, 7. April
Freitag–Samstag 8. und 9. April
Das abweichende Ergebnis bei der Volksabstimmung
Eine von den Nazis erfundene Legende
Textnachweis
Abbildungsverzeichnis
Fußnoten
Johannes E. Trojer
Zum Autor
Impressum
Johannes E. Trojer – Pionier der zeithistorischen Forschung in Osttirol
Vorwort von Martin Kofler
Johannes E. Trojer gilt zu Recht als einer der ersten Forscher, der sich mit der Geschichte Osttirols im 20. Jahrhundert auseinandergesetzt hat. Er war kein ausgebildeter Wissenschaftler, aber ein an der jüngsten Vergangenheit äußerst interessierter Mitlebender und Sammler. Seiner akribischen Arbeitsweise – den Mikrokosmos des heimatlichen Villgratentales möglichst in seiner Totalität zu „fassen", dabei pionierartig früh auf die Zeitzeugenbefragung setzend – blieb er sein ganzes Leben lang treu. Ein Leben, das, in einer Bergbauernfamilie in Außervillgraten 1935 begonnen, krankheitsbedingt leider vor mittlerweile 25 Jahren 1991 viel zu früh zu Ende ging.
Auch sein Fokus auf die NS-Zeit setzte sehr früh ein: Das Kapitel zum Zweiten Weltkrieg in der von ihm verfassten, 1967 publizierten Festschrift zu 700 Jahre Innervillgraten stellt dies unter Beweis. Es belegt außerdem bereits sowohl Trojers alltagsgeschichtlichen Ansatz als auch seinen speziellen literarischen Stil, in welchen er die erforschten Ergebnisse „packte".
All dies und noch viel mehr wird beim Lesen der hier zusammengestellten Texte deutlich. Den Prolog bildet die „beißende, kurze, tagespolitisch brisante Glosse, die anlässlich 40 Jahre „Anschluss
1978 in der regionalen ÖVP-Monopol-Wochenzeitung „Osttiroler Bote erschienen ist. Es folgt der „Sturzflüge
-Aufsatz von 1986 zum Thema „Antisemitismus und Osttirol, in dem Trojer den Spagat vom Mittelalter bis zur Gegenwart schafft, aber mit dem er letztendlich selbst unzufrieden war, betrachtete er ihn doch als „Schnellschuss
. Zu diesem Zeitpunkt hatte Trojer das maschinschriftliche Manuskript seiner zeithistorischen Hauptwerke zur „Hitlerzeit im Villgratental und zu „Verfolgung und Widerstand in Osttirol
teilweise bereits abgeschlossen. Eine Veröffentlichung sollte jedoch erst posthum 1995 möglich werden.
Dass nicht alles felsenfest einer wissenschaftlich-kritischen Analyse standhält (ich verweise an dieser Stelle auf meinen umfangreichen Kommentar in Band 2 der 2011 erschienen Werkausgabe „Johannes E. Trojer (1935–1991), tut den ergebnisreichen und vielfältigen Kapiteln im nüchtern-beschreibenden Stil keinen Abbruch. Der langjährige Volksschuldirektor und in Nord-, Ost- und Südtirol äußerst gut vernetzte Trojer suchte keine auswärtigen Archive auf, sondern wertete genau die für ihn erreichbaren Dokumente und die erschienene Literatur aus – und schuf sich die Quellen durch eine Vielzahl an Interviews seit den 1960er-Jahren (!) selbst. Ende 1987 schrieb Trojer in einem Brief an den aus dem Villgraten stammenden KZ-Überlebenden Vinzenz Schaller programmatisch: „Ich bin für die ungeschminkte Wahrheit. So gut es geht.
Es galt für ihn, das kollektive Gedächtnis vor Ort aufzubrechen bzw. bestimmte Themen überhaupt erst aus dem Dunkel ins Licht zu holen. Das Ergebnis ist nach wie vor mehr als lesenswert und hilft mittels des detailreichen biographischen Fokus, den damaligen Mikrokosmos mit all seinen Facetten von Schwarz und Weiß und viel Grau besser zu verstehen.
Abb. 1: Propagandistisch inszeniertes NS-„Heldenbegräbnis" in Villgraten, um 1942.
Abb. 2: Die Glockenabnahme 1941/42 erinnerte nicht wenige an jene von 1917.
’38¹ (Die Glosse)
Im Herbst des verflossenen Jahres erschien im Tyroliaverlag das teure Büchlein „Zeugen des Widerstandes. Eine Dokumentation über die Opfer des Nationalsozialismus in Nord-, Ost- und Südtirol von 1938 bis 1945", herausgegeben vom geistlichen Autorenteam Holzner-Pinsker-Reiter-Tschol.
Daraus wird deutlich, daß keine weltanschauliche Gruppe weder den passiven noch den aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus für sich allein reklamieren kann.
Von den etwa 150 Todesopfern waren 20 Prozent Juden, 15 Prozent Sozialdemokraten oder Kommunisten u. ebensoviel Wehrdienstverweigerer; 10 Prozent waren Geistliche, acht Prozent Osttiroler.
Die Summe von mehr oder weniger fragmentarischen Lebensläufen ergibt zwar noch keine Geschichte des Widerstandes, doch wird an dieser (endlich) auch bereits gearbeitet. Zwar ist der historische Wert der Dokumentation durch Einseitigkeit beeinträchtigt, aber es ist immerhin etwas.
Bezeichnenderweise hat das Buch nicht das geringste Aufsehen erregt. Bemerkenswerterweise hat das Erscheinen niemand zum Anlaß genommen, es der Öffentlichkeit vorzustellen. Unverwunderlicherweise werden sothane Wunden nicht geleckt.
Hörte ich recht, wurden letzthin ohne Aufhebens ein paar Medaillen verteilt und Widerstandskämpfer in aller Stille dekoriert. Ermittelte ich recht, ging das 30-Jahrgedenken vor drei Jahren in diesem Bezirk vollkommen besinnungslos in die bewältigte Vergangenheit ein. Jetzt kehrt ein 40-jähriger Anlaß wieder; er veranlaßt, ein paar Gretchenfragen zu stellen mit aller Diskretion: Wie hältst du’s mit dem Bettenbau? Was hältst du von den Beruhigungspillendrehern? Wie hoch hältst du (heimlich oder öffentlich) Blut und Boden? Welche gewissen Grundsätze herrschen (wissentlich oder unwissentlich) vor? Wie unverwüstlich ist bonbonbrauner Loden? – Ist Freiheit mehr als Freiheiten?
„Wir haben viele rote und schwarze Juden"
Antisemitismus in Osttirol
Ein Wunsch geht in Erfüllung
Der jüdische Kaufmann Samuel Bohrer, aus Polen gebürtig, hatte sich mit seiner Frau Agnes 1921 [richtig: 1912] in Lienz niedergelassen und dort zwei gutgehende Textilgeschäfte eröffnet. Noch im März 1938 wurde das Ehepaar unter der fadenscheinigen Anschuldigung von Devisenvergehen verhaftet. Da dieser Vorwand für eine längere Haft nicht zureichte, verhängte die Gestapo kurzerhand Schutzhaft. Unter solchen Umständen sahen sich die beiden genötigt, auf ihr gesamtes ansehnliches Vermögen im Inland mit Ausnahme eines Reisegeldes nach Palästina einfach zu verzichten. Der gesamte Besitz wurde zugunsten der NSDAP eingezogen. Die Stadt Lienz erhielt davon ein Grundstück für einen NS-Kindergarten. Die zwei Geschäftsläden hatte das Ehepaar schon vorher an zwei seiner Angestellten verkauft.
In diesem Fall sind die Betroffenen vergleichsweise glimpflich davongekommen, wenngleich nicht bagatellisiert werden darf, daß auch so bereits infames Unrecht geschehen war. Das kinderlose Ehepaar Bohrer ist im August ausgewandert, so blieb ihm die Reichskristallnacht vom 8./9. November 1938 erspart. Nichts spricht dafür, daß sich nicht auch in Lienz Mitglieder der SA und HJ hätten aufhetzen lassen, gegen jüdisches Gut und Leben womöglich blutig vorzugehen. Der ungewöhnlich frühe Zugriff auf „nichtarisches Vermögen in Lienz könnte dem Ehrgeiz von Parteigenossen der ersten Stunde zuzuschreiben sein; auch mochte die „arische
Kaufmannschaft dahin gewirkt haben, diese Konkurrenz zu liquidieren.
Offensichtlich war damit schon ein Wunschziel der örtlichen Nazis erreicht, nämlich nicht nur Lienz, sondern ganz Osttirol für „judenrein" erklären zu können. Ähnlich zielgerichtet übrigens waren fanatische Nationalsozialisten hinsichtlich der Klöster. So soll der damalige Direktor der Lienzer Mädchenhauptschule, zugleich Kreispropagandaleiter der NSDAP, Hans Oberdorfer (1985 in Lienz verstorben) ungeniert geäußert haben, er freue sich auf jenen Tag des Triumphes, wenn die letzte Nonne an einem Ast baumeln wird.
„Die gottgewollte Rasse"
Über den bekannten Sachverhalt von Antisemitismus ohne (die Anwesenheit von) Juden brauche ich mich hier nicht zu verbreiten. Osttirol betreffend wird man sagen können, daß der Antisemitismus weder stärker noch geringer war und ist als in anderen vergleichbaren Gebieten. Der rassische Antisemitismus wurde erst von den Nationalsozialisten hereingebracht. Er fand allerdings selbst bei der bäuerlichen Bevölkerung unschwer ein gewisses „Verständnis, insofern der Bauer als Viehzüchter durch sein Standesblatt wie von der landwirtschaftlichen Fachschule in Rassefragen einigermaßen eingeschult war. Der ehemalige Nationalratsabgeordnete Franz Kranebitter (Bauer in Oberlienz) nannte seinerzeit das Pinzgauer Rind die für Osttirol „gottgewollte Rasse
.
Die plumpe Gegenüberstellung von ausgesuchten und vorteilhaft fotografierten „nordisch-germanischen" Typen zu ausgesuchten, unvorteilhaft aufgenommenen Polen, Russen, Juden, Zigeunern in NS-Publikationen durchschaute man ebensowenig wie die ständigen und bis in die Lokalpresse lancierten Hetzartikel. Der lesende Bevölkerungsteil freilich war schon früher mit dieser Thematik vertraut geworden, nicht zuletzt durch die allenthalben dilettierenden Rassekundler, die sich wissenschaftlich seriös zu geben versuchten. Reisejournalisten pflegten seit der Zweithälfte des 19. Jahrhunderts Volkstypen somatologisch zu charakterisieren und Merkmale für Höher- und Minderwertigkeit herauszustellen. So galten die Kalser im osttirolischen Großglocknerdorf ganz allgemein als besonders großgewachsener, blonder Volksschlag. Dabei haben die Verfasser fleißig voneinander abgeschrieben; es hat sich sozusagen herumgesprochen, die Kalser seien reinrassige Germanen. Einer ernsthaften Prüfung hält diese Klassifizierung natürlich nicht stand. Wenn man schon nach den ethnischen Wurzeln spekulieren will, muß man im Kalser Tal zumindest auch den nicht unerheblichen Anteil slawischer und romanischer Geländenamen beachten.
„Endlich ein echtes deutsches Mädel"
Wenn der spätere Kreisleiter Erwin Goltschnigg bei der Schulinspektion 1938/39 in Außervillgraten nach Betreten der oberen Klasse unvermutet entzückt „endlich ein deutsches Mädel! ausruft, weil er in einer Bank die flachsblonde Anna Kraler entdeckt hatte, muß dies auch bei den Kindern einigen Eindruck gemacht haben. Für breite Bevölkerungskreise war es gewiß verfänglich, sich quasi dank der NS-Ideologie plötzlich zu einem höherwertigen Menschentum gezählt zu wissen, einer „Herrenrasse
anzugehören. Es war fatal genug, wenn sich eine Nation in den Glauben verstieg, das von der „Vorsehung zur Weltherrschaft auserwählte Volk zu sein. Auch darin beruht jene furchtbare Konsequenz, mit der die Nazis die Juden, die als „das auserwählte Volk
jahrhundertelang verachtet und bespöttelt worden waren, vernichteten.
Den Folterknechten die Augen ausgestochen
Der religiös begründete Antisemitismus war selbstverständlich auch in Osttirol am weitesten verbreitet. Kraft seiner langen Tradition ist er selbst dem ungebildeten, unbelesensten Katholiken in Fleisch und Blut eingegangen. Er war wie eine Art Glaubensrichtung in den Predigten und in Religionsunterricht irgendwie immer präsent.
Die sakrale Kunst von der Spätgotik bis zu den Nazarenern dokumentiert besonders in den Passionsszenen Christi die den Juden zugeschobene Rolle der Schergen und Folterknechte, ebenso wie der Text von Passionsspielen des Barock. Bekannt sind die sogenannten „Grüftljuden von Oberlienz, das sind lebensgroß geschnitzte barocke Figuren, die einige Kreuzwegstationen vorstellen und sich in der Gruftkapelle befinden. Gleichartig drastische Darstellungen sind in Winnebach zu sehen, wenn man die Stationskapellen am Weg zur Kirche hinauf besichtigt. In Kalkstein gab es bis vor kurzem eine alte Bauernstube, wo die Getäfeltafeln mit den 14 Kreuzwegstationen bemalt waren. Die Kinder hatten sich den Spaß gemacht, in den Ölgemälden allen „Juden
die Augen auszustechen.
Altvertraut, gleichsam volkstümlich war auch das Motiv des feilschenden Schacherjuden. Das Gsieser Nikolausspiel enthält eine Szene, in der ein „Jude" seine typischen (diskriminierenden) Eigenschaften – verschlagen, betrügerisch, geldgierig – auszuspielen hatte. Zu diesem älteren Topos des Handelsjuden trat dann mit der Gründung politischer Parteien der Kultur- und Zeitungsjude.
Der politische Antisemitismus der Deutschnationalen, der Konservativen und Christlichsozialen diente der Durchsetzung parteipolitischer Interessen und Ziele. Die Verteufelung der Sozialdemokraten, der Liberalen, der Demokratie und des Parlamentarismus erfolgte auch mit dem Etikett „verjudet. Was in Osttirol an Zeitungen bezogen und gelesen wurde, war größtenteils katholisch-konservativer Herkunft. Die Jahrgänge der christlichsozialen „Brixner Chronik
, der gleichgestimmten „Lienzer Nachrichten (seit 1911), des konservativen „Tiroler Volksboten
, der „Tiroler Bauernzeitung usw. enthielten in fast jeder Ausgabe Artikel mit antisemitischen Ausfällen. Als „verjudet
galten die zeitgenössische Kunst wie die fortschrittliche Presse. Konservativ-religiöse Kreise sahen schließlich in