Knoblauch aus schierer Lust: Und 100 Leibgerichte
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Mit mehr als 100 erprobten Rezepte und praktischen Schritt für Schritt-Anleitungen präsentiert Ihnen dieses digitale Kochbuch die vier attraktivsten Knoblauchküchen: Rezepte aus Transsilvanien, vom Mittelmeer, aus dem Maghreb und der fernöstlichen Küche.
Knoblauchgerichte interaktiv" ! - Anleitungen, Rezepte und Zubereitung einfach per Mausklick ! In diesem E-Book sind Inhaltsangabe, Rezeptverzeichnis und Zubereitung so miteinander verlinkt, dass man durch Anklicken automatisch direkt zu allen gewünschten Anleitungen geführt wird.
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Knoblauch aus schierer Lust - Red. Serges Verlag
Der Graf aus Transsilvanien
Draußen heulen die Wölfe den Vollmond an. Drinnen, in der Wirtsstube, taut das stocksteif gefrorene Knochengestell des umtriebigen Professors langsam auf. Während die Eiszapfen an Nase und Bart tropfen, wandert das Auge des Meisters zur rauchigen Decke: überall Knoblauchzöpfe!
Knoblauch als Schutz vor Vampiren. Graf Dracula ist nahe! Wer erinnerte sich nicht an diese Szene aus Roman Polanskis Kultfilm „Der Tanz der Vampire? Bram Stoker, bis dahin erfolgloser amerikanischer Autor mittelmäßiger Groschenromane, war schon etwa sechzig, als ihm um die Jahrhundertwende die unheimliche Geschichte vom Grafen Dracula einfiel. Mit einem Schlag wurde der Schöpfer des blutsaugenden „Untoten
mit der tiefen Abneigung gegen Knoblauch weltberühmt.
Nach seinem Buch wurden unzählige Filme gedreht. Der Ungar Bela Lugosi spielte als erster den blassen Halsbeißer im Abendanzug mit rotschwarzer Pelerine. Noch berühmter wurde der Engländer Christopher Lee bei seinem Blutgeschäft in Technicolor, gefolgt von Film-Fiesling Klaus Kinski als „Nosferatu".
Die Knoblauchabneigung von Graf Dracula, der sich ja hin und wieder in eine Fledermaus verwandelt, scheint Bram Stoker den südamerikanischen Vampiren abgeschaut zu haben. Die gibt es ja wirklich. Es ist eine Fledermausart (Desmodus rotundus), die mit ihren scharfen Zähnen Rinder, Pferde und Esel „zur Ader lässt" und deren Blut saugt. Um sie vor den Fledermausbissen zu schützen, reiben die brasilianischen Bauern ihre Haustiere mit Knoblauchsaft ein. Die Fledermäuse mögen das anscheinend nicht und beißen lieber anderswo.
dass Knoblauch gegen Unglück schützen und Hexen und böse Geister aus den Häusern fernhalten sollte, glauben die Menschen nicht erst seit Dracula. Schon im Altertum war dies fest im Volksglauben verwurzelt, wie uns der römische Schriftsteller Plinius der Ältere berichtet.
Eine Knoblauchzehe, am Hals getragen, sollte den Menschen vor Gelbsucht, schwarzen Blattern und sogar der Pest schützen. Die Bauern in Franken aßen früher am Tag Panthaleon, dem 27. Juli, Knoblauch, weil sie glaubten, dadurch das ganze Jahr hindurch von Krankheiten verschont zu sein. In Böhmen gab man am Heiligen Abend dem Haushund, dem Hahn und dem Gänserich Knoblauch zu fressen, damit sie stark und böse würden und den Teufel nicht fürchteten. Ein Knoblauchzopf im Stall aufgehängt, sollte Krankheiten vom Vieh abhalten.
Nach Zauberbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts sind die Wunden von Degenstichen und giftigen Pfeilen mit Knoblauch zu behandeln. Mit Kamille und Feigenblättern zusammen zu einer Paste gestoßen, wird Knoblauch gegen Bisse von Ratten, Schlangen und tollwütigen Hunden empfohlen. „Kein gifftig Thier verletzt den, der Knoblauch gessen hat" (Lonicerus).
Doch auch für positiven Zauber war der Knoblauch gut. Im Mittelalter war Knoblauchsaft ein bevorzugter Liebestrank. Einer der Helden aus Bocaccios Decamerone schickte seiner Angebeteten Liebesknoblauch aus dem eigenen Garten, um ihre Gunst zu erringen – und hatte Erfolg.
Theriac der Bauern
Der Aberglaube, der sich Wunderdinge von der zauberabwehrenden Kraft des Knoblauchs erhoffte, hat seinen Ursprung in der Erfahrung des täglichen Lebens, dass diese Zwiebel gesund sei und guttue. Schon früh hatten die berühmten Ärzte des Altertums die heilende Wirkung des Knoblauchs erkannt. Hippokrates, Dioskurides, Plinius und Galenus, der Leibarzt des Kaisers Marc Aurel, empfahlen in ihren Büchern die duftende Zwiebel zur Vorbeugung und Heilung mancher Krankheiten.
Vor allem auf Galenus und den „Vater aller Apotheker, Paracelsus (gest.1493), beziehen sich die zahlreichen Kräuterbücher, die im 16. Jahrhundert von pflanzenkundigen Ärzten für ihre Kollegen „zu nutz und frommen
der Patienten geschrieben wurden. Teilweise wurden sie schon mit genauen botanischen Beschreibungen und Holzschnitten versehen. Berühmt wurden die Kräuterfibeln von Otto Brunfels (gest. 1534), Hieronymus Bock (gest. 1554) und dem bayerischen Doktor Leonhard Fuchs (gest.1566). Dem Folianten des Doktor Fuchs, der mit wunderschönen Holzschnitten aller möglichen Heilpflanzen ausgestattet ist, entnehmen wir, welche „Krafft und Wirkung der Knoblauch hat: Er wärmt den Leib – zerteilt die grobe und zähe Feuchtigkeit des Leibs – erweicht Geschwüre, öffnet sie und zieht den Eiter heraus – mit Knoblauchsaft das Haupt bestrichen tötet Läuse und Nissen – öffnet allerlei Verstopfung – vertreibt die breiten Würmer aus dem Leib – roh oder gekocht gegessen, macht er eine helle Stimme und lindert den alten Husten – treibt den Harn und lindert den Stuhlgang – ist nützlich dem Bauchgrimmen, das von den Winden entstanden ist – macht dünnes Geblüt und rotes Angesicht – mit seinem Saft die Haut gesalbt, vertreibt Grind, Räude und Sommersprossen – auf das Haupt gestrichen, macht der Saft, dass ausgefallene Haare wieder wachsen – Knoblauch kräftigt die, die schwach am Herzen sind – lässt hitzigen Naturen das Blut langsamer werden – schützt, in großer Menge gegessen, vor dem Typhus – ist gut für die Verdauung – ein Stückchen Knoblauch in den hohlen Zahn gesteckt, lindert den Zahnschmerz – macht Neigung zum Schlaf. Außerdem empfiehlt Doktor Fuchs den Knoblauch den Schnittern, den Bauern auf dem Feld und den Reisenden, weil sie ungesundes Wasser trinken müssen. Wandersburschen, die Knoblauch essen, können immerfort und ohne Ermüdung marschieren. Vor allem aber, weiß der Medicus zu berichten, mache Knoblauch „Lust zu ehelichen Werken
. Dazu der Seufzer des französischen Schriftstellers Bernardin de Saint Pierre: „Knoblauch, dessen Geruch unsere jungen Damen so tief verabscheuen, ist sicher das einzige Mittel gegen die fliegenden Hitzen und nervösen Krankheiten, die ebendiese jungen Damen hervorrufen."
Die Mediziner des Altertums und des Mittelalters suchten nach dem „Stein der Weisen der Medizin, dem Theriac. Dieses Mittel, so wollte es die Überlieferung, sei angeblich von König Mithridates von Pontus erfunden worden, der das Geheimnis mit ins Grab genommen habe. Der „echte Theriac
sei in der Lage, alle Krankheiten zu heilen, die die Menschheit plagten. Natürlich ist keinem die Entdeckung des Theriacs gelungen. Nur Scharlatane, Kurpfuscher und Zahnbrecher auf den mittelalterlichen Märkten versuchten, der gaffenden Menge selbst gemischten Theriac zu horrenden Preisen zu verkaufen. Der „echte" Theriac blieb ein unerfüllter Traum der Medizin.
Die Doctores erkannten jedoch die Bedeutung des Knoblauchs als Universalmittel für den Hausgebrauch. Sie nannten ihn daher den „Theriac der Bauern oder „Armen-Theriac
. Galenus und seine Nachfolger teilten die Pflanzen nach dem Geschmack und dem Ort ihres Vorkommens in warme, heiße, feuchte, trockene usw. ein. Knoblauch ist danach warm und trocken im vierten Grad. Von Vitaminen, Mineralien und ätherischen Ölen hatten die Alten natürlich keine Ahnung.
Dennoch werden einige ihrer Erkenntnisse von der modernen Medizin bestätigt. Knoblauch enthält die Vitamine A, B1 und C, die Mineralstoffe Jod und Kieselsäure sowie das ätherische Öl Allicin (das u. a. aus dem Eiweißbaustein Cystein und aktivem Schwefel besteht). Die Mediziner von heute sind sich darüber einig, dass Knoblauch Verdauung und Stoffwechsel anregt, den Blutdruck senkt und die Durchblutung der Herzkranzgefäße verbessert. Das Allicin wirkt entzündungshemmend, schleimlösend und harntreibend.
Bleibt als Resümee gesundheitlicher Aspekte das Beispiel der knoblauchkauenden Hirten und Bauern aus Bulgarien: Sie riechen zwar etwas streng, werden aber über hundert Jahre alt.
5000 Jahre Knoblauchduft
Ursprünglich kommt der Knoblauch aus Zentralasien, ist heute aber über die ganze Welt verbreitet. Seit mehr als 5000 Jahren wird er angebaut und gegessen. Er ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschen. Die erste schriftliche Kunde vom Knoblauch stammt von babylonischen Tontäfelchen. Sie berichten, dass ein König von Babylon im Jahr 751 v. Chr. große Mengen Knoblauch im königlichen Garten gepflanzt hatte, und zwar ausschließlich für seinen persönlichen Bedarf.
Aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert ist überliefert,