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Die andere Medizin der Schönen und Reichen: Das gefährliche V. I. P.-Syndrom
Die andere Medizin der Schönen und Reichen: Das gefährliche V. I. P.-Syndrom
Die andere Medizin der Schönen und Reichen: Das gefährliche V. I. P.-Syndrom
Ebook143 pages4 hours

Die andere Medizin der Schönen und Reichen: Das gefährliche V. I. P.-Syndrom

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Die Schönen und Reichen zücken die begehrtesten Credit Cards. Aber haben sie die besseren Karten auch, wenn sie krank sind? Das V. I. P.-Syndrom wurde nicht von der Klatschpresse erfunden. Das hätte aber durchaus der Fall sein können. Denn Promis, die ein Problem haben, interessieren die Medien und uns ja noch viel stärker. Seit 1967 untersuchen Wissenschaftler jedoch ernsthaft, was alles anders sein kann, wenn eine außerordentlich wichtige Person und Ärztinnen und Ärzte aufeinandertreffen und wie es sich auf das Ergebnis auswirkt. Wird der namhafte Arzt am Krankenbett immer auch der beste sein? Behalten die bewährten Regeln zum Schutz der Patienten ihre Gültigkeit auch bei jenen, die immer eigene aufstellen? Kann sich ein 5-Sterne-Krankenhaus mit einer Patientenzufriedenheit von unter 100 Prozent zufrieden geben? Leidet die Versorgung normaler Kassenpatienten, wenn Krankenschwestern begehrte Konzertkarten oder Ärzten eine goldene Uhr winkt? Unterm Strich ist der Umgang mit einer Person, die anders ist, vermutlich selbst ein bisschen anders. Mehr Rücksicht auf die Privatsphäre? Weniger Diagnose oder vielleicht sogar mehr? Auch die Behandlung kann variieren - modern nach Zeitgeist, traditionell auf Nummer sicher oder mutig auf der Grundlage jüngster Erkenntnisse. Kein V. I. P. hat eine Garantie auf die richtige Entscheidung. Und überhaupt die Frage: Wie suchen solche Menschen ihr Krankenhaus aus? Das Urteil der medizinischen Forschung ist nüchtern: Das V. I. P.-Syndrom ist gefährlich für beide, für Patienten und Ärzte. Wenn die Krankheit einer berühmten Person zum Medien-Star wird, bieten sich auch Chancen. Die Berichterstattung kann helfen, über Diagnosen und Therapien mehr zu erfahren und sie gerechter zu beurteilen, sie beeinflusst die Politik, die Forschung und die Spendenbereitschaft. Inspirierende Krankenberichte werden Mut machen. Auch der V. I. P.
LanguageDeutsch
PublisherIGK-Verlag
Release dateFeb 3, 2015
ISBN9783958492073
Die andere Medizin der Schönen und Reichen: Das gefährliche V. I. P.-Syndrom

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    Die andere Medizin der Schönen und Reichen - Imre Kusztrich

    Die andere Medizin der Schönen und Reichen

    Das gefährliche V. I. P.-Syndrom

    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (insbesondere durch elektronisches oder mechanisches Verfahren, Fotokopie, Mikroverfilmung oder Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Ausgenommen davon sind kurze Text-Zitate in Rezensionen.

    Haftungsausschluss. Diese Veröffentlichung dient ausschließlich Informations- und Lehrzwecken. Jede Art medizinischer Betreuung oder Behandlung sollte – wenn professionelle Hilfe erforderlich ist – unverzüglich in Anspruch genommen werden. Der Autor, der Verlag, der Vertrieb und alle jene, die in dieser Veröffentlichung namentlich genannt werden, übernehmen keinerlei Haftung oder Verantwortung für Verluste oder Schäden, die durch die Informationen, die in dieser Veröffentlichung vermittelt werden, entstanden oder angeblich entstanden sind.

    IGK-Verlag

    7100 Neusiedl am See, Österreich

    Copyright © 2015

    ISBN: 9783958492073

    Fotos: © gpointstudio-Fotolia.com, Engel-Fotolia.com

    Inhalt

    Einführung

    Problemzone V. I. P.-Zufriedenheit

    Gegenseitige Feindseligkeit

    Zu wenig, zu viel

    Privilegien mit Risiko

    Die Krankheit als Star

    Das V. I. P.-Syndrom

    Krankheit, als Beleidigung empfunden

    Jeder nimmt die Prominenz, die er kriegt

    Bücher über das Nichtnormale

    Michael Douglas, Krebs und entsetzte Ärzte

    Medieninteresse und Schweigepflicht

    Teurere Medikamente, bessere Medikamente?

    Negative Prominenz und medizinische Risiken

    Hildegard Knef, die Kranke der Nation

    Morbus Mohl, Morbus clinicus

    Gunter Sachs, Selbstmord mit Vorgeschichte

    Die Medien und die Selbsttötung

    Prominenz und Demenz

    Ein prominenter Patient namens Barbaro

    Auf den Punkt gebracht

    Einführung

    Wann immer eine vom Schicksal eigentlich mega-begünstigte Persönlichkeit wie etwa der FIAT-Boss Gianni Agnelli, der Lebenskünstler Gunter Sachs oder das Apple-Genie Steve Jobs durch ihren unzeitgemäßen Tod die Schlagzeilen beherrscht, vereint Abermillionen Zeitgenossen der gleiche Gedanke: „Schon wieder hat das viele Geld nichts bewirkt."

    Dann bleiben zum Beispiel Verehrer von Udo Jürgens mit der Frage zurück, ob nicht doch irgendein Arzt nach den immensen Strapazen rund um den 80. Geburtstag dieser Unterhaltungs-Legende und wegen der Aufzeichnungen zur Helene Fischer-Show kurz danach am 12. Dezember ein Risiko für das Herz des Künstlers hätte vorausahnen können. Am 21. Dezember kam jedes Nachdenken zu spät.

    Es ist nicht der Reichtum, der gefährlich ist. Es ist das Berühmtsein, das sehr viel ändert.

    Die Unterschiede einer medizinischen Betreuung können winzig sein. Die Ärzte üben ein bisschen mehr Rücksicht, und auch die Patienten sind ein bisschen anders.

    Menschen ganz oben verdanken ihren Aufstieg an die Spitze häufig bestimmten und unverrückbaren Verhaltensweisen. Typisch ist, dass sie nein nicht als Antwort akzeptieren. Die Super-Wichtigen und Super-Erfolgreichen unter ihnen können geprägt sein von Selbstüberschätzung, dominant und beratungsresistent. Sie vertrauen meistens ihrem Bauchgefühl mehr als den Fakten anderer und halten wenig von Regeln, die sie nicht selbst erlassen haben. Unter dem Stress einer Erkrankung werden solche Eigenschaften noch verschärft. Insgesamt wirken sie eher nicht lebensverlängernd.

    Steve Jobs zum Beispiel bestimmte jahrelang die Therapien gegen den Krebsbefall der Bauchspeicheldrüse selbst. Er zeigte als sein eigener Arzt die gleiche Unbeirrtheit, mit der er das Silicon Valley beherrschte. Das von ihm propagierte heimliche Abwerbeverbot von Software-Talenten der fünf größten Wettbewerber untereinander kann noch Jahre nach seinem Tod dem Apple-Konzern Hunderte Millionen Dollar an Strafzahlungen kosten, weil Tausende Hochbegabte um ihre Chancen auf Aufstieg oder Gehaltserhöhungen betrogen wurden und heute Schadensersatz einklagen.

    Sobald sture Verhaltensweisen eines extrem Erfolgreichen mit dem Gesundheitswesen kollidieren, stehen die Chancen nicht zum Besten.

    Kritischere Köpfe führen den Gedanken weiter, bis zu einer fast ketzerischen Zuspitzung. Dass nämlich eine wie auch immer begründete Sonderstellung während der schmalen Gratwanderung zwischen Gesundheit und Krankheit möglicherweise nicht nur wenig hilfreich sind, sondern unter Umständen sogar hinderlich.

    Der amerikanische Schriftsteller F. Scott Fitzgerald schrieb in einer Kurzgeschichte mit dem Titel „The Rich Boy: „Lass mich dir von den sehr, sehr Reichen erzählen. Sie unterscheiden sich von uns. Besonders groß wird diese Kluft, wenn eine Krankheit im Spiel ist. Und nur ganz selten zum Vorteil dieser berühmten Zeitgenossen.

    Wie?

    Privat Versicherte mit einem großen Namen, für die in der Regel die Kosten keine große Rolle spielen, sollen am Ende schlechter dran sein als ein stinknormaler Kassenpatient?

    Seit Jahrzehnten ist diese Sorge Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen und Erörterungen. Viele Antworten liegen auf dem Tisch.

    Für Ärzte kann es beispielsweise ungewohnt schwer sein, einem inneren Drang zu widerstehen, die üblichen Prozeduren zu vereinfachen oder abzukürzen, um dem besonderen Patienten Unbehagen möglichst zu ersparen.

    Ärzte können besonders rücksichtsvoll agieren oder sie können ihr klares Urteilsvermögen einschränken, wenn sie es mit einem ungewöhnlich wichtigen Patienten zu tun haben. Für die damit verbundenen Risiken besteht seit 1964 der Begriff V. I. P.-Syndrom, zum ersten Mal publiziert von einem Psychiatrieprofessor namens Dr. Walter Weintraub. V. I. P. steht für englisch: very important person, sehr wichtige Person, und Syndrom für das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Risiken und Krankheitszeichen.

    Im „The Journal of Nervous and Mental Disease schrieb Dr. Weintraub: „Die Behandlung einer einflussreichen Person kann extrem gefährlich sein für beide, Patient und Arzt.

    Die Gefahr, dass eine als wichtig anerkannte Person ihren Status benutzt, um durch ihre Anwesenheit einen auf seinem Gebiet verantwortlichen Fachmann mächtig unter Druck zu setzen, ist nicht auf die Medizin beschränkt. Unter den Theorien über die Gründe des Absturzes einer polnischen Regierungsmaschine vom Typ Tupolew 154 im April 2010 bei Smolensk wurde auch über ein V. I. P.-Passagier-Syndrom spekuliert: Neben 94 anderen Fluggästen befand sich der Präsident Polens, Lech Kaczynski, mit seiner Frau. Der Staatschef hatte schon im August 2008 einen Luftwaffen-Piloten kritisiert, der aus Sicherheitsgründen wegen der Kriegshandlungen zwischen Russland und Georgien eine Landung in Tbilisi verweigern wollte. Luftfahrtexperten schließen nicht aus, dass sich in Smolensk etwas Ähnliches abspielte. Die russische Luftfahrtbehörde hatte der polnischen Besuchergruppe wegen schlechter Wetterverhältnisse einen Ausweichflughafen vorgeschlagen. Das berichtete der Pilot dem Präsidenten offensichtlich, dessen Entscheidung nicht bekannt wurde. Jedoch bei einem vierten Landungsversuch zerschellte die Maschine auf dem Boden.

    Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, wurden die speziellen Umstände eines V. I. P.-Syndroms im Medizinbetrieb bereits in zahlreichen Studien wissenschaftlich analysiert und präzisiert (hier eine Auswahl, zur Autorisierung und besseren Auffindbarkeit mit ihrem Originaltitel: „Beware the V. I. P. Syndrome, Block A.Jay, 1993; „Ethical considerations in clinical care of the ‘V. I. P.’ , Schenkenberg T., 2007; „Celebrities in the ED: managers often face both ethical and operational challenges, ED Manag, 2006.; „The V. I. P. with illness, Strange RE, 1980; „V. I. P. patients should be treated differently, Mellick L. ED, 2000; „The V. I. P. syndrome, Weintraub W, 1964).

    Alle teilen eine Auffassung. Die gängige Standardbehandlung von Patienten ohne besonderen gesellschaftlichen Rang hat sich in Millionen Anwendungen herauskristallisiert, um mit dem sinnvollsten Aufwand das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, ohne Ansehen der Person. Jedes mehr, jedes Weniger stellt eine Abweichung vom bewährten Prinzip dar.

    Manches Mal sind die Änderungen von der Norm für jeden ersichtlich. So empfiehlt eine Fachzeitschrift für Management-Ausbildung konkret, für Berühmtheiten abseits gelegene Räume vorzuhalten, in denen sie unbemerkt von anderen Patienten empfangen und untersucht werden können. Auch die Registrierung unter falschem Namen wird angeregt. Die Absicht ist klar: „Die angenehme Erfahrung einer reichen V. I. P. oder eines Förderers kann für die Einrichtung Millionen wert sein."

    Das wird in der Konsequenz bedeuten, dass aus Gründen der Diskretion oder des Komforts ein prominenter Kranker nicht in die Intensivstation mit den am besten geeigneten Geräten zur Diagnose und Überwachung eingewiesen wird, sondern weitab in die luxuriöseste Patientensuite.

    Andere Kriterien sind rein psychologischer Art und erinnern an die Diskussion, ob ein Arzt seine eigenen Familienangehörigen behandeln soll. Da besteht allgemeiner Konsens, dass das eine schlechte Idee wäre, die eine Reihe von Problemen geradezu anzieht. Ein Arzt in einer solchen Rolle ist möglicherweise nicht so objektiv, wie er sein sollte. Er hat eine emotionale Bindung zu seinen Angehörigen und umgekehrt. So mancher kranker Verwandter wird diesem Arzt auf seinen Vorschlag vielleicht antworten: „Das bitte nicht!"

    Ein Konflikt von Interessen führt eventuell dazu, dass nicht die beste Behandlung garantiert ist.

    Es gibt eine Reihe von Umschwärmten, Berühmten, Mächtigen, Erfolgreichen und Wunderschönen, die auch in einer Notlage liebenswert sind. Aber einige V. I. P.s wurden erfolgreich, weil sie ihren Kopf durchsetzen, und anerkennen nicht bewährte Prozeduren, die entwickelt wurden, um Schaden abzuwenden. Mit solchen Zeitgenossen kann der Arzt erleben, dass sie eine Narkose oder einen kleinen Eingriff für nicht riskanter halten als einen Termin in einer Wellness-Oase, und für Aufklärung und Warnung haben sie prinzipiell keine Antennen. Aber gewisse Informationen mit Bezug auf eine bevorstehende medizinische Handlung sind unumgänglich. Wehe, einer nimmt sie nicht ernst! Oft kann dem Patienten geraten werden, etwa Aspirin oder blutverdünnende Medikamente abzusetzen. Gleichzeitig muss ihm dann bewusst sein, dass diese Maßnahme geringfügig die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls durch einen Blutklumpen im Gehirn erhöht. Oder er muss die Einnahme einer Substanz zur Blutdrucksenkung unterbrechen, und der daraus resultierende Blutdruckanstieg kann zu Gehirnblutungen und ebenfalls zu Gehirnschlag führen. Diese Gefahren muss der Patient für sich abwägen. Aber nicht wenige sind es tagtäglich gewohnt, selbst minimalste Einzelheiten vorzugeben

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