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Plastik - Der todbringende Götze: Themenzusammenfassung
Plastik - Der todbringende Götze: Themenzusammenfassung
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Plastik - Der todbringende Götze: Themenzusammenfassung

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About this ebook

Der Meeres-Plastikmüll besteht aus ausgedienten Plastiktüten,
Wasserflaschen, Einwegrasierern, CD-Hüllen, Eimern, Kabeltrommeln,
Zahnbürsten, Feuerzeugen und anderen Gegenständen: Die Kunststoffe werden
durch Gezeiten und die Wirkung der Wellen teilweise in immer kleinere
Stücke zerteilt⁶ ⁴⁷

Im Lebensraum der Wattwürmer an der Nordsee macht beispielsweise der
Kunststoff Polyvinylchlorid mehr als ein Viertel der Mikroplastikpartikel
aus; dieser wird u A für Fensterrahmen, Rohre, Fußbodenbeläge,
Kabelummantelungen, verschiedene Foliensorten und Kreditkarten verwendet⁴⁸

Einige Kunststoffe werden durch die Lichteinwirkung und Freisetzung der
enthaltenen Weichmacher spröde und brechen auseinander; so entstehen unter
anderem – mm große so genannte Pellets, die von Meerestieren mit Plankton
verwechselt und aufgenommen werden Noch kleinere Bruchstücke und
freigesetzte Chemikalien werden auch von Planktonorganismen selbst
aufgenommen und besiedelt
LanguageDeutsch
PublisherTD Textdesign
Release dateJul 4, 2016
ISBN9783958499034
Plastik - Der todbringende Götze: Themenzusammenfassung
Author

Thom Delißen

Thom Delißen Alter Holzgarten 1 85435 Erding Tel. 08122 18553 Mail: TDTextdesign@aol.com Jahrgang 63, geboren in Münster, aufgewachsen in Oberbayern. Der Autor verbrachte Jahre in Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Brasilien, Indien. Seine Kurzgeschichten und Lyrik versuchen das Rätsel nach dem Sinn und Sein zu hinterfragen, wollen auf die letzten Ziele – die Liebe und die Heiterkeit hinweisen. Verleger und Chefredakteur der Literaturzeitschrift „Schrieb“. Veröffentlichungen in Tageszeitungen, Literaturzeitschriften (Wienzeile, Maskenball, Bohnenstange, Brücke, Federwelt, Kult u.v.m.) Krimi-Magazinen, Anthologien. Mitautor Chronik Erding, Ex-Chefredakteur der regionalen Literaturzeitschrift „GedankenSprung“. Organisator der Initiative „Worte und Taten“. Mitglied der internationalen Autorengruppe „ProLyKu“. “Question Authority“ Kurzgeschichtensammlung von Thom Delißen/ Lyrik und Prosa erschienen im FV-Verlag/Lübeck Hörspiel „Rhéethron“ Die Sätze. (u.v.m) „The Vanderbilt Berlin Wall Project“ Brockmann „Mordsapfel“ Sieben-Verlag „Criminalis“ Pushmann „Wir bei C&C“ (Hrsg. Metro 2008) „Der Teddybär“ 2008 TD Textdesign „Plattform Carpe Diem“ (Burger) „Spurenwelt“ (Website Verlag) „100 % Worte für Brot“ (FV-Verlag) CD „Gedankengischt“ (TD Textdesign) CD „Do sei“ Bayerische Texte CD Textsammlung „Fetzen“ (TD Textdesign) „Die ganze Welt gesehen“ (FV-Verlag) „10 X 10“ Lyrikprojekt (Edition Thaleia) „Jeder Friedensgedanke ein Gedicht“ Edition Octopus, Geest-Verlag Literamus (Trier) “Ene Mene Mu (Spendenedition TD Textdesign) und andere. Zahlreiche Veröffentlichungen im Internet Streitschriften, Kurzgeschichten, Lyrik. „Das oberste Ziel eines jeden freiheits- und verantwortungsbewussten Menschen kann immer nur sein, Manipulation zu unterlaufen, Informationen zu beschaffen und zu veröffentlichen ...“ Pages: www.t delissen.de www.tdtextdesign.org www.schrieb.com

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    Book preview

    Plastik - Der todbringende Götze - Thom Delißen

    Plastik

    Der todbringende Götze

    Themenzusammenfassung

    Peaceway/Wiki

    1. Auflage 06/2016

    Verlag TD Textdesign

    Inhalt

    1. Plastikmüll in den Ozeanen

    2. Kunststoff

    3. Mikroplastik

    3. Nanoteilchen

    4. Ölverschmutzung

    5. Biokonzentration

    6. Biokorrosion

    7. Anaerobe Biokorrosion

    8. Marine Fauna und Flora

    9. Meereskunde

    10.Meeresschutz

    11.Naturschutz

    11.Ökologie

    12.Ökosystem See

    13.Gewässerverschmutzung

    14.Versauerung der Meere

    15.Plankton-Paradoxon

    16.Eutrophierung

    17.Chemie

    18.Zersetzung (Chemie)

    19.Dichteanomalie

    20.Golfstrom

    21.Driftstrom

    23.Beachrock

    24.Umweltprogramm der Vereinten Nationen

    25.Plankton

    26.Charles Curtis Ebbesmeyer

    22.Hawaii

    27.Sargassosee

    28.Nordatlantik

    29.Barentssee

    30.Framstraße

    31.Grönland

    32.Spitzbergen (Inselgruppe)

    33.PET-Flasche

    34.Mehrwegpfand

    35.Pfandschlupf

    36.Normbrunnenflasche

    37.Deponie

    37.Grundwasser

    38.Wilde Müllkippe

    39.Müllverbrennung

    40.Ödland

    41.Friendly Floatees

    42.Fischernetz

    43.Geisternetz

    44.Plastiktüte

    45.Erdöl

    46.Deponiegas

    47.Sickerwasser

    48.Polychlorierte Biphenyle

    49.Thermohaline Zirkulation

    50.Konfidenzintervall

    51.Dichlordiphenyltrichlorethan

    52.Polyvinylchlorid

    53.Polyethylen

    54.Polymer

    55.Polyamide

    56.Tenside

    57.Phthalsäure

    57.Schwermetalle

    57.Asbest

    58.Feinstaub

    58.Persistente organische Schadstoffe

    59.Verwertung von Kunststoffabfällen

    60.Additiv

    61.Füllstoff

    62.Folie

    63.Alge

    64.Algenblüte

    65.Seetang

    66.Wattwurm

    67.Acetaldehyd

    68.Endokrine Disruptoren

    69.Teratogen

    70.Immuntoxikologie

    71.Ökotoxikologie

    72.Insektizid

    73.KIMO

    74.Sea Shepherd Conservation Society

    75.The Ocean Cleanup

    76.Akkumulation

    77.Internationales Übereinkommen

    78.Ölausstieg

    79.Treibgut

    80.Vermüllung

    81.Hausmüll

    82.Umweltproblem

    83.Grüner Punkt

    83.Gefährliche Abfälle

    84.Hormonelle Störung

    85.Weichmacher

    86.Abfall

    87.Abfallentsorgung

    88.Recycling

    89.Konsum

    90.Konsumgesellschaft

    91.Bedarf

    92.Kaufkraft (Konsum)

    93.Konsumverweigerung

    94.Konsumismus

    95.Globale Erwärmung

    96.Umweltbewegung

    97.Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

    98.Grüne Liga

    99.Naturschutzbund Deutschland

    100.Greenpeace

    101.Wir haben es satt!

    102.Sanfte Mobilität

    103.Joachim Radkau

    104.Ressource

    105.Umweltschutz-organisation

    106.Grün-Ökologisches Netzwerk Arche

    107.Sierra Club

    108.Ein Planet wird geplündert

    109.Umweltgerechtigkeit

    110.Umweltbewusstsein

    111.Environmental Defense

    112.Konfidenzintervall

    112.Sessiles Tier

    113.Toxikologie

    114.Osmose

    115.Heizkraftwerk

    116.Kabeljaukriege

    117.Blaue Grenze

    118.Biokunststoff

    119.Anthropozän

    120.Umweltsteuer

    121.Hydraulic Fracturing

    122.Meereis

    123.Biodiversitäts-Konvention

    124.Folgen der globalen Erwärmung

    125.Ölverschmutzung

    126.Endokrine Disruptoren

    131.Meereskunde

    132.Insektizid

    133.Marine Fauna und Flora

    134.Algenblüte

    135.Grüner Punkt

    136.Gefährliche Abfälle

    137.Biodiversitäts-Konvention

    138.Wasser

    139.Recht auf Zugang zu sauberem Wasser

    140.Wasseraufbereitung

    141.Wasserzirkulation

    142.Eutrophierung

    143.Bioabfall

    144.Refurbishing

    145.Remarketing

    146.Umsonstladen

    128.Repair-Café

    147.Containern

    148.Brockenhaus

    149.Warentauschtag

    150.Freecycle

    151.Recycling-Code

    152.Geplante Obsoleszenz

    153.Murks? Nein danke!

    154.Einfaches Leben

    155.Überflussgesellschaft

    155.Wegwerfgesellschaft

    156.Ökofeminismus

    157.Tour de Natur

    158.Club of Rome

    159.Seentherapie

    160.Aussterben

    161.Massenaussterben

    Plastikmüll in den Ozeanen

    Plastikmüll in den Ozeanen ist ein globales Problem. Nach einer Anfang 2015

    im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie gelangten im Jahr

    2010 etwa 8 Millionen Tonnen dieses Mülls in die Ozeane, wobei das

    Konfidenzintervall mit 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen pro Jahr angegeben

    wurde.² ³

    Plastikteile, Mikroplastik sowie deren Zersetzungsprodukte sammeln sich

    insbesondere in einigen Meeresdriftströmungswirbeln an und führen zu einer

    erheblichen Verdichtung in manchen Meeresregionen; dem Nordpazifikwirbel

    (englisch North Pacific Gyre) brachte das den Beinamen Great Pacific

    Garbage Patch (deutsch Großer Pazifikmüllfleck) ein (erstmals 1997

    beschrieben).⁴

    Mitte 2014 wurde gemeldet, dass Geologen an der Küste der Insel Hawaii

    Gebilde aus geschmolzenen Kunststoffen, Vulkangestein, Korallenfragmenten

    und Sandkörnern entdeckt hätten, die sie aufgrund ihrer Festigkeit als eine

    eigene Art Gestein bezeichneten, als Plastiglomerat.⁵ Plastik-Einlagerungen

    in Gestein werden unter anderem auch beim so genannten Beachrock

    beobachtet.

    In den Meeren treibender Plastikmüll wird durch Wellenbewegung und UV-Licht

    auf Dauer zerkleinert, wobei ein immer höherer Feinheitsgrad bis hin zur

    Pulverisierung erreicht werden kann. Bei einem hohen Feinheitsgrad wird das

    Plastikpulver von verschiedenen Meeresbewohnern sowie unter anderem auch

    von Plankton statt oder mit der üblichen Nahrung aufgenommen. Angefangen

    beim Plankton steigen die Plastikpartikel, an denen ggf. auch giftige und

    krebsverursachende Chemikalien wie DDT und Polychlorierte Biphenyle

    anhaften können,⁶ in der Nahrungskette immer weiter auf. Auf diesem Weg

    gelangt der Plastikmüll mit den anlagernden Giftstoffen auch in die für den

    menschlichen Verzehr bestimmten Lebensmittel.

    In den 1980er Jahren gingen Wissenschaftler noch davon aus, dass die

    Plastikteilchen nicht weiter umweltrelevant seien, da sie ähnlich wie

    treibende Tangpflanzen eine Besiedlung durch Algen und Kleinstlebewesen

    aufweisen.⁷ Das wissenschaftliche Fachjournal Environmental Science &

    Technology berichtete von einer Untersuchung an vielen Stränden auf allen

    sechs Kontinenten, welche überall Mikroplastikteilchen nachwies; dazu

    gehören wohl auch Fasern aus Fleece- und anderen Kleidungsstücken aus

    synthetischen Materialien: Im Abwasser von Waschmaschinen wurden bis zu

    1900 kleinste Kunststoffteilchen pro Waschgang gefunden.⁸

      "Every little piece of plastic manufactured in the past 50 years that

      made it into the ocean is still out there somewhere."

      „Jedes kleine Stück Kunststoff, das in den letzten 50 Jahren hergestellt

      wurde und ins Meer gelangte, ist dort immer noch irgendwo."

    Hintergrund

    Eine Studie im Auftrag des World Economic Forum im Jahr 2016 beschreibt die

    Plastikwirtschaft als archetypische Linearwirtschaft, bei welchem im

    Gegensatz zu einer idealen Kreislaufwirtschaft nur 2 Prozent der jährlichen

    Produktion qualitätsgleich rezykliert wird. Weitere acht Prozent werden in

    einer Kaskade rezykliert, also auf einer tieferen Wertstufe. Hingegen wird

    ein Anteil von 32 Prozent der weltweiten jährlichen Plastikproduktion weder

    deponiert noch verbrannt, sondern verlässt das System unkontrolliert nach

    der Nutzung.¹⁰ ¹¹

    Ausdehnung, betroffene Gebiete, Dichte und Menge

    Laut der Science-Studie von Anfang 2015 entspräche das Ergebnis des

    errechneten Eintrags von schätzungsweise durchschnittlich jährlich ca. acht

    Millionen Tonnen „fünf Supermarkt-Tüten voller Plastik pro 30 Zentimeter

    Küstenlinie",³ laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) von Ende

    2014 gelangen jedes Jahr rund 6,4 Mio. t Plastik-Abfälle in die Ozeane.¹²

    Ende 2014 berichtete eine internationale Forschergruppe im Fachmagazin PLOS

    ONE nach ihrer Auswertung von Zahlen aus 24 Untersuchungen mit über 1.500

    einzelnen Datensammlungen, darunter erstmals auch für Plastikteile > 5 mm,

    dass sich in den Weltmeeren: den fünf subtropischen Meereswirbeln, an

    belebten Küstengebieten Australiens, im Golf von Bengalen sowie im

    Mittelmeer mehr als 269.000 Tonnen bzw. mehr als 5,25 Billionen Teilchen

    Plastikmüll befänden. Die kleinsten Teilchen hätten sich abseits nahe dem

    Nordpol gefunden.¹³ ¹⁴

    Laut Informationen der National Oceanic and Atmospheric Administration

    (NOAA) und Wissenschaftlern der Sea Education Association (SEA) gab es

    lange keine präzise Schätzung der Größe der von Plastikmüll verseuchten

    Gebiete.¹⁵ ¹⁶

    Laut deutschem Umweltbundesamt befanden sich 2013 100 bis 150 Millionen

    Tonnen Abfälle in den Meeren, 60 % davon aus Plastik. 70 % des Abfalls

    sänken auf den Meeresboden, 15 % schwämmen an der Wasseroberfläche und 15 %

    würden an Strände gespült.¹⁷ Auf Fotografien vom arktischen Tiefseeboden

    zwischen Spitzbergen und Grönland fanden sich hochgerechnet „83 Müllteile

    pro Fußballfeld";¹⁸ 2010 hatte sich dort in 2.500 Metern Tiefe nach zehn

    Jahren die Menge des abgesunkenen Plastikmülls verdoppelt.¹⁹

    Eine Studie unter der Leitung des Spanish National Research Council (CSIC)

    hat, basierend auf einer mehrmonatigen Expedition (2010/2011) und

    Probenentnahmen an über 300 Orten der Weltmeere berechnet, dass 88 % der

    weltweiten Meeresoberflächen mit Mikroplastik verschmutzt sind.²⁰

    Nach Informationen des United Nations Environment Programme (UNEP) von 2005

    schwimmen durchschnittlich bis zu 13.000 Plastikteilchen auf jedem

    Quadratkilometer Ozean.²¹ Die NOAA weist jedoch darauf hin, dass UNEP zu

    dieser Angabe keine wissenschaftliche Quelle anführt.²²

    Mittelmeer

    Im Mittelmeer kommt Schätzungen zufolge auf zwei Plankton-Lebewesen ein

    Teil Mikroplastik bzw. es wurden bis zu 300.000 Teilchen pro

    Quadratkilometer gefunden.²³

    Nord- und Ostsee

    Ca. 20.000 Tonnen Müll, vor allem aus Schifffahrt und Fischerei, gelangen

    jährlich in die Nordsee. Entlang untersuchter Strandabschnitte der

    Wattenmeerküste Deutschlands und Hollands machten Plastik und Styropor über

    75 Prozent des angespülten Abfalls aus;²⁴ auf dem Grund der Nordsee sollen

    2012 rund 600.000 Kubikmeter Plastikmüll gelegen haben.²⁵

    An der Küste der Ostsee befinden sich an manchen Strandabschnitten bis zu

    sieben Abfallteile pro Meter,¹⁷ an den Küstenlinien des Nordostatlantiks

    (OSPAR-Region) fanden sich in den Jahren 2000 bis 2006 durchschnittlich 712

    Müllteile pro 100 m.²⁴

    Rund um Großbritannien wurden durchschnittlich 12.000 bis maximal 150.000

    Mikroplastik-Partikel pro Quadratkilometer gefunden.²³

    Nordpazifik

    Besonders bekannt für seine erhöhte Konzentration von Plastikteilen ist das

    Gebiet des Nordpazifikwirbels zwischen Nordamerika und Asien, das auch als

    Great Pacific Garbage Patch bezeichnet wird.

    In englischsprachigen Medien wurde das von Plastikmüll betroffene Gebiet

    als doppelt so groß wie Texas²⁶ ²⁷ oder doppelt so groß wie die Vereinigten

    Staaten²⁸ beschrieben. Eine Wissenschaftlerin der Oregon State University

    kommt zu dem Schluss, dass sich die höchsten bisher veröffentlichten Werte

    hochgerechnet zu einer geschlossenen Fläche addieren würden, die nur einem

    Prozent der Größe von Texas entspräche.²⁹ Deutsche Medien vergleichen es

    mit der Größe Mittel- bzw. Westeuropas.³⁰ ³¹ ³² Tatsächlich lässt sich die

    Größe kaum angeben, da die Grenzen diffus sind - lediglich die

    Partikelkonzentration ließe sich quantifizieren.³³

    Für den Great Pacific Ocean Garbage Patch werden eine Million Teilchen

    Kunststoff pro Quadratkilometer angenommen, also ein Teil pro

    Quadratmeter.³⁴ Anfang 2008 wurde berichtet, dass etwa 100 Millionen Tonnen

    Kunststoffmüll (mit steigender Tendenz) in dem Müllstrudel zirkulieren.²⁸

    Die Plastikteile sind laut Informationen der NOAA bis zu 16 Jahre in dem

    Kreisel zu finden. Unter anderem von Charles Curtis Ebbesmeyer stammen

    verschiedene Strömungsmodelle zur Anlandung im Küstenbereich.³⁵

    Nach einer im Oktober 2015 im Magazin Polar Biology online veröffentlichten

    Mitteilung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) fänden sich Plastikabfälle

    auch bereits auf der Wasseroberfläche der Arktis (Nordpol). Die Herkunft

    sei unklar; entsprechende Daten wurden erstmals bei einer Expedition 2012

    zwischen Grönland und der östlich davon liegenden Inselgruppe Spitzbergen

    erhoben.³⁶

    Anfang 2016 wurden nach über sechs Monate dauernden Messungen an 18 Stellen

    für das Meer vor New York 165 Mio. Plastikteile hochgerechnet (bzw. mehr

    als 250.000 / km²) - zu 85 % mit einer Größe von unter 5 mm.³⁷

    Weitere Müllstrudel

    Der subtropische Wirbel des Nordpazifiks ist der größte der fünf großen

    Strömungskreise in den Ozeanen. Doch das Müllproblem hat bereits andere

    Gebiete erreicht: In der Sargassosee im Nordatlantik wurden ebenfalls hohe

    Konzentrationen von Plastikmüll nachgewiesen.

    Auch im nördlichen Atlantik gibt es zwischen 22 und 38 Grad Nord eine große

    Menge Plastikmüll. Die maximale Dichte der Kunststoffteilchen beträgt 0,2

    Teilchen pro Quadratmeter. Diese Menge ist mit der im Great Pacific Garbage

    Patch enthaltenen vergleichbar.³⁸

    Im Oktober 2015 warnten Wissenschaftlers des Alfred-Wegener-Instituts vor

    der Möglichkeit der Entstehung eines weiteren (weltweit des sechsten)

    Müllstrudels in der Barentssee, dessen Teilchen bis in die Framstraße

    verfrachtet werden könnten. Die Teile stammten von den nordeuropäischen

    Küsten.³⁹

    Herkunft

    Laut einer Anfang 2015 von Science veröffentlichten Studie sind die

    Hauptverursacher des jährlichen Mülleintrags die Länder China, Indonesien,

    Vietnam und die Philippinen.² In den Ländern mit den untersuchten 192

    Küstenregionen seien 2010 275 Mio. t Plastikmüll produziert worden, 99,5

    Mio. t davon seien aus der Bevölkerung gekommen, die innerhalb eines

    50-Kilometer-Streifens an der jeweiligen Küste lebe und woher vermutlich

    der größte Teil der Kunststoffreste stamme, 31,9 Mio. davon seien

    unsachgemäß entsorgt worden, was schließlich zum errechneten Ergebnis

    führe. „Die 20 Länder mit der höchsten Verschmutzungsquote seien für 83 %

    aller unsachgemäß behandelten Plastikabfälle verantwortlich".³

    Plastikflaschen benötigen laut Umweltbundesamt 450 Jahre für ihre

    Zersetzung, ein Fischfang-Nylonnetz sogar 600 Jahre - von ihnen geraten

    jährlich ca. 25.000 Stück unkontrolliert in die Meere.⁴⁰

    Plastikmüll wird über die Flüsse ins Meer geschwemmt. Vielfach werden auch

    Mülldeponien und wilde Müllkippen im Ödland an Flüssen, Sümpfen oder

    Meeresküsten aufgeschüttet.⁴¹ ⁴²

    Ladungsverluste dürften den kleinsten Teil ausmachen. Bekannt wurde der

    Fall des Frachters Hansa Carrier, der am 27. Mai 1990 über 60.000

    Turnschuhe verlor. Auf derselben Route wie die Hansa Carrier verlor das

    Frachtschiff Tokio Express auf dem Weg von Hongkong nach Washington 29.000

    bunte Spielzeugtiere (gelbe Plastik-Enten),⁴³ ⁴⁴ die als Friendly Floatees

    bekannt wurden. Seitdem werden etwa alle drei Jahre Teile dieser verlorenen

    Ladung in Alaska angespült. Demnach bewegt sich der Müll mit elf

    Zentimetern pro Sekunde (entspricht 0,4 km/h) in einem riesigen Kreis.⁴⁵

    Auch ausgediente, weggeworfene oder verloren gegangene

    Kunststoff-Fischernetze haben einen gewissen Anteil am Plastikmüll in den

    Ozeanen und Auswirkungen auf die maritime Umwelt, insbesondere in Form der

    „Geisternetze".

    Eine weitere große Quelle von Müll im Nordpazifik war der Tsunami infolge

    des Tōhoku-Erdbebens im Jahr 2011, der große Mengen von Gegenständen aller

    Art ins Meer spülte, die seitdem im Nordpazifik umhertreiben. Die Größe des

    dadurch entstandenen „Müllteppichs" wird mit einer Fläche größer als die

    Bundesrepublik Deutschland angegeben.⁴⁶

    Bestandteile

    Der Meeres-Plastikmüll besteht aus ausgedienten Plastiktüten,

    Wasserflaschen, Einwegrasierern, CD-Hüllen, Eimern, Kabeltrommeln,

    Zahnbürsten, Feuerzeugen und anderen Gegenständen: Die Kunststoffe werden

    durch Gezeiten und die Wirkung der Wellen teilweise in immer kleinere

    Stücke zerteilt.⁶ ⁴⁷

    Im Lebensraum der Wattwürmer an der Nordsee macht beispielsweise der

    Kunststoff Polyvinylchlorid mehr als ein Viertel der Mikroplastikpartikel

    aus; dieser wird u. A. für Fensterrahmen, Rohre, Fußbodenbeläge,

    Kabelummantelungen, verschiedene Foliensorten und Kreditkarten verwendet.⁴⁸

    Einige Kunststoffe werden durch die Lichteinwirkung und Freisetzung der

    enthaltenen Weichmacher spröde und brechen auseinander; so entstehen unter

    anderem 3–5 mm große so genannte Pellets, die von Meerestieren mit Plankton

    verwechselt und aufgenommen werden. Noch kleinere Bruchstücke und

    freigesetzte Chemikalien werden auch von Planktonorganismen selbst

    aufgenommen und besiedelt.

    Wirkung und Verbleib

    Der Plastikmüll hat erhebliche Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme:

    Dabei sind insbesondere größere Tiere durch mechanische Verletzungen

    gefährdet. So bleiben Seehunde mitunter in Getränkekästen stecken oder

    Fische und Delfine in aufgegebenen oder verloren gegangenen Fischernetzen,

    sogenannten Geisternetzen.

      „Von 136 maritimen Arten ist bekannt, dass sie sich regelmäßig in

      Müllteilen verstricken und strangulieren"

    Absinken

    Einige Algenarten binden Mikroplastikpartikel an sich und könnten diese von

    der Meeresoberfläche in tiefere Wasserschichten der Ozeane und damit in die

    dortigen Biosphären und Nahrungsmittelkreisläufe transportieren.²³

    Aus dem Vergleich der sich in den Meeren befindenden Mengen großen

    Plastikmülls mit den daraus entstehenden kleinen Fragmenten ergab sich,

    dass ein großer Teil des Mikroplastiks von der Meeresoberfläche

    verschwindet, mutmaßlich aufgrund Absinkens in tiefere Meeresregionen, und

    dort zersetzt wird.¹³

    Biologische Wirkung

    Darüber hinaus provozieren schwimmende wie auch am Meeresgrund lagernde

    Plastikteile den Ansatz sessiler Tiere oder derer Larven, zum Beispiel

    Seepocken, Entenmuscheln, Hydrozoen und Pflanzen wie (Algen oder Tange)

    (vergleiche Riffball); so können sie Ausgangspunkte von künstlichen

    Biotopen werden. Durch die Meeresströmungen können auf diese Weise

    Organismen in fremde Ökosysteme eingeschleppt werden und dort unter

    Umständen einheimische Arten verdrängen.

    In einem Laborversuch setzten Wissenschaftler der Uppsala-Universität

    Flussbarsche (Perca fluviatilis) im Entwicklungsstadium winzigen

    Plastikpartikeln (Polystyren mit einem Durchmesser von 90 µm) in

    Konzentrationen aus, wie sie auch in den Weltmeeren vorkommen. Die Tiere

    zeigten ein verlangsamtes Larvenwachstum, hatten weniger Nachwuchs und ein

    gestörtes Fluchtverhalten vor Raubfischen durch Beeinträchtigung der

    Geruchswahrnehmung. Auffällig war auch die bevorzugte Aufnahme von Plastik

    auf Kosten der Ernährung mit Zooplankton.⁵⁰ ⁵¹

    Chemische Reaktionen

    Plastikfragmente können (an ihrer Oberfläche) Giftstoffe anreichern.⁵²

    Einige nehmen treibendes Rohöl aus natürlichen und menschlichen Quellen auf

    und erhalten so eine teerhaltige Oberfläche.⁷

    Laut einem Bericht von 2009 ⁵³ kommt es beim Abbau von Polystyrol zur

    Freisetzung von Giftstoffen.

    Verwechslung mit Nahrungsmitteln

    Albatrosse und Eissturmvögel verwechseln die Abfallstücke mit Futter und

    fressen sie. Sie fühlen sich satt, verhungern jedoch schließlich mit

    müllgefülltem Magen. Auch Wale und Delfine fressen den Abfall.⁵⁴ Charles

    Curtis Ebbesmeyer fand in einem verendeten Albatros-Jungtier an die 100

    Plastikteile, mit denen es von den Elterntieren gefüttert worden war

    (National Geographic 10/2005).⁵⁵ ⁵⁶

    Gegenmaßnahmen

    Einsammeln

    Diverse Projekte und Forscher widmen sich dem Einsammeln des kleinteiligen

    Plastiks in den Meeren.⁵⁷

    „Fishing for Litter"

    Das Projekt Fishing for Litter der KIMO zielt darauf ab, die Nord- und

    Ostsee von Plastikmüll zu säubern;⁵⁸ beim „International Coastal Cleanup

    Day" am 25. September jedes Jahres treffen sich weltweit mehrere

    Hunderttausend Freiwillige, um Küsten, Gewässer und Flussufer von Müll zu

    säubern. 2010 beteiligte sich in Deutschland erstmals auch der

    Naturschutzbund Deutschland (NABU) im Rahmen seines Projekts „Meere ohne

    Plastik". Unter dem Motto Beach Cleanup unterstützt Sea Shepherd

    Müllsammelaktionen nicht nur begrenzt auf Meeresgebiete, sondern auch im

    Binnenland an Fluss- und Seeufern, in Zusammenarbeit mit Tauchern auch

    direkt in Gewässern.⁵⁹

    Anreize für Fischer

    Die kleine NGO Green-Ocean begann 2006 mit einem Pilotprojekt im Hafen von

    Livorno: Man kaufte Fischern aufgefischten Plastikmüll ab.⁶⁰ Das soll

    beweisen, dass es durchaus möglich ist, kostengünstig und effektiv

    Plastikmüll aus dem Meer zu entfernen. Bei anderen Projekten werden Fischer

    dazu motiviert, Plastikmüll einzusammeln und in Häfen abzugeben. Gerade die

    Fischer sollten ein Interesse daran haben, dass ihre Produkte gesund

    bleiben.⁵⁷

    „The Ocean Cleanup"

    Das Projekt The Ocean Cleanup wurde im Oktober 2012 von dem 19-jährigen

    niederländischen Studenten Boyan Slat bei der Veranstaltung TEDx Delft⁶¹ an

    der TU Delft als Möglichkeit vorgestellt, Millionen Tonnen Plastikabfall

    aus den Meeren zu sammeln und zu recyceln. Die Technologie befindet sich in

    der Erprobungsphase und basiert auf dem Einsatz mehrerer

    Manta-Rochen-förmiger Plattformen, die mit rohrförmigen, auf der

    Meeresoberfläche treibenden Pontons verbunden sind. Die Technik macht sich

    die natürliche Meeresströmung zu Nutze sowie die Tatsache, dass ein Teil

    des zu sammelnden Plastiks auf der Meeresoberfläche treibt. Dies habe den

    Vorteil, dass Plankton und andere Meeresbewohner nicht mit eingefangen

    würden.⁶² Für die Reinigung veranschlagt er etwa fünf Jahre pro großem

    ozeanischen Wirbel. Im Juni 2014 wurde durch die von Slat gegründete Ocean

    Cleanup Foundation eine Machbarkeitsstudie des Reinigungsvorgangs

    vorgestellt. Insbesondere wurde die Akkumulation des Plastikmülls in den

    Auffangapparaturen sowie die effiziente Entfernung des Mülls durch die

    Plattformen untersucht. Hierfür wurden Anlagen in kleinem Maßstab

    verwendet, sowie umfangreiche Computersimulationen durchgeführt. Die Studie

    bestätigte die grundsätzliche Machbarkeit des Konzepts.⁶³ ⁶⁴ Öffentlich

    vorgebrachte Kritikpunkte aus wissenschaftlichen Kreisen konnten gemäß Slat

    durch die Studie entkräftet werden.⁶⁵ Im Sommer 2014 wurde durch eine

    Crowdfunding-Kampagne die Summe von 2,15 Mio. USD aufgebracht, um eine

    Pilotanlage zu realisieren.⁶⁶

    Vorbeugende Maßnahmen

    Hausmüll

    Die Entsorgung von Hausmüll über die Flüsse ins Meer zu verbieten, ist ein

    weiteres wesentliches Anliegen.⁶⁷

    Kostenfreie Entsorgung

    Die kostenfreie Entladung des Mülls muss in allen Häfen möglich sein und

    der Müll an Land fachgerecht entsorgt werden.

    Verbot des Eintrags über Schiffe

    Plastikmüll durch Schiffe in die Ozeane einzubringen, ist bereits 1988 mit

    dem Internationalen Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung

    durch Schiffe (MARPOL) im Annex V verboten worden: Die Schiffsführung

    kommerzieller Schiffe ist verpflichtet, in einem sogenannten Mülltagebuch

    über den gesamten an Bord anfallenden Müll Buch zu führen. Die Abgabe an

    Land ist mittels einer Quittung nachzuweisen. Verstöße gegen diese

    Bestimmungen können empfindliche Bußgelder nach sich ziehen; in Deutschland

    können gemäß Verordnung über Zuwiderhandlungen gegen das Internationale

    Übereinkommen von 1973 zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe

    und gegen das Protokoll von 1978 zu diesem Übereinkommen

    (MARPOL-Zuwiderhandlungsverordnung) Bußgelder von bis zu 50.000 € verhängt

    werden.

    Zusammensetzung von Kunststoffen

    Angestrebt wird auch, leichter biologisch abbaubare Kunststoffe und

    umweltverträglichere Polymere, Additive und Füllstoffe zu verwenden.

    Wissenschaftler der University of Southern Mississippi haben einige

    Polymere für den Zerfall im Meerwasser optimiert.⁵⁵ Abbaufördernde Additive

    hingegen haben sich als wirkungslos erwiesen.⁶⁸

    Rezeption

    - Addicted to plastic (Film)

    - Der Plastikstrand von Hawaii – Wo der Müll der Welt an Land geht

      (Radio-Reportage⁶⁹ )

    - Endstation Meer? Das Plastikmüll-Projekt (Ausstellung⁷⁰ , Projekt⁷¹ )

    - Plastic Planet (Buch, Film)

    - Trashed (Dokumentation⁷² )

    Literatur

    - Callum Roberts: Der Mensch und das Meer: Warum der größte Lebensraum der

      Erde in Gefahr ist (Originaltitel: Ocean of Life, übersetzt von Sebastian

      Vogel) DVA, Stuttgart 2013, S. 218f, ISBN 978-3-421-04496-9.

    - Charles Moore (mit Cassandra Phillips): Plastic Ocean: How a Sea

      Captain's Chance Discovery Launched a Determined Quest to Save the

      Oceans, Avery, New York 2011, ISBN 978-1-58333-501-7.

    - Melanie Bergmann, Lars Gutow, Michael Klages: Marine Anthropogenic

      Litter, 2015, 456 S., doi:10.1007/978-3-319-16510-3.

    Weblinks

    - Bundesministerium für Bildung und Forschung, bmbf.de: Wissenschaftsjahr

      2016*17 – Meere und Ozeane

    - seilnacht.com: Die Verschmutzung der Meere

    Dokumentationen

    - Mit offenen Karten: arte.tv: Inseln aus Müll?

    - SRF – DOK: Der Fluch der Meere – Plastik

    Organisationen

    - theoceancleanup.com

    - Bordtagebuch: Zum Müllstrudel im Nord-Pazifik, greenpeace.de

    - Kongressunterlagen des GESAMP Workshops über Mikrokunststoffkleinteile,

      28.–30. Juni 2010, Paris: Proceedings of the GESAMP International

      Workshop on micro-plastic particles as a vector in transporting

      persistent, bio-accumulating and toxic substances in the oceans, jodc.go

      (2,19 MB)

    - Plastikmüll im Meer, nabu.de (25. Februar 2015)

    - Ein Ozeanograph gegen Plastikmüll, 3sat.de, nano

    - OSPAR Comission, Februar 2009, ISBN 978-1-906840-26-6: Marine litter in

      the North-East Atlantic Region, ospar.org

    - Facts and figures on marine pollution, UNESCO

    Zeitungen und Zeitschriften

    - Güven Purtul: Plastik im Magen. In: Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010.

    - 46.000 Plastikteile auf einem Quadratkilometer. In: Die Welt, 9. Juni

      2009.

    - Kara Lavender Law, Skye E. Morét-Ferguson, Deborah S. Goodwin, Erik R.

      Zettler, Emelia DeForce, Tobias Kukulka, Giora Proskurowski: Distribution

      of Surface Plastic Debris in the Eastern Pacific Ocean from an 11-Year

      Data Set. Environmental Science & Technology 2014, 48(9), 4732–4738;

      doi:10.1021/es4053076.

    - Marcus Eriksen, Laurent C. M. Lebreton, Henry S. Carson, Martin Thiel,

      Charles J. Moore, Jose C. Borerro, Francois Galgani, Peter G. Ryan, Julia

      Reisser: Plastic Pollution in the World's Oceans: More than 5 Trillion

      Plastic Pieces Weighing over 250,000 Tons Afloat at Sea. PLoS ONE 2014,

      9(12), doi:10.1371/journal.pone.0111913.

    Einzelnachweise

    [1] Resonator-Podcast der Helmholtz-Gemeinschaft: Müll im Meer (Folge 51,

      16. Januar 2015)

    [2] J. R. Jambeck, R. Geyer, C. Wilcox, T. R. Siegler, M. Perryman, A.

      Andrady, R. Narayan, K. L. Law: Plastic waste inputs from land into the

      ocean. In: Science. 347, 2015, S. 768–771, doi:10.1126/science.1260352.

    [3] Badische Zeitung, 14. Februar 2015, badische-zeitung.de: Mehr Müll im

      Meer.

    [4] Peter Haffner: Eine Ahnung von Apokalypse, NZZ Folio 07/09.

    [5] Daniel Lingenhöhl: spektrum.de: Ein neues Gestein namens

      Plastiglomerat. Spektrum der Wissenschaft, 13. Juni 2014. Aus: Angus

      Chen: sciencemag.org: Rocks Made of Plastic Found on Hawaiian Beach, 4.

      Juni 2014 (15. Juni 2014).

    [6] Samiha Shafy: Umwelt: Das Müll-Karussell. In: Spiegel Online, 2.

      Februar 2008.

    [7] Virgin plastic granules on some beaches of Eastern Canada and Bermuda,

      Murray R. Gregory, 13. Februar 1983, Marine Environmental Research, Band

      10, Heft 2, 1983, S. 73–92, doi:10.1016/0141-1136(83)90011-9

    [8] SECURVITAL – Das Magazin, 4/012, S. 5: Textilien – Fleece im Meer, 24.

      November 2012.

    [9] The world's rubbish dump: a tip that stretches from Hawaii to Japan

    [10] How can we create a world where plastic never becomes waste?

      Zusammenfassung der Studie auf dem WEForum, 19. Januar 2016; die

      komplette Studie:

      http://www3.weforum.org/docs/WEF_The_New_Plastics_Economy.pdf

    [11] In 35 Jahren mehr Plastik als Fische im Meer, Die Zeit, 19. Januar

      2016.

    [12] Die Welt, 18. Dezember 2014, Anja Garms, Wo irrwitzige Mengen an

      Plastikmüll verschwinden.

    [13] Müllkippe Ozean, Badische Zeitung, Bildung & Wissen 13. Dezember 2014

    [14] Marcus Eriksen, Laurent C. M. Lebreton, Henry S. Carson, Martin Thiel,

      Charles J. Moore, Jose C. Borerro, Francois Galgani, Peter G. Ryan, Julia

      Reisser: Plastic Pollution in the World's Oceans: More than 5 Trillion

      Plastic Pieces Weighing over 250,000 Tons Afloat at Sea. PLoS ONE 2014,

      9(12), doi:10.1371/journal.pone.0111913.

    [15] NOAA: Info: Patch, Marine Debris Program, abgerufen am 27. Februar

      2012.

    [16] Plastic rubbish blights Atlantic Ocean, BBC News, 24. Februar 2010.

    [17] Umwelt und Verbraucher, Deutschlandfunk, 11. April 2013, Anja Nehls:

      Müllhalde Meer, deutschlandfunk.de, 12. Dezember 2013.

    [18] Wissenschaft im Brennpunkt, Deutschlandfunk, 7. April 2013; Anja

      Krieger: Die Entmüllung der Meere, deutschlandfunk.de, 12. Dezember 2013.

    [19] Immer mehr Plastikmüll in der arktischen Tiefsee, Scinexx von:

      Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 22. Oktober 2012.

    [20] Die Denker, 2. Juli 2014, 88 % der Meeresoberflächen von

      Plastikteilchen verschmutzt

    [21] Marine Litter – An analytical overview (PDF; 9,0 MB) Umweltprogramm

      der Vereinten Nationen, 2005

    [22] NOAA Marine Debris Program – FAQs, abgerufen am 27. Februar 2012.

    [23] Jochen Steiner: Mikroplastik bedroht Lebewesen im Meer.

      Deutschlandfunk, 2. Juli 2014 (7. Juli 2014).

    [24] Plastik in Nord- und Ostsee, Naturschutzbund Deutschland, 14. Dezember

      2013.

    [25] Annett Stein: Plastikmüll vergiftet Schlüsselspezies der Nordsee, Die

      Welt, 7. Dezember 2013, abgerufen am 12. Dezember 2012.

    [26] Worse Than Climate Change. In: WGBH. 8. November 2011, archiviert vom

      Original am 13. Januar 2012, abgerufen am 13. Januar 2015 (Videobeitrag,

      Capt. Charles Moore on his new book, Plastic Ocean; 7:24 min).

    [27] Brian Handwerk: Giant Ocean-Trash Vortex Attracts Explorers. In:

      National Geographic News. 31. Juli 2009, abgerufen am 13. Januar 2015.

    [28] Kathy Marks, Daniel Howden: The world's rubbish dump: a tip that

      stretches from Hawaii to Japan. In: The Independent. 5. Februar 2008,

      abgerufen am 13. Januar 2015.

    [29] Größe des pazifischen Müllstrudels übertrieben?, scinexx, 6. Januar

      2011.

    [30] faz.net, 24. Januar 2011, Rüdiger Schacht: Das alte Meer und der Müll

    [31] Welt online, 25.Februar 2010, Pia Heinemann: Riesiges Feld aus

      Plastikmüll im Atlantik entdeckt.

    [32] Spiegel.de, 2. Februar 2008, Samiha Shafy: Das Müll-Karussell.

    [33]

      http://response.restoration.noaa.gov/about/media/how-big-great-pacific-garbage-patch-science-vs-myth.html.

    [34] Florian Rötzer: Gigantische Plastikmüllhalde im Meer, in: Telepolis

      vom 28. August 2009.

    [35] Wirbel im Pazifik: Plastikmüll fährt Karussell, Spiegel Online, 15.

      Januar 2007.

    [36] Badische-zeitung.de, 24. Oktober 2015: Plastikmüll in der Arktis.

    [37] deutschlandfunk.de, Forschung aktuell, Meldungen, 22. Februar 2016:

      Mikroplastik vor New York (26. Februar 2016); peconicbaykeeper.org.

    [38] Victoria Gill: Plastic rubbish blights Atlantic Ocean, BBC News, 24.

      Februar 2010.

    [39] Plastikmüll in der Arktis: Forscher fürchten neuen riesigen

      Müllstrudel, feelgreen.de, 22. Oktober 2015.

    [40] Kosmetik löst das Problem nicht, Taz, 3. Juli 2014, abgerufen am 7.

      Juli 2014.

    [41] Constantin Vogt, Carmen Schnaidt: Leben vom Müll, Müllsammler in

      Cebu-City, pdf-Datei online abrufbar

    [42] Eva Krafczyk, dpa: Müllkippe vergiftet Slum, n-tv.de.

    [43] Dietmar Bartz: Unterwegs – Bade-Entchens letztes Ufer, NZZ Folio

      04/02, abgerufen am 6. August 2010.

    [44] Gigantischer Wirbel transportiert Plastikmüll durch den Atlantik,

      Access to sustainable knowledge, 15. Januar 2007, abgerufen am 6. August

      2010.

    [45] ASK Access to sustainable Knowledge, abgerufen am 28. Juli 2013.

    [46] Tsunami-Schrott aus Japan treibt im Pazifik, tagesschau.de, 1.

      November 2011, abgerufen am 7. April 2012.

    [47] Plastic Planet – Die dunkle Seite der Kunststoffe, Layout zum Buch,

      orange-press.com (PDF; 4,1 MB).

    [48] Annett Stein: Plastikmüll vergiftet Schlüsselspezies der Nordsee, Die

      Welt, 7. Dezember 2013, abgerufen am 12. Dezember 2012.

    [49] Daniela Weingärtner, dpa: Brüssel sagt dem Plastikmüll den Kampf an,

      Badische Zeitung, 5. November 2013, abgerufen am 12. Dezember 2013.

    [50] Plastikdiät kostet Fische den Verstand. In: laborwelt.de. 6. Juni

      2016, abgerufen am 7. Juni 2016.

    [51] Oona M. Lönnstedt: Environmentally relevant concentrations of

      microplastic particles influence larval fish ecology. In:

      science.sciencemag.org. 3. Juni 2016, abgerufen am 7. Juni 2016

      (englisch).

    [52] nach Richard Thompson.

    [53] Katsuhiko Saido et al., algalita.org, Marine Research and Education:

      New contamination derived from marine debris plastics, 238th ACS National

      Meeting.

    [54] Pottwal aus dem Mittelmeer verendet an Plastikmüll, 9. März 2013.

    [55] Plastikmüll vergiftet die Weltmeere , Gesellschaft zur Rettung der

      Delphine, 12. Januar 2011

    [56] http://www.plastic-sea.com/?file=projekt_beschreibung&language=german

      (Memento vom 24. Dezember 2008 im Internet Archive)

    [57] Christian Rauch: Auf großer Fahrt zum Plastikmüll. In: brand eins.

      Jahrgang 15, Heft 7 Juli 2013, ISSN 1438-9339, S. 54–58.

    [58] Interview, Gabi Wuttke mit Kim Detloff: Für ein Meer ohne Müll,

      Deutschlandradio Kultur, 10. April 2013, abgerufen am 12. Dezember 2013.

    [59] Organisiere deinen eigenen Beach Cleanup! Sea Shepherd Deutschland

      e.V., abgerufen am 24. November 2015 (deutsch).

    [60] Die Zahlen sprechen eine harte Sprache, 11. November 2008, abgerufen

      am 30. April 2012.

    [61] Never grow up, TEDxDelft, 5. Oktober 2012.

    [62] How the oceans can clean themselves: Boyan Slat at TEDxDelft, YouTube.

    [63] The Concept: The Ocean Cleanup. Abgerufen am 29. September 2014

      (englisch).

    [64] The Ocean Cleanup Feasibility Study. Abgerufen am 29. September 2014

      (PDF, englisch).

    [65] Responding to critics: The Ocean Cleanup. Abgerufen am 29. September

      2014 (englisch).

    [66] The Ocean Cleanup. Abgerufen am 29. September 2014 (englisch).

    [67] Lutz Reidt: Plastik statt Fisch im Bauch, Deutschlandradio Kultur, 2.

      März 2008.

    [68] Susan Selke, Rafael Auras, Tuan Anh Nguyen, Edgar Castro Aguirre,

      Rijosh Cheruvathur, Yan Liu: Evaluation of Biodegradation-Promoting

      Additives for Plastics. In: Environmental Science & Technology. 49, 2015,

      S. 3769, doi:10.1021/es504258u.

    [69] Anja Krieger: Weltzeit, Deutschlandradio Kultur, 7. Juli 2011,

      abgerufen am 25. Juli 2013.

    [70] Endstation Meer? Das Plastikmüll-Projekt, museum-gestaltung.ch, 25.

      Juli 2013.

    [71] Plastic Garbage Project, 25. Juli 2013.

    [72] Dokumentarfilm Trashed

    Kunststoff

    Als Kunststoffe (umgangssprachlich Plastik, Plast oder Plaste,¹ selten

    Technopolymer) bezeichnet man Werkstoffe, die hauptsächlich aus

    Makromolekülen bestehen.

    Wichtige Merkmale von Kunststoffen sind ihre technischen Eigenschaften, wie

    Formbarkeit, Härte, Elastizität, Bruchfestigkeit, Temperatur-,

    Wärmeformbeständigkeit und chemische Beständigkeit, die sich durch die Wahl

    der Makromoleküle, Herstellungsverfahren und in der Regel durch Beimischung

    von Additiven in weiten Grenzen variieren lassen. Kunststoffe werden

    bezüglich ihrer physikalischen Eigenschaften in drei großen Gruppen

    unterteilt: Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere.

    Kunststoffe werden zu Formteilen, Halbzeugen, Fasern oder Folien

    weiterverarbeitet. Sie dienen als Verpackungsmaterialien, Textilfasern,

    Wärmedämmung, Rohre, Bodenbeläge, Bestandteile von Lacken, Klebstoffen und

    Kosmetika, in der Elektrotechnik als Material für Isolierungen,

    Leiterplatten, Gehäuse, im Fahrzeugbau als Material für Reifen,

    Polsterungen, Armaturenbretter, Benzintanks und vieles mehr. In

    Wirtschaftsstatistiken werden Chemiefasern, Kunstharze in Lack- und

    Klebstoffen oft von anderen Kunststoffen getrennt ausgewiesen.

    Die jeweiligen Makromoleküle eines Kunststoffes sind Polymere und daher aus

    wiederholenden Grundeinheiten aufgebaut. Die Größe der Makromoleküle eines

    Polymers variieren zwischen einigen tausend bis über eine Million

    Grundeinheiten. Beispielsweise besteht der Polymer Polypropylen

    (Kurzzeichen PP) aus sich vielfach wiederholenden Propyleneinheiten. Die

    Polymere können unverzweigte, verzweigte oder vernetzte Moleküle sein.

    Die Polymere können aus Naturstoffen gewonnen oder rein synthetisch sein.

    Synthetische Polymere werden durch Kettenpolymerisation, Polyaddition oder

    Polykondensation aus Monomeren oder Prepolymeren erzeugt. Halbsynthetische

    Kunststoffe entstehen durch die Modifikation natürlicher Polymere

    (vorwiegend Zellulose zu Zelluloid), während andere biobasierte Kunststoffe

    wie Polymilchsäure oder Polyhydroxybuttersäure durch die Fermentation von

    Zucker oder Stärke hergestellt werden.

    Entwicklungsgeschichte der Kunststoffe

    Vorstufe

    Biopolymere und natürlich vorkommende Polymere werden von Menschen schon

    seit Urzeiten verwendet. Alle Tiere und Pflanzen enthalten in ihren Zellen

    Polymere. Holz diente dem Menschen zunächst als Brennholz und Werkzeug,

    etwa als Wurfholz, Speer und als Baumaterial. Der Zellverband Tierhaut oder

    Fell wurde durch Gerben stabilisiert, damit vor dem raschen Verwesen

    geschützt und so zu haltbarem Leder. Aus Wolle, abgeschnittenen Tierhaaren,

    stellte man durch Verspinnen und Weben oder durch Filzen Bekleidung und

    Decken her.

    Birken lieferten den ersten Kunststoff der Menschheitsgeschichte, das aus

    Birkenrinde durch Trockendestillation gewonnene Birkenpech, das sowohl

    Neandertalern als auch dem steinzeitlichen Homo sapiens als Klebstoff bei

    der Herstellung von Werkzeugen diente.

    In Mesopotamien wurden Wasserbecken und Kanäle mit natürlichem Asphalt

    abgedichtet. Ebenso wurden dort bestimmte Baumharze als Gummi Arabicum

    eingesetzt und nach Europa exportiert. Aus Europa ist Bernstein als

    fossiles Harz für die Verwendung bei Pfeilspitzen und Schmuckgegenständen

    bekannt. Im Mittelalter wurde Tierhorn durch bestimmte Verfahrensschritte

    in einen plastisch verformbaren Stoff verwandelt. Bereits um 1530 wurde im

    Hause der Fugger nach einem Rezept des bayerischen Benediktinermönches

    Wolfgang Seidel² transparentes Kunsthorn aus Ziegenkäse gefertigt und

    vertrieben.

    Entwicklung einer Kunststoffindustrie

    Frühe Entdeckungen

    Im 17. und 18. Jahrhundert brachten Naturforscher aus Malaysia und

    Brasilien aus milchigen Baumsäften gewonnene elastische Massen (Kautschuk)

    mit. Für diese wurde in Deutschland der Begriff Gummi eingeführt. Seit

    Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine rasch wachsende

    Gummi-Industrie.

    Der Erfinder Charles Goodyear stellte 1839 fest, dass sich Kautschuk bei

    Hitzeeinwirkung durch Zusatz von Schwefel in Gummi umwandelt.³ Dieser

    Prozess wird Vulkanisation genannt. Charles Goodyear fertigte aus dem neuen

    Material zunächst Gummihandschuhe. Um 1850 entdeckte er außerdem Hartgummi,

    ein durch Erhitzen in Gegenwart von Schwefel erhärteter Naturkautschuk, der

    anfangs als Ebonit vermarktet wurde. Daraus wurden zum Beispiel

    Schmuckstücke, Füllfederhalter, Klaviertasten, Tabakpfeifen und Teile von

    Telefonen hergestellt. Dieser erste Duroplast startete die Entwicklung der

    Kunststoffe als Werkstoff im Umfeld des Menschen.

    Die Entwicklung des Zelluloids ist mehreren Chemikern zu verdanken.

    Christian Friedrich Schönbein entwickelte 1846 die Schießbaumwolle, indem

    er Baumwolle mit Salpetersäure versetzte.³ Der Engländer Maynard löste

    Schießbaumwolle in einem Ethanol-Äther-Gemisch und erhielt nach Verdampfung

    elastische Häutchen (Kollodium). Der Engländer Cuttin verknetete das

    Kollodium mit alkoholischer Campherlösung zu Zelluloid. Im Jahr 1869 nutzte

    John Wesley Hyatt das Zelluloid als Kunststoff und entwickelte drei Jahre

    später die erste Spritzgussmaschine. Später wurde in England das

    Zellulosenitrat zur Imprägnierung von Textilien und in den USA Schellack

    entwickelt.

    Im Jahr 1844 wurde das Linoleum von Frederic Walton erfunden. Es wurde aus

    Leinöl, Sikkativen und Harzen durch Lufteinblasung gewonnen.

    Anwendungsbereiche waren Fußbodenbeläge, Wandbekleidungen, Tischflächen.

    Max Fremery und Johann Urban lösten mit einer ammoniakalischen

    Kupferhydroxidlösung Zellulose auf. Mit dieser Lösung (Cupro) konnten

    leicht Kupfer-Reyon-Fäden als erste Viskosefaser hergestellt werden.

    Adolf von Baeyer beschrieb 1872 die Polykondensation von Phenol und

    Formaldehyd. Der belgische Chemiker Leo Hendrik Baekeland untersuchte die

    Wirkung von Säure und Alkali bei dieser Reaktion und entwickelte ein

    Verfahren (1907; seit 1909 technische Produktion) zur Herstellung und

    Weiterverarbeitung eines Phenolharzes. Dieser von ihm Bakelit getaufte

    Kunststoff war der erste in großen Mengen industriell hergestellte,

    synthetische Duroplast. Dank seiner Eignung als elektrischer Isolator wurde

    er unter anderem in der aufstrebenden Elektroindustrie eingesetzt.

    Wilhelm Krische und Adolf Spittler entwickelten 1885 das Galalith

    (Kunsthorn). Der Kunststoff ähnelt stark dem tierischen Horn oder

    Elfenbein. Das Kunsthorn wird aus Kasein und Formaldehydlösung hergestellt.

    Man fertigte daraus zum Beispiel Knöpfe, Anstecknadeln, Gehäuse für Radios,

    Zigarettendosen, Spielzeuge, Griffe für Regenschirme und vieles mehr in den

    verschiedensten Farben.

    Im Jahr 1909 meldete der deutsche Chemiker Fritz Hofmann ein Patent auf den

    synthetischen Kautschuk Buna an. Die ersten vollsynthetischen Reifen aus

    Isoprenkautschuk wurden 1912 hergestellt.³

    Der Berliner Apotheker Eduard Simon beschrieb im Jahr 1839 das Polystyrol.⁴

    Das Styrol verwandelte sich zunächst in eine gallertartige Masse. Im Jahr

    1909 untersuchte H. Stobbe die Polymerisationsreaktion von Styrol

    detailliert. Erst zwanzig Jahre später wurde diese Entdeckung genutzt.

    Im Jahr 1835 entdeckte Victor Regnault das Vinylchlorid, aus dem sich

    Polyvinylchlorid (PVC) herstellen ließ. Die erste Patentierung von PVC und

    von Polymeren aus Vinylacetat geht auf Fritz Klatte im Jahr 1912 zurück.⁵

    Als weltweiter Pionier der Kunststoffverarbeitung gilt aber Coroplast, das

    sich als eines der ersten Unternehmen mit der Verarbeitung des PVC

    beschäftigte.⁶ Erst 1950 wurde dieses Verfahren durch Verbesserungen von

    Dow Chemical abgelöst.

    Schon 1901 befasste sich Otto Röhm mit der Herstellung von Acrylsäure und

    Acrylsäureestern. Aber erst im Jahr 1928 fand er die für die Polymerisation

    besser geeigneten Methacrylsäuremethylester. Das Patent für

    Polymethylmethacrylat (PMMA, Handelsname „Plexiglas") startete eine Ära.

    Entwicklung der Polymerchemie

    Bis Ende des 19. Jahrhunderts war wenig über die genauen Strukturen

    polymerer Materialien bekannt. Man wusste lediglich aus Dampfdruck- und

    Osmosemessungen, dass es sich um sehr große Moleküle mit hoher Molmasse

    handeln müsste. Fälschlicherweise war man jedoch der Meinung, dass es sich

    um kolloidale Strukturen handelte.

    Als Vater der Polymerchemie gilt der deutsche Chemiker Hermann Staudinger.

    Bereits 1917 äußerte er vor der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft,

    dass „hochmolekulare Verbindungen" aus kovalent gebundenen, langkettigen

    Molekülen bestehen. 1920 veröffentlichte er in den Berichten der Deutschen

    Chemischen Gesellschaft einen Artikel, der als Begründung der modernen

    Polymerwissenschaften gilt.⁷ Vor allem in den Jahren von 1924 bis 1928

    folgten weitere wichtige Theorien über den Aufbau von Kunststoffen, die die

    Grundlage für das heutige Verständnis dieser Werkstoffklasse bilden.⁸ ⁹ ¹⁰

    Für diese Arbeiten erhielt Staudinger 1953 den Nobelpreis.

    Die Arbeiten Staudingers ermöglichten der chemischen Industrie nun,

    basierend auf gesicherten naturwissenschaftlichen Grundlagen, eine rasante

    Entwicklung auf dem Gebiet der Polymerchemie.

    Der Münchner Chemiker Ernst Richard Escales gab 1910 der Werkstoffgruppe

    den Namen „Kunststoffe". Die von ihm gegründete gleichnamige Zeitschrift

    erschien erstmals 1911.

    Bei dem Unternehmen Imperial Chemical Industries (ICI) in Großbritannien

    wurde unter hohem Druck (200 bar) und bei hohen Temperaturen im Jahre 1933

    erstmals Polyethylen hergestellt. Erst zwanzig Jahre später entwickelte

    Karl Ziegler ein Verfahren, das mit Katalysatoren aus Aluminiumalkylen und

    Titantetrachlorid die Polymerisation von Ethen zu Polyethylen schon bei

    Raumtemperatur erlaubt.¹¹ ¹² ¹³ Das Niederdruck-Polyethylen erwies sich als

    wärmestabiler und mechanisch belastbarer. Kurz darauf fanden Ziegler und

    Giulio Natta¹⁴ einen Katalysator zur Polymerisation von Propen zu

    Polypropylen. 1955–1957 liefen die großtechnischen Synthesen von

    Polyethylen und Polypropylen an.³ Heute sind die so hergestellten

    Polyethylene (PE) und Polypropylen (PP) neben Polystyrol (PS) die am

    häufigsten als Verpackungsmaterialien von Lebensmitteln, Kosmetika etc.

    verwendeten Kunststoffe. Ziegler und Natta erhielten im Jahre 1963 für ihre

    Arbeiten den Nobelpreis für Chemie.

    Kunststoffe aus Polyestern wurden schon sehr früh angedacht (Berzelius,

    1847). 1901 gab es Glyptalharze (aus Glycerin und Phthalsäure). Fritz

    Hofmann, Wallace Hume Carothers und Paul Schlack suchten erfolglos nach

    synthetischen Fasern auf Basis von Polyestern. Erst den Briten Whinfield

    und Dickson gelang bei Calico Printers im Jahre 1941 die Herstellung von

    brauchbaren Polyesterfasern (Polyethylenterephthalat, PET). Wichtige

    Polyesterfasern wurden Dacron (Du Pont), Diolen (ENKA-Glanzstoff), Terylen

    (ICI), Trevira (Hoechst).³

    In Ludwigshafen begann 1934 die Herstellung von Epoxidharzen nach einem

    Verfahren von Paul Schlack. 1935 wurde gleichzeitig von Henkel (Mainkur)

    und Ciba (Schweiz) die Entwicklung von Melamin-Formaldehydharz beschrieben.

    Im Jahr 1931 meldete der US-Chemiker Wallace Hume Carothers bei Du Pont ein

    Patent für ein Polyamid aus Hexamethylendiamin und Adipinsäure an. Erst

    sieben Jahre später war die neue Kunstfaser Nylon (1938) verkaufsfähig. Das

    von Paul Schlack 1937 hergestellte Polyamid 6 auf Basis von Caprolactam

    wurde Perlon getauft. Die großtechnische Herstellung begann 1939 bei den

    IG-Farben. Das Herstellungsverfahren von Perlon in Deutschland war

    preiswerter als die Nylonproduktion in den USA.³

    Etwa zeitgleich begannen die Buna-Werke der I.G. Farben mit der Fertigung

    von Buna S und Buna N als synthetischem Gummi-Ersatz. 1939 entwickelte Otto

    Bayer das Polyurethan (PU) in Leverkusen.

    Bei DuPont wurde 1938 der Kunststoff Polytetrafluorethylen (Teflon) von

    R.J. Plunkett entwickelt. Das Produkt zeigte hohe Temperaturbeständigkeit

    und eine hohe chemische Beständigkeit. Die Verarbeitung stieß jedoch auf

    Probleme. Erst 1946 ging Teflon in die Großproduktion.³

    Silikon hatte im Jahr 1901 bereits Frederic Stanley Kipping aus Silanonen

    hergestellt. Erst durch die Synthese von Organosiliciumhalogeniden mit

    Alkylhalogeniden gelang es 1944 in den USA und Deutschland, Silikon günstig

    herzustellen (Eugene G. Rochow, Richard Müller).³

    Seit Anfang der 1930er Jahre war die Polymerisation von Acrylnitril

    bekannt. Es war als Kunststoff jedoch so nicht brauchbar. Der Chemiker Rein

    konnte Polyacrylnitril in Dimethylformamid lösen und so für die

    Kunststoffproduktion brauchbar machen. 1942 wurde bei den IG Farben ein

    Polymerisationsverfahren zu Polyacrylnitril entwickelt. 1942 entdeckte

    Harry Coover (USA) bei Eastman Kodak den „Sekundenkleber"

    Methylcyanacrylat.

    Vor allem nach 1950 nahm aufgrund der zahlreichen Erfolge auf dem Gebiet

    der Polymerchemie die Produktion von Kunststoffen enorm zu. Durch die

    Entwicklung der Thermoplaste und insbesondere von entsprechenden

    Verarbeitungsverfahren konnten Formteile jetzt auf unschlagbar billige

    Weise hergestellt werden. Kunststoff wurde von einem Ersatzstoff mit

    besonderer Bedeutung zu einem Werkstoff für die industrielle

    Massenfertigung. In der Folge ging der Anteil der Duroplaste stetig zurück

    und lag im Jahre 2000 nur noch bei 15 %. Der Pro-Kopf-Verbrauch an

    Kunststoffen lag im Jahr 2000 bei 92 kg in Westeuropa, 13 kg in Osteuropa,

    130 kg in Nordamerika, 19 kg in Lateinamerika, 86 kg in Japan, 13 kg in

    Südostasien und 8 kg im Mittleren Osten / Afrika.

    Die Kunststoffindustrie ist bis heute eine Wachstumsbranche, wobei die

    Herstellungskapazitäten in Asien zwischen 2006 und 2008 die führenden und

    etwa gleich starken Regionen Europa sowie Nord- und Südamerika überholten.

    Einteilung

    Je nach Blickwinkel des Betrachters und Anforderung können Kunststoffe

    verschiedenartig eingeteilt werden. Gängig sind Einteilungen nach

    mechanisch-thermischem Verhalten (häufigste Einteilung), Ursprung

    (natürlich oder synthetisch), Verwendung oder Entstehungsreaktion. Eine

    strenge Abgrenzung einzelner Kunststoffe ist oft nicht möglich, diese

    Einteilungen bieten allerdings eine gute Übersicht.¹⁵

    Einteilung nach mechanisch-thermischem Verhalten

    Die Einteilung nach mechanisch-thermischem Verhalten erfolgt in

    Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere. Außerdem existieren mit deutlich

    untergeordneter Bedeutung thermoplastische Elastomere und reversible

    Duroplaste. Diese Einteilung ist anwendungstechnischer Herkunft.

    Thermoplaste und Duroplaste spielen die weitaus größte Rolle, sie finden

    eine Vielzahl von Anwendungen. Die unterschiedlichen Polymerklassen

    unterscheiden sich in ihren mechanischen Eigenschaften aufgrund der

    unterschiedlichen Vernetzung und dem jeweiligen Verhältnis zwischen

    Gebrauchstemperatur (meist Raumtemperatur) und physikalischer

    Übergangstemperatur (Glasübergangstemperatur und Schmelzpunkt).¹⁶

    Thermoplaste

    Thermoplaste sind Kunststoffe, die aus langen linearen Molekülen bestehen.

    Durch Energiezufuhr werden diese Materialien beliebig oft weich und formbar

    (plastisch) und schmelzen schließlich. Sie können durch verschiedene Ur-

    und Umformverfahren in die gewünschte Form gebracht werden. Nachdem das

    jeweilige Teil abgekühlt ist, behält es seine Form bei. Dieser Prozess ist

    somit reversibel (lat. umkehrbar). Ursache für dieses Verhalten sind

    fadenförmige, lineare Makromoleküle.

    Die meisten der heute verwendeten Kunststoffe fallen unter diese Gruppe

    (Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, Polyester). Für einfache

    Konsumwaren, Verpackungen etc. werden sie ebenso häufig eingesetzt wie für

    technische Teile in der Automobil- und Elektroindustrie oder in der

    Bauindustrie, insbesondere für Dachbahnen, Fensterprofile und Rohre.

    Um neue, bisher noch nicht vorhandene Eigenschaften zu erzeugen, können

    auch zwei oder mehrere (miteinander verträgliche) Thermoplaste vermischt

    werden (Polyblend).

    Teilkristalline Thermoplaste (Beispiele): POM – Polyoxymethylen, PE –

    Polyethylen, PP – Polypropylen, PA – Polyamid, PET –

    Polyethylenterephthalat, PBT – Polybutylenterephthalat.

    Amorphe Thermoplaste (Beispiele): ABS – Acrylnitril-Butadien-Styrol, PMMA –

    Polymethylmethacrylat, PS – Polystyrol, PVC – Polyvinylchlorid, PC –

    Polycarbonat, SAN – Styrol-Acrylnitril-Copolymer, PPE – Polyphenylenether.

    Duroplaste

    Duroplaste (Duromere) sind Polymere, die in einem Härtungsprozess aus einer

    Schmelze oder Lösung der Komponenten durch eine Vernetzungsreaktion

    hervorgehen. Diese irreversible Reaktion wird meist durch Erhitzen bewirkt

    (daher auch der englische Fachterminus thermosets), kann aber auch durch

    Oxidationsmittel, energiereiche Strahlung oder Einsatz von Katalysatoren

    initiiert und beschleunigt werden. Eine Erwärmung von Duroplasten führt

    nicht zu einer plastischen Verformbarkeit, sondern lediglich zu deren

    Zersetzung. Ausgehärtete Duroplaste sind meist hart und spröde sowie im

    weitergehenden Fertigungsprozess nur noch mechanisch bearbeitbar. Ursache

    für dieses Verhalten sind die raumvernetzten Makromoleküle.

    Wegen ihrer mechanischen und chemischen Beständigkeit auch bei erhöhten

    Temperaturen werden sie häufig für Elektroinstallationen verwendet. Der

    verbreitetste und älteste Kunststofftyp dieser Klasse sind die Phenoplaste.

    In diese Gruppe fallen auch Polyesterharze, Polyurethanharze für Lacke und

    Oberflächenbeschichtungen und praktisch alle Kunstharze wie beispielsweise

    Epoxidharze.

    Elastomere

    Durch Druck oder Dehnung können Elastomere ihre Form kurzzeitig verändern,

    nach Beendigung von Druck oder Dehnung nimmt das Elastomer schnell wieder

    seine ursprüngliche Form an. Die Elastomere sind weitmaschig vernetzt und

    daher flexibel. Sie werden beim Erwärmen nicht weich und sind in den

    meisten Lösemitteln nicht löslich.

    Zu den Elastomeren gehören alle Arten von vernetztem Kautschuk. Die

    Vernetzung erfolgt beispielsweise durch Vulkanisation mit Schwefel, mittels

    Peroxiden, Metalloxiden oder Bestrahlung. Elastomere werden zu 60 % für

    Reifen verwendet. Der Rest verteilt sich auf sonstige Gummiartikel, zum

    Beispiel Chemikalienhandschuhe und Hygieneartikel.¹⁷

    Elastomere sind Naturkautschuk (NR), Acrylnitril-Butadien-Kautschuk (NBR),

    Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR), Chloropren-Kautschuk (CR),

    Butadien-Kautschuk (BR) und Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM).

    Einteilung nach Ursprung

    Unter chemischen Gesichtspunkten können Kunststoffe als makromolekulare

    Stoffe mit anderen makromolekularen Stoffen verglichen werden. Die

    verschiedenen makromolekularen Stoffe können dann nach Ursprung eingeteilt

    werden in:

    - natürliche makromolekulare Stoffe, wie Kohlenwasserstoffe (Kautschuk,

      Balata), Polysaccharide (Cellulose, Stärke, Pektin, Chitin, Baumwolle)

      und Proteine (Kollagen, Wolle, Seide)

    - Derivate von natürlichen makromolekularen Stoffen, wie Cellulosenitrat,

      Leder oder Gelatine

    - synthetische makromolekulare Stoffe

    - Derivate von synthetischen Polymeren (Modifikation z. B. durch

      Verseifung, Einführung von reaktiven Gruppen oder nachträgliche

      Vernetzung)¹⁵

    Nur ein Teil der aufgeführten makromolekularen Stoffe sind Kunststoffe im

    engeren Sinn, da Kunststoffe als Stoffe definiert sind, die auf Polymeren

    basieren und außerdem als Werkstoffe bei der Verarbeitung „plastische"

    Zustande durchlaufen.¹⁶ Trotzdem kann diese Einordnung zum Verständnis

    beitragen.

    Einteilung nach Anwendung

    Je nach Preis, Produktionsvolumen und Verwendungsmöglichkeit können

    Thermoplaste in die vier Anwendungsklassen eingeteilt werden:

    Standardkunststoffe, technische Kunststoffe, Funktionskunststoffe und

    Hochleistungskunststoffe. Standardkunststoffe (auch: Massenkunststoffe)

    sind sehr vielseitig einsetzbar und werden in großen Mengen hergestellt.

    Standardkunststoffe werden häufig als Verpackungsmaterial verwendet, zu

    ihnen gehören beispielsweise Polyethen oder Polyvinylchlorid. Technische

    Kunststoffe verfügen über bessere, mechanische Eigenschaften als

    Standardkunststoffe und behalten diese auch noch oberhalb von 100 °C und

    unterhalb von 0 °C. Technische Kunststoffe werden häufig für technische

    Konstruktionen verwendet, zu ihnen zählen beispielsweise

    Polyethylenterephthalat und einige aliphatische Polyamide.

    Funktionskunststoffe dienen nur einer einzigen Funktion, wie beispielsweise

    als Barriere für Aromen und Gase in Kunststoffverpackungen. Duroplaste

    können nicht nach diesem Schema eingeordnet werden, sondern bilden eine

    eigene Klasse.¹⁶

    Hochleistungskunststoffe zeichnen sich gegenüber Standard-, technischen und

    Spezialkunststoffen durch ihre Wärmeformbeständigkeit und z. T. auch gute

    mechanische Eigenschaften aus. Während die Wärmeformbeständigkeit von

    Standardkunststoffen meist nur etwa 100 °C beträgt und die von technischen

    Kunststoffen bis zu 150 °C erreicht, können Hochleistungsthermoplaste auch

    Temperaturen von bis zu 300 °C standhalten. Hochleistungskunststoffe sind

    mit etwa 20 € pro kg recht teuer; ihr Marktanteil beträgt nur etwa 1 %.¹⁸

    Der Vergleich von Standardkunststoffen, technischen Kunststoffen und

    Hochleistungskunststoffen wird durch die folgende Abbildung

    veranschaulicht:

    Einteilung nach Entstehungsreaktion

    Kunststoffe durch verschiedene Polyreaktionen erzeugt werden:

    Polymerisation, Polykondensation und Polyaddition. Entsprechend wird das

    Produkt entweder als Polymerisat, als Polykondensat oder als Polyaddukt

    bezeichnet.¹⁵

    Internationales Kurzzeichensystem

    Einzelne Kunststoffe werden nach einem weltweit standardisierten

    Kurzzeichen-System bezeichnet, das für Deutschland in der DIN EN ISO 1043

    Teil 1 und DIN ISO 1629 (Kautschuke) beschrieben ist.

    Eigenschaften

    Kunststoffe zeichnen sich, verglichen mit keramischen oder metallischen

    Werkstoffen, durch eine Reihe von ungewöhnlichen Eigenschaften aus:

    Dichte und Festigkeit

    Die Dichte der meisten Kunststoffe liegt zwischen 0,8 und 2,2 g·cm−3. Sie

    sind damit erheblich leichter als metallische (um 8 g·cm−3) oder keramische

    Werkstoffe (etwa 6 g·cm−3).¹⁹

    In Bezug auf die mechanischen Eigenschaften sind Kunststoffe anderen

    Werkstoffklassen häufig unterlegen. Ihre Festigkeit und Steifigkeit

    erreicht meist nicht die von Metallen oder Keramiken. Wegen der geringen

    Dichte kann dies jedoch teilweise mit konstruktiven Mitteln (höhere

    Wandstärken) oder dem Einsatz von faserverstärkten Kunststoffen kompensiert

    werden.

    Obwohl die Festigkeiten vergleichsweise niedrig sind, brechen

    Kunststoffteile weniger leicht als beispielsweise Keramik oder Glas durch

    ihre zumeist gute Zähigkeit. Deshalb werden Gebrauchsgegenstände für Kinder

    und Spielzeug vielfach aus Kunststoff gefertigt.

    Chemische Beständigkeit

    Viele Kunststoffe sind im Gegensatz zu Metallen aufgrund ihrer organischen

    Natur beständig gegenüber anorganischen Medien. Dies schließt

    Mineralsäuren, Laugen, sowie wässrige Salzlösungen ein. Daher bevorzugt man

    Werkstoffe aus Kunststoff zur Herstellung von pflegeleichten Haus- und

    Elektrogeräten, Fahrzeugausstattungen, Spielzeugen usw.

    Im Gegensatz zu Metallen reagieren sie allerdings empfindlich auf

    organische Lösungsmittel, wie Alkohole, Aceton oder Benzin. Dennoch gelang

    es auch auf diesem Gebiet, beständige Kunststoffe zu entwickeln. Ein

    Beispiel ist der Kraftstofftank aus Polyethylen in modernen

    Personenkraftwagen. Er ist überaus beständig gegenüber Korrosion und

    trotzdem unempfindlich gegenüber dem Benzin.

    Niedrige Verarbeitungstemperaturen

    Die gängigen Verarbeitungstemperaturen für Kunststoffe liegen im Bereich

    von 250 bis 300 °C. Während Metalle bei hohen Temperaturen aufwendig

    gegossen werden müssen und Einschränkungen bezüglich der Gussformen

    bestehen, lassen sich aus Thermoplasten auch kompliziertere Formteile mit

    vergleichsweise geringem Aufwand fertigen (siehe Extrusion und Spritzguss).

    Gleichzeitig können in einem Verarbeitungsschritt Additive, wie

    Farbpigmente oder Fasern, in das Material eingearbeitet werden, die sich

    bei den hohen Temperaturen des Metallgießens oder des Sinterns von Keramik

    zersetzen würden.

    Niedrige Leitfähigkeiten

    Die Wärmeleitfähigkeit von Kunststoffen ist nur einen Bruchteil so groß wie

    die von Metallen. Da aus diesem Grund bei einer Berührung vergleichsweise

    wenig Wärmeenergie von der Hand übertragen wird (Kunststoffe sich also bei

    niedrigen Temperaturen dennoch warm anfühlen), werden Griffe an Werkzeugen

    oder Geländern gerne aus Kunststoff hergestellt oder damit überzogen.

    Werkstoffe wie Schäume, Vliese und Flocken isolieren vor allem durch den

    Gehalt an (räumlich fixierter) Luft. Kunststoffe als Matrixmaterial fördern

    die Isolierwirkung; wie etwa in Dämmstoffplatten, Textilien oder Matratzen.

    Die leichte Brennbarkeit ist hingegen ein klarer Nachteil gegenüber

    mineralischer Glas- oder Steinwolle, Schaf- und Baumwolle, Kork, aber auch

    Massivholz.

    Die elektrische Leitfähigkeit von Kunststoffen ist um 15 Größenordnungen

    kleiner als die von Metallen. Daher werden Kunststoffe zur Isolation

    eingesetzt. Metallisiert werden Kunststofffolien als Dielektrikum

    eingesetzt und zu Kondensatoren zusammengerollt. Den hohen

    Oberflächenwiderstand, der mit Reibung über Kontaktelektrizität zu

    elektrostatischer Aufladung führt, bricht man mit Füllstoffen (so in

    Schuhsohlen) oder Antistatika etwa in Möbelpolitur oder Textilwaschmittel.

    Herstellung

    Kunststoffe werden generell durch schrittweises Aneinanderfügen von

    Monomeren zu langen Ketten – den Polymeren – hergestellt, wobei

    grundsätzlich zwischen Kettenpolymerisation und Stufenpolymerisation

    unterschieden wird.

    Kettenpolymerisationen

    Bei einer Kettenpolymerisation beginnt das Wachstum mit einem Molekül, an

    das sukzessive weitere Monomere addiert werden. Das die Polymerisation

    startende Molekül nennt man Initiator, das auf diesen aufwachsende heißt

    Monomer. Die Zahl der Monomere, aus denen das Polymer letztendlich besteht,

    ist der Polymerisationsgrad. Der Polymerisationsgrad kann durch das

    Verhältnis von Monomer zu Initiator eingestellt werden. Mathematisch wird

    er durch die Mayo-Gleichung abgeschätzt.²⁰

    Radikalische Polymerisation

    Bei der radikalischen Polymerisation werden die Wachstumsreaktionen durch

    Radikale initiiert und fortgepflanzt. Sie ist verglichen mit anderen

    Kettenreaktionen unempfindlich, leicht zu kontrollieren und liefert schon

    bei recht kleinen Umsätzen hohe Polymerisationsgrade. Sie wird daher vor

    allem bei der Herstellung von billigen Kunststoffen, wie LD-PE, PS oder

    PVC, eingesetzt.

    Eine Gefahr bei diesem Verfahren stellt die freiwerdende

    Polymerisationswärme dar. Die radikalische Polymerisation ist exotherm, das

    heißt bei der Reaktion wird Wärme freigesetzt. Diese Wärme erzeugt, wenn

    sie nicht abgeführt wird, weitere Radikale, so dass sich die Reaktion

    selbst beschleunigen kann. Im Extremfall kann eine solche

    „Selbstbeschleunigung" zur Überlastung des Reaktormaterials und damit zu

    einer thermischen Explosion führen.²⁰

    Ionische Polymerisation

    Bei ionischen Polymerisationen werden die Wachstumsreaktionen durch

    ionische Spezies initiiert und fortgepflanzt. Die wachsenden Ketten sind

    langlebiger (mehrere Stunden bis Tage) als ihre radikalischen Analoga

    (Lebensdauer etwa 10−3 s), man spricht in diesem Zusammenhang auch von

    sogenannten lebenden Polymeren. Daher kann man nach Abschluss einer

    Polymerisation auf die noch lebenden, das heißt zur Polymerisation

    befähigten Ketten, ein weiteres Monomer aufgeben und so ein erneutes

    Wachstum fortführen.²¹ ²²

    Polymere, deren Ketten aus zwei oder mehr unterschiedlichen Monomertypen

    bestehen, nennt man Copolymere. Findet man in einem Copolymeren lange

    Blöcke des einen Monomers, gefolgt von Blöcken des anderen, spricht man von

    Blockcopolymeren. Für eben solche speziellen Anwendungen wird die ionische

    Polymerisation angewandt. Ein Beispiel sind die synthetischen Gummis

    Acrylnitril-Butadien-Kautschuk (NBR) und Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR),

    die bei der Herstellung von Autoreifen Verwendung finden. Nachteil dieses

    Verfahrens ist seine hohe Empfindlichkeit gegenüber Verunreinigungen,

    Wasser und Sauerstoff.²⁰ Ionische Polymerisationen sind daher aufwendiger

    und kostenintensiver als die radikalische Polymerisation.

    Metallorganische Katalysatoren

    Diese Polymerisationen finden in Gegenwart von Katalysatoren statt. Beim

    Katalysator handelt es sich um einen Metallkomplex (Verbindung aus

    Metallatomen, umgeben von weiteren Spezies), der in der Lage ist, die

    wachsende Kette zu binden. Die Addition weiterer Monomere geschieht durch

    Einschub (Insertion) des Monomers zwischen wachsende Kette und

    Katalysatorspezies. Resultat ist ein höherer Ordnungsgrad der entstehenden

    Polymere sowie ein geringerer Verzweigungsgrad. Aufgrund dieser reguläreren

    Struktur erfolgt auch die Packung der einzelnen Ketten im Festkörper

    effizienter, der Kunststoff wird dichter. Die zurzeit industriell

    wichtigste Katalysatorklasse ist die der Ziegler-Natta-Katalysatoren. Eine

    Rolle spielen sie zum Beispiel bei der Herstellung von Polyethylen.²³

    Beim Low-Density-Polyethylen (LD-PE) handelt es sich um in der Gasphase

    polymerisiertes Ethen mit geringem Ordnungsgrad, vielen Seitenverzweigungen

    und geringer Dichte. Diesen Kunststoff findet man vor allem als

    transparente oder gefärbte Verpackungsfolie von Getränkeflaschen, Büchern,

    CDs etc.

    High-Density-Polyethylen wird mit einem metallorganischen Katalysator im

    Ziegler-Natta-Verfahren hergestellt. Es resultiert ein Polymer mit hohem

    Ordnungsgrad, wenigen Verzweigungen und hoher Dichte. Dieser Kunststoff

    findet beispielsweise Verwendung als Material für Autotanks, Benzinkanister

    etc.

    Stufenpolymerisationen

    Im Gegensatz zur Kettenpolymerisationen erfolgt in Stufenpolymerisationen

    die Bildung der Polymere nicht durch Initiation einer wachsenden Kette, die

    weiter sukzessive Monomere addiert, sondern durch direkte Reaktion der

    Monomere untereinander. Diese Reaktion kann unter Freisetzung eines

    Nebenprodukts wie Wasser als Polykondensation oder durch einfache Addition

    der Monomere zu einer neuen Verbindung durch Polyaddition erfolgen.

    Polykondensation

    Bei Polykondensationen erfolgt die Bildung der linearen Kette durch

    intermolekulare Reaktion bifunktioneller Polymere unter Abspaltung einer

    kleineren Spezies, wie beispielsweise Wasser oder Alkohole. Eine

    wesentliche Bedeutung besitzt die Polykondensation für die Polyamide.

      Bildung eines Amids (schematische Darstellung)

    Carbonsäuren reagieren mit Aminen zu Amiden. Setzt man Moleküle ein, die

    zwei Carbonsäuregruppen tragen, kann eines dieser Moleküle mit zwei Aminen

    reagieren. Es entsteht so ein Polymer aus drei Monomeren (eine

    Carbonsäureeinheit, zwei Amine). Tragen die eingesetzten Amine auch wieder

    zwei Amingruppen, kann die zuvor entstandene Spezies wiederum mit zwei

    Carbonsäuremolekülen reagieren usw. Die so entstehenden Polymere können

    sich dann auch noch weiter untereinander verbinden, so dass der

    Polymerisationsgrad entscheidend von der Reaktionsdauer abhängt. Der

    Vorgang wird durch die Carothers-Gleichung beschrieben.

    Durch Reaktion von Dicarbonsäuren mit Diolen (Dialkohol) werden so

    Polyester hergestellt. Unter den wichtigsten durch Polykondensation

    hergestellten Kunststoffen sind Polyester, wie Polyethylenterephthalat

    (PET), Polyamide und Phenoplaste. Maleinsäure- und Phthalsäurepolyester

    werden industriell ausgehend von deren Anhydriden hergestellt.

    Polyaddition

    Bei Polyadditionen erfolgt die Bildung des Polymers durch Addition der

    einzelnen Monomere untereinander, ohne die Bildung von Nebenprodukten. Eine

    große Gruppe von Polyaddukten bilden die Polyurethane.

      Polyaddition von 1,6-Hexandiisocyanats mit 1,4-Butandiol (n ≈ 40)

    Isocyanate reagieren mit Alkoholen in einer Additionsreaktion zu

    sogenannten Urethanen. Auch hier gilt: setzt man bifunktionelle Monomere

    ein, erfolgt die Bildung langer linearer Ketten. Auf diese Weise

    hergestelltes Polyurethan wird für Armaturenbretter, Lacke, Klebstoffe etc.

    verwendet. Setzt man der Polymerisationsmischung Wasser zu, reagiert dieses

    mit den Isocyanaten zu Harnstoffen²⁴ und Kohlenstoffdioxid. Das in der

    Mischung freiwerdende CO₂ wird in Form von Bläschen in den Kunststoff

    eingeschlossen, so dass man einen Schaumstoff erhält.

    Polyurethanschaumstoff wird für Matratzen, Sitzmöbel, Schwämme etc.

    verwendet.

    Additive

    Kunststoffen werden im Verlauf des Herstellungsprozesses sogenannte

    Additive zugesetzt (Compoundierung). Sie dienen der genauen Einstellung der

    Materialeigenschaften auf die Bedürfnisse der jeweiligen Anwendung und der

    Verbesserung der chemischen, elektrischen und mechanischen Eigenschaften.

    Solche mit Zuschlagsstoffen versehene Formmassen werden nach DIN EN ISO

    1043 (Thermoplaste) und nach DIN 7708 (Duroplaste) gekennzeichnet.

    Weichmacher

    Etwa zwei Drittel der weltweit hergestellten Additive werden für die

    Produktion von Polyvinylchlorid aufgewendet, fast drei Fünftel der

    hergestellten Additive sind Weichmacher.²⁵ Sie verringern Sprödigkeit,

    Härte und Glastemperatur eines Kunststoffes und machen ihn so besser form-

    und verarbeitbar. Es handelt sich um Stoffe, die in der Lage sind, auf

    molekularer Ebene in den Kunststoff einzudringen und so die Beweglichkeit

    der Ketten gegeneinander zu erhöhen. Qualitativ kann man sie als

    „molekulares Schmiermittel" verstehen. Bis vor wenigen Jahren war

    Diethylhexylphthalat (DEHP) (synonym: Dioctylphthalat DOP) der am

    häufigsten verwendete Weichmacher. Dieser stellte sich jedoch als umwelt-

    und gesundheitsschädlich heraus, weshalb die europäische Industrie

    inzwischen weitgehend auf seinen Einsatz verzichten will.

    Extender verbessern ebenfalls die Verarbeitbarkeit, man spricht deshalb

    auch von sekundären Weichmachern. Wichtige Extender sind epoxidierte Öle,

    hochsiedende Mineralöle und Paraffine.²⁶

    Stabilisatoren

    Stabilisatoren dienen der Verbesserung der chemischen Eigenschaften. Sie

    erhöhen die Lebensdauer des Kunststoffes und schützen ihn vor schädigenden

    Einflüssen (Oxidation, Strahlung und Wärme etwa durch Feuer) in seinem

    Einsatzgebiet.

    Durch Reaktion mit Luftsauerstoff kann sich der Kunststoff verfärben, und

    die Polymerketten können sich zersetzen oder neu vernetzen. Dies verhindert

    man durch Zugabe von Antioxidantien, die die bei der Reaktion entstehenden

    freien Radikale abfangen (Radikalkettenabbrecher), oder gleich die Bildung

    der Radikale verhindern (Desaktivatoren).²⁶ Als Abbrecher setzt man

    beispielsweise Phenole oder Amine zu, als Desaktivatoren dienen Phosphane

    und ebenfalls Amine.

    Lichtschutzmittel schützen gegen eine Schädigung durch ultraviolettes

    Licht. Doppelbindungen zwischen Kohlenstoffatomen sind in der Lage, Licht

    dieser Wellenlänge zu absorbieren, daher sind vor allem Kunststoffe durch

    UV-Licht gefährdet, die dieses Strukturelement aufweisen (z. B.

    Polyisopren). Allerdings können aufgrund von Katalysatorrückständen,

    Strukturfehlern und Nebenreaktionen bei der Verarbeitung praktisch alle

    Polymere ein Absorptionsvermögen für UV-Strahlung zeigen. Diese induziert

    die Bildung von freien Radikalen im Material, die Nebenreaktionen, wie

    Zerfall der Kette und Vernetzungen einleiten. Es existieren grundsätzlich

    drei Wege eine Schädigung zu verhindern: Reflexion des Lichts, Zusatz von

    lichtabsorbierenden Stoffen und Zusatz von Radikalfängern. Wichtige

    Lichtschutzmittel sind Ruß, der die Strahlung absorbiert,

    σ-Hydroxybenzophenon, das die Energie in Infrarotstrahlung umwandelt und

    Dialkyldithiocarbamate, die UV-Licht absorbieren und als Radikalfänger

    fungieren.²⁷

    Kunststoffe sind empfindlich gegenüber Wärmeeinwirkung. Oberhalb einer für

    das Material charakteristischen Temperatur (Zersetzungstemperatur) setzt

    der Zerfall der molekularen Struktur ein. Wärmestabilisatoren sollen dies

    verhindern. Unerlässlich sind diese für Polyvinylchlorid, das sonst, unter

    Bildung von Chlorwasserstoff und u. U. gesundheitsschädlicher

    Zerfallprodukte, seine mechanische Stabilität einbüßen würde.²⁸ Der

    Zerfallmechanismus verläuft über die Bildung von Doppelbindungen.

    Organische Barium-, Zink-, Zinn-, und Cadmiumverbindungen und anorganische

    Bleisalze komplexieren diese und unterbrechen so den Zerfallmechanismus.²⁷

    Vor allem die Bleiverbindungen stellen hinsichtlich der Entsorgung des

    Kunststoffs ein nicht unerhebliches Umweltproblem dar. Derzeit sind 80 %

    der Wärmestabilisatoren auf der Basis von Blei.²⁵ Die chemische Industrie

    ist zurzeit allerdings bemüht, diese zu ersetzen. So wurde bei Cognis

    speziell für Fensterprofile ein Stabilisator auf der Basis von Calcium und

    Zink entwickelt.²⁵

    Bei Bränden geht von Kunststoffen eine große Gefahr aus, da sie zum einen

    in der Lage sind die Brände zu unterhalten und zum anderen bei einer

    unkontrollierten Verbrennung giftige oder ätzende Gase, wie Blausäure,

    Kohlenstoffmonoxid, Chlorwasserstoff und Dioxine frei werden.

    Flammschutzmittel verhindern entweder den Sauerstoffzutritt zum Brand oder

    stören die chemischen Reaktionen (Radikalkettenmechanismen) der

    Verbrennung.²⁹ Polycarbonate erfordern oft keine Flammschutzmittel, da als

    Löschmittel wirkendes Kohlendioxid ein Zerfallsprodukt des Polymers

    darstellt.

    Wichtige Flammschutzmittel sind²⁶

    - polybromierte Diphenylether (PBDE): setzen Radikale frei, welche die

      Zwischenprodukte des Brennvorgangs abfangen

    - Aluminiumhydroxid (Al(OH)₃), auch (ATH): setzt Wassermoleküle frei

    - Phosphorhaltige Verbindungen: bilden Phosphorsäuren, die eine

      Wasserabspaltung katalysieren

    Farbmittel

    Die meisten Polymere sind in reiner Form farblos, farbig werden sie erst

    durch Zusatz von Farbmitteln. Man unterscheidet zwischen Farbstoffen (lösen

    sich auf molekularer Ebene im Polymer oder adsorbieren an der Oberfläche)

    und Pigmenten (unlösliche, meist anorganische Aggregate).²⁷ Textilien färbt

    man praktisch ausschließlich mit Farbstoffen ein.²⁷ Der weit überwiegende

    Teil der Kunststoffe wird allerdings mit Pigmenten gefärbt, da diese

    lichtechter und meist auch billiger sind.²⁷ Wichtige Pigmente in diesem

    Bereich sind Rutil (weiß), Ruß (schwarz), Cobalt- oder Ultramarinblau,

    sowie Chromoxidgrün.²⁷ Inzwischen ist auch der Einsatz von Effektpigmenten

    möglich, so zeigen mit seltenen Erden dotierte Strontium-Aluminate ein

    intensives Nachtleuchten.³⁰ Einsatzgebiete für derartig gefärbte

    Kunststoffe sind bei Dunkelheit leichter auffindbare

    Sicherheitsmarkierungen, Lichtschalter oder Taschenlampen. Um Metallglanz

    zu erreichen werden Aluminiumpigmente in Blättchenform eingesetzt,

    sphärische Pigmentkörner ergeben eine Graueinfärbung.

    Füllstoffe

    Füllstoffe sind klassische Streckmittel, die so die Herstellung des

    Kunststoffs verbilligen. „Aktive Füllstoffe" verbessern zusätzlich die

    mechanischen Eigenschaften des Materials. Wichtige Füllstoffe sind unter

    anderem: Kreide, Sand, Kieselgur, Glasfasern und -kugeln, Zinkoxid, Quarz,

    Holzmehl, Stärke, Graphit, Ruße und Talkum. Wichtig sind Füllstoffe auch um

    das Brandverhalten der Kunststoffe zu minimieren.

    Verstärkungsstoffe

    Unter Verstärkungsstoffen (reinforcement) versteht man in Kunststoffen

    eingesetzte Zusatzstoffe, die die Kunststoffmatrix verstärken sollen. Folge

    ist die Verbesserung mechanischer und physikalischer Eigenschaften, wie

    Elastizität oder Biegefestigkeit. Beispiele sind Glasfasern,

    Kohlenstofffasern oder auch Flachs und Jute.

    Beschichtung

    Die Beschichtung mit Metallen wird Kunststoffmetallisierung genannt.

    Einsatz findet es in Bereichen in denen Kunststoff zum Ersatz von Metallen

    verwendet wird, aber das hochwertigere Aussehen von Metallglanz beibehalten

    werden soll. In der Automobilindustrie werden galvanisierte

    Kunststoffelemente in der Außenverkleidung eingesetzt. In Elektrogeräten

    erlaubt der metallisierte Kunststoff eine Abschirmung. Im Sanitärbereich

    werden Elemente für Mischbatterien, Dusch-Köpfe und Wasserhahngriffe

    verwendet.

    Kunststoffindustrie

    Die kunststofferzeugende Industrie ist ein wichtiger Zweig der chemischen

    Industrie. 2006 erzielten in diesem Bereich in Deutschland 3570 Unternehmen

    mit rund 372.900 Beschäftigten einen Gesamtumsatz von 79,4 Milliarden

    Euro.³¹ Tätig sind sie in den sich teilweise überschneidenden Teilgebieten

    - Kunststofferzeugung

    - Kunststoffverarbeitung

    - Kunststoffmaschinenbau

    Die Kunststofferzeugung erfolgt zu großen Teilen bei global agierenden

    Chemiekonzernen wie beispielsweise Basell, BASF, Bayer, Celanese/Ticona,

    Dow Chemical, DSM, DuPont und Solvay. Sie liefern ein begrenztes Sortiment

    an Kunststoffen in Mengen von teilweise mehreren 100 kt pro Jahr. Die

    Preise für Kunststoffe variieren sehr stark von einigen Eurocent pro

    Kilogramm für Massenkunststoffe bis hin zu einigen hundert Euro pro

    Kilogramm für Hochleistungspolymere.

    Verarbeitung

    Die Kunststoffverarbeitung ist Gegenstand eines eigenständigen

    Industriezweiges. Dabei kommen überwiegend Urformverfahren zum Einsatz, die

    im Gegensatz zu den metallischen Werkstoffen bei wesentlich geringeren

    Verarbeitungstemperaturen (bis 430 °C) ablaufen. Dadurch können die

    Fertigungseinrichtungen (sog. Werkzeuge) mehrfach verwendet werden und

    erlauben so eine kostengünstige Fertigung.

    Es kommt eine Vielzahl von Verfahren zum Einsatz, die teilweise ihren

    Ursprung in der wesentlich älteren Metallbearbeitung haben und auf die

    Eigenschaften der Kunststoffe abgestimmt und weiterentwickelt wurden. So

    ist beispielsweise das Spritzgießen für Kunststoffe dem Druckguss für

    Metalle sehr ähnlich. Das Extrudieren oder Blasformen ist aus der

    Glasproduktion hervorgegangen.

    Die Schäumverfahren haben wiederum ihren Ursprung bei den Kunststoffen,

    werden aber, wie Metallschaum, inzwischen auch für andere Werkstoffklassen

    verwendet. Sie lassen sich weiter in chemische, physikalische oder

    mechanische Treibverfahren untergliedern.

    Für alle diese Verfahren werden spezielle Maschinen und Werkzeuge benötigt,

    die der Kunststoffmaschinenbau zur Verfügung stellt.

    Wichtige Massenkunststoffe

    Etwa 90 % der weltweiten Produktion (jährlich etwa 150 Mio. t.) entfallen

    in der Reihenfolge ihres Anteils auf die folgenden sechs Kunststoffe:³²

    Polyethylen (PE)

    Polyethylen wird hauptsächlich in drei unterschiedlichen Qualitäten

    hergestellt: HD-PE (High-Density-PE), LLD-PE (Linear-Low-Density-PE), LD-PE

    (Low-Density-PE). HD-PE wird mittels Ziegler-Natta-Katalysatoren

    synthetisiert, seine Ketten zeigen einen sehr hohen Ordnungs- und niedrigen

    Verzweigungsgrad. Diese können sich daher im Festkörper effizient anordnen,

    so dass ein teilkristallines Material entsteht, dessen Dichte höher ist als

    die von LD-PE (beide weisen aber eine Dichte auf, die geringer ist als die

    von Wasser). Es wird zur Fertigung von Flaschen, Getränkekästen, Fässern,

    Batteriegehäusen, Eimern, Schüsseln etc. verwendet. LD-PE wird unter hohem

    Druck in der Gasphase polymerisiert, in LLD-PE werden 1-Buten, 1-Hexen und

    1-Octen einpolymerisiert, um so einen kontrollierten Verzweigungsgrad zu

    erzeugen. Beide Varianten weisen so einen geringen kristallinen Anteil und

    einen hohen oder mittleren Verzweigungsgrad auf. Das Material besitzt

    hervorragende filmbildende Eigenschaften und wird vor allem zur Herstellung

    von Verpackungsfolien für Zigarettenpäckchen, CDs, Bücher,

    Papiertaschentücher etc. sowie Tragetaschen verwendet.

    Polypropylen (PP)

    Polypropylen wird fast ausschließlich auf metallkatalytischem Wege

    hergestellt, da nur das so erhaltene kristalline Material kommerziell

    verwertbare Eigenschaften aufweist. Es handelt sich um einen sehr harten,

    festen und mechanisch belastbaren Kunststoff mit der geringsten Dichte

    aller Massenkunststoffe. Aufgrund dieser Eigenschaften hat es teilweise

    bereits Metallwerkstoffe verdrängt. Wie bei dem rechts abgebildeten Deckel

    zeigt es außerdem den sogenannten Filmscharniereffekt, d. h., es kann durch

    einen dünnen Film Gehäuse und Deckel miteinander verbinden, ohne aufgrund

    der Biegebelastung zu brechen. Ein erheblicher Teil des weltweit

    hergestellten Polypropylens wird für Lebensmittelverpackungen aufgewendet,

    weitere Anwendungsgebiete sind:

    - Automobilindustrie: als Material für Luftfiltergehäuse, Spoiler,

      Scheinwerfergehäuse, Sitzbezüge und Gaspedale.

    - Bauwesen: Gartenmöbel, Toilettendeckel, Kunstrasen, Möbelscharniere etc.

    - Sonstiges: Brillenetuis, Koffer, Schulranzen, sterilisierbare

      medizinische Geräte.

    Polyvinylchlorid (PVC)

    Polyvinylchlorid galt aufgrund des ungewöhnlich hohen Chloranteils, und der

    damit bei der Verbrennung entstehenden Nebenprodukte wie Chlorgas und

    Chlorwasserstoff (Salzsäure), lange Zeit als umweltschädlichster

    Kunststoff. Zudem ist das zur Herstellung benötigte Vinylchlorid

    krebserregend. Inzwischen führt man jedoch den Chloranteil auch als

    positiven Aspekt an (Einsparung von Rohöl). Man unterscheidet generell

    zwischen Hart-Polyvinylchlorid und durch Zusatz von Weichmachern

    hergestelltes Weich-Polyvinylchlorid. Hart-PVC ist ein amorpher Thermoplast

    und besitzt eine hohe Steifigkeit und Härte. Es ist extrem schwer

    entflammbar, kann in der Hitze eines bestehenden Brandes allerdings

    Chlorwasserstoff und Dioxine freisetzen. Es zeigt eine sehr gute

    Beständigkeit gegen Säuren, Basen, Fette, Alkohole und Öle. Aus diesem

    Grund wird es auch vor allem zur Herstellung von Abwasserrohren und

    Fensterprofilen eingesetzt. Gravierende Nachteile sind seine sehr geringe

    Wärmebeständigkeit, es kann dauerhaft nur bis 65 °C und kurzfristig bis 75

    °C eingesetzt werden, und seine Neigung zum „Weißbruch" beim Biegen.

    Weich-PVC ist ein gummielastischer, lederähnlicher Thermoplast. Wichtige

    Anwendungen sind die Herstellung von Bodenbelägen, Dichtungen, Schläuchen,

    Kunstleder, Tapeten, Dachbahnen, Wood-Plastic-Composite-Produkte etc.

    Polystyrol (PS)

    Polystyrol wird überwiegend als amorpher Thermoplast hergestellt, durch

    neuere Entwicklungen gibt es aber mittlerweile auch kristallines

    Polystyrol, dieses hat aber geringere Bedeutung. Beide Varianten zeichnen

    sich durch geringe Feuchtigkeitsaufnahme, gute Verarbeitbarkeit und sehr

    gute elektrische Eigenschaften aus. Sie unterscheiden sich in ihrer

    Schlagfestigkeit. Nachteile sind seine Neigung zur Spannungsrissbildung,

    die geringe Wärmebeständigkeit, Entflammbarkeit und seine Empfindlichkeit

    gegenüber organischen Lösungsmitteln. Mittels Kohlenstoffdioxid bei der

    Polymerisation aufgeschäumtes Polystyrol wird unter anderem als Styropor

    vertrieben.

    Anwendungsgebiete:

    - Elektrotechnik: als Isolierung von elektrischen Kabeln, Material für

      Gehäuse, (als High Impact Polystyrene (HIPS)), Schalter etc.

    - Bauindustrie: als Dämmstoff (Schaumpolystyrol)

    - Verpackungen: Schaumpolystyrol, Verpackungsfolien, Joghurtbecher etc.

    Polyurethan (PU/PUR)

    Die Eigenschaften von Polyurethanen können durch Wahl der Isocyanat- oder

    Urethan-haltigen Monomerkomponenten sehr stark in ihrer Elastizität

    variiert werden. So werden sehr elastische PUR-Textil-Fasern (Elastan) aus

    Polyestern und Urethan-haltigen Polyestern hergestellt, ebenso dienen

    Urethan-haltige Polymere als Zusatz in Lacken und Materialien für

    Leiterplatten (Bectron).

    - Die bekannteste Anwendung dürften Polyurethanschaumstoffe sein. Sie

      dienen als Matratzen, in Autositzen, Sitzmöbeln, Dämmmaterial, Schwämmen

      etc. Auch hier können mittels der Wahl der Einzelkomponenten die genauen

      Materialeigenschaften eingestellt werden.

    - Die wichtigste Anwendung ist wohl für den Rostschutz der Auto-Karosserien

      verantwortlich. Auf den blanken Eisenkarossen werden

      Hydroxygruppen-haltige und Urethangruppen-haltige Einzelpolymere

      abgeschieden. Bei 120–160 °C werden diese dann untereinander vernetzt, es

      bildet sich eine überall gleichdicke rostverhindernde Polymerschicht auf

      dem Eisen.

    Polyethylenterephthalat (PET)

    Polyethylenterephthalat ist ein Polyester aus Terephthalsäure und

    Ethylenglycol, bei der Herstellung werden stöchiometrische Mengen

    eingesetzt und die Veresterung bis zu einem Umsatz von 99 % durchgeführt.

    Die erstarrte Schmelze kristallisiert sehr langsam, so dass man auch hier

    je nach Anwendungsbereich amorphes und teil-kristallines (C-PET) Material

    herstellen kann. C-PET besitzt

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