Der kleine Fürst 114 – Adelsroman: Die Lüge der schönen Diana
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"Müssen wir da nachher wirklich noch hin?", flüsterte Diana von Landsberg ihrer Tante Clarissa zu, als sie ihre Plätze in der Münchener Oper eingenommen hatten. Die Premiere einer Neuinszenierung der ›Aida‹ stand auf dem Programm. "Ich würde viel lieber mit dir noch in eine nette Bar gehen, einen gepflegten Drink zu mir nehmen, der schwarzen Jazzpianistin lauschen und dann …"
Clarissa von Landsberg unterbrach ihre Nichte mit einem amüsierten Lachen. "Man merkt, dass du in den USA aufgewachsen bist, Diana. Ich weiß überhaupt nicht, ob es hier in München irgendwo eine schwarze Jazzpianistin in einer Bar gibt."
"München ist doch aber eine Weltstadt, oder?"
"Du hast in New York gelebt, das ist nicht zu vergleichen."
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Der kleine Fürst 114 – Adelsroman - Viola Maybach
Der kleine Fürst –114–
Die Lüge der schönen Diana
Ihr Übermut wird böse bestraft!
Roman von Viola Maybach
»Müssen wir da nachher wirklich noch hin?«, flüsterte Diana von Landsberg ihrer Tante Clarissa zu, als sie ihre Plätze in der Münchener Oper eingenommen hatten. Die Premiere einer Neuinszenierung der ›Aida‹ stand auf dem Programm. »Ich würde viel lieber mit dir noch in eine nette Bar gehen, einen gepflegten Drink zu mir nehmen, der schwarzen Jazzpianistin lauschen und dann …«
Clarissa von Landsberg unterbrach ihre Nichte mit einem amüsierten Lachen. »Man merkt, dass du in den USA aufgewachsen bist, Diana. Ich weiß überhaupt nicht, ob es hier in München irgendwo eine schwarze Jazzpianistin in einer Bar gibt.«
»München ist doch aber eine Weltstadt, oder?«
»Du hast in New York gelebt, das ist nicht zu vergleichen.«
Clarissa senkte die Stimme, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihnen niemand zuhörte. »Um also deine Frage zu beantworten: Ja, wir müssen der Einladung von Graf Adamski unbedingt Folge leisten. Er würde es mir nie verzeihen, wenn ich nicht käme und da er ein großzügiger Förderer meiner gemeinnützigen Projekte ist, werde ich das nicht riskieren. Außerdem ist er wirklich reizend, ich bin sicher, er wird dir gefallen.«
»Aber wir bleiben da nicht lange, ja?«, bat Diana. »Vielleicht können wir dann hinterher doch noch das Münchener Nachtleben erforschen. Ich bin doch nur ein paar Tage hier bei dir, die möchte ich natürlich ausnutzen.«
»Wieso gehst du eigentlich davon aus, dass du dich auf dem Empfang des Grafen langweilen wirst?«
»Er ist schon so alt«, murrte Diana. »Und die anderen, die zu dem Empfang gehen, sind bestimmt auch alt. Es wird niemand dort sein, mit dem ich mich unterhalten könnte, stimmt’s?«
Clarissa blieb vollkommen ernst, ihre Augen jedoch funkelten vor Spott. »Oh, es soll durchaus ältere Menschen geben, mit denen noch eine normale Unterhaltung möglich ist«, erwiderte sie.
Diana wurde rot, was sie noch hübscher machte. Sie war ohnehin ein reizender Anblick mit ihren kurzen, leicht gelockten dunklen Haaren und den großen blauen Augen, die ihr ebenmäßiges Gesicht fast noch mehr beherrschten als der Mund mit den vollen Lippen. Sie trug ein Kleid in sehr dunklem Bordeaux-Rot, das schlicht, aber elegant wirkte. Auf Schmuck hatte sie, bis auf einfache goldene Ohrringe, verzichtet.
»So habe ich das doch nicht gemeint, Tante Clarissa«, beteuerte sie hastig. »Mit dir kann ich sowieso über alles reden, aber du bist ja auch noch nicht alt. Also, ich meine …« Sie merkte, dass sie sich verheddert hatte und brach ab, wobei sich die Röte auf ihren Wangen noch vertiefte.
Clarissa legte ihr eine Hand auf den Arm. »Ich habe nur Spaß gemacht«, sagte sie. »Aber du musst schon aufpassen, was du sagst, Diana. Hier kann schnell mal jemand eine Bemerkung falsch auffassen. Außerdem ist Graf Adamski auch irgendwo hier im Saal, und viele derjenigen, die er für später eingeladen hat, sind es ebenfalls.«
»Ist schon gut, ich sage ja nichts mehr. Gehen wir also zu diesem Empfang, ich langweile mich eine Stunde lang entsetzlich, bis du mich endlich von meinen Qualen erlöst und wir …«
»Sei still!«, zischte Clarissa. »Da kommt Monika von Galen, die hat sowieso schon ganz neugierig nach dir gefragt. Sie sitzt direkt vor uns. Kein Wort mehr, verstanden?«
Diana sah der korpulenten Frau entgehen, die sich in erkennbar zu engen Schuhen und einem grellblauen, ebenfalls zu engen Seidenkleid vorwärtsquälte und offenbar gern noch ein paar Fragen gestellt hätte. Doch unmittelbar nach ihrem Eintreffen wurden die Saaltüren geschlossen und das Licht erlosch.
»Wir sehen uns ja später noch«, raunte sie ihnen zu, bevor sie sich in ihren Sitz zwängte.
Die Ouvertüre begann. Diana vergaß den Ausblick auf einen langweiligen Ausklang dieses Abends und gab sich ganz der Musik hin.
*
Johannes von Orth hatte seinen Freunden auf Schloss Sternberg wieder einmal einen Besuch abgestattet. Mit Baron Friedrich von Kant war er seit Langem befreundet. Der Baron war zwar etliche Jahre älter als er selbst, doch das hatte ihrer Freundschaft keinen Abbruch getan.
Jetzt saßen sie alle beim Abendessen, das wie immer hervorragend war: Marie-Luise Falkner, die junge Köchin im Schloss, war nicht nur sehr ehrgeizig, sondern auch außerordentlich talentiert. Sie hatte es innerhalb kürzester Zeit geschafft, die Schlossküche weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen.
Langsam ließ Johannes den Blick um den Tisch wandern: Neben Friedrich saß Baronin Sofia, Friedrichs Frau. Ihnen gegenüber hatten ihre beiden Kinder, die dreizehnjährige Anna und der sechzehnjährige Konrad, und Sofias Neffe Prinz Christian von Sternberg Platz genommen. Christians Mutter war Sofias Schwester gewesen.
Er zuckte unwillkürlich zusammen als er das Wort ›gewesen‹ dachte. Fürstin Elisabeth von Sternberg, Christians Mutter, war gemeinsam mit ihrem Mann, dem Fürsten Leopold von Sternberg, vor nicht ganz einem Jahr tödlich verunglückt. Seitdem lebte ihr fünfzehnjähriger Sohn in der Familie seiner Tante, die auf Wunsch des Fürstenpaares schon vor über zehn Jahren nach Sternberg gezogen war: Elisabeth und Leopold hatten so verhindern wollen, dass ihr kleiner Sohn als Einzelkind aufwuchs, denn schon damals hatte festgestanden, dass sie keine weiteren Kinder bekommen würden.
Nach dem Unglück war Christian vom Ostin den Westflügel des Schlosses zu den Kants umgezogen. Er hatte also auf Sternberg bleiben können, das sein Zuhause war, und er war von Anfang an nicht allein gewesen. Für Sofia und Friedrich war er ihr drittes Kind geworden, Anna und Konrad betrachteten ihn ohnehin als Bruder. Besonders mit Anna verstand er sich gut.
Johannes merkte, dass er den Gesprächsfaden verloren hatte, als Christian sagte: »Da bin ich gerade in London, da kann ich nicht.«
Rasch schaltete er sich wieder ein. »Was machst du denn in London, Chris?«, fragte er.
Der Junge wandte sich ihm zu. Er war schmal und dunkelhaarig, seinen Augen war anzusehen, dass er schon mehr erlebt hatte als andere in seinem Alter. Er wirkte älter als fünfzehn, auch ernster, aber er machte keinen verzweifelten oder unglücklichen Eindruck.
»Wir machen eine Klassenfahrt dorthin«, erklärte er. »Ich war noch nie in London, es soll sehr interessant sein.«
»Das klingt nicht so, als würdest du dich wirklich auf die Reise freuen«, stellte Johannes fest.
Christians Augen wanderten ganz von selbst zu einem der großen Fenster im Salon. Von dort aus sah man in den wunderschön angelegten Schlosspark, und im selben Moment hätte Johannes sich ohrfeigen können. Er wusste doch, dass Christian jeden Tag zur Gruft seiner Eltern ging, wo er einige Minuten verharrte, um ihnen in Gedanken von dem zu erzählen, was ihn bewegte. Wenn er in London war, mussten diese Besuche natürlich ausfallen, und er konnte sich gut vorstellen, dass dem Jungen das zu schaffen machte. Diese täglichen Besuche auf dem Familienfriedhof am Rande des Sternberger Schlossparks waren seine Art der Trauer-Bewältigung, und offenkundig half ihm dieses Ritual sehr.
»Ich weiß nicht«, sagte Christian leise. »Einerseits schon, andererseits …«
»Gedanken kann man überallhin mitnehmen«, erwiderte Johannes ruhig. »Und Gespräche in Gedanken kann man von jedem Ort der Welt aus