Zwei Lausbuben in der Karibik Teil 1
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Book preview
Zwei Lausbuben in der Karibik Teil 1 - Marco Alexander Ludwig Stannat
Impressum
Zum Autor: Marco Alexander Ludwig Stannat
Titel:
„Zwei Lausbuben in der Karibik Teil 1" Eine authentische Geschichte
Verlag:
Kolibripark Verlag
Umschlaggestaltung:
Kolibripark Verlag
Umschlagfoto:
Marco Alexander Ludwig Stannat
ISBN: 9783958491939
Jegliche Ansicht oder Meinung, die in Interviews oder Kommentaren zum Ausdruck kommen, dienen zur Unterhaltung, sind die der „Buchfiguren" und entsprechen nicht notwendiger Weise den Ansichten des Autors oder des Verlages.
Kapitel / Inhaltsverzeichnis:
Die mit Kreuzen versehenen Kapitel (+), sind vorwiegend theologische Abhandlungen.
Wie das Buch entstand und aufgebaut ist
Einleitende Worte zum Buch Zwei Lausbuben in der Karibik
Unsere Ankunft oder Bäume ohne Äste
Rückrufwunsch meiner Eltern
Einleben mit Hindernissen
Karibischer Alltag
Abenteuer mit Martin
Wirren um die Residenzia
Landleben bei Tito (ein gutherziger Bauer)
Umzug nach Santiago
Leben in Santiago
+ Wie ist Gott?
Viel Monat am Ende des Geldes
Max 2-fache Geburtstagsfeier
Felix und seine Familie
+ Vielehe aus biblischer Sicht
Frank´s Besuch (ein guter Freund)
Meine schöne Nachbarin Christin
Wie das Buch entstand und aufgebaut ist
Die zahlreichen Erlebnisse in unserem ersten Jahr, in diesem Lande, habe ich aufgeschrieben und dieses Buch daraus gemacht. Die Kapitel sind in der Regel in der Reihenfolge ihrer Entstehung aufgelistet. Einige wenige Kapitel / Geschichten umfassen aber größere Zeitspannen. Damit der Zusammenhang dieser Geschichten dann nicht verloren geht, greife ich gegenüber den anderen Kapiteln am Ende der jeweiligen Geschichte einige Monate vor.
Dies ist kein ausgedachtes Buch. Die Überschriften der Kapitel bezeichnen deshalb das Hauptthema dieses Lebensabschnittes und nicht das ausschließliche Thema. Denn wie im richtigen Leben, laufen viele Dinge paarallel. Deshalb muss man auch nicht verwundert sein, wenn die Hälfte von so einem Kapitel etwas ganz anderes beschreibt, als das, was man von der Überschrift vermutet hatte.
Zuerst hatten wir noch mit den „Dämonen unserer Vergangenheit zu kämpfen, die sich mit Ihresgleichen auf dieser Insel verbündet hatten, sodass sich unsere neue Geschichte gleich am Anfang dramatisch zuspitzte. Diese Dramatik fand ihren Höhepunkt in den Episoden 1 und 4 von „Abenteuer mit Martin
. Dort gab es jeweils einen Versuch meinem Sohn Max zu entführen. Ab der 5. Episode des gleichen Titels lebten wir aber nur noch unter Dominikanern und unsere Geschichten wurden immer lustiger.
Vier von den Kapiteln haben einen vollkommen anderen Charakter als alle anderen. Weil sie überwiegend Bibelfragen und keine Erlebnisse behandeln, habe ich sie mit einem Kreuz (+) gekennzeichnet. Bei Bibelzitaten benutze ich die Luther Bibel von 1912.
Die jeweiligen Preise im Text habe ich oft in € angegeben und nicht in Pesos. Zum Einen hat man dann als Europäer eine bessere Vorstellung davon und zum Anderen hat der Pesos eine sehr hohe Inflationsrate und die Preise wären dann sehr schnell nicht mehr aktuell. Für die Stellen wo die Preise immer noch in Pesos angegeben sind und sie es ausrechnen möchten ist hier der damalige Umrechnungsfaktor:
Für 1,-- € bekam man in unserem ersten Jahr 16,-- Pesos.
So sahen wir im ersten Jahr aus und so 10 Jahre später
Einleitende Worte zum Buch Zwei Lausbuben in der Karibik
Die Vorgeschichte zu diesem Buch ist zu umfangreich, bedrückend und wenig von Nutzen um das karibische Leben kennen zu lernen. Aus diesem Grund schildere ich hier unsere Vorgeschichte nur in zusammenfassenden Worten, damit der Leser die Handlungsmotivation verstehen kann. Dieses Buch könnte auch Nicht ohne meinen Sohn Teil 2
heißen... Für den Teil 1 habe ich zwar genug Material, aber hier genieße ich lieber das Leben, als mich damit noch einmal zu beschäftigen. Vielleicht möchte ja ein Leser dieses überwiegend heiteren Buches den traurigen Teil 1 übernehmen.
In diesen einleitenden Worten greife ich auch etwas vor und enthülle Charaktere und deren Motivation, die ich während des Schreibens der entsprechenden Kapitel selber noch gar nicht wissen konnte. Dem Leser wird dadurch nicht die Spannung genommen, sondern erst gegeben. Denn wir stolperten gerade in den ersten Tagen durch gefährliche Situationen hindurch, die wir selber gar nicht erkannten und durchschauen konnten.
In Deutschland war ich mit einer Kosovoalbanerin verheiratet. Schon am Hochzeitstag stellte sich heraus, dass sie anders war, als sie sich bis dahin mir gegenüber „verstellt" hatte. Nach einem Jahr bekamen wir Florian Maximilian Harry, mein ganzer Stolz.
Jetzt folgte ein 3,5 Jahre langer Rechtsstreit um das Sorgerecht, der sich über fast 20 Prozesse hinzog. Am Anfang war ich mehrfach benachteiligt.
1.) Sie hatte mich in Vorbereitung auf die Trennung mehrfach beim Jugendamt fälschlich angeschwärzt.
2.) Ich bin ein Mann
3.) Ich war Deutscher in Deutschland und kaum ein Richter in diesem Land möchte es mit Ausländern verscherzen...
Mit dem Stimmungsumschwung nahmen aber auch die Überfälle und Morddrohungen der Kosovoalbaner zu. Wenn ich den Kleinen bekommen würde, wollten sie mich töten oder ihn in den Kosovo entführen. Ich machte also Pläne für das „Danach"...
Es war ein wenig komplizierter, als hier beschrieben. Ich erkläre es ausführlicher im Kapitel „Rückrufwunsch meiner Eltern".
Es blieb noch eine Sache beim Bundesgerichtshof offen, was erst (auch zu unsern Gunsten) am Ende unseres ersten Jahres in der Dom. Rep. entschieden wurde. Mit einer besonders großen Abfindung meiner ehemaligen Firma und mit dem Gewinn beim Verkauf meines vorher gekauften Hauses, bekam ich ein Startkapital für mein Vorhaben. Beim ersten Gewinn opferte ich den 1/10 Teil wie normal und mit dem Opfer des zweiten Gewinns wollte ich etwas Sinnvolles für Gott in unserer neuen Heimat kaufen. Ich legte also ein „Konto für Gott" an.
Mehrfach war ich schon vorher hier, um das gewünschte Land, unser neues Zuhause, schon bei unserer Ankunft zu besitzen. Ich traf bei diesen Erkundungsreisen auf eine anscheinend äußerst liebenswürdige Familie. Es waren Elke und Theo L. und ihre beiden Jungs. Diese führten mich zu einem tollen Anwalt mit dem ich meine Finca, „mein Land" kaufen wollte. Er würde sich für Deutsche einsetzt und hat sich auf sie spezialisiert.
Das zweite stimmte....... Er hat sich mit ihnen zusammen darauf spezialisiert Deutsche auszunehmen. Viel später wurden nach meinen Informationen beide Deutschen durch die Esslinger Polizei in der Dom. Rep. verhaftet. Sie bekamen mehrere Jahre wegen „Beihilfe zum Mord" an einem anderen Deutschen, weil man nicht nachweisen konnte, wer der eigentliche Mörder war. Es lief damals groß durch die deutsche Presse.
Der Landkauf vor unserer Einwanderung klappte also leider nicht. Irgendwie gab es immer Missverständnisse mit dem Anwalt. Z.B. Verwechslung von US$ mit Pesos usw.. Am Ende hatte ich sogar 1/3 meines Vermögens treuhänderisch bei ihm gelassen. Als Deutscher hat man eben Vertrauen zu Anwälten, und erst recht zu solchen, die einem von netten Leuten empfohlen werden und sogar auch Deutsche sind. Darüber hinaus wurde die Übergabe noch von einem Notar beglaubigt. (Den späteren ermordeten Oberstaatsanwalt von Puerto Plata. Es war eine demonstrative öffentliche Hinrichtung. Mehrere Männer hatten m.W. mit Maschinengewehren auf sein Auto geschossen. Es wird hier gemunkelt, dass es eine dominikanische Spezialeinheit war, um nicht nur den zu tiefst korrupten Staatsanwalt zu beseitigen, sondern um der Korruption in Puerto Plata demonstrativ den Kampf anzusagen....)
Sosúa schien mir für unser neues Zuhause ideal. Hier würden die mordlustigen Kosovoalbaner uns nie finden und ich hatte eine nette Familie kennen gelernt, denen ich nach dem Trauma der letzten 3,5 Jahre alles anvertrauen konnte.... Und obwohl ich kein Wort Spanisch konnte, käme ich in so einer Stadt mit vielen Deutschen sicherlich gut zurecht. Dachte ich....
Der Anwalt rückte aber jetzt nicht mehr mit dem Geld heraus. Theo meinte die Familie hätte sich deshalb mit ihm überworfen, weil er mein Geld für seine Wahlkampanie genutzt hatte. Was ich nicht wusste war, dass sie immer noch zusammenarbeiteten und versuchten uns neue Schwierigkeiten zu machen, damit wir dem Geld nicht nachjagten.
Nach den ersten drei Monaten verließen wir auf Rat des Bischofs unserer Kirche fluchtartig diesen Ort. Danach veränderte sich alles. Der Stress hörte auf und wir waren mitten unter Dominikanern und unsere Geschichten wurden immer lustiger.
Auf der Suche nach unserem Glück, einer neue Mama für den kleinen Max und Frau für mich, sowie eine passende Finca um ein bleibendes Zuhause zu haben, genossen wir das Leben in vollen Zügen. In der neuen Freizeit fing ich darüber hinaus an, die Bibel zu lesen und es trat eine neue Kuriosität auf. Einige Geschichten, die ich darin las, erlebten wir in ähnlicher Form selber. Diese höchst interessanten Storys in der Bibel, werden im Religionsunterricht in der Regel nicht gelehrt oder sogar absichtlich vorenthalten.
Solche „Schmankerln, die auch in diesem Buch stehen, passen nämlich nicht ins vornehme und heilige Getue. Darüber hinaus hat mich Gott so häufig erhört, dass meine Figur in diesem Buch einen Touch von
Don Camillo" bekam.
Unsere Erlebnisse wurden immer interessanter und ungewöhnlicher. Ich ging dazu über, ihnen Überschriften zu geben und sie zu vervielfältigen, um sie als Sammelbriefe auch unseren Freunden zukommen zu lassen.
Dieses Buch hat drei Schwerpunkte:
1.) Zum einen ist es ein Roman mit vielen lustigen Episoden, die ein Vater mit seinem Sohn erlebte, nachdem sie in die Karibik ausgewandert sind. Ihr begleitet unsere Kleinfamilie in einem sehr ereignisreichen Jahr.
2.) Darüber hinaus wird die Mentalität der Dominikaner aus der Sicht eines Deutschen beschrieben. An vielen Beispielen kann man über Kuriositäten mit lachen, die auch jeder Tourist in ähnlicher Form selbst erleben könnte, wenn er nur sein Hotel verließe.
3.) In dem ewigen Streitgespräch zwischen „Emanzen und „Machos
bezieht dieses Buch klar Stellung zu Gunsten der „Herrlichkeiten". Aus Freude an einer anregenden und spritzigen Diskussion sind die entsprechenden Kommentare nicht nur biologisch und biblisch begründet, sondern bewusst provokativ formuliert und mit einem Spritzer Gesellschaftskritik und einem Hauch Philosophie gewürzt.
Eine Urlauberin, der ich mein Manuskript zeigte, verschlang unsere Geschichten geradezu wie einen Liebesroman. Als sie unsere Vorgeschichte erfuhr sagte sie:
Urlauberin: Kein Wunder, dass ihr so viel erlebt und das Leben auch so genießen könnt, nach so einer Vorgeschichte muss man ja viel intensiver leben!
Unsere Ankunft oder Bäume ohne Äste
In den vergangenen 3,5 Jahren wurde meine Geduld durch die deutsche Justiz extrem auf die Probe gestellt. Endlich erfuhr ich über meine Anwältin das vom Richter verkündete und damit rechtsgültige Urteil vom Oberlandesgericht, dass ich das alleinige Sorgerecht für meinen Sohn Max erhalten habe. Das gleichlautende Urteil vom Amtsgericht hatte ich bereits schriftlich.
Danach wurden die Richter jedoch von den Kosovoalbanern besucht und so „beeinflusst", dass sie ihr eigenes Urteil als nicht existent darstellen wollten um noch einmal urteilen zu können. Deshalb war später auch noch ein weiteres Urteil vom Bundesgerichtshof über diese richterlichen Aktionen nötig.
Wenn man so etwas liest, kann man es eigentlich gar nicht glauben. Jedenfalls waren mir die Gesetze der Menschen jetzt völlig gleichgültig geworden. 10 Gebote und Schluss. Ich war nur noch meinem Gewissen und meinem Sohn gegenüber verantwortlich. Wir mussten so schnell wie möglich weg aus Deutschland. Die nächste Buchung ging nur mit einer Woche Allinklusiveurlaub in Playa Dorada.
Der Touristenbomber machte nun seine letzte Drehung vor dem Berg Isabella de la Torre und setzte zur Landung an. Max, mein aufgeweckter kleiner 4 jähriger Junge schaute wie gespannt durch das Bullauge auf eine Tragfläche. Sie plusterte sich auf und gab ein ohrenbetäubendes Dröhnen von sich. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er mit einem Flugzeug flog.
„Sicherlich hatten die genauso viel Angst wie ich und jetzt haben wir es doch geschafft dachte er und fragte nun endlich seinen Papa: „Sind wir jetzt da?
„Ja Max sagte ich, „ wir fahren aber auf dem Boden noch etwas weiter und bis wir aufstehen können, dauert es sicherlich noch eine ganze Weile.
Max ist ein außergewöhnlich glücklicher Junge, er ist nämlich ein Scheidungskind. Dass dies allein weder außergewöhnlich ist, noch ein Grund zu irgendeiner Freude war, musste er in den ersten Jahren seines Lebens leidvoll selber erfahren. Nein, das war es nicht, nicht ganz. So lange er sich erinnern konnte, wollte er zu seinem Papa. Aber bei ihm durfte er immer nur jedes zweite Wochenende sein. Jetzt war es anders. Das, was er sich sein Leben lang sehnlichst erwünscht hatte, ist nun endlich eingetroffen. Ab jetzt darf er nämlich immer bei seinem Papa sein!
Viele fremde Tanten haben ihn immer ausgehorcht und viele alte Onkels, die sich Richter nannten, haben ihm immer gesagt, dass sie wüssten was das Beste für ihn sei und haben immer wieder befohlen, dass er bei seiner Mutter leben müsste. Die letzte Tante aber, es war eher eine Oma, war anders.
Er musste sie öfter abwechselnd mit seiner Mutter und seinem Papa besuchen. Diese Tante hatte den Richter davon überzeugt, dass es besser für ihn sei, bei seinem Papa zu wohne.
Das Flugzeug machte einen letzten Ruck, er hörte ein Ding Dong und alle Leute standen auf einmal auf. Auch sei Papa holte jetzt die kleinen Koffer aus den Schubladen über seinem Kopf. Nach einer weiteren Weile setzten sich die Leute in Bewegung und verließen durch einen langen Tunnel den Bauch des Flugzeuges.
„Aber was ist hier denn mit der Luft los? Die knallt ja gegen mich, wie eine heiße Wand! dachte Max, „Die Leute scheinen ja alle zu wissen, wo es hingeht, oder läuft da nur einer dem anderen hinter her?
Nachdem sein Papa einem Mann in einem Glaskäfig seinen brandneuen Pass gezeigt hatte, erreichte er mit seinem Papa einen großen Saal und sie stellten sich zusammen mit allen anderen Leuten um ein großes rundes metallisches Gebilde. Plötzlich rumpelte es wieder und das komische Gebilde fing an sich zu drehen. Und in der Mitte spuckte es auf einmal viele Koffer aus, welche dann im Kreis an den Leuten vorbeifuhren.
„Darf ich auch mit dem Karussell fahren, Papa? „Nein Max, aber mit diesem Wagen, den ich gleich schieben werde, kannst du dann zusammen mit den Koffern fahren!
....................
Nachdem ich 3 große Koffer vom Kofferkarussell runter geholt hatte, in jeden von denen hätte sich Max mindestens zweimal verstecken können, setzte ich ihn mit den kleinen Handkoffern obenauf und fuhr los. Jetzt war Max größer als die meisten Erwachsenen und alle schauten auf ihn. Die meisten lächelten und einige schauten böse drein und schüttelten den Kopf. Eine Glastür schob sich von selber auf und schon wieder knallte die Luft wie eine heiße Wand gegen sein fasziniertes Gesichtchen.
Draußen standen viele Leute mit Schildern in der Hand und ich fuhr Max zu dem Mann meiner Reisegesellschaft, der mir in einem merkwürdigen Tonfall sagte, zu welchem Bus wir gehen sollten. Dort angekommen musste Max wieder von den Koffern runter und mit einem Schwung, als ob er selber das Flugzeug wäre, flog ich ihn wieder auf die Erde, damit wir dann in den Bus einsteigen konnten. Hier war es wieder schrecklich kalt.
Als sich der Bus in Bewegung setzte, fuhren wir an vielen solcher komischen Bäume ohne Äste vorbei. „Es ist sicherlich die gleiche Straße, die ich vorhin vom Flugzeug aus gesehen habe. dachte Max und fragte mich nun endlich: „Papa, warum haben denn diese Bäume keine Äste? Sind sie krank?
„Nein Max, diese Bäume heißen Palmen, sie haben immer nur einen Stamm ohne Äste und riesengroße Blätter, die oben herauswachsen."
Der Mann mit dem Schild am Flughafen nahm jetzt ein Mikrofon in die Hand und stellte sich den Leuten im Bus vor. In seiner Stimme und seinen Handbewegungen schwang ein affektiert schwules Gehabe mit, was seinem Geschwafel die besondere Würze verlieh.
„Heeerzlich willkommen in der Dominikanischen Republik. Mein Name ist Erich und ich bin ihr Reiseleiter und Ansprechpartner. Bevor wir gleich im Hotel ankommen, muss ich ihnen einen kleinen Crashkurs in der hiesigen Kultur verpassen, damit sie sich besser zurechtfinden können:
Es fängt mit den Farben der Gebäude an. Wie sie unschwer erkennen können, wenn sie aus dem Fenster sehen, sind hier alle Häuser bunt. Und jede Farbe hat ihre Bedeutung! Die gelben Gebäude z.B. sind alles öffentliche Gebäude, wie Schulen und Gerichte. Mit beiden wollen wir schon mal gar nichts zu tun haben! Die grünen Gebäude gehören dem Militär oder der Polizei. Bäh, nur weg damit, das geht uns auch am Popo vorbei. Dann gibt es noch die himmelblauen Häuschen und die roten. Bei den blauen Häuschen hat der Mann die Hosen an und bei den roten die Frau. Mein Haus z.B. ist außen rot und dafür innen rosarot!
Als nächstes hätten wir das Geld. Es heißt zwar: Geld stinkt nicht, aber das ist ein typisch deutscher Spruch. Hier stinkt das Geld immer. Am besten sie geben sich erst gar nicht damit ab und bleiben im Hotel. Davon abgesehen, dass sowieso alles inklusive ist, können sie Souvenirs, welche sie mitnehmen möchten, dort auch in € oder $ bezahlen. Falls sie doch einmal diese stinkenden Pesos in die Hände bekommen, müssen sie sich sofort danach ihre Fingerchen waschen!
Zum Schluss hätten wir noch das wichtigste Wort von allen, welches in der Dom. Rep. verwendet wird. Es heißt mañana
. „Mañana heißt wörtlich übersetzt „Morgen
, aber die Bedeutung ist „Irgendwann! Mit diesem Wort werden sie immer abgespeist, wenn man ihnen ihren Wunsch nicht direkt erfüllen kann oder auch nicht will. Nehmen sie dieses Wort also bitte niemals wörtlich oder persönlich! Gleich wird sie z.B. der Kofferboy auf ihr Apartment geleiten und nachdem er ihnen die Tür geöffnet und die Koffer hineingetragen hat, wird er die Finger seiner rechten Hand aneinander reiben. Da sie aber noch keine dominikanischen Pesos haben, sagen sie einfach: mañana!
Ich war einerseits vollkommen erschöpft und andererseits über den glücklichen Ausgang der letzten 3,5 Jahre Sorgerechtskampf um meinen Sohn sehr erleichtert und glücklich. Obwohl noch eine Sache offen war, hatte ich gültige Papiere vom Amtsgericht, die besagten, dass ich das alleinige Sorgerecht hatte. Nach einer so langen Zeit in Ungewissheit und Anspannung kann ein Erwachsener aber nicht so schnell umschalten, wie es mein kleiner Max neben mir konnte. Ich war noch immer angespannt und einfach nur noch erschöpft. Es wurde auch schon dunkel.
Als der Kofferboy dann, wie angekündigt, die Finger seiner rechten Hand rieb, sagte ich brav „mañana, schloss die Tür und ließ mich mit Max einfach nur ins Bett fallen. Max wollte beten. Und er betete: „Herzlichen Dank lieber Gott, dass ich jetzt für immer bei Papa sein darf und herzlichen Dank, dass wir heute nicht abgestürzt sind. Amen
„Wie kommt er denn darauf? dachte ich, „Ich habe doch gar keine Flugangst, die ich hätte übertragen können!?
In der ersten Woche nach unserer Ankunft waren wir also in einem „All Inklusive Hotel, in Playa Dorada untergebracht. Wie können sich die Menschen hier nur wohl fühlen? Ein Freizeitbad in Deutschland bietet bestimmt mehr. Da sind die Leute schon einmal um den halbe Globus in der Karibik gereist und lassen sich dann freiwillig hermetisch von diesem Paradies ausschließen. Höchstens mal von einem Touristenbus aus, oder einem „Monstertruck
, schauen sie in die Landschaft. „Monstertrucks sind ehemalige mobile Raketenabschußpanzer aus der UDSSR, die zu geländegängigen Touristenkutschen umgebaut wurden. Damit bekommen die Touristen die Inselbewohner „vorgesetzt
, was ungefähr einen Museums- oder Zoobesuch gleich kommt.
Um die „Eingeborenen" besser kennenzulernen, braucht man nicht unbedingt ein Rucksacktourist sein. Ein Hotel mit Halbpension reicht fürs erste. Doch diese typischen All Inklusiv Hotels sind hermetisch abgeriegelt. Es sind selbst gebastelte Reichengettos. Wenn man sich nicht auskennt, was hier in der Regel kein Tourist tut, kommt man nur mit einem extrem überteuerten Taxi in die nächste Siedlung. Darüber hinaus wird versucht die Touristen mit Horrorgeschichten davor abzuschrecken. Und warum? Natürlich des lieben Geldes wegen! Die Souvenirs sind nämlich nicht im All Inklusive – Angebot inbegriffen. Und hier sind sie extrem überteuert.
Am Strand von Playa Dorada waren Max und ich nie, weil wir vom ersten Tag an auf Wohnungssuche gingen. Die anderen Gäste sagten aber, dass das Wasser vom „Goldigen Strand" sehr dreckig sei. Vermutlich werden die Abwässer der großen Hotelanlage in der Nähe des Strandes ins Meer geleitet. Die Abwässer vom nahen Puerto Plata werden jedenfalls so in diese natürliche große Kläranlage (Atlantik) geleitet. Kleine, von Menschen gemachte Kläranlagen sind in diesem Land noch so gut wie unbekannt.
Dann erreichten wir nämlich erst die Hauptstraße von Puerto Plata nach Sosúa. Ein hoher Maschendrahtzaun, der mit viel Stacheldraht gekrönt ist umschließt diese Anlage. Wir waren die einzigen Touristen, die durch diesen Eingang zu Fuß kamen. Die Pförtner, welche außer dem Personal keine anderen Dominikaner in die Anlage lassen, schauten uns ständig ziemlich ungläubig an. Alle paar Minuten fahren hier auf der Hauptstraße Sammeltaxis (guaguas) vorbei, welche die Form von alten VW - Minibussen haben. Bis zu 25 Personen stopfen sie in diese Kisten hinein.
In Sosúa trafen wir eine Katharina aus Deutschland, die in einem Telefonladen arbeitet. Ich empfinde es angenehm, wenn man mit Deutschen reden kann, spanisch kann ich ja noch fast gar nicht. Sie wohnt mit ihren beiden Kindern in Monte Llano. Mit ihr zusammen fuhren wir dort hin und haben uns die ersten Wohnungen angesehen. Ich war sehr überrascht, als Max nicht nur mit den beiden deutschen Kindern, sondern auch mit den dominikanischen problemlos spielte. Als ob er die Sprache verstehen würde.
Max war vom Alter her, mit dem Abstand von jeweils einem Jahr, genau zwischen den beiden deutschen Jungs. „Wenn wir hier eine Wohnung finden würden, wäre es ideal, dachte ich. Doch leider war zu diesem Zeitpunkt gerade keine passende Wohnung in dieser Siedlung frei. In zwei bis drei Monaten sollten wieder neue Wohnungen fertig werden. Die einzige Wohnung, die in Frage kam, war feucht und in den Wänden saß der Schwamm. Und so wie Katharina, in einer Holzhütte mit Wellblechdach und einem Plumpsklo hinterm Haus, wollte ich nun doch nicht leben. Als ich die Zähne der beiden Jungs von Katharina bemerkte oder zumindest dahin sah, wo sie hätten sein sollen, war ich ziemlich beunruhigt. Der Blick ging nämlich gerade Wegs ins Leere bzw. auf schwarze Löcher im Zahnfleisch. „Liegt das an der Nahrung in diesem Land?
dachte ich. Beim Essen bekamen sie einen Plastikteller in die Hand und setzten sich typisch dominikanisch in eine Ecke auf die Erde. „Max soll aber in einem andern Stil groß werden." dachte ich weiter.
Jetzt besuchten wir den Anwalt, der mein Geld für unsere Finca verwalten sollte.
Anwalt: „Im Moment ist das Geld gerade