Festtagsküche: Herzlich, saisonal, entspannt
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Das Kochbuch ist Inspiration für köstliche Festtagsmenüs und ist täglicher Begleiter zugleich: Die Rezepte sind saisonal gegliedert und auch für spontane Anlässe, gemütliche Sonntagsessen oder ein Abendessen zu zweit geeignet. Warum ein gelungenes Festessen wenig braucht und gleichzeitig köstlich, individuell und mit Liebe zum Detail zubereitet werden kann, zeigt uns die Gastgeberin mit Herz. Und was gibt es Schöneres als zusammenzukommen, miteinander zu essen und das Leben zu feiern?
Michaela Hager
Michaela Hager kocht leidenschaftlich gerne, seit 24 Jahren führt sie mit ihrem Mann das Feinschmeckerlokal „Tölzer Schießstätte am Buchberg“. Seit 2008 kocht sie im Bayerischen Fernsehen; ihre Auftritte für die Sendung „Wir in Bayern“ erfreuen sich hervorragender Einschaltquoten. 2013 bei Brandstätter: Echt bayerisch kochen – Ein Lebensgefühl.
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Book preview
Festtagsküche - Michaela Hager
Register
Der Moment zählt
Es muss feste Bräuche geben, erklärt der Fuchs dem Prinzen in Antoine de Saint-Exupérys Weltklassiker „Der kleine Prinz
, und er sagt auch gleich dazu, warum. „Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Und weiter: „um vier Uhr werde ich mich schon ganz aufregen. Ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nicht wissen, wann mein Herz da sein soll. Es muss feste Bräuche geben.
Feste zu feiern ist auch ein Brauch. Ein schöner noch dazu. Vor allem, wenn man mit dem Herzen dabei ist. Wenn es darum geht, mit anderen Menschen Zeit zu verbringen, sich nahe zu sein, etwas von sich herzugeben. Dann wird das Fest zu einem Fest. Da zählt jeder Moment – mir geht es jedenfalls so. Ein Lächeln, eine Berührung, ein kleines Geschenk, ein gutes Essen: Es braucht nicht viel für einen gelungenen Abend. Keine großartigen Vorbereitungen, schon gar keine, die einen ins Schwitzen bringen. Hauptsache, man nimmt sich Zeit und setzt sich zusammen.
„Zusammenkommen, sich begegnen und glücklich sein"
Das erinnert mich an meine Kindheit, da gab es viele spontane Besuche, Freunde, die einfach bei der Tür hereinschneiten und blieben. Mein Vater holte Wein aus dem Keller, meine Mutter reichte Salami, Geräuchertes und frisches, dunkles Brot. Alle saßen um den großen Holztisch in der Küche, plauderten, lachten – das gefiel mir schon als Kind. So mancher war auf dem Nachhauseweg, sah aber die Autos im Hof und gesellte sich zu uns. Was soll ich sagen – schön war es!
Es braucht keine großartigen Einladungen oder aufwendigen Gerichte. Nichts Kompliziertes. Denn ein gelungener Abend benötigt nicht viel. Einen frisch gebackenen Apfelkuchen zum Beispiel. Da steckt Liebe drinnen, das schmeckt nach Familie. Essen ist Heimat. Essen verbindet. Essen ist aber auch Sattwerden. Und manchmal auch Staunen. Essen ist eben ein Fest. Ich finde, ich habe den schönsten Beruf!
Es gibt einige Lebensmittel, zu denen ich immer wieder greife, ich koche gerne mit Saibling, frischen Kräutern, Avocado, Tomaten, Paprika, Spinat, Kohlrabi, Äpfeln und Birnen, Sellerie, roten Rüben, Knoblauch und vielem mehr. Wenn man sein Handwerk versteht und die Lebensmittel von hoher Qualität sind, dann sind keine Extras notwendig. Man muss die Lebensmittel rund machen, zarte Aromen erhalten und den Eigengeschmack bewahren. Die Schönheit liegt im Einfachen – da bleibe ich mir treu, da verbiege ich mich nicht. Ein Kartoffelpüree bleibt bei mir ein Kartoffelpüree. Das braucht kein Häubchen da oder Krönchen dort. Lieber entdecke ich immer wieder aufs Neue, was in altbekannten Lebensmitteln alles steckt und hole das hervor.
Wichtig sind mir Lebensmittel, die es frisch am Markt gibt, die erhältlich sind, weil sie gerade Saison haben. Denn dann schmecken sie einfach am besten: vollmundig und reif. Der Geschmack hat bei mir immer Priorität. Sonst macht es ja keinen Sinn, mir neue Rezepte einfallen zu lassen – und dann schmeckt es nach nichts.
Mir geht es immer darum, den Geschmack einzufangen. Der Sommer schmeckt ganz anders als der Winter, der Herbst kommt recht erdig daher, der Frühling frisch und jung. Es macht mir Freude, diese unterschiedlichen Geschmacksnoten einzufangen und zu kombinieren. Kochen ist für mich ein Lebensgefühl, das sich über Essen und verschiedene Lebensmittel ausdrücken lässt.
Die besten Ideen fallen mir ein, wenn ich hungrig auf die nahen Isarwinkler Berge gehe. Sobald ich oben angelangt bin, sprudeln schon die ersten Einfälle. Wieder unten beginne ich sofort, sie auszuprobieren. Ich muss immer die jeweilige Zutat vor mir haben, sie riechen und spüren. Die Rezepte schreibe ich aus mir heraus, taste mich hin, bis es so schmeckt, wie ich es mir vorstelle. Kochen ist für mich ein Lebensgefühl, ein einfaches, leichtes. Da muss alles echt sein, da gibt es nichts Künstliches, nichts, wie wir in Bayern sagen, Aufgemascheltes, keine komplizierten Geschichten. Gutes Material und gutes Handwerk und die Liebe, etwas zu machen, das in seiner Ursprünglichkeit anmutig und schön ist – mehr braucht es nicht.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Nachkochen, Ausprobieren, Experimentieren und vor allem dabei, Ihre Gäste zu bewirten. Freunde um sich zu haben, ist eines der wichtigsten Dinge. Und wie gesagt: Für eine schöne gemeinsame Zeit braucht es nicht viel.
Übrigens: Ich habe ein paar Dekorationsideen preisgegeben. Für jede Saison gibt es einen schönen Kranz oder Strauß, der Ihren Festtisch wunderbar schmückt und die Farben der Jahreszeit nachhause holt.
Herbst
Herbst, wo bist du nur so lange geblieben? Schön, dass du endlich da bist. Den Herbst mag ich von allen Jahreszeiten am liebsten. Da fühle ich mich wohl, da stimmen die Temperaturen, da ist es in der Nacht schon angenehm kühl und untertags nicht mehr so heiß. Vor allem aber sind es die Farben und das Licht, die ich am Herbst so schätze. Mit dem Herbst werden die Wälder bunt. Gerne marschiere ich auf den nahen Buchberg, gehe hungrig hinauf und komme mit Ideen für neue Rezepte wieder herunter.
Mit dem Herbst verbinde ich das erste Zusammenrücken. Den Ofen heize ich schon ab und zu ein, der wärmt dann den Rücken, der Tee den Rest. Es sich gemütlich machen und die guten Sachen genießen, die der Herbst bereithält. Zwetschgen! Ich liebe sie. Äpfel, Kohl, Wild und Enten – so kann man sich den Herbst schmecken lassen.
Der Herbst ist einfach schön anzusehen. Da braucht es keinen Firlefanz. Ein paar Äpfel vom Bauern, dazu ein, zwei Äste von den alten Apfelbäumen, die geschnitten werden sollen. Ihre Farben und Strukturen reichen aus, um einen Tisch schön zu gestalten. Und dann erst der süße Duft, den die Äpfel nach und nach abgeben. Oder Hortensien aus dem Garten, getrocknet und dann zu kleinen Kränzen geflochten. Der Herbst ist immer bei guter Laune, finde ich. Kein Wunder bei der Pracht, die wir ernten und genießen können.
Gute Planung ist Gold wert
IDEALER APERITIF
Sekt mit Gewürzapfelsud
Pro Glas:
10 cl Sekt
4 cl Gewürzapfelsud (s. S. 61)
1 Spritzer Mineralwasser
1 Zweig Rosmarin
Eiswürfel
Alle Zutaten in ein Weinglas geben und servieren.
Daher den Sauerbraten schon sechs bis sieben Tage vor dem Fest einlegen. Und einen Tag davor:
Maronen im Ofen garen und anschließend schälen.
Mürbteig vorbereiten und kalt stellen.
Preiselbeeren einkochen, überschüssige Flüssigkeit auffangen, sie kann gut für Desserts oder Aperitife verwendet werden.
Maronenschaumsuppe
Für 4 Personen
500–600 g Maronen
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
200 g Knollensellerie, geschält
1 EL Butterschmalz
0,2 l Weißwein
1,5 l Tafelspitzbrühe (s. S. 234)
Salz, Pfeffer
200 ml Sahne
Heiße Maronen sind etwas Köstliches. Aus ihnen kann man wunderbare Suppen zubereiten. Denn die Maronen machen die ganze Arbeit: Sie binden sich wie von selber, da braucht es sonst nicht viel. Der Sellerie kommt ins Spiel, weil er der Maronenschaumsuppe etwas von der Süße nimmt.
Zubereitung
Maronen einige Zeit in kaltes Wasser einlegen, dann mit einem scharfen Messer vorsichtig kreuzweise einschneiden. Bei 200 °C auf dem Rost im vorgeheizten Ofen ca. 25 Minuten backen. Maronen schälen und 400 g für die Weiterverarbeitung abwiegen.
Während die Maronen garen, Zwiebel und Knoblauchzehe schälen und schneiden. Sellerie ebenfalls klein schneiden.
Butterschmalz erhitzen, Zwiebel, Knoblauch, Sellerie und abgewogene Maronen anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen, Tafelspitzbrühe angießen. Ca. 30 Minuten weich kochen, anschließend mixen.
Wenn nötig, mit Salz und Pfeffer nachwürzen. Sahne zugeben.
TIPP Für dieses Foto haben wir einige gegarte, geschälte Maronen kurz in ca. 30 g Butter mit etwas Puderzucker und einer kleinen Prise Salz angebraten und leicht karamellisiert. Die Maronen kann man auf einen Rosmarinzweig oder auf einen Spieß stecken.