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Küsse in der Mailbox: BsB_Youth
Küsse in der Mailbox: BsB_Youth
Küsse in der Mailbox: BsB_Youth
Ebook119 pages1 hour

Küsse in der Mailbox: BsB_Youth

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About this ebook

In den 90ern war das Daten noch ganz schön schwer. Keine Smartphones, keine Tablets und die quälende Frage: Ist der Typ so cool wie Kurt Cobain? Jugendliteratur aus den 90ies für und über Teenager, die sich verlieben, entlieben und wieder verlieben. Zum Lachen und Mitfiebern. Auch für Kids von heute.
Charly und Luisa sind unzertrennliche Freundinnen, die miteinander durch dick und dünn gehen. Als Luisa wegen einer geradezu unanständig hohen Handyrechnung von ihrem Vater mit Handy-Entzug bestraft wird, lässt Charly sich überreden: Sie stellt Luisa zwischendurch ihr eigenes Handy zur Verfügung, damit sie Nachrichten von Julian bekommen kann. Doch sehr bald merkt Charly, dass Julians Küsse in der Mailbox auch ihr Herz höher schlagen lassen.
LanguageDeutsch
Release dateSep 20, 2014
ISBN9783864661204
Küsse in der Mailbox: BsB_Youth

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    Küsse in der Mailbox - Gaby Schuster

    11

    1

    KOMM SOFORT! Bin total am Ende! Luisa

    Der Total-unglücklich-Smiley am Ende der SMS war ein Hilfeschrei. Charly verschwendete keine überflüssige Sekunde. Sie brach die verhassten Mathe-Hausaufgaben ab, schwang sich auf ihr Fahrrad und fuhr los. Die Luisa Brunner, die ihr kurz darauf die Tür der großen Altbauwohnung öffnete, war nur noch eine verheulte Negativ-Kopie des gut aussehenden, temperamentvollen Mädchens, von dem sie sich nach der Schule getrennt hatte.

    „Na, du siehst aus, staunte Charly entgeistert. „Was ist passiert?

    Verwischte Wimperntusche, geschwollene Augen und eine rote Nase deuteten auf Schlimmeres als einen normalen Schlechte-Laune-Anfall hin.

    „Komm mit in meine Bude, schniefte Luisa und warf sich dort so heftig auf ihr Bett, dass Matratze und Lattenrost gequält aufquietschten. „Mach bloß die Tür zu! Ich will ihn nicht sehen!

    In der Wohnung klappte eine Tür. Seit ihre Mutter nach der Scheidung im vergangenen Jahr ausgezogen war, teilte Luisa die Wohnung mit ihrem Vater. Normalerweise verstanden sich die beiden hervorragend. Luisa tolerierte die väterlichen Freundinnen und ihr Vater die töchterlichen Launen. Charly hätte manchmal gerne mit ihr getauscht. Sie konnte sich nicht vorstellen, weshalb Luisa auf die Tür starrte, als wolle sie das Holz zu kleinen Pfeilen verarbeiten und alle gleichzeitig in Richtung Vater abschießen.

    „Wie wär’s, wenn du endlich mit der Sprache herausrückst", forderte sie ihre Freundin auf.

    „Du glaubst nicht, was er getan hat ..."

    Logische Schilderungen waren nicht Luisas Stärke. Charly hatte Mühe, die Stichworte „Handy-Rechnung, „Tobsuchtsanfall und „durchgeknallter Erzeuger" aus dem Wust von Vorwürfen, Schluchzen und Schimpfen herauszufiltern. Offensichtlich hatte Luisa den aktuellen Weltrekord im SMS-Versenden gebrochen und damit ihren sonst extrem gutmütigen Vater auf die Palme gebracht.

    „Und jetzt ist Sendepause, beendete ihre Freundin den konfusen Bericht. „Ich konnte eben noch eine letzte SMS an dich absetzen, dann war Feierabend. Er hat mein Mobiltelefon gepackt und ist damit verschwunden. Wie findest du das?

    Verständlich, hätte Charly um ein Haar gesagt. Im letzten Moment wählte sie die diplomatischere Version. „Was erwartest du von einem Vater, den du als ,spießigen Geizkragen4 bezeichnest? Dankschreiben?"

    Luisa prustete gekränkt. „Quatsch. Verständnis erwarte ich und keine beknackte Predigt. Du hättest ihn hören sollen. Ich sei weltfremd und unreif. Ich werfe das Geld nur so zum Fenster raus und ich habe keine Ahnung, wie schwer es ist, diese blöden Kröten heutzutage zu verdienen."

    „Eine monatliche Handyrechnung von über hundertfünfzig Euro jagt den friedlichsten Vater auf die Palme", wagte Charly einen Vorstoß in Richtung Wahrheit.

    „Was kann ich denn dafür?, schnaubte Luisa nur noch entrüsteter. „Wir leben im Zeitalter der Kommunikation! Wie soll ich meine Freunde denn sonst erreichen? Mit Brieftauben? Rauchzeichen? Flaggensignalen?

    „Dein Vater gehört eben zu einer Grufti-Generation, die das Leben ohne Handy kennen gelernt hat", warf Charly ein.

    „Schlimm genug", ächzte Luisa und trompetete extra laut in ein Papiertaschentuch.

    Charly grinste. Hör nur zu, Vater, sollte das vermutlich heißen. Du hast mich zum Weinen gebracht. Hoffentlich hast du jetzt wenigstens ein

    schlechtes Gewissen. „Kann es sein, dass du übertreibst?", fragte sie sanft.

    „Du hast gut reden, motzte Luisa gekränkt. „Was ist das überhaupt für eine blöde Strafe? Ich soll einen Monat lang ohne Mobiltelefon leben! Das ist nicht nur abartig, das ist völlig unmöglich. Ich brauche mein Handy!

    „Das bildest du dir vielleicht bloß ein."

    „Das kann auch nur eine Frau behaupten, deren Liebesieben sich auf das Lesen von Aufklärungsseiten in Jugendzeitschriften beschränkt", rächte sich Luisa für diese Annahme.

    „Und was hat dein so genanntes Liebesieben mit deinem Handy zu tun?" Charly behielt die Ruhe. Sie hatte einen großen Bruder. Sie war geübt darin, dämliche Bemerkungen zu ignorieren.

    „Bist du so ahnungslos oder tust du nur so? K12, Leistungskurs Geschichte, die Studienfahrt nach Berlin."

    „Wie hängt diese Studienfahrt mit deinem Handy-Flop zusammen?"

    „Oh Mann! Luisa verdrehte die Augen und rappelte sich von ihrem Bett hoch. Sie steppte drei Schritte ins Zimmer, machte kehrt und stemmte die Hände in die Hüften. „Julian fährt nach Berlin! Julian Höffke ist K12 und Leistungskurs Geschichte. Sagt dir der Name was?

    Und ob er das tat. Sogar so viel, dass Charly die Augen verdrehte. Jedes Gespräch mit Luisa endete bei Julian. Ihre Freundin ging zwar erst seit sechs Tagen mit Julian Höffke, aber davor lagen sieben Wochen Luisa-ist-verliebt-in-Julian. Insgesamt bedeutete das zwei Monate lang Julian-sagt, Julian-denkt, Julian-macht, Julian-ist-einfach-wunderbar und wie-Julian-mich-wohl-findet?

    Charly begriff nicht, was Luisa an diesem pseudocoolen Schönling fand. In ihren Augen bestand Julian aus gelackter Fassade und hohlen Sprüchen. Abgrundtief blöden Sprüchen. Darüber konnten weder die schwarzen Latin-Lover-Strähnen und die sportlichen Schultern noch die karamellbraunen Augen hinwegtrösten. Sie hielt ihn für unerträglich eingebildet, ein schlimmes Macho-Ärgernis vom Feinsten.

    „Hast du Angst, dass ein Mädchen ohne Handy zu altmodisch für Julian ist?", rächte sie sich für die Stichelei von eben.

    „Mann bist du doof! Luisa war daran gewöhnt, dass Charly spitze Bemerkungen absonderte, wenn es um Julian ging, aber das hier war zu viel. „Es geht um stinknormale Kommunikation. Er ist fünf Tage unterwegs. Wie soll er mich denn erreichen, wenn mich mein alter Herr in die medientechnische Steinzeit verbannt?

    „Ist euer Festnetz-Telefon im Eimer?", erkundigte sich Charly erstaunt.

    „Natürlich nicht."

    „Na bitte, dann kann dich dein Lover doch jederzeit zu Hause erreichen. „Und wenn ich nicht da bin?

    Charly zwang sich zur Geduld. „Dann meldet er sich eben später noch mal."

    „Und wenn er keine Zeit dafür hat?"

    „Kann es sein, dass du Schlamassel erfindest, wo gar keiner existiert?", forschte Charly mit ihrer perfektesten Irre-soll-man-nicht-reizen-Stimme.

    „Du willst mich nicht begreifen, beklagte sich Luisa. „Unser blödes Familientelefon hat ja nicht mal einen Anrufbeantworter. Ich brauche ein Handy. Denkst du, es macht Spaß mit Julian zu reden, wenn Väterchen im Hintergrund auf jedes Wort lauert? Womöglich quasselt er noch dazwischen oder sondert geschmacklose Uraltwitze ab, wenn er vor mir abnimmt. Schon mal was vom Recht auf Privatleben gehört, welches auch geplagte Töchter besitzen?

    Charly begann mit einem Schlag zu ahnen, welches Ziel ihre Freundin auf so verschlungenen Umwegen ansteuerte. Sie kannte Luisa. „Falls du drauf spekulierst, dass ich dir jetzt mein Handy leihe ..."

    „Mensch, du bist echt große Klasse! Eine wahre Freundin. Ich wusste, dass du mir helfen wirst. Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir bin ..."Die Worte, zusammen mit einer hastigen Umarmung, rauschten über Charly hinweg wie ein jäher Wolkenbruch. Luisa war die absolute Fachfrau in Sachen Überrumpelungstaktik. Ehe man begriff, was sie genau wollte, hatte sie es sich genommen. Charly konnte nur noch den Kopf einziehen und auf eine Pause warten.

    „He, Moment mal", wandte sie zwar mehrmals hilflos ein, aber Luisas Gerissenheit gipfelte in zeitweiliger, höchst praktischer Schwerhörigkeit.

    „Ich würde glatt verrückt werden, wenn ich fünf Tage lang nichts von Julian höre, weißt du das? Ihm geht es sicher genauso! Diese blöde Studienfahrt könnte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt stattfinden. Was die in Berlin schon studieren? Kneipen vermutlich. Dabei trinkt Julian doch gar keinen Alk. Hat er nicht nötig, sagt er. Er ist auch ohne Dope gut drauf und ...u

    „Luiiiiisa!"

    Charlys gereizter Alarmruf drang endlich durch. Luisa besaß unter all dem Wirbel, den sie machte, ein Gewissen, auch wenn sie es je nach Bedarf an- und abschalten konnte. Sie warf ihrer Freundin einen unsicheren Blick zu und seufzte abgrundtief.

    „Du willst nicht, stimmt’ s?"

    „Ich kann nicht, verbesserte Charly korrekt. „Du weißt genau, warum meine liebe Mutter Paul und mir zu Weihnachten diese Handys geschenkt hat.

    „Damit euch die überbesorgte Mama zu jeder Sekunde des Tages anrufen und kontrollieren kann, ich weiß! Luisa zog eine Grimasse. „Wie wäre es, wenn ich ihr jedes Mal bestätige, dass alles im grünen Bereich ist, du aber gerade mal für kleine Mädchen bist?

    „Fünf Tage lang?"

    „Stimmt. Luisa stöhnte noch anhaltender. „Sie würde nach dem zweiten Mal ein Fass aufmachen. Sie ist mindestens so stur wie The Brain, das Monster.

    „Paul ist kein Monster", verteidigte Charly ihren großen Bruder in automatischer Familiensolidarität.

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