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Das Ende der Bundesrepublik: Warum Deutschland eine neue Verfassung braucht!
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Ebook394 pages8 hours

Das Ende der Bundesrepublik: Warum Deutschland eine neue Verfassung braucht!

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About this ebook

Die Bundesrepublik ist nicht mehr reformierbar. Sie steuert auf eine Wirtschafts-, Sozial- und Staatskrise zu. Das Grundgesetz als Fundament der Republik ist unwiederbringlich zerstört. Aus der 'Status-Quo-Diktatur', deren Herrschaft bereits begonnen hat, führt nur ein Weg heraus: Deutschland bekommt eine neue Verfassung. Scharfsinnig und polemisch führt der politische Philosoph Reginald Grünenberg den bundesrepublikanischen Wahnsinn vor. Spannend und frech entwickelt er dann den einzigen Erfolg versprechenden Plan, wie die Deutschen diesem Staat gewordenen Irrenhaus entkommen können. Das Ende der Bundesrepublik ist eine Reise durch die tiefsten und bislang unerforschten Schichten der deutschen Misere. Wer Deutschland neu gründen will, der findet hier alles, was man dazu braucht. Der Umfang des Buches entspricht 320 Druckseiten. Es enthält grafische Übersichten, ein verlinktes Stichwort- und Personenverzeichnis sowie das Kapitel "Artikel für Artikel. Warum das Grundgesetz ausgedient hat", eine detaillierte politische Analyse unserer provisorischen Verfassung. Das Ganze wird aufgelockert durch zwölf herzerfrischende politische Karikaturen von Kriki. Mehr Informationen auf dem Blog zum Buch. PRESSESTIMMEN: "So wild die These klingen mag – der Autor macht sie plausibel. Er nennt die Todsünden der Bundesrepublik und skizziert die Schritte in eine neue lebensfähige Demokratie. Ein provokatives, manchmal verblüffend vernünftiges Buch" Deutschlandradio Kultur
LanguageDeutsch
PublisherPerlen Verlag
Release dateOct 24, 2013
ISBN9783942662031
Das Ende der Bundesrepublik: Warum Deutschland eine neue Verfassung braucht!

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    Book preview

    Das Ende der Bundesrepublik - Reginald Grünenberg

    Table of Contents

    chapter_innertitle

    Impressum

    chapter_5

    chapter_7

    |11|Vorwort zur 2. aktualisierten, erweiterten und verschärften Auflage

    |23|Vorwort zur 1. Ausgabe

    |25|Einleitung

    |35|Der unsichtbare Staatsbankrott oder Es ist zu spät

    |61|I. Diagnose: Akute Politikarmut

    |63|Krise ohne Alternative

    |67|Ist Solidarität die Lösung?

    |72|Ist das Individuum schuld?

    |74|Kommt der „gute Diktator"?

    |82|Politik ohne Wissenschaft

    |85|Politik ohne Glauben

    |91|Ein Volk von Teufeln

    |94|Die Status-Quo-Diktatur

    |101|Die Komplizenschaft der Medien

    |119|II. Therapie: Eine neue Republik

    |122|Trade-Off oder das Prinzip des politischen Verzichtvorteils

    |133|Dominotheorie der demokratischen Revolution

    |138|Grundgesetz

    |141|Beamtentum

    |145|Föderalismus

    |151|Das Europa-Projekt

    |156|Generationenvertrag

    |160|Parteiensystem

    |167|Wahlrecht

    |171|Bundesverfassungsgericht

    |174|Rechtssystem

    |180|Eine neue Parteiform

    |183|Die etablierten Parteien – Abgesang auf ein Suchtopfer

    |207|Die demokratische Revolutionspartei

    |214|Demokratie ist (auch) Software

    |217|Demokratische Revolution in vier Akten

    Parteigründung und Programm

    Auf dem Weg in den Bundestag

    Der Verfassungskonvent

    Neue Verfassung, neue Republik

    |241|Die acht Todsünden der Bundesrepublik

    Politische und philosophische Quellen

    |253|Deutschlands zweites Versailles

    |259|Der Staatsbankrott in Zahlen

    |265|Artikel für Artikel. Warum das Grundgesetz ausgedient hat

    chapter_49

    |307|Literatur

    |311|Sachregister

    |313|Personenregister

    |6|Hinweis

    Informationen zum Autor

    Informationen zum Buch

    Menü

    Reginald Grünenberg

    Das Ende der Bundesrepublik

    Warum Deutschland eine neue Verfassung braucht!

    Mit Illustrationen von Kriki

    Perlen Verlag, Berlin

    www.perlenverlag.de

    Impressum

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Das Ende der Bundesrepublik. Warum Deutschland eine neue Verfassung braucht!

    von Reginald Grünenberg

    Zweite digitale Auflage

    ISBN 978-3-942662-03-1

    Perlen Verlag

    Copyright©2013

    Besuchen Sie uns im Internet: www.perlenverlag.de

    [Menü]

    Meinem Freund und Mitstreiter gewidmet

    Für Harald Steinhausen

    [Menü]

    „Auch der Beitritt aller deutschen Gebiete kann dieses Grundgesetz nicht zu einer gesamtdeutschen Verfassung machen. Die neue, die echte Verfassung unseres Volkes wird also nicht im Wege der Abänderung dieses Grundgesetzes geschaffen werden, sie wird ‚originär‘ entstehen, und nichts in diesem Grundgesetz wird die Freiheit des Gestaltungswillens unseres Volkes beschränken, wenn es sich an diese Verfassung machen wird."

    Stellungnahme von Carlo Schmid,

    SPD-Politiker und Staatsrechtler

    im Parlamentarischen Rat am 6. Mai 1949

    „Legen Sie das, Madame, was Sie an meinen Büchern schockierend finden, zu Lasten der Notwendigkeit, die es von uns erfordert, dass wir eine gleichgültige Leserschaft mit allen Mitteln erschüttern müssen."

    Honoré de Balzac an Gräfin Hanska, 1832

    [Menü]

    Vorwort zur zweiten digitalen Ausgabe, April 2013

    In diesem Buch geht es um die facettenreiche, komplexe und tief verwurzelte Krise der Staatsform „Bundesrepublik", ihrer wichtigsten Institutionen und des gesamten politischen Systems. Die These, die ich hier vertrete, ist im Grunde ganz einfach: Damit die Krise nicht zur Katastrophe wird, muss Deutschland sich neu gründen und begründen. Deshalb sind die wichtigsten Kapitel auch der einzigen Maßnahme gewidmet, die Aussicht auf Erfolg hat, dieses Ziel auf friedlichem Wege zu erreichen. Es geht um die die Ablösung des Grundgesetzes und die Schaffung einer neuen Verfassung, die durch eine Volksabstimmung legitimiert wird. Das wäre eine demokratische Revolution. Sie würde nicht weniger bedeuten als die Gründung einer neuen Republik, der Dritten Republik in Deutschland. Das ist die optimistische Vision von einem „guten" Ende der Bundesrepublik. Sie wird immer im Kontrast zum Katastrophenszenario des „schlechten" Endes entwickelt, dessen Eintreten bislang erheblich wahrscheinlicher ist.

    Die INTEGRAL-Version dieses Buches (es gab bis März 2013 eine schlankere KOMPAKT-Version) enthält alle Argumente, die zum Verständnis der Forderung nach einer neuen Verfassung und der damit verbundenen sozialen und politischen Ziele erforderlich sind. Zudem werden darin die entscheidenden organisatorischen Schritte zur Durchführung einer demokratischen Revolution in Deutschland beschrieben. Es gibt weiterführende Anhänge, etwa eine kritische Untersuchung des Grundgesetzes „Artikel für Artikel", sowie ein vollständiges Personen- und Stichwortregister. Sie finden hier, medizinisch gesprochen, nicht nur die Diagnose und eine entsprechende politische Therapie für die Bundesrepublik, sondern ihre komplette Krankengeschichte. Die Analysen der entscheidenden Fehlentwicklungen vor ihren jeweiligen politischen, sozialen, historischen und finanziellen Hintergründen führen Sie in die entlegensten Ecken des Labyrinths, in das Deutschland sich seit 1948 eingemauert hat. Zu vielen dieser Orte ist noch nie das Licht der kritischen Öffentlichkeit vorgedrungen, und an einigen hausen schon seit längerem ausgewachsene Monsterprobleme, die nur auf ihre Zeit warten. Wenn Sie das Buch in dieser Fassung lesen, dann erfahren Sie mehr über Ihr Land als die meisten Politiker, Politikwissenschaftler oder die Medien Ihnen verraten könnten. Es ist nicht weniger als ein Handbuch zur Neugründung der Republik. Wenn Sie es ausgelesen haben, dann wissen Sie alles, um ein bekennender und kompetenter demokratischer Revolutionär zu werden.

    Der Stil des Buches ist, trotz all der in ihm verdichteten Analysen, Informationen und Reflexionen, über weite Strecken frech, zuspitzend und polemisch geschrieben. Ausgeteilt wird in alle Richtungen, und selbst von einer so angesehenen Institution wie dem Bundesverfassungsgericht wird nicht viel mehr übrigbleiben als das Portrait eines kleinen, demokratisch fragwürdigen Pseudo-Diktators.

    An dem Thema des Buches arbeite ich seit 2003. Zunächst sollte es 2005 erscheinen, doch dann kam die Große Koalition und alle dachten, jetzt werden endlich die wichtigsten Probleme unseres Landes gelöst. Was geschah? Nichts. Die Regierung hatte alle Hände voll zu tun mit der Finanzkrise. Auf deren Höhepunkt Ende 2008 schloss ich das Manuskript während eines einjährigen Aufenthalts in Japan vorläufig ab. Das Superwahljahr 2009 mit den Feiern zum 60. Jubiläum des Grundgesetzes lieferte dann natürlich reichlich Stoff für die aktualisierte, erweiterte und verschärfte Neuauflage im März 2010. Denn da war bereits klar, dass meine Annahmen von 2008 noch viel zu optimistisch waren und die Zeit für die Bundesrepublik erheblich schneller abläuft, als ich gedacht hatte. Die ganze Publikationsgeschichte, Videos, Rezensionen, Interviews und relevante Artikel zum Thema finden Sie auf dem Blog www.bundesrepublik.wordpress.com. Dort ist auch die Szene aus dem Love-Crime-Romance-Kinofilm Teneriffa EXIT (www.teneriffa-exit.de) von Bernd Heiber zu sehen, in der ich den demokratischen Revolutionär bei einer Redeprobe im Berliner Mauerpark gebe.

    Was ist seit dem Erscheinen der 2. Auflage passiert? Lassen Sie mich nur kurz die wichtigsten Ereignisse beleuchten, die unmittelbar mit unserem Thema zu tun haben. Die folgenden Bemerkungen sollen im Übrigen auch klarstellen, dass es sich beim Ende der Bundesrepublik weder um eine neoliberales, konservatives, linkes oder irgendwie anarchistisches Pamphlet handelt, sondern um eine Streitschrift, der die Demokratie in Deutschland als Ganzes am Herzen liegt.

    Im April 2010 wollten die prominenten Partei-Renegaten Wolfgang Clement (SPD) und Friedrich Merz (CDU) die deutsche Öffentlichkeit noch einmal mit ihren wichtigsten Erkenntnissen und Ideen beglücken, indem sie sie für uns in dem Buch Was jetzt zu tun ist. Deutschland 2.0 zu einer runden Summe addierten. Doch nach der Lektüre des Buches, einem seitenlangen Interview im Spiegel und einer vollen Stunde zur Primetime im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde eine fundamentale Einsicht unausweichlich: Die Summe von Null und Null ist immer gleich Null. Das Repertoire war das Ewigselbe, nämlich Deregulierung, Privatisierungen, Kürzung von Sozialleistungen, Rückzug des Staats und natürlich ungehindertes Wachstum als die Lösung aller Probleme. Es gab nicht eine einzige originelle Idee zu lesen oder zu hören, und den Medien wurde es wohl selbst peinlich, wie viel Aufmerksamkeit sie diesem Machwerk und seinen Autoren spendiert hatten, die letzten Endes doch nur eine wichtige Gemeinsamkeit haben: Sie werden beide maßlos überschätzt. Sogar ARD-Moderator Beckmann, sonst bekannt als nachsichtiger bis wachsweicher Gesprächspartner, verlor die Geduld mit den beiden so überforderten wie holzköpfigen Polit-Senioren, und die Zuschauer haben ihn wohl zum ersten Mal richtig verärgert erlebt.

    Viel wichtiger war da Thilo Sarrazins Skandalbuch Deutschland schafft sich ab, erschienen im September 2010. Was kann man dazu noch schreiben? „Das Sarrazinom oder „Anderthalb Millionen Fliegen können sich nicht täuschen? Nein, das haben andere schon getan. Also, keine Gehässigkeiten. Doch das Buch ist schwere Kost und es ist nicht leicht, etwas Gutes darüber zu sagen. In erster Linie werden für den Untergang Deutschlands – in 100 Jahren! – die 6% Bevölkerungsanteil an fortpflanzungsfreudigen und bildungsfernen Moslems verantwortlich gemacht („Eroberung durch Fertilität), in zweiter Linie die gebärunwilligen deutschen Frauen mit guter Ausbildung („Mehr Kinder von den Klugen, bevor es zu spät ist). Die deutsche Intelligenz kann sich so nämlich nicht reproduzieren, und deshalb wird unsere verweichlichte Kultur in einer Art arabisch-muslimischer Sintflut untergehen. Das ist keine Übertreibung, das schreibt Sarrazin so. Von dem weiteren Unsinn, den der Autor mit diesem Buch und außerhalb desselben über Humanbiologie und Vererbung verbreitet hat, wollen wir hier gar nicht mehr sprechen. Es ist ein großes Drama, dass in diesem fabelhaft erfolgreichen Politik-Bestseller so wichtige Themen wie Bildung und Einwanderung, die darin über weite Strecken fundiert, kontrovers und spannend erörtert werden – und bei denen in der Tat alle Regierungen seit mindestens dreißig Jahren eklatant versagt haben –, mit der Einfalt und den Ängsten seines technokratischen Autors gekreuzt und auf diese Weise absolut unverdaulich gemacht wurden. Nirgends wird das anschaulicher als auf den letzten Seiten des Buches, im Kapitel „Ein Traum und ein Albtraum. Deutschland in 100 Jahren". Sarrazin lässt darin die Zügel satirisch schießen und berichtet dabei mehr über seinen psychischen Zustand als über realistische Perspektiven für sein Land. Aus der Sicht des vorliegenden Buches ist Sarrazins Deutschland schafft sich ab völlig nutzlos, denn es bleibt trotz profunder Analysen in allen Lösungsvorschlägen an der Oberfläche der komplexen Problematik. In den Bildungsfragen fabuliert Sarrazin von bundeseinheitlichen Hilfsprogrammen, Prüfungsstandards und Schuluniformen, als ob es den irrsinnigen Bildungsföderalismus nicht gäbe, der tief im Grundgesetz verankert ist. Und nach einem beeindruckenden Maßnahmenbündel für eine bessere Migrations- und Integrationspolitik folgt nur lapidar: „Was vernünftig ist, ist stets auch möglich. Das Grundgesetz ist schon für weitaus unbedeutendere Fragen geändert worden." Das war’s mit der Umsetzung. Das zeigt in aller Deutlichkeit die grundsätzliche Politikfremdheit dieses Ex-Spitzenbeamten. Denn was er nicht begreift: Das Grundgesetz wird nur noch für unbedeutende Fragen geändert! Alles, was wichtig für den Erhalt der Parteienherrschaft, der Pfründe etablierter Lobbys und vor allem des öffentlichen Dienstes ist – ganz egal, wie falsch, teuer, dumm und gefährlich es ist –, bleibt unverändert: Das ist das Wesen der Status-quo-Diktatur in Deutschland, der hier ein wichtiges Kapitel gewidmet ist. Den Zusammenhang seines Bildungs- und Migrationsthemas mit dem bundesrepublikanischen Grundgesetzfetischismus, Föderalismus, Beamtentum und Parteiensystem sieht er nicht. Da, wo es interessant wird, also da, wo sich der Punkt abzeichnet, an dem der Hebel angesetzt werden könnte, da ist Sarrazin mit seinem Latein am Ende. Und jetzt mal ehrlich: Wir werden als Deutsche mit unserer Kultur nicht erst in 100 Jahren wegen mangelnder Lernerfolge und zu fortpflanzungsfreudiger Ausländer untergehen, sondern schon in 10, bestenfalls 20 Jahren, weil unsere Staatsfinanzen zusammen mit dem gesamten sozialen und politischen System kollabieren und Deutschland zu einem internationalen Hartz-IV-Fall machen, um den sich dann China und Indien kümmern müssen. Liebe Leser und Verehrer von Thilo Sarrazins Deutschland-Thesen, so sehr dieser streitbare Autor in mancher Hinsicht und sogar in vielen Details Recht haben mag – es hilft alles nichts: Das bringt uns nicht weiter! Kein bisschen.

    Dann schwappte etwas von der politischen Romantik aus Frankreich zu uns herüber. Ich bin grundsätzlich ein großer Freund des republikanischen Politikverständnisses der Franzosen, des Hochhaltens der Tradition bürgerlicher Revolutionen und der Empörung als Quelle politischer Inspiration. Auch die Idee einer demokratischen Revolution mit dem Resultat einer neuen Verfassung ist von meinem Politik- und Geschichtsstudium in Paris inspiriert (dieser Einfluss wird hier in dem Kapitel „Politische und philosophische Quellen" lebensnah beschrieben). Doch der verschwörerische, anonyme Kollektivessay Der kommende Aufstand und Stéphane Hessels Streitschrift Empört euch! sind durchweg enttäuschend. Viele Gemeinplätze, wenig Informationen, keine Analysen, keine neuen Ideen und keine Vorschläge. Der kommende Aufstand ist wenigstens noch so konkret, dass darin eine autarke – und bewaffnete! – Lebensweise empfohlen wird, weil sowieso alles den Bach runtergeht, wie die Autoren meinen. Das halte ich allerdings für naiv und völlig unbrauchbar. Hessels Empört euch! ist dagegen sympathischer und mitmenschlicher, aber es bleibt eine klassische Suada, ein wohltuender Wortschwall, der den Lesern einlullt. Ist der Erfolg dieser besseren Flugblätter damit zu erklären, dass die meisten ihrer Leser eigentlich schon viel klüger als deren Inhalte sind und darin nur finden, was sie immer schon wussten? Eines scheint mir jedenfalls sicher: Beide Texte werden völlig wirkungslos bleiben. Es waren nur zwei leckere französische Büffets aus schönen Worten, die schon abgefressen sind.

    Die Krise des Euro und inzwischen auch der Europäischen Union hätte nach deren eigenen Regularien und denen der Europäischen Zentralbank niemals passieren dürfen. Sie beschleunigt das Ende der Bundesrepublik dramatisch. Dass die marode Bundesrepublik (Länder, Kommunen, Schulen, Hochschulen, Straßen, Autobahnen ...) mit bald 2 Billionen Euro Schulden tatsächlich Bürgschaften und Garantien in Höhe von mehreren hundert Milliarden Euro übernimmt, das hätte ich mir nicht einmal im Traum vorstellen können. Es gibt aus der Politik und den Medien bisher auch keine rationale Erklärung dafür. Ich habe dazu nur eine Hypothese, die gut in den Kontext vom Ende der Bundesrepublik passt: Griechenland und die anderen, noch viel größeren Volkswirtschaften der EU, dürfen nicht Bankrott gehen, weil sich sonst die Schulden aller EU-Mitgliedsstaaten, also auch die der Bundesrepublik, erheblich verteuern würden. Bisher ist allerdings der genau entgegengesetzte Effekt eingetreten, denn mit der Krise des Euro und dem Staatsbankrott der USA sind Staatsanleihen des Bundes so gefragt und so niedrig verzinst wie noch nie. Doch das wird auch bald vorbei sein.

    Die Energiewende, die von der Bundesregierung im Anschluss an die Katastrophe in Fukushima 2011 angeschoben wurde, ist in diesem Zusammenhang dagegen eher ein erfreuliches Ereignis. Denn sie zeigte ausnahmsweise die Macht der Politik über die Wirtschaft. Es gibt also noch Gestaltungsspielräume, in denen die etablierten Lobbys sich nicht durchsetzen können. Doch so sehr ich die Entscheidung befürworte, von der Kernkraft Abschied zu nehmen – vor allem wegen des enormen Innovationsschubs, zu dem diese Maßnahme uns zwingt –, so bedenklich finde ich die Art und Weise, wie sie umgesetzt wurde. Selbst der geschasste Bundespräsident Christian Wulff rügte diese Hinterzimmerpolitik und die Eile, mit der Bundeskanzlerin Merkel die entsprechenden acht Gesetzesänderungen durch das Parlament gepeitscht hat. Das Ganze erinnerte an die katastrophale Einführung der Hartz-Reformen unter der zweiten rot-grünen Regierung von Gerhard Schröder, die ebenso wenig erklärt wurden und nicht einmal die volle Unterstützung in den beiden Koalitionsparteien hatte. Ich hoffe trotzdem, dass die Energiewende als eine erfolgreiche Initiative der Regierung Merkel und der schwarz-gelben Koalition in die Geschichte eingehen wird. Wenn auch, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, als die einzige.

    Die gravierenden Schuldenkrisen in einer wachsenden Zahl von Staaten waren ebenfalls nicht vorgesehen, jedenfalls nicht so schnell. Wer vor zwei Jahren gesagt hätte, die USA könnten noch vor Griechenland und Irland in den Staatsbankrott schlittern, der wäre für verrückt erklärt worden. In diesem verminten Umfeld sehen die Staatsfinanzen der Bundesrepublik noch solide aus und die ausgegebenen Bundesanleihen rentieren immer noch erstaunlich niedrig. Doch nichts ist, wie es scheint, und das Kapitel „Der unsichtbare Staatsbankrott" hat kein bisschen an Relevanz verloren. Die Risiken und Hypotheken der Bundesrepublik sind nur besser versteckt als in anderen Ländern. Die oberflächliche Arbeit der inzwischen heftig kritisierten Rating-Agenturen sieht man auch daran, dass in ihren Berichten und Analysen zur Lage der Bundesrepublik nichts über die horrenden impliziten Schulden steht, die wegen der größtenteils noch kameralistisch organisierten Bundes-, Landes- und Kommunalhaushalte nicht in den Büchern stehen.

    Abschließend noch ein Hinweis, der auf die klugen Kommentare einiger Leser des Buches zurückgeht. Die Diskussionen um eine neue Wirtschaftsordnung für Deutschland werden in diesem Buch ganz bewusst ausgeklammert. Es gibt zwar eine weit verbreitete und massive Unzufriedenheit angesichts der starken Orientierung von Wirtschaft und Politik an Wachstum, Wettbewerb und Globalisierung, die auch für das Auseinanderdriften von Arm und Reich verantwortlich gemacht wird. Nach einer Emnid-Umfrage vom März 2010 würden 80 Prozent der Befragten in den neuen und 72 Prozent in den alten Bundesländern eine „sozialere, wenn nicht sogar eine „sozialistische Wirtschaftsverfassung bevorzugen. Doch wenn das Grundgesetz von 1948 in einigen Punkten wirklich klug und weise war, dann sind es die so berühmten wie weit auslegbaren Formulierungen, dass „Eigentum verpflichtet (Art. 14 GG), die „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse (Art. 72 GG) eine Art Staatsziel ist und dass das Sozialstaatsprinzip (Art. 20 GG) gilt. Damit wurden keine Entscheidungen über das zukünftige Wirtschaftssystem der Bundesrepublik vorweggenommen. In diesem breiten Korridor der Möglichkeiten sollte die Politik und die parlamentarische Gesetzgebung die Wirtschaftsverfassung in eigener Regie entwickeln und über die Jahre auch verändern können. Da sie also kein Problem ist, das direkt mit dem Grundgesetz zusammenhängt, wird sie hier nicht erörtert. Es wäre nur zu wünschen, dass die Verfassung der Dritten Republik in Deutschland diese positive Eigenschaft des Grundgesetzes übernimmt. In diesem Punkt könnte man es mit Charles de Gaulle auch ironisch formulieren, der 1958 in Frankreich die V. Republik gründete und dazu feststellte: „Eine gute Verfassung ist kurz und unverständlich."

    So bleibt nur noch, Ihnen bei der Lektüre vom Ende der Bundesrepublik viel politische Kurzweil und Unterhaltung, vielleicht einige aufgehende Lichter und natürlich einen guten Schuss demokratisch-revolutionärer Empörung zu wünschen.

    Reginald Grünenberg

    Berlin, April 2013

    [Menü]

    |11|Vorwort zur 2. aktualisierten, erweiterten und verschärften Auflage

    Die Bundestagswahlen im September 2009 waren eine für erwachsene Menschen und mündige Bürger kaum noch erträgliche Demonstration des Niedergangs der politischen Kultur in Deutschland. Dementsprechend sind die Ergebnisse weder überraschend, noch geben sie Anlass zu irgendwelcher Hoffnung. Die verlorenen Jahre unter Angela Merkel werden stoisch weitergezählt, wahrscheinlich bis zum bitteren Ende der Legislaturperiode. Ob es der krankhafte Klientelismus der FDP ist, die Undurchführbarkeit und Unfinanzierbarkeit umfassender Steuerentlastungen, der gemeinsame Niedergang von SPD, CDU und vor allem CSU, der Ausverkauf des Staates, die teuren Wachstumsversprechen zulasten eines zunehmend unkontrollierbaren Staatshaushalts oder die vollkommene Plan-, Ideen- und Machtlosigkeit der Bundeskanzlerin – nichts davon kommt unerwartet. Verblüffend ist nur, wie schnell dies alles passiert ist und wie ansatzlos die neue Regierung den Eintritt der schlimmsten Befürchtungen als die Erfüllung von Wahlversprechen verkauft hat.

    Doch wir wollen auch hier wieder, wie schon in der 1. Auflage dieses Buches, Optimismus verbreiten! Denn das Ende der Bundesrepublik muss nicht so schrecklich sein, wie es sich vielleicht anhört. Dass es kommen wird, das ist inzwischen völlig sicher. Die Frage ist nur, ob es ein gutes oder ein böses Ende sein wird – und das vorliegende Buch handelt von nichts anderem als dem einzigen Weg, der zu dem führt, was man ein gutes Ende nennen kann, nämlich eine neue Republik in Deutschland. In diesem Fall befänden wir uns bereits in der vorletzten Legislaturperiode der alten Bundesrepublik. Soviel Zeit wird es noch brauchen, um das Land auf eine neue Grundlage zu stellen, auf die Verfassung einer Dritten Republik, mit der Deutschland gut gerüstet, aufrecht und zuversichtlich in die Zukunft gehen kann, vielleicht bis hinein ins 22. Jahrhundert.

    Dazu sollten wir uns an die gute, alte Denkgymnastik der Dialektik erinnern, die immerhin von deutschen Denkern zu voller Blüte gebracht wurde. Auf diese Weise können wir dem neuen Bundestag und seiner Regierung gelassen dabei zusehen, wie beide mit großem Einsatz für unsere Sache arbeiten. Nolens volens erledigen sie die schwere Arbeit der Zuspitzung, wie Hegel es nannte, mit der die Verhältnisse auf einen Punkt hingedrängt werden, an dem eine Entscheidung nicht mehr vermeidbar ist, an dem alles zu kippen beginnt – man weiß nur noch nicht, in welche Richtung. Denn CDU und FDP sind ganz offensichtlich dabei, eine Radikalisierung zu betreiben, indem sie mitten in der steigenden Flut von Krisen, Pleiten, Misserfolgen, Skandalen, Parteien- und Politikerfrust |12|die Status-Quo-Diktatur in der Bundesrepublik noch fester zementieren wollen als bisher. Das kann nicht gut gehen. Und das soll es auch gar nicht. Doch lassen wir sie nur machen, denn sie arbeiten schließlich für uns. SPD, Grüne und Linke werden ihnen auch als sogenannte „Opposition dabei helfen, denn sie wollen ebenso wenig wie die Regierungsparteien etwas Entscheidendes im Politik-, Wirtschafts-, Staats- und Sozialgefüge ändern. Das ist die Natur der Status-Quo-Diktatur. Es geht auch ihnen nur um Details, um einige „Stellschrauben wie Mindestlöhne, Hartz-IV-Sätze oder Laufzeiten für Kernkraftwerke, vor allem aber um die Fleischtöpfe, die sich alle etablierten Parteien zusammen mit Hilfe des Bundesverfassungsgerichts hart erkämpft haben.

    Die Aktualisierungen, welche die vorliegende 2. Auflage erfahren hat, beziehen sich zum größten Teil auf das Zahlenwerk, das hier überall nachjustiert werden musste, denn die meisten Daten und Berechnungen, die zum ersten Redaktionsschluss im November 2008 vorlagen, waren zu vorsichtig kalkuliert und sind bereits von der Wirklichkeit überholt. Das war ehrlich gesagt das Letzte, was ich erwartet hätte, denn ich hatte damals noch Skrupel, solche Schreckensszenarien überhaupt zu veröffentlichen. Doch heute lautet die Botschaft: Alles kommt viel schlimmer und viel schneller!

    Die drohenden – und wenn Sie diese Zeilen lesen vielleicht schon eingetretenen – Staatsbankrotte von Griechenland und Portugal haben die Bevölkerung vielleicht sensibler gemacht für die Staatsschuldenproblematik. Jene „Experten jedenfalls, die an einer Verschuldung der öffentlichen Haushalte bisher gar nichts Schlimmes fanden, sind aus den Kolumnen der Wirtschaftsteile und den Talkshows verschwunden. Im Online-Forum der WELT gab es im Januar 2010 folgende Umfrage: „An extrem hoher Staatsverschuldung sind schon ganze Staaten untergegangen, zum Beispiel die DDR. Könnte Deutschland ein ähnliches Schicksal erleiden? Von den rund 1500 Antwortenden waren 82% überzeugt, dass es genau so passieren wird. In einer weiteren Umfrage wollte man wissen, ob der Staat neue Schulden machen darf, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Hier waren erstmals 89% der Befragten dagegen. Zur selben Zeit ermittelte das Emnid-Institut, dass eine breite Mehrheit der Deutschen dagegen ist, in der Wirtschaftskrise die Steuern zu senken. Es kehrt also allmählich eine gewisse wirtschaftliche und politische Nüchternheit bei den Bürgern ein. Doch das wird nicht reichen und bleibt für sich genommen erst einmal völlig ohne Konsequenzen. Die folgen aus ganz anderen Erkenntnissen, nämlich dass auch die Berechnungen für die Beamtenpensionen in der 1. Auflage zu vorsichtig waren.

    |13|

    |15|Die neuesten Prognosen von Fachleuten korrigieren die Ergebnisse für 2030 um 15% und für 2050 um 40% – nach oben! Damit steigt schlagartig die Summe der impliziten Staatsschulden an – dieses Thema wird im Kapitel Der unsichtbare Staatsbankrott ausführlich behandelt –, aber auch die expliziten Schulden enttäuschen uns nicht. Der gigantische Bundeshaushalt 2010, den ich in dieser Größe von 327,7 Milliarden Euro erst etwa 2025 erwartet hätte, wurde mit der höchsten Neuverschuldung in der an defizitären Haushalten wirklich nicht armen Geschichte der Bundesrepublik beschlossen: 86,1 Milliarden Euro oder rund 6% des Bruttoinlandsprodukts, doppelt so hoch wie die Defizitgrenze des EU-Stabilitätspaktes. Der Unterschied zwischen der Bundesrepublik und Griechenland kann jetzt beziffert werden: 10, maximal 15 Jahre. Damit ist das böse Ende der Bundesrepublik deutlich nähergerückt. In der 1. Auflage deutete noch alles auf das Jahr 2030 als „Deadline" für die Bundesrepublik.

    Nun zu den Medien. Die haben Das Ende der Bundesrepublik, das nicht nur auf radikale und doch konstruktive Weise, sondern auch als einziges Buch seiner Art die Frage nach dem Fortbestand der Nation stellt, fast vollständig ausgeblendet. Es gab tatsächlich eine ganze Reihe von Leuten, die mir das prophezeit hatten. Doch als ungebrochener Optimist wollte ich das nicht glauben, ja, mehr noch: ich konnte es mir nicht einmal vorstellen. Sie sollten Recht behalten. Selbst in großen Sammelbesprechungen von Büchern, die im Superwahljahr 2009 und zum 60. Jubiläum des Grundgesetzes mit der Bundesrepublik kritisch ins Gericht gingen, wurde Das Ende der Bundesrepublik nicht einmal erwähnt. Stattdessen reservierten die Redaktionen viel Platz und Sendezeit für die Besprechung unkontroverser, thesenloser oder sogar dümmlich beschönigender Bücher, die dem sich ausbreitenden Fäulnisgeruch um das deutsche Gemeinwesen entschlossen mit politischem und moralischem Weihrauch entgegentraten. Über 60 Print- sowie 25 Radio- und Fernsehredaktionen hatten das Buch seit Januar 2009 zur Rezension vorliegen, doch von

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