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Universität und wissenschaftliches Wissen: Interdisziplinäre Zugänge im Prozess veränderter Funktionszuweisungen
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Die Universität als die Stätte der Generierung und Distribution wissenschaftlichen Wissens zu begreifen, ist vor dem Hintergrund aktueller ökonomischer Herausforderungen und den damit korrespondierenden politischen Gestaltungsvorgaben nicht länger von Interesse.
Die Universität versäumt in ihrer Orientierung an den zeitgemäßen Geboten, die ihr erteilt werden, die notwendige Modifikation ihrer Idee zugunsten ihrer vollständigen Aufhebung - letztlich des Verlustes ihrer Wissenschaftlichkeit. An die Stelle ihres Auftrages zur kontinuierlichen Beförderung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ideen ist die Instrumentalisierung zur effektiven Praxisdienlichkeit getreten. Die Universität ist Mittel zur Erfüllung wissensfremder Zwecke in hoher Beliebigkeit geworden. In dieser reduzierenden Deformation auf die instrumentale Erfüllungsebene wird der Universität von anderen Systemen das Recht auf Artikulation einer eigenen universitären Idee abgesprochen.
Die Diskussion um die Rolle der Universität erfolgt nicht länger mittels der Beteiligung der in ihr verorteten wissenschaftlichen Disziplinen, ihren Fragestellungen und Gegenstandsbereichen, sondern lediglich in der Form reduzierter Fachlichkeit durch die Orientierung an Utilität, pragmatischer Konkretion und technisch-politischer Beherrschbarkeit.
Der Bildungsauftrag der Universität und ihr Vermittlungsauftrag für die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind verlorengegangen.
In Abgrenzung zu diesem vorherrschenden Zeitgeist wird im vorliegenden Band die Universität in ihrer ihr eigentlich zugewiesenen Funktion der Generierung und Distribution wissenschaftlichen Wissens und dem damit verbundenen Bildungsauftrag thematisiert.
Es soll im folgenden versucht werden, Aspekte für die Umgestaltung der Universität angesichts veränderter Herausforderungen aber unter Wahrung ihrer Idee aufzuzeigen.
Dabei ist ihre gegenwärtige Instrumentalisierung ein wesentlicher Kritikpunkt (Morkel), die mit der Idee der Universität im Humboldtschen Sinne nicht mehr in Einklang steht (Mittelstraß).
In ihrer Funktion der Verbreitung von wissenschaftlichem Wissen ist die Universität als ein Ort zu betrachten, der zum Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Analyse zu zählen ist. Die Erziehungswissenschaft befaßt sich mit den Fragen der Ordnung und Gestaltung von Vermittlungs- und Aneignungsformen (Eirmbter-Stolbrink und König-Fuchs), durch die lehrende Form und Funktion sollen die Studierenden erkennend und denkend gemacht werden (Dräger). Die Bildung ist zudem nicht nur als ein individuelles sondern zugleich als ein soziologisch zu betrachtendes Moment gesellschaftlicher Differenzierung zu betrachten (Hahn). Der Ort der Entfaltung und Verbreitung wissenschaftlichen Wissens weist eine spezifische Form der Kulturalität auf, die der philosophischen Betrachtung zugeeignet ist (Orth). Der Prozess wissenschaftlicher Erkenntnissammlung ist durch differente Ursachen der Gefahr der Deformation unterworfen (Fischer), die Idee der Universität durch politische Strukturierungsversuche in der Aufrechterhaltung der Idee einer Bildung durch Wissenschaft beeinträchtigt (Kaube).
Die Universität versäumt in ihrer Orientierung an den zeitgemäßen Geboten, die ihr erteilt werden, die notwendige Modifikation ihrer Idee zugunsten ihrer vollständigen Aufhebung - letztlich des Verlustes ihrer Wissenschaftlichkeit. An die Stelle ihres Auftrages zur kontinuierlichen Beförderung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ideen ist die Instrumentalisierung zur effektiven Praxisdienlichkeit getreten. Die Universität ist Mittel zur Erfüllung wissensfremder Zwecke in hoher Beliebigkeit geworden. In dieser reduzierenden Deformation auf die instrumentale Erfüllungsebene wird der Universität von anderen Systemen das Recht auf Artikulation einer eigenen universitären Idee abgesprochen.
Die Diskussion um die Rolle der Universität erfolgt nicht länger mittels der Beteiligung der in ihr verorteten wissenschaftlichen Disziplinen, ihren Fragestellungen und Gegenstandsbereichen, sondern lediglich in der Form reduzierter Fachlichkeit durch die Orientierung an Utilität, pragmatischer Konkretion und technisch-politischer Beherrschbarkeit.
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In Abgrenzung zu diesem vorherrschenden Zeitgeist wird im vorliegenden Band die Universität in ihrer ihr eigentlich zugewiesenen Funktion der Generierung und Distribution wissenschaftlichen Wissens und dem damit verbundenen Bildungsauftrag thematisiert.
Es soll im folgenden versucht werden, Aspekte für die Umgestaltung der Universität angesichts veränderter Herausforderungen aber unter Wahrung ihrer Idee aufzuzeigen.
Dabei ist ihre gegenwärtige Instrumentalisierung ein wesentlicher Kritikpunkt (Morkel), die mit der Idee der Universität im Humboldtschen Sinne nicht mehr in Einklang steht (Mittelstraß).
In ihrer Funktion der Verbreitung von wissenschaftlichem Wissen ist die Universität als ein Ort zu betrachten, der zum Gegenstand erziehungswissenschaftlicher Analyse zu zählen ist. Die Erziehungswissenschaft befaßt sich mit den Fragen der Ordnung und Gestaltung von Vermittlungs- und Aneignungsformen (Eirmbter-Stolbrink und König-Fuchs), durch die lehrende Form und Funktion sollen die Studierenden erkennend und denkend gemacht werden (Dräger). Die Bildung ist zudem nicht nur als ein individuelles sondern zugleich als ein soziologisch zu betrachtendes Moment gesellschaftlicher Differenzierung zu betrachten (Hahn). Der Ort der Entfaltung und Verbreitung wissenschaftlichen Wissens weist eine spezifische Form der Kulturalität auf, die der philosophischen Betrachtung zugeeignet ist (Orth). Der Prozess wissenschaftlicher Erkenntnissammlung ist durch differente Ursachen der Gefahr der Deformation unterworfen (Fischer), die Idee der Universität durch politische Strukturierungsversuche in der Aufrechterhaltung der Idee einer Bildung durch Wissenschaft beeinträchtigt (Kaube).
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Universität und wissenschaftliches Wissen - Eva Eirmbter-Stolbrink
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