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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 260: Das Ende der "Isabella VIII"
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 260: Das Ende der "Isabella VIII"
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 260: Das Ende der "Isabella VIII"
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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 260: Das Ende der "Isabella VIII"

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About this ebook

An Deck war alles ruhig, nichts knackte und knisterte mehr. Der Mond schien bleich auf die Wüste nieder, der Sandsturm hatte sich verabschiedet, und es war fast unwahrscheinlich, daß er noch vor ein paar Minuten mit unvorstellbarer Heftigkeit getobt hatte. Der Fockmast stand wie ein riesiger, schwarzer Leichenfinger an Deck. Er trug keine einzige Rah mehr. Der halb nach vorn gestürzte Großmast hatte ihm die Spieren abgeschlagen, alle mit einem einzigen, gewaltigen Hieb. Ein Teil der Back war völlig zertrümmert, das Schanzkleid zerschlagen. Einzelne Teile hatte der Sturm über eine weite Fläche gewirbelt, bis weit in die Wüste hinein. Das war nicht mehr ihr Schiff, das war nur noch Kleinholz...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateNov 29, 2016
ISBN9783954395965
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 260: Das Ende der "Isabella VIII"

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 260 - Fred McMason

    10

    1.

    Müde und unausgeschlafen erschienen die Seewölfe an Deck, von der traurigen Erkenntnis betroffen, daß die „Isabella", die gute alte Lady, die sie treu und brav über die Meere geführt und die manch harte Schlacht überstanden hatte, so gut wie verloren war.

    Das Ende des Schiffes zeichnete sich deutlich ab.

    Ali Abdel Rasul, der Mann mit den tausend Gesichtern, hatte sie mit List und Tücke in den Kanal des Todes gelockt, den Kanal, der angeblich ins Rote Meer und von dort weiter in den Indischen Ozean führen sollte.

    Als der Seewolf die tödliche Falle erkannte, die Rasul ihnen gestellt hatte, war es mit seiner Beherrschung vorbei. Ali Abdel Rasul wurde zusammengeschlagen und vom Bordgericht zum Tode an der Rah verurteilt.

    Noch bevor sie Ali die Schlinge um den Hals legten, begann wieder der Sandsturm zu heulen, und im Brüllen und Toben des Chamsin, wie die Ägypter den staubigen Sturm nannten, war es Ali gelungen, über das Schanzkleid zu springen und zu verschwinden. Er hatte auch noch die Kaltblütigkeit aufgebracht, die beiden zum Treideln vorgesehenen Kamele zu entwenden.

    Dann war er im Sandsturm verschwunden.

    In der letzten Nacht war nicht an Schlaf zu denken gewesen. Hilflos über ihrem Schicksal brütend, verbrachten die Seewölfe diese Nacht mit Beratungen und Diskussionen über ihr künftiges Los, das recht betrüblich aussah.

    Es hatte den Anschein, als wären sie diesmal der Lage nicht ganz gewachsen, denn in einer derart ausweglosen Situation hatten sie sich noch nie befunden.

    An diesem denkwürdigen Maitag ließ das Fauchen, Heulen und Wimmern des Chamsins etwas nach. Es war die Zeit der Sandstürme in Ägypten. Sie bliesen unregelmäßig und schoben Tausende von Tonnen Sand und Staub vor sich her, aber man mußte damit rechnen, daß sie mitunter tagelang wehten.

    Dann war draußen jeder Aufenthalt für Mensch und Tier unmöglich.

    Die Lage der englischen Galeone sah so aus:

    Von Kairo aus führte der Kanal der alten Ptolemäer quer durch Land und Wüste und ging hinter Zagazig in den Kanal der Pharaonen über, der wiederum in den Kanal des Necho mündete. Von dort aus ging es weiter in die beiden Bitterseen und zum Roten Meer. Daß diese vor Jahrtausenden erbauten Kanäle wirklich existierten, hatten alle Seewölfe gesehen, obwohl sie zuerst daran gezweifelt hatten.

    Der Haken war nur, daß die Kanäle zum Landesinnern hin immer enger, flacher und schmaler wurden, bis sie schließlich ganz versandeten.

    Wenn der Chamsin nicht wehte, konnte man die Kanäle noch mit einem Schilfboot oder einem kleinen Floß befahren, nicht aber mit einer englischen Galeone von relativ großem Tiefgang.

    Genau darauf waren Hasard und die Arwenacks hereingefallen – und auf das ehrliche Gesicht des listenreichen Hundesohnes Ali Abdel Rasul, dessen Plan exakt aufgegangen war.

    Wovon niemand auch nur zu träumen gewagt hatte – Ali hatte es realisiert. Er hatte die Seewölfe bezwungen!

    Jetzt saß die „Isabella" hoffnungslos fest. Rechts und links von ihr befand sich Wüste, nichts als Wüste. Erst nach ein paar hundert Yards begannen kahle Berge, nackte Hügel, von Kavernen durchzogen, die vor vielen Jahren als natürliche Trinkwasserspeicher gedient hatten. Zisternen, die den Nomaden und Beduinen als vorübergehende Rastplätze dienten.

    Die Landschaft war trostlos, kahl, öde und wirkte auf den Betrachter beklemmend.

    Das stellte auch Ferris Tucker fest, als er zusammen mit den anderen an Deck stand und zu den Bergen hinüberblickte.

    In seinen Augen lag kalte Wut, aber auch die anderen hatten diesen mörderischen Blick drauf, diesen Blick, der nichts Gutes verhieß und einem geflüchteten Mann galt, der schon fast unter dem Galgen stand und gerade noch rechtzeitig verschwunden war.

    Den Profos und Zuchtmeister Edwin Carberry hielt es nicht mehr an Bord. Von der Kuhl aus flankte er in den Sand, bückte sich und suchte den Boden ab.

    Carberry wollte Rache, Ferris Tucker wollte den Mann umbringen, der sie in diese ausweglose Situation gelotst hatte – und alle anderen wollten das auch.

    Sie wollten Rasul suchen und ihn aufhängen, jawohl, aufhängen am Halse, bis er tot war. So hatte das Bordgericht entschieden, und diesmal wäre jeder humanitäre Anflug gar nicht erst aufgekommen. Sie hätten Rasul gehängt, das war sicher.

    Hin und wieder fuhr ein heißer fauchender Wind über das Schiff. Der Chamsin schlief ein, erwachte aber nach ein paar Stunden wieder und heulte sein klagendes Lied wie eine Elegie gegen die Galeone der Seewölfe.

    Immer mehr Sand häufte sich auf den Decks. Er kroch durch alle Ritzen, selbst durch die kalfaterten Ritzen in den Planken drang er. Manchmal war der Sand wie Staub, dann wie Puder, dann wieder schmirgelte er hart und glasig. Dieser Sand wehte die „Isabella" langsam aber sicher zu, er begrub sie, wie er schon so vieles unter seinem Ansturm begraben hatte.

    Blacky, Smoky, Pete Ballie, Bill, Batuti und Dan, sie alle suchten ebenfalls nach Spuren wie der Profos.

    „Hört auf, sagte Ben Brighton gepreßt und ebenfalls von ohnmächtigem Zorn erfüllt. „Ihr werdet keine Spur mehr finden, der Sand hat sie über Nacht längst wieder zugeweht. Sie sind für immer verschwunden.

    „Der Kerl ist mit den Kamelen in die Berge geritten, sagte der Profos angriffslustig. „Dort sollten wir suchen, da hat er sich irgendwo versteckt, und ich werde diesen Halunken finden. Und wenn ich ihn habe, dann …

    Der Seewolf, der jetzt ebenfalls das Schiff verlassen hatte, winkte ärgerlich und fast deprimiert ab.

    „Hör auf, Ed, sagte er erbittert. „Der Kerl kann mit den beiden Kamelen genausogut zur anderen Seite geritten sein. Dort gibt es noch mehr Berge. In dieser unwirtlichen Gegend werden wir ihn niemals finden. Wir werden auf diese Genugtuung wohl oder übel verzichten müssen, denn wir haben augenblicklich andere Sorgen. Es geht um unser Überleben, und das wird sich verdammt schwierig gestalten.

    „Aber, Sir, wandte Ed mit zuckendem Gesicht ein, „dieser Hundesohn wartet doch darauf, daß wir versanden. Uns bleibt nichts anderes übrig, als auf irgendeine Art von hier zu verschwinden. Die gewaltigen Reichtümer im Bauch der Lady können wir nicht mitnehmen. Sind wir aber verschwunden, dann taucht dieser Schweinekerl hier wieder auf und gräbt die alte Lady aus, und dann ist er der reichste Mann der Welt. Auf unsere Kosten! brüllte Carberry, dem vor Wut fast der Schaum in den Mundwinkeln stand.

    „Natürlich, Ed, das war ja Sinn und Zweck der ganzen Sache. Ich betonte schon einmal, daß ich wie ein Idiot darauf hereingefallen bin. Nur nutzt es mir nichts, wenn ich jetzt vor Selbstmitleid und schmerzlicher Erkenntnis zerfließe. Wir haben ein Problem, und das steht im Vordergrund."

    „Richtig, sagte Big Old Shane, in dessen grauem Bart schon wieder Sand hing. „Wir kriegen diesen drekkigen Bastard nicht mehr. Wir vergeuden nur unsere Zeit. Wir sollten uns um unsere Lady kümmern und auch die unsinnigste Möglichkeit ausschöpfen, um sie wieder frei zu kriegen. Verschaffen wir uns zuerst einmal ein ganz genaues und präzises Bild. Alles andere ist zweitrangig.

    Carberry spie wutentbrannt in den sandigen Untergrund. Der Gedanke an den Schweinehund Rasul ließ ihn fast krank werden. Wenn er nur daran dachte, daß der später hier aufkreuzte und sich die angehäuften Schätze unter den Nagel riß, dann wurde dem Profos jedesmal schlecht.

    Und, verdammt noch mal, bei allen lausigen Nilratten, der alte O’Flynn hatte wieder einmal recht behalten, und sie mußten ihm eine ganze Menge abbitten.

    Er war, außer den Zwillingen, der einzige und ständige Mahner gewesen, der vor Rasul gewarnt hatte, und sie hatten ihn ausgelacht und sogar mit harten Worten belegt, nur weil er diesem Mistkerl Widerstand entgegengesetzt hatte.

    Es war aber nicht so, daß Old O’Flynn jetzt ständig laut betonte, wie recht er gehabt hätte. Er wies kein einziges Mal darauf hin und ließ die anderen stumm leiden. Er selbst stand allerdings auch wie ein alter kranker Hund an Deck und war bis in den Grund seiner Seele erbost und verbittert. Er dachte auch daran, daß er ein Holzbein hatte, und daß er mit diesem Holzbein vielleicht meilenweit durch die Wüste latschen mußte, und wenn er mit seinen Gedanken an diesem Punkt war, dann begann er mit zitternden Lippen lautlos zu fluchen.

    „Ja, er ist weg und verschwunden", sagte Ed. „Nicht mal die Hufe dieser stinkenden Kamele haben einen Abdruck

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