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Tarantino
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Tarantino

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About this ebook

Reichtum, Freiheit und Glück erhoffen sich Tarantino, Marcela und Jacinto, als sie vor dem Mordregime in ihrer Heimat Guatemala nach Kalifornien fliehen. Doch der Preis für den illegalen Grenzübertritt und den Neuanfang im Land ihrer Träume ist hoch. Ihre Schlepper sind Handlanger der Drogenmafia, die die drei Jugendlichen für ihre kriminellen Machenschaften missbrauchen. Allein Tarantino gelingt es, mit Hilfe des Mädchens Leticia und ihrer Familie, sich in San Diego eine neue Existenz aufzubauen. Die Vergangenheit holt ihn jedoch ein, als Jacinto in Schwierigkeiten gerät und Tarantino für seinen Freund noch einmal alles aufs Spiel setzt …

"Werner J. Eglis Roman ist auch ein Zeitdokument, aufwühlend und authentisch. Dreißig Jahre seines Lebens hat Egli im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko verbracht. Obwohl sich einiges geändert hat, herrscht dort noch immer ein gnadenloser Drogenkrieg."
LanguageDeutsch
PublisherARAVAIPA
Release dateNov 7, 2016
ISBN9783038642077
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    Book preview

    Tarantino - Werner J. Egli

    14

    1.

    Tarantinos Schwester Marcela kauerte an der steilen Böschung im Bachbett, über das eine schmale Brücke führte. Auf der anderen Seite hörte die Straße auf, denn dort befand sich der Grenzzaun, der Mexiko von Kalifornien trennte. Die Brücke und die Straße erschienen Tarantino wie eine Herausforderung an Leute, die immer höhere Mauern und Zäune forderten.

    Auf der amerikanischen Seite war das Gelände dem Zaun entlang auf einer Breite von mindestens fünfzig Yards von Bäumen, Büschen oder Gras befreit worden. Auf diesem Streifen wuchs gar nichts mehr, so dass die amerikanischen Grenzbeamten von Beobachtungstürmen aus auf der gesamten Strecke vom Pazifik bis nach Arizona die Grenze Tag und Nacht überwachen konnten.

    Dort drüben, auf der anderen Seite des Zaunes, war Amerika. Los Estados Unidos. Von seiner Schwester nicht viel mehr erkennen als einen formlosen Schatten zwischen den verbeulten Überresten eines ausgeschlachteten Autowracks, das mit den Rädern nach oben auf der Böschung lag.

    Der Bach floss auf der mexikanischen Seite der Grenze entlang westwärts. Von ihrem Versteck bis zum Grenzzaun hätte Marcela nur etwa Dreißig Meter zu laufen müssen, um durch das Loch zu schlüpfen und dann so schnell wie möglich den kahlen Grenzstreifen zu überqueren. Der nächste Wachturm, der auf einem Großen Anhänger montiert war, so dass er bei Bedarf von einem Laster zu einem anderen Standort gezogen werden konnte, befand sich etwa 300 Meter weit entfernt. Einen anderen Wachturm, der weiter westwärts aufgestellt worden war, war in der Dunkelheit nur schwach zu erkennen. Sein Scheinwerferlicht reichte kaum bis zur Stelle, wo sich Marcela versteckt hatte. Somit befand sich auf der anderen Seite der Brücke eine der wenigen schlecht ausgeleuchteten Stellen entlang des Grenzzaunes. Leute, die illegal in die USA gelangen wollten, benutzten solche Stellen oft, um unbemerkt durch Löcher im Maschendraht auf die andere Seite zu gelangen. Viele kamen durch. Andere hatten Pech.

    Im Bachbett floss zu dieser Jahreszeit nur ein zähflüssiges Rinnsal, auf dem sich, wie geschwürbedeckte Riesenkrabben, schmutzige Schaumkronen bewegten. Es stank erbärmlich nach Fäulnis und Verwesung. Es stank nach Tod und Verderben.

    Tarantino spürte, wie ihm die Beine einschliefen. Fast eine halbe Stunde lang befand er sich schon einige Schritte von seiner Schwester und von Jacinto entfernt und verharrte dort in der gleichen Stellung. Von seinem Versteck aus konnte er die Brücke sehen. Es war eine Brücke aus Beton. Scheinbar für die Ewigkeit gebaut. Der Bach floss unter ihr hindurch.

    Tarantino versuchte das linke Bein auszustrecken. Dazu musste er sein Gewicht verlagern. Als er sich etwas aufrichtete, lösten sich Steine. Sie kollerten zwischen seinen Beinen hindurch in das Bachbett hinein und verschwanden im Schaum, der sich zwischen alten Autoreifen und einem verbeulten Kühlschrank staute. Rechts von Tarantino bewegte sich ein Schatten. Es war Jacinto.

    „He", flüsterte Jacinto.

    „He", gab Tarantino leise zurück. Das war alles. Sie mussten sich still verhalten. Absolut still. Dieser Grenzabschnitt war berüchtigt. Es gab hier mehrere Löcher im Zaun, die von den Drogenschmugglern genauso benutzt wurden wie von den Flüchtlingen. Manchmal gab es Streit. Oft fielen Schüsse und es gab Tote auf beiden Seiten des Zaunes.

    Irgendwann würde auf der Brücke el indicador, ein Mann auf einem Motorrad, der ihnen als Wegweiser ein Zeichen geben sollte, wenn alles in Ordnung war, um dann sofortwieder zu verschwinden.

    So war es ausgemacht. Und wenn die Luft rein war, würden sie den Bach durchqueren und zum Zaun laufen, durch das Loch im Maschendrahtzaun, an dem allerhand stinkendes Zeug hing, und auf der anderen Seite, in Amerika, würde ein anderer Gringo mit einem Auto warten, um sie aus der Gefahrenzone heraus zu bringen, Und sobald sie in Sicherheit waren, konnten sie endlich aufatmen und sich umarmen und vor Glück weinen, denn dann waren sie endlich drüben in Amerika, und für Marcela und Tarantino und natürlich auch für Jacinto würde ein neues und gutes Leben beginnen.

    So würde es sein. Ganz bestimmt würden sie vor Glück weinen, und das war immerhin ein guter Anfang.

    Tarantino warf einen Blick auf die Armbanduhr, die einmal seinem Vater gehört hatte. Es war kurz vor vier Uhr. Um diese Zeit sollte die Grenzpatrouille in einem grünen dem Grenzzaun entlang fahren. Hin und wieder, so hatte es der Gringo gesagt, stieg einer der beiden Grenzwächter sogar aus dem Auto und leuchtete mit seiner Taschenlampe durch den Maschendrahtzaun in jeden dunklen Winkel des Bachbettes. Nicht einmal die kleinen Löcher würden seinem scharfen Blick entgehen, die jene in die Böschung gegraben hatten, die dem Schutz eines Autowracks nicht trauten.

    Meistens kam es hingegen vor, dass die Grenzwächter gar nicht in das Bachbett hineinleuchteten, weil sie es eilig hatten oder weil sie bestochen worden waren, indem sie für ihre Nachlässigkeit tausend Dollar oder manchmal auch mehr einsteckten.

    Aber der Gringo hatte gesagt, dass man sich auf diese Möglichkeit nicht verlassen konnte. Und deshalb war es absolut lebenswichtig, sich ruhig zu verhalten und sich nicht einmal dann zu bewegen, wenn einem eine Ratte ins Hemd kroch.

    Marcela kauerte hinter dem Armaturenbrett eines alten Ford, von dem einige Kabel herunterhingen. Sie hatte ihr Bündel im Schoß. Sie war angespannt, wie sie es noch nie zuvor im Leben gewesen war. Obwohl sie nicht wussten, wieviel Uhr es war, spürte sie, dass die Zeit nicht vergehen wollte und das Warten auf den Gringo zur Qual wurde. Wer war der Gringo überhaupt? Keiner von ihnen wusste seinen Namen oder sonst irgendetwas über ihn. Er war ein Amerikaner, das besagte das Wort „Gringo". Und er war ihr Verbindungsmann auf amerikanischem Boden, la conexión.

    Marcela blickte zu Tarantino hinüber, konnte ihn aber nicht sehen. Er hatte sich so klein gemacht, dass sein Schatten aussah, als gehörte er zu den Autoreifen, die an der Böschung lagen. Und auch Jacinto konnte sie kaum erkennen. Er kauerte in einem der Löcher, das er fast ganz mit einem Stück zerrissener Plane zugedeckt hatte.

    Neben Marcela kroch eine große fette Ratte über einen weißen Plastikeimer. Der Eimer rollte ein wenig zur Seite, so dass ihr langer, nackter Schwanz darauf liegenblieb. In den kleinen, wachsamen Augen des Tieres spiegelte sich der Mond wider.

    „Warum wohnst du nicht dort drüben, auf der anderen Seite des Zaunes?, flüsterte Marcela. „Dich kann doch niemand einsperren.

    Die Ratte machte sich schnurstracks davon, und dabei löste sich eine Blechbüchse und rollte die Böschung hinab. Tarantino hob den Kopf. Einen Moment lang konnte Marcela sein Gesicht erkennen; ein heller Fleck im Schatten der Autoreifen.

    „He", flüsterte Tarantino.

    „He", gab Marcela zurück.

    Es war alles in Ordnung.

    Pünktlich um vier Uhr näherte sich die Grenzpatrouille von Osten her der dunkelsten Stelle am Zaun. Tarantino konnte zuerst nichts anderes sehen als den Strahl eines Suchscheinwerfers, der sich den Zaun entlang tastete. Dann tauchten über einer Bodenwelle die beiden Scheinwerfer auf. Das Auto gab ein leises, brummendes Geräusch von sich, und da es eine holprige Straße war, auf der es fuhr, ächzte es hin und wieder, als wäre ihm die Fahrt entlang der Grenze eine unsägliche Mühe.

    An der Böschung kauernd, machte sich Tarantino noch etwas kleiner. Der schwere Packen auf seinem Rücken drückte ihm ins Genick, aber jetzt spürte er keinen Schmerz mehr. Nicht einmal die Wunde an der linken Hand, wo er sich an einem Stück Flaschenhals geschnitten hatte, tat noch weh.

    Die Armbanduhr befand sich so dicht an seinem linken Auge, dass er die leuchtenden Zeiger nur verschwommen sehen konnte.

    Der Geländewagen hielt plötzlich an. Wie auf einen Schlag lagen der Zaun und das Bachbett im grellen Licht des Suchscheinwerfers. Einer Flut von glitzerndem Wasser gleich floss es an den steilen Hängen herunter. Es schien, als bewegten sich die Gegenstände, die überall herumlagen, aber es waren nur ihre Schatten, die sich veränderten, während der Scheinwerfer das Bachbett absuchte. Nichts rührte sich mehr. Selbst die Ratten, überrascht und geblendet, erstarrten im Licht. Marcela glaubte sogar, ihr Herz hätte ausgesetzt, und sie nahm das kleine Kreuz, das ihr an einer Kette vom Hals hing, in den Mund und presste es mit ihren Lippen fest. Sie wollte beten, aber es fiel ihr in diesem schrecklichen Augenblick nichts ein, was sie dem Herrgott oder der Mutter Maria hätte sagen können, und so sagte sie nur, ohne dass dabei ein Laut aus ihrem Mund kam: „Lieber Gott, sobald ich in Amerika bin, werde ich Englisch lernen, damit du mich besser verstehst."

    Plötzlich erlosch der Scheinwerfer.

    Mit einem Mal war es so dunkel, dass Marcela nichts mehr sehen konnte. Dunkler als die Nacht. Nicht einmal die Sterne schienen zu leuchten, aber das war nur, weil der Scheinwerfer so hell gestrahlt hatte.

    Der Geländewagen der Grenzpatrouille fuhr langsam weiter. Das Motorengeräusch wurde leiser und leiser, bis es schließlich ganz verschwand.

    Stille. Die alte, vertraute Stille.

    Der Wind bewegte die Plane vor Jacintos Loch. Der Wind kam vom Meer her.

    Tarantino richtete sich auf. Krumm stand er an der steilen Böschung und schaute zu, wie Jacinto aus seinem Versteck kroch.

    „He", sagte er leise.

    Marcela rührte sich nicht.

    „Marcela", flüsterte Tarantino.

    Er folgte dem Bach bis zur Stelle, wo das Autowrack lag. Als er dort anlangte, hob Marcela den Kopf. Auf der Brücke tauchte ohne Licht ein Motorrad auf, das anhielt. Ein Mann lehnte sich über das Brückengelände rund zeigte ihnen den erhobenen Daumen. Dann wendete das Motorrad und fuhr davon.

    „Marcela, bist du bereit?" fragte Tarantino seine Schwester.

    Jacinto kam nun ebenfalls herüber.

    „He, sagte er. „Ich bin‘s, Jack.

    Sie gab ihm keine Antwort. Da lachte er leise auf.

    „Worauf warten wir noch?"

    Bevor ihm Tarantino oder Marcela eine Antwort geben konnten, lief er los. Jacinto war der erste von ihnen, der beim Zaun anlangte. Er kauerte sich nieder und zog ein Drahtstück zur Seite, so dass sich ein nicht sehr großes Loch öffnete. „Komm", rief er Marcela zu. Sie rannte sofort los, ihr Bündel fest an sich gedrückt und schlüpfte durch das Loch im Zaun. Jacinto wartete, bis auch Tarantino durch war, bevor er selbst hindurch schlüpfte und das Zaunstück hinter sich wieder zumachte.

    Hintereinander liefen sie über den breiten Grenzstreifen. Der Boden war so trocken, dass der Wind einen dünnen Schleier von Staub von ihren Füssen wehte. Auf der anderen Seite des Streifens fing die Wüste an, mit Kakteen und Dornengestrüpp, und mit Felsbrocken, die vom Grenzstreifen weggeräumt worden waren.

    Sie sie erreichten einen Karrenweg, der durch die Wüste führte, nicht mehr als zwei Fahrrillen über Stock und Stein. Dort hielten sie an. Alle drei waren ziemlich außer Atem geraten.

    „Wir haben es geschafft", keuchte Tarantino.

    „Jetzt muss nur noch der Gringo kommen. Wenn die Sonne aufgeht, sind wir andere Menschen."

    Sie rückten eng zusammen und Tarantino sah die Tränen in den Augen seiner Schwester, die nach Luft ringend neben ihm kauerte. Er nahm sie bei der Hand, und sie gingen den Karrenweg entlang und erreichten einen Betonkanal, in dessen Mitte sich wie eine träge Blindschleiche, die keinen Anfang und kein Ende hatte, der Schlamm bewegte. An einer Stelle, wo eine schmale Treppe die steile Betonböschung hinunter und auf der anderen Seite wieder hinaufführte, durchquerten sie den Kanal. Oben befand sich eine große ausgebaggerte Senke, in der eine Planierraupe und ein Bagger standen. Am Rand der Senke ragte ein Tankwagen aus Büschen und hohem Gras

    „Wo bleibt der Gringo?", fragte Marcela besorgt. Sie blickte sich nach allen Seiten um. Es war niemand da.

    „Wir müssen weiter", sagte Tarantino. Am Horizont schimmerte der Himmel hell. Dort musste sich die Stadt ausbreiten. San Diego.

    Jacinto lief voran. Der durchgeackerte Boden in der Senke aufgeweicht und voller Pfützen. Als sie die Planierraupe erreichten, leuchtete plötzlich eine Lampe auf. Dreimal hintereinander.

    „Das ist der Gringo", sagte Jacinto.

    Sie blieben stehen.

    „Und wenn es nicht der Gringo ist?", sagte Tarantino.

    „Wer könnte es sonst sein?"

    Marcela drückte fest die Hand ihres Bruders.

    „Er muss es sein, sagte Jacinto beharrlich und griff unter sein Hemd, das ihm über die Hose herunterhing. „Und wenn es nicht der Gringo ist, dann … Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber Marcela und Tarantino bemerkten, dass er den alten Revolver in der Hand hielt, der einmal einem Soldaten gehört hatte.

    Sie verließen die Senke und erreichten eine Straße. In einer Entfernung von etwa einer halben Meile beleuchteten Straßenlaternen mehrere große Lagergebäude. Es schien, als ob sie sich am Rande eines Industriegebietes befanden.

    Sie blickten in die Richtung, wo die Lampe aufgeleuchtet war. Es war jetzt dunkel dort und still, aber sie ahnten, dass sie nicht mehr allein waren.

    Zwei Gestalten schlenderten heran, als wären sie auf einem Spaziergang ganz zufällig hier vorbeigekommen. Einer von ihnen hielt die Taschenlampe in der Hand. Es war ein dunkelhäutiger Junge, der eine Armeejacke mit vielen Taschen, eine zerrissene Blue Jeans und Turnschuhe trug.

    Der andere sah aus wie der Gringo, mit dem sie unten in Tijuana verhandelt hatten. Er hatte auch blaue Augen und blondes, strähniges Haar, das ihm schräg gescheitelt über die Schultern herunterhing. Er trug ein offenes Hemd, eine dunkle weite Hose und ähnliches Schuhwerk wie sein Gefährte.

    Sie blieben vor Jacinto stehen, der seine Hand mit dem Revolver hinter dem Rücken versteckt hielt. Etwas schräg hinter Jacinto standen Tarantino und Marcela, dicht beisammen.

    Der dunkelhäutige Junge hakte seine Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans und musterte Jacinto abschätzend von Kopf bis Fuß. Jacinto rührte sich nicht.

    „Wie heißt du?", fragte der Junge plötzlich auf Spanisch. Sein Akzent war der eines Mexikaners.

    „Jacinto, sagte Jacinto, „aber man nennt mich Jack.

    Der Junge verzog sein Gesicht und warf einen Blick auf Tarantino und Marcela.

    „Für wen seid ihr die Maultiere?"

    „Wir sind Flüchtlinge, antwortete Jacinto, „wir kommen aus einem Lager im Süden:

    „Aber ihr seid Maultiere, nicht wahr?"

    „Ich weiß nicht, was du meinst."

    Der Junge lachte und stieß seinen Gefährten an. „Er weiß nicht, was Maultiere sind, Jim", sagte er dann auf Englisch. Nur Tarantino konnte ihn verstehen, weil er daheim in der Schule Englisch gelernt hatte.

    Jim bleckte seine Zähne.

    „Verdammt, worauf warten wir, drängte er. „Wir nehmen ihnen den Stoff weg und hauen ab.

    Tarantino ließ Marcelas Hand los.

    „Maultiere sind Idioten, die sich dazu überreden lassen, Kokain über die Grenze zu bringen, erklärte der dunkelhäutige Junge. „Sag mir, für wen ihr arbeitet, und wir lassen euch ungeschoren davonkommen.

    „Wir arbeiten für den Gringo", sagte Jacinto. Tarantino hörte der Stimme seines Freundes an, dass gleich etwas passieren würde. Er trat von Marcela weg, und seine rechte Hand glitt langsam und versteckt in die Hosentasche, in der sich meistens sein Messer befand. Der andere, der Jim hieß, bemerkte es und stieß einen Warnruf aus, der jedoch zu spät kam. Jacintos Hand mit dem Revolver kam nämlich in diesem Augenblick blitzschnell hinter dem Rücken hervor, und bevor der dunkelhäutige Junge zurückspringen konnte, stieß ihm Jacinto den Lauf des Revolvers tief in die Magengrube und drückte ab. Der dunkelhäutige Junge wurde, wie von einem furchtbaren Schlag getroffen, zurückgeworfen. Er prallte gegen seinen Gefährten, der versuchte, ihn einen Moment aufrecht zu halten, aber er entglitt seinen Händen und fiel zu Boden. Dort, am Rand einer Pfütze, blieb er zusammengekrümmt liegen und stöhnte, und aus seinem Mund strömte das Blut, als ob die Kugel in seinem Innern eine seiner Hauptschlagadern durchgetrennt hätte

    Sein Gefährte wich langsam und mit erhobenen Händen von Jacinto zurück, die Augen vor Schreck weit aufgerissen.

    „Bitte schieß nicht mehr", keuchte er.

    Jacinto spannte den Hammer und ging mit ausgestrecktem Arm auf den Jungen zu, den Revolver zum nächsten Schuss bereit.

    „Jacinto", rief

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