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101 Berlin - Reiseführer von Iwanowski: Geheimtipps und Top-Ziele
101 Berlin - Reiseführer von Iwanowski: Geheimtipps und Top-Ziele
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101 Berlin - Reiseführer von Iwanowski: Geheimtipps und Top-Ziele

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Berlin ist eine der beliebtesten und dynamischsten Hauptstädte Europas. Kaum eine deutsche Stadt wandelt ihr Erscheinungsbild so schnell wie Berlin: Überall wird neu gebaut, renoviert und saniert, neu eröffnet und auch wieder geschlossen. Diese Dynamik in einem Reiseführer wiederzugeben erfordert eine besondere Ortskenntnis. Michael Iwanowski ist Wahl-Berliner und der Stadt seit frühester Jugend eng verbunden. Mit diesem „Reise-Verführer" bringt er den Lesern das Berliner Herz und den unvergleichlichen Rhythmus zwischen Kiez und Prachtstraßen näher.
101 doppelseitige Artikel stellen die gesamte Vielfalt der Spree-Metropole in acht Kapiteln dar: „Stadtviertel und Kieze: Flanieren, Einkaufen, Essen, Ausgehen", „Geschichte erleben", „Plätze & Parks",Berlin_Szene „Kunst und Kultur", „Architektur", „Aktivitäten", „Schlösser und Gärten" und „Essen & Trinken"" – alle ergänzt mit praktischen Reisetipps in den Info-Kästen.
Wie kaum eine andere Stadt bietet das Berliner Umland Natur pur: Als Inspiration werden elf ausgewählte Ausflüge ins Grüne vorgestellt. Zur besseren Orientierung sind in dem herausnehmbaren Stadtplan alle 101 Spots eingetragen.
•Das Layout wurde neu überarbeitet.
•Mit elf Ausflügen in das Berliner Umland
•Insider-Wissen: Michael Iwanowski hat sein Herz an die Stadt verloren und recherchiert ständig neue Tipps
LanguageDeutsch
Release dateNov 8, 2016
ISBN9783864572173
101 Berlin - Reiseführer von Iwanowski: Geheimtipps und Top-Ziele

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    101 Berlin - Reiseführer von Iwanowski - Michael Iwanowski

    Autoren

    Berlin, Berlin: eine persönliche Liebeserklärung

    Tausende Male beschrieben, Tausende Gesichter, Geschichten, jeden Tag kommen neue dazu und alte gehen. „Ich bin ein Berliner" – das sagte schon John F. Kennedy bei seinem Besuch in der Frontstadt kurz nach dem Mauerbau. Er bewunderte mit diesen Worten den ungebrochenen Lebenswillen Berlins.

    Berlin ist wie kaum eine andere Stadt durch die Geschichte gegangen, jede Epoche hat Spuren im Gesicht der Hauptstadt hinterlassen: Kaiserreich, die Goldenen Zwanziger Jahre, die Nazizeit, der Zweite Weltkrieg, totale Zerstörung und Wiederaufbau, die Luftbrücke mit den Rosinenbombern, der Mauerbau 1961, die Jahre der Teilung, der Sieg der Freiheit 1989 und die Wiedervereinigung – symbolisch stehen dafür die Bilder jener Nacht vom Brandenburger Tor.

    Ich habe einen Teil der bewegten Zeit miterlebt, Kindheit und einen Teil meiner Jugend im Ostteil am Rande Berlins in Bernau verbracht. Als wäre es gestern erst passiert, erinnere ich mich, wie meine pragmatisch veranlagte Großmutter mich mit der S-Bahn nach Gesundbrunnen – damals der „Goldene Westen – mitnahm. Zuerst ging’s vor dem Bahnhof zur Wechselstube. Hier wurden fünf Ostmark gegen eine Westmark getauscht. Und dann konnte man das kaufen, was es im Ostteil der Stadt nicht gab: Sarotti-Schokolade, Tchibo-Kaffee und Bananen. Als „kleener Steppke biss ich herzhaft in die erste Banane meines Lebens wie in einen Apfel – ohne sie zu schälen.

    1961 dann die Flucht. Mein Vater war im höheren Staatsdienst als führender Bauleiter der Regierungssiedlung Wandlitz bei Berlin tätig. Wir kamen in den Genuss aller Privilegien der sozialistischen Oberschicht: Dienstvilla, Chauffeur, nichts fehlte wirklich. Noch heute bin ich auf meinen Vater Kurt Iwanowski stolz, der sich dem SED-Regime als Ingenieur nicht beugte und nicht in die Partei eintrat. Er wusste, dass die Mauer gebaut wird. Und er ließ alle Staatsvorteile sausen, um seiner Familie – vor allem mir – ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung zu ermöglichen.

    Alles zurücklassen, ein letzter Blick ins Kinderzimmer, ein letztes Mal durch die Haustür gehen. Emotionen und Augenblicke, die im Herzen eingraviert sind. Dann mit der S-Bahn in den Westen, Aufnahmelager Marienfelde. Wie schmeckte doch die erste Bockwurst im Westen, wie groß und existenziell war der Weg für meine Eltern in eine neue, unbekannte Zukunft. Aber eine Zukunft in Freiheit – einen Wert, für den sie alles hergaben, alles Materielle – aber nicht ihre Ideale.

    Notaufnahmelager, Übersiedlung in die Bundesrepublik, wieder Notaufnahmelager, Wohnungs- und Arbeitssuche, Jahre der Entbehrung und des Nachholens. Das Ideal der Freiheit habe ich in dieser Zeit hautnah erlebt, im Westen musste ich kein Pioniertuch tragen und es gab keine Sanktionen staatlicherseits, wenn man einen selbstbestimmten Lebensstil verwirklichte.

    Nun bin ich hier seit einigen Jahren wieder heimisch. In „101 Berlin" möchte ich skizzenhaft 101 Gesichter der liebenswerten, pulsierenden, widersprüchlichen Stadt an der Spree aufzeigen – ohne den Anspruch auf Vollständigkeit eines klassischen Reiseführers. Berlin ist alles, die ganze Spannbreite von Lebensentwürfen, voller Widersprüche, eine Stadt, in der gegensätzliche Lebensstile gelebt werden, es ist d i e Stadt der deutschen Einheit, polarisierend, mutig, kreativ. Und deshalb ist sie so spannend.

    Dieser „Reise-Verführer soll Lust auf mehr machen, auf Entdeckungen im „alten Westen und „neuen" Osten. Gleich nach der Wende fand eine rasante Veränderung im früheren Ostteil Berlins statt, die heute noch andauert: Neubauten, Abrisse, Renovierungen. Im Westteil gab es lange Zeit Stillstand, der Ku’damm geriet in den Schatten von Friedrichstraße und Co. Nun aber wendet sich das Blatt wieder, im früher westlichen Teil der Stadt stehen gewaltige Innovation und Prestigebauten an, sichtbar z. B. am neuen Waldorf Astoria Hotel am Bahnhof Zoo. Und der Ku’damm ist wieder der Pracht-Boulevard mit Großstadtflair, mondänen Geschäften und entsprechender Gastronomie. Alles ist dank eines gut ausgebauten Nahverkehrssystems leicht erreichbar.

    Wie kaum eine andere Stadt bieten Berlin und sein Umland Natur pur: dichte Wälder, klare Badeseen, verschwiegene Dörfer. Als Inspiration werden elf ausgewählte Ausflugstipps vorgestellt.

    Zwei Berliner Guides haben an diesem Buch mitgearbeitet: Markus Dallmann, der 41 Texte und zahlreiche Bilder beigesteuert hat, und Robert Müller. Herr Dallmann begleitet Berlin-Besucher zu den interessantesten Stellen der Stadt, Herr Müller radelt auf zum Teil ungewöhnlichen Routen durch die Spree-Metropole. Beiden besten Dank für ihre Mitarbeit und ihr Engagement bei diesem Projekt!

    Ein besonderer Dank gehört zudem meinem Berliner Freund Hans-Michael Mohr. Als Kenner der Westberliner Szene steuerte er so manchen Beitrag durch Anregungen bei.

    Ich wünsche mir, dass Sie das Berliner Herz, das Tempo der Stadt, ihren Lebensrhythmus zwischen Kiez und Vorzeigemeilen auf eigenen Wegen erspüren. Über Ihre Geheimtipps und Anregungen freuen wir uns!

    Michael Iwanowski

    Widmung

    Dieses Buch widme ich in besonderer Dankbarkeit posthum meinen mutigen und selbstlosen Eltern Johanna und Kurt Iwanowski sowie meiner Großmutter Hedwig Hoffmann. Ohne diesen engen Familienkreis und die Flucht in den Westen 1961 wäre es mir nicht möglich gewesen, meinen Weg in Freiheit zu gehen und dieses Buch im eigenen Verlag zu schreiben.

      1   Berliner Lebenswelten: Wo die Kreativen, Reichen, Armen, Bürgerlichen wohnen – ein Überblick

    Berlin ist eine sehr vielfältige Stadt, in der die unterschiedlichsten Menschen ihre kleine Heimat oder ihre kulturelle Gemeinschaft finden, ohne sich vom großen Ganzen abzukoppeln. Anpassungsdruck wie in anderen Städten gibt es hier nicht. Der traditionellen Einwandererstadt Berlin ist es egal, wie man ist. Für manche mag die Stadt zu groß, zu laut und zu anonym sein. Anderen gibt genau diese Größe etwas Beruhigendes und erzeugt ungeahnte Freiheitsgefühle. Der scheinbaren Bindungslosigkeit zum Trotz liebt der Berliner seinen Kiez und verlässt ihn ungern. So kann es passieren, dass sich eine „Reisegruppe aus Zehlendorf in bisher unbekanntes Terrain wagt – nach Kreuzberg. Wie aus bunten Mosaiksteinen setzt sich das knapp 900 km² große „Gebilde Berlin aus einer Vielzahl von Stadtvierteln zusammen.

    In der Berliner Innenstadt, die von der Ringbahn (S41 und S42) umfahren wird, lassen sich grob drei Lebenswelten charakterisieren: Im Bereich um den Hackeschen Markt sowie in Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg leben zumeist Kreative, innovative Aufsteiger, junge Familien und Studenten. Sie lieben die urbane, lebendige, weltoffene und tolerante Atmosphäre. Zuwanderer und Ausländer sind willkommen, es herrscht ein politisch „grünes Klima. Im früheren Arbeiterquartier Prenzlauer Berg wohnen heute überwiegend gutverdienende Akademiker, die Atmosphäre gilt als kinderfreundlich. Im Bereich Helmholtzplatz und Kollwitzstraße ist die Chance hoch, Prominenten über den Weg zu laufen. Viele Zugereiste bezeichnen den (noch) preisgünstigeren Friedrichshain als das „echte Berlin. Hier kann es gelegentlich auch etwas derber zugehen. Gepiercte Mütter mit Halbglatze und rücksichtslose Radfahrer auf Bürgersteigen sind keine Seltenheit. Angesagt sind Boxhagener Platz und Simon-Dach-Straße. Der frühere Westberliner Bezirk Kreuzberg ist zweigeteilt. Während rund um die Bergmannstraße der „Veredelungsprozess à la Prenzlauer Berg weit vorangeschritten ist, bestimmen in SO 36, dem „wilden und ärmeren Kreuzberg, die inzwischen Alteingesessenen das Stadtbild: Das sind sowohl die Nachkommen der türkischen Einwanderer als auch die Linksalternativen als „Nachfahren" der Hausbesetzerszene der 1980er-Jahre. Wichtiges Zentrum ist der Heinrichplatz auf der Oranienstraße.

    Prenzlauer Berg ist besonders bei Zugereisten beliebt

    In Friedrichshain geht’s hip und alternativ zu

    Die Stadtteile Moabit, Wedding, Neukölln-Nord sind geprägt von hoher Arbeitslosigkeit, hohem Migrantenanteil mit türkisch-arabischem Hintergrund und einer sichtbaren Armut. Dennoch hält der völlig ungefährliche Spaziergang durch die gut erhaltenen Altbauquartiere Überraschungen bereit. So gilt der Neuköllner Reuterkiez mit seinen Galerien und Kneipen als jüngstes Szeneviertel und wird aufgrund der Nähe zu Kreuzberg als Kreuzkölln bezeichnet.

    Die westlich und südlich an den Bezirk Mitte angrenzenden Stadtteile Charlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg gelten traditionell als großbürgerlich und sind bestimmt von hohem Lebensstandard und großstädtischem Flair im liberal-konservativen Milieu. Ein beliebter Treffpunkt ist z. B. der Ludwigkirchplatz in Wilmersdorf oder der Schöneberger Szenekiez rund um den Winterfeldtplatz mit seinem herrlichen Wochenmarkt (Mi u. Sa).

    Günstiger zum Wohnen sind die Plattenbauten

    Außerhalb der Innenstadt sind frühere Ost-West-Mentalitäten noch spürbar: Im früheren Ostberlin gibt es zwei Lebenswelten: Die großen Plattenbaugebiete der ehemaligen DDR-Mittelschicht (Lichtenberg, Marzahn) erscheinen nach außen eher ungemütlich, haben aber einen guten Wohnstatus und oft günstige Mieten. In den ruhigen Lagen Pankow, Treptow und Köpenick leben eher ältere Bewohner, Kulturleute sowie Familien, die es ins Grüne gezogen hat.

    Der „Westen" ist wiederum recht unterschiedlich: Kleinbürgerliches Milieu findet sich am ehesten in Reinickendorf und Spandau, wo von jeher ein gewisses Misstrauen gegenüber Großberlin vorherrscht. Das höchste Durchschnittsalter findet man im gediegenen bürgerlichen Süden (Tempelhof, Steglitz, Neukölln-Süd). Im reichen Südwesten (Westend, Grunewald, Zehlendorf) sind Einkommen und Lebensstandard am höchsten. Gelegentlich können rund um den Schlachtensee joggende Prominente angetroffen werden.

    (md)

      2   Friedrichstraße: Mythos, Absurditäten, Luxusmeile und Theaterviertel

    Die schnurgerade in Nord-Süd-Richtung verlaufende Friedrichstraße bildet das Rückgrat der barocken Stadterweiterung aus dem 17. Jh. mit ihrem schachbrettartigen Straßenraster. In den 1920er-Jahren galt die Leipziger Straße als „Kaufstraße, die Promeniermeile Unter den Linden als „Laufstraße, die Friedrichstraße aber als „Saufstraße. Hier fand die lebenshungrige Bevölkerung Kneipen, Kinos, Weinstuben, Bierschwemmen und Amüsierbetriebe. Bei „Aschinger gab’s Suppe für 30 Pfennig, Besteck angekettet an der Wand. Die im Krieg stark zerstörte Straße erwachte erst nach der Wiedervereinigung zu neuem, glanzvollem Leben.

    In den 1990er-Jahren setzte in Berlins historischem Geschäftszentrum eine ungeheure Bautätigkeit ein. Die Bodenpreise waren nach oben geschossen und entlang der Friedrichstraße wurden Milliarden investiert. Auf historischem Boden entstand ein völlig neues Geschäftszentrum mit Nobelboutiquen, glanzvollen Autosalons, 5-Sterne-Hotels, Luxusrestaurants und Lounge-Bars sowie Bürohäusern mit schicken Wohnungen obendrauf.

    Die drei Blöcke der Friedrichstadtpassagen, auch Quartiere Q 205, Q 206 und Q 207 genannt, sind unterirdisch durch eine luxuriöse Ladenpassage miteinander verbunden. Im Inneren bieten sie feine Spezialgeschäfte, Edelboutiquen, Designerläden und Cafés. Elegantestes Shopping-Areal ist Q 206. Zwischen Tauben- und Jägerstraße taucht man ein in eine Art-déco-Welt aus Marmor, Glas und Stahl. Im Quartier 207 an der Französischen Straße bietet das Edelkaufhaus Galeries Lafayette aus Paris seine Waren auf fünf Etagen an. Unten in der Gourmetabteilung kann sich der Feinschmecker wie Gott in Frankreich fühlen. Ein faszinierender Blick bietet sich vom Erdgeschoss in den riesigen gläsernen Kegel und Trichter im Gebäudeinneren.

    Schicker shoppen im Lafayette

    Ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist der Bahnhof Friedrichstraße, wo auf mehreren Etagen S- und Regionalbahnlinien, U-Bahn und Tram aufeinandertreffen. Während der Teilung Berlins fungierte der Bahnhof als beklemmender Grenzübergang mit labyrinthischen Gängen und Treppenläufen. Schmerzhafte Verabschiedungsszenen machten ein weiteres Kontrollgebäude hinter dem Bahnhof zum legendären „Tränenpalast. Im September 2011 wurde er als Museum der Teilung mit der Ausstellung „GrenzErfahrungen. Alltag der deutschen Teilung eröffnet.

    Im nördlichen Bereich der Friedrichstraße befindet sich das traditionsreiche Theaterviertel. Im legendären Admiralspalast finden in mehreren Spielstätten bis zu 2.400 Personen Platz und im Vorderhaus macht die „Distel" politisches Kabarett (s. S. 142). Weit strahlt die Leuchtschrift des von Bertolt Brecht gegründeten Berliner Ensembles jenseits der Spree. Ein einzigartiges Showspektakel aus Ballett, Artistik und Tingeltangel bietet Europas größtes Revuetheater, der Friedrichstadt-Palast. Das Deutsche Theater in der nahe gelegenen Schumannstraße mit den zugehörigen Kammerspielen zählt zu den besten Bühnen im deutschsprachigen Raum.

    (md)

    Geisterbahnhöfe

    Eine Absurdität der Geschichte sollte sich zu DDR-Zeiten unter der Friedrichstraße abspielen. Die seit 1923 fahrende U-Bahnlinie (U6) startete im geteilten Berlin nun im nördlichen Westsektor und endete im südlichen Westsektor, durchfuhr aber in Mitte den Ostsektor. Nach dem Mauerbau machte man sämtliche U-Bahnhöfe auf der Ostberliner Seite unzugänglich, während die Westberliner ohne Halt durch diese Bahnhöfe fuhren. In den schummrig beleuchteten „Geisterbahnhöfen" patrouillierten Grenzsoldaten und passten auf, dass die U-Bahnen ja nicht anhielten.

    Info

    Hinkommen: U2 und U6 Stadtmitte, U6 Französische Straße sowie S+U-Bahnhof Friedrichstraße.

    Einkaufen: Friedrichstadtpassagen, Mo–Sa 10–20 Uhr.

    Dussmann das KulturKaufhaus, Friedrichstr. 90, Tel. 030/20251111, www.kulturkaufhaus.de, Mo–Fr 9–24 (!) Uhr, Sa bis 23.30 Uhr. Mit riesiger Auswahl an Büchern und Musik.

    Ausstellung: GrenzErfahrungen, im Tränenpalast/Bahnhof Freidrichstraße, www.hdg.de/berlin/traenenpalast/, Di–Fr 9–19 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr, Eintritt frei.

    Essen & Trinken: Am Spreeufer am Schiffbauerdamm reihen sich mehrere große Restaurants wie das Brechts oder Ganymed aneinander. Die Ständige Vertretung mit rheinischen Spezialitäten gilt als Zufluchtsort für die „Bonner" nach dem Regierungsumzug nach Berlin (Schiffbauerdamm 8, Tel. 030/2823965, www.staev.de, tgl. 10.30–1.00 Uhr, Mo–Fr Mittagstisch 11–15 Uhr).

    Daneben in der Berliner Republik variieren die Bierpreise je nach Angebot und Nachfrage (Schiffbauerdamm 8, Tel. 030/30872293, www.die-berliner-republik.de, tgl. 10–5 Uhr).

    Zum Hauptgericht Promis – rund um die Friedrichstraße finden sich einige Lokalitäten, in denen man das eine oder andere bekannte Gesicht entdecken kann, z. B. das Borchardt, Französische Str. 47, Tel. 030/81886262, www.borchardt-restaurant.de, tgl. 11.30–24 Uhr, Reservierung empfohlen. Berühmtheiten wie Leonardo di Caprio, Jack Nicholson und Michael Douglas wurden hier gesichtet … Zu essen gibt’s deutsche und französische Küche. Berühmt ist das Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat.

    Bocca di Bacco, Friedrichstraße 167, Tel. 030/20672828, www.boccadibacco.de, Mo–Sa 12–24 Uhr, So 18–24 Uhr, Reservierung erbeten. Hervorragende Pasta, Fleisch- und Fischgerichte z. B. Entrecôte vom Kalb mit Kräutern und Fenchelgratin. Innen wird typisch wilhelminischer Historismus mit italienischen Stilelementen verbunden.

      3   Rund um den Hackeschen Markt: urbaner Mikrokosmos im Dickicht der Höfe

    Den Auftakt für das quirlige Szeneviertel in der Spandauer Vorstadt bildet der Hackesche Markt. Um 1750 legte der Stadtkommandant Graf von Hacke diesen dreieckigen Platz direkt hinter der einstigen Altstadtbefestigung Berlins an. Eingerahmt von historischen Gebäuden und dem 1880 gebauten S-Bahnhof mit rotem Klinker und Terrakottaschmuck kann man die Atmosphäre bei einem Cappuccino im Freien genießen. Weitere Wohltaten für Leib und Seele bieten die Stände auf dem Wochenmarkt an, der donnerstags und samstags stattfindet.

    Die ab dem 17. Jh. entstandene Spandauer Vorstadt erhielt ihren Namen aufgrund einer mittelalterlichen Wegeverbindung zum 15 km entfernten Spandau. Mit der Industrialisierung setzte eine rasante bauliche Verdichtung, für die vielen kleinen Handwerks- und Industriebetriebe wurden Höfe angelegt. Die berühmteste Hofanlage liegt an der Rosenthaler Straße und ist mit ihrer stolzen Fassade bereits vom Hackeschen Markt aus zu sehen.

    Die Hackeschen Höfe von 1906 waren seinerzeit der größte Wohn- und Gewerbekomplex Europas. Sie bieten heute eine vielfältige Mischung aus Restaurants, Designerläden, Kreativbüros, Galerien sowie reinen Wohnbereichen. Der Bummel durch die acht Höfe gleicht einer Entdeckungsreise. Das üppige Entree bildet der erste Hof mit seinen bunt glasierten Fliesen in einer Mischung aus Jugendstil und Art déco. Ganz oben im Ambiente eines ehemaligen Ballsaals zeigt das Chamäleon erstklassige Varieté-Shows. In Hof Nr. 5 gibt’s den Ampelmann als Nudel oder Eiswürfel und in Hof Nr. 7 bietet Eat Berlin Feines aus Berliner Genuss-Manufakturen.

    Der erste Hof: dekoriert mit bunt glasierten Fliesen

    Von Hof 6 zweigen die Rosenhöfe mit Durchgang zum Rokoko-Gebäude in der Rosenthaler Straße 36 ab. In einem gleichsam charmanten wie kitschigen Ambiente aus rosa Fassaden und türkisen Metallstreben werden u. a. Designerbrillen für den Jet-Set-Reisenden oder Yogakurse für hippe Großstädter angeboten. Innerhalb der nur teilweise renovierten und düster erscheinenden Höfe der Rosenthaler Straße 39 lässt sich die jüngere Geschichte des gesamten Viertels erahnen. Die im Zweiten Weltkrieg verschonten Gebäude, die zu DDR-Zeiten dem Verfall preisgegeben waren, wurden nach der Wiedervereinigung von jungen Leuten und Künstlern als billige Wohnmöglichkeit neu entdeckt. Der morbide Charme der verfallenen Höfe strahlte eine ungeheure Anziehungskraft auf die Kreativen und die wilde Clubszene der 90er-Jahre aus. Es folgten internationale Galeristen, Designer und Modeateliers sowie die Flagshipstores der Modebranche. Heute gehört das Viertel zu den teuersten und angesagtesten Gebieten Berlins.

    Fassadenansicht der Hackeschen Höfe

    Eine der ältesten Straßen ist die Sophienstraße mit ihren Gebäuden aus dem 18. Jh. Während eines Bummels durch diese malerische Altstadtstraße lohnen sich Abstecher in weitere Hofanlagen. Die Sophiensaele im Gebäudeensemble des Handwerkervereinshaus bieten zeitgenössische Theaterkunst und Neue Musik. Bei Hausnummer 21 gelangt man in die Sophie-Gips-Höfe, ein ehemaliges Fabrikareal mit drei Bürgerhäusern zwischen Sophien- und Gipsstraße. Die Kunstsammler Hoffmann schufen in diesem Komplex eine Verbindung aus Kunst, Kultur und Wohnen. Sie zeigen außerdem eine der größten Privatsammlungen der Welt. Im zweiten Innenhof können im Barcomi’s 13 hausgeröstete Kaffeesorten und Bagelspezialitäten probiert werden.

    (md)

    Info

    Hinkommen: S5/S7/S75 und M1/M4/M5/M6 S-Bahnhof Hackescher Markt.

    Essen & Trinken: Große Auswahl auf dem Hackeschen Markt und in der Rosenthaler Straße.

    BBQ Kitchen, Am Zwirngraben 5, Tel. 030/27909816, www.bbq-kitchen.de, So–Do 11–24, Fr–Sa 11–1 Uhr. Erstklassiges Barbecue für kleines Geld: Hähnchen, Ente, Spareribs mit guten Dips (Smoke, BBQ oder Chili) und Beilagen (Cole Slaw, Rot- und Weißkraut, Kräuterkartoffel). Ein Mixed Grill BBQ kostet 12 €.

    Kunst: Sammlung Hoffmann, Sophie-Gips-Höfe, 2. Hof, Aufgang C, Sophienstraße 21, Tel. 030/28499120, www.sammlung-hoffmann.de, samstags 11–16 Uhr nach Voranmeldung (geschlossen August und zwischen Weihnachten und Neujahr), 10 €.

    Varieté-Show: Chamäleon, in den Hackeschen Höfen, Rosenthaler Straße 40/41, Tel. 030/4000590, www.chamaeleonberlin.com, ab 37 €.

      4   Unter den Linden I: Königsmeile und Demonstration preußischer Macht

    Die berühmteste Prachtstraße und Flaniermeile Berlins führt vom ehemaligen Stadtschloss auf der Spreeinsel bis zum Brandenburger Tor. Mit ihren Bauten versammelt sie das Beste und Schönste der preußischen Architektur vom Barock bis zum Klassizismus, lässt auf ihren knapp 1,5 km aber auch die Brüche der Geschichte sichtbar werden.

    Direkt hinter der Schlossbrücke trifft man auf den bedeutendsten Barockbau Berlins und gleichzeitig das älteste Gebäude des Straßenzugs. Das Zeughaus, 1706 als königliches Waffenarsenal errichtet, ist heute Sitz des Deutschen Historischen Museums. Der überdachte Innenhof ist frei zugänglich. Hier befinden sich mit den „Köpfen sterbender Krieger" 22 Meisterwerke der Bildhauerkunst von Andreas Schlüter. Von hier kommt man auch in den neuen Anbau mit seinen Wechselausstellungen. Er wurde von I.M. Pei gestaltet, dem Architekten, der auch die Glaspyramide des Pariser Louvre entworfen hat.

    Direkt gegenüber befindet sich das Kommandantenhaus. Nach der Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg stand hier das DDR-Außenministerium, welches seinerseits 1995 abgerissen wurde. Das heutige Palais ist – auch wenn es in Anbetracht der Fassade aus original schlesischem Kalkstein und dem Figurenschmuck schwer zu glauben ist – ein Neubau aus dem Jahr 2003.

    Danach folgen zwei wunderbare Beispiele des preußischen Klassizismus: das Kronprinzenpalais und das Prinzessinnenpalais, das heutige Opernpalais. Wo vor 200 Jahren preußische Prinzessinnen Kissenschlachten austrugen, gab es bis Ende 2011 Schlachten ums Kuchenbüffet. Leider ist das große Operncafé geschlossen. Mittlerweile hat der Axel-Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner das historische Bauwerk gekauft.

    Prachtbau: Details am Zeughaus

    Auf der anderen Straßenseite steht die Neue Wache von 1818, das erste Gebäude von Karl Friedrich Schinkel, das in Berlin gebaut wurde. Von Anfang an war die „Haupt- und Königswache auch als Gedenkstätte konzipiert. Zunächst erinnerte sie an die Gefallenen der Befreiungskriege, zu DDR-Zeiten brannte im Inneren die Ewige Flamme für die „Opfer von Faschismus und Militarismus, draußen fand die Wachablösung im Stechschritt statt. Heute steht in dem asketisch anmutenden Raum eine vergrößerte Kopie der Skulptur „Mutter mit totem Sohn von Käthe Kollwitz; der Bau dient als „Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

    Unter Friedrich dem Großen entstand ab 1740 das Forum Fridericianum. Die Gebäude um den heutigen Bebelplatz demonstrieren die geistige und künstlerische Haltung des preußischen Monarchen. Den Auftakt bildet die Staatsoper, die 1742 als erstes frei stehendes und damals größtes deutsches Opernhaus eröffnet wurde. Das Gebäude wird bereits seit 2010 saniert, übergangsweise ist die weltberühmte Staatskapelle unter der Leitung von Daniel Barenboim deshalb im Schillertheater ansässig. Den Bau der katholischen St.-Hedwigs-Kathedrale hinter der Staatsoper genehmigte der König als Zeichen seiner religiösen Toleranz. Architektonisches Vorbild war das Pantheon in Rom. Die königliche Alte Bibliothek, von den Berlinern aufgrund ihrer geschwungenen Form „Kommode" genannt, erinnert an den Michaelertrakt der Wiener Hofburg. Kein Wunder, beruht der Bau doch auf denselben Plänen. Diese Kopie sollte die Überlegenheit Preußens über Österreich demonstrieren. Und tatsächlich wurde das Berliner Gebäude früher vollendet als das Vorbild in Wien – und zwar ganze hundert Jahre. Auf der nördlichen Seite entstand für Friedrichs Bruder das Prinz-Heinrich-Palais, die heutige Humboldt-Universität.

    In der Mitte des Bebelplatzes ist eine Glasscheibe eingelassen, unter welcher man bei genauem Hinsehen einen Raum mit leeren Bücherregalen entdeckt. Diese versunkene Bibliothek symbolisiert den kulturellen Verlust durch die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933. Doch auch Friedrichs II. wird an dem von ihm initiierten Bauensemble gedacht: Elf Jahre arbeitete Daniel Rauch an seinem Meisterwerk, dem „Reiterstandbild Friedrichs des Großen". Die 1851 enthüllte Plastik gilt als Startpunkt der realistischen Darstellungsweise in der Bildhauerei: Es zeigt den Monarchen hoch zu Ross – mit Uniform und Krückstock.

    (md)

    Info

    Hinkommen: Bus 100/200/TXL Staatsoper oder Unter den Linden/Friedrichstr.

    Information: Deutsche Staatsoper, wegen Renovierung findet der Spielbetrieb im Schillertheater statt (Bismarckstr. 110, Tel. 030/203540, www.staatsoper-berlin.de). Die Wiedereröffnung ist für Herbst 2017 geplant.

    Deutsches Historisches Museum, Tel. 030/20304444, www.dhm.de, tgl. 10–18 Uhr, 8 €, bis 18 Jahre frei.

    Markt: Kunstmarkt am Zeughaus, hier verkaufen viele Berliner sowie osteuropäische Künstler ihre Bilder, Drucke, Skulpturen und Spielzeug. Von Kunst bis Kitsch ist alles dabei. Jeden Samstag und Sonntag (www.kunstmarkt-berlin.com).

    Essen & Trinken: Café-Restaurant im Deutschen Historischen Museum mit Terrasse zur Spree, tgl. 10–18 Uhr.

      5   Unter den Linden II: Bäume, Banken und Bugatti

    Am „Reiterstandbild Friedrichs des Großen beginnt der westliche Teil des Boulevards, der bis zum Pariser Platz am Brandenburger Tor führt. Und während der östliche Teil mit seinen preußischen Prachtbauten weitgehend baumlos ist, wandelt man hier tatsächlich unter Linden. Auf dem alten Reitweg, der vom Schloss in den kurfürstlichen Tiergarten führte, ließ „der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1647 jeweils 1.000 Nuss- und Lindenbäume anpflanzen. Während die Nussbäume verkümmerten, entwickelten sich die Linden prächtig und gaben der Straße ihren Namen. Wäre es anders gelaufen, hieße die Promenade womöglich „Unter den Nüssen" …

    Der bürgerliche Westteil der Straße mit seinen stolzen Geschäftshäusern, Palais und Hotels entstand im Baurausch der Gründerzeit. Zu Ostberliner Zeiten wurden viele der im Krieg zerstörten Gebäude durch Botschaften und langweilige Verwaltungsbauten mit öden Fassaden ersetzt. Nach der Wiedervereinigung brach wiederum ein Bauboom los: Die Nähe zum neuen Regierungsviertel machte die Linden und die benachbarten Straßen zu begehrten Adressen für die Niederlassungen von Firmen und Verbänden – und damit nicht zuletzt für Lobbyisten.

    Der mächtige Bau der Staatsbibliothek auf der nördlichen Seite beim Reiterstandbild umschließt mehrere Höfe sowie den neuen Glaskubus des Lesesaals. Wegen der anhaltenden Generalsanierung ist der Haupteingang Unter den Linden derzeit nicht zugänglich (Eintritt über die Dorotheenstraße). Gegenüber zeigt die Deutsche Bank in ihrer KunstHalle (Ecke Charlottenstr.) wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Das alte Bankenviertel zwischen Linden, Behrenstraße und Französischer Straße hatte nach dem Krieg seine Bedeutung verloren. Nach der Wiedervereinigung übernahmen die Geldinstitute ihre großen Häuser wieder oder überließen sie anderen Nutzern. So verwandelte sich das ehemalige Gebäude der Dresdner Bank am Bebelplatz (in dem lange die Staatsbank der DDR untergebracht war) zum schicken Hotel de Rome. Ebenfalls umfunktioniert wurde der riesige, 8 m hohe Schalterraum der Diskontobank an der Charlottenstraße/Ecke Behrenstraße. Er wird heute vom Edelrestaurant Gendarmerie genutzt.

    Beliebte Flaniermeile: Unter den Linden entlang

    Bücherstand vor der Humboldt-Uni

    Auch die Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße mit ihren berühmten Cafés Bauer, Victoria und Kranzler ging im Bombenhagel unter. Einzig das Haus der Schweiz, unschwer an der Wilhelm-Tell-Figur an der Fassade zu erkennen, blieb verschont. Zum Tanz ums Goldene Kalb, Pardon, ums edle Blech, fordern mehrere alte Bekannte auf: Im Upper-Eastside-Komplex präsentiert Mercedes-Benz seine neuesten Kreationen. Auf der anderen Straßenseite im Lindencorso inszeniert VW seine Marken von Golf bis Bugatti im Drive Volkswagen Group Forum. Im Untergeschoss gibt es wechselnde Kunstausstellungen.

    Neben dem Haus der Schweiz folgen die Kaiserhöfe. Direkt daneben produziert im Zollernhof das ZDF-Hauptstadtstudio Sendungen wie „aspekte, „Berlin direkt oder das „ZDF-Morgenmagazin". Das verglaste Atrium des Kontorhauses gibt den Blick frei ins Studio 1. In der Hausnummer 42 folgt ein Ableger des Café Einstein, Treffpunkt der Berühmten und Mächtigen (S. 53). Schräg gegenüber erhebt sich der stalinistische Prunkbau der russischen Botschaft.

    (md)

    Info

    Hinkommen: U+S-Brandenburger Tor oder U+S-Friedrichstraße sowie Bus 100/200 Unter den Linden/Friedrichstraße.

    Museen:

    KunstHalle by Deutsche Bank, Unter den Linden 13 / 15, Tel. 030/2020930, tgl. 10–20 Uhr, 4 € (Kinder 3 €), montags Eintritt frei.

    Madame Tussauds, Unter den

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