Analyse und Durchführung eines Benchmarks von fachspezifischer Software für FMEA: Masterarbeit an der Hochschule Ravensburg-Weingarten
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Durch die häufig zu schnelle und ungenügend belegte Entscheidung für eine im Nachhinein falsche Software, entstehen nachhaltig interne und externe Konflikte. Darüber hinaus werden unnötig erhebliche Ressourcen verschwendet und große Kosten erzeugt.
Die vorliegende Arbeit soll diese Entscheidungsfindung strukturiert unterstützen. Dafür werden von Experten ausgewählte Kriterien, welche für die Erstellung einer FMEA relevant sind objektiv für jeden Softwareanbieter bewertet.
Julian Häußer
Der Autor M. Eng. Julian Häußer, Jahrgang 1992, studierte Maschinenbau an der DHBW Stuttgart und Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Ravensburg-Weingarten. Schon während des Studiums und in seiner Masterarbeit beschäftigte er sich intensiv mit dem Thema FMEA. Direkt nach dem Studium absolvierte er erfolgreich eine Ausbildung zum FMEA Moderator. Seit 2017 moderiert, coacht und trainiert er für Kundenprojekte national und international für die Werdich Engineering GmbH und die FMEAplus Akademie GmbH. Zusätzlich hat er sich auf das Thema FMEA-Software spezialisiert und unterstützt Kunden schon sehr frühzeitig bei der Auswahl eines geeigneten FMEA Tools. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse fließen in diese Neuauflage des Fachbuchs mit ein.
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Analyse und Durchführung eines Benchmarks von fachspezifischer Software für FMEA - Julian Häußer
1. Einleitung
Dieses Kapitel enthält gekennzeichnete Auszüge aus [11].
Viele Unternehmen und FMEA-Anwender klagen über Probleme und Konflikte mit ihrer FMEA-Software. Dies hat oft nicht den Grund einer schlechten Software, sondern einfach nur einer falschen, nicht auf das Unternehmen angepassten Einbindung der Software in die Produktentstehungsprozesse. Dieser Fall tritt oft ein, da zum einen eine schnelle Entscheidung bei der Auswahl getroffen werden muss und zum anderen gibt es aktuell keine übersichtliche und softwareneutrale Auflistung der verschiedenen Softwares mit ihren Stärken, Schwächen, Vor- und Nachteilen.
Eine Umfrage des Fraunhofer IPA auf dem diesjährigen Osnabrücker FMEA-Kongress bestätigt die teilweise Unzufriedenheit und das Verbesserungspotenzial der Softwares.
Die Umfrage zeigt, dass ca. ein Viertel der Befragten mit Ihrer aktuellen FMEA-Softwarelösung nicht zufrieden ist. Darüber hinaus werden vor allem die Integrationsfähigkeit in die EDV-Umgebung und die Bedienungsfreundlichkeit bemängelt.
Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, eine wie oben genannte Übersicht mit den Funktionen und weiteren Kriterien aller FMEA-Softwarehersteller und deren Bewertungen zu erstellen. Diese kann mithilfe einer Kriterienanalyse als Entscheidungsgrundlage angewandt werden.
1.1. Risikomanagement
Jede Entscheidung, die in einem Unternehmen getroffen wird ist mit einem gewissen Risiko behaftet. Menschen tendieren dazu, Entscheidungen nach dem Bauchgefühl zu treffen. Dies kann jedoch fatale Folgen haben, da hierbei Faktoren wie persönliches Risikoverhalten, aktuelle Laune und andere äußerliche Einflüsse die Entscheidung mittragen. Fachliche und belegte Faktoren werden zu wenig berücksichtigt und können später gegen den Entscheider verwendet werden. Deswegen und wegen der aktuellen gesetzlichen Vorgaben, ist es essentiell und unabdingbar, systematisch Risikomanagement zu betreiben.
Risikomanagement kann sowohl präventiv als auch korrektiv betrieben werden. Der korrektive Ansatz wird gewählt, wenn nachdokumentiert werden muss oder es bereits zu einem Fehler oder Schaden gekommen ist. Dann wird durch Risikomanagement versucht, ein Produkt oder einen Prozess zu re-engineeren, eine Dokumentationspflicht nachträglich zu erfüllen oder systematisch Ursachen zu ermitteln, um Folgekosten zu reduzieren. Der präventive Ansatz dagegen versucht, Risiken parallel zur Entwicklung und somit deutlich vor deren Eintritt zu identifizieren und abzuschalten. Denn, je früher Fehler entdeckt und eliminiert werden, desto geringer sind die Fehlerbeseitigungskosten. Dieser Ansatz wird als „Präventive Analytik" bezeichnet.
1.2. Präventive Analytik
Die Präventive Analytik umfasst alle Methoden und Prozesse die dafür dienen, Produkte oder Prozesse während deren Entwicklung zu strukturieren und dadurch ein besseres Verständnis aufzubauen. Mit diesem können Risiken und Gefahren früher reduziert werden. Dies ist mit einem gewissen Zeit- und Kostenaufwand verbunden, dieser wird sich durch die vermiedenen Fehler meistens rentieren. Die Schwierigkeit ist, dass man nicht beweisen kann, dass Fehler vermieden wurden, da diese ja nie eingetreten sind. Doch die Erfahrung zeigt und rechtfertigt den Einsatz präventiver analytischer Methoden.
1.3. Methoden/Tools
Es gibt mehrere Methoden, welche in der präventiven Analytik zum Einsatz kommen können. In der folgenden Grafik sind die wichtigsten und am häufigsten verwendeten Risikoanalysen abgebildet. Die FMEA, mit welcher wir uns beschäftigen, liegt im operativen Bereich und deckt folgende Risikobereiche ab:
Risikoidentifizierung, Risikoanalyse, Risikobewertung, Risikosteuerung und -bewältigung.
Die nicht von der FMEA abgedeckten Bereiche werden in der Vorbereitungsphase bzw. Nachbereitungsphase der FMEA durch folgende Tools bewältigt:
Ermittlung des Kontextes: Blockdiagramm, Prozesslaufdiagramm
Risikoüberwachung und –überprüfung: Control Plan, Maßnahmentracking
Abbildung 1: Tools im Risikomanagement(1)
1.4. FMEA
Die Fehler-Möglichkeiten und Einfluss Analyse oder Failure Mode and Effects Analyses (FMEA) ist ein analytisches Verfahren, welches in der Entwicklung oder Optimierung bestens unterstützen kann. Sie strukturiert ein Produkt oder einen Prozess und verbessert die Übersichtlichkeit, ist nachvollziehbar und ermöglicht zielorientierte Umsetzung.
Warum man eine FMEA machen sollte bzw. machen muss, hat mehrere Gründe:
Normen
Folgende Normen fordern den Einsatz von Vorbeugemaßnahmen und empfehlen dafür die FMEA (Auszug):
DIN EN ISO 9001:2008
DIN EN ISO 9004:2009
DIN EN 60812 Nov. 2006
Richtlinien
Auch von verschiedenen Richtlinien wird die FMEA gefordert bzw. empfohlen (Auszug):
ISO/TS 16949
AIAG 4th Edition, June 2008
VDA Band 4 Teil 3 2010
DGQ: Band 13-11 FMEA, 4. Auflage 2008
Wirtschaftlichkeit
Ein ebenso wichtiger Faktor ist die Wirtschaftlichkeit, da diese durch die FMEA gesteigert werden kann. Dies ist oft schwer zu beweisen, da eine FMEA zunächst nur Kosten verursacht und vermiedene Fehler generell nicht nachgewiesen werden können. Es ist mehrfach belegt, dass systematisches und konsequentes Pflegen einer FMEA-Kultur die Kosten mittel- und langfristig senkt.
FMEA hilft, G&K sowie sonstige Fehlerkosten massiv zu senken und die Wahrscheinlichkeiten von Rückrufaktionen zu verringern
Reduzierung der Kundenreklamationen um 15