Die Schlacht Bei Agincourt
By Johann Baier
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About this ebook
Wie kam es zu dieser Schlacht? Wer waren die Männer, die König Henry V. nach Frankreich führte? Wie konnte es ihnen gelingen, die Blüte des französischen Rittertums, bestens ausgerüstet und hervorragend ausgebildet, vernichtend zu schlagen? Welchen Anteil hatten die Bogenschützen daran, und was berichtet uns Shakespeare darüber?
Dieses Buch stellt den Leser zwischen die Männer, die sich in dieser Schlacht gegenüberstanden, lässt ihn miterleben, was sie fühlten und erdulden mussten. Und er erfährt, wie aus den ursprünglich missachteten bäuerlichen Bogenschützen eine hoch angesehene Waffengattung wurde.
Hier wird den historischen Fakten Farbe und Leben geben, denn seit Shakespeare ist über diese berühmte Schlacht nicht mehr so lebendig und anschaulich geschrieben worden.
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Book preview
Die Schlacht Bei Agincourt - Johann Baier
Die Schlacht bei Agincourt
von Dr. Johann Baier
Mit Illustrationen von Dr. Johann Baier und Volker Alles
Alle Rechte vorbehalten. Ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus in irgendeiner Form zu reproduzieren oder zu verbreiten.
© 2014 ebook
ISBN: 978-3-938921-35-7
Verlag Angelika Hörnig
Siebenpfeifferstr. 18
D-67071 Ludwigshafen am Rhein
www.bogenschiessen.de
Ich danke meiner Verlegerin Angelika Hörnig und ihrem Team dafür, dass sie dieses Buch haben Wirklichkeit werden lassen.
Vor allem möchte ich mich auch bei meinen Freunden Mag. Walter Hornik, bei Sigrid Schreckentaler und Dieter Senk und bei Bela Kromer bedanken, die meine Manuskripte gelesen, kritisiert und korrigiert haben.
Besonders möchte ich meiner Frau Luise danken, ohne deren Rat und Kritik die Fotos und Zeichnungen nicht ihr jetziges Aussehen hätten.
Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die spüren, dass ihre Hand immer schon den Bogen gehalten hat.
Inhalt
Prolog:
Sankt Crispianustag
1. Kapitel:
Kein König Englands ohne Frankreichs Thron!
2. Kapitel:
Ein beglücktes Häuflein Brüder
3. Kapitel:
Prinzen, rüstet stark euch
4. Kapitel:
Auf Connétable, und ihr Prinzen all!
5. Kapitel:
Heiß sie mich erst bezwingen
6. Kapitel:
Oh, Gott der Schlachten! Stähle meine Krieger
7. Kapitel:
God for Harry, England, and Saint George!
8. Kapitel:
Ordne Gott, den Tag, wie dirs gefällt!
9. Kapitel:
So töte jeder seinen Kriegsgefangenen
10. Kapitel:
Groß in seiner Kraft schien Englands Stern
Zum Schluss:
Warum Shakespeare?
Prolog
Sankt Crispianustag
Der Morgen ist kalt. Nebelschwaden ziehen durch den Wald und über das frisch gepflügte Feld. Es hat die ganze Nacht über geregnet.
Die Männer drängen sich zusammen. Sie sind müde, hungrig und verzweifelt. Die meisten von ihnen haben die Nacht durchwacht. Die Unsicherheit und die Angst vor dem, was der beginnende Tag bringen wird, hat sich ebenso in ihren Gedärmen festgesetzt wie die Ruhr, die viele von ihnen befallen hat.
Der Regen hat ihre Schuhe und Stiefel aufgeweicht. Ihre Kleidung, ihre aus Stofflagen gefertigten Panzer und ihre gesamte Ausrüstung sind vollgesogen mit Feuchtigkeit, kalt und klamm. Tropfen bedecken die Rüstungen der Ritter und die Helme der Soldaten. Längst haben sie aufgehört, das Wasser wegzuwischen.
Auf der anderen Seite des frisch gepflügten Feldes, mit seiner vom tagelangen Regen vollkommen durchtränkten, schlammigen und aufgerissenen Erde, wartet die Armee der Feinde.
Die Feinde sind begierig auf die Schlacht. Sie sind siegesgewiss. Sie sind satt und ausgeruht. In der Nacht haben ihre Adeligen um die Lösegelder für die gefangenen Gegner gespielt, die sie zu nehmen gedenken.
Die Anführer dieses Heeres – der Dauphin, Thronfolger Frankreichs, der Duc d’Orléans und Charles d’Albret, der Connétable von Frankreich – wissen um ihre Übermacht. Ihr Heer ist dem anderen an Zahl sechsmal überlegen; zählt man auch das übrige Fußvolk hinzu, so können sie wohl eine zehnfache Übermacht aufbieten.
Alleine der Tross und die herumlungernden Bauern könnten das Feld vor ihnen von diesem jämmerlichen Bettelheer säubern, glauben sie.
So gering schätzen die Franzosen ihre hungrigen und zerlumpten Gegner ein.
Auf der anderen Seite des Feldes steht das englische Heer und erwartet den Angriff. Unsicher schauen die Männer über den Acker und beobachten, wie sich die Franzosen zur Schlacht formieren. Links und rechts wird die gepflügte Fläche von Wäldern begrenzt. Über den Bäumen, links voraus, können sie den Turm einer Burg erkennen.
Der englische König blickt auf seine Männer und weiß, dass dieser Tag über ihr Schicksal entscheiden wird. Er weiß, dass er ihnen die Unsicherheit und die Angst nehmen muss, dass er sie dazu bringen muss, dem zahlenmäßig weit überlegenen Gegner standzuhalten.
Seine Rede reißt die Ritter und Soldaten aus ihrem dumpfen Brüten, gibt ihnen Zuversicht und Kraft, lässt Hoffnung aufkeimen. Der König nennt sie Brüder.
»Denn welcher heut sein Blut mit mir vergießt,
Der wird mein Bruder, sei er noch so niedrig,
Der heutge Tag wird adeln seinen Stand« ¹
Er sagt ihnen, dass man sich an sie, an ihre Namen und an ihre Taten erinnern wird. Dass Edelleute, die jetzt in England im Bett liegen, verfluchen werden, an diesem Tag nicht bei diesen Wenigen gewesen zu sein, bei diesem Häuflein beglückter Brüder.
Der König, der zu seinem Heer spricht, ist Heinrich V., achtundzwanzig Jahre alt, ein Kriegerkönig wie seine Vorfahren Edward I. und Edward III.
Es ist der 25. Oktober 1415, der Tag des Heiligen Crispianus.
Der Name der Burg neben dem Feld ist Agincourt.
►So hat der englische Bühnenautor William Shakespeare, dessen Werk uns in diesem Buch immer wieder in Form von kursiv geschriebenen Zitaten begegnen wird, die letzten Minuten vor der schicksalhaften Schlacht bei Agincourt in seinem großartigen Epos „Henry V." dargestellt. Das heldenhafte englische Heer, geführt von seinem tapferen, ritterlichen König, stellt sich der gewaltigen Übermacht der siegessicheren Franzosen an diesem Sankt Crispianustag.
1. Kapitel
Kein König Englands ohne Frankreichs Thron!
Als der Morgen des 25. Oktober 1415 herandämmert, kommt Bewegung in das Heer der Engländer, das die Nacht über im Dorf Maisoncelle gelagert hat. Während die Ritter und ihre engsten Begleiter in der Nacht in den Hütten geschlafen haben, haben die einfachen Soldaten im Freien nächtigen müssen. Der König und sein unmittelbares Gefolge haben die Nacht in der kleinen Kirche des Ortes verbracht.
Es hat in der Nacht ebenso strömend geregnet wie in den letzten Tagen. Alles ist nass und kalt. Das Wasser trieft von den Dächern, den Ästen der Bäume, sammelt sich in jeder Vertiefung und bildet Pfützen und Schlammseen, wo der Boden von den Schuhen der Männer und den Hufen der Pferde aufgewühlt ist.
Obwohl die Männer versucht haben, sich unter Bäumen und Hecken, an die Mauern der Häuser und die Pferde der Ritter gedrängt, vor dem Regen zu schützen, ist es ihnen kaum gelungen, ihre Kleider und ihre Ausrüstung trocken zu halten. Ihr Schuhwerk ist ruiniert vom Marschieren über die schlammigen Straßen Frankreichs. Jede Faser an den Körpern der Männer ist feucht. Jedes einzelne Kleidungsstück, das sie tragen ist mit Wasser vollgesogen, ist schwer und klamm.
Die Männer haben es irgendwann aufgegeben, ihre Helme und ihre Waffen zu trocknen. Es ist angesichts der vom Himmel strömenden Fluten sinnlos geworden. Mit viel Aufwand und Mühe schaffen es die Pagen gerade, die Rüstungen ihrer Herren trocken und sauber zu halten. Auch die Federn der Pfeile leiden, aber sie sind in ihren Leinensäcken und unter Decken und Tüchern dem Regen wenigstens nicht unmittelbar ausgesetzt.
Vom Frühstück können die meisten nur träumen. Seit Tagen sind die Vorräte aufgebraucht. Während des Marsches hatten die Männer Beeren und Nüsse gesammelt, um wenigstens den ärgsten Hunger zu stillen.
Alle, ob Adelige oder einfache Soldaten, sind erschöpft und müde. Es ist der siebzehnte Tag des Marsches.
Wenige haben diese Nacht durchgeschlafen. Allen war schon am Vortag klar, dass der heutige Tag eine Schlacht bringen werde. Die Übermacht der Feinde, die bloß eine Meile weit entfernt stehen, ist erdrückend. Die Angst sitzt den Männern im Nacken. Die meisten sind überzeugt, dass ihr letzter Tag angebrochen ist. Es gibt kaum einen, der in der Nacht nicht gebetet hat. Viele haben gebeichtet und ihren Frieden mit Gott gemacht.
Im englischen Lager war es sehr leise gewesen. Der König hatte absolute Ruhe befohlen. Allen die laut geworden wären, hatten strenge Strafen gedroht. Ein Adeliger hätte Pferd und Rüstung eingebüßt, ein Gemeiner ein Ohr.
Der Lärm des feindlichen Lagers war die ganze Nacht über durch den Regen zu den Engländern gedrungen. Die Franzosen hatten ihr Lager buchstäblich auf der Straße nach Calais errichtet. Die prachtvollen Zelte der Adeligen sind umgeben von Wagen, von Unterständen und kleineren Zelten für die Gefolgsleute und die Soldaten. Die Zeltstadt wird von einem Heer von Müßiggängern, von Schaulustigen und von solchen, die hoffen, Geschäfte oder Beute zu machen, umlagert.
Die französischen Anführer sind sich ihrer Beute sicher. Quer über den Weg, den die Engländer nehmen müssen, hatten sie riesige Wachfeuer entzünden und die ganze Nacht über brennen lassen. Wachen waren aufgestellt worden, die verhindern sollten, dass das feindliche Heer in Nacht und Regen ungesehen entkomme.
Das französische Lager war die ganze Nacht hindurch hell beleuchtet gewesen. Man hätte glauben können, ein Volksfest sei im Gange. Die englischen Chronisten berichten, dass der Lärm, den die vielen Diener und Pferdeknechte verursachten, während der ganzen Nacht zu hören war.
Die Franzosen hatten gefeiert, gegessen und viel, wahrscheinlich sehr viel getrunken. Die hohen Herren hatten gewürfelt, um sich die Zeit zu vertreiben. Ihre Einsätze waren die Lösegelder für die feindlichen Adeligen gewesen, deren sie sich schon ganz sicher waren. Gewaltige Summen, die erst erkämpft werden