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Der Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book
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Der Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book

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Vor 500 Jahren trat Martin Luther an, die Kirche und den wahren Glauben zu retten, er wollte sie erneuern und auf den Pfad der Tugend zurückführen. Kaum ein anderer hat Deutschland so geprägt wie der rebellische Mönch aus Eisleben.
Der SPIEGEL hat den bevorstehenden Jahrestag der Reformation zum Anlass genommen, in einer fünfteiligen Serie die Geschichte Luthers und die von ihm ausgelöste Kirchenspaltung zu beschreiben – eine Serie, die in diesem E-Book vollständig dokumentiert und durch weitere SPIEGEL-Beiträge ergänzt wird. Am Beginn steht die Biographie eines zornigen jungen Mannes, der eigentlich Jurist werden sollte, dann aber seine theologische Mission entdeckte und gegen den römischen Papst zu Felde zog. Dann wird Luthers Welt rekonstruiert, also jener Kosmos des frühen 16. Jahrhunderts, der das Wirken des Reformators überhaupt erst verständlich macht. Der dritte Teil der SPIEGEL-Serie konzentriert sich auf die Medien-Revolution der Zeit um 1500. Ohne die Erfindung des Buchdrucks wären Luthers Schriften nie so wirkmächtig geworden. Die Popularität des Reformators wurde zudem durch seinen Freund Lucas Cranach gefördert, dessen Malerwerkstatt ein Luther-Porträt nach dem anderen produzierte. Als Gastautor untersucht der Theologe Johann Hinrich Claussen die Wurzeln der Frömmigkeit des theologisch konsequent denkenden Doktor Martinus Luther.
Schließlich werden die Folgen der Lutherschen Revolution bis zur Gegenwart geschildert: Wie sehr diese Glaubensrevolte bis in die letzte Faser unserer Gesellschaft einwirken konnte. Obwohl sich die Menschen in Massen von den großen Kirchen abwenden, ist das Erbe der Reformation bis heute allgegenwärtig.
LanguageDeutsch
Release dateNov 25, 2016
ISBN9783877631645
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    Book preview

    Der Rebell - Martin Luther und die Reformation - SPIEGEL-Verlag

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Der erste Rebell der Neuzeit

    Wie Martin Luther das Christentum veränderte

    Ritter, Tod und Teufel

    Das Jahrhundert Martin Luthers war eine Zeit zwischen Aufbruch und Umbruch

    Der Abfall des Empörers

    Das Privatleben des Reformators

    Das Silicon Valley des Mittelalters

    Luther als einer der ersten großen Publizisten der Menschheitsgeschichte

    „Sinn fürs Praktische"

    Interview mit dem Historiker Andrew Pettegree über die Medienstrategie Luthers

    Die Idee vom fröhlichen Tod

    Der Theologe Johann Hinrich Claussen über die Frömmigkeit Luthers

    Deutsche Protestantische Republik

    Das Erbe Martin Luthers

    Literatur

    Die wichtigsten Bücher zum Lutherjahr

    Impressum

    Einleitung

    Der Rebell 

    Martin Luther und die Reformation 

    Die Behauptung, dass Geschichte von großen Männern gemacht wird, wird heute eher belächelt, sie gilt als Relikt der Historiographie des 19. Jahrhunderts. Inzwischen werden soziale Bewegungen und kulturelle Innovationen als treibende Kräfte des Weltgeschehens betrachtet. 

    Und so wird auch die Reformation seit langem als Folge einer innerkirchlichen Reformdebatte interpretiert, die schon seit mehr als 100 Jahren auf diesen einen kritischen Punkt zusteuerte, die Kirchenspaltung zwischen den katholischen Vertretern des Status Quo und den ungeduldigen Reformern, den Protestanten. 

    Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, ein ausgewiesener Kenner der Geschichte des 16. Jahrhunderts, hält das allerdings für eine „protestantische Geschichtslegende. Von einer „krisenhaften Beschleunigungdes innerkirchlichen Zerfalls könne nicht die Rede sein, keineswegs habe es damals eine „mit Notwendigkeit auf eine Reformation hindrängende Situation"gegeben.

    Wer oder was also hat dann die Reformation ausgelöst? War es doch der „große Mann Martin Luther, der mit seinen Reden, seinen Predigten und Schriften die Welt bewegte? War es doch dieser fromme Rebell des „Hier stehe ich und kann nicht anders, der der katholischen Kirche aus eigenen Kräften den entscheidenden Stoß versetzte?

    Die Antwort muss wohl umgekehrt lauten: Ohne Martin Luther wäre das alles nicht passiert, ohne dieses Genie des Wortes und des Geistes hätte die Weltgeschichte einen anderen Verlauf genommen. Natürlich hätte die Kirche sich auch ohne ihn verändert, womöglich wäre es zu anderen Abspaltungen und Ausgründungen gekommen, aber die intellektuelle Kraft, mit der dieser unglaublich beharrliche und theologisch konsequent denkende Doktor Martinus Luther den Papst und dessen Bischöfe attackierte, war schon einzigartig. Also: Ohne Luther keine Reformation.

    Der SPIEGEL hat den bevorstehenden 500. Jahrestag der Reformation zum Anlass genommen, um mit einer fünfteiligen Serie die Geschichte Luthers und der von ihm ausgelösten Kirchenspaltung zu beschreiben – eine Serie, die hier vollständig dokumentiert und durch weitere SPIEGEL-Beiträge ergänzt wird.

    Luther steht selbstverständlich im Mittelpunkt dieser Co-Produktion von sechs SPIEGEL-Redakteuren, aber sein historisches Umfeld und die Bedingungen, unter denen er sein Werk schuf, spielen ebenfalls eine zentrale Rolle.

    Die Serie beginnt mit der Biographie eines zornigen jungen Mannes, der eigentlich Jurist werden sollte, dann aber seine theologische Mission entdeckte und gegen den römischen Papst zu Felde zog. Luther wollte die Kirche retten, er wollte sie erneuern und auf den Pfad der Tugend zurückführen. Der Mensch, so predigte der Augustinermönch, werde als Sünder geboren und als Sünder sterben, niemand könne ihm diese Sünden vergeben, auch und gerade die Kirche nicht, die den Ablasshandel zu einem schamlosen Geschäftsmodell gemacht hatte. Aus dem engagierten Reformer wurde im fortgeschrittenen Alter so etwas wie der erste Wutbürger der Neuzeit: Luther verachtete die aufständischen Bauern, er entpuppte sich als übler Antisemit und Feind aller Muslime – auch die Schattenseiten dieses wortgewaltigen Predigers werden nicht unterschlagen.  

    Dann wird Luthers Welt rekonstruiert, also jener Kosmos des frühen 16. Jahrhunderts, der das Wirken des Reformators überhaupt erst verständlich macht. Dazu zählen vor allem die innerkirchlichen Verwerfungen im Vorfeld der Reformation: Nicht nur das Geschäft mit dem Ablass, sondern auch Korruption und Ämterkauf sowie Doppelmoral und Heuchelei im Klerus. Zugleich aber auch die heute unvorstellbar tiefe Religiosität der Menschen dieser Epoche, Wunderglaube und Hexenwahn. Und schließlich werden die extremen Gewalterfahrungen dieser Zeit geschildert, gepaart mit einer Gewaltbereitschaft, die in einer zivilisierten Gesellschaft undenkbar wäre. Allein der Katalog der üblichen Todesstrafen übersteigt unsere Vorstellungskraft bei weitem. 

    Parallel aber kam auch das Neue zum Zuge, die Neugier auf die weite Welt, die Entdeckung Amerikas und der eigenen Geschichte. Die Humanisten begeisterten sich für die Denker der Antike und propagierten zugleich so etwas wie eine nationale Identität. Schon vor Luther übersetzten sie lateinische Schriften ins Deutsche und kultivierten die Spielregeln des menschlichen Zusammenlebens. Auf diesem bildungsbürgerlichen Fundament erst konnte Luther sein Werk errichten. 

    Der dritte Teil der SPIEGEL-Serie konzentriert sich auf die Medien-Revolution der Zeit um 1500. Ohne die Erfindung des Buchdrucks wären Luthers Schriften nie so wirkmächtig geworden. Als der spätere Reformator nach Wittenberg kam, existierte dort eine einzige Druckerei; mit der Nachfrage nach seinen Texten, vor allem seiner deutschen Bibel-Übersetzung, wurden es mehr und mehr. In den knapp drei Jahrzehnten zwischen 1517 und 1546, dem Todesjahr Luthers, produzierten allein die Wittenberger Druckereien etwa drei Millionen Bücher –  eine gewaltige Zahl, wenn man bedenkt, dass nicht einmal zehn Prozent der Deutschen damals lesen und schreiben konnten. Luthers Popularität wurde zudem durch seinen Freund Lucas Cranach gefördert. Dessen Malerwerkstatt produzierte ein Luther-Porträt nach dem anderen, neben Ölgemälden waren es besonders die Kupferstiche, die das Antlitz des Kirchenkritikers in aller Welt verbreiteten. Es gab im 16. Jahrhundert nur sehr wenige Menschen, die häufiger als Luther abgebildet wurden. 

    Für den vierten Teil der Serie, einen Text über den Theologen Luther, zeichnet ein Gastautor verantwortlich, der früher in Hamburg tätige Pfarrer Johann Hinrich Claussen, heute Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Berlin. Claussen ist fasziniert vom „wilden Denken und der vorkritischen Frömmigkeit des ersten protestantischen Predigers überhaupt. „In Luthers radikaler Einsamkeit, so argumentiert der Theologe, „liegt das Geheimnis seiner Person, ein ungeheurer Schmerz, aber auch der Keim für einen unerhörten Mut, eine ungeahnte Freiheit und eine neue Möglichkeit, ein Einzelner zu sein. Luther habe mit sich selbst „ins Reine kommen wollen, mit seinem persönlichen Gott, ohne Vermittlung oder gar Intervention kirchlicher Institutionen. Dabei sei er zu der Gewissheit gelangt, dass er „vor sich und vor Gott als dem absolut ‚Guten’ nicht bestehen konnte". 

    Dieser so moderne, individualistische Zugang zum Glauben enthält freilich auch das, was Spötter heute die „protestantische Selbstzerknirschung" nennen, die Bereitschaft, sich selbst für alles und jedes verantwortlich zu machen, den oder die anderen hingegen von jeder Schuld freizusprechen.

    Schließlich werden die Folgen der Lutherschen Revolution bis zur Gegenwart geschildert. Und es ist schon faszinierend, wie sehr diese Glaubensrevolte bis in die letzte Faser unserer Gesellschaft einwirken konnte. Obwohl sich die Menschen in Massen von den großen Kirchen abwenden, ist das Erbe der Reformation allgegenwärtig. Das gilt für die von Max Weber beschriebene protestantische Arbeitsmoral, ohne die der Kapitalismus europäischer Prägung nie so erfolgreich geworden wäre. Das gilt für die moralisierende Politik des Verzichts und der Askese, für die Friedensbewegung, die Anti-Atombewegung und die Partei der Grünen. Und nicht zuletzt findet sich Luthers Erbe im protestantischen Pfarrhaus, der Keimzelle karitativer und politischer Arbeit. Die Repräsentanten des deutschen Katholizismus spielen heute in der Parteiendemokratie nur eine Nebenrolle. Führende Ämter sind mehrheitlich von Protestanten besetzt. Und an der Spitze des Gemeinwesens ist die Bindung an die evangelische Kirche besonders

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