Jesus, Judith & Johannes: Mensch Jesus - die Geschichte einer Liebe aus dem alten Palästina
By Roland Zoss
()
About this ebook
Read more from Roland Zoss
Jimmy Flitz ChinderWiehnacht • Liederheft: Notenheft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBAUMLIEDER Text- & Notenband CD 1+2: Der Notenband zu den Baumlieder CDs von Roland Zoss Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsABC Xenegugeli: Tier-ABC in Wort, Bild und Ton Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsXenegugeli: Tier- ABC Schweiz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMuku-Tiki-Mu Text & Notenband mit Hintergrundinfos: Weltmusik für Kinder - Deutsch & Schweizerdeutsch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJimmy Flitz Hits 1 & 2 • das Notenheft: Die Songs aus der Jimmy Flitz-Hörspielreihe Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSaitenstrassen - oder die Melodie des Zufalls: Musikroman über die Seventies Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGüschi und das Geheimnis der Echohöhle: Illustriertes Lesebuch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Insel hinterm Mond: eine äolische Erzählung Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Jesus, Judith & Johannes
Related ebooks
Schienen der Trennung: Geschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIm Schellenhemd Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHalbtier! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie drei Sprünge des Wang-lun Chinesischer Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Hexenrichter von Würzburg: Historische Novelle Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Empörung: Eine Geschichte vom Aufstand der Tiere Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Infantin trägt den Scheitel links: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Hauch von Zimt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsErkämpfte Träume Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBracke Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer begrabene Gott Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBrandmale des Glücks: Prosa 1996-2014. Werkausgabe Band 6 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPrimal Paths: Band 1 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJakob schläft: Eigentlich ein Roman Rating: 4 out of 5 stars4/5Schilf im Wind Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJade: Die rote Priesterin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer begrabene Gott: Psychothriller - Eine unheilvolle Begegnung Rating: 0 out of 5 stars0 ratings100 kleine Schauergeschichten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEdelweißkönig Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAus dem Staub: Gedichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSiebengesang des Todes - Sämtliche Dichtungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMohrenheim Saga: Vom Morgenland zum Abendland Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGedichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Vogelkundlerin: Frauenroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsQuestion Authority III Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWolf unter Wölfen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGruselgeschichten /Gruselgedichte: zu Halloween Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Prinz von Azamuth Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas ist dein Moment: Mut für heute - Hoffnung für morgen. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie drei Sprünge des Wang-lun Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
History (Religion) For You
Gläubige Zeiten: Religiosität im Dritten Reich Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKirchengeschichte I: Ausbreitung, Leben und Lehre der Kirche in den ersten drei Jahrhunderten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGeständnisse von Hempher, einem britischen Spion und Britische Feindschaft gegen den Islam Rating: 5 out of 5 stars5/5Die Jesuiten: Wie Sie Waren und Wie Sie Sind Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Un-Heilige Schrift: Die Entstehung der Bibel: Ein PR-Coup für Jahrtausende Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMit der Pandemie leben: Pallottinische Erfahrungen mit Zeiten von Krankheit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsReligion: Was die Bibel verschweigt (GEO eBook Single) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Jesuiten. Wie sie waren und wie sie sind (Illustriert) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Großen Eingeweihten: Geheimlehren der Religionen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Ratzinger Code Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus: Premium Ebook Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related categories
Reviews for Jesus, Judith & Johannes
0 ratings0 reviews
Book preview
Jesus, Judith & Johannes - Roland Zoss
1. Das Dorf (Nazareth)
Mitten im Dorf lag ein Garten mit uralten Ölbäumen. Einige waren so mächtig, dass ihre rissigen Äste über die Umfassungsmauer des Grundstücks hinausragten. Im hohlen Aststumpf eines grauen Baumriesen hatte sich die Eule eingenistet und liess sich nicht stören durch die Nähe der Menschen.
Der Besitzer des Gartens, ein wohlhabender Jude, hatte das Tier all die Jahre wie ein Heiligtum gehütet. In seinem Testament verfügte er, das Grundstück bleibe geschlossen, solange das Tier lebe. Danach solle der Garten der ganzen Gemeinde offenstehen.
Der Vogel sass tagsüber in seinem Schlupfloch, die kleinen Bürzel auf das Treiben vor der Synagoge gerichtet: Der Singsang betender Patriarchen, der Klageruf der Esel. Das Gezeter der Kinder, die sich gegen den Wasch sträuben. Aus dem Viertel der Handwerker Hammerschlag auf Hammerschlag. Überm Marktplatz das Keifen der Krähen, die eine Beute erspäht haben oder sich um Speiseresten balgen.
Nazareth erwacht früh. Ehe die ersten Sonnenstrahlen überm Berg Tabor das Tor der Synagoge erreichen, hat schon der strenge Sadduzäer wie der ärmste Am-Haarez sein langes Haar gescheitelt, gesalbt, das Kopftuch gebunden und sich aufgemacht zu Gottesdienst und Geschäft.
Schafherden wogen in weissen Wellen von den Bergen zum Marktplatz. Frauen in Tücher gehüllt sind unterwegs zum Brunnen. Kind und Kegel im Schlepp und Tonkrüge auf dem Kopf. Die Gassen sind erfüllt vom Geschrei der Krämer. Vom beissenden Gestank der Gerberei. Er steigt aus den offenen Abwasserkanälen, da und dort durchzogen von Geruch ungesäuerter Brote und vom Aroma des Ginsters, der an den umliegenden Hängen erblüht.
Am Vorabend jedes vierten Schabbats reitet der dickliche Steuereintreiber auf seinem Pferd ins Dorf, begleitet von einem staubigen Trupp römischer Legionäre in Rot und einem Schwarm Fliegen. Und der Herold posaunt ein neues grimmiges Gesetz aus im Namen des grossen Kaisers Augustus und seines Landpflegers Pontius Pilatus.
Dann und wann hört man von einem entlaufenen Sklaven, der sich in den Bergwäldern vor seinen Häschern versteckt hält. Oder man verstärkt die Nachtwache, wenn einer der gefürchteten Nomadenstämme aus Idumäa durch die Gegend zieht. Dann und wann ersucht eine Schar flötenspielender Wanderprediger in Weiss um Nachtquartier.
Wer sonst auch, ausser einem Vogelzug im Winter, streift das steinige Nest? Karawanen meiden das Auf und Ab der Hügel von Galiläa. Was kann schon Gutes kommen aus Nazareth?
Judith sitzt im Innenhof und zerreibt im Mahlstein Getreide. Die sechsjährige Rebekka hilft mit. Rahel hat den Esel versorgt und wischt mit einem Ginsterbesen den Lehmboden. Schweigsame Schwester. Seit dem Tod der Mutter verstummt, verdient sie ihren Beitrag an den Haushalt mit Tüchern, die sie für den Tempel webt. Mit Gürteln, die sie an durchreisende Handelsreisende verkauft, hier gegen einen phönizischen Armreif tauscht, dort gegen ein Paar Sandalen aus feinem Schakalleder.
Auf dem Flachdach kniet Jeschu, das lange Haar verknotet unterm Kopftuch, den Saum der Tunika hochgerafft. Er rührt im Tontopf, spachtelt eine weisse Masse in die Risse, die das Dach überziehen. Ab und zu hält er inne, lässt den Blick schweifen, über den Hof und über die zueinandergedrängte Herde von Häuser. Über die letzten Regenwolken, die am Himmel ostwärts ziehen: Wolken sind Pilger von Tag zu Tag. Ohne Habe, ohne Bleibe. Und keinem untertan als dem Wind.
Mit dem Kleidzipfel tupft er sich Kalkkrümel aus den Augenwinkeln. Das brennt im Auge wie Feuer. Auch Rebekkas Auge bös entzündet. Mein armes Kind, wenn das Auge sich trübt, trübt sich die Sicht auf die ganze Welt.
Er fährt auf. Eine Stimme in härtestem Aramäisch gellt durch die Gasse. Ein Mann drischt auf seinen Esel ein, dass dem armen Tier das Blut in Rinnsalen von den Flanken tropft. Aus einer Schar schaulustiger Bengel fliegen Kiesel. Jeschu steigt über die Aussentreppe vom Dach und stellt sich dem Eseltreiber in den Weg:
– Du Elender, was schlägst du diese arme Kreatur! Siehst du nicht, dass sie zu schwach ist für die Last, und dass sie leidet?
– Was geht dich das an? Ich kann mein Tier schlagen soviel ich will. Habe schliesslich eine anständige Summe für den störrischen Krüppel hingelegt. Ganze drei Hände voll Silberlinge!
– Ist es von Bedeutung, was du bezahlt hast? Hat dich nicht derselbe erschaffen, der dieses Tier erschaffen hat? Ich sage dir, sei dankbar, dass es dir dient und schlage es nicht! Oder willst du selber einst geschlagen werden?
Jeschu hält den Weg versperrt. Der Treiber wütend und verunsichert gibt ein wüstes Schimpfwort von sich. Er spuckt das Mastixharz, das er zu kauen pflegt zu Boden, ehe er sich übers Tier beugt, einen Griff in die Traggurte tut, um die verrutschten Getreidesäcke zurechtzurücken. Der Disput hallt von den engen Mauern wider, läuft von Tür zu Tür und die Gasse hoch. Schadenfreude durchblitzt die Mienen der Gaffer. Pfeile giftigen Spotts werden verschossen:
– Jeschu Bar-Joseph, der Zimmermannssohn putzt sich vor einem Eseltreiber auf.
Judith hat die Szene mitverfolgt. Sie steht mit dem Kind auf dem Arm im Torbogen und zupft ihren Mann am Ärmel ins Haus:
– Jeschu, wegen einem Esel zum Gespött der Nachbarschaft werden!?
– Frau, du weisst, dass ich Misshandlungen nicht ertrage. Siehst du zu, wenn man dein Kind schlägt?
Sie wirft den blauen Schleier nach hinten. Ist ein Kind ein Tier? Was für ein Vergleich! Für einen Wimpernschlag wird ihr Gesicht frei: die Stirn gerunzelt über den schwarzen Brauenbogen. Die Lippen gefärbt von rosigem Granat.
Die sechsjährige Rebekka beginnt zu quengeln. Judith drückt Rahel das Kind in den Arm und zieht Jeschu zum Wasserkrug:
– Komm, wasch dich, Jeschu! Du bist ja ganz verstaubt.
Sie säubert seine Wangen, die Kalkspuren im Bart. Er sitzt da, das ein Auge in Glut, das andere in Asche. Fixiert einen fernen Punkt. Lässt sich die Beine