Fritze un Flori vortällt sick wat - Fritz und Florian erzählen sich etwas: Kindergeschichten in ostfälischem Plattdeutsch und in Hochdeutsch
By Ilse Köhler
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Die ins Hochdeutsche übertragenen Texte erlauben eine noch leichtere Verständlichkeit der Inhalte, sie sind aber auch für sich allein sehr lesenswert.
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Book preview
Fritze un Flori vortällt sick wat - Fritz und Florian erzählen sich etwas - Ilse Köhler
Ilse Köhler
Fritze un Flori vortällt sick wat
Fritz und Florian erzählen sich etwas
Die Braunschweigische Landschaft e.V. – Geschäftsgebiet sind die kreisfreien Städte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie die Landkreise Helmstedt, Peine, Wolfenbüttel – ist eine Institution der regionalen Kulturförderung. Gefördert wird in den von Arbeitsgruppen wahrgenommenen Betätigungsfeldern.
Die Arbeitsgruppe „Plattdeutsch pflegt – unter anderem als „Plattdeutsche Autorenwerkstatt
– das ostfälische Plattdeutsch, als eines der heimischen Kulturgüter.
Impressum
Herausgeber: Braunschweigische Landschaft e.V.
Autorin: Ilse Köhler, Schöningen-Esbeck
Gestaltung: Uwe Krebs
Illustrationen: Dr. Mareike Hornig
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.
Verlag Uwe Krebs, 38176 Wendeburg, 2016.
ISBN 978-3-932030-74-1
www.verlag-uwe-krebs-de
Vorwort
Leiwe Lüe – liebe Leserinnen und Leser.
Mit Kindern beschäftigt und für Kinder eingesetzt hat sich Ilse Köhler immer wieder und so einen schönen Mittelpunkt ihres Lebens geschaffen. In ungezählten öffentlichen Auftritten begeisterte sie mit großer Sachkenntnis jüngere und ältere Personenkreise mit ihren Vorträgen in hochdeutscher und plattdeutscher Sprache, wurde in der Region gut bekannt und fand aufrichtige Anerkennung.
Immer wieder beliebt zeigten sich die Auftritte mit ihrer Handpuppe Olga. Im hochdeutsch-plattdeutschen Zwiegespräch kam es in Fragen und Antworten oftmals zu unerwarteten aber interessanten und lehrreichen Erkenntnissen. Hier sind es Fritz(e) und Flori, die uns mit eigenen Erlebnissen und geschichtlichen Ereignissen erfreuen.
Im vorliegenden Buch bekommen wir – auf hochdeutsch und plattdeutsch – gute Einblicke in die Lebensart und Denkweise von Ilse Köhler. Die Menschen in ihrer Umgebung sind beschrieben, wie auch die Anteilnahme, die gegenseitige Achtung und Beachtung, die Rücksichtnahme. Daraus können sich für Leserinnen und Leser manche Anregungen entwickeln.
Ich wünsche gute Unterhaltung beim selber Lesen aber auch beim Vorlesen in kleinerer oder größerer Runde.
Rolf Ahlers
Sprecher der AG Plattdeutsch
der Braunschweigischen Landschaft e.V.
Vita
Ilse Köhler, geb. 1943 in Büddenstedt, Kreis Helmstedt, lebt seit 50 Jahren im Schöninger Ortsteil Esbeck. Sie engagiert auf vielfältige Weise für den Erhalt der plattdeutschen Sprache.
Allein schon durch Ihren Beruf als Erzieherin ist es ihr ein großes Anliegen, die Sprache auch Kindern näherzubringen. Beispielsweise unterrichtete sie Plattdeutsch 20 Jahre ehrenamtlich in der Grundschule Esbeck. Auch wird sie gern mit ihrer plattdeutsch sprechenden Handpuppe Olga in die Kindergärten eingeladen.
Ihre Enkelkinder lieben Omas Geschichten, die „noch nie nicht jemand gehört hatte. Auch der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt benötigt für seinen jährlichen Vorlesewettbewerb „Kinder lesen platt
kindgerechte Texte. So entstanden im Laufe der Jahre viele Geschichten und Reime.
Im Braunschweiger Regional Sender „Okerwelle 104,6" spricht sie regelmäßig einen Nachrichtenüberblick zur vergangenen Woche auf Plattdeutsch. Man findet von Ilse Köhler aber auch viele Kurzgeschichten, Glossen und Gedichte in der plattdeutschen Literatur sowie in den Printmedien.
Groter Brauder – lüttje Schwester
Florian kummt ut de Schaule. Hei is sau in Jedanken, dat hei bienah ober Fritze siene Fäute fallt. „He, Flori, du kiekst ja sau bedeppert. Hat et in de Schaule Arjer ejeben? fröcht Fritze. Florian schüddelt en Kopp. „Nu sett dick erstemal tau mick op de Bank un vorhale dick
, schlaget Fritze vor. Flori sett sick dal. Denn swiejet se beide.
Na ne Wiele säjjt Flori: „Miene lüttje Schwester, use Lotta, is hüte tau’n ersten Male in Kinnergaren. „Fein
, meint Fritze, „denn sau kann se dick ja nich mehr op de Nerven gahn."
Nu ward Florian munter. „Da säjjst du wat, Fritze. Stell dick vor, Lotta hat ut miene Ritterborch de Ritter mit samt öhre Waffen un Pere ruutesmetten un dafor dat Möbelmank un de blöden Puppen ut öhr Puppenhuus rinesett. Fritze schüddelt den Kopp. „Mann, Mann, Mann, de truut sick wat! Ne Ritterborch in ne Puppenstube umtaufunktioneern. Da mosste erstemal op komen. Bist du destawejen sau betrübet?
„Nee, nee, winket Flori af, „dat is et nich. Wenn ick daran denke, dat use lüttje Lotta nu ganz alleene in Kinnergaren is un jewiss na Mama un mick bittere Tranen huult, ward mick ganz anners. Viellichte sind da ok dönsche Kinner, de Lotta arjert.
Fritze wett Bescheid. „Ja, nu kann ick diene Sorje vorstahn."
Wedder swiejet beide. Da fallt Fritze wat in. „Du kennst doch Kathy, miene Enkeldochter. Ick kann mick noch ganz jenau besinnen, as de öhrn ersten Kinnergarendag harre. Sau ganz ohne Theater gung dat ok nich af. Höre tau, dat was sau:
Up Huchdütsch is et hier tau lesen.
Wuffi in Kinnergaren
„Kathy, bist’e parat? Wi möt in Kinnergaren!" Mama öhre Stimme was nich tau oberhörn. In all de Wochen konne et Kathy gar nich afteuben, endlich in Kinnergaren tau gahn. Hüte morjen nu was sei mit en ganz mulmijet Jefühl in Buuke opewaket. Sei moßte an de veelen fremmen Kinner denken, de wisse gar nich mit öhr speelen wollen. Sei denke ok dran, dat sei en ganzen Vormiddag ohne Mama is.
Da kieke Mama in’t Kinnerzimmer. „Kathy, wat is? Wi möt los! Kathy nehme öhrn Stoffhund Wuffi, öhr leiwestet Kuscheldier. Ganz feste drücke sei ne an sick un säjje: „Ick kann nich in Kinnergaren. Wer sall denn op Wuffi oppassen?
„Nimm ne doch midde, slage Mama vor. „Hunne sind in Kinnergaren nich erlaubt
, belehre sei Kathy. Mama kieke deipdenkernd op Wuffi un meine: „Da haste Recht. Hunne sind in Kinnergaren nich erlaubt. Wettste wat? Wi nehmet Wuffi midde un fraget, op viellichte grade in den Kinnergaren von Fru Kinnermann Hunne erlaubt sind."
Katy trecke sick ganz piano de Jacke an un nehme de nie’e Kinnergarentasche. Wuffi klemme sei undern Arm. Se kamen den Kinnergaren immer näher, un Kathy ging immer langsamer. Aber denn wörren se doch anekomen. Fru Kinnermann teube all op Kathy un begrüße sei fründlich.
Mama frage glieks: „Säjjet sei mal, Fru Kinnermann, sind in düssen Kinnergaren ok Hunne erlaubt? „Hunne?
frage Fru Kinnermann entsett. „Nienich! Doch denne besinne sei sick un säjje: „Na, ja, et kummt op den Hund an. Döre ick dienen mal seihn?
Kathy tüstere Wuffi in’t Ohr: „Bitt de Tante in Finger!" Dat make Wuffi aber nich. Hei was en Stoffhund, de nich tau’n Bieten da was, sonnern tau’n Kuscheln.
Fru Kinnermann strakel ne un kuschele en betchen mit öhne. Denn säjje sei: „Düt is ja en ganz besunnerer Hund. Ick glöbe, da kann ick woll ne Utnahme maken. Düsse Hund is vor’n Kinnergaren jeeignet." Un denn wiese sei Kathy den Haken, wo sei öhre Jacke un de Kinnergarentasche ophängen konne. Kiek hen, ober düssen Haken was en Bild mit’en Hund, de Wuffi bannich ähnlich seih.
Mama vorafschiede sick, un Fru Kinnermann stelle Kathy de annern Kinner vor. Kathy beslute, de alle doof tau finnen. Sei rücke en Stauhl in’e Ecke hindern Schapp un sette sick dal. Wuffi harre sei ganz feste in Arme. Veele Kinner komen un wollen mit öhr speelen, aber Kathy kieke gar nich op. Sei kieke blots an de olle Schappwand. Puu, was dat langwielig!
Op’en Mal stund de dönsche Ferdi vor öhr un wolle öhr Wuffi wechnehmen. Kathy zische öhne an: „Poten wech, de bitt! Man sall et nich glöben, Ferdi vorfehre sick un ging en paar Schritte trüchars. Aber denn lache hei vorächtlich: „Ha, dat is man blots en ganz blöden Stoffköter. Stoffköter könnt gar nich bieten!
Da mische sick Lea in un tüstere jeheimnisvull: „Düsse Stoffhund kann dat. Nich, Kathy? Wenn du dat Zauberwort säjjst, ward hei riesengroot un fritt dönsche Bengels. Kathy wolle wat säjjen, aber Ferdi raupe: „Säjje dat nich, dat Zauberwort! Ick will dienen Hund gar nich!
Hille vorkrupe hei sick in’e Buu’ecke.
Lea trecke sick en Stauhl ran un sette sick neben Kathy. „Wett’ste, de dönsche Ferdi hat bannich Bange vor Hunne. Sogar, wenn Herr Schmidt mit sienen seuten Dackel Bienchen de Straate lang kummt, bölket Ferdi los un haut af." Kathy moßte lachen. Wie ofte harre sei all Bienchen estrakelt. De lüttje Dackel was jenauso artig as Wuffi.
Lea säjje nu: „Sall ick mal Herr Schmidt un Bienchen for dick malen? Malen! Klar, dat make Kathy ja oberhaubt an liebesten. „Gu’e Idee! Un ick male denn, as de dönsche Ferdi for Bienchen wechlöppt.
Denn malen de Mäken. Immer wedder moßten se beide lachen un knickern. Ferdi un Bienchen, ja, ok Herr Schmidt wörren wahrhaftig elungen.
Kathy was ganz oberrascht, as mit’en Mal