Hautkrankheiten bei Pferden: Erkennen - Vorbeugen - Behandeln
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Book preview
Hautkrankheiten bei Pferden - Anke Rüsbüldt
Einleitung
Ein glänzendes Pferdefell ist das Ergebnis gesunder Haut und psychischen Wohlbefindens. (Foto: Stuewer)
Hauterkrankungen beim Pferd sind ein bei Tierärzten, Pferdehaltern und den Pferden selbst ziemlich ungeliebtes Thema. Es gibt viel mehr offene Fragen als Wissen. Das richtige Erkennen bereitet oft Schwierigkeiten und nach einer Diagnose ist die Behandlung nicht selten langwierig und unbefriedigend. Dieses Handbuch will einen Überblick geben über die wichtigsten Hauterkrankungen und Tipps liefern zum sinnvollen Management. Wichtig ist, Hautkrankheiten richtig zu erkennen, dann zu wissen, welche weiterführenden Untersuchungen sinnvoll eingesetzt werden können, und schließlich die besten Behandlungsmöglichkeiten für den jeweiligen Einzelfall anzuwenden.
Schleimhaut – zum Beispiel im Maulbereich und in den Augen – ist ähnlich wie Haut aufgebaut und zeigt zum Teil auch ähnliche Krankheitsmechanismen. Dieses Buch beschränkt sich dennoch auf die Erkrankungen der äußeren Haut und beschäftigt sich nicht noch zusätzlich mit Schleimhauterkrankungen. Auch die Krankheiten des Hautanhangsgebildes Huf würden hier zu weit führen – dieses Thema füllt eigene Bücher (zum Beispiel „Hufbalance" von Gail Williams und Martin Deacon, im Cadmos Verlag erschienen) und wird deshalb hier ausgespart.
Die Haut
Die Haut ist das größte Organ des Körpers. Sie ist die äußere Hülle und eine Barriere gegen die Außenwelt. Die Haut ist verantwortlich für die Thermoregulation, die Schweißbildung und das Haarkleid. Zudem ist sie ein wichtiges Sinnesorgan, das Temperatur, Druck und Schmerzempfindungen wahrnimmt.
Als Hülle schützt die Haut vor lebenden Einflüssen (zum Beispiel Bakterien) ebenso wie vor physikalischen Noxen wie Hitze oder Strahlen. Die Haut selbst enthält Immunzellen, die an der spezifischen und unspezifischen Abwehr von Keimen beteiligt sind. Drüsen in der Haut produzieren Sekrete, wie zum Beispiel den Talg, die schützend wirken. Die Haut kann durch eingelagerte Pigmente vor starker Einwirkung von Sonnenlicht und durch ihre regulierenden Eigenschaften vor Austrocknung schützen. Fettgewebe in der Unterhaut dient nicht nur der Formgebung, sondern ist auch Stoßdämpfer und Energiespeicher für das Pferd. Haut nimmt Energie in Form von Sonnenlicht auf, was zum Beispiel wichtig ist für die körpereigene Produktion von Vitamin D. Die Haut hat somit auch Aufgaben als wichtiges Stoffwechselorgan zu erfüllen.
Die Haut gehört auch neben dem Ausdruck eines Lebewesens zu den Dingen, die als Erstes wahrgenommen werden. Die Haut gilt als der Spiegel der Gesundheit.
Aufbau der Haut
Die Haut besteht aus den beiden Hauptschichten Oberhaut (Epidermis) und Lederhaut (Dermis). Darunter liegt noch die Unterhaut (Subkutis). Die Epidermis besteht überwiegend aus Epithelzellen. Dazu gibt es einige Melanozyten, die wichtig sind für Lichtschutz und Farbgebung, Immunzellen und Sinneszellen.
Mikroskopisch betrachtet sind alle diese Zellen in vier Schichten angeordnet. Ganz außen befindet sich eine Schicht verhornender Zellen (Stratum corneum). Darunter liegt eine Schicht Zellen, die feine Körnchen enthalten (Stratum granulosum). Noch darunter findet sich eine Lage mit spindelförmigen Epithelzellen (Stratum spinosum). Die unterste Lage bilden die Epithelzellen (Stratum basale).
Die Haut ist ein wichtiges Organ mit vielen Funktionen und entsprechend komplex aufgebaut. (Zeichnung: Retsch-Amschler)
Die Dermis besteht aus Bindegewebe. In der Dermis liegen die Haarfollikel, die Talgdrüsen und die Schweißdrüsen. Die Haare und die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen durchqueren die Epidermis.
Die Haare entstehen in den Haarfollikeln. Es wächst jeweils ein Haar aus einem Follikel. Beim Pferd sind diese Haare (mit Ausnahme der Schutzhaare an Mähne und Schweif und der Tasthaare an Nüstern und Augen) alle gleich. Pferde haben keinen Unterflaum, alle Haare sind im Prinzip gleich lang und gleich stabil. Im Haarwechsel wächst das neue Haar und drückt dabei das alte Haar zur Seite, bis es ausfällt.
In den Haarfollikel mündet der Ausführungsgang der Talgdrüse. Der produzierte Talg ist eine fettige Substanz, die antibakteriell ist und eine wichtige Schutzfunktion für die Haut erfüllt.
Die Schweißdrüsen sind sehr zahlreich (bis zu 100 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter Hautoberfläche). Die Schweißbildung dient vor allem der Thermoregulation. Allerdings sind auch die Abgabe von Abfallstoffen und das Aussenden von Duftstoffen wichtige Funktionen dieser Drüsen.
Indem es schwitzt, ist das Pferd in der Lage, die Körpertemperatur konstant zu halten. (Foto: Stuewer)
In der Dermis befinden sich auch zahlreiche Blutgefäße. Diese sind in drei Lagen angeordnet und miteinander verbunden. Sie helfen bei der Thermo regulation und ermöglichen es, dass bei Entzündungsprozessen der Haut und bei Verletzungen die entsprechenden Bereiche vermehrt durchblutet werden können.
Darüber hinaus gibt es natürlich in der Dermis Melanozyten, die unter anderem für die Pigmentierung der Haut verantwortlich sind, und Immunzellen. Die Versorgung mit Nerven reicht ebenfalls bis in die Dermis. Nerven enden hier frei oder an den Haarbälgen. Sie können einerseits Informationen vom zentralen Nervensystem zur Haut bringen und dadurch zum Beispiel bewirken, dass sich Haare aufstellen. Andererseits können sie auch in die andere Richtung Informationen schicken, beispielsweise dem zentralen Nervensystem mitteilen, dass die Haare aufgestellt sind. Und sie können Sinneseindrücke vermitteln, also etwa darüber, dass es sehr kalt ist.