Der kleine Fürst 125 – Adelsroman: Dein Auftrag, Constanze!
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"Ein ausgesprochen schönes Bild", sagte Baron Friedrich von Kant. Er trat einen Schritt zurück, um das Gemälde aus größerem Abstand zu studieren. "Es gewinnt, je länger man es ansieht."
"Ja, nicht wahr?" Ferdinand Donker lächelte.
Der bekannte Kunsthändler hatte seinen guten Kunden an diesem Morgen angerufen, um ihm von einer Sensation zu berichten: Es war ein bis dahin unbekanntes Bild von Paul Klee aufgetaucht – eine nordafrikanische Landschaft in zarten Farben.
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Der kleine Fürst 125 – Adelsroman - Viola Maybach
Der kleine Fürst –125–
Dein Auftrag, Constanze!
Roman von Viola Maybach
»Ein ausgesprochen schönes Bild«, sagte Baron Friedrich von Kant. Er trat einen Schritt zurück, um das Gemälde aus größerem Abstand zu studieren. »Es gewinnt, je länger man es ansieht.«
»Ja, nicht wahr?« Ferdinand Donker lächelte.
Der bekannte Kunsthändler hatte seinen guten Kunden an diesem Morgen angerufen, um ihm von einer Sensation zu berichten: Es war ein bis dahin unbekanntes Bild von Paul Klee aufgetaucht – eine nordafrikanische Landschaft in zarten Farben. »Es stammt aus einer bedeutenden Privatsammlung, aus der ich schon einige Werke erstehen konnte. Es muss auf Klees Reise nach Tunis entstanden sein, und ich verstehe bis heute nicht, wieso niemand etwas von diesem Bild wusste. Als ich es sah, habe ich sofort an Sie gedacht, Baron von Kant. Es würde gut nach Sternberg passen, finde ich.«
Dieser Ansicht war der Baron ebenfalls, doch er beschloss, sich ab jetzt etwas zurückhaltender zu äußern. Schließlich kannte er Ferdinand Donker seit Langem. Der Sechzigjährige war nicht umsonst so erfolgreich: Er wusste, wann er jemanden ›an der Angel‹ hatte, und danach richtete sich sein Preis. Da war es schon besser, den Unentschlossenen zu spielen.
»Wir haben im Augenblick sehr hohe Ausgaben im Gestüt«, sagte er deshalb, »wir erweitern wieder einmal, Herr Donker, und da ist der Erwerb eines kostbaren Gemäldes natürlich nicht eingeplant. Außerdem müsste meine Frau es sich natürlich ebenfalls ansehen. Wie gesagt, ich finde es sehr schön, aber ich muss auch realistisch bleiben.«
Offenbar war er sehr überzeugend gewesen, denn Ferdinand Donker wirkte enttäuscht, also hatte er ihm seine Unentschlossenheit wohl abgenommen. »Ich bitte Sie, Herr von Kant, die Sache hat keine Eile. Für Bilder wie dieses gibt es immer nur eine Handvoll Interessenten und wenn Sie mir jetzt nicht sofort endgültig absagen, warte ich gern noch eine oder zwei Wochen, bis ich meine Fühler nach anderen Interessenten ausstrecke.«
»Das wäre sehr entgegenkommend, Herr Donker. Bis dahin komme ich noch einmal mit meiner Frau zu Ihnen, und dann fällt die Entscheidung sicher schnell. Allerdings müssten Sie mir Ihre Preisvorstellungen nennen.«
Der Preis war hoch, wie erwartet, aber nicht so hoch, wie er hätte sein können, das wusste Friedrich genau. Als er sich verabschiedete, war er sehr zufrieden mit sich und insgeheim fest entschlossen, das Bild zu kaufen, falls nicht seine Frau Sofia entschiedenen Widerspruch einlegte. Doch damit rechnete er nicht. Sie liebte Paul Klee.
Als er nach Sternberg zurückkehrte, machte er zunächst einen Rundgang durch die Stallungen, fand aber alles in bester Ordnung vor. Sein Stallmeister Robert Wenger, ein noch junger Mann, leistete hervorragende Arbeit, ihm konnte er das Gestüt ohne Probleme auch einmal mehrere Tage lang anvertrauen. Anschließend betrat er das Schloss und machte sich auf die Suche nach Sofia.
Er fand sie in ihrem Zimmer, wo sie dabei war, ihre umfangreiche Korrespondenz zu beantworten. Nachdem er sie mit einem Kuss begrüßt hatte, sagte er: »Ich habe mir eben ein Bild von Paul Klee angesehen, von dessen Existenz niemand etwas wusste. Offenbar hat er es in Tunis gemalt, es ist jetzt in einer Privatsammlung aufgetaucht und steht zum Verkauf.«
Sofia hatte bei der Erwähnung des von ihr geschätzten Malers sofort aufgehorcht. »Warst du bei Donker?«
»Ja, er hat mich morgens angerufen, als ich bereits unterwegs war. Ich habe seiner Stimme gleich angehört, dass es sich um etwas Besonderes handeln musste, und das hat er mir auch sofort bestätigt.«
»Haben wir so viel Geld?«
»Ich denke schon. Außerdem verlangt er weniger dafür, als ich zunächst befürchtet habe, weil ich ihn nicht habe merken lassen, dass ich das Bild am liebsten sofort mitgenommen hätte.«
»Wann kann ich es mir ansehen?«, fragte die Baronin mit leuchtenden Augen. Sie war eine hübsche Blondine von Anfang vierzig, in deren Gesicht vor allem die lebhaften blauen Augen auffielen.
»Ich schlage vor, wir lassen ein paar Tage verstreichen, sonst merkt Donker ja gleich, dass ich meinen Gleichmut nur gespielt habe. Einverstanden?«
»Habe ich eine Wahl? Dabei würde ich es am liebsten sofort sehen.«
Er drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. »Nur noch ein bisschen Geduld, Liebste«, sagte er. »Sind die Kinder noch nicht aus der Schule zurück?«
Sie schüttelte den Kopf. »Noch nicht, aber sie kommen sicher bald.«
›Die Kinder‹ waren drei Teenager: Sofias und Friedrichs dreizehnjährige Tochter Anna, ihr Sohn Konrad, drei Jahre älter als Anna, und ihr Neffe Christian von Sternberg. Christians Eltern, Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg, waren im Jahr zuvor bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Seitdem lebte der Fünfzehnjährige in der Familie seiner Tante Sofia, die eine Schwester seiner Mutter gewesen war.
Zum Glück waren die Kants schon vor vielen Jahren nach Sternberg gezogen, sodass Christian zu den Eltern nicht auch noch seine Heimat verloren hatte. Dennoch war das vergangene Jahr sehr schwer für den Jungen gewesen und auch für Sofia, denn mit ihrer Schwester hatte sie zugleich ihre beste Freundin verloren. Es gab Tage, an denen Trauer und Verzweiflung die Oberhand gewannen, meistens jedoch meisterten sie ihren Alltag recht gut, und der enge Zusammenhalt in der Familie half ihnen dabei.
Friedrich zeigte auf Sofias Computer. »Und was für Post beantwortest du da?«
Sie stieß einen langen Seufzer aus. »Ich bedanke mich für die großzügigen Spenden bei unserem letzten Wohltätigkeitsball. Du weißt doch, wenn ich es nicht mache, bleibt es ewig unerledigt, und damit verprellt man die Leute. Wir wollen schließlich, dass sie auch in Zukunft noch spenden, und nicht nur dieses eine Mal.«
»Dann überlasse ich dich jetzt wieder deiner Arbeit. Außerdem habe ich noch einen Termin mit unserem Verwalter, er möchte ein paar Probleme mit mir besprechen.«
»Hoffentlich keine großen.«
»Ja, das hoffe ich auch.«
Der Baron verließ das Zimmer und steuerte auf sein Büro zu. Wieder sah er Paul Klees Bild vor sich. Es wäre wirklich schön, dachte er, jeden Tag einen Blick darauf werfen zu können und sich an der leichten Pinselführung zu freuen. Dann schmunzelte er in sich hinein. Gut, dass Ferdinand Donker nichts von diesen Gedanken ahnte. Der Preis für das Bild wäre garantiert sofort in die Höhe geschossen.
*
Mit grimmigem Gesicht beobachtete Tillmann von Carow, wie sein Vater Carina Roemer küsste. Wenigstens war es keiner von diesen langen, leidenschaftlichen Küssen. Da wandte er sich immer ab, so peinlich fand er das, aber ein Kuss war es trotzdem, und der hatte natürlich etwas zu bedeuten.
Er durfte die Entscheidung nicht länger aufschieben, er musste eingreifen, bevor ein Unglück geschah. Lange Zeit hatte er gehofft, die Sache werde sich ohne sein Zutun regeln, aber danach sah es nicht aus, im Gegenteil. Wenn sein Vater erst einmal mit Carina verheiratet war, war es zu spät, noch etwas zu unternehmen, also musste es jetzt sein.
Ihm war klar, dass er Hilfe brauchen würde, denn kein Vater hörte auf seinen zehnjährigen Sohn, wenn der ihm sagte: ›Diese Frau ist nicht die Richtige