Über Behinderung schreiben: Leitfaden zu einer inklusiven und diskriminierungsfreien Sprache
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About this ebook
In diesem Leitfaden erfahrt ihr, wie ihr über Behinderung schreiben
könnt, ohne in eine der vielen Fallen der Political Correctness zu
stolpern.
Es reicht nicht, bestimmte Begriffe wie "an den Rollstuhl gefesselt"
zu vermeiden. Es geht darum, die Haltung zu ändern, die sich häufig in einer diskriminierenden Sprache verbirgt.
Der Leitfaden richtet sich an Journalisten, Redakteure und Autoren.
Ihr erfahrt, wie ihr über behinderte Menschen schreibt, ohne sie zu
beleidigen oder zu unterdrücken.
Domingos de Oliveira
Ursprünglich Ist Domingos de Oliveira Diplom-Politikwissenschaftler und Online-Redakteur. Nach und nach kam er in den Bereich digitale Barrierefreiheit. Als er sich als Online-Redakteur selbständig machte, wurde er von vielen Kunden gebeten, Webseiten und PDF auf Barrierefreiheit zu prüfen. 2013 erschien sein erstes Buch "Barrierefreiheit im Internet". Es gehört nach wie vor zu den Standard-Werken. 2018 erschien das Buch "Barrierefreiheit umsetzen". Es ist bisher die einzige allgemeine Einführung in die Barrierefreiheit. Oliveira hat hunderte von Personen in der Erstellung barrierefreier Dokumente geschult und zahlreiche PDF auf Barrierefreiheit geprüft. Er gehört zu den wenigen Barrierefreiheits-Experten, die selbst eine Behinderung haben. Er ist von Geburt an blind und kennt daher nicht nur die Perspektive des Barrierefrei-Machers, sondern auch jene des Nutzenden.
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Über Behinderung schreiben - Domingos de Oliveira
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1. Einleitung
Dieser Leitfaden richtet sich an alle, die über Behinderung schreiben wollen, egal ob sachlich oder fiktiv. Natürlich richtet er sich an behinderte wie nicht-behinderte Menschen gleichermaßen. Schließlich kann jeder über jeden schreiben.
Ich habe in den letzten sechs Jahren Hunderte von Blogbeiträgen, Foren und Mails von Betroffenen gelesen und mich mit vielen Leuten ausgetauscht. Daraus habe ich die hier gemachten Aussagen abgeleitet. Wenn jemand es besser weiß, freue ich mich, wenn er seine eigenen Ansichten niederschreibt.
Beim Schreiben über behinderte Menschen geht es nicht darum, ihnen zu gefallen, sondern ihnen gerecht zu werden, das sind zwei völlig verschiedene Dinge. In einem Fall geht es einfach darum, niemandem weh zu tun und damit letzten Endes auch berechtigte Kritik zu unterdrücken. Im anderen Fall geht es darum, niemanden wegen etwas zu verurteilen, abzuwerten oder schlechter zu behandeln, für das er nichts kann.
Es klingt zwar nach einer netten Idee, ein paar Begriffe auf die schwarze Liste zu setzen und dann ist alles fein, aber das funktioniert nicht. Frauen können auch im feinsten Gender-Jargon diskriminiert werden und bei Behinderten ist das nicht anders. Die Begriffe sind anders, die Haltung ist die Gleiche. Wer es sich einfach machen möchte, kann ein paar Begriffe auf seine Blacklist setzen. Wer sich für die Inhalte interessiert, sollte diesen Leitfaden lesen. Wenn ihr die Idee dahinter verinnerlicht, dann werden eure Texte besser. Es geht nur vordergründig um behinderte Menschen, eigentlich sind alle Gruppen davon betroffen, die als benachteiligt gelten: Obdachlose, Flüchtlinge, ehemalige Gefängnisinsassen und viele mehr.
Dieser Leitfaden ist bewusst locker und flapsig geschrieben. Moralisch aufgeladene und humorfreie Pamphlete gibt es genug und sie verfehlen zumeist ihre Wirkung.
Der Leitfaden besteht aus vier Teilen: Der erste Teil legt die theoretischen Grundlagen und sollte von allen Lesern zumindest überflogen werden. Der zweite Teil gibt euch Tipps, wie ihr Behinderung darstellen könnt. Der dritte Teil richtet sich vor allem an Schriftsteller und Drehbuch-Autoren. Der vierte Teil richtet sich an Behinderten-Aktivisten.
2. Teil I Sprache und Einstellung
2.1 Warum schwarze Listen nicht reichen
Jede Redaktion hat Begriffe, die sie nicht verwendet. Diese Begriffe werden oft auf eine schwarze Liste gesetzt. Vieles davon geht auf Initiativen zur Political Correctness zurück.
Unter behinderten Menschen ist vor allem das