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Holly, ungeküsst
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Ebook143 pages1 hour

Holly, ungeküsst

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Mit sechzehn noch ungeküsst? Das möchte Holly unbedingt ändern. Im Sommercamp mit ihren Freunden hofft sie daher, endlich ihren Schwarm Josh zu küssen. Doch dann kommt alles anders als geplant. Ihre Tante in Cornwall bricht sich ein Bein und Holly soll den Sommer über in ihrem Antiquitätenladen aushelfen. Da entdeckt Holly im Laden ihrer Tante eine alte magische Taschenuhr, mit der sie die Zeit zurückdrehen kann. Kann Holly den Treppensturz ihrer Tante ungeschehen machen, um so doch noch zu ihrem Kuss mit Josh zu kommen?
LanguageDeutsch
Release dateJan 16, 2017
ISBN9783764190811
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    Holly, ungeküsst - Katja Martens

    20

    1

    »It’s just another manic Monday.« Holly Thompson wirbelte ihren Putzlappen über den Behandlungstisch. Während sie das Metall blitzblank schrubbte, sang sie aus vollem Hals mit. »I wish it was Sunday!« Ihr Vater würde später mit Argusaugen überprüfen, ob noch irgendwo Blut oder andere Flecken zu finden waren, deshalb ging sie gründlich zu Werke.

    Holly mochte die Musik der Bangles, deshalb hatte sie das Radio auf volle Lautstärke gestellt. Ihr Vater machte noch einen Hausbesuch auf dem nahen Reiterhof. Er war zu einer Stute mit Koliken gerufen worden und würde wohl noch eine Weile weg sein. Und ihr Bruder war beim Rudertraining. Holly hatte das Haus also für sich allein.

    Ihre Familie lebte in der Nähe des Wanstead-Parks im Osten von London. Das Viertel war rund zehn Meilen vom Stadtzentrum entfernt und damit alles andere als zentrumsnah, aber für ihren Vater zählte die sichere Lage. Hier lief man nicht Gefahr, nach Einbruch der Dunkelheit überfallen und ausgeraubt oder gar verletzt zu werden.

    Hollys Vater war Tierarzt. Seine Praxis war im Anbau des Hauses untergebracht und verfügte neben den Sprech- und Behandlungszimmern auch über einen OP sowie einen Raum, in dem kranke Tiere bei Bedarf aufgenommen und gesund gepflegt werden konnten. Holly half nach der Schule in der Praxis mit. Nicht nur, um ihr Taschengeld aufzubessern, sondern auch, weil sie Tiere liebte und später unbedingt Tierärztin werden wollte. Früher hatte ihre Mutter in der Praxis mitgearbeitet. Ihre Eltern waren ein gutes Team gewesen, aber dann hatte ihre Mutter immer mehr an Gewicht und Kraft verloren. Als sie schließlich zum Arzt gegangen war, hatte der Tumor in ihrem Unterleib bereits gestreut und sich in ihrer Lunge eingenistet. Die Behandlungen hatten ihr nicht mehr helfen können. Im Verlauf weniger Monate war sie immer schwächer geworden. Als würde die Krankheit sie von innen heraus auflösen. Vor zwei Jahren war sie schließlich gestorben – so still, als würde sie nur einschlafen, aber sie war nicht mehr aufgewacht. Holly vermisste sie schmerzlich. Inzwischen gelang es ihr, sich auch wieder an die schönen Zeiten mit ihrer Mom zu erinnern und nicht nur an ihr Leiden. Sie entsann sich ihres Lächelns. Und wie sehr ihre Mom Musik geliebt hatte. Sie hätte jetzt sicherlich mit Holly zusammen gesungen.

    Das Lied der Bangles war zu Ende und ging in einen Song von den Beatles über. Holly machte das Radio aus. Sie schrubbte weiter, bis der Behandlungstisch vor Sauberkeit glänzte. Dann bereitete sie die Schale mit dem Desinfektionsmittel vor und legte die Instrumente hinein, die ihr Vater zuletzt verwendet hatte: einen Nadelhalter, einen Wundhaken sowie eine Wurzelzange.

    Vor den Fenstern der Praxis wurde es bereits dunkel. Es nieselte, und ein wolkenverhangener Himmel wölbte sich über der Stadt. Die Touristen würden jetzt sicherlich auf das typische Londoner Wetter schimpfen, aber Holly warf einen flüchtigen Blick hinaus und zuckte mit den Achseln. Sie würde es sich später mit einer neuen Folge von »Orphan Black« in ihrem Zimmer gemütlich machen und störte sich nicht an dem Wetter.

    Holly wischte den Fußboden und sah sich zufrieden um. Geschafft! Das Behandlungszimmer glänzte vor Sauberkeit! Dafür knurrte ihr Magen und erinnerte sie daran, dass sie seit dem Mittagessen keinen Bissen zu sich genommen hatte.

    Sie schloss die Praxis ab und ging in die Küche. Hier stürmten ihr Triggles und Prosper entgegen. Triggles war ein Kater, den Holly verletzt am Straßenrand gefunden und mit heimgenommen hatte. Er hatte nur noch drei Beine, konnte aber jedem Hund davonrennen, wenn es darauf ankam. Prosper war ein etwas angegrauter Terrier, der seine Ruhe liebte. Er strich Holly um die Beine und wedelte, bis sie sich zu ihm hinunterbückte und ihn streichelte.

    Sie schmierte sich ein Erdnussbuttersandwich und nahm es mit in ihr Zimmer. Kauend setzte sie sich mit überkreuzten Beinen auf ihr Bett und sah zu, wie sich Prosper schnaufend auf dem Teppich zusammenrollte und den Kopf auf die Vorderpfoten bettete. Auf ihrem Schreibtisch lag der Ordner mit ihren Aufzeichnungen aus dem Englischkurs. Holly streifte ihn mit einem Blick und seufzte leise. Sie musste bis morgen noch ein Sonett von Shakespeare auswählen und interpretieren. Und das so kurz vor den Ferien! Was sollte das eigentlich? Ihr Lehrer würde die Arbeit bestimmt nicht mehr benoten.

    Holly blies die Wangen auf und ließ die Luft wieder entweichen. Da half nun alles nichts. Sie würde in den sauren Apfel beißen und die Hausaufgaben erledigen müssen. Es sei denn … In diesem Augenblick hörte sie ein Geräusch und spitzte die Ohren. Ein Kratzen war es. Es kam aus der unteren Etage. War Triggles wieder auf Mäusejagd? Oder kam ihr Vater nach Hause? Jetzt schon?

    »Dad?« Holly richtete sich auf und lauschte. »Bist du das?«

    Unten blieb alles still. Hatte sie sich getäuscht? Nein! Da war das Geräusch wieder! Irgendetwas schabte an einem der Fenster entlang. Das war ganz sicher nicht ihr Kater. Schon eher ein Streich von Ben. Ihrem Bruder war es durchaus zuzutrauen, dass er versuchte, ihr Angst einzujagen. Oder versuchte ein Einbrecher, ins Haus zu gelangen? Obwohl das Licht brannte und jemand daheim war?

    Hollys Herz klopfte plötzlich bis zum Hals. In der »Times« standen hin und wieder erschreckende Storys von Überfällen. Allerdings wurden die eher in der Innenstadt begangen und nicht hier draußen in ihrem abgelegenen Vorort.

    Was also ging da unten vor sich?

    Kurzentschlossen sprang Holly vom Bett. Ihr Handy in der einen Hand und das Buch mit Shakespeares gesammelten Werken in der anderen huschte sie die Treppe hinunter und schaute sich dabei nach allen Seiten um. Wo versuchte der Einbrecher ins Haus zu gelangen?

    Auf der untersten Stufe lag Triggles und rührte sich nicht, sodass Holly ihn um ein Haar übersehen und auf seinen Schwanz getreten wäre. »Ein schöner Wachkater bist du!«, schimpfte sie. »Hörst du das denn nicht?«

    Triggles gähnte herzhaft.

    Das Schaben wurde lauter.

    Hollys Magen verwandelte sich in einen Knoten. Sie schlich um die Ecke und spähte durch das Flurfenster nach draußen. Da! Eine Bewegung! Im Garten! Dort verbarg sich jemand! Erschrocken machte sie einen Satz rückwärts. Ihr Herz raste. Sekundenlang wagte sie nicht, sich zu rühren. Schließlich fasste sie sich ein Herz und spähte noch einmal hinaus. Endlich erkannte sie den abendlichen Besucher und riss die Haustür auf. »Joshua? Mensch! Hast du mich erschreckt! Warum schleichst du denn hier ums Haus?«

    Joshua Forbes grinste über das ganze Gesicht. Er war in ihrem Alter und besuchte dieselben Kurse wie sie. Mit seinen verstrubbelten blonden Haaren und den leuchtend blauen Augen war er der Schwarm fast all ihrer Klassenkameradinnen. Joshua hatte dieses Funkeln in den Augen, das einem Mädchen alles versprach. Und auch Holly war alles andere als immun gegen seinen Charme. In seiner Nähe schien ihr Magen Salsa zu tanzen und sie war unbeholfen und plump.

    »Sag bloß, du hast dich gefürchtet, Holly?«, fragte er lachend.

    »Davon kannst du ausgehen. Ich dachte, du wärst ein Einbrecher.«

    »Und den hättest du mit«, er spähte auf den Einband ihres Buches, »mit Shakespeare ausgeknockt?«

    »Das war der Plan.« Holly konnte nicht anders, als in sein Lachen mit einzustimmen. Sie trat von der Tür zurück und deutete einladend ins Haus. »Willst du reinkommen?«

    »Klar, wenn ich nicht störe. Ich habe vergessen, mir die Hausaufgaben für Latein zu notieren. Kannst du mir aushelfen?«

    »Wir haben für Latein gar nichts auf.«

    »Tatsächlich?« Joshuas Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Dann hast du mich wohl erwischt. Ich wollte dich sehen, weißt du?«

    Hollys Herz begann in ihrer Brust zu flattern. Seit einigen Wochen flirtete Joshua mit ihr. Mehr war zwischen ihnen noch nicht passiert, aber wenn es nach ihr ging, würde sich das in diesem Sommer ändern. Sie hatte Joshua gern. Verflixt gern sogar. Ob er Hunger hatte? Vielleicht konnte sie ihm etwas zu Essen anbieten?

    Bevor sie jedoch dazu kam, stürmten Triggles und Prosper in den Flur. Der Kater jagte dem Terrier hinterher und fauchte, während dieser bellte.

    »Oh, Mann, die beiden hassen sich wirklich«, stellte Joshua fest.

    »Das sieht nur so aus. Wenn ich nachts aufstehe, um etwas zu trinken, erwische ich sie, wie sie Rücken an Rücken in Prospers Korb schlafen. Total einträchtig. Ihr Streit ist nur Show.«

    »Im Ernst? Verrückt!« Joshua sah den beiden nach, die einmal quer durch die Diele stürmten und dann davonjagten, als würde ihnen der Schwanz brennen. Sein Lächeln ließ Hollys Magen flattern. Ihr Kopf war mit einem Mal wie leergefegt. Was hatte sie gleich noch sagen wollen?

    Joshua schien ihre Verlegenheit zu bemerken, denn er machte einen Schritt auf sie zu und stand plötzlich so dicht vor ihr, dass sie die Wärme spüren konnte, die durch sein T-Shirt drang. Seine Augen ruhten unverwandt auf ihrem Gesicht. »Du bist unheimlich süß, Holly, weißt du das?«

    »Ich, also …« Ihre Stimme war weg. Sie räusperte sich, während ihre Wangen zu brennen anfingen. Warum fiel ihr keine Erwiderung ein? Ein Kompliment? Ein Scherz? Komm schon, Holly, ermahnte sie sich selbst, denk nach! Du musst etwas sagen. Irgendetwas. Doch ihr Kopf war komplett leer.

    »Holly«, raunte Joshua und schlang die Arme um sie. Er senkte den Kopf, und sein Mund kam ihrem immer näher. Er zog sie noch ein wenig enger an sich, dann berührte er ihre Lippen – und fuhr in der nächsten Sekunde zurück, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Seine Hand fuhr an seinen Mund, und er riss die Augen weit auf. »Hast du Erdnüsse gegessen? Sag schon! Hast du?«

    »Ich … ja, es war Erdnussbutter«, stammelte sie. »Warum?«

    »Weil ich allergisch dagegen bin.«

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