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Beorn: Eine Künstlernovelle aus dem Siebengebirge
Beorn: Eine Künstlernovelle aus dem Siebengebirge
Beorn: Eine Künstlernovelle aus dem Siebengebirge
Ebook75 pages52 minutes

Beorn: Eine Künstlernovelle aus dem Siebengebirge

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About this ebook

Tiefster Winter im Schneesturm. Beorn, der Bildhauer, bekommt Besuch in seiner selbstgezimmerten Künstlerklause im Siebengebirge und philosophiert über das Leben als Aussteiger und seine Vorteile. Und mitten in der flammensten Rede geht ihm das Gas der Heizung aus, und seine Welt bekommt eisige Risse. Die Fahrt in den Baumarkt entwickelt sich zur Odyssee, die neben obskuren Abenteuern ihn endlich der Frau seines Lebens begegnen läßt - aber im letzten Augenblick muß er sich einer tödlichen Bedrohung stellen, die alles, an was er glaubt, in Frage stellt. - Eine gefühlvolle und philosophische Künstlernovelle aus dem Siebengebirge mit Seitenhieben auf Kunstindustrie und Politik.
LanguageDeutsch
Release dateMar 21, 2012
ISBN9783937330457
Beorn: Eine Künstlernovelle aus dem Siebengebirge
Author

Norman Liebold

Norman Liebold, 1976 in Eilenburg (Sachsen) als Sohn eines Majors geboren, kam kurz vor der Wende ins Rheinland. Er studierte Literatur, Philosophie und Sprachwissenschaften in Bonn und veröffentlicht seine Erzählungen und Romane seit der Schulzeit. In zwei politischen Ideologien aufgewachsen, ist sein Blick geschärft für Systemlügen. Mit geschliffenem Wort, spitzer Zunge und viel Humor demontiert er ihre Masken. Ob Kriminalroman, sozialkritische Novelle oder Fantastik – der Mensch steht bei ihm stets im Mittelpunkt. Der Autor lebt und arbeitet im Siebengebirge mit Lebensgefährtin und Katze, schreibt seine Bücher ganz altmodisch mit Füllfeder und liest sie deutschlandweit mit viel Gefühl vor. Neben dem Schreiben zeichnet er und spielt Flöten, Klarinette und Saxophon.

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    Beorn - Norman Liebold

    Norman Liebold

    Beorn

    Künstlernovelle aus dem Siebengebirge

    mit Illustrationen von

    Katharina Theine, Maxim Spektor und Norman Liebold

    AMATOR VERITAS

    Digitale Version der Erstausgabe 2010.

    Amator Veritas Buch Nr. XLVI.

    Titelfoto: Anke Böser.

    Covergestaltung von N.Liebold.

    Illustrationen von

    Katharina Theine, Maxim Spektor, Norman Liebold.

    Copyright © 2010

    Norman Liebold und Amator Veritas Verlag, Hennef.

    Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und elektronische Medien, sowie der Übersetzung auch einzelner Teile.

    ISBN-13 (Print): 978-3-937330-32-7

    ISBN-13 (eBook): 978-3-937330-45-7

    www.norman-liebold.com

    www.amator-veritas.de

    Widmung

    Den Vätern Beorns:

    Michael Frank, dem Bildhauer, Maxim Spektor, und Landi „Graywolf" Landefeld.

    Und all jenen Künstlern,

    die für ihre Kunst kämpfend auf Bequemlichkeiten, Luxus

    und oft genug eine Krankenversicherung verzichten.

    Erstes Kapitel

    Beorn - Zeichnung: Maxim Spektor, 2010. Tusche und Graphit auf Papier.

    „Fünfzehn Zentimeter! Beorn gab ein tiefes, brummendes Lachen von sich. Er stand am Herd, unter dem Wasserkessel glühte bläulich die Gasflamme, und das Wasser gab schon ein leises Summen von sich. Beorns Blick ging zum Fenster hinaus. Schneeflocken wirbelten, der Wind fauchte in den Ritzen. Draußen versank alles in Weiß – der Schnee fiel so dicht, dass die sonderbar verwachsenen Apfelbäume auf dem Hang vor uns als bloße Schemen zu erkennen waren. „Fünfzehn Zentimeter, und eure ganze Zivilisation fällt in sich zusammen wie ein Kartenhaus bei einem Nieser! Beorns tiefe, brummige Stimme klang befriedigt, das Summen im Kessel wurde lauter und der Aufsatz an der Tülle begann zu pfeifen. Beorn nahm den Kessel von der Flamme, stellte sie ab und kam zum Tisch herüber. Als er das siedende Wasser mit dampfendem Strahl in die große, bauchige Kanne aus Steingut goss, breitete sich schlagartig der intensive Geruch nach Hagebutte aus, und mit ihm ein behagliches Gefühl, wie ich es nur von Besuchen bei Beorn kenne. Ich empfand ein sehr schlichtes Gefühl der Vorfreude auf einen heißen Tee, den ich zwischen den durchgefrorenen Händen halten konnte, ein Empfinden von Erleichterung, dass ich angekommen war – die Fahrt war mehr als anstrengend gewesen. Die fünfundzwanzig Minuten, die ich sonst von Bonn brauchte, hatten anderthalb Stunden gedauert, über die Margarethenhöhe hatte ich es gar nicht versucht: laut Radio hatte man aus Mangel an Salz das Streuen eingestellt und die A3 war dicht. Ein LKW hatte sich quer zur Fahrbahn gestellt und war umgestürzt. Und die Steigung nach Sassenberg war das Aus gewesen: auf halber Höhe griffen die Räder unter der Tonne roten Opels nicht mehr, drehten durch, mein Wagen schleuderte und rutschte langsam, doch unaufhaltsam nach rechts. Ich war vom Gas herunter gegangen und nachdem ich einmal stand, war nichts mehr zu machen: auch im zweiten Gang drehten die Räder hilflos durch, der Wagen rutschte seitlich weg, ohne dass irgendetwas geschah, als dass ich langsam und rückwärts den Berg hinunter glitt. Ich hatte Decken aus dem Kofferraum geholt und unter die Räder gelegt, um Bodenhaftung zu bekommen, aber selbst wenn es für einen Moment funktionierte – kaum dass die Reifen von den Decken herunter wieder in den Schnee kamen, drehten sie wieder durch und ich schleuderte, rutschte und glitt haltlos von neuem. Zum Schluss war ich rückwärts den Berg hinunter gerollt und hatte in einem Feldweg geparkt, um zu Fuß über die Wiesen durch den Schnee hinauf zu Beorns Hütte zu stapfen.

    Jetzt tauten meine Knochen langsam auf. Als meine klammen Finger sich um die Tasse mit dem heißen Tee schlossen, fühlte es sich zuerst an, als würde ich mich verbrühen, dann kann die Wärme.

    „In Köln-Bonn geht gar nichts mehr, sagte ich. „Im Radio haben sie berichtet, dass die meisten Flüge gestrichen sind.

    Beorn setzte sich. Der Stuhl gab ein leises, irgendwie gemütliches Knarzen von sich, als Beorn mit brummig-behaglichem Seufzen die Füße auf den Tisch legte. Wie er da saß, im Stuhl zurückgelegt, die Tasse in der schaufelgroßen Hand, die handgestrickten, dicken Norweger-Socken in Rot und Braun auf dem Tisch und das für ihn so typische entspannte Lächeln im Bart, gab er genau das Bild ab, das ihm seinem Namen eingebracht hatte. Denn natürlich hieß er nicht Beorn, sondern die Björn. Ich als Altgermanist sehe darin zwar keinen großen Unterschied, denn Björn bedeutet im Grunde dasselbe wie Beorn, aber die ihm den Namen verpassten, dachten wohl weniger an altnordische Bezeichnungen für „Bär", sondern an die Figur aus Tolkiens

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