Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Der Minnesänger-Komplex: de amoris
Der Minnesänger-Komplex: de amoris
Der Minnesänger-Komplex: de amoris
Ebook145 pages1 hour

Der Minnesänger-Komplex: de amoris

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Humorvolle Sammlung von märchenhaften Geschichten über die Liebe. Eine ganz spezielle Art der Liebe, die schwärmt und vergöttert, ohne den Geliebten dabei anzuschauen. Ironisch, satirisch und oft mit bösem Augenzwinkern wird die unreife Liebe aufs Korn genommen:

Der Wanderer findet eine Strohblume und macht sie zur Rose, um zuletzt die Strohblume zu lieben aber abgewiesen zu werden, weil sie sich als Rose für zu gut hält.
Der Wolf macht aus dem Mond ein Paradies und hört nicht auf seine Warnungen, bis er letztlich auf dem Mond nur Staub und Krater findet und ihn haßt und sich betrogen fühlt.
Der Wolf, der sich in einen Menschen verliebt und sich zum Hund macht; der Diener, der seinen Dienst bei der Unnahbaren kündigt und lieber zur Magd ins Bett steigt, und viele andere amüsante bis verträumte Geschichten in einem Stil, die parodierend und übertreibend die Sprache der verschwärmten Romantik benutzt.
LanguageDeutsch
Release dateJan 5, 2012
ISBN9783937330051
Der Minnesänger-Komplex: de amoris
Author

Norman Liebold

Norman Liebold, 1976 in Eilenburg (Sachsen) als Sohn eines Majors geboren, kam kurz vor der Wende ins Rheinland. Er studierte Literatur, Philosophie und Sprachwissenschaften in Bonn und veröffentlicht seine Erzählungen und Romane seit der Schulzeit. In zwei politischen Ideologien aufgewachsen, ist sein Blick geschärft für Systemlügen. Mit geschliffenem Wort, spitzer Zunge und viel Humor demontiert er ihre Masken. Ob Kriminalroman, sozialkritische Novelle oder Fantastik – der Mensch steht bei ihm stets im Mittelpunkt. Der Autor lebt und arbeitet im Siebengebirge mit Lebensgefährtin und Katze, schreibt seine Bücher ganz altmodisch mit Füllfeder und liest sie deutschlandweit mit viel Gefühl vor. Neben dem Schreiben zeichnet er und spielt Flöten, Klarinette und Saxophon.

Read more from Norman Liebold

Related to Der Minnesänger-Komplex

Related ebooks

Classics For You

View More

Related articles

Reviews for Der Minnesänger-Komplex

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Der Minnesänger-Komplex - Norman Liebold

    Norman Liebold

    Der Minnesänger-Komplex

    de amore

    mit Zeichnungen des Autors

    AMATOR VERITAS

    Digitale Version der überarbeiteten, authorisierten Ausgabe 2012.

    Amator Veritas Buch Nr. XVIII

    Copyright © 2002

    Norman Liebold und Amator Veritas Verlag, Hennef.

    Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und elektronische Medien, sowie der Übersetzung auch einzelner Teile.

    ISBN-13 (Print): 978-3-937330-71-6

    ISBN-13 (eBook): 978-3-937330-05-1

    www.norman-liebold.com

    www.amator-veritas.de

    Den verbohrten Schwärmern,

    die ins Anbeten verliebt niemals zu lieben lernen,

    viel mehr aber noch den Beschwärmten,

    die an dem Bilde zu zerbrechen drohen,

    das schwärmend die Schwärmer ihnen aufgezwungen.

    Prolog

    Vor einigen Jahren, grad um die Jahrtausendwende, irrte Spielmann Nahtegal kreuz und quer durchs Land. Er suchte nach der Melodie, von der ihm sein Leben abzuhängen schien. Auf metallne Walze mechanisch tot gebannt trug er sie als Spieluhr bei sich und folgte den Geschichten, die von ihrem Schöpfer ihm erzählten: Grad ein paar Tagesmärschen schien er ihm stets voraus, doch einzuholen vermochte er ihn nicht, was immer er auch tat. Was er jedoch nicht wußte, war, daß jene, die ihm die Traumelfenspieluhr geschenkt, einst, ihm eine Freude zu bereiten, seine eigene Weise aufs Metall hatte bannen lassen, und daß er keinem anderen Spielmann folgte als nur sich selbst - denn von niemand anderem erzählten die Geschichten als von ihm, der er spielend durch die Landen zog und spielend jeden fragte, ob er die Melodie wohl kenne. Doch dies ist eine andere Geschicht, die als die „Sieben Kelche" bekannt geworden ist, hier an dieser Stell will Nahtegal die Mären Euch erzähln, die auf seiner Irrfahrt er abgelauscht. Denn lang war sie und führte ihn durch so manches Land. Nun ist es stets so, daß dem suchenden Wanderer begegnet, worum sein Geist sich gerade suchend dreht, oder daß sein sich suchend drehender Geist nur jenes sieht, was ihn berührt. So kommt es, daß die Mären hier einem Karusselle gleichen, das um einen Mittelpunkt sich herum bewegt.

    Nahtegal brach auf, als der Sommer dem Ende zu sich neigte. Die Landen, durch die suchend striff, wurden ländlicher mit einem jeden Tag, bald waren nur noch Felder da, selten durchbrochen von eines kleinen Dorfes Kirchenspitz. Er nächtigte in Schobern, wo die Nacht ihn überfiel, und nahm sich, was er zum Leben brauchte, von den reifen Feldern. Eines Abends, als er in einem Heuschober am Feldesrand zur Ruh sich bettete, hörte plötzlich Stimmen er im Stroh. Eine Windböh fuhr über ihn hinweg und ein blutrotes Blümchen fiel zwischen die Halme. Auch dieses hub an zu sprechen, und in Spielmannsart lauschte Nahtegal, und merkte sich, was da gesprochen ward. Vielleicht, so sagte er sich später, wars ein Traum, doch die Geschichte stand in seinem Spielmannsbuch aus dieser Zeit, und also nunmehr hier.

    Rose und Wanderer

    Das Stück ist sehr überzogen zu spielen, derart überzogen, daß es in die Lächerlichkeit hinüberkippt. Es spielen: Die Strohblume (Ein Mädchen), Das Stroh (Eine Gruppe gleichförmig grau gekleideter Personen mit Masken), Der Wandersmann. Schauplatz ist ein Schober von Stroh am Wegesrand, trocknend in sommerlicher Abenddämmerung.

    DAS STROH (Im Chore) In einem Schober am Feldesrand, am Sommerende, eng an eng, so liegen wir, Strohhalme, gemähtes Gras und trocknen in der Sommersonne. Und wahrlich: Recht gut fühlt man sich so, als Stroh unter Stroh, nach Leben duftend, vom Sommer raunend, von verträumten Liebespaaren, die sich in uns paaren voller zartgehauchter Seufzer. Oh, man fühlt sich gut als Stroh unter Stroh!

    STROHBLUME (Weht heran, gleichsam vom Wind getragen.) Der Schnitter kam, und allein war ich, als das Herz entbrannte von nie gekannter Sehnsuchts-Sehnsucht, und ohne Wurzel so suche ich eine Stunde schon, daß ich nicht mehr einsam bin. (Sieht den Strohhaufen) Ach, Hand in Hand durch Wiesen laufen! Märchenflüsternder Stimme lauschen, ein Kuß unterm Sternenzelt! (Pause.)

    Müde bin ich worden, schnell wird man müd ohne Wurzel! Ein wenig will ich ruh’n! (Sie läßt sich in das Stroh hinsinken, welches sie auffängt und streichelt und wiegt, was sehr sinnlich wirken soll.)

    Oh, so wohl fühlt man sich im Grase, im Frischgemähten! Oh Ihr Halme, wie ihr mich umfangt und so zärtlich summt und wohlig duftet!

    DAS STROH Oh Blume, bist Du nicht wie wir, hat Schnitter Dir nicht genommen, was Wurzel war, bist Strohblume und unter Stroh nun: daheim? Fühlst Du nicht die Wärme? Sing mit uns, und trockne mit uns in der warmen Sommersonne! Lausch den Liebesflüsterworten der Pärchen, die sich in uns paaren, schließ die Augen, kleine Strohblume, laß Dich fallen, Stroh unter Stroh bist Du nun, daheim, und für die Ewigkeit wie jetzt, so hübsch die Farben Deiner Blütenblätter, Strohblumen bleiben trocken immer schön! Für die Ewigkeit...

    EINER IM STROH Oder für den Wiederkäuermagen...

    DAS GANZE STROH Ach hör nicht auf ihn! Er träumt nur schlecht!

    WANDERSMANN Ach, Rosen! (Ad spectatores.) Rosen sind so wundervoll, so zart, so rot, so weich, und ihr Geruch ist unvergleichlich! Mit Rosen-Geruch auf den Lippen seufzend sterben! An einem Rosengarten kam ich vorbei, der Schnitter war schon dagewesen, und keine Blütenpracht leuchtete in der Sonne mehr. In Vasen verdorren sie, in Vasen! (Seufzt tief.)

    DAS STROH (Raunend) Der Abend senkt sich, Wandersmann, bette Deinen Kopf in uns, das Stroh, atme eine Nacht lang unsren Duft, laß Dir sanfte Träume schicken!

    WANDERSMANN Ein Schober, der Abend kommt, ein guter Platz, den Kopf zu betten; wenn ich doch an den letzten Sommer denke, wo meine Liebste mir noch Schmachteworte säuselnd im Stroh Küsse tauschte! Schmerzlich ist die Erinnerung, doch sie tut auch wohl... (Betrachtet das Stroh.) Was ist das dort für ein Tupfer Farbe im Gelb der toten Halme? So rot, wie Feuer fast, wie Mädchenlippen, hat eine Rose sich hierhin verirrt?

    STROHBLUME Nein, Strohblume bin ich, Wandersmann, sag, gefall‘ ich Dir?

    WANDERSMANN Eine Rose liegt im Stroh (Seufzt) Und ist verdammt zu dorren!

    (Ad spectatores) Ich bin so leichtgläubig nicht, das muß ich sagen: Wohl liegt hier im Stroh eine Strohblume, klein und trocken, oder auch eines Klatschmohns Blüte, doch ach!, es ist so schön, das Gefühl, dieser süß-wehmütige Schmerz, eine Rose da zu sehen, im Strohe liegend, verdorrend und vielleicht kann man sie ja retten?

    (Zur Strohblume:) Oh Rose Du! Im Dämmerlichte Dein Rot so warm, zart zitternd Deine Blüte im Winde bebt, so weich, so herrlich duftend, ach, wie gern nähm‘ ich Dich mit mir fort, wässerte Deine Trockenheit, damit lang Du blühtest, vielleicht auch pflanzt ich Dich ein in meinen Garten, Süße Du, voll wonniglichem Dufte!

    DAS STROH Nun, Strohblume, sieh den Wandersmann, der, um schöner Worte Willen, nicht Strohblume in Dir sieht, sondern die vielgerühmte Rose: Von blutigroter Farbe, so weich und groß, ihren übervollen Duft so reich in jede Nase gießend. Ihm geht’s doch nur um‘s Seufzen! Strohblume, fühlst Du nicht, wie hart und stark die Blätter Deiner Blüte sind? Wie zart und hauchdünn Dein Duft, ein wenig herb sogar? Deine Farbe, zwar ist sie rot, doch nicht wie die Rose welkst Du schon nach ein paar Tagen, sondern glänzt auch nach Monden noch im Lichte! Wir lieben Dich und das Licht auf Deinen stroh’gem Blütenblättern, Deinen zart-herben Strohgeruch, Deine Trockenheit, die ohne Fäulnis ist!

    WANDERSMANN Oh, wie das letzte Licht auf Deiner samtenen Haut sich bricht, Dein Duft im Abenddämmer, wie die Blätter Deiner Knospe so zart sich öffnen, ihren Odem zu verströmen, oh laß mich Dich nehmen, laß Dich entführen in das Land der Rosen!

    DAS STROH Wo Du faulen wirst, denn Wasser ist die Fäulnis für Unsresgleichen!

    WANDERSMANN Oh Rose! Welch schreckliches Denken: Die fette Wiederkäuer-Lippe, die Dich packt, schon welkend, Dich zerreißt, die gelbstinkenden Zähne, die Dich zermalmen, Deine Blüte zu Brei zerdrücken, wie Du hinabgewürgt halbverdaut wieder ins Maul erbrochen wiedergekäut...

    STROHBLUME (Sich die Ohren zuhaltend, verkrümmt, den Kopf verbergend, weinend.) Wenn die Wiederkäuerlippe mich greift, dann wird nicht Ros‘ zermalmt, sondern des Strohes Blume! Und wenn Du mich, Wandersmann, aufnähmst, um Rosenduft zu atmen, dann würfst Du mich zurück ins Stroh, denn nicht Rosenduft vergieße ich in die Nacht, sondern Strohblumen-Hauch, und nicht weich und zart ist meine Blüte wie Mädchenhaut, sondern hart und spröde!

    DAS STROH Und darum!

    EIN HALM Ja, warum faßt er Dich nicht an?

    ANDERER HALM Ja, warum riecht er nicht an Dir?

    EIN HALM Ja, warum liebkosen seine Lippe nicht Deine Blüte?

    DAS STROH Darum! Er weiß es wohl: Nicht weich bist Du, wie Mädchenhaut, sondern spröd und hart, denn nicht Rose bist Du, sondern ein Strohblümchen!

    WANDERSMANN Willst Du nicht mit mir kommen, Rose? Ich will Dich pflegen, in meinen Händen wirst Du niemals welken! In meinen Garten will ich Dich pflanzen!

    STROHBLUME Warum nimmst Du mich nicht auf, Wandersmann, hältst mich in Deiner Hand, riechst an meiner Blüte? Ich habe solche Furcht vorm Wiederkäuermagen! Warum liebst Du Rosen, und Strohblumen nicht? Warum hörst Du keines meiner Worte? Gefalle ich Strohblume Dir sowenig, daß Du nur seufzt, wenn ich Rose Dir scheine?

    DAS STROH Er findet’s schön, um Rosen zu weinen, wer weint schon gern um Strohblumen? Das ist nicht edel!

    WANDERSMANN Wie das Mondenlicht spielt auf ihren Blütenblättern...

    DAS STROH Auf Rosen spielt kein Licht nicht, Samt ist der Rosen Haut und schluckt den Mondenglanz: Nur Strohblümchenhaut spiegelt’s glänzend wieder!

    STROHBLUME Wer sagt, daß ich Strohblume bin?

    STROH Stroh sind wir, ein Schober am Wegesrand, Liebespärchen hauchen sich in uns paarend Liebesworte, Wanderer finden Ruh in unsern Armen, der Schnitter macht‘ uns alle gleich, wir trocknen in

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1