Kreuz, auf das ich schaue: Kreuzwegandachten, Gottesdienste und Betrachtungen zur Passion Jesu
By Hanns Sauter
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Book preview
Kreuz, auf das ich schaue - Hanns Sauter
Kreuzes
ZUM BUCH
Kreuzwegandachten und andere Gottesdienstformen, die das Leiden Jesu betrachten, haben vor allem in der Vorbereitungszeit auf das Osterfest einen festen Platz im Gottesdienstleben. Doch auch während des Jahres gibt es immer wieder Anlässe, sich mit dem Weg Jesu durch das Leid auseinanderzusetzen. Das Fest Kreuzerhöhung setzt im Herbst den abschließenden Akzent.
Das Buch enthält Kreuzwegandachten und andere Feierformen (Buß-, Passions-, Ölbergandacht, Eucharistische Anbetung etc.) sowie Betrachtungen, die für das Gebet in Gemeinden und Gruppen wie auch für die persönliche Meditation Anregung und Hilfe geben. Alle Feiern können von Laien geleitet werden.
ZUR REIHE
Hanns Sauter, geb. 1951, ist Theologe und im Fachbereich Seniorenpastoral der Erzdiözese Wien tätig. Buchautor und Mitarbeiter bei Fachzeitschriften.
HANNS SAUTER
Kreuz, auf das ich schaue
Kreuzwegandachten, Gottesdienste und Betrachtungen zur Passion Jesu
VERLAG FRIEDRICH PUSTET
REGENSBURG
IMPRESSUM
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eISBN 978-3-7917-6104-6 (epub)
© 2017 Verlag Friedrich Pustet, Regensburg
Umschlagbild: Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vincenz von Paul, Paderborn: Kreuzwegstationen in der Mutterhauskirche / Foto: Friedhelm Hellvoigt
Layout und Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg
Satz: MedienBüro Monika Fuchs, Hildesheim
eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg
Diese Publikationen ist auch als Printprodukt erhältlich:
ISBN 978-3-7917-2869-8
Weitere Publikationen aus unserem Verlagsprogramm finden Sie unter:
www.verlag-pustet.de
www.liturgie-konkret.de
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
Kreuzweg- und Passionsandachten gehören zu den populären Gottesdienstformen. Besonders in der Vorbereitungszeit auf das Osterfest und in der Karwoche haben sie ihren festen Platz. Vor allem Kreuzwege werden oft intensiv vorbereitet. Mich erreicht häufig der Wunsch nach einfach gestalteten Modellen, die möglichst breit verwendet werden können, die das Gebet mit allen Sinnen unterstützen und ohne viel Vorbereitungsarbeit auskommen. Dieser Wunsch kommt von Liturgieverantwortlichen aus Pfarreien, von Gruppen, die in Dorfkapellen oder Privaträumen zum gemeinsamen Gebet zusammenkommen, aber auch von Gottesdienstleiterinnen und -leitern der Krankenhaus- und Pflegeheimseelsorge. Immer wieder zeigt sich auch, dass die Betrachtung des Leidens Jesu nicht nur auf die Tage vor Ostern beschränkt ist. Die Kreuzwege, die zu Kirchen führen, Wallfahrtsorte und zahlreiche Feldkreuze und Marterl laden dazu ein. Wallfahrergruppen und Einzelpilger tun dies auf ihrem Weg. Einzelne Fest- oder Gedenktage regen das ganze Jahr über dazu an. Im Spätsommer setzt das Fest Kreuzerhöhung einen eigenen Akzent.
Die hier zusammengestellten Modelle – sowohl die Kreuzwege als auch die weiteren Gottesdienste – möchten den oben genannten Anliegen entgegenkommen. Manche sind aus einigen meiner früheren Publikationen übernommen, wurden aber überarbeitet. Sie richten sich zumeist an ein allgemeines Gottesdienstpublikum; bei dem einen oder anderen Modell können Kinder einbezogen werden, auch wenn dies nicht eigens angegeben ist. Neu ist die Anregung, Kreuzwegstationen generationenübergreifend zu betrachten, eine Möglichkeit z. B. für die Firmvorbereitung oder bei Gemeinde-Einkehrtagen, die oft in der Fastenzeit angesetzt sind. Das Einleitungskapitel zeigt das Anliegen der Passionsfrömmigkeit auf, die Betrachtungstexte wollen zum persönlichen Gebet anregen, aber auch auf die zahlreichen Zeugnisse der Passionsfrömmigkeit wie Bildstöcke, Ölberge oder Hl.-Grab-Kapellen aufmerksam machen und dazu anregen, ihnen im Gottesdienstleben einen Platz zu geben.
Die Botschaft des Leidens Jesu an uns ist, zu denken und zu handeln wie Jesus. Sein Leben lang zeigt er Einseitigkeiten, Grenzen und Unzulänglichkeiten gängiger Denk- und Handlungsmuster auf und weist auf Alternativen hin. Sich in sein Leben und besonders in die Ereignisse seiner letzten Lebenstage hineinzuversetzen und daraus Konsequenzen für heute zu ziehen, ist eine Form der Umkehr, zu der uns das Evangelium aufruft und an der wir immer – jeder für seinen Lebensbereich – arbeiten können.
Gott möge das gute Werk vollenden,
das er selbst in uns begonnen hat –
wünscht Ihnen allen
Ihr
Hanns Sauter
Wer mir nachfolgt …
Über Entstehung und Bedeutung von Kreuzweg und Passionsandacht
Den Ereignissen der letzten Tage Jesu kommt im Kirchenjahr eine besondere Bedeutung zu. Wie mit einem Brennglas führen sie in den Sinn und Auftrag seines Lebens ein. In ähnlicher Dichte lesen wir dazu im Brief an die Philipper: „Jesus Christus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein … Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod … Darum hat ihn Gott über alle erhöht … (Phil 2,6–11) Paulus leitet diesen Hymnus, den er von anderswoher übernommen hat, mit den Worten ein: „Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht.
Er stellt damit allen, die seinen Brief lesen, Jesus als Vorbild für ihr eigenes Leben vor Augen, das nach dem Willen Gottes ein Leben im Dienst und in der Hingabe an die Menschen sein soll. In letzter Konsequenz dieses Dienstes gilt es, auch Leiden und Tod anzunehmen und dadurch dem Guten zum Durchbruch zu verhelfen.
Nachgehen des Weges des Herrn
Sich in das Leben Jesu meditierend zu versenken, in seine Lebenseinstellung hineinzuwachsen und daraus die Konsequenzen für sich selbst zu ziehen – dazu gibt es unterschiedliche Wege. Einer davon ist das betende Nachgehen des letzten Weges des Herrn. Von der Spätantike bis in die Zeit der Kreuzzüge pilgerten Menschen nach Jerusalem, um an den Originalstätten des Leidens Jesu diesen Weg nachzugehen. Nach der Rückkehr in ihre Heimat bauten sie das Heilige Grab nach, um auch zu Hause immer wieder an das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu erinnert zu werden. Neben dem Kreuzestod des Herrn betrachteten sie auch Einzelmotive aus dem Passionsgeschehen: Jesus am Ölberg, den Leidensmann, den kreuztragenden Jesus, die Pieta. Sie sollten den Betrachter anregen, aus dem Leiden Jesu Konsequenzen für das eigene Leben zu ziehen. Auf diese Weise entstand als Vorläufer des Kreuzweges mit seinen 14 Stationen der Meditationsweg der „sieben Fußfälle". Sieben Motive aus dem Leiden Jesu, die in den Passionsberichten der Evangelien überliefert sind oder die die fromme Betrachtung aus ihnen erschließen konnte, wurden zu einem Weg verbunden. Seinen Namen erhielt dieser Weg durch die Sitte, sich bei jeder Station mit beiden Knien gleichzeitig auf den Boden fallen zu lassen.
Als die Christen das Heilige Land wegen des Vordringens des Islams nicht mehr bereisen konnten und auch die Kreuzzüge nicht den erhofften Ausgang brachten, wurde das Gehen des Kreuzweges in der Heimat zum Ersatz für die Wallfahrt nach Jerusalem. In der Bretagne entstanden ab dem 15. Jahrhundert Kalvarienberge (Calvaires) oft in der Verbindung mit Friedhöfen. Szenen aus der Heilsgeschichte sind wie eine Triumphpforte aufgebaut, die Kreuzigungsgruppe ist ihr Höhepunkt. Die Botschaft dieser Calvaires ist klar: Das Tor symbolisiert den Eingang zum Paradies, den der Verstorbene durchschreiten darf. Der Schlüssel zu dieser neuen Welt ist der Kreuzestod Jesu. Er ist der Höhepunkt des Heilswirkens Gottes. Sünde und Tod sind endgültig überwunden. Das Tor zum Leben steht allen offen, die in den Gräbern ruhen.
Die älteste freistehende Kreuzigungsgruppe Deutschlands entstand 1468 in Lübeck. Sie war bereits der Abschluss einer Reihe von Kreuzwegstationen. Am Johannisfriedhof in Nürnberg wurden im Auftrag des Stadtrates durch den Bildhauer Adam Krafft um 1490 Kreuzwegstationen errichtet, die zu einer dort bereits bestehenden Kreuzigungsgruppe führten. Die Gegenreformation förderte nach Kräften sowohl die Kreuzverehrung als auch die Kreuzwegandachten. Es entstanden Kreuzbruderschaften mit dem Ziel, die Verehrung des hl. Kreuzes durch regelmäßige gemeinsame Gebetszeiten, Wallfahrten und andere Formen der Frömmigkeit zu fördern. Dazu wurden Kreuzigungsgruppen, Kalvarienberge und Kreuzwege errichtet. Beispiele dafür sind der eindrucksvolle, figurenreiche Kalvarienberg in der Bergkirche von Eisenstadt (Österreich), der in das 17. Jahrhundert zurückgeht, oder der zur Würzburger Wallfahrtskirche Käppele aus den Jahren um 1760, der zu den schönsten Deutschlands zählt. Eine einzigartige Schöpfung dieser Zeit – wiederum in Österreich – ist der Kalvarienberg in Wien-Hernals. Dort führen zur Kreuzigungsgruppe sieben Stationen, die Jesus, der die sieben Hauptsünden büßt, thematisieren. Nach der Kreuzigungsgruppe zeigen sieben weitere – anknüpfend an die sieben Worte Jesu am Kreuz und personifiziert in der Gestalt der Gottesmutter – den Weg der Tugenden, den der Kreuzestod Jesu ermöglicht.
Erinnerung und Vergegenwärtigung
Die erste schriftliche Festlegung der Kreuzwegstationen, die inzwischen auf 14