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Schlafmohn, Engelwurz und Aphrodites Quitten: Die Pflanzen der Heiligen und Gottheiten
Schlafmohn, Engelwurz und Aphrodites Quitten: Die Pflanzen der Heiligen und Gottheiten
Schlafmohn, Engelwurz und Aphrodites Quitten: Die Pflanzen der Heiligen und Gottheiten
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Schlafmohn, Engelwurz und Aphrodites Quitten: Die Pflanzen der Heiligen und Gottheiten

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About this ebook

Heil-Pflanzen und ihre Kräfte

• 50 Pflanzen und ihre Heilwirkung!
• Mit mehr als 200 Rezepten
• Naturheilkunde, Homöopathie, Aromatherapie, Wellness und Kosmetik



Alle 50 Heilpflanzen dieses Buches wurden keltischen und germanischen oder griechisch-römischen Göttern und Göttinnen, teilweise aber auch christlichen Heiligen zugeordnet. Uraltes Heilwissen offenbart sich darin und soll allen Leserinnen und Lesern zugängig gemacht werden. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf den praktischen Anwendungen der Pflanzen in den Bereichen Naturheilkunde und Homöopathie, Wellness und Kosmetik sowie im "Behandlungsraum Küche": So werden nicht nur Tees und Tinkturen, Cremen und Badezusätze bereitet, schon allein der regelmäßige Verzehr der verschiedenen Heilpflanzen hilft uns dabei, gesund zu bleiben! Mit vielen Rezepten!
LanguageDeutsch
Release dateJan 1, 2017
ISBN9783702016784
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    Book preview

    Schlafmohn, Engelwurz und Aphrodites Quitten - Claudia Ritter

    Literaturverzeichnis

    Vorwort

    „DAS SCHÖNSTE GLÜCK DES DENKENDEN MENSCHEN IST, DAS ERFORSCHLICHE ERFORSCHT ZU HABEN UND DAS UNERFORSCHLICHE RUHIG ZU VEREHREN."

    JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749–1832)

    Von Beginn an streiften die Menschen durch Steppen, Wiesen und Wälder – vorrangig um ihren Hunger zu stillen. Dabei stießen sie auch auf Pflanzen oder Pflanzenteile, welche physische wie psychische Krankheiten lindern oder heilen können. In der Natur finden wir also heilige Aspekte; die Heilpflanzen sind Heilmittel, die uns wieder in die Mitte bringen und heil sein lassen. Wir sind es heute gewohnt, den Fokus auf Inhaltsstoffe und deren Wirkspektrum zu legen. Dieser Aspekt war den Altvorderen völlig fremd und so entstand wohl der Glaube an eine höhere Macht oder eine himmlische Welt. Gleichzeitig haben die Menschen schon sehr früh ihren Sinn und Platz in der Schöpfung gesucht.

    Pflanzen rufen verschiedene Assoziationen hervor. Sie schlängeln und winden sich, graben sich flach oder tief in die Erde, leben alleine oder in Gemeinschaft, speichern Energiereserven und eine fast unüberschaubare Zahl von Heil- und Wirkstoffen. Vor allem aber streben sie gegen den Himmel. Heilige, Götter und Göttinnen in den Kontext mit Pflanzen zu stellen, mag auf den ersten Blick ein wenig exotisch anmuten. Doch die Bezeichnung „Heil-Pflanze weist schon auf einen heiligen Ursprung hin. Seit dem Altertum stehen an allen Orten der Welt Pflanzen in Zusammenhang mit der Verehrung von Göttern und Heiligen. Besonders veranlagte Menschen, einfache Kräuterweiber, Heiler, Seher, Druiden und Schamanen hatten einen Zugang zu den innewohnenden Kräften. Die Götter zeigten sich in Träumen, Trancezuständen oder intuitiven Momenten. Spiritualität und rituelle herapie und Medizin waren eng miteinander verknüpft. Rudimente davon haben sich bis heute erhalten. Viele Rezepte beinhalten noch heute die Anweisung „3-mal täglich .... Die Zahl Drei beinhaltet Anfang, Mitte und Ende. Sie gilt in vielen Religionen als Inbegriff der Ganzheit und Vollkommenheit und ist damit eine heilige Zahl. Das Christentum kennt bis heute beispielsweise die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes.

    Heilkundige nutzten Wurzeln, Blätter, Blüten, Rinde oder Früchte für eine Vielzahl von Aufgaben und Anwendungen. Beispielsweise waren sie religiöse Mittel beim Opfer- und Orakelkult, öffneten den Geist für Spiritualität, beseitigten negative Energien und brachten Linderung oder Gesundheit. Es ranken sich unzählige Mythen um die Helfer aus der Pflanzenwelt. Die in ihnen gesehenen Heiligen und Gottheiten waren aber nicht nur für die Linderung und Heilung von Gebrechen zuständig. In einigen Kulturen herrschte auch der Glaube, dass Götter wie auch Hexen, Dämonen und andere chaotische Kräfte als Strafe für begangenes Unrecht Krankheiten schicken können. Glaube und Aberglaube sind nur scheinbare Gegensätze, die immer wieder miteinander verschmelzen.

    Älteste Aufzeichnungen von der Mythologie der Pflanzenwelt und von Götterverehrungen stammen aus dem alten Ägypten. Antike europäische Volksgruppen wie die Kelten und auch germanische Stämme verehrten ihre Götter in heiligen Hainen. Weitaus umfangreicher sind die Aufzeichnungen aus dem klassischen Griechenland und Rom. Noch heute geltende botanische Art- und Gattungsnamen wie Artemisia, Melissa, Centaurium, Lamium oder Myrrha sind den Mythen der Griechen und Römer entlehnt.

    Gottheiten, wie Apollon aus dem alten Griechenland, wurden als Heilbringer angerufen, Jupiter in Rom, Baldur, Lichtgott bei den Germanen, die keltische Göttin Brigid, aber auch Engel und Heilige im Christentum, wie Erzengel Michael. Vieles von dem jahrtausendealten Wissen ist schon verloren gegangen. Vor allem im Rahmen der Christianisierung wurden Pflanzen mit „heidnischer Bedeutung" oft umbenannt und Maria, Engeln oder Heiligen der christlichen Kirche geweiht.

    Noch heute weiß der Volksmund: „Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen." Mein Anliegen ist es, Teile des alten Heilwissens zu bewahren und mit den heutigen Erkenntnissen zu verknüpfen. Die praktischen Anwendungen im Rezeptteil haben sich seit Generationen bewährt oder entsprechen dem heutigen Wissensstandard. Ich wünsche Ihnen, in diesem Buch neue Anregungen zu entdecken, einiges zu überdenken und vor allem Heilerfolge beim Anwenden der Heilkräfte unserer Pflanzenwelt.

    Claudia Ritter

    Weiden, Mai 2016

    Alant

    (INULA HELENIUM)

    ODINS DÄMONENSCHRECK

    Odin als Wanderer, aus einer schwedischen Ausgabe der Edda von 1886 (1896) von Georg von Rosen

    „G ehe am Donnerstagabend, wenn die Sonne untergegangen ist, dahin, wo du Alant stehen weißt; singe das Benedicite und Paternoster und die Liternei, und stecke dein Messer an das Kraut ... Lass es liegen, bis die Sonne auf ist... sing ein Paternoster und Credo und Gloria in excelsis Deo darüber ... und trinke den Trank, dann wird ihm bald wieder besser sein. Dieser Auszug stammt aus dem angelsächsischen Neunkräutersegen, aufgeschrieben im 11. Jahrhundert. Neun Kräuter, darunter Alant, wurden gebraucht, um den kranken Menschen zu helfen oder sie vor dämonischen Einflüssen zu schützen. Auch Odin beziehungsweise Wotan wird im Segensspruch namentlich angeführt: „Da nahm Wodan neun Wunderzweige, erschlug da die Schlange, dass sie in neun Stücke zerfloh.

    Als die Römer in Germanien einzogen, fanden sie auf den zwischen Germanien und Britannien liegenden Inseln große Mengen des Alants. Es lag nahe, das mächtige Heilkraut mit einer mächtigen Gottheit in Verbindung zu bringen. Odin, wichtigste Gestalt des germanischen Götterhimmels, wandelte oft unerkannt als Wanderer zwischen den Menschen und Göttern umher, um Wissen, Wahrheit und Erkenntnis zu erlangen.

    Aus Liebe zur Weisheit opferte er sogar die Hälfte seiner Sehkraft, weshalb er auch als „der Einäugige auf vielen Darstellungen gezeigt wird. Hier ergibt sich ein weiterer Bezug zum Alant. Die stolze Pflanze wird auch wegen der Form ihrer Einzelblüten Odinsauge, Odinskopf oder Wodanshaupt genannt; griechische Sagen konstruieren zudem einen Zusammenhang mit der schönen Helena. Eine christliche Inanspruchnahme des Odinkultes drückt sich heute noch in der katholischen Kirche aus. Zur Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt (15. August) ragt je nach Region als überragende Blume der „Olantskopp aus dem Kräuterbuschen.

    Der bis zu 2 m hohe Echte Alant ist eine mehrjährige Staudenpflanze, die wahrscheinlich in Kleinasien und Südosteuropa heimisch ist und bei uns als Kulturpflanze überwiegend in den Bauerngärten wächst. Vereinzelt trifft man Alant auch an Wegrändern, Hecken und auf nährstoffreichen Krautfluren. Er liebt die sonnigen Plätze und braucht tiefgründige Böden, die jedoch nicht frisch gedüngt sein sollten. An den aufrechten und behaarten Stängeln treiben große, stumpf gezähnte Blätter, die unterseits dicht und filzig-grau behaart sind. Den Blütenstand bilden 6–7 cm große Blüten mit sattgelben schmalen Zungenblüten und vielen kleinen Röhrenblüten. Die Scheibenblüten haben einen unterständigen Fruchtknoten mit einem aus zahlreichen Haaren bestehenden Kelch, der auch an der Frucht als Flugorgan (Pappus) erhalten bleibt. Der Wurzelstock ist braun und knollig verdickt. Getrocknet schmecken die Wurzeln leicht bitter und würzig.

    HEILANZEIGEN

    Das mächtige Heilkraut der mächtigen germanischen Gottheit gehört zu den ältesten Arzneipflanzen überhaupt. Die Hippokratiker erkannten seine menstruationsfördernde Wirkung und gaben ihn in die so genannte „Muttertränke". Auch die Frauen des Mittelalters verwendeten Alant, um die Menstruation einzuleiten. Im Mittelalter galt Alant vor allem in Form des Alantweins als Universalheilmittel bei teils noch heute gültigen Indikationen, wie Atemwegserkrankungen. Die Herstellung des Alantweins wurde damals im großen Stil betrieben.

    Heute werden therapeutische Zubereitungen des Alants in der westlichen Medizin nur noch volksheilkundlich verwendet. Die traditionelle Anwendung sind Zubereitungen der bitteren Wurzel zur Unterstützung der Verdauungsfunktion, wie Appetitlosigkeit, Magenschwäche, Völlegefühl, und bei Leberstauungen, wie Gelbsucht. Wie der Name „Brustalant" vermuten lässt, ist er auch ein Hustenmittel. Die Wissenschaftler der Neuzeit konnten für die Stoffgruppe der bitteren Sesquiterpenlactone entzündungshemmende wie auch antimikrobielle (beispielsweise gegen den Tuberkuloserreger) sowie pilzhemmende Eigenschaften nachweisen. Mit seinen krampflösenden und keimwidrigen Eigenschaften ist er ein Heilmittel bei Reiz- und Kitzelhusten, chronischem Husten, Bronchitis und Asthma. Seine harntreibenden, antibakteriellen und pilztötenden Eigenschaften sind auch hilfreich bei Hauterkrankungen. Mit der Teezubereitung der Wurzel kann auch eine Kompresse getränkt und bei Akne, unreiner Haut oder Hautjucken aufgelegt werden.

    Seine imposante Größe und seine majestätische Gestalt zeugen von Stärke, Kraft und Mut. Das sonnenstrahlende Blumengesicht ist ein Sinnbild der wärmenden Sonne. Alant hebt die Stimmung bei Melancholie, Mutlosigkeit und bei seelischen Tieflagen und lässt uns im wahrsten Sinne des Wortes wieder durchatmen. Alantwein wurde im Mittelalter nicht nur bei körperlichen Beschwerden, sonden auch bei Zorn und Traurigkeit gebraucht. Volksnamen wie „Edelharzwurz weisen zudem auf die Bedeutung der Wurzel als Räucherware hin. Als Heilmittel der Sonne passt die kraftvolle Alantwurz vor allem in die dunkle Jahreszeit. Ihr holziger und weihrauchartiger Duft gibt ein Gefühl des Beschütztseins und der Geborgenheit. Die Sonnenkraft hilft, um „moderne Dämonen, wie Stress, Traurigkeit, Melancholie und leichte Depressionen, zu vertreiben.

    Die frischen, unterirdischen Teile sind Ausgangssubstanz für die homöopathische Auftereitung von Inula helenium. Das Anwendungsspektrum entspricht in etwa der phytotherapeutischen Verwendung. Als Arznei für die Schleimhäute ist Inula bei trockenem Husten, chronischer Bronchitis, quälendem Husten mit viel und reichlichem Auswurf und als Palliativmittel bei tuberkulöser Entzündung des Kehlkopfes indiziert. Weiter auch als gynäkologisches Mittel bei Ausfluss und abnorm schmerzhafter Menstruation. Um es von anderen homöopathischen Mitteln abzugrenzen, ist es hilfreich zu wissen, dass Inula eher ein rechtsseitiges Mittel ist und der Urin oft einen Veilchengeruch hat.

    KOMPAKTWISSEN

    Botanische Namen: Inula Helenium L., Aster helenium, Aster oicinalis, Helenium grandiflorum

    Volksnamen: Alantwurz, Brustalant, Darmwurz, Edelharzwurz, Gottesauge, Helenenkraut, Odinsauge, Odinskopf, Schlangenwurz, Sonnenwurz, Weihrauchwurz, Wodanshaupt

    Pflanzenfamilie: Korbblütengewächse

    Verwendete Pflanzenteile: Alantwurzeln (Helenii rhizoma)

    Wirkstoffe: Wurzel mit 1–5 % ätherischem Öl mit Alantkampfer, das als Helenin bezeichnet wird; bis zu 44 % Inulin in den Herbstmonaten, bittere Sesquiterpenlactone, Pektine, Sterole, Kieselsäure, Triterpene, Azulen

    Wirkspektrum: verdauungsanregend, blähungstreibend, auswurffördernd, schleimlösend, hustendämpfend, harntreibend, antibiotisch, galleflussfördernd, krampflösend, menstruationsfördernd, entzündungshemmend

    Sammelhinweise: Sammelgut ist der Alantwurzelstock zwei- oder dreijähriger Pflanzen. Am besten im Frühjahr oder Herbst ausgraben, ihn waschen, zerkleinern und bei etwa 40 °C trocknen. Die Wurzel in Leinen- oder Holzkästchen aufbewahren; in Blechgefäßen scheidet die Wurzel Alantkampfer aus und wird unansehnlich.

    Bitte beachten: Zulassungsbehörden für pflanzliche Arzneimittel sehen die Wirksamkeit der Alantwurzel nicht zuletzt wegen des Risikos einer allergischen Reaktion als nicht ausreichend belegt. Die in den Alantwurzeln enthaltenen Sesquiterpenlactone – eine Stoffgruppe, die bitter schmeckt – wirken toxisch auf Bakterien, Pilze und Parasiten und reizen die Schleimhäute. Überdosierungen führen zu Erbrechen, Schleimhautreizungen und Magen-Darm-Beschwerden oder Krämpfen bis hin zu Lähmungserscheinungen. Gegenanzeigen bestehen deshalb bei bekannter Allergie gegen Alant oder andere Korbblütler und generell in der Schwan-

    REZEPTE

    Teezubereitung bei Reizhusten, chronischem Husten, zur Verdauungsregulierung und um die Nieren zu spülen

    1 gehäuften TL zerkleinerte Alantwurzel mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Nicht mehr als 2–3 Tassen täglich trinken. Zur Steigerung der Verdauung den Tee eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten einnehmen, bei Husten den Tee mit einem halben TL kaltgeschleuderten Honigs süßen.

    Alantwein zur allgemeinen Stärkung und bei melancholischem Gemüt

    50 g getrocknete und zerkleinerte Alantwurzel in einem Liter trockenem Rotwein ansetzen. Den Ansatz zehn Tage an einem lichten Ort ausziehen lassen, dann die Wurzel absieben. Davon kurmäßig ein Likörgläschen vor der Mittagsmahlzeit trinken.

    Inula helenium in der Homöopathie bei Atemwegserkrankungen und gynäkologischen Beschwerden

    Von den niedrigen Potenzen (D1-D6) je nach Beschwerdebild ein- bis mehrmals täglich 3–10 Globuli oder Tropfen einnehmen.

    Behandlungsraum Küche

    „Auf dass es beim Würzen an nichts fehle." Mit diesen Worten soll der römische Koch Apicus im ersten nachchristlichen Jahrhundert über Alant als unentbehrliches Gewürz in der römischen Küche geschwärmt haben. Heute wird die Wurzel eher selten als Küchengewürz verwendet. Mit ihrem würzigen und leicht-bitter scharfen Geschmack kann sie wie Ingwer zu Gemüse- und Fleischgerichten, Kartoffeln und Suppen gereicht werden. Kleingeschnitten und in Butter gedünstet geben die jungen zarten Blätter eine leicht bittere Note als Würzkraut oder Einlage in Suppen und Gemüsegerichten. Generell empfiehlt es sich jedoch, die Zubereitungen zuerst in kleinen Mengen zu probieren. Bei empfindlichen Menschen können sie allergische Reaktionen hervorrufen.

    Apfel

    (MALUS DOMESTICA)

    IDUNA UND DIE GOLDENEN ÄPFEL

    Iduna, Gemälde von Carl Larsson (1853–1919)

    Bei allen Völkern und zu allen Zeiten war der Apfel ein Symbol der Liebe und eine Frucht des Lebens und daher Attribut jener Göttinnen, die für Liebe und Fruchtbarkeit zuständig sind. Aphrodite, Venus, Freya, Iduna, im christlichen Kontext auch Eva und Maria werden mit dem Apfel in Verbindung gebracht. Bei den keltischen Völkern hieß der Paradiesgarten sogar Apfelland oder Avalon. Er lag ganz im Westen und erinnerte an den griechischen Mythos und den Garten der Hesperiden, in dem gleichfalls goldene Äpfel wuchsen.

    Im nordischen Mythos ist Idun oder auch Iduna die lieblichste unter den Asinnen – ihr isländischer Name bedeutet „die Erneuernde oder „die Verjüngende. Es hieß, überall, wo Iduna ihre Füße hinsetzt, sprießen zarte Pflänzchen aus dem Boden. Ihr Baum ist der Apfelbaum und sie ist im Besitz jener goldenen Äpfel, die den Göttern ewige Jugend und Unsterblichkeit verleihen, sofern sie täglich davon aßen. Eines Tages hatte der Riese hjazi Iduna entführt. Ohne ihre tägliche Äpfelration begannen die Götter nun, wie gewöhnliche Sterbende zu altern. Sie versammelten sich und hielten Rat, bis endlich Loki aubrach und in Gestalt eines Falken die Entführte befreite. Bei dem Rückflug stürzte er in ein Feuer und wurde schließlich von den Asen getötet. Iduna aber überlebte und beglückte die frohen Götter wieder mit ihren Früchten, worauf sie bald von Neuem in Jugend und Schönheit erstrahlten.

    An den so beliebten Apfel knüpft sich allerlei Aberglaube. In einigen Gegenden ist man der Ansicht, dass man am Oster- und Pfingstmorgen, an Karfreitag oder Weihnachten vor Sonnenaufgang stillschweigend einen Apfel essen muss, um das Jahr über gegen Fieber und Zahnschmerzen gesichert zu sein. Wie viele andere Baumarten auch, nimmt der Apfelbaum einige Krankheiten auf. So lassen sich neben Fieber und Zahnschmerzen auch die Gicht und die Schwindsucht mit „Zaubersprüchen" übertragen wie auch Warzen vertreiben, indem man sie mit einem durchgeschnittenen Apfel einreibt, ihn wieder zusammensetzt und anschließend vergräbt.

    Der Name Apfel ist aus dem altgermanischen „apitz entstanden, das seine Wurzeln im indogermanischen „abh = feucht, saftig hat. Weltweit wachsen mehrere Tausend Kulturformen des Rosengewächses. Sie stammen vom Wild- oder Holzapfel ab und unterscheiden sich in Form, Farbe und Geschmack. Die bei uns kultivierten Formen sind wahrscheinlich Kreuzungen, die aus zentralasiatischen Arten hervorgingen. Die Römer brachten den Kulturapfel schließlich nach Mitteleuropa. Apfelbäume gedeihen am besten an lichten Standorten, ihre Wuchsform ist eher gedrungen, die maximale Stammhöhe beträgt 8 m, das Alter bis zu 100 Jahre und sie bilden eine dicht belaubte breite Krone. Blütezeit ist von April bis Mai mit weißen bis rosa gefärbten Blüten. Die Früchte reifen im Herbst. Sie können unreif gepflückt werden, da sie nachreifen und sich sortenabhängig gut lagern lassen.

    HEILANZEIGEN

    Der Apfel ist einfach eine runde Sache. Er ging als Frucht des Lebens und der Fruchtbarkeit in die Geschichte ein und auch die englische Redensart „An apple a day keeps the doctor away" zeigt, dass Äpfel ein Baustein der gesunden Ernährung sind. Vorrangig ist er zum Reinbeißen da, sprich zum Frischverzehr. Nach Möglichkeit sollten Sie die Schale und das Kernhaus mitessen, denn hier sind viele wertvolle Inhaltsstoffe, wie Fruchtsäuren und Mineralsalze, versteckt.

    Je nach Zubereitung hilft das regelmäßige Essen von Äpfeln gegen Durchfall und Verstopfung gleichermaßen. Bei Durchfall wird der Apfel inklusive Schale und Kernhaus gerieben. Die Pektine können im Darm Giftstoffe binden, wirken reizlindernd und entzündungshemmend, einige Stoffe hemmen das Wachstum krankmachender Keime. So helfen geriebene Äpfel auch bei entzündeter Magenschleimhaut. Wer morgens ein bis zwei Äpfel auf nüchternen Magen isst, kann die Verdauung anregen und so einer Stuhlträgheit entgegenwirken. Vorausgesetzt, er wird gründlich gekaut. Wer einen sehr empfindlichen Magen hat und Rohkost schlecht verträgt, kann es auch mal mit einem Bratapfel versuchen.

    Äpfel reinigen und entgiften nicht nur, sie stärken auch das Immunsystem und unterstützen bei verschiedenen Stoffwechselerkrankungen. Über 30 verschiedene Mineralstoffe und Spurenelemente sind wichtig für die Blutzellen, Knochen- und Zahngesundheit, die Aktivierung von Enzymen, die Reizübertragung, die Gewebespannung und den Stoffwechsel – beispielsweise reguliert Kalium den Wasserhaushalt. Über den Urin werden vermehrt harnpflichtige Substanzen ausgeschieden, was vor allem gichtischen und rheumatischen Patienten zu Gute kommt. Vitamine (von lateinisch vita = Leben), wie B1, B2, B6, C und E, sowie Provitamin A und Folsäure werden im Körper vor allem für ein reibungsloses Funktionieren des Stoffwechsels benötigt. Die Pektine binden nicht nur Schadstoffe, sondern senken auch den Cholesterinspiegel und antioxidative Stoffe, wie Flavonoide und Carotinode, können einen Beitrag zur Krebsprävention und zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen bilden. Kühlend und beruhigend wirkt ein Tee aus Apfelschalen oder Apfelblüten. Nicht zuletzt kann ein geriebener Apfel, mit etwas Honig vermischt, auch für eine reine und zarte Haut sorgen. Nach 20 Minuten Einwirkzeit sollte die Apfel-Gesichtsmaske wieder abgewaschen werden.

    KOMPAKTWISSEN

    Botanische Namen: Malus domestica, Malus communis, M. pomilla, M. sylvestris, Pyrus malus

    Volksnamen: Appel, Buschapfel, Eppel, Surappel

    Pflanzenfamilie: Rosengewächse

    Verwendete Pflanzenteile: Apfelfrucht (Mali fructus), Fruchtschalen (Mali silvestris pericarpium), Apfelblüten (Mali flos)

    Wirkstoffe: Zucker in Form von Glucose, Fructose, Sacharose, Stärke, Pektin, Sorbit, Apfelsäure, Zitronensäure, Vitamine, Carotinoide, Mineralstoffe und Spurenelemente, Phenolcarbonsäuren, ätherische Öle, Flavonoide und Anthocyanine in der roten Schale

    Wirkspektrum: erfrischend, fiebersenkend, entzündungshemmend, entgiftend, harntreibend, stopfend wie auch abführend, krebshemmend, vitaminspendend

    Sammelhinweise: Die Frucht wird zwischen September und Oktober reif. Am besten lagert man Äpfel in Holzkisten bei 2–3 °C und hoher Luftfeuchtigkeit. Sortieren Sie vor dem Einlagern und während

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