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Heimatkunde. Alles über Sachsen-Anhalt
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Ebook222 pages1 hour

Heimatkunde. Alles über Sachsen-Anhalt

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About this ebook

Als im Frühjahr 2009 im Fernsehmagazin "sachsen-anhalt heute" erstmals 'Heimatkunde. Alles über Sachsen-Anhalt' ausgestrahlt wurde, war nicht nur eine erfolgreiche Serien des MDR geboren. Vielmehr wurde auch der Beweis erbracht, dass Bildung angenehm unterhaltend und Unterhaltung sehr bildend sein kann. Denn jede Folge präsentiert, eingängig und mit viel Witz aufbereitet, 5 bis 7 bestens recherchierte Fakten.
Nun erscheint endlich – auch aufgrund zahlreicher Zuschauerwünsche – das Buch zu Serie. Im von den Filmen bekannten frischen Stil widmet sich der durchgehend farbig illustrierte Band von A wie 'Archäologie' bis Z wie 'Zoo' Themen, die für das Land stehen. Wobei die Autoren selbst bei Experten manchen rkenntnisgewinn hervorrufen dürften. Über clevere Erfinder zum Beispiel oder gewichtige Blaublüter, über mysteriöse Orte und süße Dinge, die Kunst der Fliegerei und die des Fußballspielens, über kulinarische Genüsse und Chemie, von der es zwischenzeitlich hieß, sie gäbe 'Brot. Wohlstand und Schönheit'.
Und nicht selten zeigt sich eines: Sachsen- Anhalt ist ein Land, das immer wieder überrascht. Seien es die blühenden Landschaften, die es schon gab, ehe diese versprochen wurden, oder eine lange in seiner Erde verborgene Himmelsscheibe, die mittlerweile die ganze Welt bewegt.'Heimatkunde. Alles über Sachsen-Anhalt', das Buch zur beliebten Fernsehreihe, mit noch mehr Illustrationen und Hintergrundinformationen. Zum Schmunzeln, Staunen und – auch nicht zu verkennen – zum Weitererzählen …
Das Buch zur erfolgreichen Sendung des MDR!
LanguageDeutsch
Release dateSep 30, 2011
ISBN9783356014693
Heimatkunde. Alles über Sachsen-Anhalt

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    Heimatkunde. Alles über Sachsen-Anhalt - Heiko Kreft

    Archäologie

    Mit Spitzhacken, Pinseln und Pinzetten bewaffnet graben sich Archäologen quer durch Sachsen-Anhalt. In den letzten Jahren gelangen ihnen immer wieder äußerst spektakuläre Funde.

    Ausschlaggebend für eine Grabung sind meist zwei Gründe: Entweder soll eine wissenschaftliche Theorie mit konkreten Funden bewiesen werden oder es sind wertvolle Kulturgüter vor anrückenden Baggern zu retten. Bei den „Notsicherungen" müssen Archäologen schnell handeln – sonst gehen wichtige Altertümer unwiederbringlich verloren.

    Gebietserkundungen per Flugzeug sind ein wichtiges Mittel moderner Archäologie, denn häufig lassen sich nur aus der Luft Reste früherer Besiedlungen erkennen. So wurde beispielsweise in Altbrandsleben eine Grabanlage mit einem Durchmesser von 440 Metern entdeckt. Sie stammt aus der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur.

    Die ersten Menschen, die sich nachweislich in der Region aufhielten, gehörten der Gattung des „Homo erectus" an. Sie lebten vor rund 400.000 Jahren und gelten unter Forschern als sozio-kulturelle Wesen, die schon abstrakt denken konnten und über eine ausgebildete Sprache verfügten. Südwestlich von Merseburg hinterließen sie Spuren, die Archäologen vor wenigen Jahren aufstöberten. Im ehemaligen Tagebau Neumark-Nord stießen diese unter anderem auf 120 Feuersteinartefakte. Anhand der Art der Bearbeitung und der Beschaffenheit der steinernen Werkzeuge bestimmten die Wissenschaftler das Alter und waren sich dann sicher: Die Ureinwohner des Landes stammen aus der gleichen Epoche wie die besonders gut erforschten Funde im thüringischen Bilzingsleben.

    Unter Archäologen und Historikern ist das Szenarium immer noch stark umstritten, doch einige Experten sind fest davon überzeugt: In der Bronzezeit wurden im heutigen Sachsen-Anhalt blutige Menschenopfer-Rituale durchgeführt. Als entsprechende Indizien gelten Knochenfunde mit verdächtigen Beschädigungen. So wurden bei Ausgrabungen in Eilsleben neben Resten geopferter Tiere menschliche Skelettreste und Tonfiguren gefunden. Auch im thüringischen Bad Frankenhausen, gleich hinter der Landesgrenze Sachsen-Anhalts, barg man in drei Höhlen des Kyffhäusers Skelettreste von mehr als 100 offensichtlich geopferten Menschen. Dort kam noch ein besonders unangenehmer Gruselfaktor hinzu: Das Ritual hatte offenbar kannibalistische Züge.

    Die kreisförmige Anlage mit einem Durchmesser von 75 Metern entdeckte man bei einem archäologischen Erkundungsflug im Jahr 1991. Zwischen 2002 und 2004 wurde sie ausgegraben, vermessen und dokumentiert. Als die Wissenschaftler drei gut erhaltene Tore fanden, die exakt nach Norden, Südosten und Südwesten ausgerichtet sind, zeigte sich schnell der ganz besondere Wert der Anordnung: Sie ist das weltweit älteste astronomische Observatorium und vergleichbar mit dem Steinkreis von Stonehenge in Großbritannien. Allerdings wurde sie nicht – wie das englische Pendant – aus Stein errichtet, sondern aus Holz. Außer den Fundamenten überdauerte deshalb fast nichts die Jahrtausende. Mit Hilfe der Anlage konnten die Steinzeitmenschen einst exakt die Zeitpunkte der Sommer- und Wintersonnenwende bestimmen. Für die Landwirtschaft sind das äußerst wichtige Termine. Der Bau von Goseck war aber nicht nur Sternwarte, sondern auch Markt-, Richt- und Bestattungsplatz. Heute ist er nach wissenschaftlichen Kriterien und unter Verwendung von 2.300 Eichenholzstämmen rekonstruiert.

    Grund: Sie ist die älteste bekannte konkrete Darstellung astronomischer Zusammenhänge. Sonne und Mond werden nicht nur in ihrem Himmelslauf abgebildet, sondern auch mythologisch gedeutet. Gefunden wurde die rund 3.600 Jahre alte Scheibe nicht durch Archäologen, sondern von illegalen Schatzsuchern. Mit eigentlich verbotenen Sonden stöberten sie im Sommer 1999 auf dem Mittelberg einen Bronzeschatz auf, zu dem auch die Scheibe gehört. Statt den Fund ordnungsgemäß abzuliefern, verkauften sie ihn. Später tauchten Teile bei verschiedenen Hehlern und Händlern auf. Im Februar 2002 beschlagnahmte die Schweizer Polizei die Himmelsscheibe in Basel und gab sie dem Land Sachsen-Anhalt zurück.

    Zeitlebens behauptete der Kirchenreformator Martin Luther (1483–1546): „Ich komme aus einem ärmlichen Elternhaus!" Das stimmt nicht! 2003 überführten ihn Archäologen aus Sachsen-Anhalt der Flunkerei. Bei Ausgrabungen in Luthers Mansfelder Elternhaus stießen sie auf den Hausmüll der Familie und brachten überraschend viele Artefakte ans Licht. Hunderte geborgene Gegenstände ließen für die Wissenschaftler nur einen Schluss zu: Luthers Eltern waren nicht arm, sondern führten einen vergleichsweise vermögenden Haushalt. Als Beleg gelten zum Beispiel Küchenreste. Demnach standen auf dem Essensplan der Luthers relativ häufig Spanferkel und Singvögel – Speisen, die sich damals nicht jedermann leisten konnte. Auch die hohe Anzahl der Knochen, offenbar Folge eines überproportionalen Fleischkonsums, machte die Archäologen stutzig – genau wie die Ausmaße des Lutherschen Anwesens. Die Familie bewohnte kein bescheidenes Einzelhaus, sondern ein stattliches Gehöft mit Wohngebäuden, Stallungen und Lagerhäusern. Die Erde barg noch viele andere kostbare Dinge, etwa Spielzeug, wertvolle Kleidungs- und Stoffreste sowie 260 Silbermünzen mit einem beträchtlichen Wert. Glasscherben, Messer und Tafeldekorationen zeigten außerdem, dass die Familie eine repräsentative Empfangskultur pflegte. Alle Indizien zusammengezählt, ist klar: Die Luthers gehörten eindeutig zur ländlichen Oberschicht. Die Flunkerei über die eigene Herkunft schmälert für die meisten Historiker aber nicht des Reformators herausragende Bedeutung. Selbst wenn einige sogar daran zweifeln, dass er die 95 Thesen tatsächlich an die Wittenberger Pforte nagelte.

    Blaublüter

    Obwohl mit der Novemberrevolution 1918 die Adelsherrschaft endete, amtieren heute in Sachsen-Anhalt mindestens 20 Hoheiten. Zum Beispiel als Kartoffel-, Bier- oder Nudelkönigin.

    In der kleinen Gemeinde am Rande des Ostharzes befand sich einst die Stammburg des Geschlechtes der Askanier, deren Familienname sich von der latinisierten Form des Ortsnamens „Aschersleben" ableitet. Als Stammvater gilt Esico von Ballenstedt, der um das Jahr 1000 lebte. Im Stammbaum der Askanier finden sich viele Berühmtheiten. Zum Beispiel Albrecht der Bär (1100–1170), der Gründer Berlins, und der tragikomische Unglücksrabe Otto IV. (um 1238–1308) mit dem Pfeil. Letzterer lebte lange mit einem Pfeil im Kopf. Die Kriegsverletzung hatte er sich in einer Schlacht bei Staßfurt zugezogen. In den Familiengesetzen der Askanier liegt die jahrhundertelange territoriale Zersplitterung des heutigen Landes Sachsen-Anhalt begründet. Weil das familiäre Erbrecht – im Unterschied zu den meisten anderen Dynastien – keinen Übergang des Landes auf den ältesten Sohn vorsah, wurde zwischen allen geteilt. Das führte zu vielen Familienzweigen und Ministaaten.

    Für die Geschichte seines Landes war Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau (1676–1747), genannt „Der Alte Dessauer, ein echter Glücksfall. Durch sein umfassendes Engagement in der preußischen Armee sicherte er seinem Ministaat nicht nur das Überleben, sondern machte ihn zu einem wichtigen Verbündeten des mächtigen Nachbarlandes. 25 Jahre diente Leopold in Preußens Armee und nahm mit ihr erfolgreich an fast allen großen Kriegen und Schlachten seiner Zeit teil. Als einer der Chefausbilder formte er sie zur schlagkräftigsten Truppe Europas. So erfand der Dessauer zum Beispiel den Gleichschritt und den eisernen Ladestock. Privat zeigte sich Leopold ebenfalls als äußerst durchsetzungsstark. Gegen den erklärten Willen seiner Mutter und sämtliche Standesregeln seiner Epoche heiratete er 1698 die bürgerliche Apothekerstochter Anna Louise Föhse. Damit verstieß Leopold nicht nur gegen die „guten Sitten, sondern setzte zugleich den Bestand seines Fürstentums aufs Spiel. Weil aus der nichtstandesgemäßen Ehe keine erbfähigen Kinder hervorgehen konnten, beschritt der verliebte Fürst einen unorthodoxen Weg. Für eine beträchtliche Summe kaufte er der Angebeteten beim Kaiser den Titel einer Reichsgräfin. Damit war die Welt wieder in Ordnung: Anna und die gemeinsamen Kinder waren nun ebenbürtig und erbfähig. An Nachwuchs mangelte es dann auch nicht. Insgesamt zehn gemeinsame Kinder erblickten das Licht der Welt und das Verhältnis zur Schwiegermama renkte sich auch schnell wieder ein.

    Bekannt ist Leopold III. Friedrich Franz, Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau (1740–1817), vor allem durch die Anlage des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs. Doch seinen liebevollen Beinamen „Vater Franz" verdiente sich Hoheit nicht nur durch Gartenarbeit. Leopolds untertanenfreundliche Finanzpolitik mag einiges dazu beigetragen haben. So hielt er sein kleines Land aus dem Siebenjährigen Krieg heraus, indem er Zahlungen an Preußen leistete. Der gute Haken an der Sache: Das Geld entnahm Leopold nicht der Staatskasse, sondern seiner Privatschatulle. Überhaupt schonte der liberale Regent die Portemonnaies seiner Bürger. Er schaffte die Kriegssteuer ab und zahlte in Jahren mit Staatsüberschuss – die soll es wirklich gegeben haben – allen Einwohnern Steuern zurück.

    Die russische Zarin Katharina II. (1729–1796), genannt die Große, wurde als Prinzessin Sophie Auguste Friederike

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