Der Ernährungsratgeber zur FODMAP-Diät: Ärztlich angeraten bei Reizdarm, Weizenunverträglichkeit, Intoleranzen und anderen Verdauungsstörungen
By Martin Storr
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Der Ernährungsratgeber zur FODMAP-Diät - Martin Storr
Martin Storr
Der Ernährungsratgeber zur
FODMAP-Diät
Ärztlich angeraten bei Reizdarm,
Weizenunverträglichkeit, Intoleranzen
und anderen Verdauungsstörungen
Mit FODMAP-reduzierter Ernährung Reizdarmbeschwerden langfristig unter Kontrolle bekommen
Still und nahezu unbemerkt arbeiten die an der Verdauung beteiligten Organe rund um die Uhr. Wenn alles perfekt funktioniert, bemerken wir, abgesehen vom Schluckakt bei der Nahrungsaufnahme und den täglichen Stuhlgängen zur Entleerung, nichts davon.
Was ist aber, wenn es nicht so reibungslos funktioniert? Was ist los, wenn sich der Darm mit Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung meldet? Jeder Darm hat auch mal einen schlechten Tag und nicht jedes Grummeln im Bauch ist sofort ein Hinweis auf eine Erkrankung. Aber wenn sich die schlechten Tage häufen, wenn sich der Darm regelmäßig meldet und die Symptome den Tagesablauf stören oder die Lebensqualität beeinträchtigen, dann ist guter Rat gefragt.
Zunächst führt der Weg zum Hausarzt, dieser koordiniert die Abklärung. Eine Vielzahl von Erkrankungen kann den Symptomen zugrunde liegen. Beginnend bei durch Bakterien verursachten Durchfallerkrankungen und endend bei Darmträgheit mit Verstopfung. Der FODMAP-Ratgeber ersetzt Ihnen keine ärztliche Beratung oder Behandlung, sodass Sie bei Symptomen oder bei Symptomänderungen im Verlauf zunächst immer erst ärztliche Hilfe suchen sollten. Meistens liegen der geänderten Darmfunktion aber keine schwerwiegenden Erkrankungen zugrunde. Sehr häufig wird im Zusammenhang mit solchen Verdauungsbeschwerden dann ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert. Fast 15 % der deutschen Bevölkerung haben Symptome eines Reizdarmsyndroms oder vergleichbare Verdauungsbeschwerden.
Viele Betroffene leiden dauerhaft, manchmal sogar lebenslang an diesen Symptomen. Das muss nicht sein. Häufig wird nämlich von den Betroffenen selbst erkannt, dass die Ernährung die Ursache ist oder zumindest einen Auslöser ihrer Symptome darstellt. Es lassen sich aber nur bei den wenigsten Betroffenen Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten finden. Bis vor 10 Jahren gab es keine Diät, mit der solche Verdauungsbeschwerden und die Symptome eines Reizdarmsyndroms ausreichend und dauerhaft gebessert werden konnten. Das ist inzwischen gänzlich anders.
Die FODMAP-Diät basiert auf der Beobachtung, dass manche Kohlenhydrate in unserer Ernährung, die sogenannten FODMAP-Kohlenhydrate, nicht von allen Menschen gut vertragen werden und gerade bei Patienten mit einem sensiblen Darm Symptome verursachen. FODMAP-Kohlenhydrate kommen in verschiedensten Lebensmitteln vor und es geht bei der FODMAP-Diät nicht um eine Unterscheidung in gesund und ungesund, sondern um eine Unterscheidung in gut verdaulich und schlecht verdaulich. Zahlreiche klinische Studien konnten belegen, dass die FODMAP-Diät gut geeignet ist, Verdauungsbeschwerden zu reduzieren und Patienten mit einem Reizdarmsyndrom sowie anderen Verdauungsstörungen exzellent helfen kann, ihre Beschwerden nachhaltig in den Griff zu bekommen. Dabei sind die durch die FODMAP-Diät erzielbaren Erfolge, verglichen mit Medikamenten oder Probiotikatherapien, mehr als gleichwertig, genauer gesagt sogar deutlich besser, preisgünstig und frei von Nebenwirkungen.
Aufgrund der guten Beschwerdekontrolle ist die FODMAP-reduzierte Ernährung inzwischen als weltweiter Standard akzeptiert und in die medizinischen Behandlungsleitlinien aufgenommen. In solchen Leitlinien zählt die FODMAP-Diät als Basistherapie, die vor medikamentösen Therapieformen umgesetzt werden sollte.
Der Ratgeber zur FODMAP-Diät erklärt Ihnen gut verständlich das notwendige Hintergrundwissen und die Wirkungsweisen der FODMAP-Diät und ermöglicht Ihnen einen sanften Einstieg. Zahlreiche einfach umsetzbare Tipps helfen Ihnen bei der Umsetzung. Die Rezeptvorschläge sind speziell auf die im deutschsprachigen Raum vorherrschenden Ernährungsgewohnheiten und Einkaufsmöglichkeiten abgestimmt und erleichtern gerade in der Anfangsphase der Ernährungsumstellung Ihren Alltag, ohne dass Sie sich auf die Suche nach zusätzlichen Rezepten begeben müssen. Für die Anfangsphase ist dies völlig ausreichend. Im Verlauf werden Sie selbstständig, mit Hilfe unseres BLOGs oder anderer FODMAP-Kochbücher, weitere FODMAP-arme Rezepte ergänzen oder ihre Lieblingsrezepte FODMAP-arm anpassen.
Zu beachten ist, dass die FODMAP-Tabellen Lebensmittel in verträglich und unverträglich sortieren. Bei dieser Bewertung wird von durchschnittlichen Portionsgrößen ausgegangen. Hier ist Ihre aktive Mitarbeit gefragt, denn die Anpassung der Portionsgrößen an Ihren Alltag liegt in Ihrer Hand und in Ihrem Bauchgefühl. Wenn hierbei individuelle Fragen auftreten, dann hat sich eine ergänzende persönliche Ernährungsberatung als zielführend herausgestellt.
Ich wünsche Ihnen eine hilfreiche Lektüre und einen perfekten Start in Ihre beschwerdefreie Zukunft.
München im Januar 2023
Prof. Dr. med. Martin Storr
Kontakt zum Autor: FODMAP@gmx.de
Inhalt
Kapitel 1 – FODMAPs
Was ist die FODMAP-Diät?
Was sind FODMAPs?
Sind alle Kohlenhydrate FODMAPs?
Wie verursachen FODMAPs Symptome?
Was ist neu an der FODMAP-Idee?
Welche Substanzen verbergen sich hinter den FODMAPs?
Oligosaccharide
Disaccharide
Monosaccharide
Polyole
Häufig vorkommende FODMAPs
Laktose
Wo ist Laktose enthalten?
Fruktose
Wie Fruktose aufgenommen wird
Was passiert mit Fruktose im Dickdarm?
Wieso ist Fruktose so attraktiv für die Lebensmittelherstellung?
Welche Rolle spielt das Verhältnis von Glukose zu Fruktose?
Schadet der erhöhte Fruktoseanteil in der Ernährung?
Warum steigt der Fruktosegehalt in unserer Ernährung?
In welchem Maße steigt der Fruktosekonsum?
Fruktane
Was passiert mit Fruktanen im Darm?
Galaktane und Galakto-Oligosaccharide
Natürliche und synthetische Polyole
Kapitel 2 – Wann machen FODMAPs Probleme?
Welche Beschwerden machen FODMAPs?
Verursachen FODMAPs bei allen Symptome?
Warum verursachen FODMAPs bei manchen Symptome?
Was passiert mit den FODMAPs im Dünndarm?
Was passiert mit den FODMAPs im Dickdarm?
Lassen sich die FODMAP-Effekte beim Menschen nachweisen?
Welche Endprodukte entstehen bei der Vergärung von FODMAPs?
Gibt es FODMAP-Effekte außerhalb des Darms?
Wie verursachen Darmgase Beschwerden?
Viszerale Hypersensitivität
Aktivität der Darmmuskulatur und Transportgeschwindigkeit
Veränderungen der Darmflora
Sind die FODMAP-Effekte nachweisbar?
Das synthetische FODMAP Laktulose
Kapitel 3 – Wer profitiert von einer FODMAP-Diät?
Welche Erkrankungen verursachen Verdauungsbeschwerden?
Reizdarmsyndrom
Fruktosemalabsorption und Symptome trotz fruktosearmer Diät
Laktoseintoleranz und Symptome trotz laktosearmer Diät
Zöliakie
Weizenallergie und Weizensensitivität
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Darmoperationen
Kapitel 4 – Diäten verstehen
Unverträglichkeiten auf die Spur kommen
Diäten bei einem Reizdarmsyndrom
Der schrittweise Weg zur FODMAP-Diät
Ernährungsempfehlungen zur symptomatischen Behandlung von Blähungen, Bauchschmerzen und weichem Stuhl
Was macht die FODMAP-Diät glaubwürdig?
Sind FODMAPs ungesund oder gefährlich?
Was passiert, wenn ein Gesunder eine FODMAP-Diät durchführt?
Ist mit Mangelzuständen zu rechnen?
Wie viele Mahlzeiten am Tag soll ich essen?
Ist der positive Effekt der FODMAP-Diät belegt?
Was ist resistente, was retrogradierte Stärke?
Was ist bei Ballaststoffen zu beachten?
Kapitel 5 – Aller Anfang ist schwer
Wie kann ich FODMAPs in meiner Ernährung reduzieren?
FODMAP-Diät Phase 1 – streng FODMAP-arm
FODMAP-Diät Phase 2 – Wiedereinführung von Nahrungsmitteln
Wiedereinführen einzelner Lebensmittel
Wiedereinführen von FODMAP-Kategorien
FODMAP-Diät Phase 3 – Die langfristige Ernährung
Wenn die FODMAP-Diät nicht hilft
Wie verhält es sich mit Käse?
Wie verhält es sich mit anderen Molkereiprodukten?
Wo ist noch Laktose enthalten?
Was gilt es beim Joghurt zu beachten?
Nimmt der Anteil an FODMAPs in unserer Ernährung zu?
Was ist mit Fleisch, Fisch, Huhn, Fetten und Ölen?
Wie sind Fertigprodukte zu werten?
Wie viele FODMAPs sind in warmen Getränken?
Wie viele FODMAPs sind in Schokolade?
Wie viele FODMAPs enthalten Süßigkeiten und Erfrischungsgetränke?
Verändert die Zubereitung den FODMAP-Gehalt?
Wie ersetze ich Zwiebeln und Knoblauch?
Welches Brot ist FODMAP-arm?
Ballaststoffe
Quellmittel, Bindemittel und Stabilisatoren
Süßstoffe
Gewürze und Kräuter
Bitte kein FODMAP-freies Leben – der Umgang mit Fertigprodukten, Backwaren und Getränken
Fertige glutenfreie Mehlmischungen
Ersatzmehle selbst herstellen
Mehlmischungen für Brot
Mehlmischung für Kuchen und Gebäck mit Ei
Verträgt sich die FODMAP-Diät mit anderen Diäten?
FODMAP und vegetarische bzw. vegane Ernährung
Kapitel 6 – Rezepte
Frühstück
Müsli mit Blaubeeren, Kiwi und Mandarinen
Ananas-Minze-Drink
Blaubeeren-Granola
Erdbeer-Quinoa-Frühstück
Frühstücksomelett
Lemon Curd – Brotaufstrich
Amerikanische Pancakes mit Blaubeeren
Herzhaftes Tofu-Frühstück
Kiwi-Smoothie
Popeyes Orangen-Smoothie
Pochierte Eier
Vorspeisen
Kohlrabi-Karotten-Salat mit frischer Minze
Kopfsalat mal anders
Gebratene Auberginentaler
Mangold mit heißem Feta
Parmaschinken auf Fenchel-Dill-Salat
Hummus
Romanasalat mit Thunfisch
Tomatensuppe mit Parmesan
Feldsalat mit Hühnerbrust
Kürbissuppe mit Zitronengras und Kokosmilch
Lachstatar mit Frühlingszwiebeln
Hauptspeisen
Lachs mit buntem Reis
Kartoffel-Zucchini-Gratin
Scharfe Hähnchenspieße mit Ananas
Spaghetti Carbonara
Ratatouille
Paprika aus dem Morgenland
Swiss Shepherd‘s Pie
Polenta mit Tomaten-Weißkraut-Gemüse
Thunfischsteaks mit Reisnudeln und Mangold
Spaghetti mit Tomaten und Mozzarella
Seelachs mit Polentaecken
Nachspeisen
Kiwi-Kaltschale
Kokos-Panna-Cotta mit Kiwi
Bayerisch Creme mit heißen Himbeeren
Ananas-Erdbeer-Grütze mit Vanillesauce
Zartbittere Mousse au Chocolat
Hirse-Bananen-Kiwi-Dessert
Polentakuchen mit frischen Erdbeeren
Himbeer-Sahne-Baiser
Kiwi-Orangen-Quarkdessert
Mokka-Haselnuss-Creme
Brotrezepte
FODMAP-armes Brot
Buchweizenbrot
Haferbrot
Buchweizen-Mais-Brot
Rezepte für den Brotbackautomaten
Tapioka-Reis-Brot
Reis-Soja-Brot
Buchweizen-Hirse-Brot
Weizenfreies Weißbrot
Maisbrot
Kümmel-Hirse-Brot
Anhang
Weitere Informationen
Wichtige Fachausdrücke erklärt
Stichwortverzeichnis
Rezepte (alphabetisch)
Kapitel 1
FODMAPs
Was ist die FODMAP-Diät?
Die FODMAP-Diät, oder besser gesagt, die FODMAP-reduzierte Diät, basiert auf einem neuen Diätprinzip, das speziell zur Vermeidung und Behandlung von Verdauungsbeschwerden entwickelt wurde. Ursprünglich wurde die FODMAP-Diät zur Behandlung der Symptome von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie dem Reizdarmsyndrom entwickelt. Sie kann aber auch bei anderen Erkrankungen eingesetzt werden, die mit ähnlichen Verdauungsbeschwerden einhergehen. Symptome, die sehr gut durch die FODMAP-Diät gebessert oder verhindert werden, sind Blähungen, Flatulenz, Bauchschmerzen, weicher Stuhl, häufiger Stuhldrang, Durchfall und Verstopfung.
Bei einer FODMAP-Diät werden vor allem Lebensmittel verzehrt, die wenig FODMAPs enthalten. Lebensmittel, die viele FODMAPs enthalten, werden vermieden. Dadurch verringern sich die Verdauungsbeschwerden.
Die FODMAP-Diät kann bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen helfen.
Was sind FODMAPs?
Das Akronym FODMAP kommt aus dem Englischen und ist eine Abkürzung für fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole (engl. fermentable oligo-, di- and monosaccharides and polyols).
Der Begriff FODMAP beschreibt also eine Gruppe von kurzkettigen Kohlenhydraten und sogenannten Zuckeralkoholen, die fermentierbar sind oder anders gesagt, die vergärbar sind. In diesem Zusammenhang heißt Gärung, dass Nahrungsbestandteile mithilfe von Enzymen zersetzt werden, die in diesem Fall von Bakterien stammen. All die unter dem Begriff FODMAP zusammengefassten Nahrungsbestandteile kommen in unserer Ernährung entweder natürlich vor oder werden unserer Ernährung im Rahmen der Lebensmittelherstellung zugesetzt.
Die FODMAPs sind nicht giftig oder gefährlich, sie können aber an der Entstehung von Verdauungsbeschwerden beteiligt sein.
* Mehrfachzucker bestehend aus 3 bis 10 Einfachzuckern
Eine Gruppe von Ärzten und Ernährungswissenschaftlern aus Australien hatte 2005 die Hypothese aufgestellt, dass bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen die Ernährung, genauer gesagt, die in der Nahrung enthaltenen FODMAPs, für die Entstehung und die Verschlimmerung von Verdauungsbeschwerden verantwortlich sind. Dieser Hypothese lagen sowohl eigene Beobachtungen als auch die Auswertung zahlreicher Ernährungsprotokolle von Patienten mit eben solchen entzündlichen Darmerkrankungen zugrunde. In den Ernährungsprotokollen wurde erkannt, dass die Patienten ein Übermaß an FODMAP-reichen Nahrungsmitteln zu sich nahmen und diese Beobachtung bildete die Grundlage für