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Funhouse
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Ebook404 pages5 hours

Funhouse

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About this ebook

Vom Bestseller-Autor der Whisper-Trilogie eine brandneue Sammlung erschreckender Geschichten im Stil von The Twilight Zone, Geschichten aus der Gruft und Outer Limits.

Funhouse ist eine Sammlung von 16 makabren Erzählungen im Stil der Horrormeister Stephen King und Dean Koontz, jede von ihnen mit einer schrecklichen Wendung oder bei der sich das Gewöhnliche zu etwas Furcht einflößendem wandelt.

Ein Mann, der einen ungeplanten Stopp macht, erlebt eine unangenehme Überraschung in „CANDYLAND“.
Eine Gruppe Teenager entdeckt ein schreckliches Geheimnis auf der Samsonite Farm in „VOGELSCHEUCHEN“.
Ein Schulhof-Tyrann und sein ehemaliges Opfer treffen sich wieder mit einer grauenerregenden Auswirkung in „GROSSER LANGER SARG“.
Eine High School Party wird zu einem arachnoiden Albtraum für einen unglückseligen Gast in „DER JUNGE, DER SPINNEN SAH“.

Das sind nur einige der Schrecken, die in den dunkelsten Ecken von Funhouse versteckt sind. Werfen Sie einen genaueren Blick hinein, wenn Sie sich wagen, und genießen Sie diese 16 entsetzlichen und erschreckenden Erzählungen von Wahnsinn, Mord, Terror und Illusion.

LanguageDeutsch
PublisherMichael Bray
Release dateFeb 12, 2018
ISBN9781507174340
Funhouse

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    Book preview

    Funhouse - Michael Bray

    Copyright © Michael Bray 2014

    Der Autor oder die Autoren machen ihr Urheberpersönlichkeitsrecht geltend unter dem Copyright, Designs and Patents Act, 1988, als der Autor oder die Autoren dieser Arbeit ausgewiesen zu werden.

    Alle Rechte vorbehalten. Diese Publikation darf ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Autors oder Herausgebers, auch nicht auszugsweise, weder vervielfältigt, kopiert, in einer Datenbank gespeichert oder in irgendeiner anderen Form oder auf irgendeine andere Art und Weise übertragen werden, noch anderweitig verbreitet werden in irgendeiner Art von Bindung oder Cover oder anders als in der sie veröffentlich wurde und ohne ähnliche Bedingungen dem nachfolgenden Verkäufer auferlegt zu werden.

    RS: 001

    Red Shark Publishing © 2014

    ––––––––

    Cover von Stu Smith von Graviton Creations

    www.gravitoncreations.tumblr.com

    Überarbeitung von Sylvia Kerslake

    www.writaz.com

    &

    Garrett Cook

    www.chainsawnoir.wordpress.com

    Kontaktieren Sie den Autor über’s Web:

    WWW.MICHAELBRAYAUTHOR.COM

    WWW.FACEBOOK.COM/MICHAELBRAYAUTHOR

    Mr. Ghouls Wunderliche Kleine Geisterbahn........5

    99,9 AM................................................................21

    Das Auge..............................................................45

    Vogelscheuchen...................................................51

    H_ng__n................................................................92

    Der Junge, Der Spinnen Sah..............................108

    Der Mann In Der Gasse..........................................117

    Kranker Tag.......................................................130

    Jasper.....................................................................138

    Tilly........................................................................151

    Großer Langer Sarg...............................................170

    50/50..................................................................186

    Lagerkoller.............................................................192

    Der Langton Effekt.............................................219

    Die Gerichtsverhandlung Von Edwyn Greer......226

    Candyland..............................................................267

    Anmerkungen Des Autors......................................292

    MR. GHOULS WUNDERLICHE KLEINE GEISTERBAHN

    Der Jahrmarkt tauchte über Nacht auf, ohne Vorwarnung. Potter‘s Field wurde von einer leeren Grünfläche zu einem schwindelerregenden Kaleidoskop an Farben, da Fahrgeschäfte errichtet und Stände aufgebaut waren. Alfie Jones starrte aus dem Fenster auf die Anlage mit der Begeisterung eines 12 Jahre alten Jungen und dachte, dass dieser Samstag vielleicht doch nicht so langweilig werden würde, wie er erwartet hatte. Er lief die Treppe hinunter in die Küche.

    »Können wir heute auf den Jahrmarkt gehen?«, fragte er, als er sich hinsetzte und einen Schluck von seinem Orangensaft nahm.

    »Jahrmarkt?«, fragte Alfies Vater über die Zeitung blickend.

    »Hast du ihn nicht gesehen?«, fragte Alfies Mutter, als sie die Schale vor Alfie abstellte.

    »Ich könnte nicht behaupten, dass ich ihn gesehen habe.«

    »Sie haben ihn auf Potter‘s Field aufgestellt, Papa«, sagte Alfie aufgeregt. »Können wir hingehen?«

    Alfies Mutter und Vater tauschten einen Blick aus, und dann sagte ihm seine Mutter die gute Nachricht.

    »Ich wüsste nicht, warum wir nicht gehen sollten. Iss dein Frühstück und zieh dich an, dann werden wir rüber gehen und es uns ansehen.«

    »Ja!«, sagte Alfie und fing an, sein Müsli in den Mund zu schaufeln, dass die Milch über sein Kinn lief.

    »Langsamer, du wirst ja noch krank.«

    »Sorry«, sagte Alfie und tat, was man ihm sagte, damit er einen guten Eindruck bei seinen Eltern hinterlässt.

    »Wäre es in Ordnung, wenn ich Tommy fragen würde, ob er auch mitkommen möchte?«

    »Warum nicht, der Junge verbringt hier ebenso viel Zeit wie in seinem eigenen Zuhause«, sagte Alfies Vater, als er seinen Sohn zuzwinkerte.

    »Danke Papa.«

    »Freu dich nicht zu früh und stell sicher, dass Tommy erst seine Mutter fragt, ob er darf.«

    »Werde ich.«

    Alfie aß den Rest von seinem Frühstück, so schnell er konnte, ohne zu riskieren, Schwierigkeiten zu bekommen, dann zog er sich an und wartete auf seine Mutter und seinen Vater, dass sie sich beeilen und fertig werden. Tommys Mutter sagte, dass es in Ordnung sei, dass er mitgeht, und er traf etwa 30 Minuten später ein.

    Er und Alfie sind seit 3 Jahren Freunde. Tommy war 14 und für sein Alter bereits groß gewachsen. Er stand unbeholfen herum und wartete auf Alfie und seine Eltern, bis sie fertig waren und dann gingen die vier zum Jahrmarkt.

    Sie waren früh dran, aber der Jahrmarkt füllte sich bereits mit Neugierigen. Die Luft war angereichert mit dem Duft von Hotdogs und Burger. Die vier standen am Eingang und betrachteten die Fahrgeschäfte und Stände.

    »Können Tommy und ich alleine gehen und uns umschauen?«

    »Geht nur, aber seid vorsichtig. Und verlasst den Jahrmarkt nicht ohne uns«, sagte Alfies Vater.

    »Danke, Papa.«

    Die beiden Jungs gingen weg, schauten die Fahrgeschäfte an und schon bald verschwanden sie in der wachsenden Menge.

    Alfies Mutter hakte sich bei ihrem Mann ein und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

    »Nun Dean, es sieht aus, als wären nur du und ich übrig.«

    »Ja, tut es«, antwortete er. Er sah sich zu den Ständen und Fahrgeschäften um.

    »Was ist los mit dir?«

    »Ich weiß nicht, aber dieser Ort scheint seltsam zu sein.«

    »Jahrmärkte sind allein schon vom Aussehen her ungewöhnlich, Schatz, das ist der Grund, warum Kinder sie so lieben.«

    »Nein, das meine ich nicht, ich ... ich weiß nicht.«

    »Alles in Ordnung?«, fragte sie ihn, als eine Mutter ein schreiendes Kind an ihnen vorbei trägt.

    »Mir geht es gut, Sally, wirklich. Ich glaube, ich habe nur ein Problem mit Orten wie diesen, das ist alles. Ich fand sie schon immer unheimlich.«

    Sie lächelte ihn an und zog ihn am Arm.

    »Komm schon, ich lass dich einen oder zwei Preise für mich gewinnen, dann wirst du dich wohler fühlen.«

    Er grinste und verwarf das Unbehagen, das da war. Sie gingen, Arm in Arm. Die Stände waren alt, dekoriert im grellen Rot und Blau, mit blinkenden Neonröhren an den Ecken. Es gab einen »Teste-Deine-Kraft«-Automaten, eine hoch aufragende rote Konstruktion mit einer Glocke an der Spitze. Das Pärchen beobachte einen übergewichtigen Mann in Baggy-Shorts, der sein Glück versuchte, aber nicht nah genug ran kam, um die Glocke zum Läuten zu bringen.

    »Wow, ich habe solch ein Ding schon seit Jahren nicht mehr gesehen«, sagte Dean, während er jemand anderen beobachtete, der sein Glück versuchte.

    »Die meisten Orte sind nicht so traditionell wie dieser hier. Sie haben Spielhallen und Achterbahnen. Dieser wirkt eher wie ein Jahrmarkt aus der Vergangenheit.«

    Dean nickte. Seine Frau hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Obwohl es 2013 war, sah dieser Ort aus, als käme er aus den 50er Jahren. Er schaute zu den anderen Familien, die aussahen, als hätten sie unbeschwerten Spaß. Er redete sich ein, dass er albern war, und dass es einleuchtend war, sollte der Jahrmarkt ein Familienbetrieb sein, es noch immer ursprüngliche Einrichtungen und Fahrgeschäfte geben würde. Das Paar ging weiter und Dean versuchte, so gut er konnte, zu entspannen.

    In der nächsten halben Stunde aßen sie Eis, unterhielten sich und bewunderten die alten Fahrgeschäfte und Attraktionen. Dean hatte einen großen, flauschigen Spielzeug-Hasen beim »Entenangeln« für Sally gewonnen und seine Bedenken bereits vergessen. Sie schlängelten sich ihren Weg um die Attraktionen herum und wollten gerade ihr Glück beim Entenjagd-Geschäft versuchen, als die beiden Jungs zu ihnen gelaufen kamen.

    »Papa, Papa!«, schrie Alfie, als er zu seiner Familie sprang, die ihm entgegenging.

    Eine Welle von Panik raste durch Dean und er vergaß alles über Fahrgeschäfte und wandte sich zu seinem Sohn.

    »Was ist? Was ist los?«, fragte er.

    Ein Schatten der Unsicherheit huschte über das Gesicht seines Sohnes.

    »Nichts, ich wollte nur fragen, ob wir in die Geisterbahn gehen könnten.«

    Dean entspannte sich und hoffte, dass niemand seine Überreaktion bemerkt hatte, obwohl ein kurzer Blick in Sallys Richtung ihm das Gegenteil sagte.

    »Natürlich«, sagte er und versuchte, sich zu entspannen. »Geht nur zu.«

    »Wir können nicht, der Mann sagte, dass es für Kinder zu gruselig ist. Erwachsene müssen mit ihnen fahren.«

    »Er wollte dich wohl nur auf den Arm nehmen, Alfie«, sagte Sally, während sie den Spielzeug-Hasen unter ihren Arm klemmte. »Er bezweckte damit nur, dass du hineingehen willst.«

    »Nein, er meinte es ernst. Er sagte, es sei die beste und gruseligste Geisterbahn der Welt. Du solltest sie sehen.«

    »Okay, beruhig dich«, sagte Dean und versuchte zu zeigen, dass seine früheren Bedenken verschwunden sind, auch wenn sie es nicht waren. »Lasst uns rüber gehen und einen Blick auf die gruseligste Geisterbahn der Welt werfen.«

    »Danke, Papa«, sagte Alfie und ging voran.

    Die Geisterbahn war an der hintersten Ecke des Jahrmarkts und ziemlich spektakulär. Sie war verziert mit goldenen Engelsfiguren mit dämonischen Fratzen, die von oben finster auf die Besucher blickten. Der Aufbau selbst war lang und mit großen roten blinkenden Buchstaben geschmückt, die lauteten: Mr. Ghoul‘s Terror Train. Der Zug bestand aus nur 3 Waggons und der Eingang war ein hässliches Clownsgesicht mit lilafarbenen Haaren und einer fehlenden Pupille. Es war ziemlich beängstigend und es schien, als würde der Zug direkt in den offenen Mund des Clowns fahren, der teils grinste, teils lachte, teils schreiend wirkte. Als die Gruppe sich näherte, wurden sie von einem großen dünnen Mann begrüßt, der in einem Zirkusdirektor-Anzug steckte. Seine Augen waren groß und mit dunklem Make-up beringt und seine weißen Haare standen stramm, während er sich mit den vorbeiflanierenden Menschen unterhielt.

    »Guten Tag, Leute«, sagte er, als die vier stehen blieben. »Ich bin Mr. Ghoul und das ist die schrecklichste Erfahrung der Welt. Erleben Sie, wie Ihre schlimmsten Befürchtungen Realität werden, durchleben Sie Ihre intimsten Ängste ganz nah und persönlich. Nur hier, in Mr. Ghouls Geisterbahn!« Er warf seinen Arm nach hinten, als er mit weit aufgerissenen Augen ein Grinsen aufblitzen ließ.

    »Wie viel kostet es?«, fragte Dean, unbewusst einen Schritt vom bunten Sprecher zurücktretend.

    »Oh, es kostet kein Geld, mein Herr«, sagte der grinsende Redner. »Es geht nur darum, die Nerven lange genug im Zaum zu halten, bis Sie Ja sagen.«

    »Ok, dann sag ich Ja. Geht zu, Jungs.«

    Die Jungen begannen vorwärts zu gehen, als Mr. Ghoul sie stoppte. »Oh nein! Nicht alleine, es ist zu gruselig ohne Erwachsenen.«

    »Kommen Sie schon«, sagte Dean flüsternd. »Verschonen Sie mich. Lassen Sie die Kinder fahren. Ich bin mir sicher, ein paar Plastik-Figuren und im Dunkeln leuchtende Bilder werden ihnen nicht viele schlaflose Nächte bereiten.«

    Mr. Ghouls Lächeln stockte und Dean dachte, dass er unter der Oberfläche ein Flackern von Wut aufkeimen sah.

    »Es tut mir leid, alle Kinder müssen von mindestens einem Erwachsenen begleitet werden.«

    »Gut«, sagte Dean gereizt, »ich werde mit ihnen fahren.«

    Sie gingen auf die Waggons zu und Mr. Ghoul streckte erneut seinen Arm aus.

    »Oh, ich glaube, Sie verstehen nicht, mein Herr. Mr. Ghoul verlangt für jedes Kind eine Begleitung von einem Erwachsenen.« Während er dies sagte, warf er einen Blick zu Deans Frau. »Netter Hase«, sagte er mit einem Zwinkern.

    »Ok, vergessen Sie es einfach«, sagte Dean gereizt und war dabei, wegzugehen, als Tommy den Mund aufmachte.

    »Es ist in Ordnung, Mr. Jones. Ich kann hier draußen warten.«

    »Tommy, komm schon!«, stöhnte Alfie, aber Dean sah im Gesicht des Jungen, dass er verunsichert war, und wollte ihn nicht noch mehr in Verlegenheit bringen.

    »Alfie, wenn er nicht will, muss er nicht. Komm schon, ich werde dich begleiten.«

    Alfie funkelte seinen Freund an, der sich wegdrehte und auf den Boden sah.

    »Also, dann nur sie beide?«, fragte Mr. Ghoul mit seinem üblich breiten Grinsen.

    »Ja, nur wir beide«, sagte Alfie, der seinem Freund einen weiteren gequälten Blick für seinen offensichtlichen Verrat zuwarf.

    »Okay, dann«, sagte Mr. Ghoul, seine Hände zusammenklatschend, »unterzeichnen Sie bitte die Verzichtserklärung und dann gehen Sie zum ersten Waggon.«

    »Verzichtserklärung?«, fragte Dean mit einem Schnauben, den gesamten Prozess sowie den unheimlichen Mr. Ghoul immer irritierender findend. Unbeeindruckt zog Mr. Ghoul ein zusammengerolltes Papier aus seiner Jacke und überreichte es Dean mit einem Stift.

    »Die Verzichtserklärung sagt aus, dass Sie die Fahrt aus freien Stücken antreten und dass Mr. Ghoul und alle bekannten Tochtergesellschaften nicht verantwortlich sind für Sachen, die Ihnen während der Fahrt passieren. Bitte unterschreiben Sie unten für sich und im Namen Ihres Kindes.«

    Dean schüttelte seinen Kopf, kritzelte seine Initialen hin und gab das Papier zurück.

    »Hier. Gut genug?«

    Mr. Ghoul überprüfte das Dokument, rollte es zusammen und steckte es zurück in seine Tasche.

    »Gehen Sie weiter und steigen Sie in den Waggon, mein Herr«, sagte Mr. Ghoul, trat beiseite und wies Dean und Alfie zum Waggon.

    Alfie stieg zuerst in den kleinen hölzernen Waggon und Dean quetschte sich irgendwie neben ihn hinein, dabei kamen seine Beine seinem Kinn sehr nahe. Als er so dasaß und wartete, stellte Dean fest, dass es kein Zug im eigentlichen Sinne war und dass die anderen Waggons hinter ihnen separat standen und unabhängig waren. Vorne waren zwei schwarze Flügeltüren, direkt unter dem grässlichen Clownsgesicht, das sie fixierte, als die Fahrt begann.

    Dean sah zu seinem Sohn hinüber, der mit nervöser Vorfreude wartete. Dean hoffte, dass seine Hoffnungen nicht zu groß waren, durch die bombastische Performance von Mr. Ghoul. Er war sich sicher, sobald sie unterwegs sind, würde er enttäuscht sein, weil sich seine Erwartungen nicht erfüllten. Ein anderes Paar stieg in den Waggon hinter ihnen und kurze Zeit später ging Mr. Ghoul zum ersten Waggon und grinste Dean an, während er den Sicherheitsbügel über ihnen absenkte und ihn einrasten ließ.

    »Genießt die Fahrt, Leute«, sagte er mit einem aufblitzenden Grinsen.

    Ghoul ging zum Waggon dahinter und wiederholte den Vorgang, dann ging er zum Bedienpult bei den Türen.

    »Wir starten, seien Sie bereit, in Angst und Schrecken zu verfallen!«

    Er drückte den Startknopf und der Zug ruckelte nach vorne und begann sich in Richtung des grinsenden, einäugigen Clowns über dem Eingang zu bewegen. Dean warf einen kurzen Blick auf seine Frau und konnte nicht glauben, wie wunderschön sie aussah, als sie neben Tommy winkend in der Morgensonne stand. Er hatte den plötzlichen Drang aus dem Waggon zu springen, mit der Gewissheit, dass er sie nie wieder sehen würde, wenn er es nicht täte. Aber er wusste auch, dass es verrückt war und stattdessen winkte er zurück, als der Wagen durch die Türen rumpelte und Dean und Alfie in die Finsternis steuerte.

    Es war genauso, wie Dean erwartet hatte. Billige Musik begleitete den wackligen Zug, während er an billigen Plastikfiguren von Vampiren und Dämonen vorbeifuhr, die durch den Luftstrom bewegt wurden, als sie näher kamen. Sie bogen um eine Kopie von Frankensteins Monster mit blinkenden Lichtern und ruckelnden Roboterarm-Bewegungen und kamen dann an einen Weg mit zwei Türen. Die aufgezeichnete Stimme von Mr. Ghoul hallte an den düsteren Wänden der Geisterbahn wider.

    »Und jetzt bewegen wir uns auf den persönlichen Horror-Bereich unserer Fahrt zu. Haben Sie Angst, haben Sie sehr, sehr viel Angst!«

    Dean schüttelte seinen Kopf, versuchte sich zu erinnern, aus welchem Film Ghoul den »Haben Sie Angst«-Spruch hatte, als sie durch eine andere Doppeltüre stießen und stehen blieben.

    »Und hier auf der linken Seite sehen Sie die junge Tina Robinson.« Ghouls Stimme dröhnte durch die Lautsprecher-Boxen.

    Bei diesem Namen erstarrte Dean, überzeugt, dass es nur ein Zufall war, bis er sie sah. Die Dunkelheit auf der linken Seite erhellte sich, um eine Schlafzimmer-Szene zu zeigen. Nun wurden die Animationen mit echten Darstellern ersetzt, obwohl Darsteller nicht das richtige Wort war. Dean sah auf eine jüngere Version von sich selbst und das auf dem Bett sitzende Mädchen war tatsächlich Tina Robinson, wie er sie kannte. Das Mädchen, das er seit der High School nicht mehr gesehen hatte. Sein Magen drehte sich und er packte den Handlauf fester, unfähig seine Augen von der Szene abzuwenden.

    Es war ein Schlafzimmer. Tinas Schlafzimmer, exakt bis ins kleinste Detail. Tina saß am Bettende, nervös und ängstlich. Die jüngere Version von Dean stolzierte auf sie zu und er hörte das Unmögliche – ein exaktes Protokoll des Gesprächs, das sie an diesem Tag führten. Es war unmöglich, er wusste das, aber dennoch spielte es sich vor ihm ab. Ihren Ausspruch, dass sie nicht möchte, er, wie er sie niederdrückt und sagt, wenn sie nicht will, würde eine ihrer Freundinnen es wollen.

    Dean warf seinem Sohn einen Blick zu, der mit offenem Mund starrte. Er verstand den Zusammenhang natürlich, er hatte Bilder von seinem Vater gesehen, als er jünger war, und er wusste auch, dass sie tatsächlich in einer außergewöhnlichen Geisterbahn waren.

    Ghouls Stimme dröhnte über die Lautsprecher, sodass Dean einen kurzen Aufschrei losließ.

    »Tina sagte Nein, aber Dean wusste es besser, so nahm er sich mit Gewalt der Sache an.«

    Wie auf das Stichwort schlug sein jüngeres Selbst Tina ins Gesicht und drängte sich auf sie.

    »Er zieht es durch, auch wenn sie es nicht will. Und ratet, was passierte?«

    Die Szene verblasste in der Dunkelheit und Ghouls Stimme wurde zu einem Flüstern.

    »Die arme Tina wurde schwanger, aber Dean wollte kein Kind, also warf er sie die Treppe hinunter und sie verlor es.«

    Ein schreiender, blutbefleckter Fötus erschien plötzlich Zentimeter vor Deans Gesicht und verschwand in der Dunkelheit, begleitet von Ghouls hämisch lachendem Schrei.

    »Sag Hallo, Papi!«

    Dean schrie und versuchte, aus dem Waggon zu kommen, aber die Schranke lag fest verriegelt gegen seine Beine. Das groteske Bild verblasste und der Waggon bewegte sich weiter, während Dean in die Dunkelheit starrte.

    »Papa! Was geschieht hier?«, fragte Alfie, seine Stimme klang in der Dunkelheit sowohl dumpf als auch ängstlich. Dean hatte keine Antwort und wartete, bis sich der Zug weiter in der Dunkelheit verlor.

    »Weiter geht’s auf der rechten Seite«, erschallte Mr. Ghouls Stimme. »Dort wird ein weiteres schäbiges kleines Geheimnis von Dean enthüllt. Dieses findet im Sommer 1982 statt, als die Dinge nach einer mit Drogen durchzechten Nacht eine sehr schlechte Wendung nahmen.«

    Wie zuvor wurde neben dem Waggon, als er zum Stehen kam, eine Szene beleuchtet. Dean warf einen Blick über seine Schulter, aber die anderen Waggons sind in andere Richtungen gefahren und sie waren alleine.

    Die Szene zeigte eine dunkle Gasse. Regen fiel vom grauen Himmel und abseits des trüben Lichts der Straßenlampen, war sie in Schatten getaucht. Dean sah zu, als er – eine jüngere Version wie zuvor schon – die Gasse nach unten schwankte und direkt aus der Dose ein Bier trank.

    Sein heutiges Ich konnte den Blick nicht von dieser Szene abwenden. Was auch immer dies war, es war mehr als nur eine einfache Fahrt. Was auch immer er sah, es war kein Set oder Schauspieler in Kostümen. Er sah in ein Fenster aus der Vergangenheit. Er konnte den Wind auf seiner Haut fühlen, begleitend von den gelegentlichen Spritzern des Regens. Er konnte den erdigen Geruch von Urin und verdorbenem Essen riechen, der aus der Gasse kroch. Und weil er wusste, was passieren würde, begriff er, dass er seinen Sohn dies nicht sehen lassen durfte.

    »Schau weg, Alfie, halt dir die Augen zu.«

    Alfie starrte seinen Vater in der Dunkelheit an und sah dann an ihm vorbei zu der Szene, die sich hinter ihm entfaltete.

    »Ich will es sehen«, flüsterte er.

    Dean zog den Jungen an sich heran. Verdeckte seine Augen mit einer Hand und drückte die andere gegen seine Ohren.

    Ein Schmerz schoss ihm vom Sitz aus in seine Wirbelsäule, ließ ihn aufschreien und dadurch löste sich der Griff seiner Hände von seinem Sohn. Er versuchte, sich nach vorne zu lehnen, aber die Haltestange hielt ihn unerbittlich fest. Er schrie und wand sich, während sein Sohn weiter zusah.

    »Nein, Dean. Der Junge muss zusehen. Er muss die Wahrheit kennen.« Mr. Ghouls strafende Stimme erklang, während der Schmerz nachließ.

    »Bitte, er darf es nicht sehen, es war ein Fehler, ich ...«, er brach ab und sah dann zu Alfie.

    »Denk dran, es ist nicht echt. Kannst du das, Sohn?«

    Alfie nickte, aber Dean konnte gut genug sehen, dass es nur eine symbolische Geste war. Seine Augen waren auf die Gasse hinter seinen Vater fixiert. Er wollte es sehen, er wollte wissen, was passieren würde. Er war sich im Klaren, dass er es nicht aufhalten konnte, so drehte sich Dean zurück und sah zu.

    Sein jüngeres Selbst schwankte die Gasse hinunter, sein weißes Hemd war auf Brusthöhe geöffnet. Er war bis auf die Knochen durchnässt, aber es schien, als hätte er es nicht bemerkt, da er laut vor sich hin sang.

    Da saß ein alter Penner an einer Türe, der versuchte, sich vor dem Regenguss zu schützen. Er sah den jungen, betrunkenen Dean nicht an. Stattdessen schob er sich weiter in die dunkle Nische. Dean kam an ihm vorbei, warf ihm einen Blick zu und blieb stehen, drehte sich zum Penner hin, der sich ängstlich wegduckte.

    »Wie ist dein Name, alter Mann?«, lallte er.

    Der Penner reagierte nicht. Er senkte seinen Blick und zog seine schmutzige Decke weiter nach oben an seinen Körper.

    »Hey, ich rede mit dir.«

    Er sagte noch immer nichts. Dean nahm einen letzten Schluck aus der Dose und warf sie beiseite.

    »Du denkst wohl, du seist zu gut, um mit mir zu reden, wie alter Mann?«

    Der Penner schüttelte seinen Kopf, weigerte sich noch immer, Blickkontakt aufzunehmen. Dean lachte, dann sprang er zwei Stufen hoch und trat den alten Mann ins Gesicht. Das Geräusch war widerlich und knackend und Alfie ließ ein scharfes Keuchen los, als sein junger Vater auf den wehrlosen Mann losging und anfing, ihn zu schlagen und zu treten und die ganze Zeit über gemein lachte.

    »Papa, mach, dass es aufhört«, schrie Alfie. Aber Dean konnte nicht antworten; er sah sich zu, wie er einen wehrlosen Mann grundlos schlug. Die Szene verblasste und erneut saßen sie in der Finsternis.

    Mr. Ghouls Stimme war jetzt vorwurfsvoll und Dean konnte sich das spöttische Grinsen auf seinem Gesicht vorstellen.

    »Der arme alte obdachlose Mann hat nichts getan und dennoch, Sie, Dean, haben es sich erlaubt, ihn zu verprügeln ... zu Tode.«

    »Das ist nicht wahr, er ist nicht gestorben, abgesehen davon, habe ich das nicht gewollt!«, schluchzte Dean und konnte die feurigen Augen seines Sohnes in der Dunkelheit auf sich gerichtet spüren.

    »Oh nein, er starb nicht sofort. Er litt. Er kauerte dort, gebrochen, blutend und ängstlich, verlassen in der Kälte und im Regen. Es dauerte ein paar Stunden und dann tötete ihn die Blutung im Gehirn.«

    »Nein, das ist eine Lüge ...«

    Der Mann erschien vor dem Geisterbahn-Waggon, von einem einzigen Scheinwerfer beleuchtet. Sein Gesicht blutete und war entstellt, seine Augen waren schemenhafte undurchsichtige Lachen. Er grinste, zeigte seine gebrochenen Zähne.

    »Warum hast du mich getötet?«, flüsterte er.

    »Ich wollte es nicht, es war ein Unfall, bitte, Sie müssen mir glauben.«

    »Mörder.« Der alte Mann spuckte vor Dean auf den Boden und dann verblasste das Licht, Dean und Alfie im Dunkeln zurücklassend. Dean atmete mit flachen Atemzügen, sein Blick huschte unruhig in der Dunkelheit umher, darauf wartend, was als Nächstes kommt.

    Der Waggon erwachte zum Leben und sie bewegten sich vorwärts, durch eine Reihe an Flügeltüren in einen langen, schmalen Raum. Menschen standen auf beiden Seiten, in absoluter Stille und sahen auf den Geisterbahn-Waggon, wie er vorbei fuhr. Dean starrte sie an, schüttelte seinen Kopf, während der Zug weiter fuhr.

    »Wer sind die?«, fragte Alfie, das gepeinigte Gesicht seines Vaters im Profil anstarrend. Dean stotterte, aber bevor er antworten konnte, antwortete Mr. Ghoul an seiner Stelle.

    »Dies, junger Alfie, sind Menschen, denen dein Vater in seinem Leben Unrecht getan hat. Menschen, die er getreten hat oder auf die Seite stieß, um dir und deiner Mutter die perfekte kleine Seifenblase zu ermöglichen, in der ihr lebt. Frauen, mit denen er eine Affäre hatte, während deine Mutter mit dir schwanger war. Ehemalige Freunde, die er zu seinem eigenen Vorteil betrog, täuschte und manipulierte.«

    Dean sah sie an und sie sahen zurück, die Stille am Gang wurde durch das gleichmäßige Klack, Klack unterbrochen, das der Waggon machte, als er weiterfuhr.

    Der Waggon kam vor einer weiteren Flügeltüre zum Stehen.

    »Zeit, aus dem Zug zu steigen.« Mr. Ghouls Stimme hallte durch den Raum.

    Dean packte die Haltestange, als das Lachen von Mr. Ghoul durch den Raum hallte.

    »Nicht so schnell. Noch nicht. Nur der Junge fürs Erste.«

    Alfies Haltestange hob sich. Er schaute zu seinem Vater, dann sprang er aus dem Wagen und stand am Bahnsteig mit den Personen aus der Vergangenheit seines Vaters.

    »Lassen Sie mich raus, hören Sie, lassen Sie mich raus«, schrie Dean an der Haltestange rüttelnd und versuchend, sich aus dem Waggon zu winden. »Alfie, geh hol Hilfe, sag deiner Mutter, sie soll die Polizei rufen.«

    Er hörte zu sprechen auf, als er sah, wie Mr. Ghoul sich seinen Weg durch die Menge bahnte. Er stand neben Alfie und verschränkte die Arme, während er seinen Kopf schüttelte.

    »Und so endet unsere Reise«, sagte er mit einem Lächeln zu Dean.

    »Was passiert nun?«, fragte Dean mit zitternder Stimme.

    »Das hängt davon ab.«

    »Wovon?«

    Mr. Ghoul lächelte und wandte sich Alfie zu.

    »Du hast es gesehen und du hast verstanden. Jetzt musst du dich entscheiden.«

    »Was entscheiden?«, fragte Alfie, einen vorsichtigen Schritt von Mr. Ghoul wegmachend.

    »Sein Schicksal.«

    »Ich verstehe nicht.«

    »Entweder kommt er frei oder er wird für seine Taten bestraft.«

    »Wie bestraft?«

    Mr. Ghoul nickte in Richtung der großen schwarzen Flügeltüre.

    »Du verstehst, das hier ist nicht einfach nur eine Geisterbahn, oder Alfie?«, sagte Mr. Ghoul.

    »Sohn, hör nicht auf ihn, bring ihn dazu, mich frei zulassen, bitte ...«

    Ghoul drehte blitzschnell seinen Kopf zu Dean und deutete auf ihn, die Adern wölbten sich an seinem Hals, als er schrie. »Sie halten Ihren verdammten Mund, bis ich Ihnen sage, dass Sie sprechen sollen.«

    Dean wich zurück und versuchte, sich wieder in den Sitz zu drücken, während Ghoul sich erneut zu Alfie drehte und lächelte, seine Stimme war wieder in einer normalen Stimmlage.

    »Wie ich bereits sagte, das ist keine gewöhnliche Geisterbahn. Wir haben darauf gewartet, dass dein Vater zu uns kommt, weil er bestraft werden muss.«

    »Auf ihn gewartet?«

    »Oh, ja. Wir haben eine sehr, sehr lange Zeit gewartet.«

    »Was passiert mit ihm?«

    »Nur das, was er verdient.«

    »Werden Sie ihn umbringen?«

    Ghoul grinste und schüttelte seinen Kopf. »Nein. Der Tod ist zu gut für manche Personen. Wir werden ihn lehren, auf die gute Art zu leben.«

    »Aber ich werde ihn nicht wiedersehen, oder?«, fragte Alfie mit einer einzelnen Träne, die über seine Wange zum Kinn kullerte.

    »Verschwende sie nicht«, sagte Mr. Ghoul, während er Alfie ein Taschentuch reichte. »Behalte sie für jemanden, der es wert ist, dass man um ihn weint.«

    Alfie nahm das Taschentuch und trocknete seine Augen. Er sah zu seinem Vater und zurück zu Mr. Ghoul.

    »Sie sagten, ich müsste wählen.«

    »Ja, verstehst du, wir können ihn nicht einfach nehmen. Es steht in der Verzichtserklärung.« Ghoul klopfte auf seine Jackentasche. »Wenn du dich dafür entscheidest, ihm zu verzeihen, geht ihr beide jetzt hier raus und damit ist die Sache erledigt.«

    »Okay.«

    »Aber sei sicher, dass du ihm wirklich verzeihst, denn wenn du es nicht tust, wirst du eines Tages an der Reihe sein, die Geisterbahn zu befahren.«

    »Und was ist die andere Möglichkeit?«

    »Du gehst hier raus, alleine, jetzt gleich und lässt ihn hier. Lass uns unseren Job machen. Und wir kümmern uns darum, dass er bestraft wird und besser noch, er niemanden mehr verletzen kann.«

    »Aber er ist mein Vater, er ist kein schlechter Mensch.«

    Ghoul nickte, lehnte sich nah zu Alfie und flüsterte in sein Ohr.

    »Sag das dem Obdachlosen.«

    Alfie schluckte und dann sah er zu der Flügeltüre.

    »Was ist dahinter?«

    »Nichts für junge Augen wie die deinen, Alfie«.

    Alfie nickte und sah dann zu seinem Vater.

    »Es tut mir leid, Papa, aber du musst dafür bezahlen, was du getan hast. Du hast mir immer gesagt, dass Menschen Verantwortung übernehmen müssen. Ich glaube, dass du dies auch tun musst.«

    »Alfie bitte hilf mir, ich ...«

    Deans Protest wurde durch einen zornigen Blick von Mr. Ghoul unterbrochen, der sich dann an Alfie wandte.

    »Du bist ein guter Junge, Alfie, und du hast das Richtige getan. Jetzt geh nach Hause und lebe ein gutes Leben. Bring mich nicht dazu, erneut zu kommen und dich in der Zukunft aufzusuchen. Okay?«

    Alfie nickte heftig, während sein Vater anfing, an der Haltestange zu ziehen.

    »Gut. Nun gehe zurück zu deiner Mutter. Führe ein anständiges Leben und denke daran, dass du das Richtige getan hast.«

    »Ich möchte erst sehen, ich muss sehen, was hinter der Tür ist«, sagte Alfie, und zwang sich in Ghouls Augen zu sehen.

    Ghoul seufzte und schüttelte den Kopf.

    »Nein, das wirst du nicht. Was sich dahinter verbirgt, ist nicht für die

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