Die Lux-Lesebogen und Karlheinz Dobsky: Zur Wissens-Produktion für die Nachkriegs-Jugend
By Kurt Dröge
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Was als wissenswert für Heranwachsende galt, konnte Aufnahme in die Hefte finden, deren Herausgabe zum Sammeln angelegt war. Die Lux-Lesebogen waren zugleich Groschenhefte und Jugend-Sachbücher und erreichten große Auflagenzahlen.
Nach dem Ende von Nationalsozialismus und Weltkrieg bildeten die Hefte einen aus verlegerischer Sicht gelungenen Versuch, in der Nachkriegsphase des Übergangs mit der Produktion und literarischen Vermittlung von enzyklopädischem Wissen eine Lücke zu füllen. Im Zentrum der Darstellung stehen das Konzept der Reihe sowie ihre Gestaltung durch den Grafiker Karlheinz Dobsky.
Kurt Dröge
Sammler und Autor, der vornehmlich an historischer Alltags- und Regionalkultur interessiert ist.
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Book preview
Die Lux-Lesebogen und Karlheinz Dobsky - Kurt Dröge
Das niedere Bild
Inhalt
Vorbemerkungen zur „Nachkriegszeit"
Die Lux-Lesebogen als Jugend-Sachbücher und zugleich als Neubeginn der Heftchen-Literatur
Einige Daten und Fakten
Konzeptionelle Aspekte
Vom Sammeln
Inhalte, Autoren, Stil und Sprache
Karlheinz Dobsky und das Erscheinungsbild der Lux-Lesebogen
Das Ende einer Heftreihe des Übergangs
Nachwort: Zu diesem Buch in einer kleinen Reihe
Anmerkungen
Einer der ersten Lux-Jugend-Lesebogen, ein Kalender auf das Jahr 1948 mit Anhängen zum Allgemeinwissen
Vorbemerkungen zur „Nachkriegszeit"
Zu den Charakteristika der letzten Nachkriegszeit, der Monate und ersten Jahre unmittelbar nach Mitte 1945, gehörte, so die kulturkundliche Überlieferung, der „Hunger nach Kunst und Kultur" im Gefolge des mehr oder weniger gestillten Hungers nach Nahrung. Künstler, Wissenschaftler und Kulturschaffende, Verleger und Druckereien bemühten sich, wachsende kulturelle und Bildungs-Bedürfnisse zu befriedigen – und auch neu zu wecken.
Vor der Gründung der beiden deutschen Staaten geschah dies, unter der Aufsicht der Alliierten, oftmals innerhalb eines nicht ganz klar definierten Feldes, unter Einschluss von offenen Fragen bezüglich der Inhalte und Formen, die nach faschistischer Gewaltherrschaft und Kriegskatastrophe einer Reproduktion und Vermarktung harrten. Obgleich es sich hierbei nicht um ein „freies Feld" handelte, so doch um eines, das zahlreiche Unsicherheiten einschloss, oder positiv formuliert: Möglichkeiten wenn nicht auftat, so doch enthielt. Die Akteure besaßen, mehr oder weniger, die Chance, ihre Rolle im Publikationswesen (und im Theater und in anderen Sparten) zu überprüfen und neu zu definieren – oder hätten eine solche Chance theoretisch nutzen können.
Die Abkehr vom Nationalsozialismus in einer Zeit großer Not führte im Rahmen der sich neu formierenden kulturellen Identitäten der Menschen nach Kriegsende und dann in der BRD und DDR zu unterschiedlichen und doch rasch wieder stark eingeschränktenErgebnissen. Der gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Druck war zu groß, um echte Alternativen zuzulassen. Vielleicht, so ist aber nach wie vor zu fragen, hätten sich kulturelle Ausdrucksmuster, Erziehungs- und Wertestrukturen unter anderen Einflüssen auch anders entwickeln können.
Letztlich bestätigt sich immer wieder, anhand zahlreicher Beispiele, dass gerade in der Zeit der elementaren Lebensengpässe die Entnazifizierung im Kleinen, etwa im vermeintlich harmlosen Genre der Jugendliteratur, alles andere als klar, offen, tief greifend und systematisch stattgefunden hat. Denn gerade dieses „vermeintlich Harmlose hat das Kinder- und Jugendbuch unter dem Nationalsozialismus „ausgezeichnet
, indem unpolitische Stoffe aus dem Alltagsleben in mehr oder weniger subtiler Form als Träger von Ideologie benutzt wurden.
Gleichsam umgekehrt diente gleich nach 1945 das Argument „Wir brauchen Abstand" als Alibi für vermeintlich harmlose, unpolitische Stoffe, bei denen wiederum zu fragen ist, welche Lebensauffassung, Weltanschauung und Ideologie sie nunmehr weiter trugen.
Bezogen auf die allgemeine Literatur hat es nach mehrheitlicher Auffassung mit dem Kriegsende keine Stunde Null gegeben, mit sogenannter Trümmerlyrik und Kahlschlag-Texten, und keine durchgreifende ästhetische Wende. Eine These lautet deshalb, dass es keinen Anlass dafür gibt, „anzunehmen, die Situation der Kinder- und Jugendliteratur sei 1945 anders gewesen als die Situation der Gesamtliteratur. Man hat im Gegenteil den Eindruck, als habe es sich die Kinder- und Jugendliteratur (noch) wesentlich einfacher gemacht als jene, nämlich lediglich abgetan, was eindeutig nationalsozialistisch war, um spätestens 1947 bereits wieder das