Martin Walser - Der weise Mann vom Bodensee
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Nun mit fast neunzig Jahren hat Martin Walser ein Buch vorgelegt mit dem kapriziösen Titel "Statt etwas oder Der letzte Rank" und nennt es Roman. Und man starrt auf das Weiß im goldenen Rahmen auf dem Umschlag und liest einen Satz wie diesen "Unfassbar sein wie die Wolke, die schwebt". Und weiß, das hier ist so etwas wie die Summe, die Quintessenz all seines bisherigen Schreibens.
Das Weiß im Weiß ist das Nichts, ist die Leere, ist Alles, ist Mystik, worüber wir uns bei meinem Besuch am Bodensee vor gut zwanzig Jahren unterhalten haben. In einem "Gespräch, das, wie es ja soll, zu weit ging".
Da ist Martin Walser wieder angelangt, will mir scheinen. Unglaublich, wie er auf der Klaviatur aller literarischen Genres spielt. Die er schon immer bravourös beherrschte: die Lyrik und die Erzählung, den Roman und Essay, das Theaterstück und den Aphorismus. Alles ist da. "Statt etwas".
Die Hilde Domin Biografin Ilka Scheidgen legt zum 90. Geburtstag von Martin Walser am 24. März 2017 mit diesem Buch ein sehr persönliches Porträt des Schriftstellers vor. Ausgehend von ihrer Begegnung in seinem Haus am Bodensee über Essays, Porträts und Rezensionen seiner Bücher fächert sich ein breites Bild von Leben und Schaffen des 1927 in Wasserburg am Bodensee geborenen Dichters und Dramatikers auf. Seit seinen Anfängen bei der Gruppe 47 gehört Martin Walser zu den profiliertesten deutschen Autoren der Nachkriegsgeneration. Er wurde mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet, u.a. 1981 mit dem Georg-Büchner- Preis, 1996 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis und 1998 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels. 2015 erhielt Walser den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis.
Mit mehr als sechzig Prosawerken und zahlreichen Theaterstücken gehört Martin Walser zu den produktivsten deutschen Schriftstellern. Seit seinem Debütroman "Ehen in Philipsburg" 1957 hat Martin Walser 60 Jahre Literaturgeschichte geschrieben.
Ilka Scheidgen
Ilka Scheidgen, Biografin der Dichterin Hilde Domin und der Schriftstellerin Gabriele Wohmann, porträtiert den Schriftsteller, Essayisten, Lyriker und Dramatiker Martin Walser in ihrem neuen Buch in der ihr eigenen Weise als "Meisterin des Biografischen" (G. Magirius). Wie schon in ihren zahlreichen Schriftstellerporträts gelingt es ihr, den Menschen hinter und in seinem Werk lebendig werden zu lassen. "Ich bewundere Ihre Art, wie Sie einen Autor in der Beschreibung erfassen und lebendig machen." (Hans Bender, Mitbegründer und langjähriger Herausgeber der Literaturzeitschrift Akzente).
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Martin Walser - Der weise Mann vom Bodensee - Ilka Scheidgen
Veröffentlichungen
Einleitung
Ob Martin Walser diese Charakterisierung gefiele, ein weiser Mann zu sein? Vielleicht. Vielleicht jetzt im Alter. Früher ganz sicher nicht. Denn wer weise ist, schreibt nicht. Jedenfalls keine Literatur. Oder muss zumindest nicht schreiben. So wie Martin Walser. Schreiben wie Atmen. Ein Schreibender ist ein Zweifler, ein Suchender, keiner, der Antworten weiß. Die sucht er höchstens. In jedem Buch neu.
Nun mit fast neunzig Jahren hat Martin Walser ein Buch vorgelegt mit dem kapriziösen Titel „Statt etwas oder Der letzte Rank und nennt es Roman. Und man starrt auf das Weiß im goldenen Rahmen auf dem Umschlag und liest einen Satz wie diesen „Unfassbar sein wie die Wolke, die schwebt
. Und weiß, das hier ist so etwas wie die Summe, die Quintessenz all seines bisherigen Schreibens.
Das Weiß im Weiß ist das Nichts, ist die Leere, ist Alles, ist Mystik, worüber wir uns bei meinem Besuch am Bodensee vor gut zwanzig Jahren unterhalten haben. In einem „Gespräch, das - wie es ja soll – zu weit ging".
Da ist Martin Walser wieder angelangt, will mir scheinen. Unglaublich, wie er auf der Klaviatur aller literarischen Genres spielt. Die er schon immer bravourös beherrschte: die Lyrik und die Erzählung, den Roman und Essay, das Theaterstück und den Aphorismus. Alles ist da. „Statt etwas".
Martin Walser
Der Romanautor, Dramatiker und Essayist Martin Walser wurde am 24. März 1927 in Wasserburg am Bodensee als Sohn eines Gastwirts geboren. Als 16-Jähriger wurde er als Flakhelfer eingezogen und kam bei Kriegsende in Gefangenschaft. 1946 konnte er das Abitur ablegen. Walser studierte in Tübingen und Regensburg Germanistik, Geschichte und Philosophie und promovierte 1951 über Franz Kafka. Schon während seines Studiums arbeitete Walser beim Süddeutschen Rundfunk, für den er bis 1957 tätig war. In dieser Zeit begann er aber auch schon zu schreiben und wurde ab 1953 zu den Tagungen der Gruppe 47 eingeladen.
1950 heiratete Walser die Pianistin Katharina Neuner-Jehle, mit der er gemeinsam vier Töchter hat. Das Ehepaar lebt in Nußdorf am Bodensee.
Martin Walser hat eine Fülle von Romanen geschrieben, die fast sämtlich das Scheitern so genannter kleiner Leute am Leben behandeln. Ironisch-sarkastisch, aber nicht ohne Mitgefühl beschreibt Walser deren Glücksverlangen, den Wunsch nach gesellschaftlichem Aufstieg und die Überforderungen durch eine rücksichtslose Leistungsgesellschaft.
Martin Walsers Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. 1957 mit dem Hermann-Hesse-Preis, 1981 mit dem Georg-Büchner-Preis, 1996 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis und 1998 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Mit seiner Dankesrede zu diesem Preis, in der er von einer ‚Instrumentalisierung des Holocaust’ sprach, löste er die so genannte Walser-Bubis-Debatte aus, in der Ignatz Bubis Walser vorwarf, Auschwitz zu verharmlosen. Walser hat sich auch schon vor dieser Kontroverse wiederholt gegen den Terror von Meinungen gewehrt.
2015 erhielt Walser den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis. Außerdem wurde er mit dem Orden „Pour le Mérite ausgezeichnet und zum „Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres
ernannt.
Mein Besuch bei Martin Walser
Ein sonniger Septembernachmittag. Nußdorf – ein ruhiger Ort am Ufer des Bodensees, wenige Kilometer vom geschäftigen Überlingen entfernt und auf Sichtweite der barocken Klosterkirche Birnau. Weinstöcke und Obstbäume stehen in Reih und Glied. Die Sonne und eine leichte Brise verlocken Tausende von Segelbooten dazu, sich auf dem Wasser zu verteilen, und verleihen ihm ein heiter getupftes Aussehen zu. Straßennamen wie Zur Forelle, Zum Hecht, Zur Barbe, Zum Stichling lassen den See auch auf dem Trockenen allgegenwärtig sein.
Mit dem Besuchstermin bei Martin Walser hat es etwas gedauert, denn als ich ihn zum ersten Mal anrief, war er noch mitten in der Arbeit an seinem neuesten Roman und bat mich zu warten, bis er ihn beendet hätte. Dann noch einmal ein Aufschub. Walser war zwischenzeitlich erkrankt. Doch dann ist es so weit, dass ich ihn in seinem Haus in seinem Haus am Bodensee besuchen kann.
Das Haus von Martin Walser, schindelbedeckt, weinlaubumrankt. Die Klingel am Gartentor von Stauden überwuchert.
Frau Walser empfängt mich und führt mich hinauf ins Arbeitsreich ihres Mannes.
Es