Die Alhambra: Geschichte Kunst Architektur
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Andreas Friedrich
Der Autor Andreas Friedrich hat in Würzburg und Granada Geographie, Germanistik und Hispanistik studiert. Die Alhambra lernte er im Rahmen vieler privater Besuche und während seines Studienaufenthaltes kennen.
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Book preview
Die Alhambra - Andreas Friedrich
Inhalt
Vorwort
Der geschichtliche Rahmen: Die Mauren in Spanien
Die Baugeschichte der Alhambra
Wege zur Alhambra
Architektur und Struktur der Alhambra
Die Alcazaba
Der Palast Karls V.
Der Mexuar-Palast
Der Comares-Palast mit dem Myrtenhof
Der Löwenhof
Die christlichen Räume im Palastbereich
Der Partal-Palast
Türme und weitere Sehenswürdigkeiten
Der Generalife
Historische Reiseberichte
Der Autor/Bildnachweis
Vorwort
Die Alhambra ist eines der faszinierendsten Bauwerke weltweit. Wer ihren Anblick mit den schneebedeckten Bergen der Sierra Nevada im Hintergrund einmal genossen hat, wird ihn niemals mehr vergessen.
Die grandiose Palaststadt ist das bedeutendste Zeugnis der arabischen Herrschaft in Spanien und verweist auf eine Epoche voller Konflikte, aber ebenso auf ein zeitweises konstruktives Miteinander von maurischer Kultur und europäischem Mittelalter.
Die Faszination des Autors für das europäisch-arabische Ambiente Andalusiens hält seit vielen Jahren an. Das Interesse weckten zunächst einige Alhambra-Besuche im Rahmen eines ersten Sprachkurses, dann folgten zwei Auslandssemester an der Universität Granada, Studienreiseleitung und viele weitere Besichtigungen im Rahmen von Urlaubsaufenthalten und der Arbeit an einem Wanderbuch. Der Spanien-Boom hält weiter an und damit das Interesse an Andalusien und seiner spannenden Geschichte zwischen Morgen- und Abendland. Es lag nahe, ein Buch speziell über die Alhambra zu konzipieren, welches über den Rahmen eines Reiseführers hinausgeht, mit mehr Detailinformationen zu Architektur, kulturellem und geschichtlichem Hintergrund. Ich habe versucht, zu Gunsten der besseren Lesbarkeit so weit wie möglich auf spezielles kunsthistorisches Fachvokabular zu verzichten. Interessierte Leser können sich der angegebenen Literatur widmen, die weitere spezielle Aspekte behandelt. Einige Auszüge aus historischen Reiseberichten sollen das Bild der Alhambra abrunden. Noch viel mehr wäre zu sagen über die Sozial-, Wirtschafts- und Alltagsgeschichte Granadas und der Alhambra, vielleicht ja im Rahmen einer späteren Neuauflage. Der Denkmalschutz in Granada ist dynamisch, und viele früher geschlossene Gebäude öffnen inzwischen in saniertem Zustand ihre Pforten.
Ihnen, liebe Leser, wünsche ich eine gewinnbringende Lektüre und einen spannenden Aufenthalt in Granada und auf der Alhambra.
Winter 2016/17, Andreas Friedrich
Der geschichtliche Rahmen:
Die Mauren in Spanien
Die nasridische Herrschaft von Granada war das letzte Aufblühen der arabisch-maurischen Kultur auf der Iberischen Halbinsel. Für das Verständnis der historischen Verhältnisse ist es hilfreich, sich mit den Grundzügen der großräumigen geschichtlichen Prozesse zu befassen, die über die Jahrhunderte eine enorme Dynamik entfalteten.
Ab der Jungsteinzeit war Andalusien besiedelt, Zeugnis davon geben z. B. die Dolmen von Antequera in der Nähe von Granada. In der Antike wurden die Iberer erwähnt, die vermutlich aus dem Atlasgebirge eingewandert waren und als die eigentliche Urbevölkerung Spaniens und Portugals gelten. Die Seefahrernationen aus Phönizien und Griechenland gründeten an den Küsten ihre Niederlassungen, wie Gadir, das heutige Cádiz. Ab etwa 200 vor Christus dominierten die Römer die Iberische Halbinsel, Andalusien wurde zur römischen Provinz Hispania Ulterior. Die Römer bauten eine umfangreiche Infrastruktur auf, darunter Wasserleitungen und Straßen, und führten ihr Rechtssystem ein. Der einheimische Widerstand gegen die Römer kam zum Erliegen, führende Familien arrangierten sich im Zuge einer Romanisierung mit den neuen Herrschern. Die römische Provinz Baetica entstand, aus der sogar römische Kaiser wie Hadrian und Trajan hervorgingen.
In der Zeit der Völkerwanderung lösten die Westgoten als militärisch stärkstes der germanischen Völker ab dem 5. Jahrhundert die Römer ab. Doch viele Intrigen der in sich verfeindeten Westgoten schwächten ihre Position nach außen. Ein Konflikt zwischen Fürst Witiza und König Roderich war schließlich der Auslöser für den Sprung arabischer Heerführer über die Meerenge von Gibraltar.
Die Vorgeschichte ist eigentlich die Geschichte vom Siegeszug des Islam und der Araber. Endlich vereinigt unter der neuen gemeinsamen Religion von Begründer Mohammed, begann die Expansion aus der Region von Mekka und Medina. Mohammed war ein weit gereister Karawanenbegleiter, der eine Synthese mehrerer nahöstlicher Strömungen vollbrachte, von der persischen Tradition bis hin zur klassisch griechischen Philosophie aus der Lehre Platons. Gott, arabisch „Allah, war für Mohammed der eigentliche Kern der Welt, die physische Welt hingegen nur dessen Abbild. Daraus leitet sich im Islam das Abbildungsverbot ab, denn das „Wesen der Welt
ist nicht personifizierbar. Daher genießt die Kalligraphie, also die Schriftkunst, umso höheres Ansehen. Sie gibt die göttliche Offenbarung wieder, und so steht die Dichtkunst im Islam in einem sehr hohen Rang, wie wir im Abschnitt über die Inschriften in der Alhambra noch sehen werden. In der Zeit zwischen 610 und 632 begründete Mohammed einen Staat aus den vereinten arabischen Stämmen. Diese setzten sich durch gegen Byzanz und das Persien der Sassaniden, die sich im Konflikt miteinander verausgabt hatten. Schon 14 Jahre nach dem Tod Mohammeds gelangten die ersten Heere bis nach Tunesien. Gegen den Widerstand von Berberstämmen setzten sich Ende des 7. Jahrhunderts die aus dem vorderen Orient stammenden Omaijaden in Nordwestafrika durch.
Im Jahr 711 landete der Berber Tāriq ibn Ziyād mit seinem Heer in der Region von Algeciras ganz im Süden der Iberischen Halbinsel und unterwarf nach der Schlacht am Río Guadalete das seit dem 5. Jahrhundert bestehende Westgotenreich. Bis 719 eroberten die Mauren die gesamte Iberische Halbinsel. Der westgotische Herrscher Pelayo begann darauf eine Rebellion in einem entlegenen Berggebiet Asturiens und besiegte 722 in der Schlacht von Covadonga eine muslimische Streitmacht. Der Sieg von Covadonga gilt in Spanien als Beginn der Reconquista, wobei die christlichen Herrscher wohl keine Gesamtstrategie für die umfassende Rückeroberung der Iberischen Halbinsel hatten.
Zwischen 719 und 725 drangen die Muslime über die Pyrenäen vor und eroberten Septimanien, einen Landstrich um Narbonne, der zum Westgotenreich gehört hatte. Ihren Vorstoß in das Frankenreich konnte aber Karl Martell 732 in der Schlacht bei Tours und Poitiers abwehren.
Hintergrund: Die Mauren
Im Zuge der Entwicklung des islamischen Großreichs gab es keine Homogenität, vielmehr ein stetes Auf und Ab vieler konkurrierender Interessen. Zwar sorgten die arabischen Stämme aus dem vorderasiatischen Raum für eine Expansion nach Westen, doch gab es im Raum des heutigen Marokko und der anderen Maghrebländer ebenfalls starke Kräfte. Diese islamisierten sich zwar, hatten aber bei der Eroberung der Iberischen Halbinsel eigene Interessen. Schon die römischen Legionen hatten es in Nordafrika oft mit aggressiven Stämmen zu tun gehabt, die man Mauri oder Marusier nannte. Während in der