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111 Orte auf Sylt, die Geschichte erzählen: Reiseführer
111 Orte auf Sylt, die Geschichte erzählen: Reiseführer
111 Orte auf Sylt, die Geschichte erzählen: Reiseführer
Ebook548 pages2 hours

111 Orte auf Sylt, die Geschichte erzählen: Reiseführer

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About this ebook

Eine Million Gäste machen jährlich Urlaub auf Sylt, doch der Grundstein für den Tourismus wurde bereits 1857 gelegt. Lange bevor die Champagner-Prominenz auf die Insel kam, schrieb Sylt schon Geschichte(n). Wussten Sie, dass der erste deutsche Bestseller der Nachkriegszeit in einem Sylter Bunker entstand? Dass der Hindenburgdamm nur knapp einer geplanten Sprengung entging und Reichspräsident Hindenburg der Patenonkel eines Sylter Mädchens war? Kennen Sie die Geschichte, warum der erste Kurdirektor von Westerland entmündigt wurde? Entdecken Sie die geschichtsträchtigen und geheimnisvollen Orte Sylts.
LanguageDeutsch
PublisherEmons Verlag
Release dateMar 29, 2017
ISBN9783960413035
111 Orte auf Sylt, die Geschichte erzählen: Reiseführer

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    111 Orte auf Sylt, die Geschichte erzählen - Sina Beerwald

    111 Orte auf Sylt, die Geschichte erzählen

    Sina Beerwald

    emons: Verlag

    Impressum

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    © Emons Verlag GmbH // 2017

    Alle Rechte vorbehalten

    Texte: Sina Beerwald

    © der Fotografien: Sina Beerwald, außer: siehe Fotonachweis

    © Covermotiv: fotolia.com/white

    Gestaltung: Emons Verlag

    Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL

    ISBN 978-3-96041-303-5

    E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag

    Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons:

    Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

    Inhalt

    Vorwort

    1_Das Altarbild |

    Warum das verschwundene Gemälde nie weg war

    2_Die Andreas-Dirks-Straße |

    Ein Maler als Möweneierdieb?

    3_Die Apotheke |

    Kognak als Heilmittel

    4_Der Arnikaweg |

    … der eigentlich Aereboeweg heißen müsste

    5_Badekarren und Rüschenkleider |

    Strandleben anno dazumal

    6_Der Bahnhof Munkmarsch |

    Einstiger Hauptankunftsort aller Sommerfrischler

    7_Die Baumannshöhle |

    Wo der »Verein der Matratzenschoner« tagte

    8_Die Bethesda-Heilstätte |

    Wo skrophulose Kinder Heilung fanden

    9_Das Bleick-Peters-Haus |

    Ein Auswanderer begründet das Altfriesische Museum

    10_Das Boy-Lornsen-Haus |

    »Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt« lernen fliegen

    11_Der Burgenbau am Strand |

    Hier finden Damen liebevolle Aufnahme

    12_Das C.-C.-Feddersen-Grab |

    Ein Maler wird für tot erklärt

    13_Das C.-P.-Hansen-Porträt |

    Ein Lehrer auf der Kirchenempore

    14_China-Bohlken |

    Fernöstliche Schätze als Urlaubssouvenir

    15_Conserven und Schokolade |

    Modje Köhler in ihrem Kuriositätenkabinett

    16_Das Conversationshaus |

    Treffpunkt der ersten Touristen

    17_Das Dahlke-Haus |

    Der Buddha kommt von Sri Lanka nach Sylt

    18_Das Damen- und Herrenbad |

    Strenge Regeln für sündenfreies Baden

    19_Die Deckerstraße |

    Ein Kurdirektor wird entmündigt

    20_Die »Dina« vor Rantum |

    Eine Bergungsaktion macht Schlagzeilen

    21_Das Dirk-Meinerts-Hahn-Grab |

    Ein Sylter in Australien

    22_Die Dr.-Nicolas-Straße |

    Ein Arzt, der kein Honorar wollte

    23_Die Dr.-Ross-Straße |

    Ein Arzt als Werbeikone

    24_Die Elisabethstraße |

    Die rumänische Königin als Märchenerzählerin

    25_Der FKK-Strand Abessinien |

    Wie 74 Postkarten die Justiz beschäftigten

    26_Das Franz-Korwan-Haus |

    Ein verfolgter Sylter Maler

    27_Das Frenssen-Grab |

    Ein Landvogt hat 69 Gläubiger auf den Füßen

    28_Der Friesenhof |

    Gestern und heute

    29_Die Fünf-Häuser-Zeit |

    Rantum als sterbendes Dorf

    30_Der Gasthof Königshafen |

    Austern für den Pastor

    31_Der Gasthof Rothes Kliff |

    Schicksalhafte Begegnung von Rowohlt und Fallada

    32_Die Giftbude |

    Wenningstedts erste Strandversorgung

    33_Hablik im Avenarius-Haus |

    Kriegszeichner auf Sylt

    34_Der Hafen Rantum |

    Rätselhafter Bauschutt

    35_Die Halmpflanzer-Hütten |

    Küstenschutz auf Knien

    36_Das Haus Enzian |

    Marlene Dietrich wird das Geigespielen untersagt

    37_Das Haus Erika |

    Wo Thomas Mann der Sinn nach Grog stand

    38_Das Haus Griepke |

    Operationen an Hühneraugen

    39_Das Haus Wohner |

    Für die Liebe 1.200 Kilometer zu Fuß

    40_Das H.B.-Jensen-Kaufhaus |

    Sylts erster Gemischtwarenladen

    41_Das Heiratsbureau |

    Ehestiftung mit Augenzwinkern

    42_Der Henriettenweg |

    Deutschlands erste Zahnärztin

    43_Der Hobokenweg |

    … und das Suhrkamp-Haus

    44_Der Hörnumer Bahnhof |

    Das einstige Tor zur Insel

    45_Der Hörnumer Hafen |

    Vom Naturhafen zum Ausflugshafen

    46_Das Hotel Christianenhöhe |

    Ein Wirt als Hotelier mit Pioniergeist

    47_Das Hotel Hohenzollern |

    Vom Logierhaus zum Apartmentbau

    48_Das Hotel Reichshof |

    Vom Logierhaus zum Haus der Geschenke

    49_Das Hotel Royal |

    Wo sich einst das Rathaus befand

    50_Das Hotel Union |

    Sylts erstes Hotel

    51_Das Hotel zum Kronprinzen |

    Der Dolch von Hermann Göring

    52_Das Hotel zur Nordsee |

    Wo es Rosa Luxemburg mit Sandflöhen zu tun bekam

    53_Der Hugo-Köcke-Weg |

    … oder auch: »Wollen Se det nach Jewicht vakofen?«

    54_Ing und Dung |

    Rätselhafte Steine im Kirchturm

    55_Die Inselbahntrasse |

    Radfahren auf dem Gleisbett

    56_Die Jahrhundertflut 1962 |

    Das Meer in Westerlands Straßen

    57_Der Jens-Mungard-Wai |

    Ein Sylter Dichter im KZ

    58_Das Julius-Meyer-Haus |

    Ein Logierhaus mit Buchladen und Leihbücherei

    59_Der Kampener Bunker |

    Wo der erste Bestseller der Nachkriegszeit entstand

    60_Die Käpt’n-Christiansen-Straße |

    Oder auch: Käpt’n Corl, ein Westerländer Original

    61_Das Kernkraftwerk |

    Geheime Pläne gelangen an die Öffentlichkeit

    62_Die Künstlerklause |

    Freddy Quinn in Hörnum

    63_Das Kurhaus in Kampen |

    Wo Ernst Rowohlt die guten Bücher roch

    64_Der Liliencronweg |

    Pidder Lüng erobert die Weltliteratur

    65_Das Lister Hallenbad |

    Bombensicherer Schwimmspaß

    66_Das Löwenhotel |

    Schutzhütte und Piratennest in den Dünen

    67_Die Lutine-Gedenktafel |

    Ein Geschenk aus England für den Strandvogt

    68_Die Minen im Strandparadies |

    Die Nordsee als Pulverfass

    69_Das Monbijou |

    Von der Villa zum Hochhaus

    70_Die Mörderkuhle |

    Wo es nie einen Mörder gab

    71_Der Morsumer Bahnhof |

    Der Reichspräsident als Patenonkel

    72_Die Mungard-Grabstätte |

    Ein Keitumer Familienschicksal

    73_Die Munkmarscher Mühle |

    Verschwundenes Wahrzeichen

    74_Nolde im Haus Kliffende |

    Wo er Wein trinkt, als ob er Trinker wäre

    75_Der Ostbahnhof |

    Einstiger Ankunftsort der Zugreisenden

    76_Die Panzersperre |

    Wie der Hindenburgdamm einer Sprengung entging

    77_Die Paulstraße |

    Der erste Sylter Fotograf

    78_Die Pension Safari |

    Wo Gottfried Benn Nordsee und Roulette genoss

    79_Die Pesttafel in Morsum |

    Schreckenszeit auf Sylt

    80_Pförtners Photohaus |

    Von den ersten Strandfotografen

    81_Das Projekt Atlantis |

    Sagenhafte Baupläne in Westerland

    82_Die Rantum-Inge |

    Ein sturmfluterprobtes Gästehaus

    83_Der Rantum-Inge-Deich |

    Wer nicht deichen will, muss weichen

    84_Das Restaurant Seestern |

    Schildkrötensuppe als Spezialität

    85_Die Rettungsschwimmertürme |

    Vom Badewärter zum hauptamtlichen Rettungsschwimmer

    86_Vom Ruderrettungsboot |

    … zum Freiwilligen Rettungs-Corps

    87_Die Ruine |

    Kunstvolles Täuschungsmanöver

    88_Das Schloss am Meer |

    Protest durch Hausbesetzung

    89_Die Seebrücke Hörnum |

    Ankerplatz für Dampfschiffe

    90_Der Seefliegerhorst |

    Sylt als Festung

    91_Die Segelfliegerschule |

    Auf Weltrekordjagd am Roten Kliff

    92_Das Spiro-Haus |

    Wo Emmy Göring Tee trank

    93_Die Strandpromenade |

    Von der hölzernen Wandelbahn zur Flaniermeile

    94_Die Straße der Höflichkeit |

    Einspurig nach Hörnum

    95_Stresemann im Miramar |

    Der dichtende Politiker

    96_Der Südbahnhof |

    Wie er zum Seefahrermuseum und Parkplatz wurde

    97_Das Trocadero |

    Das Lido von Sylt

    98_Das Victoria-Hotel |

    Wo »vornehmster Verkehr« herrschte

    99_Victoria Luise auf Sylt |

    Ein Luftschiff landet in Westerland

    100_Die Villa Baur-Breitenfeld |

    Der Streit um die Zweitwohnungssteuer beginnt 1884

    101_Die Villa Roth |

    Vom Logierhaus zum Hotel am Strand

    102_Das Von-Stephan-Denkmal |

    Die Postkarte kommt nach Sylt

    103_Das Walkiefertor |

    Das etwas andere »Stadttor«

    104_Das Walross vor List |

    Spektakuläres Wettrennen um Fotos

    105_Das Warmbadehaus |

    Von der Badeanstalt zum Syltness Center

    106_Das Weidemannhaus |

    Ein Akt malender Pastor auf Sylt

    107_Der Westerländer Bahnhof |

    Wo Reichspräsident Hindenburg als Erster ausstieg

    108_Wiedermanns Wiener Café |

    Wie der Friesenkeks die Welt eroberte

    109_Der Ziegenstall |

    Wo die Gäste gemolken wurden

    110_Zum Deutschen Kaiser |

    Wo Stefan Zweig einen schwarzen Tag erlebte

    111_Zur Erholung |

    Das Strandcafé, wo der König frühstückte

    Bildteil

    Übersichtskarten

    Vorwort

    Wer hätte gedacht, dass der Grundstein für den Tourismus auf Sylt bereits 1857 gelegt wurde, lange bevor die Champagner-Prominenz die Insel entdeckte? Wussten Sie, dass der erste deutsche Bestseller der Nachkriegszeit in einem Sylter Bunker entstand? Dass der Hindenburgdamm nur knapp einer geplanten Sprengung entging und Reichspräsident Hindenburg der Patenonkel eines Sylter Mädchens war? Warum Freddy Quinn in Hörnum war und Marlene Dietrich zwei Mal des Hotels verwiesen wurde? 111-mal Sylter Inselgeschichte(n) erzähle ich in diesem Buch. Seit 2008 lebe ich auf der Insel Sylt, meiner Herzensheimat, und mein Herzensprojekt ist dieses Buch, mit dem ich Sylter Geschichte(n) bewahren und lebendig halten möchte.

    Ich habe lange gesucht, geforscht und gefragt – und plötzlich tauchte wieder ein fehlender Puzzlestein auf, und dann war ich wie im Fieber. Dieses Gefühl ist aller Mühen Lohn. Durch verloren geglaubte oder bislang unbekannte Dokumente werden so manche Geschichten widerlegt oder sogar erstmals erzählt.

    Ohne die Unterstützung des Sylter Archivs und ohne die fortwährende und unermüdliche Mithilfe von Christa und Maren Stöver, Jörn Radzuweit und Dirk Jacobsen bei der Suche nach historischen Aufnahmen und Informationen hätte dieses Buch so nicht entstehen können. Mein besonderer Dank geht auch an: Kay Abeling, Holger Bernau, Martina Blum, Helga Dahlke, Gretel Droske, Martin Elsen, Jan-Hinrich Frauz, Thomas und Annemarie Hansen, Heidemarie Jordan, Dirk Lässig, Ekkehard Lauritzen, H. Henning Lehmann, Margot und Dirk Lornsen, Cassian von Salomon, Sylta Schmidt, Eugen Schmitz, Pastor Ekkehard Schulz, Martin Tschepe, Dieter und Inge Wangelin, Thomas Weymar.

    »Ach, so sah das tatsächlich mal aus« – »Unglaublich, was dort passiert ist« – »Wie spannend, das habe ich noch nicht gewusst«. Ich wünsche mir, dass Sie mit diesen Ausrufen die folgenden Seiten lesen werden.

    Sina Beerwald

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    1_Das Altarbild

    Warum das verschwundene Gemälde nie weg war

    Die Kirche in Morsum hat viele Geschichten zu erzählen, wie zum Beispiel die Pesttafel belegt. Die Mysterien beginnen jedoch schon mit der Erbauung der Kirche im 13. Jahrhundert, als die Bausteine bereits auf einem Stück Land im Inselosten lagen, das sich heute im Watt befinden würde. Über Nacht wurden die Steine »von unsichtbarer Hand«, so will es die Sage, an den heutigen Standort der Kirche verbracht. Wem auch immer die Auswahl des Baugrundstücks nicht gepasst haben mag, die Morsumer sahen es als Fingerzeig Gottes und fügten sich.

    Unsere Geschichte vom Altarbild nahm ihren unglücklichen Lauf, als man 1738 befand, dass der mittelalterliche Flügelaltar mit der barocken Zeit gehen müsse, und eine komplette Umgestaltung vornahm. 1933 war der Zeitgeist wieder ein anderer. Der barocke Altaraufbau wurde abgenommen, als mittelalterlicher Flügelaltar mit den zwölf Aposteln rekonstruiert sowie mit den drei großen Mittelfiguren Gottvater mit dem toten Christus im Arm, Sankt Martin und Sankt Severin versehen an die Nordwand gehängt.

    Info

    Adresse Haawerlön 1, 25980 Sylt OT Morsum | ÖPNV Bus 4, Haltestelle Serkwai | Öffnungszeiten Mo–So circa 10–18 Uhr, So um 10 Uhr Gottesdienst | Tipp Hängt das verschwunden geglaubte Altarbild wieder an der Nordwand – allein und gut sichtbar.

    Nach dem Krieg die große Aufregung. Wohin ist das schöne barocke Altarbild aus dem Mittelteil mit der Abendmahlsdarstellung und der goldenen Inschrift »Der Mensch prufe aber sich selbst und also esse er von diesem brodt und trincke von diesem kelch Denn welcher unwürdig isset und trincket der isset und trincket ihm selber das Gericht« nach der Umgestaltung verschwunden? Es bleibt verschollen, über 50 Jahre lang. Bis der Altaraufsatz 1999 von seinem Wandplatz abgehängt wird, weil er restauriert werden soll. Und dabei traut der Restaurator seinen Augen kaum: Das verloren geglaubte Gemälde war nie weg. Es hing die ganze Zeit über an der Nordwand, als Rückseite des Flügelaltars von 1933.

    Die vier Ovalbilder der Seitenflügel wurden übrigens nicht, wie zeitweilig angenommen, übermalt, sondern 2014 in einem Museum wiederentdeckt.

    In der Nähe

    Die Pesttafel in Morsum (0.02 km)

    Der Morsumer Bahnhof (0.47 km)

    Die Panzersperre (2.49 km)

    Das Boy-Lornsen-Haus (4.62 km)

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    2_Die Andreas-Dirks-Straße

    Ein Maler als Möweneierdieb?

    zurück

    Um 1900 verzeichnen die Westerländer Kurlisten über 800 Maler als Gäste. An einen gebürtigen Sylter und berühmten Vertreter der Kunst erinnern gleich zwei Straßen: In der Dirksstraße, Ecke Kampende in Tinnum wurde Andreas Dirks 1865 als Sohn eines Schiffskapitäns geboren. Sein Atelier richtete er sich im Haus Windhuk Ecke Steinmann-/Brandenburger Straße ein, das seiner Schwester Paula Kayser gehörte. Dort um die Ecke liegt heute die Andreas-Dirks-Straße. Sein Vater wuchs übrigens als Vollwaise und Verwandter des bekannten Inselchronisten C. P. Hansen eine Zeit lang in dessen Haus auf. Andreas Dirks entdeckte die Reize »seiner« Insel auch von seinem Boot »Nes Pük« aus, und zwar zu einer Zeit, als der Tourismus noch in den Kinderschuhen steckte.

    Dirks studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, 1916 wurde er Professor und kehrte regelmäßig in seine Heimat zurück. Der kräftige, hochgewachsene Mann mit gezwirbeltem Schnurrbart und hellwachen Augen war eine markante Erscheinung, über die man sich zahlreiche Anekdoten erzählte. So meldete der Leuchtturmwärter Reich 1898 aufgeregt, dass ein Mann mit einem Korb am Lister Ellenbogen suchend herumstreife – der vermeintliche Möweneierdieb entpuppte sich jedoch als Andreas Dirks mit seinen Malutensilien. Als der Maler einmal mit dem Zug unterwegs war, schwappte sein Wein aufgrund der ruckartigen Fahrweise des Lokführers aus dem Glas. Dirks zog die Notbremse. Als der Schaffner den Maler für die Vorsätzlichkeit zu 100 Mark Geldstrafe verdonnerte, brummelte Dirks: »Sie können zweihundert haben, aber sorgen Sie gefälligst dafür, dass ich in Ruhe mein Gläschen austrinken kann.«

    Info

    Adresse Andreas-Dirks-Straße, 25980 Sylt OT Westerland | ÖPNV Stadtbus A, B, Haltestelle Syltness Center | Tipp Dirks’ Elternhaus steht an der Ecke Dirksstraße/Kampende 52, sein Atelier gibt es nicht mehr. Das Luther-Bildnis und die Darstellung des Sylt-Chronisten C. P. Hansen in der Keitumer Kirche schuf Andreas Dirks.

    Bereits im Alter von 57 Jahren starb Dirks in seiner Wahlheimat Düsseldorf. Seinem Anspruch, »die Kraft der Farbe zu erfassen, die Logik des Lichts zu ergründen«, ist er in seinen Aquarellen und Ölbildern im meist impressionistischen Stil treu geblieben.

    In der Nähe

    Das Monbijou (0.06 km)

    China-Bohlken (0.08 km)

    Die Villa Roth (0.08 km)

    Das Hotel Hohenzollern (0.1 km)

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    3_Die Apotheke

    Kognak als Heilmittel

    zurück

    Gleich drei Ärzte kümmerten sich 1885 um das gesundheitliche Wohlergehen von Insulanern und 3.500 Kurgästen, ebenso war die Logistik zur Einlösung der Rezepte geklärt: »Die Briefkästen für die Apotheke befinden sich im Hause des Badearztes Herrn Dr. Lahusen am Badebureau und im Hotel z. Deutschen Kaiser. Dieselben werden nach Bedarf ein-, zwei- und dreimal täglich geleert.«

    In der Theorie wunderbar, doch in der Praxis kam es zu massiven Beschwerden, da sich die Apotheke abgelegen im Inselosten befand. So sah sich der Keitumer Apotheker Erich Schwennen 1885 sogar zu Worten der Verteidigung in der Sylter Zeitung genötigt: »Zur gefälligen Beachtung. Um den vielen, auf den Unterzeichneten gerichteten Anfeindungen entgegen zu treten, fühlt sich derselbe zu nachstehender Klarstellung veranlaßt: Die Apotheke

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