Entführt in die Geisterwelt: Roman
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Book preview
Entführt in die Geisterwelt - Jan Gardemann
Entführt in die Geisterwelt
I M P R E S S U M
© 2017 Jan Gardemann
Alle Rechte vorbehalten
Herstellung: Federheld.com
Inhaber: Jan Gardemann
Gänsekamp 7
29556 Suderburg
Titelbild und Gestaltung: Jan Gardemann
weitere Informationen:
www.federheld.com
facebook: Federheld.com
Vervielfältigung und Nachdruck des Textes und des Covers (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors gestattet.
Kapitel 1:
Der Unheimliche mit dem Wolf
Kapitel 2:
»Die Rote Laterne«
Kapitel 3:
Die Geschichte vom Geisterfischer
Kapitel 4:
Horror in der Burgruine
Kapitel 5:
Wenn dich Geisterstimmen locken …
Kapitel 6:
Eine unerfreuliche Bekanntschaft
Kapitel 7:
Der geheimnisvolle Glücksbringer
Kapitel 8:
Der Fluch der MacConnors
Kapitel 9:
Willkommen in der Geisterwelt!
Kapitel 10:
Der Geister-Earl
Kapitel 11:
Eine Seele für den Teufel
Kapitel 12:
Der Knochenthron
Kapitel 13:
Eine freudige Überraschung
Kapitel 1:
Der Unheimliche mit dem Wolf
Aus der Luft betrachtet sah ihr Auto vermutlich aus wie ein in der Dunkelheit dahinkriechender Käfer mit leuchtenden Augen, der durch die Wildnis irrte …
Müde saß John Connor auf dem Rücksitz des Kleinwagens, den seine Eltern in Glasgow gemietet hatten. Voller Unbehagen starrte er in die verregnete Nacht hinaus.
Der helle Schein der Autoscheinwerfer huschte vor dem Fahrzeug über die nasse Straße. Die verknorrten Bäume am Straßenrand wurden im Vorbeifahren jedes Mal kurz aus der Dunkelheit gerissen. Sie glichen Riesen mit langen Armen, die nur darauf zu warten scheinen, dass um diese nachtschlafende Zeit Reisende vorbeikamen, die sie dann packen und durchschütteln konnten.
»Wann sind wir denn endlich da?«
John biss presste verärgert die Lippen zusammen. Die Worte waren wie von selbst aus ihm herausgerutscht.
Dabei hatte er sich doch fest vorgenommen, sich solch kindische Fragen zu verkneifen. Schließlich war er ja kein kleiner Junge mehr.
Helen Connor, Johns Mutter, drehte sich auf dem Beifahrersitz zu ihrem Sohn um. Ihr blondes glattes Haar schimmerte matt im Schein der Armaturbeleuchtung. »Ein wenig wirst du dich noch gedulden müssen, Schatz. Du hast jetzt schon so lange durchgehalten, da wirst du die letzten Kilometer auch noch überstehen!«
Mürrisch verschränkte John die Arme vor der Brust.
»Gedulden!«, murmelte er trotzig. »Das klingt ja, als könne ich es gar nicht mehr erwarten, dass wir unser Urlaubsziel endlich erreichen!«
Dabei war das genaue Gegenteil der Fall. John hätte seine Sommerferien nämlich viel lieber in seiner Heimatstadt New York verbracht als ausgerechnet im Norden von Schottland.
Endlich hätte er mal Zeit gehabt, mit seinen Freunden all die angesagten Discotheken des Big Apple zu besuchen, im Central Park ein Picknick zu veranstalten oder stundenlang das neue Fantasie-Strategiegame online am Computer zu spielen.
Stattdessen würde er nun etliche Tage in einer mikroskopisch kleinen Ortschaft zubringen müssen, in der es nicht einmal ein Kino gab!
Dass Johns Vorbehalte gegen diesen Urlaub nicht aus der Luft gegriffen waren, wie seine Eltern behaupteten, davon konnte sich ja wohl jeder überzeugen, der wie John in diesem Moment einen Blick durch die Seitenscheiben des Wagens geworfen hätte.
Es gab dort nichts außer unheimlichen Bäumen, weiten Hügeln und bizarrem Buschwerk zu sehen.
Ein Blitz zuckte vom Himmel. Das Regenwasser, das in dicken schweren Tropfen von den Ästen, Zweigen und Blättern fiel, sah für einen Moment wie flüssiges Silber aus. Die Dunkelheit zwischen den Bäumen wirkte dabei so vollkommen und undurchdringlich, dass sie John wie etwas Lebendiges vorkam …
Fröstelnd drehte der Junge das Gesicht vom Fenster weg.
Die Fahrt vom Flughafen in Glasgow nach Dunress an der Nordküste Schottlands, wo seine Eltern zwei Hotelzimmer gebucht hatten, dauerte nun schon über drei Stunden.
Es kam John vor, als müsse eine halbe Ewigkeit vergangen sein, seit sie die letzte größere Ortschaft durchquert hatten. Seitdem waren sie lediglich durch einige Dörfer gekommen, die eigentlich nicht mehr als eine armselige Ansammlung einer Handvoll Häuser gewesen waren.
Die Leute in den Dörfern schienen um diese Uhrzeit bereits alle zu schlafen. Es hatte kaum ein erleuchtetes Fenster gegeben. Sogar die Straßenlaternen waren aus Kostengründen abgeschaltet worden ― oder weil sich kurz vor Mitternacht sowieso kein Mensch mehr auf der Straße herumtrieb.
»Unterwegs zum Ende der Welt«, erfand John für ihre Autofahrt einen Filmtitel.
»Was brummelst du da in deinen nicht vorhandenen Bart, Sohnemann?«, erkundigte sich William Connor. Er saß am Steuer des Wagens und warf John einen strengen Blick im Rückspiegel zu. »Du solltest dich freuen, dass du endlich mal aus dieser miefigen Großstadt herauskommst. Das Leben auf dem Lande hat auch seine Vorzüge – du wirst schon sehen!«
John schnaufte trotzig. »Du wirst dich doch sowieso nur auf dem Golfplatz herumtreiben, Dad. Und Mom wird tagelang am Strand spazieren gehen und sich die Handlung für einen neuen Kriminalroman ausdenken.«
Johns Dad arbeitete für eine New Yorker Versicherung und war in seiner Freizeit ein leidenschaftlicher Golfspieler.
Beides ziemlich fantasielose Angelegenheiten, wie Johns Mom stets betonte. Sie war Schriftstellerin und hatte schon ein halbes Dutzend Kriminalromane veröffentlicht.
Fürs Golfspiel interessierte sich Mom genauso wenig wie John, der diesen Sport einfach nur öde fand. Mom ging in ihrer Freizeit lieber im Central Park spazieren oder traf sich mit Freundinnen und Schriftstellerkollegen, mit denen sie dann stundenlang über Themen sprach, von denen John nur die Hälfte verstand.
Der Junge war überzeugt, dass seine Eltern ihre Gewohnheiten in Schottland nicht ändern würden. Sein Dad würde die meiste Zeit auf dem Golfplatz verbringen und seine Mom am Strand umherschlendern, Muscheln sammeln oder sich mit den Einheimischen unterhalten.
Für ihn, John, würden Dad und Mom genauso wenig Zeit aufbringen wie in New York. Er würde ganz auf sich allein gestellt sein. Und das ausgerechnet in einem kleinen unbedeutenden Nest, das für ihn so fremd war wie etwa die dunkle Seite des Mondes!
»Am Meer und bei der Brandung hast du bestimmt deinen Spaß, John«, sagte Mom aufmunternd. Ihr war die trübe Stimmung ihres Sohnes nicht entgangen. »Du kannst dort endlich surfen lernen – das wolltest du doch so gern.«
»Ich weiß«, erwiderte John unleidlich. »Ohne meine Freunde macht das aber bestimmt nur halb so viel Spaß.«
»Du wirst in dem Hotel nicht das einzige Kind sein«, erklärte Dad überzeugt.
»Ich bin aber kein Kind mehr!«
»Du weißt, wie ich das meine«, erwiderte Dad streng. »Freunde kannst du überall auf der Welt finden – nicht nur in New York!«
John seufzte schicksalsergeben. Vor den Ferien hatte es schon zahlreiche ähnlich ätzende Diskussionen wie diese gegeben. Seine Eltern hatten sich einfach nicht von dieser blöden Reise abbringen lassen. Wenn John ein Grund gegen die Reise eingefallen war, hatte sein Dad dieses Argument stets mit denselben Worten zerschlagen.
Mit der Bemerkung nämlich, dass die Vorfahren der Connors einst in Dunress gelebt hatten, ehe die Familie vor zweihundert Jahren nach Amerika ausgewandert war.
»Wir wollen doch mal sehen, wo unsere Ahnen damals gehaust haben«, sagte sein Dad in diesem Moment auch prompt wieder. »Es wird dich doch gewiss interessieren, wo deine Wurzeln liegen, John. Vielleicht entdeckst du in dir ja sogar eine tiefe Verbundenheit mit diesem rauen Landstrich.«
»Ja«, sagte John wenig begeistert. Am liebsten hätte er seinen Vater drauf hingewiesen, dass es so toll in Dunress nicht sein konnte, wenn ihre Ahnen so weise gewesen waren, diesen einsamen Flecken Erde zu verlassen, um nach Amerika auszuwandern.
Doch das ließ er lieber bleiben. Sein Dad konnte ziemlich ungehalten werden, wenn John ihm frech kam.
John wollte das sinnlose Gespräch beenden, zog seine Reisetasche zu sich heran und kramte darin herum.
Die Batterien seines Game-Boy waren fast leer. Aber John verspürte sowieso keine Lust auf ein Spiel. Er hatte fast alle Games auf dem langen Flug von New York nach Glasgow durchgespielt.
Das Einzige, was ihn vielleicht noch aufgemuntert hätte, wäre ein Onlinematch am Computer oder ein spannender Kampf an der neuen Playstation gewesen.
John schob seine Reisetasche wieder von sich. Wehmütig dachte er daran, dass sich die neue Playstation, die erst vor kurzem auf den Markt gekommen war, jetzt tatsächlich in seinem Reisegepäck hätte befinden können. Einen Fernseher würde es auf seinem Zimmer ja wohl geben, sodass er sich die Zeit mit seiner neuen Errungenschaft hätte vertreiben können.
Doch John hatte das Geld, das er sich mühsam für die Spielkonsole zusammengespart hatte, einer Hilfsorganisation gespendet.
Ja, es war kaum zu fassen. John konnte es selbst noch immer kaum glauben. Da war wohl eine Seite an ihm, die er selbst kaum kannte.
Die Organisation, der er gespendet hatte, kümmerte sich um Kinder in Erdbebengebieten. Um Kinder, die nicht nur ihr Zuhause, sondern obendrein noch ihre Eltern und Familien verloren hatten.
Vor kurzem hatte es wieder so eine Erdbebenkatastrophe gegeben. Viele Menschen waren gestorben, noch mehr hatten ihr Dach überm Kopf verloren – ihr Haus, ihr gesamtes Hab und Gut.
Und das in einer Region, die zu den ärmsten der Welt zählte!
John hatte diese bemitleidenswerten Menschen in einem Videoclip im Fernsehen gesehen, und gerade die Gesichter der Not leidenden Kinder hatten ihn tief bewegt.
Dieser Anblick war ihm so nahe gegangen, dass er sogleich beschlossen hatte, irgendwie zu helfen. Und das konnte er im fernen New York eben nur mit Geld.
So hatte er auf seine Playstation verzichtet, wenn auch schweren Herzens. Er wollte sein Geld lieber dafür verwenden, dass diesen armen Kindern geholfen wurde.
Mom und Dad waren von seinem spontanen Entschluss, von dem John auch später nicht mehr hatte abweichen wollen, völlig baff gewesen. Das hätten sie ihm nicht zugetraut – und er sich selbst auch nicht.
Doch es kam John irgendwie ungerecht vor, dass er sich ein im Grunde genommen überflüssiges Spielzeug leisten konnte, während diese Kinder nicht einmal ein Dach überm Kopf hatten, weil die Naturgewalten es ihnen fortgerissen hatten.
Seine überraschende Spendenbereitschaft hatte auch seine Eltern dazu bewegt, einen