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Ötzis Leibarzt: Ötzi, Tutanchamun und Kriminalfälle. Heinrich Schwazer im Gespräch mit dem Pathologen
Ötzis Leibarzt: Ötzi, Tutanchamun und Kriminalfälle. Heinrich Schwazer im Gespräch mit dem Pathologen
Ötzis Leibarzt: Ötzi, Tutanchamun und Kriminalfälle. Heinrich Schwazer im Gespräch mit dem Pathologen
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Ötzis Leibarzt: Ötzi, Tutanchamun und Kriminalfälle. Heinrich Schwazer im Gespräch mit dem Pathologen

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Sein Weg ist mit Leichen gepflastert: Der Pathologe Eduard Egarter Vigl hat ständig mit dem Tod zu tun. Als Ötzi in Südtirol ein Museum erhalten soll, wird er zum Leibarzt der einzigartigen Mumie erkoren und steht vor der paradoxen Aufgabe, für die "Gesundheit" einer 5.000 Jahre alten Leiche zu sorgen. Die Gletschermumie soll konserviert und gleichzeitig ausgestellt werden – eine Herausforderung, an der Egarter Vigl zu scheitern droht. Misstrauisch beobachtet von der Fachwelt gelingt ihm mit einer genialen Methode der Durchbruch und er wird schlagartig zum weltweit bekannten Mumienfachmann.

Im Interview mit dem Journalisten Heinrich Schwazer erzählt Eduard Egarter Vigl von der dramatischen Entdeckung der Pfeilspitze und fragt nach dem Verbleib von Ötzis fehlendem Fingernagel. Anekdotenreich berichtet er von seinen Untersuchungen am Pharao Tutanchamun und seiner Detektivarbeit als Gerichtsgutachter, hinterfragt unseren Umgang mit dem Tod und schildert die Begegnung mit einer Schamanin, die sein wissenschaftliches Weltbild erschüttert.
LanguageDeutsch
Release dateApr 24, 2017
ISBN9788872836033
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    Ötzis Leibarzt - Eduard Egarter Vigl

    Schwazer

    17 Tage

    Chronologie eines Mumienfundes

    Tag 1: Donnerstag, 19. September 1991 – 13.30 Uhr

    Das Ehepaar Erika und Helmut Simon aus Nürnberg entdeckt beim Abstieg von der Finailspitze im Bereich des Tisenjochs in einer mit Schmelzwasser gefüllten Felsmulde die Leiche eines Menschen, der mit der Brust auf einer Steinplatte liegt. Nur der Hinterkopf, die nackten Schultern und ein Teil des Rückens ragen aus dem Eis. Das Gesicht ist nicht zu sehen. Die beiden steigen zur Similaunhütte ab und informieren den Hüttenwirt. Da die Fundlage unklar ist, erstattet dieser sowohl bei den Carabinieri in Schnals als auch bei der Gendarmerie Sölden Meldung über den Fund.

    Tag 2: Freitag, 20. September 1991

    Am Tag nach der Entdeckung startet ein österreichischer Bergungstrupp den ersten Bergungsversuch. Der Bezirksinspektor Anton Koler und der Wirt der Similaunhütte Markus Pirpamer versuchen, den Toten mithilfe eines Presslufthammers freizulegen. Der Versuch wird nach einer Stunde wegen schlechter Wetterverhältnisse und des Mangels an geeignetem Werkzeug abgebrochen.

    Tag 3: Samstag, 21. September 1991

    Die Bergung kann erneut nicht in Angriff genommen werden, da über das Wochenende kein Hubschrauber zur Verfügung steht. Dennoch besichtigen an diesem Tag zahlreiche Wanderer die Fundstelle, unter anderem auch die beiden Extrembergsteiger Hans Kammerlander und Reinhold Messner. Am selben Tag erscheint in der Tiroler Tageszeitung eine erste Kurzmeldung über den Fund: „Der Ausrüstung nach zu schließen, handelt es sich bei dem Toten um einen Alpinisten; der Unfall dürfte schon mehrere Jahrzehnte zurückliegen. Der Tote ist noch nicht identifiziert worden."

    Tag 4: Sonntag, 22. September 1991

    Alois Pirpamer, Bergrettungsobmann von Vent, und Franz Gurschler, Schwiegervater des Hüttenwirts Pirpamer, machen sich auf den Weg zum Tisenjoch, um den Körper für die am Montag vorgesehene Bergung aus dem Eis freizulegen. Die losen Funde wie Kleidung und Ausrüstung sammeln sie ein und packen sie in einen Plastikmüllsack.

    In der Tageszeitung Alto Adige, die fast täglich Berichte über die 41-tägige Südtirol-Umrundung von Messner und Kammerlander veröffentlicht, erscheint auf der Titelseite ein Artikel mit der Schlagzeile: „Sensationelle Entdeckung im Schnalstal. Ein altertümlicher Krieger auf Messners Pfaden. Messner schätzt das Alter der Leiche auf etwa 500 Jahre. Es könnte sich, so Messner, um einen Krieger aus der Zeit Friedrichs IV., im Volksmund als „Friedl mit der leeren Tasche bekannt, handeln.

    Tag 5: Montag, 23. September 1991

    Die gerichtsmedizinisch angeordnete Bergung erfolgt am Tag fünf nach der Auffindung durch das Ehepaar Simon unter der Leitung von Rainer Henn vom Institut für Gerichtsmedizin der Universität Innsbruck. Vor laufender Kamera geht die Bergungsmannschaft mit Eispickeln, bloßen Händen und Skistöcken zu Werk, um die Leiche herauszustemmen. Ein Archäologe ist nicht anwesend. Dem Vorstand des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Konrad Spindler, war ein Mitflug im Hubschrauber aus Platzgründen verwehrt worden. Im Schmelzwasser kommen Leder- und Fellreste, Schnüre, Riemen und Heubüschel sowie ein Dolch mit Feuersteinklinge und Holzgriff zum Vorschein. Um 13.50 Uhr wird die Mumie mit dem Hubschrauber nach Vent transportiert und von dort mit dem Leichenwagen in das Institut für Gerichtsmedizin in Innsbruck überstellt. In einer Stellungnahme zum vermutlichen Alter der Leiche bleibt Rainer Henn vage: „Eher alt als jung! Eine vom österreichischen Wissenschaftsministerium eingesetzte Fachkommission kommt wenig später zum Schluss, dass zwei der drei Bergungsversuche völlig unsachgemäß erfolgt seien. Der Vorsitzende, Univ.-Prof. Werner Platzer, erklärt: „Erst die dritte Bergung war in Ordnung. Es wurde jedoch eine aus archäologischer Sicht völlig gestörte Fundsituation vorgefunden.

    Tag 6: Dienstag, 24. September 1991

    Am Tag sechs der Fundgeschichte bekommt mit Konrad Spindler erstmals ein Archäologe den „Mann aus dem Eis zu Gesicht. Sein erster Kommentar: „Mindestens 4.000 Jahre oder älter.

    Tag 7: Mittwoch, 25. September 1991

    Die Tiroler Tageszeitung verkündet: „Weltsensation: Der mysteriöse Tote vom Similaungletscher ist 4.000 Jahre alt." Die Leiche wird in einer auf sechs Grad minus gekühlten Box des Anatomischen Instituts der Universität Innsbruck konserviert. In Südtirol wird erstmals die Vermutung geäußert, dass sich die Fundstelle auf italienischem Gebiet befinden könnte.

    Tag 8: Donnerstag, 26. September 1991

    Vier Gletscherforscher der Universität Innsbruck entnehmen am Fundort Eisproben und untersuchen das Gelände auf weitere Gegenstände. Dabei entdecken sie einen gut erhaltenen Köcher aus Leder mit 14 Pfeilen von 75 Zentimetern Länge. In der österreichischen Presse wird nach der ersten Euphorie über den Fund Kritik an den Umständen der Bergung laut. Die Verantwortlichen rechtfertigen sich mit dem Hinweis darauf, dass man anfänglich davon ausgegangen sei, es mit einem Toten aus jüngerer Zeit zu tun zu haben.

    Tag 9: Samstag, 28. September 1991

    Bei einem gemeinsamen Lokalaugenschein von österreichischen Gendarmen und italienischen Finanzbeamten am Gletscher stellt man fest, dass bei der ersten Orientierung ein Grenzstein übersehen worden war. Eine Neuvermessung zur Klärung der „Nationalität" wird angeordnet. Die Ausrüstungsgegenstände werden zur Restaurierung ins Römisch-Germanische Zentralmuseum nach Mainz gebracht.

    Tag 10: Mittwoch, 2. Oktober 1991

    Die amtlich angeordnete Neuvermessung des Grenzverlaufes am 2. Oktober 1991 bringt endgültige Gewissheit. Der Fundort befindet sich 92,56 Meter von der Staatsgrenze entfernt auf Südtiroler Boden. Das Land Südtirol meldet Eigentümeranspruch an, erteilt der Universität Innsbruck jedoch den Auftrag, den gesamten Fundkomplex bis zum Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchungen zu verwahren. Die wegen der Besitzverhältnisse politische Verstimmung zwischen Nord- und Südtirol wird auf salomonische Weise beigelegt. Der Eismann sei auf jeden Fall ein Homo tirolensis.

    Tag 11: Freitag, 4. Oktober 1991

    Urgeschichtler der Universität Innsbruck entdecken bei einer neuerlichen Untersuchung des Fundortes eine Strohmatte und ein Netz aus Bast.

    Tag 12: Freitag, 6. Dezember 1991

    Radiokarbon-Untersuchungen in Uppsala und Paris ergeben unabhängig voneinander, dass der Mann aus dem Eis zwischen 4.616 und 4.866 Jahre alt sein dürfte. Für die Untersuchung wurden Gräser aus den Beifunden herangezogen. Experten in Oxford und von der ETH Zürich, die Gewebereste aus der Hüftverletzung des Eismannes analysieren, kommen Anfang März 1992, ebenfalls anhand der C14-Methode, zum Schluss, dass der prähistorische „Mann aus dem Eis" mehr als 5.000 Jahre alt ist und wahrscheinlich um das Jahr 3300 vor Christus starb. Metallurgische Untersuchungen des Beiles im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz erbringen den Nachweis, dass die Klinge nicht aus Bronze, sondern aus Kupfer gefertigt ist. Die neuen Forschungsergebnisse belegen, dass der spektakuläre Fund nicht der frühen Bronzezeit, sondern der ausgehenden Jungsteinzeit beziehungsweise beginnenden Kupferzeit zuzuordnen ist.

    Tag 13: Freitag, 16. Jänner 1998

    Unter enormen Sicherheitsvorkehrungen und internationalem Medienrummel wird Ötzi vom Anatomischen Institut der Universität Innsbruck in das Bozner Archäologiemuseum überstellt. Hundert Gendarmeriebeamte und ein Hubschrauber des österreichischen Innenministeriums überwachen den Transport bis zum Brenner, von dort eskortiert die italienische Polizei ihn bis in die Bozner Innenstadt. Über 15 TV-Teams, von CNN bis BBC, und eine große Schar Schaulustiger warten vor dem Archäologiemuseum, um einen Blick auf die in Eis gepackte Mumie zu erhaschen. Die Überführung verläuft ohne Zwischenfälle. Im Vorfeld hatte eine sich „Kampftruppe Tirol nennende Gruppe gedroht, die Auslieferung an die „welsche Besatzungsmacht mit Anschlägen zu verhindern.

    Tag 14: Samstag, 28. März 1998

    Am 28. März 1998 wird in der Bozner Museumstraße im ehemaligen Gebäude der Banca d’Italia das Archäologiemuseum eröffnet. Ötzi ruht bei gedämpftem Licht auf einem Metalltisch, nackt und ohne jedes Beiwerk. Durch ein speziell verglastes Fenster können ihn die Besucher sehen. Seine Ausrüstung – Waffen, Geräte, Kleidung – wird in Vitrinen ausgestellt. Ergänzt wird die Präsentation durch eine Nachbildung des Eismannes, die 2011 durch eine detailgetreue 3-D-Rekonstruktion ersetzt werden soll. Der Leiter des Innsbrucker Instituts für Ur- und Frühgeschichte, Konrad Spindler, kritisiert die Art der Zurschaustellung: „Ich habe immer schon darauf hingewiesen, dass ich diese Art der Präsentation eines toten Menschen für unwürdig halte."

    Die Ausstellung entwickelt sich innerhalb weniger Tage zum Publikumsmagneten. Einen Monat nach Eröffnung des Museums haben bereits 35.000 Besucher aus aller Welt einen Blick auf Ötzi geworfen und dafür teils lange Wartezeiten in Kauf genommen.

    Tag 15: Samstag, 31. Oktober 1998

    Ein neuer Fund am Tisenjoch sorgt für weitere Sensationsmeldungen. Im Sommer findet ein deutsches Ehepaar bei einer Fundortbesichtigung, knapp hundert Meter neben der Ötzi-Fundstelle, einen prähistorischen Beilschaft. Eine C14-Datierung ergibt, dass das Stück etwa 700 Jahre jünger als Ötzi ist.

    Tag 16: Samstag, 23. Juni 2001

    Zehn Jahre nach der Auffindung von Ötzi entdeckt der Radiologe Paul Gostner bei neuen Röntgenaufnahmen eine Pfeilspitze im linken Schulterblatt des Eismannes, die bislang übersehen worden war. Bei einer Pressekonferenz am 23. Juni wird der Sensationsfund der Öffentlichkeit präsentiert. Mit ihm eröffnet sich ein schlüssiges Szenario von Ötzis Tod durch eine meuchelmörderische Pfeilattacke. Der Pfeil unterscheidet sich von den beiden erhaltenen Pfeilspitzen aus Ötzis Köcher durch die gedrungenere Form, stammt also mit hoher Wahrscheinlichkeit von seinem Verfolger. Der Mordfall Ötzi ist eröffnet.

    Tag 17: Donnerstag, 12. Juli 2007

    Am 12. Juli 2007 wird das EURAC-Institut für Mumien und den Iceman der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wurde auf Anregung von Eduard Egarter Vigl als erstes Forschungszentrum, das sich ausschließlich mit Mumien beschäftigt, gegründet. Bei der Mumienanalyse stehen vor allem nicht oder minimal invasive Untersuchungsmethoden wie radiologische bildgebende Verfahren, die Nanotechnologie oder molekularbiologische Ansätze wie die Erforschung antiker DNA im Mittelpunkt. Geleitet wird das Institut von dem Münchner Anthropologen Albert Zink.

    Quellen:

    Fleckinger, Angelika (Hrsg.): Ötzi 2.0. Eine Mumie zuwischen Wissenschaft, Kult und Mythos. Bozen/Wien: Folio, 2011

    Hörmann, Helmut: „Ötzi". Der prähistorische Gletscherfund vom Tisenjoch in den Ötztaler Alpen im Spiegel der Westtiroler Printmedien von 1991 bis 2001. Dokumentation Stams: o. V., 2002

    Anhand von 3D-Datensätzen von Schädel und Skelett des Eismannes konnte sein Aussehen rekonstruiert werden. Die Reproduktion der Niederländer Adrie und Alfons Kennis befindet sich im Südtiroler Archäologiemuseum.

    Ötzi ist mehr als eine Leiche

    Pathologe, Gerichtsmediziner, Ötzis Leibarzt – der Weg von Eduard Egarter Vigl ist mit Leichen gepflastert. Wie geht man mit der paradoxen Aufgabe um, für die Gesundheit einer 5.000 Jahre alten Leiche zuständig zu sein?

    Im Juni 1997 wurden Sie vom Seziertisch weg von heute auf morgen zum Ötzi-Konservator ernannt. Haben Sie sich vorher jemals mit Mumien beschäftigt?

    Nein. Ehrlich gesagt hatte ich bis zu diesem Augenblick nicht das geringste Interesse an Mumien gehabt. Geschichte hat mich interessiert, Archäologie und Paläopathologie aber nie. Während meines Studiums an der Universität Padua befasste sich einer meiner Professoren, Herr Vito Terribile – nomen est omen –, neben seiner Lehrtätigkeit mit Mumien. In Italien ist das ein lukratives Geschäft, weil der Vatikan immer wieder Aufträge zu vergeben hat. Die Kirche braucht erfahrene Pathologen, um Überreste von selig- oder heiligzusprechenden Personen untersuchen zu lassen, Reliquien zeitlich einzuordnen und so weiter. Das war eigentlich mein erster und einziger Kontakt mit diesem Bereich.

    „Die Kirche braucht erfahrene Pathologen, um Überreste von selig- oder heiligzusprechenden Personen untersuchen zu lassen, Reliquien zeitlich einzuordnen und so weiter."

    Seit damals pflegen Sie die berühmteste Mumie der Welt. Was hat das mit Ihrem Leben gemacht?

    Die Beschäftigung mit Ötzi umfasst fast 20 Jahre. In dieser Zeit wurden dadurch mein Leben, mein Denken und meine berufliche Tätigkeit zweifellos geprägt. Er ist aber nicht mein Leben, schon gar nicht mein ganzes Leben.

    Ötzi ist berühmt und hat Sie berühmt gemacht.

    Ich war vielfach der Ansprechpartner für die Medien. Insofern fiel unvermeidlich etwas von Ötzis Berühmtheit auch auf mich ab.

    Pathologe, Gerichtsmediziner, Ötzis Leibarzt – Ihr Weg scheint, salopp formuliert, mit Leichen gepflastert zu sein.

    Der Beruf des Pathologen ist für viele Menschen schwer verständlich, weil sie in ihm einfach den Leichenbeschauer sehen. In den Witzen über Pathologen drückt sich meist eine gewisse Verlegenheit, vielleicht sogar Angst aus. Für mich ist es witzig, was Nicht-Pathologen über Pathologen denken – vor allem seit Vertreter meines Berufes dauernd in Krimis vorkommen, was früher ja nicht der Fall war.

    Leibärzte standen historisch im Dienste von Königen, Fürsten und Päpsten. Was bedeutet der Titel für Sie?

    Ich habe die Verantwortung für Ötzis „Mumiengesundheit" getragen. Es handelt sich um eine archäologisch-anthropologisch weltweit einzigartige Mumie, insofern trifft der Titel zu.

    Eine paradoxe Verantwortung, für die Gesundheit einer 5.000 Jahre alten Leiche zuständig zu sein.

    Ötzi ist mehr als eine Leiche. Rein wissenschaftlich gesehen ist er eine 13,5 Kilogramm schwere Gletschermumie aus Haut und Knochen, Muskeln und Knorpeln, Bindegewebe und Wasser. Das extreme Interesse an diesem Körper hängt mit seinem Alter zusammen und damit, dass er sich trotzdem in einem sehr guten Erhaltungszustand befindet. Wir wundern uns, warum sich dieser Körper den biologischen Gesetzmäßigkeiten der Zersetzung entziehen konnte. Man kann versuchen, das zu erforschen und ihn folglich auf diese Weise weiter zu konservieren, damit er die nächsten 5.000 Jahre überlebt. Parallel kann man ihm nach und nach

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