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Die Hexenschwestern: Gaslicht 42
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Ebook115 pages1 hour

Die Hexenschwestern: Gaslicht 42

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About this ebook

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!

Da war es wieder, so als ob die kühle Luft im Zimmer an einer Stelle wärmer wäre. Melanies Nervosität stieg unaufhaltsam. Mit einer fahrigen Bewegung wischte sich Melanie über das Gesicht. Das Flimmern war immer noch da. Es bewegte sich langsam auf Harriets Bett zu. Ein Geist, durchfuhr es die junge Frau. Das konnte nur ein Gespenst sein. Ihr gesunder Menschenverstand aber widersprach energisch. Sie war eine erwachsene, aufgeklärte Frau. Spukgestalten gab es nicht. Höchstens in der Phantasie von kleinen Kindern oder Schriftstellern. Sie kam nicht mehr dazu, sich den Kopf über das Phänomen zu zerbrechen. Ein zweiter, wabernder Schatten trat regelrecht aus der Wand neben dem Fenster und – kam direkt auf Melanie zu!


Mit Urgewalt raste ein schweres Gewitter mit Sturmböen und prasselndem Sturzregen über das nächtliche Cornwall.


Meterhohe Wellen krachten gegen die Steilküste bei Lizard. Unablässig und voller Wildheit stürzten sie sich auf die bizarren Felsen.


Gleißende Blitze zuckten unaufhörlich durch die Nacht und tauchten für Sekundenbruchteile alles in unwirkliches Licht. Krachender Donner, der nicht enden wollte, schmerzte in den Ohren der Einheimischen. Keiner wagte sich ins Freie. Es war, als würde die Welt untergehen.


Endlich schien das Gewitter weiter nach Osten zu ziehen. Der heulende Sturm zerfetzte die Wolkendecke und trieb sie auseinander.


Da geschah es.


Ein greller Blitz zuckte über den Himmel und schlug in die Klippen ein. Gestein zerplatzte unter ohrenbetäubendem Getöse und wirbelte durch die Luft, umweht von Dreck und Staub.


Dann herrschte Stille, atemlose Stille. Selbst der Sturm schien eine Pause eingelegt zu haben.


Unvorstellbare Hitze hatte ein Loch in
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateJan 27, 2017
ISBN9783740913304
Die Hexenschwestern: Gaslicht 42

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    Die Hexenschwestern - Victoria Scott

    Gaslicht

    – 42 –

    Die Hexenschwestern

    Ihre Rache wird grausam sein

    Victoria Scott

    Da war es wieder, so als ob die kühle Luft im Zimmer an einer Stelle wärmer wäre. Melanies Nervosität stieg unaufhaltsam. Mit einer fahrigen Bewegung wischte sich Melanie über das Gesicht. Das Flimmern war immer noch da. Es bewegte sich langsam auf Harriets Bett zu. Ein Geist, durchfuhr es die junge Frau. Das konnte nur ein Gespenst sein. Ihr gesunder Menschenverstand aber widersprach energisch. Sie war eine erwachsene, aufgeklärte Frau. Spukgestalten gab es nicht. Höchstens in der Phantasie von kleinen Kindern oder Schriftstellern. Sie kam nicht mehr dazu, sich den Kopf über das Phänomen zu zerbrechen. Ein zweiter, wabernder Schatten trat regelrecht aus der Wand neben dem Fenster und – kam direkt auf Melanie zu!

    Mit Urgewalt raste ein schweres Gewitter mit Sturmböen und prasselndem Sturzregen über das nächtliche Cornwall.

    Meterhohe Wellen krachten gegen die Steilküste bei Lizard. Unablässig und voller Wildheit stürzten sie sich auf die bizarren Felsen.

    Gleißende Blitze zuckten unaufhörlich durch die Nacht und tauchten für Sekundenbruchteile alles in unwirkliches Licht. Krachender Donner, der nicht enden wollte, schmerzte in den Ohren der Einheimischen. Keiner wagte sich ins Freie. Es war, als würde die Welt untergehen.

    Endlich schien das Gewitter weiter nach Osten zu ziehen. Der heulende Sturm zerfetzte die Wolkendecke und trieb sie auseinander.

    Da geschah es.

    Ein greller Blitz zuckte über den Himmel und schlug in die Klippen ein. Gestein zerplatzte unter ohrenbetäubendem Getöse und wirbelte durch die Luft, umweht von Dreck und Staub.

    Dann herrschte Stille, atemlose Stille. Selbst der Sturm schien eine Pause eingelegt zu haben.

    Unvorstellbare Hitze hatte ein Loch in die steile Felswand hoch über der schäumenden Gischt gesprengt. Ein gewaltiges Loch gähnte, wo noch vor Sekunden härtestes Gestein Wind und Wetter getrotzt hatte.

    Plötzlich heulte keine Sturmböe mehr über das Land, um den beißenden Qualm auseinander zu treiben. Es stank nach Verbranntem und Schwefel.

    Die dunklen Wolkenbänke rissen immer mehr auf. Zahllose Sterne wurden sichtbar, und wie ein funkelndes Band flutete die Milchstraße über das Firmament.

    Der Silberschimmer des zunehmenden Mondes floß über das bizarre Küstengebiet mit seinen Klippen und Felsen.

    Nur noch wenige Tage, dann war wieder einmal Vollmond.

    Scheinbar zögernd, nur tastend schien sich das Licht in die Höhle zu wagen.

    Im fahlen Schein des Erdtrabanten wurden die modernden Knochen auf dem Boden der Felsgrotte sichtbar. Drei Skelette, teilweise schon verfallen, lagen zusammengekrümmt auf dem grauen Gestein.

    Jahrzehnte, Jahrhunderte hatte der Fels sein Geheimnis bewahrt, doch die Natur hatte es wieder preisgegeben.

    Es waren nicht Wind und Wetter, die ihre Geräusche in den Winkeln und Nischen der Grotte erzeugten.

    Ein leises Wimmern drang aus der Tiefe und wurde lauter. Ein anderes, helleres Weinen stimmte ein und schwoll zu einem grellen Kreischen an.

    »Frei, frei!« winselte eine dritte Stimme, die fast zweifelnd klang und erst langsam an Festigkeit gewann. »Schwestern, wir haben es geschafft. Er hat uns erhört.«

    Voller Bosheit hatten sie ungeduldig auf ihre Zeit gewartet. Jahrhunderte waren vergangen.

    Nun mußten sie sich nur noch ein wenig gedulden. Bald schon stand der Vollmond am Nachthimmel. Dann, Punkt Mitternacht würde sich ihr armseliges Dasein als körperlose Seelen endlich ändern. Was für eine lächerliche Zeitspanne war das gegen das, was die drei hatten durchstehen müssen.

    Bald konnte nichts und niemand sie mehr halten. Ihre Rache würde grausam sein.

    *

    Der Hofhund schlug an.

    Richard Harringston kratzte sich am Hinterkopf und stand auf. Er blickte nach draußen und war froh daß das Wetterleuchten allmählich geringer wurde.

    »Langsam könnte sich ›King‹ beruhigen«, murrte der Farmer. Das ständige Gekläffe des Tieres nervte ihn. Bei diesem Wetter kam garantiert niemand auf die Idee, durch die Gegend zu schleichen.

    »Das Tier ist unruhig«, meinte Harringstons Frau. »Kein Wunder, bei diesem Getöse. Was erwartest du? Er wird sich schon wieder beruhigen.«

    Der Bauer nickte.

    Das Gewitter war diesmal glimpflich für sie abgelaufen. Im letzten Jahr hatte er nicht so viel Glück gehabt. Da hatte es vier seiner Schafe auf der Weide das Leben gekostet.

    »Hoffentlich ist der Blitz bloß nicht bei Tom oder bei Garry eingeschlagen«, meinte er besorgt.

    »Ach, so schlimm wird es wohl nicht sein«, erwiderte seine Frau, obwohl ihr der letzte Blitzschlag ganz schön in die Glieder gefahren war. »Ringsum brennt es nicht, und auch der Fernseher läuft noch. Diesmal ist alles gutgegangen.«

    In der Ferne vernahmen sie das dumpfe Grummeln des abziehenden Gewitters. Das Schlimmste schien in der Tat hinter ihnen zu liegen.

    Wieder schlug der Hund an und stieß ein böses Knurren aus, das man selbst im Haus hörte.

    »Ich schau rasch mal nach dem Vieh im Stall und nach der Scheune«, meinte Harringston beunruhigt und stampfte aus dem Zimmer. »Hoffentlich hat’s bei dem Sturm nicht wieder ein Teil vom Dach weggerissen.«

    »Ach, Richard«, schimpfte seine Frau. »Sieh doch nicht immer so schwarz. Das ist ja fürchterlich Bleib hier.«

    Der Farmer aber schüttelte nur mürrisch den Kopf, brummte etwas in sich hinein und verließ das Haus. ›Kings‹ Gebell mußte einen anderen Grund haben. Immerhin war es nicht das erste Gewitter, das er erlebte.

    Draußen empfing ihn eine heftige Sturmbö, die ihm sekundenlang den Atem nahm. Hochgewirbelter Dreck drang in Mund und Nase und ließ ihn husten.

    Fluchend wischte sich Harringston über das faltige Gesicht und stapfte quer über den Hof zur Scheune.

    ›Kings‹ Hütte hob sich nur schemenhaft von der dunklen Mauer neben dem Tor ab. Er bellte noch immer und zerrte an seiner Kette.

    »Schon gut, mein Junge«, rief ihm Harringston entgegen. »Gib endlich Frieden.«

    Das Tier aber dachte nicht daran. Er kläffte weiter, und diesmal klang es noch wütender.

    Der Bauer wurde ungehalten.

    »Aus!« befahl er herrisch. »Keinen Laut mehr!«

    Diesmal reagierte das struppige Tier widerwillig und kroch in seine Holzhütte.

    Wie schon so oft an diesem Abend flackerte Wetterleuchten über den pechschwarzen Himmel, während in der Ferne der Donner grollte. Für wenige Wimpernschläge war alles in eine Art bläuliches Licht gehüllt.

    Harringston vernahm ein heiseres Krächzen über sich und sah nach oben. Da entdeckte er die Raben auf dem Dach der Scheune. Reglos saßen sie auf dem Giebel und beäugten ihn neugierig.

    Das also war der Grund, warum ›King‹ sich derart nervtötend verhielt.

    Nur eins fand er komisch. Die Tiere schienen von dem Unwetter, den Blitzen und dem Donner völlig unberührt zu sein. Stumm saßen sie da und stierten ihn an.

    Woher mochten sie nur kommen? In dieser Gegend hatte er seit Jahren keinen Raben mehr gesehen. Die Raubmöwen duldeten gewöhnlich keine Eindringlinge dieser Art.

    Harringston dachte nicht weiter darüber nach Er ging zur Scheune und öffnete das große Tor. Die rostigen Scharniere quietschten gequält. Harringston zog es nicht weiter auf und huschte hinein.

    Schlagartig umgab ihn absolute Finsternis. Die Augen des Mannes brauchten eine Zeitlang, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.

    Es roch nach frischem Heu und Gras. Letzteres hatte er kurz vor dem Gewitter gemäht und eingelagert.

    Er tastete sich behutsam vor, damit er nicht gegen etwas rannte. Unmittelbar vor ihm befand sich nämlich ein schwerer Stützbalken. Dort, an einem dicken Nagel, hing eine alte Laterne.

    Er zückte ein Feuerzeug und zündete den Docht an. Augenblicklich strömte sanftes gelbes Licht durch die Scheune. Der Lichtkreis reichte nicht weit und warf lange Schatten. Dahinter gähnte die Nacht.

    Ein seltsamer Laut drang an Harringstons Ohr. Unwillkürlich hielt er inne und lauschte angestrengt.

    Da, jetzt vernahm er es wieder. Er hatte sich also nicht getäuscht.

    Jemand hatte sich in seine Scheune geschlichen. So etwas mochte er aber absolut nicht.

    Wieder hörte er das Geräusch. Diesmal klang es wie unterdrücktes Kichern. Es

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