Arzt werden: Eine Erzählung über Studenten und Ärzte
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Dr. med. Erich Schröder, Ingenieur, Arzt, Journalist und Lebenskünstler wollte es genau wissen. Und das Experiment wurde zu einer richtigen Erfolgsgeschichte! Zwar hatten die jungen Studierenden meist ganz andere Erwartungen an ein Seminar mit dem Titel „Grundzüge ärztlichen Denkens und Handelns“. Aber nach einer ersten Überraschungsphase konnten sie von den vielen kleinen und großen, erfreulichen und schmerzhaften Erlebnissen, Anekdoten und Erfahrungen aus dem Leben eines Arztes in seiner Hausarztpraxis und anderen ärztlichen Tätigkeiten kaum mehr genug bekommen. Ihnen eröffnete sich eine menschliche und meist heitere Seite des Arztberufes neben der wissenschaftlichen Medizin. Statt einer Vorlesung gab es viele Geschichten, aber auch Gedanken über das heute schwieriger gewordene ökonomische und rechtliche Umfeld der ärztlichen Tätigkeit.
Der Autor und Dozent aus Leidenschaft führt diese Eindrücke in einer Erzählung zusammen, die nicht zuletzt dem Respekt vor großen ärztlichen Vorbildern gewidmet ist.
Erich Schröder
Dr. Erich Schröder ist Diplomingenieur, Arzt und politischer Journalist. Sein vielseitiges Berufsleben hatte folgende Schwerpunkte: Begleitung von Forschungsprojekten, ärztliche Tätigkeiten in der Klinik, in eigener Praxis und in der Betriebsmedizin. Weitere leitende Tätigkeiten hat er als Geschäftsführer eines Umweltschutzverbands, ials Leiter Unternehmenskommunikation n der Pharmaindustrie und als Vorsitzender einer medizinrechtlichen Arbeitsgemeinschaft übernommen. Seit mehr als 10 Jahren ist er als Geschäftsführer seiner Gesundheitspolitik.de journalistisch in der Berliner Gesundheitspolitik tätig.
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Book preview
Arzt werden - Erich Schröder
INHALTSVERZEICHNIS
WER MIT GENUSS MEDIZIN STUDIEREN WILL GEHT NACH BERLIN
ANKUNFT IN BERLIN MIT EINEM AUFTRAG
GET TOGETHER – DIE EIGENE LEBENSGESCHICHTE ALS EISBRECHER
DAS GESUNDHEITSSYSTEM – OFT GEHT´S UMS GELD
ARZT UND RECHT – EINE SCHWIERIGE BEZIEHUNG
ARZT, ETHIK UND GESELLSCHAFT – SPANNUNGSFELDER IN EINEM SPANNENDEN BERUF
KOMMUNIKATION – BASIS UND RISIKO DES ARZTBERUFS
BESUCHE UND EXKURSIONEN – AUS DER UNI IN DIE ZENTREN DES GESUNDHEITSWESENS
ÄRZTLICHES SELBSTVERSTÄNDNIS – WAS HEIßT „ARZT SEIN"?
EPILOG – DAS GEHEIMNIS DER BANK
Wer mit Genuss Medizin studieren will geht nach Berlin
Die Charité in Berlin ist wohl eines der berühmtesten Krankenhäuser der Welt mit einer bedeutenden Historie und einer immer noch sehr respektablen Gegenwart. Gegründet 1710 als Pesthaus, entwickelte sich die Charité zu einer angesehenen Lehr- und Forschungsstätte der Medizin, die zahlreiche berühmte Forscher und große Ärzte hervorgebracht hat. Robert Koch, Rudolf Virchow und Christoph Wilhelm Hufeland sind nur drei Namen von vielen, die die Geschichte der Charité mit geschrieben haben. Heute ist die Charité mit etwa 3.200 Betten, 13.000 Mitarbeitern und 7.000 Studenten das größte Universitätsklinikum Europas.
Die beeindruckende Historie ist auch noch jetzt beim Betreten des Charité-Geländes in Berlin-Mitte allgegenwärtig: Denkmäler und Gedenktafeln weisen auf die großen Gelehrten hin, Straßennamen im separaten Gelände der „alten Charité" sind nach ihnen benannt.
Auch der Anblick mancher ehrwürdiger, kaum renovierter Gebäude vermittelt einen Eindruck der jahrhundertealten Tradition. Kein Medizinstudent kann sich wohl diesem Fluidum entziehen. Aber warum auch? Hier wurde Großes entdeckt und geleistet – sicher zwei Gründe, warum die Atmosphäre der alten Stätten und Memorabilien so inspirierend ist, um durch eigene Leistungen selbst etwas zum Fortschritt der Medizin beizutragen. Kann es eine bessere Lehrstätte für die vielen jungen Menschen geben, die in Deutschland Medizin lernen wollen?
Daneben ist es natürlich auch die Stadt, die die jungen Leute anzieht. Berlin besticht mit einer bunten Vielfalt an Menschen und Kulturen, einer turbulenten Historie und einer pulsierenden Gegenwart samt ständiger Veränderung. Es ist eine Stadt, die an keinem Tag langweilig wird. „Arm – aber sexy", wie es ein Regierender Bürgermeister einmal beschrieben hat. Jederzeit ist irgendwo Partyzeit, denn das Angebot der unzähligen Bars, Restaurants und Kneipen erscheint wahrhaft unbegrenzt. Die Stadt verwöhnt Alt und Jung mit Musik aller Richtungen, Theater und Straßenkunst im Überfluss. Und nicht zuletzt ist Berlin auch eine grüne Stadt mit viel Wasser und einem Umland aus schöner Natur. Welcher Abiturient, der sich gerade von zu Hause abnabelt, möchte nicht hier sein Studium beginnen?
Aber was treibt einen alten Rheinländer nach Berlin, und wie fühlt er sich dort? Auch Köln und Düsseldorf, meine Heimat, sind sehr schöne Städte mit einer jeweils sehr lebendigen Szene – und das nicht nur zum Karneval. Und verglichen mit dem Rhein ist die Spree, ebenso wie die Havel, allenfalls ein Rinnsal. Ich kenne Berlin noch aus der Zeit der geteilten Stadt und war auch damals oft dort. Regelmäßig, also fast jede Woche bin ich aber erst seit meiner Tätigkeit als Journalist etwa ab 2007 in der Hauptstadt. Berlin hat mich immer fasziniert, auch wenn die bedrohliche politische Situation die Begeisterung damals überschattet hat. Seit dem Tag der Einheit überzeugt mich diese Stadt noch mehr und ich bin sehr gerne in Berlin. Und wenn mich doch einmal eine „rheinische Sentimentalität überkommt – direkt am Spreeufer gibt es eine fast kölsche Kneipe, die StäV, was so viel heißt wie „Ständige Vertretung des Rheinlands in Berlin
. Dort gibt es leckeres Kölsch und rheinische Gerichte – und den Blick auf den Fluss, der nach dem zweiten Kölsch schon gar nicht mehr so klein erscheint. Und sieht die Brücke am Bahnhof Friedrichstraße nicht aus wie die Hohenzollernbrücke in Köln? Na ja, beim dritten Glas ein wenig.
Ich habe hier von Abiturienten und Studenten gesprochen, und im weiteren Verlauf wird viel von Ärzten die Rede sein. Bitte glauben Sie mir, dass ich Abiturientinnen, Studentinnen und Ärztinnen mindestens genauso schätze wie ihre männlichen Kollegen und weit davon entfernt bin, diese in irgendeiner Weise diskriminieren zu wollen. Bitte gestatten sie einem schon etwas älteren Autor diese altmodische Eigenart.
Doch nun machen wir weiter mit den spannenderen Dingen. Wie ist es, als Arzt in dieser interessanten und hochehrwürdigen Universität vor Studenten zu stehen und über das aufregende Leben in der ärztlichen Praxis zu erzählen? Wie war dabei das „erste Mal"? Nun denn, los geht’s, auf nach Berlin!
Ankunft in Berlin mit einem Auftrag
Mein erster Kurstag an der Charité begann in diesem Semester erst um 16 Uhr und zum Glück hat das Flugzeug mich rechtzeitig in Berlin abgesetzt – ich musste ja aus Düsseldorf dorthin und nahm die „Luftbrücke". Das Flugzeug ist – frühzeitig gebucht – nicht nur das schnellste, sondern auch das preisgünstigste Verkehrsmittel auf dieser Strecke. Wie die meisten treuen Lufthansa-Flieger bin ich allerdings nicht gut darauf zu sprechen, dass man uns Düsseldorfer kurzerhand von der Lufthansa abgekoppelt und mit der Billigfluglinie Germanwings bestraft hat. Wir sind hier alle der Auffassung, dass wir das nicht verdient haben.
Der TXL-Bus vom Flughafen Tegel (TXL) nach Berlin-Mitte ist oft unpünktlich und meist auch sehr voll, aber er fährt in kurzen Abständen und ist eine selten günstige Anbindung einer Großstadt an einen Flughafen. Bis zum Karlplatz, wo bereits das vom Bildhauer Fritz Klimsch 1910 geschaffene Denkmal von Robert Virchow auf die nahegelegene Charité hinweist, fährt der TXL gut 20 Minuten und von dort sind es noch vielleicht 5 Minuten Fußweg auf der Luisenstraße bis zu den wichtigsten Gebäuden der Charité, die links und rechts entlang der Straße liegen. Vorbei geht es am Haus Nr. 57, wo Robert Koch im damaligen Kaiserlichen Gesundheitsamt tätig war, eine Gedenktafel erinnert heute daran. Schließlich passiert man auf der rechten Seite das erst 1982 erbaute 21-Etagen-Bettenhaus, ein markantes Gebäude in der Berliner Stadtsilhouette. Danach endet die Luisenstraße auf dem Robert-Koch-Platz mit dem Denkmal des berühmten Arztes und dem anschließenden Platz vor dem neuen Tor. Das Robert-Koch-Denkmal wurde 1916 von Louis Tuaillon in Carrera-Marmor gestaltet.
Aber bevor ich mich wieder einmal auf ein weiteres Semester in den Hörsaal im Robert-Koch-Haus wagte, wollte ich in der Nähe der Charité noch etwas essen. So begab ich mich zum chinesischen Schnellimbiss in der Luisenstraße, wo es ein leckeres Entengericht gibt, wie ich schon einmal ausgetestet habe. Zwar weiß ich als Arzt gesundes Essen zu schätzen, andererseits bin ich auch Journalist über gesundheitspolitische Themen und muss daher oft die schnelle Küche nehmen, wenn ich rechtzeitig am „Ort des Geschehens zu sein. Und heute habe ich wieder einmal das Glück und die Ehre, junge Mediziner in dem Haus unterrichten zu dürfen, in dem schon Robert Koch gewirkt hat. Um ihnen vom „Abenteuer Arztleben
zu erzählen, reise ich eigens aus meiner Heimatstadt hierher.
Ein ehrwürdiges Haus mit Schweißgeruch
Die Ehre, in einem historisch so bedeutsamen Gebäude unterrichten zu dürfen, hat natürlich auch ihren Preis. Der erste Eindruck erweckt das Gefühl, dass hier in Gedenken an Robert Koch kein Handwerker mehr den