Joseph und die drei Könige: Weihnachtsgeschichten für Männer
By Johannes Pausch and Gert Böhm
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Johannes Pausch
Johannes Pausch OSB, Dr. theol., Benediktiner und Psychotherapeut, Prior des Klosters Gut Aich in Österreich.
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Book preview
Joseph und die drei Könige - Johannes Pausch
Gert Böhm / Johannes Pausch
JOSEPH UND DIE DREI KÖNIGE
Weihnachtsgeschichten für Männer
Impressum
© KREUZ VERLAG
in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013
Alle Rechte vorbehalten
www.kreuz-verlag.de
Umschlaggestaltung: agentur IDee
Umschlagfoto: © shutterstock
Motive Innenteil: © shutterstock
Innengestaltung: agentur IDee
ISBN (E-Book) 978-3-451-80031-3
ISBN (Buch) 978-3-451-61118-1
Inhalt
Einstimmung
Leben hinter den Kulissen
Vom 1. Dezember bis zum 6. Januar
1. Licht im Dunkeln
2. Im Dunkeln beginnt Wachstum
3. Es ist keiner da
4. Von der Seele eines Blumenstocks
5. Vom Sinn des Bittgebets
6. Sankt Nikolaus und sein dringendes Geschäft am Zaun
7. Warum Blutwürste gut für die Demut sind
8. Sonntag ist Ruhetag
9. Der röhrende Hirsch
10. Vom Schweigen und Hören
11. Der erste Schritt
12. Die Seele reist langsam
13. Pausen kreativ nutzen
14. Hingabe - mit weitem Herzen leben
15. Warum eine frische Halbe Bier eine Gotteserfahrung sein kann
16. Das Urteil beendet den Prozess
17. Das weltliche Schicksal des Erzengels Gabriel
18. Schwächen und Stärken
19. Mit dem rechten Maß zu heiterer Gelassenheit
20. Die wundersame Hilfe des heiligen Joseph
21. Im Rhythmus der Jahreszeiten leben
22. Die Verwandlung von Schmerz
23. Die betrogenen Christbaum-Diebe
24. Der Saustall am Heiligen Abend
25. Eine schöne Bescherung!
26. Das Leben entschleunigen
27. Wenn Nervensägen an den Nerven sägen
28. Was Leib und Seele zusammenhält
29. Der unsichtbare Affe
30. Das verzwickte Rhinozeros
31. Ein Gebet zum Jahresabschluss
1. Die heilsame Kraft des Segens
2. Auf nichts mehr warten?
3. Mit Leib und Seele tanzen
4. Hilft das gegen geschwollene Füße?
5. Die verwechselten Heiligen Drei Könige
6. Der Tag für Lebensgeschenke
Zum Schluss
Ein wunderbarer Brief
S007.jpgS008.jpgLeben hinter den Kulissen
Wenn die Tage stiller und dunkler werden, ereignen sich oft die wichtigen Dinge im Leben. So ist es auch im Advent. Es ist trotz des oft nervigen Trubels eine Zeit des Innehaltens, zum Atemholen – welch ein Geschenk. Die Tage vom ersten Adventssonntag bis Heiligdreikönig sind etwas Besonderes. Der Rhythmus des Lebens wird langsamer, macht die Menschen ruhiger, nachdenklicher – und bereit, sich im Herz berühren zu lassen. Der Blick richtet sich eher nach innen und auf die einfachen Dinge des täglichen Lebens, die uns in vielfacher Gestalt begegnen: Menschen und Ereignisse, die man vorher kaum beachtet hat, fallen einem jetzt auf. Das liegt vielleicht daran, dass man in der Dunkelheit das Leben stärker wahrnimmt als bei Licht.
Die Zeit vor und nach Weihnachten schenkt uns am Himmel und im Herzen viele Sternstunden. Das war auch so, als in Bethlehem ein Kind geboren wurde: Ein Stern strahlte auf und verwandelte die Herzen der Menschen, die Herzen der Hirten, der Weisen aus dem Morgenland, die Herzen von Maria und Josef – und sogar die Herzen von Ochs und Esel, wenn es sie denn an der Krippe je gegeben hat (woran wir nicht zweifeln angesichts der vielen Esel und Rindviecher auf dieser Welt).
Dieser Stern der Gnade, der Weisheit und der Liebe leuchtet umso heller auf, je dunkler die Finsternis ist – nicht nur beim Propheten Jesaja, sondern bei all jenen, die als Gottsucher unterwegs sind: „Die Menschen, die da wandeln im Finstern, schauen ein helles Licht. Denen, die im Reich der Schatten leben, ist lichter Tag geworden." Das ist eine tiefe Erkenntnis und Wahrheit. Man findet sie nur selten in den Theatern der Welt – und wenn, dann eher hinter den Kulissen. Dort wird das Leben geboren, im Dunkeln, nicht im Scheinwerferlicht. Davon berichten wir in diesem Buch. Es sind Geschichten des Lebens – von Glück und Enttäuschung, ernst oder heiter, traurig oder zum Schmunzeln. Mit den Geschichten begleiten wir die Tage im Advent bis zum Fest der Heiligen Drei Könige.
Zu unserem Buch passt eine Begebenheit, die von einem Derwisch berichtet, der in einem Bazar in Istanbul Geschichten erzählte. Männer, Frauen und Kinder standen um ihn herum und waren gebannt von seiner Rede, die voller Trauer und Freude war, dramatisch, ergreifend und packend. Es war faszinierend, ihm zuzuhören – und noch faszinierender war es, die Gesichter seiner Zuhörer zu sehen, in denen sich die Geschichten spiegelten. Nachdem der Derwisch seine Erzählungen beendet hatte, verneigte er sich vor seinen Zuhörern dreimal tief, fast bis zum Boden. Als ihn einer fragte, warum er sich vor den Zuhörern so tief verneigte, antwortete er: „Was wären meine Geschichten ohne eure Ohren und eure Herzen?"
Auch die Geschichten in unserem Buch können nur lebendig werden durch die Herzen seiner Leser. Wir haben uns beim Schreiben ganz unterschiedliche Leser vorgestellt, aber wir geben zu – das verrät ja auch der Untertitel unseres Buches -, dass wir vor allem an Männer gedacht haben: an Väter und Söhne, an Großväter und Onkel, an Brüder, Freunde und Kollegen – an Joseph und die drei Könige eben und all die anderen Weihnachtsmänner. Für sie sind die 37 Erzählungen in erster Linie. Sie begleiten durch die Adventszeit, über Weihnachten bis zum Dreikönigsfest.
Wer jeden Tag eine Geschichte lesen will, beginnt am 1. Dezember – und ist am 6. Januar mit dem Buch fertig. Man kann aber auch einzelne Geschichten auswählen und sie an bestimmten Tagen vorlesen – zum Beispiel die Erzählungen vom Nikolaus, von Weihnachtserlebnissen, vom Jahreswechsel oder von den Heiligen Drei Königen.
Es ist zwar ein Buch für die „heilige Zeit", aber die Geschichten sind nicht selig-fromm, sondern auch nachdenklich, zum Schmunzeln oder manchmal sogar ziemlich deftig – halt wie das Leben. Wir hoffen, dass unsere Geschichten den Leser berühren – mal seine Seele, mal die Lachmuskeln, mal beides.
Gert Böhm und Johannes Pausch
S012.jpgLicht im Dunkeln
Das Anzünden der ersten Kerze am Adventskranz ist ein Symbol dafür, dass ein Licht im Dunkeln leuchtet – wie groß die Dunkelheit manchmal auch sein mag. Die Geschichte einer Frau, die eine schwere Krankheit gebeugt und zermürbt hatte, zeigt die heilsame Wirkung, die von einer einfachen Kerze ausgehen kann. Hilfe war nach menschlichem Ermessen kaum mehr möglich. In ihrer Verzweiflung suchte sie mich, der ich als Priester und Psychotherapeut tätig bin, auf. Als sie in mein Sprechzimmer eintrat, spürte ich förmlich die Dunkelheit ihrer Lebenssituation. Ich nahm ein Streichholz und wollte eine Kerze auf dem Tisch entzünden. Die Frau seufzte tief und sagte: „Wegen mir brauchen Sie das Licht nicht anzuzünden – ich bin nichts wert." Ich ließ mich jedoch nicht beirren und zündete die Kerze trotzdem an. Es dauerte eine Weile, bis das Licht der kleinen Kerze durch die Dunkelheit drang.
Das anschließende Gespräch war nicht leicht. Plötzlich aber sagte die Frau: „Ich bin froh, dass