Das 21. Panzerregiment der NVA: Tagebuch eines Wehrpflichtigen im NVA- Panzerregiment Torgelow - Spechtberg von November 1977 bis April 1979
By Christel Bungert and Frank Schütze
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Das 21. Panzerregiment der NVA - Christel Bungert
Das
21. Panzerregiment
der NVA
Frank Schütze
Tagebuch eines Wehrpflichtigen im
NVA-Panzerregiment Torgelow/Spechtberg
von November 1977 bis April 1979
Das 21. Panzerregiment der NVA
Frank Schütze
Erschienen in der 1. Auflage 1999 als:
„Ich bin Bolle - Band 3: „Hass
Tagebuch eines Wehrpflichtigen im NVA-Panzerregiment
Torgelow/Spechtberg von November 1977 bis April 1979
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-934537-81-1
Sämtliche Rechte vorbehalten
© Agroplant Verlag Zützen
Zützener Dorfstraße 22,
16303 Schwedt, OT Zützen
Telefon: 03332 521525
E-Mail: ts-buch@swschwedt.de
Illustration: Christel Bungert (Seite 9)
Fotos: alte Armeefotos (1977 - 1979)
Torgelow und Umgebung (2008)
Agroplant
Der beste Lehrer ist das Leben, aber auch der Härteste.
Frank Schütze
18 Monate Grundwehrdienst in Torgelow/Spechtberg im 2. Panzerbatallion des 21. Panzerregimentes der Nationalen Volksarmee (NVA):
Das 21. Panzerregiment war eins von 3 Panzerregimentern der 9. Panzerdivision.
Der Grundwehrdienst teilte sich folgendermaßen auf:
1. November 1977 bis Mai 1978 - Stab zweites
Panzerbatallion;
2. Mai 1978 bis April 1979 - Kraftfahrer in der sechsten Panzerkompanie
Das muss vorher gesagt werden...
Die Welt, letztendlich nur der Kampf zwischen Gut und Böse. Das ist das große Geheimnis.
Frank Schütze
Es gibt in der heutigen Gesellschaft rückblickend grundsätzlich zwei Versionen, wie die Nationale Volksarmee der DDR dargestellt wird. Zuerst natürlich die Version „von oben - das ist die Sicht derer, die all das zu leiten und zu verantworten hatten. Die Sicht der Paladine des Systems, der Offiziere - meistens der Berufsoffiziere. Da die Unteroffiziere auch „nur
ihren dreijährigen „Ehrendienst (so nannte sich das damals!) ableisteten, zählten diese meistens nicht zu dieser „Oberschicht
. Diese obrigkeitshörige Version nennt die Ausbildungsmethode unter den Bedingungen der NVA heute zynisch: eine blutsparende Ausbildung! Dieses Buch erzählt die andere Version. Es ist die Version „von unten. Das ist die der einfachen Soldaten, denen man von der Schulzeit an (propagandistisch!) erzählt hatte, dass man in einer besseren Zeit lebt. Und die das wohl damals alle, als Kinder der sozialistischen Gesellschaft, jeder mehr oder weniger, glaubten. Und dann kamen die Erlebnisse während des Wehrdienstes - unmenschlich, man fühlte sich zurückerinnert an das 17. Jahrhundert. Deshalb fallen auch die Lesermeinungen sehr unterschiedlich aus. Ganz klar, dass die Offiziere dieses Buch heute zerreißen müssen. Seine Stärke ist ja diese entwaffnende Ehrlichkeit. Und auch ganz klar, dass diejenigen, die das selbst so oder noch schlimmer am eigenen Leib erleben mussten, dieses Buch begrüßen. Einer aus der ehemaligen 6. Kompanie des 21. Panzerregimentes hat bei der Lektüre geheult, so genau gab das Erzählte seine eigenen Erfahrungen wieder. Dieses Buch berichtet von 18 Monaten Ehrendienst in der NVA. Es ist Teil einer authentischen Biografie, geplant sind insgesamt 6 Bände. Bolle hatte seinen Kompaniechef gehasst und mit ihm (damals noch unbewusst!) den realen Sozialismus, wie er ihn hier „life
erlebte. Deshalb will und kann dieser 3. Band der Reihe keinen sachlichen und objektiven Bericht über das damalige 21. Panzerregiment der Jahre 1977 bis 1979 liefern. So war es auch nie gedacht. Wo sich die Erfahrungen im 21. Panzerregiment mit denen anderer Soldaten gleichen, kann man die Erlebnisse von Bolle aber verallgemeinern - als eine prägende Lebenserfahrung für eine ganze DDR-Generation!
Frank Schütze, Dezember 2013
Einleitung
Sein Schicksal versteht der Mensch, wenn überhaupt, nur mit gehörigem Abstand.
Frank Schütze
In der DDR galt seit Januar1962 für Männer die Wehrpflicht in der Nationalen Volksarmee (NVA). Diese betrug achtzehn Monate. Zu meiner Zeit (1977) wurden die jungen Männer oft mit 18 Jahren eingezogen. Das galt für die Abiturienten sowieso, da diese noch ihr Studium vor sich hatten. Natürlich wurde für den Offiziersberuf oder den dreijährigen Ehrendienst
in der NVA geworben. Da ich aber vollkommen unsportlich war, kam dieser Weg für mich nie in Frage. Mein Elternhaus ließ mir für diese Entscheidung alle Möglichkeiten offen und drängte in keiner Weise. In unserer Familie konnten die Kinder selbst über ihren Lebensweg entscheiden. Die Eltern unterstützten dies.
Später wurden viele Abiturienten zum dreijährigen NVA-Dienst mit dem Argument mehr oder weniger gezwungen, dass sie ansonsten keinen Studienplatz bekommen würden. So wurden wir Abiturienten des Schwedter Jahrganges 1977 noch nicht geködert. Obwohl die Geschichten aus der NVA-Zeit, die man so von Freunden hörte, abschreckend wirkten, fanden sich noch genügend für den längeren Dienst bereit. Der Mensch muss immer erst selbst erleben, bevor er vieles für möglich hält.
Die Achtzehnjährigen in der DDR waren ganz anders als die jetzige Jugend, irgendwie aufsässiger, nicht so angepasst. Jeans, lange Haare und natürlich viel Beat-Musik, das waren unsere Markenzeichen. Eine unbeschwerte Jugend, so dass ich ohne Ängste meine Armeezeit in Torgelow antrat. Vielleicht überwog sogar die Neugier. Aber nie hätte ich daran gedacht, den Waffendienst zu verweigern. Alternativen waren mir damals nicht bekannt. Also musste die „Fahne", so der Volksmund über die NVA, eben sein.
Ein Freund der Armee oder des Krieges war ich jedoch nicht. Meine Haltung zur DDR wurde mit meiner Lebenserfahrung innerlich immer kritischer. Gerade die NVA-Zeit, und die damit verbundenen prägenden Erlebnisse formten meinen Lebensweg. Hier lernte ich zum ersten Mal richtig für mein Leben. Ich wollte die Kommunisten
links überholen, dieses Land und seine Menschen besser machen. So etwas konnte nur ein junger Mensch mit wenig Lebenserfahrung, den dieses Land geprägt hatte, denken. Aber genauso war ich.
Von meinen Eltern wurde ich immer zum Mitdenken erzogen. Eine eigene Meinung war für mich schon in der Schule kennzeichnend. Bei der genossenen Erziehung durch mein unvergessenes Elternhaus kein Wunder. Immer wurde der junge Mensch ernst genommen, im Familienrat wurde offen diskutiert und die Probleme der Kinder gemeinsam gelöst. Klar, dass es solch einem jungen Mann schwer fällt, sich willenlos in das NVA-Regime einzuordnen.