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Gründe der Angst (Ein Avery Black Mystery-Buch 4)
Gründe der Angst (Ein Avery Black Mystery-Buch 4)
Gründe der Angst (Ein Avery Black Mystery-Buch 4)
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Gründe der Angst (Ein Avery Black Mystery-Buch 4)

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About this ebook

„Eine dynamische Geschichte, vom ersten Kapitel an packend und lässt nicht mehr los.”
--Midwest Book Review, Diane Donovan (über Verschwunden)

Von Nr. 1 Bestseller Autor kommt ein neues Meisterwerk der psychologischen Spannung: GRÜNDE DER ANGST (Avery Black Mystery-Buch Nr. 4).

Wenn ein Körper unter dem gefrorenen Charles River schwebt, ruft die Boston Polizei ihre beste und umstrittenstenste Mordkommissarin Avery Black, um den Fall zu lösen. Es dauert nicht lange, um festzustellen, dass es sich um keinen Einzelfall handelt: Es ist die Arbeit eines Serienmörders.

Weitere Leichen tauchen nach und nach auf und allen ist eine Sache gemein: alle sind unter Eis gefangen. Ist alles ein Zufall - oder die Handschrift eines besonders kranken Mörders?

Als die Presse von dem Fall Wind bekommt und Avery Druck von ihren Chefs bekommt, kämpft sie, um den unerklärlichen Fall zu knacken, der zu bizarr sogar für ihren brillanten Verstand zu sein scheint. Gleichzeitig versucht sie, ihre eigene Depression in Schach zu halten, da ihr persönliches Leben ein neues Tief erleidet. Sie gibt alles, während sie versucht, sich mit dem Geist eines psychotischen und schwer fassbaren Killers auseinanderzusetzen.

Was sie findet, wird sie schockieren und sie erkennt, dass nichts ist, wie es scheint - und dass uns die schlimmste Dunkelheit manchmal am nächsten ist.

Ein psychologischer Thriller, unglaublich spannend, GRÜNDE DER ANGST ist das vierte Buch einer fesselnden neuen Serie – mit einer liebgewonnnen Figur, die dafür sorgen wird, dass Sie das Buch auch noch spät nachts lesen werden.

Book Nr. 5 der Avery Black Serie ist bald erhältlich.

„Ein Meisterwerk aus Thriller und Mystery. Pierce hat großartige Arbeit geleistet, entwickelt Charaktere mit psychologischer Tiefe, so gut beschrieben, dass wir sie in ihren Köpfen fühlen, ihren Ängsten folgen und mit ihrem Erfolg jubeln. Die Handlung ist sehr raffiniert und wird Sie das ganze Buch lang unterhalten. Dieses Buch ist Spannung pur, bis zum Ende der letzten Seite.“
--Books und Movie Reviews, Roberto Mattos (über Verschwunden)
LanguageDeutsch
PublisherBlake Pierce
Release dateMar 30, 2020
ISBN9781640290938
Gründe der Angst (Ein Avery Black Mystery-Buch 4)
Author

Blake Pierce

Blake Pierce is author of the #1 bestselling RILEY PAGE mystery series, which include the mystery suspense thrillers ONCE GONE (book #1), ONCE TAKEN (book #2) and ONCE CRAVED (#3). An avid reader and lifelong fan of the mystery and thriller genres, Blake loves to hear from you, so please feel free to visit www.blakepierceauthor.com to learn more and stay in touch.

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    Gründe der Angst (Ein Avery Black Mystery-Buch 4) - Blake Pierce

    G R Ü N D E   D E R   A N G S T

    (DAS AVERY BLACK MYSTERY-BUCH Nr. 4)

    B L A K E  P I E R C E

    Blake Pierce

    Blake Pierce ist der Autor der RILEY PAGE Mystery-Bestseller, einer sechsteiligen Serie (Fortsetzung in Arbeit). Blake Pierce ist außerdem der Autor der MACKENZIE WHITE Mystery-Serie, bestehend aus drei Büchern (Fortsetzung in Arbeit), der AVERY BLACK Mystery-Serie, bestehend aus drei Büchern (Fortsetzung in Arbeit) und der neuen KERI LOCKE Mystery-Serie.

    Blake Pierce, leidenschaftlicher Leser und langjähriger Fan von Mystery und Thriller-Romanen, freut sich von Ihnen zu hören. Besuchen Sie www.blakepierceauthor.com für weitere Infos.

    Copyright © 2017 by Blake Pierce. Alle Rechte vorbehalten. Außer im Rahmen des Urheberrechtsgesetzes von 1976 darf kein Teil dieser Publikation ohne die vorherige Zustimmung des Autors vervielfältigt, verbreitet oder in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln gespeichert oder in einem Datenbank- oder Abfragesystem gespeichert werden. Dieses ebook ist nur für Ihren persönlichen Gebrauch lizenziert. Dieses eBook darf  nicht wieder verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, kaufen Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht kaufen, oder es wurde nicht für Ihren Gebrauch gekauft, dann bringen Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Fantasie-Produkt des Autors oder werden fiktional genutzt. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, ist völlig zufällig. Umschlagbild Copyright ozgurdonmaz, verwendet unter Lizenz von iStock.com.

    BÜCHER VON BLAKE PIERCE

    RILEY PAIGE KRIMI SERIE

    VERSCHWUNDEN (Band #1)

    GEFESSELT (Band #2)

    ERSEHNT (Band #3)

    GEKÖDERT (Band #4)

    GEJAGT (Band #5)

    VERZEHRT (Band #6)

    VERLASSEN (Band #7)

    ERKALTET (Band #8)

    MACKENZIE WHITE KRIMIREIHE

    BEVOR ER TÖTET (Buch #1)

    BEVOR ER SIEHT (Buch #2)

    BEVOR ER BEGEHRT (Buch #3)

    AVERY BLACK MYSTERY SERIE

    DAS MOTIV (Buch Nr. 1)

    LAUF! (Buch Nr. 2)

    DAS VERSTECK (Buch Nr. 3)

    GRÜNDE DER ANGST (Buch Nr. 4)

    KERI LOCKE MYSTERY-SERIE

    EINE SPUR VON TOD (Buch #1)

    EINE SPUR VON MORD (Buch #2)

    INHALTSVERZEICHNIS

    EINLEITUNG

    KAPITEL EINS

    KAPITEL ZWEI

    KAPITEL DREI

    KAPITEL VIER

    KAPITEL FÜNF

    KAPITEL SECHS

    KAPITEL SIEBEN

    KAPITEL ACHT

    KAPITEL NEUN

    KAPITEL ZEHN

    KAPITEL ELF

    KAPITEL ZWÖLF

    KAPITEL DREIZEHN

    KAPITEL VIERZEHN

    KAPITEL FÜNFZEHN

    KAPITEL SECHSZEHN

    KAPITEL SIEBZEHN

    KAPITEL ACHTZEHN

    KAPITEL NEUNZEHN

    KAPITEL ZWANZIG

    KAPITEL EINUNDZWANZIG

    KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

    KAPITEL DREIUNDZWANZIG

    KAPITEL VIERUNDZWANZIG

    KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

    KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

    KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

    KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

    KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

    KAPITEL DREISSIG

    KAPITEL EINUNDDREISSIG

    KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

    KAPITEL DREIUNDDREISSIG

    KAPITEL VIERUNDDREISSIG

    EINLEITUNG

    Mit ihren 39 Jahren konnte sich Denice Napier nicht an einen einzigen Winter erinnern, der so kalt gewesen war wie dieser. Obwohl sie sich nie wirklich an der Kälte störte, verunsicherte sie der bittere Biss des Windes an diesem Tage.

    Sie spürte eine Bö über die Bänke des Charles River fegen, als sie in ihrem Liegestuhl saß und ihren Kindern beim Schlittschuhlaufen zusah und atmete tief ein. Es war Mitte Januar und die Temperaturen waren während der letzten eineinhalb Wochen kaum über -15 Grad Celsius gestiegen.

    Ihre Kinder, die klüger waren als es ihr lieb war, wussten, dass diese Kälte bedeutete, dass die meisten Teile des Charles River vollständig zugefroren sein würden. Darum war sie in die Garage gegangen und hatte das erste Mal in diesem Winter die Schlittschuhe ausgepackt. Sie schnürte sie, schärfte die Kufen und packte drei Thermoskannen heißen Kakaos ein – eine für sich selbst und jeweils eine für jedes ihrer Kinder.

    Sie betrachtete sie gerade, wie sie mit einer leichtsinnigen, aber herrlichen Geschwindigkeit, zu der nur Kinder Fähig sind, von Bank zu Bank flitzen. Der Teil des Flusses zu dem sie nun gelangt waren, ein gerader aber enger Abschnitt, der gerade durch ein zweieinhalb Kilometer von ihrem Haus entferntes Stück Wald lief, war vollkommen zugefroren.

    Es waren ungefähr sechs Meter von Bank zu Bank. Danach breitete sich das Eis etwa neun Meter aus und reichte noch weiter in den Fluss hinein. Denice war schwerfällig auf das Eis getapst um kleine orangene Verkehrshütchen – die ihre Kinder manchmal beim Fußballtraining verwendeten – aufzustellen, um die Grenzen des sicheren Bereichs zu markieren.

    Sie schaute ihnen jetzt zu – Sam, neun Jahre alt und Stacy, zwölf – wie sie zusammen lachten und die Gesellschaft des anderen genossen. Da dies selten geschah, war Denice gewillt, die bittere Kälte zu ertragen.

    Auf dem Eis waren auch ein paar andere Kinder. Denice kannte einige von ihnen, jedoch nicht gut genug, um mit ihren Eltern ins Gespräch kommen zu können, die sich auch auf der Flussbank aufhielten. Die meisten der anderen Kinder waren älter, wohl in der achten oder neunten Klasse, soweit Denice das beurteilen konnte. Dann waren da noch drei kleine Jungs, die ein sehr chaotisches Eishockeyspiel spielten und ein anderes kleines Mädchen, das Pirouetten übte.

    Denice sah auf ihre Uhr. Sie würde ihren Kindern noch zehn weitere Minuten gönnen und dann mit ihnen nach Hause gehen. Vielleicht würden sie sich vor den Ofen kauern und sich einen Film auf Netflix ansehen. Vielleicht sogar einen dieser Superheldenfilme, die Stacy langsam zu mögen begann.

    Ihre Gedanken wurden von einem erschütternden Schrei unterbrochen. Sie sah auf das Eis hinaus und erkannte, dass Stacy hingefallen war. Sie schrie, während ihr Blick nach unten auf das Eis gerichtet war.

    Alle mütterlichen Instinkte fuhren in diesem Moment durch Denice. Ein gebrochenes Bein, ein gezerrter Knöchel, eine Gehirnerschütterung...

    Sie spielte jedes mögliche Szenario in ihrem Kopf durch, während sie auf das Eis hinunterstürmte.

    Sie rutschte und schlitterte auf Stacy zu. Auch Sam war zu ihr geeilt und blickte hinunter auf das Eis. Bloß schrie Sam nicht. Er sah wie festgefroren aus.

    „Stacy? fragte Denice während sie wegen Stacys Schreien kaum ihre eigene Stimme hören konnte. „Stacey, Liebling, was ist los?

    „Mom? sagte Sam. „Was... was ist das?

    Verwirrt erreichte Denice endlich Stacy und ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. Sie wirkte unverletzt. Sie hörte auf zu schreien, als ihre Mutter bei ihr war, aber sie zitterte noch immer. Sie deutete auf das Eis und versuchte ihren Mund zu öffnen, ihn dazu zu bewegen etwas zu sagen.

    „Stacy, was ist denn los?"

    Dann erblickte Denice die Form unter dem Eis.

    Es war eine Frau. Ihr Gesicht hatte einen fahlen Blauton und ihre Augen waren weit geöffnet. Sie starrte nach oben, durch das Eis, gefroren in Todesangst. Blonde Haare schlängelten sich von ihrem Kopf hierhin und dorthin.

    Das Gesicht, mit seinen geweiteten Augen und seiner fahlen Haut, das sie aus dem Eis anstarrte, würde sie in den nächsten Monaten in ihren Albträumen heimsuchen.

    Aber in diesem Moment konnte Denice nur schreien.

    KAPITEL EINS

    Avery konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern, an dem sie so rücksichtslos shoppen gegangen war. Sie war sich nicht sicher, wieviel Geld sie ausgegeben hatte, denn sie hörte nach dem zweiten Geschäft auf, darauf zu achten. Um ehrlich zu sein hatte sie nicht einmal wirklich auf die Kassenzettel geschaut. Rose begleitete sie und das war an und für sich unbezahlbar. Sie mochte das etwas anderes sehen, wenn erst die Kreditkartenabrechnung käme, aber in diesem Moment war es das wert.

    Mit den Beweisen ihrer Zügellosigkeit in kleinen trendigen Taschen zu ihren Füßen, sah Avery Rose über den Tisch hinweg an. Sie saßen in einem hippen Laden im Leather District von Boston, der sich Caffe Nero nannte und den Rose ausgesucht hatte. Der Kaffee war unverschämt teuer, aber einer der besten, den Avery seit Langem getrunken hatte.

    Rose schrieb jemandem per SMS. Üblicherweise hätte dies Avery verärgert, aber sie lernte, die Dinge auch gut sein zu lassen. Wenn sie und Rose jemals ihre Beziehung flicken sollten, musste man bestimmte Kompromisse eingehen. Sie durfte nicht vergessen, dass zwischen ihnen 22 Jahre lagen und dass Rose in einer vollständig anderen Welt lebte, als die, in der sie selbst aufgewachsen war.

    Als Rose ihre SMS fertig geschrieben hatte, legte sie das Telefon auf den Tisch und blickte Avery entschuldigend an.

    „Entschuldigung", sagte sie.

    „Macht nichts, antwortete Avery. „Darf ich fragen, wer das war?

    Rose schien eine Sekunde darüber nachzudenken. Avery war sich darüber im Klaren, dass auch Rose versuchte Kompromisse einzugehen. Sie hatte sich noch nicht entschieden, wie weit sie ihre Mutter an ihrem persönlichen Leben teilhaben lassen wollte.

    „Marcus", sagte Rose leise.

    „Oh, ich wusste nicht, dass er noch ein Thema ist."

    „Ist er nicht. Nicht wirklich. Also... ich weiß nicht. Vielleicht doch."

    Avery musste lächeln, da sie sich erinnerte wie es war, als Männer zugleich verwirrend und faszinierend waren. „Seid ihr ein Paar?"

    „Ich glaube, das könnte man sagen", sagte Rose. Sie war sparsam mit ihren Worten, aber Avery konnte sehen, wie die Röte in den Wangen ihrer Tochter aufstieg.

    „Behandelt er Dich gut?" fragte Avery.

    „Meistens schon. Wir wollen nur verschiedene Dinge. Er ist nicht sehr zielorientiert. Eher richtungslos."

    „Du weißt, dass es mich nicht stört, solche Dinge von Dir zu erfahren, sagte Avery. „Ich bin immer bereit Dir zuzuhören. Oder zu reden. Oder Dir zu helfen Typen loszuwerden, die Dich verletzen. Mit meiner Arbeit... Du bist so ungefähr die einzige Freundin, die ich habe. Sie erschauderte innerlich als sie bemerkte, wie kitschig das klang, doch es war zu spät es zurückzunehmen.

    „Das weiß ich, Mom, sagte Rose. Mit einem Grinsen fügte sie hinzu: „Und ich kann Dir gar nicht sagen, wie traurig das klingt.

    Sie lachten gemeinsam darüber, aber insgeheim war Avery überwältig wie sehr ihr ihre Tochter in diesem Moment glich. In der Sekunde, in der ein Gespräch zu emotional oder persönlich wurde, beendete Rose es entweder durch Schweigen oder durch Witze. Mit anderen Worten, der Apfel war nicht allzu weit vom Baum gefallen.

    Während sie lachten, kam dieselbe hübsche Bedienung an ihren Tisch, die ihre Bestellungen aufgenommen und ihre Kaffees gebracht hatte. „Noch einen Kaffee?" fragte sie.

    „Danke, für mich nicht", sagte Avery.

    „Für mich auch nicht, sagte Rose. Sie stand auf, als die Bedienung den Tisch verließ. „Ich muss los, sagte sie. „In einer Stunde habe ich ein Treffen mit dem Studienberater."

    Das war ein anderes Thema, das Avery nicht zu sehr aufbauschen wollte. Sie war begeistert, dass sich Rose doch noch entschieden hatte aufs College zu gehen. Mit neunzehn hatte sie nun endlich die Initiative ergriffen und Termine mit Beratern am örtlichen College in Boston vereinbart. Für Avery bedeutete das, dass sie bereit war etwas aus ihrem Leben zu machen, aber dass sie nicht so weit war, alles Vertraute hinter sich zu lassen. Dazu zählte vielleicht sogar die schwierige, aber zu rettende Beziehung zu ihrer Mutter. 

    „Ruf mich später an und lass mich wissen wie es gelaufen ist", sagte Avery.

    „Mach ich. Danke nochmal Mom. Das war überraschend lustig. Das müssen wir bald mal wiederholen."

    Avery nickte, als sie ihrer Tochter hinterher sah. Sie nahm den letzten Schluck ihres Kaffees und stand auf, während sie die vier Einkaufstüten neben ihrem Stuhl einsammelte. Nachdem sie diese geschultert hatte, verließ sie das Café und ging zu ihrem Auto.

    Als ihr Telefon klingelte, war es mit all den Tüten ziemlich umständlich dranzugehen. In Wirklichkeit fühlte sie sich dumm mit den Taschen. Sie war nie eine dieser Frauen, die gerne shoppen gehen. Aber es war eine großartige Gelegenheit, um die Dinge mit Rose wieder ins Lot zu bringen und das war es, was zählte.

    Nachdem sie die ganzen Tüten abgestellt hatte, kam sie endlich an ihr Telefon, welches sich in ihrer inneren Manteltasche befand.

    „Avery Black", sagte sie.

    „Black, sagte die wie immer raue und schnell sprechende Stimme von Dylan Connelly, dem Leiter des Morddezernats des A1 Reviers. „Wo sind Sie gerade?

    „Im Leather District, antwortete sie. „Was gibt es?

    „Ich brauche Sie drüben am Charles River vor der Stadt, in der Nähe von Watertown und zwar so schnell wie möglich."

    Sie hörte den Ton in seiner Stimme, die Dringlichkeit und ihr Herz setzte einen Schlag aus.

    „Was ist passiert?" fragte sie, obwohl sie fast Angst hatte zu fragen.

    Als Antwort kam eine lange Pause, gefolgt von einem tiefen Seufzer.

    „Wir haben eine Leiche unter dem Eis gefunden, sagte er. „Und Sie werden Sie sich selbst anschauen müssen, um zu glauben, was mit ihr passiert ist.

    KAPITEL ZWEI

    Avery kam genau 27 Minuten später am Tatort an. Watertown, Massachusetts lag ungefähr dreißig Kilometer außerhalb von Bostons Stadtgrenze und war eine der vielen Städte, die sich den Charles River mit Boston teilten. Der Watertown Damm befand sich stromaufwärts von der Watertown Brücke. Die Gegend um den Damm war hauptsächlich ländlich, wie auch der Tatort vor dem sie momentan parkte. Sie schätzte, dass der Damm noch gute fünfundzwanzig Kilometer entfernt war, da Watertown noch etwa sieben Kilometer entfernt war.

    Als sie zum Fluss hinunterging, duckte sie sich unter einem langen Absperrungsband, das den Tatort absicherte. Der Tatort war ziemlich groß und das gelbe Absperrungsband zeichnete ein großes Rechteck, dass von zwei Bäumen zu zwei Eisenstangen auf der Flussbank führte, die die Polizei in das harte Eis des Flusses getrieben hatte. Connelly stand auf der Bank und sprach mit zwei Polizisten. Draußen auf dem Eis hockte eine Gruppe von drei Menschen und die nach unten auf das Eis blickten.

    Sie ging zu Connelly und winkte ihm. Er sah auf seine Uhr, wirkte beeindruckt und winkte sie zu sich.

        „Die Forensik wird Sie auf den neuesten Stand bringen", sagte er.

    Das war ihr recht. Obwohl sie Connelly von Fall zu Fall besser leiden konnte, genoss man ihn am besten in kleinen Dosen. Avery begab sich aufs Eis und fragte sich, ob ihr die paar Male, die sie als Kind Schlittschuhlaufen war heute nützlich sein würden. Offensichtlich waren aber jegliche Eislauffähigkeiten seit langem dahin. Sie ging langsam und gab Acht, nicht auszurutschen. Sie hasste es, sich verletzbar und nicht vollständig in Kontrolle zu fühlen, aber das verdammte Eis war einfach zu glatt.

    „Das ist ok, sagte einer der Forensiker, der bemerkte, wie sie sich näherte. „Hatch ist auf dem Weg hierher dreimal auf seinen Hintern gefallen.

    „Halt die Klappe", sagte ein anderer aus der Gruppe, wahrscheinlich Hatch.

    Avery hatte es endlich zur Gruppe der Forensiker geschafft. Sie saßen in der Hocke und blickten durch eine glatt ausgebrochene Öffnung im Eis. Darin sah Avery den Körper einer nackten Frau. Sie sah aus, als wäre sie Anfang zwanzig. Ließ man die Blässe und die gefrorene Haut beiseite, sah sie anziehend aus. Umwerfend sogar.

    Die Forensiker schafften es, den Körper mit Plastikstangen unter den Armen zu greifen. Die Enden der Stangen waren in U-Form gebogen und waren mit etwas bezogen, das wie Baumwolle aussah. Rechts neben dem aufgebrochenen Eis wartete eine einfache Isolierdecke auf die Leiche.

    „Man hat sie so gefunden?" fragte Avery.

    „Ja, sagte der Mann von dem sie annahm, dass er Hatch war. „Auch noch von Kindern. Die Mutter rief die örtliche Polizei an und eine Stunde und fünfzehn Minuten später sind wir hier.

    „Sie sind Avery Black, oder?" fragte der Dritte der Gruppe.

    „Ja, die bin ich."

    „Müssen Sie sie genauer untersuchen, bevor wir sie da rausholen?"

    „Ja, wenn Sie nichts dagegen haben."

    Die drei traten einen Schritt zurück. Hatch und derjenige, der ihn aufgezogen hatte, weil er hingefallen war, hielten die Plastikstangen. Avery arbeitete sich zentimeterweise vorwärts; die Spitzen ihrer Schuhe waren weniger als 15 Zentimeter vom aufgebrochenen Eis und dem offenen Wasser entfernt.

    Das Loch im Eis erlaubte ihr, die Frau von ihren Augenbrauen bis hinunter zu ihren Knien zu betrachten. Sie sah fast wie eine Wachsfigur aus. Avery wusste, dass das wahrscheinlich etwas mit den extremen Temperaturen zu tun hatte, aber da war noch etwas anderes an ihrer Makellosigkeit. Sie war unglaublich dünn – vielleicht ein wenig über 45 Kilo. Ihr gerötetes Gesicht ging in einen Blauton über, aber außerdem waren keine Makel zu entdecken – keine Kratzer, keine Schnitte, keine Schürfungen, nicht einmal ein Pickel.

    Avery fiel auch auf, dass sie außer ihrem nassen und teilweise gefrorenen blonden Kopfhaar, kein einziges Härchen an ihrem ganzen Körper hatte. Ihre Beine waren perfekt rasiert. Ihr Intimbereich auch. Sie sah aus wie eine lebensgroße Puppe.

    Mit einem letzten Blick auf die Leiche trat Avery zurück. „Ich bin fertig", sagte sie zu den Forensikern.

    Diese traten vor, zählten bis drei und zogen den Körper langsam aus dem Wasser. Als sie sie herauszogen, wählten sie den Winkel so, dass die Leiche zum größten Teil auf der Isolierdecke zum Liegen kam. Avery bemerkte, dass unter der Decke eine Trage lag.

    Als der Körper ganz aus dem Wasser heraus war, fielen ihr zwei weitere Dinge auf, die sie komisch fand. Erstens trug die Frau keinen Schmuck. Avery kniete sich hin und sah, dass die Ohren der Frau durchstochen waren, aber die Ohrringe fehlten. Dann wandte sie sich dem zweiten komischen Detail zu: die Finger-und Zehennägel der Frau waren sauber geschnitten – fast so, als wären sie kürzlich manikürt worden.

    Es war komisch, dass dies ihre inneren Alarmglocken schrillen ließ. Das kalte Fleisch, das sich unter den Zehennägeln blau verfärbte, hatte etwas Unheimliches an sich. Es ist fast so, als hätte man sie poliert, dachte sie.

    „Sind wir hier fertig", fragte Hatch sie.

    Sie nickte.

    Während die drei den Leichnam bedeckten und ihn dann vorsichtig auf der Bahre zur Bank trugen, blieb Avery bei dem Loch im Eis zurück. Sie starrte ins Wasser, während sie nachdachte. Sie griff in ihre Tasche, um nach einem Stück Abfall zu suchen, konnte aber nur einen gerissenen Haargummi finden.

    „Black rief Connelly von der Bank. „Was tun Sie da?

    Sie blickte zurück und sah ihn nahe am Eis stehen, jedoch vorsichtig darauf bedacht, es nicht zu betreten.

    „Arbeiten, rief sie zurück. „Warum kommen Sie nicht her und helfen?

    Er verdrehte seine Augen und sie wandte sich wieder dem Eisloch zu. Sie ließ den gerissenen Haargummi ins Wasser fallen und schaute dabei zu, wie er für einen Moment auf und ab wippte. Dann wurde er langsam vom kriechenden Strom des Wassers unter dem Eis erfasst. Es wurde unter dem Eis in Richtung Watertown fortgetrieben.

    Sie wurde also an einer anderen Stelle in den Fluss geworfen, dachte Avery, als sie den Fluss hinunter Richtung Boston blickte. Auf der Bank schlossen sich Connelly und der Polizist mit dem er gesprochen hatte dem Forensik-Team an.

    Nackt und ohne eine Wunde oder einen blauen Fleck. Es kann also kein gewalttätiger Angriff gewesen sein. Kein Schmuck, also könnte es ein Raub gewesen sein. Aber in den meisten Fällen eines Raubes würde der Leichnam Zeichen eines Kampfes aufweisen... und diese Frau war makellos. Und was war mit ihren Nägeln und was bedeutete das Fehlen jeglicher Haare außer

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