Achtung Satire!: Österreichische Musikzeitschrift 03/2017
()
About this ebook
Related to Achtung Satire!
Related ebooks
frauen macht musik. Maria Theresia zum 300. Geburtstag: Österreichische Musikzeitschrift 01/2017 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchnitzler, Horváth, Haas: Österreichische Musikzeitschrift 04/2016 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsOffenbach in Wien: Österreichische Musikzeitschrift 5/2017 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTonkunst-Polemiken: Österreichische Musikzeitschrift 01/2016 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMobilität und Musik: Österreichische Musikzeitschrift 02/2017 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsO Fortuna - Musikalische Glücksverheißungen: Österreichische Musikzeitschrift 06/2016 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBernhard, Jandl, Jelinek: Österreichische Musikzeitschrift 05/2015 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsOperette - hipp oder miefig?: Österreichische Musikzeitschrift 03/2016 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWie (a-)sozial ist die Musik?: Österreichische Musikzeitschrift 02/2015 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Zwei-Klassik-Gesellschaft: Wie wir unsere Musikkultur retten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIntermedialität – Multimedialität: Literatur und Musik in Deutschland von 1900 bis heute Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAufhören! Vom Ende in der Musik: Österreichische Musikzeitschrift 04/2015 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas späte Glück: Große Lieben großer Künstler Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsChopin vs. Liszt - Zwischen Freundschaft und Rivalität: Biographien von Franz Liszt und Frédéric Chopin Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKonvention und Emanzipation: Weibliche Stimmen in der Opernwelt von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDynamik und Dominanz - Musik in neuen Bildwelten: Österreichische Musikzeitschrift 04/2017 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchmitts letzter Fall Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMahler: Leben · Werke · Dokumente Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMozart: Sein Leben und Schaffen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBeim Wort genommen: 65 Gedichte gedeutet Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGöttinger Händel-Beiträge, Band 17: Jahrbuch/Yearbook 2016 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSonderlinge, Außenseiter, Femmes Fatales: Das "andere" Wien um 1900 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNestroyana: 32. Jahrgang 2012 - Heft 3/4 Rating: 0 out of 5 stars0 ratings"... es ist ein zu starker Contrast mit meinem Inneren!": Clara Schumann, Johannes Brahms und das moderne Musikleben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPrima la Musica, dopo le parole Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie rote Perücke: Prosa expressionistischer Dichterinnen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSpohr: Eine Musikerbiografie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGöttinger Händel-Beiträge, Band 21: Jahrbuch/Yearbook 2020 Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Music For You
Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Rating: 5 out of 5 stars5/5Der kleine Hey: Die Kunst des Sprechens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHarmonielehre im Selbststudium Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kunst zu unterrichten: Grundlagen der Instrumental- und Gesangspädagogik Rating: 5 out of 5 stars5/5Einfach üben: 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVom wilden Lernen: Musizieren lernen - auch außerhalb von Schule und Unterricht Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsABC Musik: Allgemeine Musiklehre Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHarmonielehre am Klavier I Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBach. Das Wohltemperierte Rätsel: Eine ausufernde Annäherung an die Fuge in E-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier Teil II (BWV 878) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kunst des Musizierens: Von den physiologischen und psychologischen Grundlagen zur Praxis Rating: 4 out of 5 stars4/5Partiturlesen: Ein Schlüssel zum Erlebnis Musik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusikalische Praxis als Lebensform: Sinnfindung und Wirklichkeitserfahrung beim Musizieren Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSkalen, Dreiklänge und mehr .. Rating: 5 out of 5 stars5/5Das Jazz-Gitarristen Buch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Songwriting - Workshop 1 + 6 Songs: Schritt für Schritt erleben wie Songs entstehen - mit allen Hörbeispielen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusiktheorie: + Tipps, Tricks, Aufgaben, Tests + Lösungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKünstler als Pädagogen: Grundlagen und Bedingungen einer verantwortungsvollen Instrumentaldidaktik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFormelbuch der Harmonielehre Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsglauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMeine Musik-Rituale: Wie Musik uns verwandelt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNeue Allgemeine Musiklehre: Mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle Rating: 4 out of 5 stars4/5Modernes Klavierspiel: Mit Ergänzung: Rhythmik, Dynamik, Pedal Rating: 3 out of 5 stars3/5Getting Pro - kompakt: Methoden, Tricks und Hintergründe für professionelle Audioproduktionen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKinder optimal fördern - mit Musik: Intelligenz, Sozialverhalten und gute Schulleistungen durch Musikerziehung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLehren und Lernen im Instrumentalunterricht: Ein pädagogisches Handbuch für die Praxis Rating: 4 out of 5 stars4/5Bach-Kantaten / Dein ist allein die Ehre: Band 3: Johann Sebastian Bachs geistliche Kantaten erklärt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDirigierpraxis: Der Weg zum persönlichen Dirigierstil Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPlease Kill Me: Die unzensierte Geschichte des Punk Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLehrbuch der harmonischen Analyse Rating: 5 out of 5 stars5/5
Reviews for Achtung Satire!
0 ratings0 reviews
Book preview
Achtung Satire! - Hollitzer Wissenschaftsverlag
IMPRESSUM
Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) | Jahrgang 72/3 | 2017
ISBN 978-3-99012-387-4
Gegründet 1946 von Peter Lafite und bis Ende des 65. Jahrgangs herausgegeben von Marion Diederichs-Lafite
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Einzelheft: € 11,90
Jahresabo: € 49,90 zzgl. Versand | Bestellungen: vertrieb@hollitzer.at
Förderabo: ab € 100 | Bestellungen: redaktion@oemz.at | emv@emv.or.at
Medieninhaberin: Europäische Musikforschungsvereinigung Wien (EMV)
ZVR-Zahl 983517709 | www.emv.or.at | UID: ATU66086558
BIC: GIBAATWWXXX | IBAN: AT492011129463816600
Herausgeber: Daniel Brandenburg | dbrandenburg@oemz.at
Frieder Reininghaus (verantwortlich) | f.reininghaus@oemz.at
Redaktion: Johannes Prominczel | j.prominczel@oemz.at
Judith Kemp | j.kemp@oemz.at
Julia Jaklin (Assistenz) | j.jaklin@oemz.at
Adresse für alle: Hanuschgasse 3 | A-1010 Wien | Tel. +43-664-186 38 68
redaktion@oemz.at | inserate@oemz.at | www.oemz.at
Werden Sie FreundIn der ÖMZ: Unterstützen Sie die Europäische Musikforschungsvereinigung Wien (EMV) oder ihren deutschen Partner Verein zur Unterstützung von Musikpublizistik und Musik im Donauraum e. V. (VUMD) | info@emv.or.at
BIC: COLSDE33 | IBAN: DE07370501981930076995
Verlag: Hollitzer Verlag | Trautsongasse 6/6 | A-1080 Wien
Tel. +43-1-236 560 54 | office@hollitzer.at | www.hollitzer.at
Coverbild: Gustave Doré: Heldensänger
Grafische Gestaltung & Satz: Gabriel Fischer | A-1150 Wien
© 2017 Hollitzer Verlag. Alle Rechte vorbehalten. Die Redaktion hat sich bemüht, alle Inhaber von Text- und Bildrechten ausfindig zu machen.
Zur Abgeltung allfälliger Ansprüche ersuchen wir um Kontaktaufnahme.
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von
Liebe Leserinnen und Leser,
Kurt Tucholskys Ausspruch, dass Satire alles dürfe, ist – bedauerlicherweise – seit jeher mehr Wunsch als Beschreibung der Wirklichkeit gewesen. Gerade da, wo sie ihre politische Stacheln ausfährt, wird auch heute oft genug versucht, ihr die Zähne zu ziehen – man denke nur an die noch immer schwelende »Böhmermann-Affäre« im Nachbarland. Zu den Waffen der Satire gehören Verkürzung und Übertreibung, mit denen sie (mitunter rüde) Klarheit schafft und explosive Wirkungen freisetzen kann. Ihren Spott haben die Mächtigen, Reichen und Schönen allemal gefürchtet. Denn es scheint, als wäre Satire häufig wirkungsmächtiger als andere Formen der Kritik. Lediglich den Hofnarren war es unter Umständen gestattet, Missstände auf humoristische Art beim rechten Namen zu nennen. Im Übrigen galt Satire oft genug als Sakrileg. Dies zog, wie im Fall von Frank Wedekind, empfindliche Strafen nach sich. Andere hielten ihre satirischen Werke daher von vorneherein lieber unter Verschluss – wie Dmitri Schostakowitsch den Antiformalistischen Rajok, der erst 1989, vierzehn Jahre nach seinem Tod, uraufgeführt wurde.
Verhältnismäßig einfacher hatte es die Satire stets, wo sie allgemeinere gesellschaftliche oder auch künstlerische Zusammenhänge aufs Korn nahm. Doch sorgte auch hier z. B. der Krämerspiegel von Richard Strauss – als Abrechnung mit der Musikverlagsbranche – für böses Blut. Dass Satire gerade im Zusammenwirken oder besser: im ironischen Gegeneinander von Text und Musik entsteht, belegt nicht nur dieser Liederzyklus, sondern auch eine ganze Anzahl von Opern – von Florian Leopold Gassmanns L’opera seria über Verdis Falstaff bis hin zu Detlev Glanerts Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Doch auch Musikstücke ohne Worte können durch Kodierung und Kontextualisierung satirisches Potenzial entfalten.
Bemerkenswert und aus heutiger Sicht verwunderlich erscheint die Tatsache, dass ausgerechnet das Kabarett, das wir in seiner gegenwärtigen Form als das Podium für satirische Darstellung kennen, in seiner Anfangszeit eher einen Bogen um diese Art des Humors machte und sich vielmehr der ernsthaften Darbietung von Kunst und Musik verschrieben hatte, wie das Beispiel von Wiens erster Brettlbühne Jung-Wiener Theater zum lieben Augustin zeigt.
Zusätzlich zu dieser Ausgabe bieten wir Ihnen ein besonderes Highlight: Am 19. Juni, 19 Uhr, präsentiert Maria Goeth, die 2015 mit ihrer Arbeit über Musik und Humor promoviert wurde und nun als Redakteurin des Klassikmagazins Crescendo tätig ist, in den Räumen des Hollitzer Verlags (1080 Wien, Trautsongasse 6/6) ihren mit Musikbeispielen gewürzten Vortrag »Von singenden Laubsaugern und näselnden Sopranistinnen – Wie Komponisten ihre Hörer lachen machen«. Der Eintritt ist für Sie kostenlos; um Anmeldung wird bis zum 16. Juni unter redaktion@oemz.at (weitere Informationen unter www.oemz.at) gebeten.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen und wünschen bis dahin eine vergnügliche Lektüre. // Die Redaktion
INHALT
ACHTUNG SATIRE!
Satire in der Musik oder die Kunst der bissigen Gleichzeitigkeit // Maria Goeth
L’opera seria: Ranieri de’ Calzabigis Anleitung, wie man eine Oper nicht verfassen sollte // Konstantin Hirschmann
Musikalisches ABC: Was man beim Anhören der Meister empfinden und sagen soll
Mit gesenktem Sterz – hinterwärts: Richard Strauss als Satiriker im Liederzyklus Krämerspiegel // Hartmut Schick
Tatütata oder Über den ließe sich eine interessante Oper schreiben: Frank Wedekind als Licht und Irrlicht einer satirischen Kultur // Frieder Reininghaus
Der Fluch des Sängers // Hans Veigl
Musikalische Satire im Sozialistischen Realismus: Schostakowitschs Antiformalistischer Rajok // Uta Swora
Le Conservatoire // Eugene-Hippolyte Forest
Angriff auf die Provinzialität // Detlev Glanert im Gespräch mit Fabian Schwinger
Melancholische Opernsatire im Gewand der Chinoiserie? Kurt Schwertsiks Der lange Weg zur Großen Mauer // Peter Tiefengraber
EXTRA
Doblinger Musikhaus Zweihundert // Johannes Prominczel
NEUE MUSIK IM DISKURS
Zwei trojanische Neo-Lipizzanerinnen: Angélica Castelló und Mirela Ivičević // David Wedenig
BERICHTE AUS WIEN
Händels Oreste // Konstantin Hirschmann
Clairs Stummfilm Paris qui dort mit Musik von Yan Maresz // Ralf Beer
Rossinis Elisabetta Regina d’Inghilterra // Frieder Reininghaus
Ur- und Erstaufführungen von Richard Dünser, Thomas Heinisch, Rebecca Saunders und Enno Poppe // Christian Heindl
Catalanis La Wally // Judith Kemp
Wagners Parsifal // Markus Hennerfeind
BERICHTE AUS ÖSTERREICH
Monteverdis Combattimento di Tancredi e Clorinda, Zemlinskys Der Zwerg und Dallapiccolas Der Gefangene in Graz // Ulrike Aringer-Grau
85. Geburtstag von Balduin Sulzer in Linz // Johannes Prominczel
Osterfestival Tirol // Walter Weidringer
Osterfestspiele Salzburg // Natalie Stadler
BERICHTE AUS DEM AUSLAND
Bizets Carmen in Paris, Stauds Die Antilope in Köln, Czernowins Infinite Now und zur Zensur von Fuchs du hast die Gans gestohlen in Limburg // Frieder Reininghaus
REZENSIONEN
Bücher, CDs
DAS ANDERE LEXIKON
»Mit einem mächtigen Ausbruch der Heiterkeit enden!« // Judith Kemp
NEWS
Alles neu macht der Mai
ZU GUTER LETZT
Second Hand-Shops allerorten Die fortschreitende Historisierung des Musiktheaters // Frieder Reininghaus
Vorschau
THEMA
Jean-Jacques Grandville, Notengemälde, um 1840, abgedruckt in: Karl Storck, Musik und Musiker in Karikatur und Satire, Oldenburg 1910
Satire in der Musik oder die Kunst der bissigen Gleichzeitigkeit
Bedarf es immer eines Textes, um Satire in der Musik zu schaffen? Kann Musik aufgrund ihres hohen Abstraktionsgrades und damit ihres Mangels an konkreten Bedeutungsinhalten nicht nur sehr unbeholfen parodistische Wirkungen generieren? Und was ist Satire überhaupt? Maria Goeth
Die Beantwortung der letzten Frage ersparen sich beinahe alle Musiklexika, indem sie den Begriff »Satire« gar nicht erst behandeln. Eine Ausnahme macht das Österreichische Musiklexikon, das einen längeren Eintrag zu »Satire/satirisch« anbietet, nur um gleich im ersten Satz klarzustellen, dass sich Satire im Grunde genommen gar nicht exakt definieren lässt: »In der Musik fehlt eine genaue gattungsmäßige Bestimmung der Satire zugunsten der durch besondere Kompositionsweisen erzielten satirischen Prägung oder Färbung unterschiedlicher Gattungen; eine strenge Trennung von der Parodie ist nicht immer möglich.«¹ Leider hilft auch die Literaturwissenschaft nicht erschöpfend weiter. Satire sei keine Gattung, sondern eine Bezeichnung für »von aggressiv-ironischer Rhetorik geprägte ästhetische Werke«², für die »abwertende Darstellung von Personen, Ständen, politischen Positionen, sozialen Verhaltensweisen oder Weltanschauungen mit ästhetischen Mitteln«³. Nun, was die beiderseits betonte »ästhetische« Komponente betrifft, sollte Musik ja geradezu prädestiniert sein zur Satirenbildung, ist sie als Kunstgattung doch per se Gegenstand der Lehre vom Schönen.
Komplizierter als mit der Ästhetik verhält es sich mit den von den zitierten Autoren eingeforderten Elementen der Parodie oder Ironie, die ihrerseits eng mit den Sphären des Humors in Verbindung stehen. Dass Musik – auch ohne Text – humoristisch sein kann, dürfte inzwischen einigermaßen unstrittig sein. Ihre Möglichkeiten dazu sind mannigfaltig: Sie reichen vom humoristischen Einzelton wie Haydns vielbeschworenem Paukenschlag – eigentlich einem Tutti-Schlag – in seiner Sinfonie Nr. 94, bis hin zu humoristischen Großwerken wie Mozarts rund zwanzigminütigem Sextett Ein musikalischer Spaß, das diverse gängige Spielfehler von Laienmusikanten parodiert. Musik bietet einen reichhaltigen Fundus an Manipulationsmöglichkeiten zur Humorproduktion, sofern man musikalischen Humor als aktive Strategie von Komponisten versteht, ihre Hörer potenziell zum Lachen zu bringen.
Komische musikalische Effekte
Neben dynamischen Effekten wie bei Haydn erfreuen sich beispielsweise auch folgende – auf einzelne Elemente der Musik bezogene – Methoden musikalischer Humorkonstruktion⁴ großer Beliebtheit: Was den Rhythmus betrifft, so lässt sich vor allem mittels dessen stolpernder, torkelnder Anlage der Eindruck von Trunkenheit, Unbeholfenheit oder Unvollkommenheit vermitteln, wie etwa im Menuet alla zoppa (Menuett auf hinkende Art) aus Haydns 58. Sinfonie oder der Imitation watschelnder Enten in Emmanuel Chabriers Villanelle des petits canards. Hinsichtlich der Klangfarbe eignen sich insbesondere solche Instrumente oder Spielweisen von Instrumenten für humoristische Wirkungen, die Assoziationen an (minderwertige) außermusikalische Klänge erwecken, etwa an Tierlaute wie Eselsgeschrei, an Störungen der menschlichen Stimme wie Krächzen oder Röcheln oder an Körpergeräusche wie Rülpsen, Husten oder Furzen – etwa auf dem Fagott imitiert. Melodisch können kontextabhängig insbesondere unerwartet große Sprünge und Pausen – letztere zum Beispiel in Lückentextliedern – komisch wirken; auf die Harmonik bezogen sind es geschickt platzierte Dissonanzen. Schließlich kann auch musikalische Form lustig sein, etwa indem einzelne Melodiefloskeln ähnlich einer Schallplatte mit Sprung immer und immer wieder stupide und ohne Weiterentwicklung wiederholt werden, einzelne Töne überlange Dehnung erfahren oder sich bestimmte Formteile in ihren Proportionen mit ihrer Umgebung