Irrtum: Liebe!: Der kleine Fürst 135 – Adelsroman
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Der Brief eines Anwalts trifft auf Sternberg ein: Etwas Ungeheuerliches wird darin behauptet: Der verstorbene Fürst Leopold habe aus einer außerehelichen Beziehung einen Sohn gehabt. Die Aufregung im Schloss ist groß. Christian, der kleine Fürst, ist außer sich vor Kummer. Der Charakter seines Vaters wird auf einmal entscheidend in Frage gestellt. Den kleinen Fürst beschleicht ein schlimmer Verdacht. Dieses einschneidende Ereignis wird uns alle längere Zeit beschäftigen. Die Affäre von Fürst Leopold erschüttert Schloss Sternberg in seinen Grundfesten. Wie wird der kleine Fürst daraus hervorgehen?
Bettina von Steven sang leise und nicht ganz melodiesicher vor sich hin, während sie ohne großes System ein paar Kleidungsstücke in ihre Reisetasche packte. Sie hatte beschlossen, ihren Freunden auf Schloss Sternberg einen Besuch abzustatten. Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant, ihre beiden Kinder Anna und Konrad sowie ihr Neffe Christian von Sternberg mussten nach Bettinas Ansicht dringend abgelenkt und aufgeheitert werden, denn seit Wochen beeinträchtigte die sogenannte ›Affäre‹ ihr Leben. Diese Affäre wurde Christians Vater nachgesagt, dem verstorbenen Fürsten von Sternberg, und angeblich war sie nicht ohne Folgen geblieben.
Die Klingel an der Wohnungstür unterbrach Bettinas Gedanken und auch ihren Gesang. Sie eilte zur Tür und strahlte die junge Frau an, die davor stand: Ihre Freundin Amelie von Engert, eine zarte Rothaarige mit Porzellanteint und hellblauen Augen. Als Bettina diese Augen sah, hörte sie auf zu strahlen. »Was ist denn los?«, fragte sie erschrocken.
Tränen liefen über Amelies Wangen. »Kann ich in deiner Wohnung bleiben, so lange du weg bist?«
»Klar, auch länger.«
»Danke«, schluchzte Amelie.
Bettina zog sie
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Irrtum - Viola Maybach
Der kleine Fürst –135–
Irrtum: Liebe!
Am Anfang ist Hans nicht im Glück
Roman von Viola Maybach
Der Brief eines Anwalts trifft auf Sternberg ein: Etwas Ungeheuerliches wird darin behauptet: Der verstorbene Fürst Leopold habe aus einer außerehelichen Beziehung einen Sohn gehabt. Die Aufregung im Schloss ist groß. Christian, der kleine Fürst, ist außer sich vor Kummer. Der Charakter seines Vaters wird auf einmal entscheidend in Frage gestellt. Den kleinen Fürst beschleicht ein schlimmer Verdacht. Dieses einschneidende Ereignis wird uns alle längere Zeit beschäftigen. Die Affäre von Fürst Leopold erschüttert Schloss Sternberg in seinen Grundfesten. Wie wird der kleine Fürst daraus hervorgehen?
Bettina von Steven sang leise und nicht ganz melodiesicher vor sich hin, während sie ohne großes System ein paar Kleidungsstücke in ihre Reisetasche packte. Sie hatte beschlossen, ihren Freunden auf Schloss Sternberg einen Besuch abzustatten. Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant, ihre beiden Kinder Anna und Konrad sowie ihr Neffe Christian von Sternberg mussten nach Bettinas Ansicht dringend abgelenkt und aufgeheitert werden, denn seit Wochen beeinträchtigte die sogenannte ›Affäre‹ ihr Leben. Diese Affäre wurde Christians Vater nachgesagt, dem verstorbenen Fürsten von Sternberg, und angeblich war sie nicht ohne Folgen geblieben.
Die Klingel an der Wohnungstür unterbrach Bettinas Gedanken und auch ihren Gesang. Sie eilte zur Tür und strahlte die junge Frau an, die davor stand: Ihre Freundin Amelie von Engert, eine zarte Rothaarige mit Porzellanteint und hellblauen Augen. Als Bettina diese Augen sah, hörte sie auf zu strahlen. »Was ist denn los?«, fragte sie erschrocken.
Tränen liefen über Amelies Wangen. »Kann ich in deiner Wohnung bleiben, so lange du weg bist?«
»Klar, auch länger.«
»Danke«, schluchzte Amelie.
Bettina zog sie in die Wohnung. »Was ist los?«, wiederholte sie, als sie neben Amelie auf ihrem Sofa saß.
»Ich habe mich wieder mit Carl gestritten. Er und ich, wir passen einfach nicht zusammen. Ständig hat er schlechte Laune und lässt sie an mir aus.«
»Du sagst schon länger, dass du dich von ihm trennen willst, aber bis jetzt hast du es nicht getan.«
»So einfach ist das ja auch nicht, immerhin wohnen wir seit einem halben Jahr zusammen.«
»Und seitdem versteht ihr euch nicht mehr«, sagte Bettina nachdenklich.
»Weil er sich seitdem verändert hat, so, als müsste er sich jetzt nicht mehr anstrengen, weil er schon alles erreicht hat, was er erreichen wollte.«
»Vielleicht ist das so.«
Amelie nickte und tupfte sich die Augen trocken. »Ich habe ihm gesagt, dass ich die Trennung will. Er ist aus allen Wolken gefallen und hat sofort wieder angefangen zu schreien. Da habe ich ihn einfach stehen lassen. Er konnte mir nicht folgen, weil er noch nicht angezogen war.« Sie versuchte zu lächeln. »Ich hatte solche Angst, dass du schon weg bist.«
»Du kennst mich doch, genaue Planung gehört nicht zu meinen Stärken, zum Glück wissen das auch die Sternberger. Sofia hat gleich gemeint, sie rechnen nicht vor dem Nachmittag mit mir, als ich ihr gesagt habe, dass ich sofort nach dem Frühstück aufbrechen will. Immerhin bin ich mit dem Frühstück fertig, nur meine Sachen sind noch nicht gepackt.«
Bettina legte Amelie einen Arm um die Schultern. »Du kannst wirklich auch noch hierbleiben, wenn ich zurück bin.« Ihr kam eine Idee. »Hey, wie wäre es, wenn du mit mir nach Sternberg kämst? Meine Freunde hätten bestimmt nichts dagegen. Ich kann sie noch schnell anrufen und fragen, wenn du willst.«
»Danke, aber ich bleibe lieber hier und denke in Ruhe über meine Situation nach. Außerdem können wir nicht beide gleichzeitig Urlaub nehmen, ohne dass der Betrieb zusammenbricht.«
Die beiden jungen Frauen arbeiteten als Pferdewirtinnen auf einem großen Gestüt in der Nähe. Sie waren mit Pferden aufgewachsen. Bettina ritt manchmal Rennen, während sich Amelie mehr für die Dressur interessierte. Beide jedenfalls liebten ihren Beruf. Sie hatten sich auf dem Gestüt kennengelernt und waren seitdem enge Freundinnen.
»Auch wieder wahr. Wird Carl nicht auf die Idee kommen, dich hier zu suchen?«
»Er nimmt an, dass ich zu meinen Eltern gefahren bin. Das hat er mir noch nachgeschrien: ›Ja, verkriech dich nur bei deinen Eltern und wein dich bei ihnen über mich aus!‹ Du weißt ja, er hat Schwierigkeiten mit meiner Familie.«
»Er hat eigentlich Schwierigkeiten mit allen, oder?«, fragte Bettina. »Sogar mit sich selbst.«
Amelie sah verblüfft aus, dann lachte sie. »Das stimmt. Wieso ist mir das bisher nicht aufgefallen?«
»Jetzt weißt du’s ja. Ich muss weiter packen, komm mit ins Schlafzimmer.«
Amelie folgte ihrer Freundin und sah ihr einige Augenblicke lang schweigend zu, wie sie weitere Kleidungsstücke achtlos zusammenlegte, bevor sie sie in die Reisetasche stopfte. Schließlich schob sie Bettina beiseite und sagte: »Du suchst die Sachen aus, ich packe sie ein. So wie du das machst, werden sie völlig verknittert sein, wenn du sie in Sternberg aus der Tasche holst.«
Bewundernd sah Bettina zu, wie Amelie nun systematisch ans Packen ging. »Das könnte ich nie!«
»Könntest du schon«, widersprach Amelie. »Wie lange willst du eigentlich in Sternberg bleiben?«
»Eine Woche, die zweite Woche meines Urlaubs will ich hier verbringen«, erklärte Bettina.
»Nimm noch was Elegantes mit. Du hast mir doch erzählt, dass sich auf Schloss Sternberg alle zum Abendessen umziehen.«
»Himmel, das hatte ich ja völlig vergessen!«, rief Bettina. »Gut, dass du mich daran erinnerst. Aber was Elegantes … Ich ziehe doch bei dieser Kälte kein Seidenkleid an.«
»Nimm das hier«, sagte Amelie und zog mit sicherem Griff ein veilchenblaues, fast streng geschnittenes Wollkleid aus dem Schrank. »Das hat genau die Farbe deiner Augen und passt toll zu deinen schwarzen Haaren.«
Bettina griff nach dem Kleid und hielt es vor sich. Aufmerksam prüfte sie die Wirkung im Spiegel und nickte dann. »In Ordnung, genehmigt. Das hatte ich ewig nicht an.«
»Ich packe dir auch noch das schwarze Kostüm ein«, beschloss Amelie. »Du kannst schließlich nicht jeden Abend dasselbe Kleid tragen.«
»Ich mache da doch keine Modenschau!«, wehrte Bettina ab.
»Ach, nun tu mal nicht so, als wärst du kein bisschen eitel, ich weiß es nämlich besser.«
Eine Viertelstunde später hatte Bettina eine Reisetasche, die so sorgfältig gepackt war wie nie zuvor. »In Zukunft musst du immer kommen, bevor ich verreise«, lachte sie.
Sie sah Amelies Gesicht, das jetzt, da sie nichts mehr zu tun hatte, schon wieder traurig und ängstlich aussah und ließ sich noch einmal neben sie auf ihr Bett fallen. »Guck nicht so«, bat sie. »In einer Woche bin ich zurück. Und wenn alle Stricke reißen, musst du eben doch nach Sternberg kommen.«
»Richtiger Urlaub wird das auf Sternberg für dich sicher nicht«, sagte Amelie. »Du hast ja gesagt, dass es deinen Freunden gerade ziemlich schlecht geht wegen dieser Affäre.«
»Kein Wunder, oder? Zuerst der schreckliche Unfall im letzten Jahr, bei dem das Fürstenpaar tödlich verunglückt ist – und jetzt sagen sie dem Fürsten eine Affäre und einen außerehelichen Sohn nach.«
»Du bist fest davon überzeugt, dass diese Behauptungen falsch sind?«, fragte Amelie. »Diese Frau, die sagt,