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Jahrbuch der Baumpflege 2017: Yearbook of Arboriculture
Jahrbuch der Baumpflege 2017: Yearbook of Arboriculture
Jahrbuch der Baumpflege 2017: Yearbook of Arboriculture
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Jahrbuch der Baumpflege 2017: Yearbook of Arboriculture

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About this ebook

Das Jahrbuch der Baumpflege ist Nachschlagewerk und Fachbuch in einem. Hier findet der Leser aktuelles Fachwissen zum Thema Baumpflege – wissenschaftlich korrekt und zugleich verständlich und plausibel aufbereitet. Das Buch wird von erfahrenen Praktikern, Arboristen, Sachverständigen und Wissenschaftlern gleichermaßen als Informationsquelle genutzt.

In dieser Ausgabe:

32 Fachartikel zu den Themenschwerpunkten
• Zukunftsprojekt „Stadtgrün 2021“
• Bäume und Klimawandel
• Baumkontrolle und Baumpflege
• Aktuelles aus der Forschung

Außerdem:
• Adressen von Verbänden und Forschungseinrichtungen
• Adressverzeichnis Baumpflege
• Gesamtregister 1997 bis 2017 mit Autoren- und Stichwortverzeichnis im Anhang des Buches
LanguageDeutsch
Release dateApr 25, 2017
ISBN9783878152552
Jahrbuch der Baumpflege 2017: Yearbook of Arboriculture

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    Book preview

    Jahrbuch der Baumpflege 2017 - Dirk Prof. Dr. Dujesiefken

    Herausgeber:

    Prof. Dr. Dirk Dujesiefken, Veranstalter der Deutschen Baumpflegetage

    Herausgeber-Beirat 2017:

    Dr. Maria Dobner, Baureferat Gartenbau der Landeshauptstadt München

    Dipl.-Ing. Andreas Detter, Brudi und Partner, Gauting

    Dipl.-Holzwirtin Gabriele Ehmcke, Holzforschung München, TU München

    Prof. Dr. Thorsten Gaertig, HAWK Göttingen, Studiengang Arboristik

    Prof. Dr. Rolf Kehr, HAWK Göttingen, Studiengang Arboristik

    RA Rudolf Klingshirn, München

    Dipl.-Biol. Thomas Kowol, Institut für Baumpflege Hamburg

    Prof. Dr. Klaus Richter, Holzforschung München, TU München

    Dipl.-Ing. Jürgen Rohrbach, Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL), Bonn

    Prof. Dr. Andreas Roloff, Institut für Forstbotanik und Forstzoologie, TU Dresden

    Dipl.-Biologin Anette Vedder, Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen, Stadt Augsburg

    Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme

    Jahrbuch der Baumpflege …:

    Yearbook of Arboriculture

    Braunschweig: Haymarket Media

    Erscheint jährlich – Aufnahme nach 1997

    ISSN 1432-5020

    ISBN 978-3-87815-255-2

    Haymarket Media GmbH

    Postfach 83 64, 38133 Braunschweig

    Telefon 05 31 / 3 80 04-0

    Telefax 05 31 / 3 80 04-25

    Redaktionelle Betreuung:

    Dipl.-Ing. Agrar Martina Borowski, Braunschweig

    Satz und Umbruch: deckermedia GbR, Rostock

    E-Book

    -Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

    Die Veröffentlichungen erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Für Fehler und Unrichtigkeiten kann Schadenersatz nicht geleistet werden. Alle Rechte vorbehalten. Für die namentlich gekennzeichneten Beiträge zeichnen die jeweiligen Autoren verantwortlich.

    Redaktionsschluss: März 2017

    © 2017 Haymarket Media GmbH, Braunschweig

    21. Jahrgang

    Das „Jahrbuch der Baumpflege 2017"

    ist auch als

    E-Book

    erhältlich.

    Auf www.united-kiosk.de stehen Artikel auch einzeln zum Download bereit und können hier seitenweise erworben werden.

    Das Buch und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.

    Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine anderweitige Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.

    25 Jahre Deutsche Baumpflegetage in Augsburg

    Das Jahrbuch der Baumpflege ist zu der Jubiläumsveranstaltung noch umfangreicher als die bisherigen Jahrgänge und enthält alle Fachvorträge und Beiträge der wissenschaftlichen Posterausstellung. Diese Buchreihe ist über die Jahre zu einem sehr umfassenden Nachschlagewerk angewachsen. Mit dem aktuellen Band sind in allen 21 Jahrbüchern über 650 Fachartikel zu allen Fragen der Baumpflege verfügbar. Das Gesamtregister mit dem Autoren- und Stichwortverzeichnis aller Artikel ist seit dem letzten Jahr im hinteren Teil des Buches mit eingebunden. Auch elektronisch ist dieses verfügbar, zum Beispiel auf der Homepage der Tagung unter www.deutsche-baumpflegetage.de. Der Verlag Haymarket Media hat es im letzten Jahr möglich gemacht, dass nun auch von den älteren, bereits vergriffenen Jahrbüchern die Fachartikel digital verfügbar sind und einzeln erworben werden können. Hierfür möchte ich dem Verlag und hier insbesondere Herrn Uwe Schütt ganz besonders danken.

    In den letzten 25 Jahren haben sich die Deutschen Baumpflegetage zu Europas größten Veranstaltung der Branche entwickelt. Ohne den Fachbeirat der Tagung wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen. Ich möchte deshalb an dieser Stelle allen Mitgliedern des Fachbeirates für das langjährige Engagement und das Mitgestalten an diesem internationalen Event ganz herzlich danken. Als Herausgeber des Jahrbuchs danke ich weiterhin allen Autoren für die hochwertigen Fachbeiträge und Martina Borowski für die redaktionelle Bearbeitung des Buches. Aus der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist wieder ein einzigartiges Fachbuch über Bäume auf urbanen Standorten entstanden.

    Hamburg, im März 2017

    DIRK DUJESIEFKEN

    25 years German Tree Care Conference in Augsburg

    This year the Yearbook of Arboriculture has more content than ever before and contains the publications of the oral presentations as well as the publications of the scientific poster presentation of the 25th tree care conference in Augsburg. Over the years this series of books has become a very comprehensive reference source. Together with this year´s edition all 21 yearbooks present more than 650 articles with up-to-date knowledge from all fields of arboriculture. Since last year the complete index with the list of authors and keywords are located in the back of this book. It is also available as a digital version, e.g. on the homepage of the conference: www.deutsche-baumpflegetage.de. Haymarket Media made it possible that all articles, also from the out-of-print books, are now available and can be bought as an electronic version. I would like to thank the publisher Haymarket Media, especially Uwe Schütt, for this new option.

    In the last 25 years the German Tree Care Conference has developed into the biggest meeting for arborists in Europe. Very important for this process is the work of the advisory committee (Fachbeirat) of the conference. I thank all members of this committee for their dedication and for their contributions to this international event. As editor of the yearbook I would like to thank all authors for their high-quality articles and Martina Borowski for the editorial matters. The cooperation with all partners has again resulted ina unique textbook about trees in urban areas.

    Hamburg, March 2017

    DIRK DUJESIEFKEN

    Für Ihren Terminkalender:

    Die nächsten Deutschen Baumpflegetage finden statt vom 24. – 26. April 2018.

    Kontaktanschrift:

    Forum Baumpflege GmbH & Co. KG, Geschäftsstelle: Brookkehre 60, 21029 Hamburg

    Tel.: +49(0)40 55 26 07 07, Fax: +49(0)40 55 26 07 28

    www.Deutsche-Baumpflegetage.de

    Redaktionsschluss für das Jahrbuch der Baumpflege 2018 ist der 1. Dezember 2017.

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwort

    Baum des Jahres 2017:

    die Gewöhnliche Fichte (Picea abies)

    A. ROLOFF

    Eine kurze Einführung in die Kronenarchitektur der Bäume

    F. HALLÉ

    1 Zukunftsprojekt „Stadtgrün 2021"

    Das Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021" – ein Überblick

    S. BÖLL

    „Stadt-Böden" als Baumstandorte – Herausforderungen und Lösungsansätze

    J. V. HERRMANN

    Baumsubstrate – Spektrum der Substrate in der Stadtgrünpraxis

    P. SCHÖNFELD

    Sind Straßenbäume in standardisierten Substraten unterversorgt?

    M. KLEMISCH

    Wurzelqualität ist Baumqualität – Balleneigenschaften und ihre Bedeutung für eine gelungene Pflanzung

    C. TAEGER

    7 Jahre „Stadtgrün 2021" – Einfluss des regionalen Klimas auf das Baumwachstum an drei bayerischen Standorten

    S. BÖLL

    Bäume mit Zukunftscharakter: Evaluierung von Baumarten und -sorten aus Sicht der Baumschulen

    K. KÖRBER

    2 Bäume im Klimawandel

    Untersuchungen zur Trockenheitsverträglichkeit von Stadtbäumen

    S. DUTHWEILER, S. PAULEIT, T. RÖTZER, A. MOSER, M. RAHMANN, L. STRATOPOULOS, T. ZÖLCH

    Zukunftsweisender Umgang mit der Gehölzvegetation historischer Gärten in Zeiten des Klimawandels

    N. KÜHN, S. FISCHER, S. GILLNER, M. ROHDE, A. SCHMIDT-WIEGAND, A. SELIGER

    Planungshinweise für klimaangepasste Städte im Umgang mit Niederschlagswasser

    C. BENNERSCHEIDT

    Untersuchungen zur Trocken- und Hitzetoleranz von Bäumen im Klimawandel

    P. UEHRE, S. HERRMANN

    Trockenstress-Projekt Adap Tree – Anzucht von Stadtbäumen bei unterschiedlichem Bewässerungsmanagement

    A. DRESSLER, S. KORN, P. SCHEEWE, A. ROLOFF

    Jungbaumpflege – Kritische Anmerkungen zu Pflanzschnitt, Düngung, Mulch und Bewässerung, einschließlich Baumbewässerungssets

    A. PLIETZSCH

    Invasive Baumarten in der Stadt – Risiken, Potenziale und Management

    A. ROLOFF

    3 Baumkontrolle und Baumpflege

    Baumkontrolle nach Baumarten differenziert: Fichte, Lärche und Mammutbaum

    O. GAISER, P. JASKULA, A. LICHTENAUER

    Haftung des Baumkontrolleurs für Bäume mit Wurzelschäden durch Aufgrabungen

    R. HILSBERG

    Die neue ZTV-Baumpflege – die wesentlichen Änderungen hinsichtlich Inhalt und Struktur

    D. DUJESIEFKEN, T. BÜTTNER

    Bedeutung und Stellenwert der ZTV-Baumpflege im Normenwerk sowie als Vertrags- und Ausschreibungsgrundlage

    H. SCHOMAKERS

    Tipps und Hilfestellungen für das Aufstellen einer Leistungsbeschreibung mit der neuen ZTV-Baumpflege

    T. AMTAGE

    Einfluss von Schnittmaßnahmen in der Krone auf die Massaria-Krankheit der Platane

    H. STOBBE, D. DUJESIEFKEN

    Die Berücksichtigung des Lebenszyklus von Bäumen in der Baumpflege

    N. FAY, N. DE BERKER, J.-W. DE GROOT, D. DUJESIEFKEN

    4 Wissenschaftliche Kurzberichte

    Entwicklung des Stigmina-Triebsterbens an Linde in Berlin

    M. SCHREINER, I. FEILHABER

    Rindenkrebs der Hainbuche durch zwei „neue" Schadpilze – Symptomatik und Verbreitung in Deutschland

    R. KEHR, M. HECHT, H. SCHÖNEMANN

    Viruserkrankungen im urbanen Grün – eine Studie an Birken im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf

    M. LANDGRAF, J. LANGER, J. GRÖHNER, L. ZINNERT, M. BANDTE, S. VON BARGEN, M. SCHREINER, B. JÄCKEL, C. BÜTTNER

    Singvögel als Prädatoren der Kastanienminiermotte

    S. MÖSCH, Q. SCHORPP, E. J. EILERS, C. LEHMHUS, M. HOMMES

    Molekulargenetische Identifizierung phytopathogener Mikroorganismen im Vermehrungsgut

    K. MORGENSTERN, H. FRÖLICH, A. ROLOFF, D. KRABEL

    Einheimische und eingeschleppte Moschusböcke – Vergleich der heimischen Art Aromia moschata mit der eingeschleppten Art Aromia bungii

    O. SCHMIDT, H. BUSSLER

    Stand- und Bruchsicherheit toter Fichten

    R. SCHRÖDER, S. RUST

    Vergleich verschiedener Untersuchungsmethoden an alten Bäumen

    S. RUST, J. LENZ, E. SCHWEDE

    „Stadtgrün 2025" – Klimawandel und Baumsortimente der Zukunft – Ein neues EIP-Projekt in Schleswig-Holstein

    A. WREDE, T. UFER, H. AVERDIECK

    5 Verbände und Forschungseinrichtungen

    Verbände

    Weitere Organisationen und Vereine

    Pflanzenschutzdienste

    6 Adressverzeichnis Baumpflege

    Hinweise zur Benutzung

    6.1 Baumpflegefirmen

    6.2 Sachverständige

    6.3 Produkte und Dienstleistungen

    Inserenten-Verzeichnis

    7 Gesamtregister 1997–2017

    Hinweise zur Benutzung

    Autorenverzeichnis

    Stichwortverzeichnis

    Anmerkungen

    Content

    Cover

    Title

    Imprint

    Preface

    Tree of the year 2017:

    Norway spruce (Picea abies)

    A. ROLOFF

    A short introduction into the architecture of trees

    F. HALLÉ

    1 Research project

    Urban Green 2021

    The research project Urban Green 2021 – an overview

    S. BÖLL

    Urban ground as tree habitats – Challenges and potential solutions

    J. V. HERRMANN

    Trees substrates – spectrum of substrates in the urban greenspace practice

    P. SCHÖNFELD

    Are urban trees in standardized substrates undernourished?

    M. KLEMISCH

    Root stock quality determines urban tree vitality – Root ball properties and their relevance for a successful planting

    C. TAEGER

    7 years of Urban Green 2021 – Influence of the regional climate on the growth of trees at three urban Bavarian sites

    S. BÖLL

    Urban trees for future plantings: Evaluation of tree species and cultivars from nurseries´ point of view

    K. KÖRBER

    2 Trees and climatic change

    Studies on the drought resistance of urban trees

    S. DUTHWEILER, S. PAULEIT, T. RÖTZER, A. MOSER, M. RAHMANN, L. STRATOPOULOS, T. ZÖLCH

    How to deal with wood vegetation of historic gardens under the conditions of climatic change in the future

    N. KÜHN, S. FISCHER, S. GILLNER, M. ROHDE, A. SCHMIDT-WIEGAND, A. SELIGER

    The Sponge City principle: Notes of planning for climate adapted cities dealing with stormwater management

    C. BENNERSCHEIDT

    Research into drought- and heat tolerance of trees during climate change

    P. UEHRE, S. HERRMANN

    Drought stress project Adap Tree – cultivation of urban trees with different water management

    A. DRESSLER, S. KORN, P. SCHEEWE, A. ROLOFF

    Tree care after planting – Recommendations for pruning, fertilization, mulching and watering, including tree watering sets

    A. PLIETZSCH

    Invasive tree species in urban environments – risks, potential and management

    A. ROLOFF

    3 Tree inspection and tree care

    Tree inspection according to species – typical symptoms and features on spruce, larch, and giant sequoia

    O. GAISER, P. JASKULA, A. LICHTENAUER

    Liability of the tree inspector for trees with root damage by excavation

    R. HILSBERG

    The new Additional Technical Contractual Terms and Guidelines for Tree Care of the FLL – the substantial changes

    D. DUJESIEFKEN, T. BÜTTNER

    Instructions for the preparation of Contract specification with the "

    ZTV-Baumpflege

    "

    H. SCHOMAKERS

    Service description with the new

    ZTV-Baumpflege

    T. AMTAGE

    Massaria disease of plane and the influence of preventive pruning of the crown

    H. STOBBE, D. DUJESIEFKEN

    Lifespan Approach to Tree Care

    N. FAY, N. DE BERKER, J.-W. DE GROOT, D. DUJESIEFKEN

    4 Short scientific communications

    Development of the Stigmina-disease on limetrees in Berlin

    M. SCHREINER, I. FEILHABER

    Hornbeam blight in Germany – symptoms and distribution

    R. KEHR, M. HECHT, H. SCHÖNEMANN

    Viral diseases in urban areas – a study on birch in Berlin Steglitz-Zehlendorf

    M. LANDGRAF, J. LANGER, J. GRÖHNER, L. ZINNERT, M. BANDTE, S. VON BARGEN, M. SCHREINER, B. JÄCKEL, C. BÜTTNER

    Impact of blue and great tits as predators of the horse-chestnut leafminer

    S. MÖSCH, Q. SCHORPP, E. J. EILERS, C. LEHMHUS, M. HOMMES

    Molecular genetic identification of phytopathogenic microorganisms in reproductive plant material

    K. MORGENSTERN, H. FRÖLICH, A. ROLOFF, D. KRABEL

    A comparison between the native musk longhorn beetle species Aromia moschata and the introduced species Aromia bungii

    O. SCHMIDT, H. BUSSLER

    Anchorage and trunk strength of dead spruce

    R. SCHRÖDER, S. RUST

    Comparison of different advanced methods to assess veteran trees

    S. RUST, J. LENZ, E. SCHWEDE

    Urban Green 2025 – Urban Trees for the future facing Climate Change

    A new European Innovation Partnership (EIP) project in Schleswig-Holstein (Northern Germany)

    A. WREDE, T. UFER, H. AVERDIECK

    5 Associations and Research Institutes

    Professional associations

    Other organisations and associations

    Plant protection services

    6 Address register for tree care

    Reference for use

    6.1 Tree care companies

    6.2 Experts

    6.3 Products and services

    Index of advertisers

    7 Overall Index 1997 – 2017

    Reference for use

    Register of authors

    Register of catchwords

    Annotations

    Baum des Jahres 2017:

    die Gewöhnliche Fichte (Picea abies)

    – Ihr Charakter: Eigenschaften und Besonderheiten

    Tree of the year 2017: Norway spruce (Picea abies) – its character, features and special characteristics

    von Andreas Roloff

    Zusammenfassung

    Die Gewöhnliche Fichte (Picea abies) wirkt etwas rau und „spießig". Ihre Krone entwickelt sich zunächst nach klaren Regeln: Der Wipfel hindert alle Seitenzweige am Aufrichten. Die Baumart kommt besonders gut mit rauen Klimabedingungen zurecht: Kalte Winter und kühle/kurze Sommer wirken sich eher günstig auf ihr Wachstum aus. Fichten sorgen auch im Winter für erfreuliches Grün, da ihre Nadeln etwa sieben Jahre am Baum bleiben. Auf natürlichen und geeigneten Standorten können sie ihre Stärken ausspielen und zeigen dann ein enormes Anpassungspotenzial der Krone, was zu einer beeindruckenden Form- und Gestalt-Vielfalt führt.

    In der Stadt inzwischen am häufigsten ist die Blau-Fichte (Picea pungens), bekannt als „Blautanne" und beliebt als Weihnachtsbaum. Sie wurde und wird deshalb oft in Vorgärten angepflanzt, mit Lichterketten behängt und dann wachsen gelassen. Ihre Besonderheiten werden kompakt am Ende dieses Beitrages vorgestellt.

    Summary

    Norway spruce (Picea abies) has a rough and spiky appearance. Its crown development follows a specific pattern: the terminal dominating leader prevents the lateral shoots from turning upright. The species is well adapted to cold winters and short, chilly summers, which promote its vigour. Spruce trees stay green during winter, as their needles remain on the shoots for app. seven years. On natural and suitable sites where they can realise their full potential, their crowns show impressive adaptation skills with a large variety of shape and branching patterns.

    In cities, silver spruce (Picea pungens) is more common and very popular as a Christmas tree. For this purpose, it is often grown in private gardens, decorated with fairy lights and tended for years. Its characteristics are presented at the end of this paper.

    1 Charakteristika, Erkennungsmerkmale

    Am Habitus der Fichte fällt zunächst die klare Arbeitsteilung in der Krone auf: Der einzige deutlich erkennbare Wipfeltrieb wächst senkrecht nach oben, dominiert und sorgt für den Höhenzuwachs, während die mehr oder weniger waagerecht orientierten Seitenäste für die seitliche Luftraumeroberung zuständig sind (starke Apikalkontrolle, Abbildung 1). Zudem nehmen die Seitentrieblängen an den Jahresabschnitten des Wipfels immer von unten nach oben zu, wodurch deutliche Absätze in der Verzweigung entstehen (Akrotonie). An diesen kann man auch beim Weihnachtsbaum sehr gut die Jahreszuwächse der letzten Jahre erkennen.

    Abbildung 1: Charakter der Gem. Fichte mit durchgehendem Wipfeltrieb, schlanker Krone und abstehenden „spießigen" Seitenästen

    Fichten können Baumhöhen von über

    60

     

    m

    erreichen, eine beachtliche Größe. Die wohl größte Fichte unseres Landes steht im Kirnitzschtal in der Sächsischen Schweiz nahe der Wolfsschlucht. Sie misst derzeit

    60,13

     

    m

    (Lasermessung am 2. 11. 2016) und ist damit auch einer der höchsten Bäume Deutschlands. Etwas besonders Interessantes und Schönes sind die vielen Habitustypen: Obwohl das Wachstumsprinzip so einfach aussieht (s. zuvor), wird es durch die Umweltbedingungen auf verschiedene Weise abgewandelt: Die Bäume passen sich an Wind, Schnee, den Sonnenstand u. a. an und werden teilweise zu bizarren Skulpturen. Dafür gibt es dann Bezeichnungen wie Fahnen-, Kandelaber-, Schlangen-, Harfen-, Säulen-, Zitzenfichte (Abbildungen 2, 3). Spätestens wenn man diese Formenvielfalt beachtet, ist man beeindruckt von dieser Baumart. Besonders schön ausgeprägt sind ihre Variationen im Hochgebirge, da dort viele verschiedene Umweltfaktoren kleinräumig sehr intensiv und z. T. kombiniert auf die Bäume einwirken.

    An Fichten kann man außerdem drei verschiedene Verzweigungstypen unterscheiden: Bei der Kammform hängen die Seitenzweige höherer Ordnung schlaff und lang von den Hauptseitenästen herab, beim Bürstentyp sind sie rundherum um die Hauptzweige angeordnet und beim Plattentyp überwiegend waagerecht beidseitig der Hauptäste ausgerichtet. Z. T. ist diese Differenzierung vererbt, sie kann aber durch die Umwelt grundlegend modifiziert werden: „Lamettafichten" (ausgeprägte Kammfichten) z. B. kommen nie in windexponierten Lagen vor, da dort die herabhängenden Seitenzweige vom Wind abgeschlagen würden. Ein anderer wesentlicher Einflussfaktor ist Schnee, der bei regelmäßigem und reichlichem Auftreten schlankkronige und Kammfichten begünstigt wegen ihrer geringeren Schnee-Auflagefläche und des dadurch selteneren Astbruchs. Dabei greifen also Vererbung und Umwelteinflüsse ineinander.

    Abbildung 2: Habitustyp Zitzenfichte mit Zuwachsanschwellungen an den Astansätzen

    Abbildung 3: Entstehung eines Harfenbaums mit schief stehendem Stamm und aufrechten Seitenästen

    Dem Boden aufliegende Seitenäste können sich bewurzeln (Absenker) und eigenständige Bäume werden, also einen Klon bilden. Besonders gut funktioniert dies auf feuchten Standorten mit einer Moosschicht.

    Die Rinde entwickelt sich zu einer dunklen Schuppenborke. Der Stamm kann

    3

     

    m

    Umfang erreichen (selten 4 – 

    5

     

    m

    ). Das Höchstalter der Fichte beträgt 300 Jahre, im Gebirge auch mehr.

    Die Nadeln der Fichte sind immergrün und bleiben etwa 7 Jahre an den Zweigen – in Stress-Situationen nur 4, im Hochgebirge bis über 10 Jahre. Wenn sie dann an den älteren Astabschnitten abfallen, entstehen in diesen Zweigbereichen neue „Ersatztriebe" aus schlafenden Knospen, die die verloren gegangenen Nadeln ersetzen und weiter Photosynthese betreiben (Abbildung 4).

    Die Blüten der Fichte erscheinen im Mai, allerdings nur auf Zweigen der oberen Krone, weshalb man sie selten sieht. Dabei sind sie von nahem wunderschön anzusehen, da die weiblichen Blütenstände zeitweise rot werden. Die daraus entstehenden Zapfen hängen dann herab und fallen schließlich nach der Reife als Ganzes ab (bei Tannen stehen sie aufrecht auf den Zweigen und zerfallen am Zweig). Gelegentlich tritt eine „Notfruktifikation" auf: Wenn der Baum in einer grundlegenden Krisensituation ist (z. B. durch Stress wie Immissionen oder Wurzelschäden), investiert er seine Reserven vorrangig in die Zapfenbildung, so dass wenigstens für Nachwuchs gesorgt ist. Damit verausgabt sich der Baum allerdings nochmals und beschleunigt so weiter seine Probleme. Dies kann bei schwerem Zapfenbehang zum Herabbiegen, im Extremfall sogar zum Abbrechen des Wipfels, führen.

    Abbildung 4: Ersatztriebe (Reiterationen) aus schlafenden Knospen an 7 Jahre alten Zweigabschnitten, die die abfallenden Nadeln ersetzen.

    Meist werden Fichten als Flachwurzler bezeichnet. Dies ist aber nicht ganz richtig, denn sie können bei günstigen Bodenverhältnissen ein deutlich herzförmiges Wurzelsystem bis in Tiefen von

    1,50

     

    m

    entwickeln. Dazu kommt es allerdings oft nicht, wenn im Boden Verdichtungs- oder Vernässungszonen auftreten, denn darauf reagiert die Fichte empfindlich. Dann entsteht tatsächlich ein flaches Wurzelsystem mit Senkern, so dass sich die Wurfgefahr des Baumes bei Wind erhöht. Stürme treten vor allem im Herbst und Winter auf, wenn Laubbäume kahl sind und daher dem Sturm wenig Angriffsfläche bieten. Die Fichte hingegen mit ihrem weit oben befindlichen Kronenschwerpunkt fängt dann an zu schwanken, stampft dabei den Boden und kann schließlich umfallen, falls die Flachwurzeln nicht mit den Nachbarbäumen verwachsen sind. Wurzelverwachsungen treten zwischen Bäumen derselben Baumart verbreitet auf und sorgen für Standsicherheit und Informationsaustausch, aber auch für schnelle Pathogenausbreitung. Sie sind bei Fichten häufig, da diese oft in Reinbeständen wachsen. Im Wald findet man viele Baumstümpfe (Stubben), die noch Jahrzehnte Zuwachs und Überwallung zeigen. Die dafür notwendigen Kohlenhydrate können nur von Nachbarbäumen stammen.

    Die Fichten gehören zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae) und darin zur Unterfamilie der Tannenartigen (Abietoideae), bei denen sich die Nadeln nur an Langtrieben befinden.

    2 Vorkommen, Ökologie

    Das natürliche Areal der Fichte hat seinen Schwerpunkt in mittel- und südosteuropäischen Gebirgs-Landschaften, dort vor allem in den höheren Lagen (Abbildung 5, 6), erstreckt sich im Tiefland aber auch über ganz Skandinavien bis weit in den Norden. Die Baumart kommt besonders gut mit Kälte klar und kann dann ihre Stärken ausspielen. In Deutschland gibt es allerdings auch natürliche Fichtenvorkommen im Tiefland, wo Kaltluft und feuchte Bodenverhältnisse zusammenkommen, wie z. B. in der Oberlausitz (Sachsen). Etwas besonders Schönes und Kostbares sind naturnahe Bergmischwälder aus Fichte, Tanne, Berg-Ahorn und Buche wie im Schwarzwald, Erzgebirge und Bayerischen Wald anzutreffen.

    Abbildung 5: Idealer Lebensraum in feuchter Schlucht an einem Gebirgsbach

    In vielen Regionen bildet die Baumart im Gebirge die Wald- oder Baumgrenze. Vor allem in den Alpen sind die Fichten dann in der „Kampfzone beeindruckend vom Überlebensringen gezeichnet: Immer wieder sterben Teile der Krone in Extremsituationen ab, und Wiederaustriebe aus schlafenden Knospen ermöglichen das Überleben (Abbildung 6). Ältere Bäume können dann zu 100 % aus solchen „Ersatztrieben bestehen – dafür wurden die schlafenden Knospen angelegt und können ggf. schnell aktiviert werden. Solche „Kampffichten" sind ungemein faszinierende Bäume, oft von hohem Alter, das man ihnen nicht ansieht (

    2

     

    m

    hohe Fichten können schon über 100 Jahre alt sein). Immer wieder sind Teile ihrer Krone abgestorben, heruntergedrückt oder abgebrochen, Seitenäste richten sich auf oder kriechen auf dem Boden dahin, der Habitus verändert sich grundlegend und wird meist strauchförmig.

    Wenn Fichtensamen auf einem umgestürzten Baumstamm oder einem Baumstumpf keimen, bezeichnet man dies als Ammenverjüngung. Es klappt nur bei ausreichenden Feuchtigkeitsbedingungen, am besten mit einer Moosschicht auf der Rinde oder auf dem morschen Holz des Stammes/Stubbens, z. B. in regen- und luftfeuchten Wäldern, in Gebirgstälern, nahe Meeresküsten oder auf Nassstandorten. Nachdem der liegende Stamm oder der Stubben später verrottet ist, stehen die Jungbäume dann wie auf Stelzen, wenn ihre Wurzeln den Erdboden erreicht haben.

    Abbildung 6: Etwa 80 Jahre alte Kampffichte im Erzgebirge mit strauchförmigem Habitus, abgestorbenen und herabgebogenen Wipfeltrieben und ausgebreiteten bis kriechenden Seitenästen durch extreme Witterungsverhältnisse

    Die Fichte ist eine Übergangsbaumart. Ihre Schattentoleranz ist nur in der Jugend hoch, dann benötigt sie bald mehr Licht. Frosttrocknis im Frühjahr kann ein Problem sein, wenn der Boden noch gefroren ist: Die Nadeln besonnter Fichten verdunsten im Spätwinter Wasser, aber es kommt kein Nachschub aus dem gefrorenen Boden, so dass die Bäume dann absterben können.

    Ein Problem werden nun in jüngerer Zeit zunehmende Trockenschäden, da die Fichte mit warmen trockenen Sommern auf nicht fichtengeeigneten Standorten Probleme hat. Insofern muss man mit ihr derzeit eigentlich Mitleid haben, und es wird angestrebt, ihre Verwendung in der Forstwirtschaft zu optimieren.

    Fichtenkronen sind ein sehr beliebter Lebensraum. Eichhörnchen holen sich gerne die Samen aus den reifenden Zapfen im Spätsommer und Herbst und schlagen dabei reichlich Zweige ab, so dass man denken könnte, ein Sturm wäre dafür verantwortlich. Der Boden ist dann flächig mit vielen Zweigstücken übersät.

    Regelmäßiger häufiger Verbiss von Reh- oder Rotwild kann in der Jugend zunächst zu bonsaiförmig kompaktem Wuchs führen. Schaffen es die Bäume dann schließlich doch irgendwann, aus der Verbisszone (in 1 – 

    2

     

    m

    Höhe) herauszuwachsen, sieht man ihnen ihre harte Jugend oft noch für lange Zeit an, da sie unten am Stamm eine dichte, strauchförmige Unterkrone haben.

    3 Nutzung, Verwendung, Heilkunde, Mythologie

    Die häufigste Verwendung der Fichte ist als Waldbaum in der Forstwirtschaft. In großen Arealen der Wälder ist sie die häufigste Baumart, oft in gleichaltrigen Reinbeständen. Dies und die damit verbundenen Probleme (Bodenversauerung, Humusanhäufung, Wurfgefahr, Bodenverdichtung, Ausdunkelung der Krautschicht, Monotonie der Bestandesstruktur, hochmaschinelle Holzernte u. a.) haben ihren Ruf erheblich verschlechtert, daran ist aber die Fichte unschuldig. Ursache für ihren großen menschbedingten Waldanteil (in Deutschland 28 % statt von Natur aus 1 %) ist ihr schneller Wuchs und die gute Nutzbarkeit, vor allem als Bau-, Konstruktions- und Brennholz sowie für Möbel, Türen, Musikinstrumente und Drechslerarbeiten. Zudem erfordern Fichtenreinbestände nicht viel waldbauliches Können.

    Außerdem kann man junge Fichten schon als Weihnachtsbäume verkaufen und für Deckreisig nutzen. Im Laufe der Jahrhunderte zeigte sich allerdings, dass Reinbestände über mehrere Generationen zu Standortverschlechterungen führen und zunehmend schädlings- und windwurfgefährdet werden. So baut man diese Bestände derzeit auf großen Flächen in Mischbestände z. B. mit Buche um (Waldumbau), was allerdings mehrere Jahrzehnte dauern wird, da die stehenden Altbäume noch genutzt werden sollen (Abbildung 7). Unter diesen Gesichtspunkten entspannt sich die Diskussion um die Kritikpunkte an der Fichte deutlich, denn es ist nicht die Baumart, sondern ihre Bewirtschaftung, die Probleme macht.

    Es wird wohl fast niemanden geben, der nicht – zumindest aus seiner Kindheit – die Fichte als Weihnachtsbaum kennt. Heutzutage sind es zwar häufiger Nordmanns-Tannen oder Blau-Fichten, aber die Gemeine Fichte ist auch noch erhältlich (und bezahlbar). Auf öffentlichen Plätzen ist sie immer noch der häufigste Weihnachtsbaum (Abbildung 8). Sie hat in der Wohnstube allerdings den Nachteil, dass sie relativ schnell nadelt, wenn der Baum austrocknet. Das kann etwas hinausgezögert werden durch nochmaliges Absägen der Stammbasis, dann umgehendes Aufstellen in Wasser und tägliches Einsprühen der Zweige. Wir haben in Experimenten herausgefunden, dass Fichten das Wasser bei Trockenstress auch direkt über die Nadeln aufnehmen können. Es wird dann sogar rückwärts in den Zweigen transportiert, bei unseren Versuchen bis zu

    50

     

    cm

    weit. Aber nach spätestens zwei bis drei Wochen in warmen Räumen setzt i. d. R. intensiver Nadelfall ein.

    Abbildung 7: Waldumbau von Fichtenbeständen zu Buchenmischwäldern

    Abbildung 8: Beliebter Weihnachtsbaum auf öffentlichen Plätzen

    Als Stadtbaum hat die Fichte keine große Bedeutung (zur Blau-Fichte siehe Abschnitt am Ende), außer im Mittelgebirgsraum. Ihr Nachteil in der Stadt ist vor allem die Trockenstress-Empfindlichkeit. Sie ist zudem als immergrüne Nadelbaumart streusalzempfindlich, bietet aber grüne Winterkronen und als Randbepflanzung Sicht- und Lärmschutz auch im Winterhalbjahr. Wenn man ein paar Dinge beachtet (u. a. konische Schnittform und genügend Licht), kann man sie sogar als Hecke nutzen.

    Honig aus Fichtenwäldern wird i. d. R. als Waldhonig bezeichnet und ist besonders dunkel und aromatisch. Fichtenhonig stammt aber nicht immer von Bienen, sondern kann auch selbst hergestellt werden aus jungen Maitrieben. Näheres dazu findet man in einschlägigen Rezepten.

    In der Heilkunde war die Fichte schon seit langem bekannt: Harz, Nadeln, Triebe und Rinde wurden häufig gegen verschiedenste Krankheiten verwendet, z. B. Gicht, Rheuma und Erkältungen. Auch heute hat sie dafür noch Bedeutung, dabei wurde und wird sie meist nicht von der Tanne unterschieden. Man bekommt Salben und Öle, die durchblutungsfördernd, entspannend und schleimlösend wirken.

    In der Mythologie steht die immergrüne Fichte als Symbol für die Unendlichkeit des Lebens. Maibäume waren früher häufig Fichten, die am 1. Mai aus dem Wald geholt und verziert als Schutzbaum aufgestellt wurden.

    4 Sonstiges Interessantes

    Durch die direkte Wasseraufnahme der Nadeln haben die Bäume am Naturstandort Vorteile in Trockenperioden, wenn nachts Tau fällt (Abbildung 9). Auch der kann dann aufgenommen werden und ermöglicht etwas Entspannung vom Trockenstress bis zum nächsten Morgen nach Sonnenaufgang. Daher starben bei uns Fichten in einem Experiment im Erzgebirge auch nicht, als wir sie von jeglicher Wasserversorgung über die Wurzeln aus dem Boden abgeschnitten hatten, sondern sie lebten überraschenderweise noch mehrere Jahre weiter, bis das Experiment auslief. Bei Wassermangel wird von älteren Fichten zudem der Stamm als Wasserspeicher ausgenutzt, denn in den älteren Jahrringen ist Wasser deponiert für Krisenzeiten, das immerhin für eine Versorgung bis zu drei Wochen reicht. Dabei schrumpft dann der Stamm messbar durch die Austrocknung.

    Auf die Frage einer Tageszeitung, ob der Weihnachtsbaum in der Stube eigentlich noch lebt ist die Antwort ja – jedenfalls solange er noch Photosynthese betreibt, selbst wenn die Wurzeln fehlen. Und ein Fernsehsender wollte wissen, wie viele Nadeln ein normal großer Indoor-Weihnachtsbaum hat. Die Anzahl haben wir dann hergeleitet (hochgerechnet über Zählung an einzelnen repräsentativen Ästen und über die Anzahl und Länge der Äste): Es sind etwa 120.000 und damit deutlich mehr als wir erwartet hatten.

    Vor einigen Jahren hat ein schwedischer Geographie-Professor die Öffentlichkeit mit der Sensations-Meldung wachgerüttelt, dass in Nordschweden mit fast 10.000 Jahren der älteste Baum der Erde entdeckt worden sei – eine Fichte. Und diese Falschmeldung hält sich seitdem hartnäckig in vielen Internetquellen und Publikationen. Bei genauerer Überprüfung stellte sich dann nämlich zweifelsfrei heraus, dass die Fichten dort nur etwa 300 Jahre alt sind, und lediglich der Wurzelstock ein höheres Alter aufweist.

    Abbildung 9: Direkte Wasseraufnahme über die Nadeln bei Trockenstress

    Wenn man jedoch als Alterskriterium nicht den heute lebenden Baumstamm, sondern den ursprünglichen Wurzelstock verwendet, ist schon lange bekannt, dass eine nordamerikanische Zitter-Pappel mit mehreren 10.000 Jahren den Rekord hält. Fichten können als Einzelbaum hingegen maximal etwa 500 Jahre alt werden (im Gebirge und in hohen Breiten).

    Etwas Interessantes ist das sog. Fichtenbarometer: Beobachtet man immer dieselben unteren Seitenäste von Fichten bei verschiedenem Wetter, kann man feststellen, dass sich die Zweige bei feuchtem Wetter heben, bei trockenem absenken. Dies kommt durch ein unterschiedliches Schrumpfen des Holzes auf Astober- und

    -unterseite

    (Druckholz) bei Austrocknung/ Befeuchtung zustande.

    5 Häufig in der Stadt: die Blau-/Stech-Fichte (Picea pungens)

    In der Stadt ist die Blau-Fichte viel häufiger als die Gemeine Fichte. Diese Varietät der Stech-Fichte ist in vielen Städten die am häufigsten anzutreffende Nadelbaumart, da ihr gleichmäßig aufrechter, kompakter Habitus und ihre blau-silbrige Nadelfärbung beliebt sind. Außerdem kommt die Baumart gut mit Trockenheit, Immissionen und Strahlung zurecht (Abbildung 10). Am häufigsten ist sie in privaten Gärten zu finden, wo sie anfangs meist als Outdoor-Weihnachtsbaum für Lichterketten gepflanzt wurde. Diese Bäume sind dann „unbemerkt" jahrelang weiter gewachsen und haben inzwischen stattliche Größen erreicht.

    Gelegentlich hat man den Eindruck (wenn man sich genauer mit dieser Baumart befasst), dass in jedem ordentlichen Garten mindestens eine Blau-Fichte stehen muss – wo sie fehlt, „stimmt etwas nicht". Die Häufigkeit der Baumart fällt besonders im Winter auf, wenn die Laubbäume kahl sind. Insbesondere dann und beim Austreiben sieht die silbrig-bläuliche Kronenfarbe tatsächlich recht attraktiv aus.

    Die Stech-Fichte stammt aus den Gebirgen des westlichen Nordamerikas. Sie wurde erst 1863 aus dem Felsengebirge im Westen Nordamerikas nach Europa eingeführt. Sie hat steife, stechende blau-graue Nadeln und wird hier seit langem auch auf öffentlichen Plätzen gepflanzt. Auch als Indoor-Weihnachtsbaum ist die Blau-Fichte heute bei uns wegen ihrer bläulichen Nadelfarbe und ihres angenehmen Geruches beliebter als die Gemeine Fichte. Ihre Nadeln halten zudem bei Zimmerwärme deutlich länger, stechen allerdings beim Baumschmücken. Daher wird sie zunehmend durch die immer beliebtere, nicht stechende Nordmanns-Tanne ersetzt.

    Abbildung 10: Blau-Fichte als beliebter Stadtbaum, der gut mit Trockenheit und versiegeltem Wurzelraum zurechtkommt

    Wenn man gelegentlich hört, die Blau-Fichte sei der „Spießerbaum" und Wahrzeichen der 1950er-Jahre-Wohnviertel, so ist dies nicht richtig. Bei genauerem Hinsehen findet man auch reichlich jüngere Bäume aus o. g. Gründen. Oft wird sie auch als schnell wachsender Sichtschutz zu Nachbarn gepflanzt, der seine Funktion auch im Winter behält.

    Die blaugraue Farbe der Nadeln kommt dadurch zustande, da die Bäume (oder ihre Vorfahren) aus höheren Gebirgslagen stammen. Dort ist der bläuliche Wachsüberzug der Blätter ein Schutz gegen die intensive ultraviolette Strahlung. Er tritt als Verdunstungsschutz auf allen Blättern und Nadeln auf, ist allerdings in der Regel so dünn, dass er kaum wahrnehmbar ist. Wird er verstärkt, wird seine graublaue Farbe sichtbar.

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    Autor

    Prof. Dr. Andreas Roloff leitet das Institut für Forstbotanik und Forstzoologie sowie den Forstbotanischen Garten der TU Dresden in Tharandt, ist Inhaber des Lehrstuhls für Forstbotanik und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Fragen der Baumbiologie, Gehölzverwendung und Baumpflege. Er ist Fachreferent für Parks, Gärten und städtisches Grün im Rat der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) und gibt federführend die Enzyklopädie der Holzgewächse heraus.

    Prof. Dr. Andreas Roloff

    Institut für Forstbotanik und Forstzoologie

    Pienner Str. 7

    01737 Tharandt

    Tel. (03 52 03) 3 83 12 02

    Fax (03 52 03) 3 83 12 72

    roloff@forst.tu-dresden.de

    Eine kurze Einführung in die Kronenarchitektur der Bäume

    A short introduction into the architecture of trees

    von Francis Hallé

    Zusammenfassung

    Das Architekturmodell eines Baumes ist der sichtbare Ausdruck des genetischen Wachstumsprogramms und der Kronenentwicklung. Dieses Programm besteht aus einigen Regeln, die dem jungen Baum seine räumliche Form geben, welche einfach und gut zu erkennen, zu beschreiben und aus dem Wald abzuleiten ist. Der vorliegende Beitrag stellt verschiedene Architekturmodelle vor und erläutert die Bedeutung der Reiteration für das Überleben der Bäume.

    Summary

    The ‘architectural model’ of trees is the visible expression of the genetic programme of a tree’s growth and its crown development. This programme is a set of rules giving the young tree its three-dimensional form which is simple, easy to see, describe and draw from the forest. This article explains the different architectural models and the importance of reiterations for the survival of trees.

    1 Von der Linné‘schen Botanik zur „Botanik der Feuchttropen"

    Die Baumarchitektur ist im Rahmen meiner Forschung ein wichtiges Thema geworden. Als Student lehrte man in der Tradition der klassischen Linné‘schen Botanik der Systema Naturae. Nach Carl Linnaeus‘ „System der Geschlechter" (LINNAEUS 1735) muss man, wenn man eine Pflanze bestimmen möchte, ihre Blüten und Früchte betrachten und die vegetativen Teile der Pflanze praktisch außer Acht lassen. Damals war ich ein Linné‘scher Botaniker.

    Gleich nach meinem Abschluss an der Universität in Paris-Süd ging ich nach Äquatorial-Afrika. Ich versuchte im Regenwald, Pflanzen zu bestimmen, konnte aber keine Blüten finden; die Baumkronen und Lianen waren zu weit oben, und die einzigen Blüten, die ich einsammeln konnte, bestanden aus einzelnen Blättern oder Stängeln, die aus dem Kronendach gefallen waren und auf dem Waldboden lagen. Dabei war es fast unmöglich zu erkennen, von welchem Baum sie stammten.

    Ich erinnere mich noch lebhaft an ein Gespräch mit dem Häuptling eines Dorfes an der Elfenbeinküste, wo ein großer Baum das Kronendach dominierte:

    „Häuptling, wie heißt dieser Baum?"

    „Nun, das ist ein Framiré", sagte er.

    „Woher weißt du das, Häuptling?

    Hast du die Blüten gesehen?"

    „Nein, die Blüten habe ich noch nie gesehen.

    Aber es ist einfach, einen Framiré zu erkennen, man muss sich nur die großen Lagen aus sich ausbreitenden Ästen ansehen."

    Dieser afrikanische Häuptling war ein guter Botaniker, aber kein Linné‘scher Botaniker. Er schenkte den Blüten keine Beachtung und sah sich stattdessen die Äste und Zweige genau an. Später, nach mehreren Reisen in die feuchten Tropen, wurde mir klar, dass die Menschen überall im Regenwald in Afrika, Amerika oder Asien Bäume über ihre vegetative Architektur bestimmten, und die Geschlechtsorgane außer Acht ließen. Lassen Sie mich diese „Botanik der Feuchttropen" vorstellen, die so anders ist als unsere Linné‘sche Tradition.

    2 Die „Architekturmodelle"

    Um die Architektur eines Baumes zu verstehen, muss man drei Fragen beantworten (Abbildung 1):

    Wachsen die grünen Triebe dieses Baumes kontinuierlich (1), rhythmisch (2) oder ungleichmäßig (3)? Hinweis: Manche Bäume haben überhaupt keine Äste (4), zum Beispiel die Kokosnuss.

    Sind die grünen Triebe horizontal (5), schräg (6) oder vertikal (7)? Zwei Anmerkungen: Bei einer großen Zahl an vertikalen Trieben müssen diese sich den verfügbaren Platz teilen, daher sind manche eigentlich schräg. Einige Bäume zeigen eine Mischung aus verschiedenen Trieborientierungen.

    Sind die Geschlechtsorgane endständig (8) oder seitenständig (9)? Wenn sie endständig sind, hört die Triebspitze auf zu wachsen, und Seitentriebe müssen durch Verzweigung das Wachstum fortsetzen; sind die Geschlechtsorgane seitenständig, wächst die Triebspitze weiter.

    Kurz gesagt gibt es drei Fragen:

    vertikales vs. horizontales Wachstum,

    kontinuierliches vs. rhythmisches Wachstum und

    endständige vs. seitenständige Geschlechtsorgane.

    Es scheint so einfach zu sein, doch die Antworten lassen sich kombinieren, so dass man eine große Zahl von räumlichen Formen und damit verschiedene „Architekturmodelle" erhält (HALLÉ & OLDEMAN 1970).

    Abbildung 1: Überblick über verschiedene Formen der Kronenarchitektur

    Das „Architekturmodell ist der sichtbare Ausdruck des genetischen Programms des Wachstums und der Entwicklung eines Baumes. Dieses Programm besteht aus einigen Regeln, die dem jungen Baum seine räumliche Form geben, die einfach und gut zu erkennen, zu beschreiben und aus dem Wald abzuleiten ist. Lassen Sie mich Ihnen vier Beispiele von „Architekturmodellen geben:

    Das LEEUWENBERG

    -Modell

    besteht aus vertikalen beblätterten Trieben, einer rhythmischen Verzweigung und endständigen Geschlechtsorganen (Abbildung 2); es ist nach einem niederländischen Tropenbotaniker benannt, der auf die Familie der Apocynaceae (Hundsgiftgewächse) spezialisiert war, wo dieses Modell häufig vorkommt. Oleander und Cassava (1) sind Beispiele hierfür.

    Abbildung 2: Das LEEUWENBERG-Modell

    Abbildung 3: Das RAUH-Modell

    Das RAUH-Modell hat einen vertikalen Stamm, eine rhythmische Verzweigung und vertikal wachsende Äste mit seitenständigen Geschlechtsorganen (Abbildung 3); es ist nach dem bekannten deutschen Botaniker RAUH benannt. Eiche, Kiefer und Kautschukbaum sind Beispiele dieser weit verbreiteten Architektur.

    Das MASSART-Modell hat einen vertikalen Stamm, eine rhythmische Verzweigung und horizontale Äste mit seitenständigen Geschlechtsorganen (Abbildung 4). Dieses Modell ist nach einem belgischen Botaniker benannt, der experimentelle Untersuchungen an der räumlichen Ausbildung von Bäumen durchführte. Tanne und Kapokbaum (2) sind hier Beispiele.

    Das TROLL-Modell hat horizontale beblätterte Triebe, die sich später aufrichten; die Verzweigung ist kontinuierlich oder rhythmisch und die Geschlechtsorgane sind normalerweise seitenständig (Abbildung 5). Dieses Modell ist nach einem bekannten deutschen Botaniker und Pflanzenmorphologen benannt. Linde und Regenbaum sind Beispiele dieser weit verbreiteten Architektur.

    Abbildung 4: Das MASSART-Modell

    Abbildung 5: Das TROLL-Modell

    Aus den zuvor genannten Baumgattungen ergibt sich, dass ein Architekturmodell niemals an eine Pflanzenfamilie oder eine geografische oder klimatische Region der Welt gebunden ist.

    Die Modelle von LEEUWENBERG, RAUH, MASSART und TROLL sind nur einige Beispiele von insgesamt 24 Architekturmodellen, die beschrieben sind (Abbildungen 6 und 7); sie gelten für Bäume, Lianen und krautige Pflanzen. Einige dieser Modelle sind simpel und für eine kurze Wachstumsphase einfach aufgebaut und angepasst. Andere sind kompliziert und entstehen beispielsweise nur in den Tropen, wo das ganze Jahr über genug Energie verfügbar ist.

    Abbildung 6: Überblick über verschiedene Architekturmodelle

    Abbildung 7: Weitere Architekturmodelle von Bäumen

    3 Die Bedeutung der Reiteration für das Überleben der Bäume

    An dieser Stelle soll nicht weiter auf die Architekturmodelle eingegangen werden, sondern vielmehr ein wichtiges Konzept in der Baumarchitektur herausgehoben werden: die „Reiteration". Dieses Konzept wurde 1972 von ROELOF A. A. OLDEMAN, einem Waldbotaniker an der Universität von Wageningen, in den Niederlanden entwickelt. Eine Reiteration ist danach eine neue Kopie (Wiederholung) des Architekturmodells, die an einem Baum entsteht (Abbildung 8) (OLDEMAN 1972; HALLÉ et al. 1978).

    Gar keine Reiteration zeigen nur wenige Gehölze, wie z. B. Baumfarne, der Muskatnussbaum, einige Palmarten und Schraubenbäume (Pandanus), Ameisenbäume (Cecropia) und Musanga. Ihr Wachstum ist auf ihr eigenes Architekturmodell beschränkt („unitarische Bäume, Abbildung 9). Diese sind meist tropisch, sie gehören primitiven Pflanzengruppen an. Sie sind schön und wir verwenden sie häufig als Ziergehölze. Ihre Fotosyntheseleistung ist oft schlecht und ihre Lebensdauer z. T. kurz. Unitarisch zu sein ist ein primitiver Zustand, der sich hauptsächlich bei fossilen Bäumen findet. Die Fähigkeit zur Reiteration stellt dagegen einen Fortschritt dar: Unsere modernen Bäume, sowohl in den Tropen (Mangobaum) als auch in der gemäßigten Zone (Eiche, Buche) sind in der Lage, Reiterationen zu bilden („koloniale Bäume).

    Abbildung 8: Die Reiteration ist eine Kopie des Architekturmodells

    Abbildung 9: Beispiele für unitarische Bäume

    Die Reiteration sitzt wie ein kleiner Baum auf dem erwachsenen Baum und verzweigt sich nach dem Architekturmodell der Spezies. In diesem Stadium ist der junge Baum ein vorübergehender Hemiparasit auf dem erwachsenen Baum, auf dem er wie eine Mistel wächst. Er nimmt Wasser von dem Baum, auf dem er wächst, führt aber auch seine eigene Fotosynthese durch. Daher kommen auch die z. T. eigenwilligen Namen, die wir in den europäischen Sprachen dafür haben, welche dieses Parasitentum beschreiben: beispielsweise „sucker auf Englisch, „chupon auf Spanisch, „succhione auf Italienisch, „gourmand auf Französisch. Lässt man die Reiteration wachsen, produziert sie auch Blüten.

    Mit dem Wort „Reiteration" betont OLDEMAN nicht das Parasitentum, sondern konzentriert sich auf die unerwartete Wiederholung des Wachstumsprogramms. Es ist sinnvoll, zwischen zwei Arten von Reiterationen zu unterscheiden: traumatische und adaptive.

    Mit „traumatischen Reiterationen" werden verwundete bzw. verloren gegangene Teile des Baumes ersetzt. Wenn ein Ast eines Ahornbaums abgeschnitten wurde, wachsen im Bereich der Wunde Reiterate, die wie ein neues Bäumchen auf dem geschädigten Gehölz sitzen. Derselbe Vorgang lässt sich am Stumpf eines umgefallenen Baumes, oben auf einem beschneitelten Baum oder auf dem Stamm eines schief stehenden Baumes beobachten (Abbildung 8).

    Bei der „adaptiven Reiteration" handelt es sich um einen natürlichen Prozess an einem erwachsenen Baum. Der zeitliche Ablauf einer adaptiven Reiteration ist in Abbildung 10 dargestellt. Zunächst wächst die junge Reiteration nach oben, so wie der Stamm eines jeden Baumes. Dann beginnt sie sich zu neigen und wird aufgrund der Schwerkraft, der Biegsamkeit des Holzes und des langen Hebelarms horizontal. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass es sich um einen Stamm, nicht um einen Ast handelt, und aus einem schiefen Stamm entstehen normalerweise neue Reiterate. Unter seinem Gewicht beginnt der horizontale Stamm abzusinken, und daher wachsen neue Reiterate tendenziell in einer

    S-Kurve

    nach oben, die sich bei alten Bäumen gut beobachten lässt. Was auf Französisch beispielsweise „branche maîtresse (also „Hauptast) genannt wird, ist kein Ast, sondern ein absinkender Stamm. Ein echter Ast ist ein temporärer Trieb und wird nicht so groß; nur ein Stamm kann so eine große kambiale Aktivität aufweisen.

    Die „kolonialen Bäume (Abbildung 11) sind vielleicht nicht so schön wie die „unitarischen Bäume, doch über die Zeit werden sie mit Verbreiterung ihrer Krone im Hinblick auf die Fotosynthese immer effizienter. Sie können außerdem eine sehr hohe, oder sogar unendliche Lebensdauer haben. Wenn im Wald zwischen unitarischen und kolonialen Bäumen ein Wettbewerb besteht, sind die letzteren meist die Gewinner, da die Reiterationen ihnen eine größere Gestaltungsfähigkeit geben, wogegen die räumliche Form der unitarischen Bäume im Rahmen ihres Architekturmodells feststeht.

    Abbildung 10: Entwicklung der adaptiven Reiteration

    Abbildung 11: Die kolonialen Bäume entwickeln breite Kronen.

    Einige koloniale Bäume können als Klone, in Form von Wurzelschösslingen oder durch Absenkerbildung, als potenziell unsterblich betrachtet werden: Sie bleiben so lange am Leben, wie die Umgebungsbedingungen zum Überleben gut genug sind. Der älteste bekannte Baum ist ein Klon der Lomatia tasmanica (aus der Familie der Proteaceae (Silberbaumgewächse) in Tasmanien), der auf 43.000 Jahre datiert wurde (LYNCH et al. 1998).

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    HALLÉ, F., OLDEMAN, R. A. A., 1970: Essai sur l’architecture et la dynamique de croissance des arbres tropicaux. Masson, Paris.

    HALLÉ, F., OLDEMAN, R. A. A., TOMLINSON, P. B., 1978: Tropical Trees and Forests; an Architectural Analysis. Springer Verlag, Berlin.

    LYNCH, A. J. J., BARNES, R. W., CAMBECEDES, J., VAILLANCOURT, R. E., 1998: Genetic evidence that Lomatia tasmanica (Proteaceae) is an ancient clone. Australian Journal of Botany, 46 : 25 – 33.

    LINNAEUS, C., 1735: Systema Naturae. Leyden.

    OLDEMAN, R.A.A., 1972: L’architecture de la végétation ripicole forestière des fleuves et criques guyanais. Adansonia, N.S., 12, 2 : 253 – 265. Paris.

    OLDEMAN, R.A.A. 1974. L’architecture de la forêt guyanaise. Mémoire ORSTOM n°73, Paris.

    Autor

    Prof. em. Dr. Francis Hallé

    Université de Montpellier

    Privatanschrift:

    109 Avenue de Lodève

    34070 Montpellier (France)

    francis.halle@wanadoo.fr

    1 Zukunftsprojekt „Stadtgrün 2021"

    Das Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021" – ein Überblick

    The research project „Urban Green 2021" – an overview

    von Susanne Böll

    Zusammenfassung

    „Stadtgrün 2021", ein unter dem Aspekt des Klimawandels langfristig angelegtes Straßenbaumprojekt, wird vorgestellt. Im Weiteren wird ein Überblick über die nachfolgenden Artikel gegeben, die sich mit weiterführenden Fragestellungen und Untersuchungen im Rahmen des Forschungsprojekts befassen.

    Summary

    „Urban Green 2021", a long-term city tree project launched under the aspect of climate change, is introduced. Furthermore, an overview is given of the following articles that cover additional issues and investigations in connection with this research project.

    1 Einleitung

    Die zunehmende Urbanisierung mit ihrer Nachverdichtung und steigenden Flächenversiegelung unserer Städte sowie der fortschreitende Klimawandel führen zu einer immer stärkeren Aufheizung, besonders der innerstädtischen Bereiche. Um dem UHI („urban heat island)-Effekt (COLLIER 2006) entgegenzuwirken und das urbane Mikroklima zu verbessern, kommt dem urbanen Grün – insbesondere Bäumen – eine wesentliche Bedeutung zu: Sie dienen als Schattenspender, „Klimaanlagen durch Kühlungseffekte, CO2

    -Fixierer

    und erfüllen eine Reihe weiterer Ökosystemleistungen wie Feinstaubfilterung, Lärmminderung, Lebensraum für Fauna und Flora und stellen ganz allgemein eine Steigerung unserer Lebensqualität in städtischen Quartieren dar.

    Einige Städte haben bereits Anpassungsstrategien an den Klimawandel erarbeitet (z. B. Modellprojekt „Urbane Strategien zum Klimawandel des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (2009 – 2012, BMUB) in neun deutschen Städten wie z. B. Aachen, Jena, Nürnberg). Auf bundespolitischer Ebene wird gemeinsam mit den Verbänden an Grünen Infrastrukturstrategien gearbeitet, die 2017 in Form eines Weißbuchs („Grün in der Stadt) vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) herausgegeben und Handlungsempfehlungen für die Kommunen enthalten werden (KAHL & GEHRCKE-SCHLEITHOFF 2016). Mittlerweile spricht man bereits von einem „New Deal zur grünen Infrastruktur (s. bdla-Tagung „Kick-off Grüne Infrastruktur, Essen, 13. 10. 2016).

    Stadtgrün umfasst Grünflächen, Fassaden- und Dachbegrünung, Alleen und Straßenbäume. Bäumen kommt durch ihre Dreidimensionalität und Größe vor allem im Straßenbereich eine besondere Bedeutung zu. So kann die Oberflächentemperatur von besonnten und von Bäumen beschatteten Asphaltflächen an heißen Tagen um bis zu

    15

     

    °C

    differieren (GILLNER et al. 2015). Auch bei Jungbäumen im Projekt „Stadtgrün 2021" lässt sich bereits eine deutliche Temperaturminderung durch Verschattung messen (Abbildung 1).

    Grundvoraussetzung, damit Stadtbäume ihre Wohlfahrtswirkungen entwickeln können, ist, dass sie vital und gesund sind. Unsere heimischen Straßenbaumarten wie Ahorn und Linde leiden jedoch als klassische Waldbaumarten mittlerweile selbst immer häufiger unter den zunehmend auftretenden Trocken- und Hitzestressperioden, so dass einige der gängigen Stadtbaumarten den Anforderungen an vielen Standorten teilweise schon jetzt nicht mehr gewachsen sind und zukünftig noch weniger sein werden (KEHR & RUST 2007; ROLOFF et al. 2008).

    Abbildung 1: Lufttemperaturunterschiede zwischen einer besonnten und von einem Baum beschatteten Asphaltfläche am 29. 8. 15 in Würzburg

    2 Projekt „Stadtgrün 2021"

    „Stadtgrün 2021" ist ein vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten gefördertes, langfristig angelegtes Klimawandelprojekt mit einer Laufzeit von über zehn Jahren. Es dient dazu, das stark eingeschränkte Repertoire der Hauptbaumarten zu erweitern und für die Praxis regional geeignete, resiliente Stadtbaumsortimente herauszuarbeiten.

    Seit 2010 werden 20 potentiell stresstolerante Baumarten und Sorten an drei klimatisch sehr unterschiedlichen bayerischen Standorten auf ihre Eignung als Straßenbäume der Zukunft getestet (Klimakenndaten s. BÖLL et al. 2014):

    in Würzburg, einer wärmebegünstigten Stadt mit Weinbauklima, Hotspot, um die Versuchsbaumarten auf Trocken- und Hitzestresstoleranz zu testen,

    in Hof/Münchberg unter kontinentalem Klimaeinfluss mit hoher Frostgefährdung, ein optimaler Teststandort für Frosttoleranz, und

    in Kempten, das durch ein gemäßigtes Voralpenklima mit hohen Niederschlägen geprägt ist.

    2.1 Versuchsaufbau

    Auswahl der Versuchsbaumarten

    Aus 72 potentiell interessanten Baumarten wurden entsprechend ihrer natürlichen Standortansprüche, insbesondere ihrer Trockenstresstoleranz und Hitzeresistenz, aber auch Frosttoleranz, die nachfolgenden 20 Versuchsbaumarten und Sorten für den Versuch ausgewählt (Tabelle 1). Darüber hinaus wurden bei der Auswahl ihre Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheitserreger, inklusive neu zu erwartender Arten (siehe

    EPPO-Liste

    ), aber auch wichtige städtebauliche Aspekte wie Wuchsform und Erscheinungsbild berücksichtigt.

    Die Bäume wurden im Winterhalbjahr 2009 / 2010 in den Partnerstädten jeweils in achtfacher Wiederholung (in Einzelfällen je sechsfach) mit insgesamt 460 Bäumen an Straßenstandorten gepflanzt. 2015 wurde eine Versuchserweiterung vorgenommen und zehn weitere Versuchsbaumarten/Sorten, je sechs- bis achtfach, in den Partnerstädten aufgepflanzt. Bei beiden Aufpflanzungen stammten alle Versuchsbäume einer Art/Sorte aus demselben Quartier derselben Baumschule. Die Pflanzgröße betrug 16 / 18 StU, in Ausnahmefällen, wenn die Größe nicht

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