Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Mörderisch gute Gelegenheiten: Krimi-Kurzgeschichten
Mörderisch gute Gelegenheiten: Krimi-Kurzgeschichten
Mörderisch gute Gelegenheiten: Krimi-Kurzgeschichten
Ebook171 pages2 hours

Mörderisch gute Gelegenheiten: Krimi-Kurzgeschichten

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Krimispannung mal 20

Lisa Lerchers Krimis sind nichts für schwache Nerven - dafür ist Höchstspannung garantiert! Diese 14 Kurzkrimis werden Ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen. In "Mörderisch gute Gelegenheit" besucht etwa das Wiener Ehepaar Karl und Else Riedmüller über die Weihnachtsfeiertage Elses Freundin Wiebke in Lübeck. Was Else Riedmüller nicht weiß: Karl wäre gerne Witwer und sucht nach einer günstigen Gelegenheit, seine Ehefrau unauffällig "um die Ecke" zu bringen ...
Als Zusatz finden sich 6 Rätselkrimis, bei denen Sie selbst Detektiv spielen können!

Weitere Krimis von Lisa Lercher:

- Der letzte Akt. Kriminalroman
- Der Tote im Stall. Kriminalroman
- Ausgedient. Kriminalroman
- Die Mutprobe. Kriminalroman
- Mord im besten Alter. Kriminalroman
- Faule Marillen. Kriminalroman
LanguageDeutsch
PublisherHaymon Verlag
Release dateJun 9, 2017
ISBN9783709937938
Mörderisch gute Gelegenheiten: Krimi-Kurzgeschichten

Related to Mörderisch gute Gelegenheiten

Related ebooks

Mystery For You

View More

Related articles

Reviews for Mörderisch gute Gelegenheiten

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Mörderisch gute Gelegenheiten - Lisa Lercher

    Lisa Lercher

    Mörderisch gute ­Gelegenheiten

    Kriminalroman

    Inhaltsverzeichnis

    Cover

    Titel

    Heimkehr

    Mörderisch gute Gelegenheit

    Im Tal der Königin

    Der Frauenstammtisch

    Veilchen im Moos – ein Erfahrungsbericht

    Herb im Abgang

    Das Geheimnis

    Schlussakkord

    Bluzafest

    Dumm gelaufen

    Der Duft der Vanille

    Irish Stew mit Beans

    Das Versprechen

    Epilog

    Zugabe – Rätselkrimis

    Tod im Amt

    Der Kurschatten

    Lustige Witwen

    Zug um Zug

    Die Kopftuchrevolution

    Leichenschmaus

    Auflösungen

    Lisa Lercher

    Zur Autorin

    Impressum

    Weitere E-Books aus dem Haymon Verlag

    Heimkehr

    Die Vergangenheit holt einen immer ein – egal, wie sehr man sich dagegen sträubt. Irgendwann kommt der Moment, in dem es nur noch eine Richtung gibt. Plötzlich ist man bereit, sich zu fügen, ist erleichtert, weil man endlich eine Entscheidung getroffen hat – die einzig Richtige.

    Nach beinahe einem Jahrzehnt habe ich meine Zelte hier abgebrochen. An ein Leben in der Stadt hätte ich mich nie gewöhnt. Dass meine große Liebe ein Irrtum gewesen ist und ich meinen Job verloren habe, hat meinen Blick für das Wesentliche geschärft. Das Kind unter meinem Herzen wird seinen Platz kennen und in unserer Tradition aufwachsen. Endlich komme auch ich zur Ruhe.

    Meine Mami erwartet mich an der Türschwelle. Stille Freude spiegelt sich in ihrer Miene, als ich sie umarme. Sie erscheint mir kleiner, schmaler, als ich sie in Erinnerung habe. Ihr Rücken ist gebeugt, die vielen Runzeln in ihrem lieben Gesicht sind Zeugnis eines entbehrungsreichen Lebens.

    Ich gehe durchs Haus, schaue mich um – wenig hat sich verändert. Ich atme den vertrauten Duft der schweren Möbel ein, fahre mit dem Finger über die Kerben in der Tischplatte und spüre lang vermisste Geborgenheit.

    Später steige ich die steile Stiege zum Dachboden hinauf. Das Bett in meinem alten Zimmer ist bezogen. Das kleine Fenster steht offen. Der Tannenkogel bewacht wie immer unsere Idylle.

    Mami hat mit den Vorbereitungen begonnen. Für mich gibt es vorerst wenig zu tun. Ich gehe viel spazieren, atme die würzige Almluft und erzähle meinem ungeborenen Kind Geschichten aus unbeschwerten Tagen.

    An einem feuchtnebeligen Herbsttag ist es dann soweit. Ich setze mich an den Küchentisch und schaue Mami beim Zerreiben der Kräuter im Mörser zu. „Weißt du es noch?", fragt sie leise. Ich nicke. Erst stockend, dann zunehmend flüssig zähle ich alles auf. Ab und zu ergänzt sie ein Detail. Aber insgesamt ist sie zufrieden und stolz auf mich. Das sehe ich ihr deutlich an.

    Mami ist zusehends schwächer geworden. An manchen Tagen braucht sie meine Hilfe bei den Ritualen. Abends sitze ich oft lange an ihrem Bett und halte ihre Hand. Als dieses Strahlen von ihr ausgeht weiß ich, dass sie ihr Ziel bald erreicht hat. Meine Trauer schiebe ich zur Seite, sie hat neben ihrer gelösten Zufriedenheit keinen Platz.

    Mami stirbt in einer stürmischen Novembernacht. Der Wind rüttelt an den Dachschindeln. Graupelschauer peitschen mir ins Gesicht, als ich nach draußen gehe und meinen Schmerz mit den Elementen wüten lasse.

    Ich werfe einen letzten liebevollen Blick auf meine Mami, ehe ich ihren ausgezehrten Körper in eine Mischung aus Salz und Nitrit bette. Dazwischen lege ich wohlriechende Kräuter und Gewürze, so wie sie es mir beigebracht hat. Den Deckel der Truhe schmücke ich mit Kiefernzapfen und Reisig. Unsere magische Wurzel wacht über Mamis Verwandlung.

    Den Ofen heize ich rechtzeitig ein. Die Räucherkammer ist neben der Scheune. Die dicken Buchenscheiter glosen. Mamis gepökelter Leib schaukelt im Luftzug, als ich die Tür von außen verriegle. Ausgedörrt hatte ihr Körper ausgesehen und leicht rötlich vom Pökelprozess. Durch das Selchen würde sie nun schwarz werden – so wie meine Geschwister, die in ihren hölzernen Truhen auf das Fest warten.

    Der Tisch ist gedeckt, meine kleinen Brüder liegen in ihren Weidenkörbchen. Mami platziere ich ans Tischende, dort wo sie auch zu Lebzeiten immer gesessen ist. Ihr zur Seite thront meine Großmutter. Meine beiden Onkel lasse ich in ihren Behältern. Der Zahn der Zeit hat ihnen schon ziemlich zugesetzt. Mein jüngster Bruder schwimmt in Spiritus. Als Frühgeburt ist er für die Verwandlung in eine Mumie noch zu klein gewesen.

    Dass Mamis Transformation mit der Karwoche abgeschlossen ist, nehme ich als Zeichen – denn Ostern gilt auch bei den Christen als Fest der Auferstehung.

    Das Kind unter meinem Herzen hüpft vor Freude, als ich die alten Gesänge anstimme. Ich erhoffe mir eine Tochter, damit sie die Familientradition fortführt. Doch auch ein Sohn ist mir willkommen. Meine kleinen Brüder würden sich über einen neuen Spielgefährten bestimmt freuen.

    Siegergeschichte des Evolver-Literaturwettbewerbs 2012 erstmals gedruckt veröffentlicht in: Harte Bandagen. Die Mumien-Anthologie. p.machinery Michael Haitel, Murnau 2015.

    Mörderisch gute Gelegenheit

    Karl Riedmüller hatte seine Frau über die Weihnachtsfeiertage nach Lübeck eingeladen. Schon lange hatte sich Else ein Wiedersehen mit ihrer langjährigen Freundin Wiebke gewünscht, die vor Jahren hierher gezogen war. Karl hätte zwar lieber einen Schiurlaub in einem Tiroler Nobelhotel verbracht, aber er sah ein, dass es notwendig war, dieses Opfer zu bringen. Wie Else hinter seine Affäre mit der Chefsekretärin eines Geschäftspartners gekommen war, war ihm immer noch ein Rätsel. Elses Drohung, sich nun endgültig von ihm zu trennen, hatte ihn jedoch aufgeschreckt. Das Geld, das ihm Nora, seine erste Frau, hinterlassen hatte, ging allmählich zur Neige und an Elses Vermögen kam er nur, wenn sie vor ihm das Zeitliche segnete. Auch wenn Else ständig über irgendwelche Beschwerden klagte und zu deren Linderung diverse Esoterik-Seminare besuchte, war Karl überzeugt, dass ihre Leiden mehrheitlich eingebildet waren. Dass sie vor ihm sterben würde, erschien ihm deshalb unwahrscheinlich, eine Scheidung kam für ihn sowieso nicht infrage. Wie sollte er ohne ihre Unterstützung seinen aufwändigen Lebensstil, die wechselnden Geliebten und den Lamborghini finanzieren? Die Einladung in die Hansestadt sollte Ausdruck seiner Reue sein und es beruhigte ihn, dass Else sie angenommen hatte. Eine allerletzte Chance werde er bekommen, hatte sie gesagt und er glaubte ihr, als sie hinzufügte, diesmal sei es ihr bitter ernst.

    Wiebke empfing das Ehepaar in ihrer Wohnung im Herzen der Stadt. Karl war angenehm überrascht. Er kannte Wiebke nur von alten Fotos, die ihm seine Frau gezeigt hatte. Die gepflegte Rothaarige musste Ende Vierzig sein, sah jedoch deutlich jünger aus. Der Erfolg als Bestsellerautorin von Regionalkrimis, deren Handlung überwiegend in Hamburg angesiedelt war, tat ihr offenbar gut. Die geschmackvoll eingerichtete Wohnung deutete darauf hin, dass Wiebke sich auch finanziell keine Sorgen machen musste. Dass sie nach mehreren Anläufen inzwischen die Suche nach einem passenden Partner aufgegeben hatte, wusste Karl von seiner Frau.

    Nachdem sich das Ehepaar frisch gemacht hatte, freute Karl sich auf einen kräftigen Mokka. Wiebke überraschte das Paar mit Ostfriesentee. Karl zog die Nase kraus, als Wiebke ihn belehrte, er dürfe die Kluntjes nicht aufrühren und der Schuss Sahne gehöre einfach dazu. Er verkniff sich einen bösen Kommentar über bitteren Tee, der mit jedem Schluck klebriger wurde und dennoch als Kulturgut galt. Else hingegen schien das Gebräu zu mögen und knabberte an einem Butterkeks. Er tätschelte ihre Hand, achtete darauf, dass auch Wiebke die Zuneigungsbekundung wahrnahm. Sie sollte sehen, dass er einen bemühten Ehemann abgab.

    Karl erkundigte sich nach Wiebkes Romanen, erfuhr, dass sie immer schon phantasiebegabt gewesen war. Er lieh sich eines der Bücher und zog sich unter dem Vorwand, dass die Freundinnen einander bestimmt viel zu erzählen hätten, ins Gästezimmer zurück. Dort legte er das Buch aufs Bett. Er würde es später lesen. Vielleicht bot es ja Inspiration? Er brauchte dringend einen Plan. Er stellte sich ans Fenster und starrte in den düsteren Innenhof. Das Kopfsteinpflaster glänzte feucht. Hatte es geregnet? Sein Leben als Witwer würde in jedem Fall sonnig sein. Er war immer noch gut in Form. Sein Haar war voll, die angegrauten Schläfen verliehen ihm Seriosität. Er war sozusagen ein Mann in den besten Jahren. Vielleicht würde Wiebke ihm über den tragischen Verlust hinweghelfen? Zumindest für eine begrenzte Zeit. Ein Urlaub an der sommerlichen Ostsee wäre ganz nach seinem Geschmack. Er zog seinen Ehering vom Finger, steckte ihn in die Hosentasche und betrachtete seine Hand. Karl zuckte zusammen, als Else plötzlich im Zimmer stand. Sie hole nur ihre Allergietabletten, ließ sie ihn wissen. Wiebkes Kater sei zwar schon seit Anfang der Woche bei Freunden untergebracht, auch habe man die Wohnung gründlich geputzt, trotzdem tränten ihr die Augen und sie habe ein kratziges Gefühl im Hals. Karl sah ihr zu, als sie im Waschbeutel nach dem Medikament kramte.

    Für den nächsten Tag war ein Stadtspaziergang vereinbart. Wiebke wollte ihren Gästen einige Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Sie begannen beim Wahrzeichen Lübecks, dem Holstentor, das in sumpfiges Gebiet gebaut worden war. So wie in Pisa hatten sich einst auch diese Türme geneigt, doch der Mangel war längst behoben und der mächtige rote Ziegelbau beeindruckte Else sehr. Sie überquerten die Trave auf der Holstenbrücke, um die Salzspeicher aus vergangenen Jahrhunderten zu besichtigen. Karl fror, auch war er nicht recht bei der Sache. Er sah Wiebke reden, erfasste jedoch den Sinn ihrer Worte nicht. Else ging ihm auf die Nerven. Ständig stellte sie Fragen, zupfte ihn am Ärmel, um ihn auf dieses oder jenes Detail hinzuweisen und riss ihn dabei jedes Mal aus seinen Gedanken. Er gab sich Mühe, seine Mimik zu beherrschen, während er sich vorstellte, seine Frau mit einem Kissen zu ersticken, sobald sie schlief. Er könnte ihr auch ein Messer ins Herz rammen oder sie betäuben und ihr die Pulsadern aufschneiden. Keiner seiner Einfälle erschien im letztlich brauchbar. Wichtig war, dass er selbst unverdächtig blieb. Soviel hatte er aus der Vergangenheit gelernt. Bei Nora hatte alles anstandslos geklappt. Die kleine Manipulation am Motorblock war den Kriminalisten entgangen, der Fall längst zu den Akten gelegt.

    Mit Else hatte er alt werden wollen. Er hatte sie wirklich geliebt. Wenn sie nur nicht so kleinlich gegenüber seinen Eskapaden wäre, oder zumindest Auto führe. Das würde die Sache bedeutend einfacher machen. Auch wenn die heutigen Fahrzeuge technisch viel komplizierter waren. Karl war schließlich vom Fach.

    Man war vor der Marienkirche angelangt, einer gotischen Backsteinkirche, Vorbild für andere Gotteshäuser in den Ostseestädten. Im Kirchhof lockte ein Weihnachtsmarkt der besonderen Art. Etwas Vergleichbares hatte Wien nicht zu bieten. Sogar Karl vergaß für einige Minuten auf seine Sorgen und sah dem bunten Treiben der Silberschmiede und Zinngießer in ihren historischen Gewändern zu. Er betrachtete ihre Werkzeuge. Es musste nach Selbstmord aussehen. Aber war das glaubwürdig? Else bleckte die Zähne. Lachte sie ihn aus?

    Karl sehnte sich nach einer Zigarette und einer Melange. Ein großer Espresso würde es auch tun. Von einer Brücke könnte sie fallen. Bei tiefen Temperaturen starb man an Atemlähmung. Wie lange müsste sie dazu im Wasser treiben?

    Endlich war auch Wiebke kalt geworden. Sie schlug einen Besuch im Schabbelhaus vor, einer Gaststätte, die mit Mobiliar aus Museumsbeständen eingerichtet war. Karl fühlte sich wie in einem Salon des Schlosses Schönbrunn und löffelte zufrieden seine Kartoffelsuppe.

    Man war übereingekommen, den Heiligen Abend gemütlich in Wiebkes Wohnung zu verbringen. Karl hatte sich erboten, den kleinen Weihnachtsbaum zu schmücken. Die Frauen bereiteten in der Küche das Abendessen vor. Nachdem Karl sämtliche Kugeln, Sterne und Kerzen auf der kleinen Tanne verteilt hatte, setze er sich mit einer Zeitung auf die weiße Designercouch am Fenster. Er hatte sich gerade in die Lektüre eines Artikels über die Eskalation von Gewaltdelikten im Advent vertieft, als Wiebke das Wohnzimmer betrat. Ob er so freundlich sein könne, den Wein zu holen?, fragte sie. Allein der Gedanke, nach Einbruch der Dunkelheit in den Keller hinunter zu müssen, erfülle sie nämlich mit einem gewissen Unbehagen. Er ließ sich nicht lange bitten und zeigte Verständnis. Das liege wohl an ihrem Beruf,

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1